Gotthold
Ephraim
essings
sämtliche
Schriften
Gotthold Ephraim
Lessing, Karl
Grad R. R. 2
PT
33°! (,
.AI
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(Sofffjolb (Ephraim %t\pi&a
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©offyößi (Ephraim l«f|tnßs
$£rftus$E0ebtn von
Jtarl Xadjmann.
Grifte, auf'0 nnre burdjgsfsfysn? unb uetniBljrfs DRuflage,
beforjit burdj
®. I. ©öfrijBit'fdjB ©trlagsFfanblung.
1898.
Xrud oon Carl 81 en bolb £ So., fceilbronn.
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Bomb*.
3>en bierjebnten Sanb eröffnen bie testen arbeiten/ bie Sefflna felbft
noch für ben $rucf borbereitete, feine Auffäfce im fünften unb fechften ber
„3Boffenbfittler Seiträge 44 . $on ihnen nagte ich nach reiflicher Überlegung boch
ni^t bie Schrift beS £beobbilu8 ^ßreSbbter auSjufrfjUefcen, obgleich ftdb Scfftng
bei ihr foft auf ben einfachen Abbrucf ber 2Bolfenbüttter #anbfchrtft mit gans
wenigen fritifchen Anmerfungen befchräntte, bie gemi§ geplante Einleitung basu
aber nicht mehr botlenben tonnte. Unter bem Seite bezeichnete ich babei alle
Abweichungen beS 3>rucfe8 oon jener SBolfenbfittler $anbfchrift, fo weit eS ftch
nicht um blo§e Unterfchiebe ber SRechtfdjreibung ober um ftebler, bie ßefftng
wohl mit Ablicht berbefferte, ober fonft um Heine abftchttiche tnberungen beS
Herausgebers, fonbern bermuttich um ein Serfeben beSfetben ober auch um
einen Qrucffebter hanbette, ©anj sweifellofe 3>rucffehler befeitigte ich mitunter
auch fiittfchwetgenb. ©benfo änberte ich berbältniSmä&tg oft, aber fietd mit
Angabe ber oerbefferten ßeSarten, augenfällige Qfebler ber §anbfchrift, bie Cef*
fing beibehalten hat. Aber ba ich nicht baS SBerf beS XbeobbttuS, fonbern nur
ben Sefftngifchen £eyt biefeS SßerfeS frittfeh au behanbeln hatte, ertaubte ich
mir folche Serbcfferungen auch nur bei augenfeheinlichen ftcblern, nicht bei
blo&en Abweichungen beS SBolfenbflttler £erte8 bon anbern $anbfchriften be8
gleichen Inhalts. Auch änberte ich natürlich folche formen nicht, bie »war im
guten Satein berwerflich wären, aber in mittelalterlichen $anbfchriften unb alten
2>rucfen gelegentlich begegnen, wie idem ftatt item ober molare neben molere
u. bqt. ©leichwoht wirb burch meine ©eljanblung ber $ert, ber in ben frühe«
ren Aufgaben ftedenweife recht unftar geblieben i{t, nicht nur lesbarer geworben
fein, fonbern man wirb nunmehr auch leichter erfennen, ba§ ßeffing, wo er Um
berfiänbtichcS ober fbrachlich Unrichtige« abbruefen lie§, ftch faft burchauS ge-
nau an feine hanbfehrifttiche Vorlage hielt. (Sine neue Prüfung biefer Vorlage
• f chien mir nach ber — freilich nicht immer guberläfftgen — Ausgabe ber (Schrift
beS SEheobhiluS oon Albert 3lg unb nach ber forgfältigen iüngjten Sergleichung
ber SBotfenbüttler fcanbfchrift burch Atfreb ©chöne (für bie $embeffche AuS-
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VI
gäbe) niebt nötig gu fein; für meinen 3wecf burfte icb mieb mit ben tertfritt»
fdjen Angaben btefer beibra ftorfeber unb befonberS ©cbÖneS begnügen.
35er IRefi biefeS biergebnten ©anbeS unb ebenfo bie betben fotgenben
©änbe finb ben Entwürfen unb unöoöenbetcn ©Triften ScfftngS gewibmet, bie
icb möglicbii bottgäblig, nodj ber #eit ibreS EntfhbcnS georbnet, mitguteilen
fud&e. 3cb bruefe baber niebt btofe bieienigen ©rucbfiücfe feiner Arbeiten ab,
bie und in $anbfdjriften ober in unmittelbar nadj feinem £ob erfolgten ©er»
öffentlidmngen feiner ^reunbe erhalten finb, fonbern icb bergeiebne — äbnlicb,
wie eS im britten ©anbe btefer SluSgabe bei bem tbeatralifdjen s J?adjla§ ge*
febab — aueb folebe ©Triften unb s ßläne CefftngS, bon benen au§er bem £itet
nicbtS ober boeb faft nichts auf unS gefommen ifl. $ocb fe(je icb babei cor*
au«, ba§ ßefftng ftcb mit biefen Plänen wirf lieb getragen, ba§ er an ibnen febon
gearbeitet babc ober boeb ernftlicb SBiflenS gewefen fei, an ibnen gu arbeiten.
^Dagegen (äffe icb unerwäbnt, waS Rcb fofort nur als $roieft erweift, flüebtige
©ebanfen, bie ibm einmal bureb ben ßopf f 4 offen, bie er aber auf bem tya*
biere gewi§ niebt fefibielt, aueb gar niebt feftgubalten gebaebte. @o fbriebt
3. ©. Effing im ©rief an SRamler bom 11. SJegember 1755 oon „unfern $ro*
jeften", bie aber borlä'uftg garnier nur allein auSfübren foüe, ober er febreibt
am 31. 2Rär§ 1759 an ©leim über ben *ßfan einer SluSgabe ÄnafreonS in
einer äßeife, auS ber beutlicb berborgebt, ba§ er felbfl eine folc^e SluSgabe
fetneSmegS crnftUcb borbatte unb nur ©leim burdj feine 2Borte gum eifrigen
Überfe^en Hnafreontifcber Sieber anfbomen wollte, ^atürüdj (äffe icb ferner
bei ©eite, waS nur irrtümlieb Seffmg gugefebrieben würbe, fo g. ©. bie an*
geblicb 1741 bei feiner SlufnabmSbrüfung in 2J?ei§en oevfafjten ©äfce, bie gu*
erfi E. Ä. $)ider in feinen „Erinnerungen an ©. E. Seffing, 3ög(ing ber
SanbeSfcbule gu ÜJ?ct§en" (2Wei&en 1841), aber eingeftanbener ÜKafjen als eigne,
frei erfunbene #utbat, mitteilte, unb bie unter anbern ©orberger (in ber Aus-
gabe ber 2Berfe ScffingS in ürfcbnerS *2>eutfcber ftationallitteratur", ©b. XIV,
©. 439) unbefonnencr SBeife wieber abbruefte, obgleicb namentlicb s #eter im
„Wrcbib für Sitteraturgeftbicbte", ©b. X, <B. 307 auf ben gefebiebilicben Unwert
bei Ergäblung 3)iflerS längfi bingewiefen batte.
3)ie gunäcbfi in bem biergebnten ©anbe bergeiebneten Entwürfe reieben
bon ben ütfetfwer ©c&uljabren SeffingS bis in baS Enbe ber ©reSlauer 3eit,
bon bem ©lürfwunfebfebreiben an ben ©ater beim ©eginn beS 3abrc8 1743
bis gu ben reimbaltigen Vorarbeiten für bie brei leite beS „gaofoon". SSaS
über Enthebung, banbftbriftli^e Überlieferung unb 3)rucf ber berfebiebnen Ent-
würfe gu fagen ift, bemerfe icb in jebem eingelnen OaKe fogleicb unter bem
Xerte. Sludb fonß füge icb bicr bann unb wann eine Heine, boffentlicb er*
wünfebte Erklärung bei, befonberS wo ßeffing Ticb in feinen Eitaten Slb*
fürgungen gefiattet, bie niebt jebem auf ben erften ©lief berftänblicb fein bürf*
ten. 2)a§ icb bie ^abiere gum M <Sobbofle8", bie icb für ben aebten ©anb biefer .
Ausgabe niebt batte benü^en fönnen, bier noeb einmal genau nacb bem 8ef»
ftngifcbcn SBortlaut abbruefen lie§, wirb man mir bei genauer Prüfung !aum
Bombe.
VII
bcrargen. $enn nur auS tönen, niebt auS itjrer ^Bearbeitung burd) ©fdienburg,
an bte id) mid) bort Ijalten mu§te, fiefct man, wie Scfftng arbeitete/ wie er ftdj
balb einen ©infall, batb eine (Srflärung an ben SRanb f abrieb, allerlei ©täte
gufammentrug, feine Slnmerfungen bagu fürs fütterte; überbted tritt bie @igeu*
art feineS ©tileS, bie ftcb trofc aller ölüeötiflfeit ber ftufgetdjnungen nidjt Oer«
leugnet, erft auS biefem getreuen, nid)t überarbeiteten Slbbrucf ber §anbf Triften
Ijerbor.
3fnbem i# SeffingS Sitate in ben oon iljm benü$ten SluSgaben naaV
prüfte, tonnte id) in ben (Entwürfen, bie unS md)t mebr in ber Hanbfdjrift
ermatten ftnb, manchen i'efefeljler ber erften Herausgeber berbeffern, in ben
übrigen manage unbcutlicfte ©teile in ßeffingS ©dirift gum erften Wale richtig
entziffern. Sei ben grieebifdjen Zitaten befeitigte id) au§erbem gafclreidje ftlüdjtig«
feiten in ber ©ebreibung. ©o ergänzte icb in benjenigen Entwürfen, in benen
bie griedjifcben Sßörter meiftenS mit $lccenten berfeben ftnb, fiiflfdjweigenb aud)
bie bergeffenen ^eicb.en : in ben anbern, fjäuftgern Entwürfen, in benen Sefftng
biefe Slcccnte überhaupt weglief), folgte ieb gwar bievin feinem Vorgänge, trug
aber wenigftenS eingelne bon iljm überfeine ©pirituS unb Jota subscripta
nacb. (Sine gewiffe Ungleichheit in ber ©ebreibung beS ©ried)ifd)en bteibt ja
aud) bei biefem ©erfahren; fte gefct aber auf ßefftng felbft gurütf, weS&atb id)
fie nid)t gu entfernen wagte. (Sine wettere, geringfügige Ungleichheit entfielt
baburd), ba§ Sefftng bei griedjifdjen 3)ipf)t{jongen bie Hcccnte unb ©pirituS in
eingetnen Entwürfen burdjweg ober faft burcfcweg auf ben erften Sofal, in
anbern aber fo, wie wir iefct gewohnt ftnb, auf ben gweiten fefete. Slucfc hierin
folgte ieb iljm ; boeb. führte icb wenigftenS in einem unb bemfclben Sluffafce fletS
ben gleichen ©ebraud) burdj, wäbrenb Seffing fieh. babei meiftenS aueb im (Sin*
getnen nod) Heine 2öiÖfürlid)feiten ertaubte. 3n allem Übrigen behielt ieb bie
©ebreibung unb ebenfo bie Snterpunftion meiner Vorlagen bei, fo flücbtig unb
unregelmäßig fte aueb fein mocfcte; nur wo bte SBörter ber fjöflicben Slnrebe
©ie, S&nen, 3br, (Sud) u. f. w. in ben .ftanbfdjriften Heine ÄnfangSbucbftaben
Ijaben, fefcte id) bafär bie großen, ©o weit möglich, fudjte icb fetbft gewiffe
äu§erlicbe (Sinridjtungen ber $anbfcbriften int SDrucfe nac&gubilben, fo bei bem
^tuffa^e „$)er ©djaufpicter" unb bei ben papieren gum „©opboflcS".
3)ie £anbfcbriften, bie für biefen biergefcnten SBanb in ^Betracht famen,
geboren teils bem ©efjeimen ^uftigrate Herrn Robert Seffing in Sertin,
teils ber bergoglicb braunfdjweigtfdjen © t b l i o t Ij c f in Wolfen*
büttet, teils ber föniglicften unb UnioerfitätSbibliotfjef inSreS«
tau. 3)ie letjtgenannten erhielt ieb. febon oor mehreren fahren burd) bie ©üte
ber SreSlauer JBibliotbefSberwaltung gu längerem ©ebraudje nacb SWüncben
gefanbt ; neuerbingS berglid) mein ftreunb ÜW a r Ä o d) noch eingelne 2lb-
febnitte barin ffir mieb gu wieberljolten ÜWalen mit äu§erftcr ©orgfalt. $>ie
SQ3olfenbüttler unb ©erliner Rapiere fdjrieb icb, mir bor einiger 3cit an Ort
unb ©teile felbft ab ; überbieS öatte $ext Sefftng bie ungemeine StebenSwürbig-
feit, mir alle für biefen Sanb wichtigen Rapiere, bie er befifet, wäb^renb beS
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VIII »nrrebe.
2)rurfeS su erneuter $ur*ft*t für mehrere 2Bo*en na* 2Rün*en au fdjirfen.
2Bie er Überbauet meine Arbeit in ieber SBcife unb meit mebr, al8 i* Soften
burfte, uneigennüfcig unterfiüfcte, fo oerbanfe i* eS i&m inSbefonbere, ba§ meine
SBiebergabe ber ttaofoonpaptere boflftänbiger unb im (Singetnen genauer auf-
fallen tonnte als iljr Slbbrurf in allen früheren Ausgaben. Um bieS &u er«
reichen, bin i* freili* oon einem ©runofafc, an bem i* in ben erften JBänben
feftbielt, abgemi*en: i* mertte nä'mti* bei ben na*gelaffenen (Entwürfen aus-
nahmslos alle tforreFturen an, bie SeffingS #anbf*rift aufmeift. 3* fürdjte
ni*t, ba§ i* für biefe Mitteilung be8 Don bem SJerfaffer felbft foßfeid» mä&renb
ober na* ber 9?ieberf*rift ©etilgten unb Serbefferten Jabel ernten werbe,
gießen unS bo* biefe na*gelaffenen Sluffäfee überhaupt ni*t in einer für ben
$ru<f enbßüttiß abgef*loffenen ftorm bor! 3tobem mir fic ber £>ffentli*feit
übergeben, erf*tie§en mir obnebieS einen SJlicf in tfeffmgS geiftige SOBcrf ftätte ;
mir erlernten auS tbnen faft mebr no*, mie, als maS er arbeitete: ba fönnen 1
mir benn au* bie Meinen SWfiljen unb #emmniffe ber Arbeit im (Sinjietnen ni*t
genau ßenuß fennen lernen.
©*lie§li* bitte i* no* amei 93erfeben gu berbeffern. ©. 207, 3- 25
mürbe cS ftatt „bist. Gener. mie ber 3)rucf bon 1795 lieft, ri*tiger beißen i
„hist. Genea." (= genealogica, mie ber Site! bei Gccarb lautet); mögli* t
bleibt e* bei atfebem, ba§ ßeffing Gener. (= generum) gef*rieben bat. @. 208,
3. 3 aber ift »Act. 55/ offenbar ein Sefefeljter beS Herausgebers oon 1795;
eS muß natürü* „Act. SS." (= Acta Sanctorum) Reißen. 3* maßte bie
Ünberunß ni*t Oorgunebmen, beüor i* mi* in ben berf*iebncn Aufgaben bed
großen SBerfeS in ben 9)?ün*ner SBibliottjcFen oergemiffert batte, baß bie Sabl
55 au* ni*t als ^Jaragrapfycrtjabl einen ©inn Ijabe; ingmif*en mürbe teiber
ber ©oßen reingebrueft.
(Sollte mir etma fonft eine äleinigfeit entßanßen fein, fo glaube i* auf
bie 9?a*fi*t billig benfenber ©eurteifer re*nen ju bürfen. 3* babe eS ge«
rabe bei biefem öanbe an |^tci§ ni*t fcblen (äffen unb j. um bie brei >
tlcinen ^Beiträge gefftngS au SKbclungS ftortfetjung beS 3ö*ev'f*cn ©elebjten«
lerifonS aufjuftöbern, einige taufenb engbebruefte Duartfeitrn Seile für Seile
bur*gefeben. Slber i* mei§ mobl, ba§ mein SBunf*, bur* Slufafiblung fämt-
li*er f*riftfteöerif*er ^läne, mit benen ßeffinß ft* jemals ernftli* trug, einen
ungefähren Überbticf über fein gefamteS litterarif*eS SGBoDen unb SSMrFen &u
geben, nur unbollftänbig erfaßt merben Fann: bie §anbf*riftcn unb ©riefe,
au§ benen mir bie Kenntnis fol*er $läne f*öpfen fönnten, fmb unS FeineS* .
megS lürfenloS erbalten, unb au* ben, ber biefen Vorrat &u fammeln unb
miffenf*aftli* gu Oermerten unternimmt, f*fifct ber gemiffcn&aftefte (Sifev ni*t
oor iebem Irrtum. \
©abognin in ©raubünben, 6. Äuguft 1898.
*
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Inhalt
«Seit«
3ur ®efd)tcf)te unb Sitteratur. &u3 ben ©dfjäfcen ber
©ermöglichen 8ibliotf>ef $u 2Botfenbütiet. günfter 93 c ti*
trag. 1781.
XXI. lieber bte foflenonnten gabeln ou8 ben Seiten ber iPKnnefinQer.
HtotHU (gntbecfuno, 3
XXII. Uebcr ben 9lnonDtnu8 be3 fltepetet 33
[XXIII. Ueber UtrieftS Don £urftcim SHtfretm Don Warbonne-] . . 43
[XXIIIl. ffilbnrger'S Unterridjt Dom rufftfeften ftonbel ou8 einer toolfen«
bflttetifcfrcn ^anbfe^rift berichtigt unb ergänzt Don 3)r. Gbriftopfr
(Scftmibt, genannt j^ifelbef.j . 43
[XXV. flttbeutftfter äBig unb SBerftanb-] 44
[XXVI. Heber bcn ftrcobanM 44
[XXVII. ffkriefttigung einiger (Steden in ficfünflS %nfünbigung be8 itöe-
rengariug Xnroncnfis, nach einer nochmaligen %ergteitfmng mit
ber njolfenbfittctifflen .ftanbfcftrift Don Gonrob Hrnolb (geftmib,
s ]5rofeffor in SSraunfdnDetg.l 44
3ur ®ef df)icf)te unb Sitteratur. Slu$ ben <Sd)ä|jen ber
©ermöglichen S3ibliou)ef ju SEBolfenbüttel. ©elfter Set)*
trag. 1781.
Theopbili preabyteri diverearum artium schedula 47
XXVI. äWoranjon 125
(Snttoürfe unb unüoltenbete ©cfrrtften.
®tücftpünfdnmg3rebc, bei) bem (Eintritt be8 1743»'" 3afrre8, Don ber GMcicfc
freit eineg 3Mr3 mit bem anbern .13;")
Vorträge, in ber Sttrftenfdmle au 2ftet6cn aeftolten. 1745—1746. ... 143
De nitao brenia felicitate . , , , , ._, , , , , , , , 143
De Christo, Dco abscondito 143
Quid actam in Germania de re sacra sit A. C. MDXXXXV. 143
De Mathematica barbarorum 143
SlbfronMung Don ben Pantomimen ber Gilten U4
©ebanfen über bie £>errnf)uter. 17öO 154
oogle
X Jnh/alf.
Etitt
Überfettungen 164
Sing ©cnecoS Briefen 164
3Iu8 Hriftoteteg' ^oetif 164
%ü$ Gcrtmnteg' SDhifternottctten 164
%ug 93anicr8 SPtotfroIonie • . . 164
s 2Iu§ ^ttbrete unb @ufa 165
9Iu8 Gerceaug Qkfprocften über bie ^öerebfamfeit 165
%ug bem Schreiben Aber ben (Sbotofter ber Italiener . ... 165
%u8 geffcrS 33eA<mbctter SSMt 166
3lug*finc 166
9tu3 Tvabrictug' ®itecbifcber SBtbltotbef 166
%u8 fttau %)Qciet8 gnmerfunaen übet Horner 166
2t u8 gj?otftofg ^oMiftor 166
%u8 0egner8 2)?itt)tibateg 166
gug SBentftemS .froflünbifefeem ftirchen' unb ©dmlenftaot oon 1698. 166
9{ug ben Vacationes autumnales pon (Srefotliug 167
%u8 ben ©tfttiften Don ftorbcmu8 Prunug, «fiieronnmug (Sarbanug
unb j£boma8 (Sampaneflo 167
%ug (Mbonig ^uftfuteten 167
Mug ffbterg Wanbtunn über ben geuerbanf 167
fferaeidjnig uon %uga,aben alter fftaffUcr 168
3nbcr 311 HoIttianS Gptftctn 168
CSiniße Materialien au einem goteintfehen ^luffa^c über ^otjann .'Quart . 169
ßtitif be8 ftö&etfcpen ©eleftrtenlerifong .172
(Srflänaunpen be§ (Mefyrtenterifong • 173
(Befcftidite ber flWotamben in Spanien 174
g)qg gfariftentbum ber Vernunft ■ 175
Hieroglyphice poetarnm , 178
3)er ©cftaufpieler . . 179
©eptante flettfeftriften . ■ • . ■ 190
£er 93(inbe . • 190
3ftetne ghtcftafAc 190
kleine Nomone unb (SraüMunqen 190
%3erfcftiebeneg oon üerfdnebenen Skrfaffern berfdiiebenen ^nfraltg . 190
$qg SBefte au8 feftteeftten ffüchern ........... 190
SBurtegfeg flelbenaebitfct ouf ©ottfcqeb unb feine Scbüler ..... 192
(Sammlung naiöer (Stellen aug ben beften Siebtem 195
Uber eine Weife narfi @era 195
ÜTagebucb ber SReife nach fioflanb 195
©ebanfen über bag bthgerlicfte Xrauerftnet . 196
Uber fttoei ^uftfpielc oon Dtroaq unb Sticftcrtco. 1756 ...... 197
The Soldiers Fortune by Otway 197
The Country-Wife, a Comedy by Wycherley 201
Malt. XI
(Sammlung tädiertidier GMcfricfiten unb (Stnfatfe 204
Heber bo8 ftetbenbucft. 1758 205
SBcmerfurißcn über %3urfe'8 pfritofopbifcfte Untcrfucfrungen über ben Ur«
fprunfl unferer SBcarifte Dom (hfrabenen unb (Scftönen 220
(Sammlung, au§erlcfcner (Epigramme . • • 226
Uber ben MefopuS 227
Uber ben ^ftäber . 236
gSorberidbt gu ©teimg oerfificiertem ^ftitotaS . 244
Uber 83obmcr§ unb öreitinflerS Sammlung üon 2)?inncfinacrn ... 245
lieber bie 2le(}nlidjfeit ber ©riedufdjen unb $eutfd)en ©pradje, aur <Sr»
tetdjterung ber erftern, unb ^erbefferung ber lefetern ...... 245
Söriefe, bie neuefte flitteratur betreffenb 246
©o^boiteg 247
guSoobe ber ©ebieftte oon MnbrcaS Xfcfterntna . . . ■ 289
Uber 2)?ufaiog 289
fcermäa. (Srfter ffanb. gorrebe 290
lieber bie SSMrflidifeit ber g)inp,e aufier ©Ott 292
1)urcft gpinoja ift Sjetbnifr nur auf bie ©pur ber Porfrcrbeftimmten Har-
monie gefommen 294
%potoaten 296
Stgmnberj ffcnffprücfte 296
lieber bie (Stpiftifer 297
9Ibri§ ber ^bfranbluno, Pon ben Glpiftifern ■ . 297
ftie HbftanMuno, fetbft -306
lieber bie (SntfteQung ber geoffenbarten Religion 312
%on ber s 3ht unb 3Bctfe ber gortpftanauna, unb Ausbreitung, ber eftrift *
liefen SKetiflion 314
gabeln fat 33erfen ♦ 332
gaotoon 333
1 ■ . . . 334
2 .338
3 . . 342
4 371
5 371
6 374
7 375
8 378
9. 384
10. . 385
11 386
12 386
13 386
14 398
XII
UnTjalf.
Seite
15 401
16 402
17 404
18 408
19 411
20 414
21 415
22 416
23 422
24 425
25. 427
26 429
27 430
28 435
29 436
30 436
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3ixx
#cf^t^fe unfr ftfferata
ber
fünfter Bsrjfrag
von
(SoHljDlti (Spliralm X*ffmß
imb
BraunftftraBtg,
im Berlage ber Jürfll. BJairfenljaus-ButljljanMung,
1781.
i'cff Infi. fämtfidie Schriften. XIV. 1
Di
[tcr fünfte ber Söolfcnbüttl er Beiträge fönte jufantmni mit bem nunmehrigen
{elften ©eitrag nad) £effing* $lbfid)t baft etfle Stücf fetner „Neuen Bebträge &uz $iftorie unb 21U
teratur" bilben. Xic jweite $älfte biefe« erften Stüde, ble SJlitteilungen nämlidi aus bem Xb>o=
pbilu« $reebbjer unb ber Muffafo „SRaranjon", bic fpäter ben fedjften ber ffiolfenbüttler ©eitrige
bilbeten, waren fdjon gegen Cftern 1780 fertig gebrwft, würben aber nidjt ausgegeben, weil fieffing
bie Huffäfre jur ©efd>irf)te ber gabel, mit benen er bie erftc Sälfte bc* Banbeö otme Beihilfe anberer
Mitarbeiter allein füllen wollte, nod» nidqt abgefdjloffen f>atte. SRad) feinem Zobe gaben 3- 3- (tfdjen*
bürg unb (£r>rn. lieiftc ba«, wa« für bie „9teuen Benträge" beftimmt war, ale fünften unb (elften
©anb ber älteren, feit 1773 beröffcntltd)ten gBolfenbüttlcr Beiträge Qerau*. Unb jwar erfdjien ber
fünfte, bon tefdjenburg beforgte ©ertrag nadj bem fedjften, jroar mit ber 3al)re«jaf|l 1781, in ber
Tljat aber laut ben SRefwerjeidiHiffen erft juc Cftermeffe 1782, VIII Seiten (Xitel, Cfdjcnburg* Bor*
beridjt unb 3"fwltaoerfteid)ni8) unb 861 Seitens* ftarf, mit ber Sdjlufjbemcrfung „BJolfen*
b n 1 1 c l , au« ber Binbfeilftfjeii ©udjbruderett, 1781." 3m SWe&tatalog oon Cftern 1781 war er
autf) fdjon auf 3Rid>aelift 1781 t>erfprod)en worben. Soppelbrude finb bon biefem »anbe nidjt
oorljanben ; bod) würbe su ©tatt 53/54 ein Sarton gebrudt. Xa» auf foldje SBetfe befeitigie ©latt
bejeidjne id) ali 1781 a, ben enbaülttgen 2)rud, ber bem folgenben Sejte ju övunbe liegt, ale 1781.
Üeffing« Anteil an biefem fünften ©ettraa rcidjte übrigen» nur bl* laum jur STOitte oou Seite 58.
Jen Äeft füQten ttbfyanblungen (Sfdjenburge unb anberer braunfdjweigifd)er (Belehrten. £e)fing3
«uffäfce würben 1793 mit geringfügigen, für bie Zegtlritit bebeutungelofen Änberungen in ben
fämttidjen Schriften, Xeil XIV, S. 108-180 wieber abgebrudt. ©efonberf ju bem »weiten biefer
51 uff äße, über ben 9nontjmus bes Keoclet, entfallen bie ©reelaucr Rapiere manche ©orarbeiten,
bie jufammen mit bem übrigen SRadjlajj fieffings im 16. ©anbe unferer Hu*gabe erfdjeinen werben.
Mud) baö ©erjeidjni* ber für bie „«Reuen Beiträge" geplanten Huffä&e fmbet ftdj auf einem ©latte
ber ßefftngtfdjen $anbfd)rtften in ber Breslauer löniglidjen unb Unitterfltätsbibliotfje! olme Über»
fdirift unb fef»r flüdjtig folgenbermafjen aufgeaeidjnet :
XXI.
Smcate (tntbel.
3.
— II.
flnonbtnu* bes 92eoeIet.
SS.
-III.
Orübeln bes Melliceneis
s.
IV.
Fragment be8 {Renner*
2.
V.
fjfabeln bes «enncr
8.
VI.
gabeln bes ffolj
2.
V1L
Xljeopb. $reeb.
f.
VIII.
XXIX.
Eroberungen beö Ungen.
Xie redjts beigelegten »Jabjcn foüen roabrfdjetnlüb. bie beiläufige Änaafu" ber ©ogen anbeuten,
bie ben einjelnen Stuffä&en im Xnufe jugebadjt war. £ann müfjte freilief), wie fdjon Sadjmann
errannte, biefer 3ettel früher gefdjriebcn fein, al* irgenb etwas Don bem baiauf (Benannten gebrudt
war, ba ber „tf>eophilu3 «ßreSbnter", ber aucrjl gebrudt würbe, im fedjften Beitrage gerabe 8'/. »ogen
finnahm.]
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XXI.
Heber tue lb0enannfßn
Nabeln aus ton 3t\im tot Wu\m]in&vt.
£weyk <£ntöecfun$.
ßänger mufe i<$ bie groetite (Smtbecfung, bie idj über bie fo* 5
genannten gabeln au3 ben fttittn b er ÜRinnef inger gemacht
f)abe, meinem 2ejer nidjt fcfyulbig bleiben, ©ie betrift, nrie er fdjon
tueif}, ben tarnen be8 $)id)ter3.
©0 ttf d)eb nefjmlicf) t>at öcrf tcr)ert r if)n in einer ©anbfcfjrift
gefunben ju fjaben, welche unsere 93ibliotfjef mm biefen gabeln auf» 10
betoafjret. Unb fo, nnc er iljm mit! gefunben Ijaben, fo nrie er ir)n
barauä mitteilet, fjaben tfm felbft bie ©djtoei&cr auf Xreue unb
©tauben anzunehmen, fein SBebenfen getragen. Unfere §anbfdjrift,
jagt er, fett, auf Rapier, f)abe fdjtecf)te ju ben gabeln gehörige giguren,
unb fett fo jerrtffen unb mangelhaft, bajj bismeilen fjalbe, ja gan^e 15
gabeln, nebft if>ren Silbern festen. „S&eSroegen un§ aber", fäfjrt er
fort, „biefer SBraunfdjroeigifdje (Sober. lieb gemefen, ift biefe3, baß er
„am (Snbe eine Sa^rga^, unb aufferbem eine (Srroäfjnung be8 Samens
„oon bem $)id)ter in ftet) f)äft : ju gefdjroeigen, bafj er bie allermeiften
„gabeln in fid) begreift, ©djerj r)at nur 51 bruefen laffen; ob= 20
„mof)l feine §anbfdjrift nodj mehrere gehabt. 2)ie SBolfenbüttetfdje
„aber begreift 90 gabeln, unb nodf) einen 93efdjluj3, ben ber SSerfaffer,
„mie bie gabeln felbft, ba3 XGI. Sapitet nennet. $5ic Safjrjafil
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4
Sur ©Bfdjidile unb ItHüratur. fünfter Bfijlrag
„am <5nbe ift MGGCCU. $cr «Käme be$ «erfafferS wirb in folgenben
„ßeifen erwähnet:
$on flltebenburg ift et genannt,
Öiott mufj er t)tnmer fet>n Mannt,
r> Unb ba3 er ba3 51t teutfd) f)at gepradjt
Won Satein, fo mujj {ein gebaut
gmmer ju gut werben
Sit Gimmel nnb anf erben."
$iefe$ ftf)rieb ©ottfdjeb im Suniu* 1756 (*), ein 3af)r oorljer,
10 efjc bie ©djroctfecr tfjre Ausgabe an baS 2id;t treten lieffen. Gbkidy
woI)l wu&ten fie cntwcber bamalS oon ®ottfd)eb3 (Sntbecfung nod) nid)t3,
ober wollten nicr)t^ baoon wiffen ; jonbern erft in ber $orrebe $u ber
balb baranf erfdjeinenben (Stjriemfjilben SRadje, fanben fie für
gut, mit gän$Iid)er $erfd)weigung oon Ötottfdjebä tarnen, ©ebrand)
15 baüon ju machen. „9flan f)at", fagen fie, „bie gabeln aus ben 3^ten
„ber SOiinnefinger , oon bereit Söevfaffer ifct befannt ift, baft er ber
„23urggraf oon s Jiiebenburg gewefen, oon weldjem mir etliche artige
„Strogen in ber 2)?aneffifdjeit Sammlung fabelt, mit bem Sobe be=
„ef)rt it. f. tu." Unb in ber 92ote beruffen fie ftd) begfattS auf eben
20 biefelbe ^mnbjdjrift unserer $ibliotf)ef, unb führen eben btefelbeu 3eilen
baraug an, bie nur ©ottfdjeben barauS anführen gefefyen. 3nbem fie
nun ©ottfcfyeben bie Sfpre biefer Keinen (Sintbert ung uidjt gönnen motten :
fo mären fie es mertf), wenn man ifyten nun nadjfagte, nidjt, bajj fie
firfj bloS oon i()in oerfüfjren laffen, fonbern bafc fie, betj eigener (Stn*
25 jdjauung ber §anbfd)rift, fid) fretjerbingS ber nefymlidjen Dfcitan^
jdjulbig gemadjt, bie id) an ©ottfdjeben bewunbere. $)od) id) meifc,
baft fie biefe3 nidjt tjabeit ; unb f)öd)ften§ fann if)nen nur bie ooreilige
3uoerfid)ttid)fcit $ur Saft gelegt werben, mit weldjer fie oerfidjern,
baß ber 2)id)ter Stieben bürg oon ©ottfd)eb3 <3d)affung, cbenberfelbe
30 Burggraf oon bieten bürg fet), oon welkem und bie Sftaneffifdje
Sammlung einige ©tropfen aufbefjalten. $enn Jjier^u fonnten fie,
auffer ber ?le()nlid)feit beä Ramend, bod) uid)t ben geriugftcn ©runb
Imben; welche 21el)iilid)feit für fid) allein, felbft aldbemt fo oiel als
nidjts beweifen würbe, wenn aud) @ottfd)eb3 Vorgeben fdjon feine
35 oöttige s Jiid)tigtcit fjätte.
(*j MeucftcS an* bor onnuitOigcn @clc$rfamfcit, 3. 424.
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Hebet tiic Jabcln aus ben leiten ber Iümneruiflew
9iun aber, ba aud) biefe tocgfällt — 2)enn fur$ ; roaf)r ift e3
jtöar, ba& ®ottfd)eb ben üon il)m fo unb jo befdjriebenen Sober. au$
unjerer 93ibliotl)ef cje^abt, unb bafj fid) in bemfelben bte angeführten
Seilen oon 2Bort 51t Söort befinben. Stftein c3 ift nur <Sd)abc, bafc
fie baS nicf)t fagen, ma§ fie (Mottfdjeb fagen läjjt, unb bafj ber gute 5
9Rann mir jwei) ^ atte weiter lefen bürfen, um feinen 3rrtf)um
ein$ufeljen, roetd)er, mit einem SBorte, barinn beftet)t, bafc er für ben
SBerfaffcr ben ÜJcäceu be3 5$erfa[fer3, für ben 3)td)ter ben üornefjmen
3Jcann genommen I)at, bem $um heften elfterer gebid)tet ober überjefet
511 fjaben oerfidjert. 10
$er ©pilog nehmlid), melden idj aus ber Nürnberger 9lu§gabe(*)
attgefiUjret habe, unb roeldjer fid) bafefbft mit ben SBorten <2>ein feie
bef inb n Ummer roee fdjlicfst, h a * in unferer §anbfd)rift noch einige
feilen mehr, beren Anfang ebeubtefetben finb, auf tocldje fid) ($ottfd)eb
beruft. SBenn nun atfo auf ben Sßunfd), für baä 2öof)tcrgehen beffen, 15
für ben ber ^ßoet gebietet:
Unb mem e§ 51t lieb getid)tet fetj
S)er mufc tjmmer werben frei)
23or allen Unglücf Ummer mee
©ein feie befinb nimmer mee 20
unmittelbar in ber §anbfd)rift folget,
23on föiebenburg ift er genannt
©Ott mu{3 er Ummer fein befannt: —
ift e3 nicht f lar, bafc ber SRaine 9t i e b e n b u r g fid) auf ba* oort)ergel)enbe
beziehen mufj? fid) auf ben beziehen mnfj, bem 511 lieb ba§ 23 nd) 25
getickt et fet)? ©efonberS ba gleich barauf ein ^oetjtcr 9?amc folgt,
loeldjen überfchen 511 f^ben, id) ÖJottfdjebeu eben oerbenfe, unb roeldjed
fein anbercr fenn fann, als ber 92amc bc*, ber ba3 SHudj gebidjtet
hat. Um biefe» in feinem oölligen 3ufammcnl)ange cinfcl)en $11 laffen,
rotll id) ben ganzen (Spilog, ber in ber üöamberger 2lu3gabe fel)r öer* 30
hun^t unb faum ^u oerftel)en ift, aud bem 3)canufcript noch einmal
herfefcen, unb ihn gu leichterer SSerftänbniB notl)bürftig interpunftiren ;
jebod) ol)ne weiter ba§ geringfte barinn 511 änbern.
(*) ©rfter Söeotrag, <S. 22. 1
1 [ÖD. XI, S. 83« f. in bie|cr Sludflatc]
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6
Sur ©ßfdjitfjle unb Xiiterafur. lünffer Brntrag.
SBon bcm meifter ber bifc pnd) t>on lotcin 511 bemtfcf)
t) a t öracf)t.
SBcr bö peöfpil mcrfcn toü,
$er fefc fid) auf be3 cnbe3 jtl.
5 $er nufe Icot an bcm enb gar
$)ifer petifpil, ncmt es nwr.
5. Sty tat ift nit alfo getoefen
$er bing, als man fyjt getcfen.
$)arumb (ift man ein peüfpil gut,
10 $)a8 toeifer toerben bcr menf djen mut.
Gumbert peufpil fym id) Im für geteit
10. 2(n bijj pudjtein, bic bi& beclent
©int mit metifen Worten,
(Sinfetticlid) an allen orten.
15 $odj I)an id) cluger fönnen t)ort
9(n toeöfe, unb aud) an toort.
15. @in burrcS tat birf tretot
Gin fern ber füffifeit.
@in clconer gart oft gepirt
20 Xn fradjt, ber man getroft toirt.
<3djlcd)te toort nnb fd)Ied)te geriet,
20. $t) leben nn in ber toelt nid&t.
Sßil mort frump fein geflochten,
$er fyit nu Oaft gefodjten.
25 2öem fd)Iedjtc toort nit nufc ftnt,
&cin nufc er oon ben frnmen pringt.
25. (£3 prebiget mancher oon l)ofjen rat,
Xer er bodr) fetber nid)t üerftat.
3)er tool ba§ fper prccfyen fan,
30 $a3 ift nüfc oil manchem man.
Srent fper, meffer unb fdjroert,
30. Xti boef) fint clein$ nufceä wert,
$n feiner f)cmt. @in enb I)at
3)a3 pud), bog gefäriben ftat.
35 SBcr ba§ lift ober lefct lefen
$cr mufj feiig ommer toefen!
35. Unb loem ba3 $u lieb feu,
®etid)t, ber mu| Ummer toefen freu
SSor allem unglüd, ommer me,
40 @cin feie leobe nttmmcr toe!
58on 9iinbcnperg ift er genannt,
40. ©ott mufj er t)tnmer fein befant!
Unb ber c3 51t bciotfc^ prad;t
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Weber bte Jabeln aus ben Jetten ber BDtnneJtnger.
7
SSon (atein, beS tnuf? timmer gebaut
Qu gut werben,
3n |>tmme( unb in erben!
45. (Sr ift genant SöonertuS,
(Jin ritter gofe alfüS 5
(Sr friftet uns bor ber bette gfut,
$a3 h)ir timmer fein befjut
SSor beS tewfets famen.
50. ©tired)t alle, in gotcs namen!
93onertuS alfo, 93oneriuS, nicfjt SRiebenburg ober hieben* 10
berg, §at unfer alter gabelbidjter gereiften. 2BaS fann beutlidjer,
was fann unftretttger fetin?
SltteS was fidj ju ©ottfdjebs (Sntfdjulbigung nod> etwa fagen
lieffe, wäre biefeS ; bajj ber ©tiilog, fo wie id) it»n I)ier mitreite, nid)t
aus eben berfetben §anbfd)rift genommen ift, bie ifun 1 $um ©ebraudfje 15
oergönnt gewefen, fonbern aus einer jwe^ten; unb bag in jener bte
40fte ,8ei(e atterbiugS ein wenig anberS unb fo lautet, bafj utetteidjt
audj ein anberer feinen gelber fönnte begangen fjaben, wenn baS 9Sor=
f)ergef)enbe unb 9tad)fo(genbe ntd)t wäre. Slnftatt nefjmlid),
Unb ber eS ju bewtfd) tiradjt, 20
welches fidj nidfjt anberS als auf ben folgenben SoneriuS be^en
fann, Reifet es bort,
Unb baS er baS gu teutfet) fjat gepraßt,
welches tion bem üorfyergeljenben 9tiebenburg gejagt gu fetin fdjeinen
. fönnte, wenn fd)on fonft etwas Don if)m gefagt wäre, womit biefeS 25
burdj ein unb ju üerbinben gewefen, unb fidf) baS @r in bem
9Son SRtebenburg ift er genannt
nid)t fo genau an ben anfdf)töffe, für ben baS 93ud) gebietet worben.
$)amit man aber aud) ntdjt metine, bafj in unferer §anbfd)rift, weldje
©ottfdjeb gebraust, ber Sttadjfafc tion bem SoneriuS überhaupt 30
fef)le: fo Witt tdfj ben ganjen (Sdjlufj ebenfattS barauS Ijer fefcen.
SSon 9ttbenburg ift er genannt
©ot mufe er timmer fetin befannt
Unb baS er baS $u teutfaj fyat gepraßt
SSon latent fo ntufj fein gebaut 35
$mmer ju gute werben
3n tyimmel unb auf erben.
• it>n Ittetbrudt 1781]
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]
8 Sur ®efdjuf>te unb Ittfwafur. JünfUr Beitrag.
Gr ift genannt SeneriuS
©ott frifl ihn unb auch un3.
Gr befnit un$ bor ber helle glut
Unb (jetffe un3 ba$ mir werben bebaut
5 «or be3 Sebent taten
Unb bor ber merlt geraten
Unb bor be$ tetofelä famen
9Zu fprec^t alle 2lmen.
2>aß fym berfd)iebene Seiten gan$ anberS Hingen, barf man ficf> nid)t
10 befremben taffen. @3 war ba$ (Schicffal ber beulen 2)iditer au3
biefer 3eit, baß fid) bie Stbfdjreiber mit ifjnen mef)r als mit allen
anbern ©Triften ertaubten. Seber faltete ein unb änberte, wie es
if)m gut bünfte ober au3 ber geber fiel. @3 mürbe eine unenbliche
Arbeit für bie förttif fetm, bie wahre SeSart be§ SBerfafferS mieber
15 herstellen ; unb oft müßte id) gar md)t, mie fie e3 anfangen wollte,
wenn fie ntct)t ba§ Sfotographon be3 «erfafferS bei) ber §anb hätte.
Sßer fann hier j. G. mit 3uocrläffigfeit entfdjeiben, wie eigentlich bie
46te geile $u tefen ober aud> nur ju interpunftiren fen? unb ob es
wahr ift, baß 93oneriuS ein bitter gewefen? wie bie eine «panb-
20 fdfjrtft Witt, unb woüon bie anbre burd)au3 nid)t$ weiß, ®aum tagt
fidj mit einiger Gewißheit fagen, ob bie tarnen t)ier ober bort richtiger
getrieben. Stenn warum fann föinbenberg nid)t eben fowofjl
eine gamilie gewefen fenn, als hieben bürg? 9cur 23eneriu3 ift
wof)t offenbar ba3 faffdje; benn idt) wüßte mid) feines folgen 9camenS
25 ja erinnern, hingegen ift ein fbäterer §ir. öoner fogar unter
ben beutjdjen Ueberfefcern fet)r befannt.
2)a id) nun aber bereits fd)on gwener §anbfd)riften unferer
SSibltotfjef oon biefen 35 on erfreu gabeln, (wie id) rjoffe, baß man
fie nun fünftig nennen wirb) gebaut fyahe, unb fie aud) nodj eine
30 britte unb eine öierte befifct: fo muß idt) Wot)l bor aßen fingen erft
einige nähere Sßadjridjt oon ifjnen inSgefamt ertt)eiten ; beoor id), was
ic§ n0 $ ÜOn oen S a ^ n fctbft anjumerfen fyobt, unb worauf mich
jum %f)t\l biefe meine ^wehte Gntbedung gebraut t)at, auSframe.
$te erfte atfo, weldjeS biejenige fenn mag, bie ©ottfdjeb ge-
35 braucht ^ett, ift oon ihm hinfängtid) befdt)rteben. 3d) barf nur notf)
hin^u fefcen, baß oon ben 90 Äaoitetn ober gabeln, weldje fie 3äf)tt,
(bie fie aber fange nicht alte mehr enthä(t) bie erften 84 in ber 2lu3*
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liebet bie labein aua ben Seifen ber HHnneOnoer.
0
gäbe ber ©djmeijjer uorfommen, bie testen feefrfe aber bie netjmlidjen
finb, roetdje idj au§ bem 83amberger alten $)ru<fe mttget^ettet tmbe, 1
unb fief) f)ier balb beffer ba(b Jdjtedjter tefen (äffen. $amit man Ijier^
öon einigermaffen fetbft, jug(eid) audj öon bem Palette urteilen fönne,
in njeldjem bie ganje .^anbfdjrift abgefaßt ift, miß idj bie eine, nefjm* 5
lidt) bie 88te barauä Ijerfefcen. ©ie ift über jdjrieben :
SSon unmerbem 3lmpt.
SBon einem 53tfd^off tift man ba$
$)a3 er in f)of)en eren fafj
(SJetertter pfaffeu r)ctt er ötl 10
Sein mirbigfett mag one £i(
5. 3lü t)ette er einen Jftmtgfingf
$et) im ber mag fcinc3 Oettern fint
3)e3 ma3 ber Söifdfjoff gar mol gemint
@r fjette audj einen roeifen mau 15
3« (Srfebricfter gefegt fjinban
10. 9?u fuget e§ fid) auf einen tag
S)a£ ber (Srjjbricfter lag
Unb alfo fied) n>aS ba3 er ftarb
$cr Sungtingf umb baS 5tmpte marb 20
$er SMföoff tet ma3 er begert
15. SRodj tua* er be£ 5Xmpteö ungeniert
3)arnna) nid)t lange marb gefpart
5)em 93ifdjoff geianbt marbt
Gin forb toaS guter 33ircn bot 25
35e3 banfet er bem boten mot.
20. ©ar Heb iua$ im bie bet)fant
3« bem gefinbe fprad) er ^ltljant
Sern mag td) getratuen tuol
$er mir ber iötjren Ijuten fot 30
SBurbe mir ber iönrn eine uertorn
25. Sa8 mere mir nid)t ein deiner 30m
flu bem Jüngling fpvac^ er bo
9#id& bunrfet bu feift ju tfjinne bar^u
3dj getrame bir nidjt über bie 33toren mot 35
©inen anbern id) fie bebefjleu fot
30. 3rf) bord)t unb gebe id) bir fie in beinen gemalt
«Sie mürben alle geften ungefcalt
1 (Xfiefer Safe finbet ftd> aud) ^onbfcftriftlicf» in einem «RotUenbeft unter ben $rc»lauer papieren ;
fiter lautet er :] 34 fefte alfo nur l)inju, baft bon ben 91 fabeln meiner Ausgabe meldje fie jäf)lt
(bie fie aber lange nidjt bor alte Mit) bie erften 84 äße in ber Sdjnjcijer Äuägabc borfommen ;
85 - 90 aber bie nebmf. fed)« ffabetn finb, bie icfj au« ber alten «amberger SliKgabe mitgetljeiit babe.
10
Sur Qflel'djitfjfc unb lifterafur. lünfler Benfraa.
3$ tr>it nidjt über bie Sötorn bir
©ctratücn baS gtarobe mir
$iefe 9tebe Ijort ein toeifer man
35. SRit ernift fab, er ben bifdjoff an
5 ©r fpra$ im muf?e erbarmen got
5)a3 ir begangen Ijabt ben fbot
$e£ ir fie fo manchem beboffjeu fjabt
3)em ber eud) fennet tool
40. Unb ben fein fintfjeit unb Sugcnt
10 $abon ir muget bie Xugent
Ungema^ ljaben unb lebt
$em ir bie 93t>ren Ijabt berfeit
3uf)annbe fol ber Pfleger mefen
45. SBie mage ba3 gut geroefen
15 $a3 gefdjic&t fo ber tuolff au einem fmter iuirt
Unb auf ber ftrafjen bert
SBo ber blinbe füren fot
$>en blinben ballen fie beibe bog ift toot
50. $te fdjaff gar berirret finb
20 Sllfo f#r ber mirt ein fint
SBie beriet ber einen man
$er fid} berieten nidjt enfan
SBie mag ber fbeifen toot
55. $)ie @$af nemet mar
25 Unb lebet in fteter geitigfeit
3n faseren finb fie alle bereit 1
©toeiften fie bie föaff aU gern
$113 redjt rool fie fonnen 2 fdjeren
60. $ie fc^aff ftunben befter bafc
30 9tu gibet ir arge 8 lift n>a3
$afe bie fa^off 4 toerben gefront
Ob bie feie mirt bertorn
darauf Ijaben fie berforget gar
65. @ie adjten nia)t hrie bie feie gefar
35 $er toeife biftfioff ber bebaue
$em jungen feie onefcale
Unb wölbe im bodj bebetljen nidjt
$)te öoren be& büf geföidjt
70. $a3 er feie bauten 5 fol
40 Xen man nodj nid^t betrüben 6 fol.
' [8er8 57—71 ftnben fi$ auc$ batibfärtftlitf unter ben »reslaucr papieren] * töntteu [$f.]
• atflet [${.] * ftftaf [$[.] » behüten [«»f.] • betrüben [$f.]
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Lieber bie Jabeln aus ben Seiten ber BQmne|utger-
11
(Sben biefe gäbet tottt idj audj au$ unfrer $toel)ten §anbjdjrift
tjerjefcen, um gleichfalls barauä oon ber ÜRunbart berfetben urteilen
$u fönncn, unb jugteid) eine Sßrobe $u fmben, wie man aus allen breti
Xejrten nun t)ieKeid)t einen vierten $ufammen fefcen fönnte unb mödjte,
ber, wenn er aud) nid)t ooflfommeu ber urfprüngfid)e Xejt be3 SBcr* 5
fafferS märe, bennodj, toenigftenS in 2tnfef)ung be8 äufammenljangeS
unb 58erftanbe3, für benjenigen gelten fönnte, ber bem urfprüngtidjen
am nädjften fäme. Unb biefeS will idj lieber gleid) fo fort tfjun;
aud) nodj ef)e idj biefe $roet)te §anbfdjrift fetbft näf)er betreibe.
83. 10
$aS man metttidje $inf fo tool üerforgt unb ber fei fo
toenig aaltet.
S8on einem pifcfjoff ttft man baS
2)a3 er in flogen eren fafc
9hm f)ört aU idj eud) fagen mit 15
©ein mirbifeit toaS on 3tt
5. SRu l)et er einen Jüngling
Sinen fauler funbig auf alle bing
S3ct) einem ba3 toaS feinet Oettern fint
55er toaS bem pifdpf tip über alte binf 20
©r fjet aud> einen meofen man
10. 5113. idj oemummen Ijan
(Sin erjjpriefier gcfe|et ein
25 en lernten $u einem guten fdjein
Üftun füget e£ ftdj auf einen tag 25
$)a3 ber crfctprieftcr fteef» tag
15. Unb atfo fied) ftarb
$er Jüngling um ba3 ampt loarb
$er pifa>ff tet aU er begert
$arauff er ^et getert 30
2)ornadj nit mart gefpart
20. $em pifdjoff gejenbet mart
(Sin forb mit guten pirn oo(
®er banfet er ben poten mot
&ax tiep was im bad gefaubt 35
3u ben fetmen fprad) et jni t)ant
25. 2Bem mag idj getratoen root
2)er mir bie pirn begatten fot
SBurb mir ber pirn eine oertorn
$)a3 locr mir nit ein cteiner 30m 40
ßu ben Jüngling fpradj er
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12
Hur ©eVditdjte unb IMeraiur. JTünfter »entraa.
30. SDtid) bunft bu fctft nit guter ter
$)er pirn ber icf) bir getragen fot
9ftid) bunft irf) finb einen pefjern f)Utcr mot
3cfl fnrcfjt geb id) bir ben gemalt
5 Sie werben gefeen atfo palb
35. 3d) mit mit nidjte ber pirn bir
©etramen be$ glaub mir
3Mefe reb Ijört ein toetjfer man
(Sr tieft bie reb nit tenger ftan
10 ©r fprod) nu müft erbarmen got
40. $a£ ir begangen b>bt ben ipot
2)em ir befolgen t)abt fo mannet fyant
$>em ber eud) ma* befant
©ein ftnbtjeit unb fein jugent
15 $abon ir Ummer muget
45. Ungemad) tjaben unb leot
5)em ir bto pirn fjabt oerfcijt
3>er fol ber fete Pfleger mefen
SEBie mag benu genefen
20 $a§ fdjaff fo ber SSolff 511 tjirten mirt
50. Unb auf ber frrafe toirt berirrt
$er ber ben blinben füren fol
hatten fic petobe ba3 ift tool
5)t) fd)aff gar oerirret fürt
25 SBenn 5U einem I)irtcn toirb ein fint
55. 2Bie beridjtet ber einen man
$cr fidj fclber nit berichten fan
2Bic mag ber gefpeifen rool
$er ba nbmmer birt 1 bot
30 Unb lebet in ftetcr gebtigfeit
60. Spcbften ft) bie fdjof aU gern
2tt£ red)t tuot aU fto fnnnen fdjern
2)t) fdjoff ftunben befter pafc
9iu get ir arger tift auf ba$
35 SEBie bie fdjoff toeren gefdjorcn
65. 0b bie feie luurb bertoren
darauf Ijaben fb berforget gar
3t) adjten nit wie ir fei gefar
Xer weif pifdjoff ber befole
40 -Sem jungen ber fete on jalc
70. Unb roolt im bcfelfjcn ber pirnen nid)t
$aS nod) gar oft gefdjidjt
' (rooljl nur oerfcrueft für} toirt
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Btbtv bte fabeln aus ben Bexten ber BÖinnelmaer.
13
$)aS ber tjittcn fol
$em man über ein pirn nit getratoet wol
3)aS er ftet) felbcr wol bcfjut
75. (£r üint cS Wol »er redjt tut
©in ton bem im 90t felbcr barum roil geben 5
®ott geb uns baS ewig (eben.
3d) will feine umftänblidjc imb langweilige SBergleichung an*
fteßen, bie ber fiefer mit einem einzigen ©liefe machen fann. 9?ur
einiges mufj id) berühren. Stafc in bem Seft unferer erften £anb=
fd)rift nad) ber 5ten geile, 10
9Run t)at er einen junglingf,
bie barauf reimenbe üerloren gegangen, ift Kar. SEÖenit aber baS ge=
bruefte Samberger (Somplar biefe fef)lenbe 3etle burd),
@in fd)uler funbig auf alle bing,
ergänzt unb fort fätjrt, 15
S3et) bem was feines vettern fint:
fo werben mir Wegen beS Reiben ber Jabel oöütg ungewiß, unb cS
fd)einet als ob ber funbige ©d)üler unb baS $inb beS $et =
terS ^weu oerfdjiebne ^erfonen ferjn foHten, beren eine bei) ber
anbern fid) aufgehalten fjätte. $)aS foll nun aoer nid^t feijn; unb 20
bie wahre ßeSart f)at unS unftreitig bie jwetote §anbfd)rift aufbehalten,
wo bloS ein guter alter aber nidjt mef)r gangbarer 5luSbrud 31t jenen
3$erftümmlungen 5lnla& gegeben. (SS l)eigt nehmlich:
9cu l)et er einen jungling
(Einen fd)ulcr funbig auf alle bing 25
93et) einem baS was feine« Oettern fint;
unb bicfeS üerftelje id) fo, baf? bei) einem, worauf ein ftomma 51t
benfen, liier fo üiel Ijeiffen foll, als au j je r einem, in welchem 93er=
ftanbe bie Sßartifel bei) oon @d)riftftellern bamaliger ßc'xt f)öufig ge=
braucht wirb. $aS ift: ber junge ÜJienfd), meldjer beS 23ijd)ofS 5ln* 30
oerwanbter war, war in ber Zfyat aucr) nicht uugefchirft: er wufete
oiclmcf)r alles unb jebeS — gerabe, wie manche unfrer heutigen theo*
logijchcn Sanbibaten — nur frci)lid) (SineS nid)t, worauf eS bod)
auch c " 1 roenig mit anfam; er wu|te alles, nur baS eine nicht, was
^u einem Seeleuforger gehöre. — 3dj will nicht fwffen, ^ a fe ben 35
alten dichter hiermit ju wifeig madje. — Slber ganj gewijj ift bie,
in ber fo weit guten jweijten §anbfcfjrift, gleich barauf folgenbe ßeile,
14 Sur töe|d)idjte «nb Ittferatur. Jünfler BEijfraö.
®er war ben 1 pifc^off tip über alte bind,
bafür üon iljm nidjt : f onbern bie tieft nun wieberum bie erfte §anb*
fdjrift ober bie gebrucfte Starnberger SluSgabe beffer. $)af$ fjternädjft
bie 3te unb 38te geile ber jwetyten §anbfd)rift leere Jtirf geilen finb;
5 bajj baS 2Bort oerforgen in ber 66ten 8 eben berfelben, für fid)
aller ©orge eutf plagen, als welches aud) bie erfte §anbfd)rift
erfennet, ba§ wafyre edtjte Söort f et) ; bog bie gwet) legten $eikn bc8
ÜBamberger $)rutfe3, fo wie bie oier legten 3*i(en unfrer jwetyten §anb*
fdt)rtft, teere unb floate Stn^änge ber 2lbfd)reiber finb : brauet feinet
10 langen SBeweifeS. — ®od) warum fjattc id) mid) ben biefen einzeln
ftteinigfeiten auf, unb oer(ud)e e3 nid)t lieber fogteid), wie au§ allen
bre^ Xerfen, ein oierter gebogen werben fönnc, ber fid) of)ne otten
Stnftofj nod) ifct tefen laffe, otjne gteidnuotjt mobernifiret $u feton, ober
nur ein einziges SBort gu entfetten, wetdjeä triebt ben einen ober ben
15 anbern Xejt für fidj tjabe. ©r würbe etwa fo ausfegen, biefer SBerfud) !
SBon einem SBifdjof liest man ba§:
Stoß er in §ofjen @f)ren faß;
©etetjrter Pfaffen tjett er tuet,
©ein SSirbigfeit wag ofm 3il.
20 5. 9lun Ijett er einen Jüngling,
(Sinen ©Ritter funbig auf afle bing
93et) einem, ba3 was feinet Oettern Sinb,
$)e$ Wa8 ber 93ifd)of gar geminnt.
(Sr fjett audj einen weifen SQtann
25 10. 3« ©rgtpriefter gefegt fyintan.
9hm fügt es fid) auf einen Sag,
$)aj$ ber ©r^tpriefter fied) tag,
Unb alfo fied) wa§, bog er ftarb.
$>er Süngting um bog Slmöt warb.
30 15. 2>er öifd)of tf)et aU er begert,
$odj beä SlmpteS was er unwertf).
$arnad| nidjt tange warb gefaart,
£em 93tfdt)of gefenbet warb
(Sin $orfc, wag guter 83irnen öolt;
35 20. 2)eS banfet er bem Soten wot)l.
1 [toot»l wrbrudt für] mai Dem [t>fll. S. 11, 3- ao] ' Wen [wrbrueft 1781]
Mtbtx Me Säbeln au* ben leiten fcer BHnnernmer.
15
&ax lieb mag ü)m big ©efanbt.
Qu ben ©einen förad) er jufjanb:
2Bem mag idj getrauen rool)l,
$)er mir ber 93irn fjüten foll?
25. SBürbe mir ber Söirn eine oerlorn,
$a3 mär mir nit ein fleiner gorn.
3u bem Jünglinge fnradr) er bo:
SKict) bunft, bu fetoft $u bünn baju.
$er S3irn icf) bir getrauen foll?
30. (Sin beffern £üter finbe idj mof)t.
3d£) fürcf)t, gab ict) bir ben ©emalt,
(Sie mürben geffen unge^afjlt.
3dj miü mit nidjte ber SBirnen bir
(Getrauen, ba3 glaube mir!
35. $)iefe SRebe t)ört ein roeifer 2Rann.
2J?it (Smft fat) er ben 93ifd)of an.
@r föradj: nun erbarm eS ©Ott,
®af$ %f)t begangen Ijabt ben (Spott!
$afj 3f)r befohlen f)abt fo mand)erf)anb
40. $em, be8 (Sudj roaS betannt
©ein ^inbljeit unb fein Sugenb,
®abon 3f)r immer muget
Ungemach Ijaben unb Seib.
$em 3f)r bie Sirnen l>abt oerfeit,
45. $er foCC ber (Seele Pfleger mefen?
Sßie mag benn genefen
$a3 <Scf>af, jo ber SBolf sum Birten mirb,
Unb auf ber (Straße wirb oerirrt?
2Bo ber 93linbe führen fott
50. $)en ©linben, fallen fie beibe mof)l.
$)ie (Schafe gar oerirret finb,
SBenn $u einem §irten mirb ein ®inb.
2Bie berichtet ber einen 9Jtann,
$er fid) felber nit berieten fann?
55. 2Bie mag ber gefpeifen motjl,
$er ba nimmer mirb ooll,
16
5ur ©efüjidjte unb Xitfmtur. fünfter Bentrafl.
Unb lebt in fteter (SJeitigfeit?
$u beeren finb alle bereit,
©peiften fie bie @{f)af alfo gern,
60. TO wof)t fie bie <Scl)af fönnen fcfjeern:
5 $)ie <Sd^af ftünben beftec ba§.
SRun geht if)r arger 2ift auf bog,
3öie bie @d)af werben gefroren.
Ob bie <5ele wirb oerloren,
65. darauf haben fie oerforget gar.
10 ©ie achten itit wie ihr ©eel gefahr.
$)er weife SBifchof ber befaßt
£>em jungen ber Seelen offne 3 a ¥
Unb wollt if)m befehlen nidt)t
70. $>ie 93irnen! bog nod) oft ge(cr)icf)t,
15 $a§ ber »Seelen fjüten foff,
$>em man über ein Sötrn nit getrauet wof)!!
3cf) fage, bajj in bicfem äufammengelefcten $ejte nicr)t ein ein*
jigeS Sßort entsaften, welches utctjt in einem oon ben alten Xeyten
ju finben. @3 ift aljo alleä alt barinn; unb nur burcf) eine fleine
20 2öaf)l, burd) eine nottjbürftige Snterpunction, burcr) ^Beibehaltung ber
gewöhnlichen Orthographie, wo Weber ber SReim, noch oa ^ ©tylbenmaafc,
noch ber Sßohlflang bie alte unbeftimmte Orthographie erfobert, ift
atte3 wie neu geworben. 2öenigften3, burchgängig Oerftänbtich ) unb
eä würbe bloßer (Scfel ferm, wenn man bem ungeadjtet ben alten treu»
25 h^igen (Srgähter nicht anhören wollte, falte ihm etwa jemanb oon
Slnfang bis ^u @nbe biefen $ienft ju leiften, bebacht wäre, ju weld)em
fidj ohne 3w*iftf mtr * n unferer 33ibltothef ber nötige $8orratf) finben
bürfte. — greulich will unb fann id) nict)t behaupten, baft eine folche
Sehanblung oerfd)iebner §anbjd)riften mit ber ftrengen Söafjrhett über-
30 etnfomme; weil Reiten unb 2flunbarteu baburch öerbunben werben,
bie oiefleicht fehr weit t.erfrf)ieben finb. Vilich wollte ich fw W fingen
nicht anrathen, ben welchen e§ auf r)iftorijdOc ©ewi&heit anfömmt,
weil burch bergleichen ©ermijchung ba3 ganje äftonument oerbächtig
werben fönnte. 9hir bet) alten $)id)tern, meine id), fönnte fie gar
35 wohl gebraud)t werben, bie man blofi $um Vergnügen liejjt, ohne eben
barauä aud) nur bie Gtefchidjte ber Spraye ftubieren %\x wollen.
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Utbtt bie Nabeln aus ben Briten ber flaimTefmfler. 17
$)Qd) biefeö bringt mich ^tcr meit oon meinem äöege, unb ich er*
fläre mict) anberroeitS barüber genauer. —
Unfere ^ruerjte §anbfdjrift felbft, au§ roeld^er mir fdjon bte $robe
gefet)en, oerbient in aflem SBetradjt bie erfle ju t)eiffcn. (£3 ift eben
bie, auä ruelct)er id) gleichfalls fd)on ben ©pilog Tnitgett)etlet r ber unS 5
bcn magren Tanten be£ $)idjter§ angtebt. (Sie ift ein fliemlid) großer
unb ftarfer papierner goliant, ber aber h au ffig mit oergamenen SBlät*
tern untermengt ift, mie man ba§ ben beutfdjen £>anbfd)riften beS
Ute« unb löten 8af)rt)unbert3 nid)t feiten finbet. 9tuö ben ©renken
biefer bctben 3af)rf)unberte mag fie benn aud) mof)t feön: unb mer 10
meifj, ob noc§ ? $ enn bie $anb ift mürflid) lefertidjer unb aierlidjer,
als bie |>anb ber erften §anbfd)rift, bie nad) ©ottfdjebS Angabe, mie
mir gefehen, öon 1402 fenn foü (*). £>ie (Schrift, t»erfter)t fid), ift
Äangeleö, unb fömmt ber ©djrift in unfern ältcftcn beutfdjen Druden
fefjr na^e. (SS ift alfo auch nicht eigentlich baS 5Ctter r metd)e3 ihren 15
SSor^ug au3mad)t: fonbern bie 93oKftänbtgfeit unb ber föeid)thum an
beffern SeSarten. gmar enthält fie aud) nicht alle fjunb er t gabeln,
aus metchen ba§ SEßerf beftanbcn; fonbern nur fed)3 unb neun*
^ig f unb hatte Anfangs beren gar nur fünf unb achtzig ent=
halten, inbem nach ber fünf unb achsigften ber (SoiloguS folgt, unb 20
bie übrigen eilfe oon einer anbern £>anb nachgetragen finb. Unter
biefen fed)§ unb neunzig gabeln befinben fidt) fie ben, meld)e in ber
Ausgabe ber Schmei^er fehlen; aber unter biefen fieben ift nur eine
einzige, meldje nicht auch aug alten Nürnberger $)rude tonnte
ergänzt werben. Unb biefe einzige ift fonad) benn auch baS ^oftbarfte, 25
ma£ fie enthält. ߣ ift bie oom §at)n unb ber $erle, unb id)
freue mich, barauS retten ju fönnen, unb fyzx mitjutheilen.
XC.
Sßon gefaxt e8 alfo fam
(SinS tagS ba8 ein h<*u 30
ftlog auf feinS meifterS mift
©affelb bid mer gefcl)et)eu ift
5. Gr facht bo fein föeife
Sltfo tr)ut auch ber meife
(*) Xenn id) mödjte nidjt barauf wetten, bafe er richtig gelegen; worüber 35
ber Slugenföein ba8 nähere belehret.
a e f f i n 0 , iamtU*e Schriften. XIV. 2
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18 Sur ©efrijtrfjfE unb Ittterafur. Jlünffer Bentraa.
@r öanb ba3 im nic^t getotf befcfio^
©in ftcin cbel unb grofi
Sigen unnurbiclicf)e
10. ©r fpradj got fjerre reiche
5 SBic fjab id) mein freub öertorn
9tti<$ lüftet pafj be« gerften forn
SBann bu ^>ift nit nutfc mir
2öa3 nutfceft mta? ma3 fol id| bir
15. SBijj ba3 e3 midj nit furtreit
10 $ein fdjon nod) bein abelfeit
$ett bid> meifter »ppoera«
$er fonnb bein genieffen pa$
®ann idj bu pift mir unbefant
20. 2)er f)an warf fjin ben ftein ^ufjant
15 ©tn3 tjaberfornS ^et er begert
@Jaifttic§ biefe beifdwft ift gefegt
!Dem toru ber fein folben trent
$er ift im lieber bann ein reidj
25. $cm tom fein alle biug geteidj
20 2)ie tuei^eit fünft unb ere gut
SSerftafjen tut ir tummer mut
3)ic nufcet nit ber ebetftein
©in I)unt lieber f)et ein pein
30. S)ann ein ebetftein getaub mir
25 2ttfo ftet audj ber torn gir
3r fitt unb ir geperben
3ft auf uppigfeit auf erben
$>ie erfeunen nit be3 fteineS fraft
35. üftod& mt)nner wa§ in ber benfajaft
30 Verborgen guter fünn ift
3)ar$u biet fjotyer menger tift
3Me bem narren gar fremb finb
©efetyent finb bie narren btinb
40. 2)er tor fot für ft$ gan
35 Unb fot bie befefjaft taffen ftan
3m mag ber fruf)tt werben nü)t
SMec^t aB bem fjannen nu gefaxt.
SBenn wir nun $ufatnmen rennen: fo wirb fidj ftnben, baß
uns rjöd^ftenö nur nod) eine gäbet fet)tt, um fie atte tjunbert wieber
40 betifammen $u f)abcn. SGefmtticf) bie Ausgabe ber ©djweiser enthält
beren awet) unb neunjigC); fedjfe f)at bie Samberger Ausgabe
{*) $ier mufj \d) einen 3rrtl)um öerbeffem, ben idj im lteu «eötraqe
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Heber bie Jabeln aus ben Seilen ber Blinne{mAer.
19
bp^u geliefert; unb eine liefert f)ier unfere ametyte §anbfd)rift. $)a3
mad)t neun unb neunzig; unb öiclleicr)t fe^tt unä auf bieje Söeife aud)
nidjt einmal eine. $)enn e3 märe möglidj, ba(j ber $>trf)ter feinen
(SpiloguS al3 bie rjunbertfte Jabel gcjäfjft tjätte, wie er benn aud)
mirflict) in unferer erften §anbfcf)rift als ba§ 91ftc Kapitel übertrieben 5
ift. Ober e3 tonnte aud) fenn, bag er, bem ungeachtet mag itf) unten
in ber 9iote gefagt fjabe, bennod) bie 23tc gäbet »on ben grofdjen,
mit ifjrer tmrfjergefjenben befonberu 5tnmenbung auf Sttljen, für jmen
gabeln gerechnet Ijätte; mie fie beim audj mirflid) in allen unfern
§anbjdjriften ein boppelteS ®cmäf)lbc tjat , moburdj fie in jmet) be* 10
fonberc Stüde abgefonbert mirb, bereu jcbeS feine eigene Ueberfrfjrift
f;at. 3n ber erften nelnnlid) ift ber ©ingang 93 ou (5 i genfer) oft,
unb bie Jabel $on Jrentjeit, überfdjrieben. 3n ber jroeuten aber
fjeifct bie Ueberfdjrift be£ Einganges, bie im felber £errfd)aft
taufen, unb bie Ueberfdjrift ber Jabel, mer freu ift ba§ f t dt) 15
ber nidjt $u et) gen gib. — $on ben ®emäljtben, meiere fomofjl
in biefcr als in jener «ftanbfdjrift uor jeber Jabel ftetjen , ift nidjt
oiet gu fagen. $)te befferu f)at bie jmerjte §anbfcr)rtft ; aber aud)
biefe beffern finb fjeralid) fdjledjt, auffer bafj fie bann unb mann einen
Sölid üerbienen, mo ber STceifter bamalige £radjtcu unb (Sitten ab- 20
bilben müffen. 3n biefer $lbfid)t, meifj man r fjaben ©clefyrte aud)
roor)l nod) elenbere Jiguren ju brauchen gemußt. — 92ocr) muß id>
be3 XitelS gebenfen, ben biefe ametjte ©anbfdjrift rjat. 3 U Anfang
ber erften ftefyet bloä, §icr t) eb t ftet) an ein maifter (SfopuS
genannt. 9Sor biefer aber : § i e t> a r) e t an baSpud) b a § ift25
genant ber mett tauf f unb e$ t)at ein ÜKeifter gemalt
genanbt SfopuS, unb t) a 15 f f e t ber gulbctn ficht unb
ftrafet reid) unb arm gcnftltcr) unb mcrltlidj funig unb
2. 24' begangen fjabe. ift nelunlitf) falfrf), bafi ber Wbfafc 3. 4« in ber
Sdwoetaer Stiiögabe bie 3af)I XXIV. tyaben muffe. Teim e$ ift feine befonbere 30
Säbel, fonbern gehöret gu Kummer XXIII. roeldjeS blo3 bie (Stnfeirung baju ift,
bie aud) bet) bem 9lnonomu§ beü Wedelet, aU ber Cuclle unferS Xidjtcrä, nidjt
für eine befonbere ftabcl gerechnet wirb, fonbent blo$ Similitndo ad sequentem
fabulam fiberfdjrieben ift. "25er Sprung in ber Sdjioci^er 9Iu#gabc bleibt alfo
jtoifdjen XXIII. auf XXVI. öon .voenen, unb au ftatt ber angegebnen XCIV pöbeln 35
entfjätt fie beren nur XCII.
' [»b. XI, ©. 338 in biejer ÄuSgabe]
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20
5ur ®Efrf)id)te unb Ittteratur. fünfter Benfrau.
fatifer unb alte tue! t unb i f t gemalet mit ben gigure.n
unb aud) onbre met)fter getickt mehr f^rnad) ften gar
fur^Wcilig unb gut jefjoren finb als ben ein Sftegifter
hernach oolgent aus wet)ft mit ber $al ber p teter an
5 welchem plat man finben mag ein rj c ( icr) S ftuef. 2öie man
einer (Sammlung oon gabeln ben Xitel ber gülbne ©tein geben
fbnnen, wirb ber ßejer wof)l nid)t oon mir ju wiffen oerlangen.
(Sfjer bürftc er begierig fetin ju wiffen, was baS für ®ebid)te anbrer
Sfteifter finb, meiere auf bie gabeln folgen. $tber ^ierju muß id)
10 mir einen anbern Sßlafc erbitten, weil fie jum Xfjeit tuirffict) nid)t
fd)led)t unb oon einer ganj befonbern ©attung finb. —
3d) fomme auf unfere britte §anbfd)rift, beti ber id) mid)
weniger aufzuhalten brause, meit fie nur 72 fabeln enthält, bie alle
in ber Ausgabe ber ©d)Weifeer toorfommen. 2)ic erfte gabel ift bie
15 zwölfte biefer SluSgabe; unb fo folgen benn bie übrigen ohngefetjr in
ber net)tnlid)en Drbnung. <5te ift, ebenfalls nur auf Rapier, um 1458
gefdjrieben, wie ju @nbe ber 72ftcn gäbet ju fetjen. ®emäf)tbe hat
fie bet) jeber gäbet aud); fonft aber weber $luffd)riften nod) Xitel.
SSon ben anbern alten ®ebid)ten übrigens, bie fie gletdjermaafjen wie
20 jene, auffer ben gabeln enthält, null id) hier um fo weniger reben,
oa fie jum Xf)eit bie nehmlichen finb, bie in ber jwetoten §anbfd)rift
ju finben, wetd>e mid) oiel ju fe!t)r oergnügt fmben, als bafj id) eS
oergeffen fottte, biefeS Vergnügen mit meinen Sefern je ef)er je lieber
ju Reiten.
25 9Wit ber oierten ^anbfdjrift cnblkfj !ann ict) nod) gefdjwinber
fertig werben. X)enn btefe ift offenbar bie aÜerneuefte, unb eigentlich
nur ber Anfang einer §anbfd)rift, inbem fie bfoS bie erften 40 gabeln
unb in ber nefjmtidjeu Drbnung enthält, wie fie in ber ©djweifcer
StuSgabe üorfommen. $u ©emälben ift $lafc getaffen, unb bafj fie
30 auch m * auf Rapier ift, oerftel)t ftd). 3um dergleichen ift fie inbeg
noch immer gut ; unb ich fönnte ™ä ihr, fo wie aus ber britten, mehr
als eine gute 2eSart anführen, wenn ich mich länger hierbei Oer*
weiten wollte.
Xafür will id) lieber nod) alles zufammenraffen, was ich uuer
35 bie Duellen unb baS 3^italter beS £)id)terS ju fagen tyxbe.
9(uS bem GspiloguS höben wir gefeiten, bafj ber 35id)ter felbft
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lieber bie Jabeht aus ben Seifen ber Hömntrtnßer.
21
befennet, feine gabeln nidf)t erfunben, fonbern bloS aus bem Satein
überjefct $u haben. Unb was ^ätte if)n bewegen fönnen, biefeS
fenntnifj $u tf)un, wenn eS nidjt bet ftrengftcn 2Baf)rheit gemäjj ge=
lücfen märe? (5r mar ja fein fattirifdjer dichter, ber bie !Rac^fud^t
irgenb eines beleibigten Sporen $u fürchten ^atte. gabeln finb ja 5
aud) feine (Stählungen, benen er burd) ein fold)cS Vorgeben fjiftori*
fd^e ©laubwürbigfeit etwa hätte oerfdjaffen motten. $>ie eigne (5r-
finbung, wenn fie ber Weimer aud) nid)t für baS ^auptoerbienft halten
will, ift bodj wof)l wenigftenS ein 9tebenocrbienft, beffen er fid) nid)t
511 fd)ämen gehabt f)ättc ; ober, nädjft ber ©abe jn erzählen, ein SBer* 10
bienft mcfjr. Sllfo, nod) einmal, maS hätte ifjn bemegen fönnen, fid)
nur überhaupt für ben Uebcrfefcer auszugeben, menn er fid) noch eines
anbern Xitels babeti bemüht gemefen märe? ©leidjmohl gab fid)
©ottfeheb baS patriotifchc 2lnjef)en, an ber S55ar)rt)eit eines fo treu*
herzigen ©efenntniffeS ju jweifeln. „Stafc nun gejagt wirb," fdjreibt 15
er an einem Orte, mo er ben bcutfctjeit Urfprung ber befannten gäbe!
Oom SDcüller unb feinem ©ofjne, gegen franjöfifdje 9lnfprüd)e
erhärten mitl, „eS f)abe ber oon SRiebenburg biefe gabeln nur
„aus bem Satein überfefct, ift fretjlidt) oon ben meiften wal)r, bie aus
„ältern gabclbidjtern entlehnet morben. @S ift aber augenfdjeintid), 20
„ba§ oiete, ja faft bie §älfte, aus feinem ifctbefannten altern gäbet»
„bitter genommen, jonbern oon urfprüngtid) beutfdjer (Srfinbung finb."
(SS ift feinem ehrlichen Spanne ju üerbenfen, menn er feine groffe
33elefenf)eit in ben alten gabelbtdjtern fjat; er mu| aber aud) nur
iüd)t tfmn, als ob er fie fjötte. $)ie SSa^rfjeit ift bieje: bafe brety 25
33icrtf)eit oon unfern atten beutfdjen gabeln aus gmeti ganj be*
fannten alten fateinifdjen gabelbid)tern genommen finb, unb id) oon
ben übrigen fünf unb $man$ig, menigftenS adjtjehn in Söüdjcrn nach*
weifen fann, bie, aller 2Batyrfd)eiuttcf)feit nad), älter, als unfere gabeln
finb. Db aber bem ungeachtet bie anbermeits entlehnten 25 gabeln 30
nidjt gleidjwoljl größten XfjcilS beutfdjer ©rfinbung finb, baS ift eine
anberc grage, bie fid) fretilid) er)er nod) bejaen lägt. £enn bie alten
SBüdjcr, in melden ich fie naefjmeifen fann, finb menigftenS in SDeutfd)*
lanb getrieben. 2lber maS tf)ut baS unferm $>id)ter, ber ja nid)t
einmal etmaS anberS fetin will, als Ueberfefcer? 35
Unb $war finb bie $weti alten lateinifchen gabelbidjter, aus
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22 5ur ®*fdjid)le unb XiHeralur. Jünfter Benlraa.
Wethen unfer $>id)tcr oornefjmlid) gefdjöpft fjat, ber fogenannte Slno*
nnmul bei SReoelct, unb Sloianul. Sencr $lnont)inul, fjabc id) anber=
märtl erioiejen, ift nichts all ber oerfificirte fliomulul, bil auf bal
oterte 33ud); unb oon ben breti erften Söüdjcrn, bie aber bei) beut
r> Slnontjmul ofme 3^btt>eilimg fortgeben, r)at SÖoner blol bic 39fte 49.
50. 51. 52. 53. 56. 57. unb 58fte unberührt gelafjen. £)ie übrigen
finben fid) bei) tf)m nid)t nur alle, fonbern faft alle(*) in ber nefjm=
lidjen Orbnung, bil auf wenige Verlegungen ; unb bafc wir el um
fo ef)er glauben tonnen, bajj fie aud) nid)t anberroärtl f)er entlehnt
10 finb, finb einer jeben bie &mt) <3d)tufeeilen bei tateinifdjen $)id)terl
beigefügt, in toeldje biejer bie SKoral berfelben aufammengefafjt fjatte.
Wiefel (entere gilt roenigftenl oon ber fronen ^anbfdjrift ber @d)mei{3er,
roetd)e bal $totograpl)on bei Verfafferl, ober bod) toenigftenl aul btefem
gunädjft genommen $u fetjn fd)cinet. — 9Jtit ber 63ften gäbet fangen
15 fobann bie an, meld)e aus bem Sloianul entlehnt finb, oon beffen
42 gabeln ifnn aber nid)t mef>r all 22 beliebt ^aben, bie man in
nad)ftef)enber Tabelle angegeben finben roirb. $)tefe 22 mit ben 52
aul bem gebauten Slnon^mul, machen 74 , benen alfo, mie gefagt,
ju ben gefammten 99 nod) 25 fefjlen, bereit anbermeitige Ouellen id)
20 nun t)ier anzeigen müfete, um mein SBort gut 31t machen. $>od) roeil
mid) biefel ifct 31t meit abführen mürbe, fo will idj oon if)rem tateU
nifdjen Urfprunge überhaupt einen SBcroei! geben, ben man hoffentlich
nrirb gelten laffen. liefen ncfjmlid); bajj, fo üiel bereu in ber eben
gcbadjten fdjönen §anbfdjrift ber ©djtoeifcer, (Anfang unb ©nbe festen),
25 befinblidj finb, eine jebe berfelben ^toet) lateinifdje (Scfytufeeiten fjat,
roeldje offenbar bie Sftoral bei latetnifdjen $eftel gemejen finb. $)enn
ba ber beutjdje $id)ter bety benjenigen gabeln, meiere aul bem 2loi=
auul unb SKeoetetfdjen Slnontymu! finb, bie eignen SBorte berfelben
(*) ©elbft bic erfic 3rabel oon bem Riffen, ber bic 9?ujj wegen ber äuffern
30 btttem Schale oeracfjtet, ift au$ biefem 9lnonUmn3 genommen, ob fie fdjon ba
ttic^t als gäbe! borfömmt. fteijmtid) aus ber testen Beile feiner «orrebe:
Et nucleum celat arida testa bonum. 1
1 [SSßl. baju ben «nfanfl einer 9ieU)c Bon SBemerlunaen über bic „Fabulae Anonymi Nevelcti"
in einem Siotijenbeft unter ben öreölauer «panieren ($b. XVI biefer «ulgabe):] SIu« bem legten
Serfe ber einleitung.
Et nucleum celat arida tosta bonum
fdjeinet bie erfie 5a»el in ben fabeln aul ben & ber 3R. gemalt ju fegn.
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UUbsr Mb JabBln aita bBtt SbÜbu bBr Mnnejmßev.
23
Begatten fjat, (o fann man mof)t genrifj jemt, bajj er audj $u ben
übrigen bie (ateinifdjen £>iftid)a nuf)t felbft merbe gemacht tyaben.
SBarum biefe beigefügten 35iftid)a überhaupt audj fonft nod) ifjren
SGßertlj §aben f wirb man im nädtftfolgenben Sluffafce feljen. Sjjt er=
taube man mir nur nod), fotgenbe Xabeüe eingurüden, in meiner man, 5
maS id) Bisher gejagt, auf einmal überfefjen !ann, uub bie bemjemgen
einmal nid)t wenig SJcufje erfparen bürfte, ber etwa ben Samberger
$)rud unb baS jmeöte ÜÄanufcript in unfrer SBibliotfjef brausen unb
nufcen wollte. @r wirb ofjne ,3eitüerluft in berfetben feljen föunen, wo
er jebe gäbe! ber ©djmeifcerifäen Ausgabe in beiben ju fudjen fjabe. 1 10
3ür#er Wu£»
n tt f% 0
Dornberger
Tl v ii et
Unfre ^tue^te
CÄrttthfrfirift
ii u ii v \ aj 1 1 j i.
Ouellen ber gabeln.
I.
- - 1.
- - 1.
Anony. Nev. Praef.
II.
- - 2.
- - 2.
Avianus fab. XVII.
III.
- - 3.
- - 3.
III.
IV.
- - 4.
- - 4.
IV.
V.
- - 5.
- - 5.
V.
VI.
- - 87.
IX.
VII.
- - 6.
- - 6.
VIII.
- - 7.
- - 7.
Anony. fab. II.
IX.
- - 8.
- - 8.
VI.
X.
- - 9.
- - 9.
VII.
XI.
- - 10.
- - 10.
VIII.
XII.
- - 11.
- - 11.
- X.
XIII.
- - 12.
- - 12.
XI.
XIV.
- - 13.
- - 13.
XII.
XV.
- - 14.
- - 14.
XIII.
XVI.
- - 15.
- - 15.
XIV.
XVII.
- - 86.
XV.
XVIII.
- - 16.
- - 16.
XVI.
XIX.
- - 17.
- - 17.
XVII.
XX.
- - 18.
- - 18.
XVIII.
XXI.
- - 19.
- - 19.
XIX.
XXII.
- - 20.
- - 20.
XX.
XXIII.
- - 21.
- - 21.
XXI.
/XXIV."
\ XXV.«
— - — —
XXVI.
- - 22.
- - 22.
XXII.
* [Die brci erften Steigen ber folgerten Tabelle Rnben ftdj au$ ljanbfdjriftltd) in einem ftotijenljeft
unter ben SBreftlauer $abieren. $0$ ift bie tfnorbnung ber JReiljen fjier toeränbert ; bie Überfdjriften
lauten bemgemaft :] Bürger u 8 g a b e. MS. A. iBamberg. WuS. [Die in bem Samberger Drud
feblenben Säbeln ftnb mit einem Sterndjen bejetdjnet; bie nur in ber SBolfenbüttler fymbfrfjrift
(MS.A) unb in ber Süricfter Wu*gabe befinblidjen finb in ber Wellje MS.A jweiraal unterftrhfcen ;
fo lautet j. 8. Seile 6 ber DabeHe in ber $f. :] VI - - - 87 - - * - * [Daju bat bie $f. bie S3f •
merlung :] ftnb ju Biel gejeljlt
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24
lur ©efrfjtdjfe unb IttUratur. fünfter Btntrap..
Sfirdjer 9lu3*
q a b e.
Dornberger
$rud.
Unfre aroetote
| §anbfd>rift.
Duellen her gabcl
XXVII.
- - 27.
23
_
XXIII.
XXVIII.
- - 28.
- - 24]
— —
XXIV.
XXIX.
- - 29.
- - 25.
— —
XXV.
XXX.
- - 30.
- - 26.
XXVI.
XXXI.
- - 31.
- - 27.
Anony.
XXVII.
XXXII.
- - 24.
- - 28.
XXVIII.
XXXUI.
- - 23.
- - 29.
_
XXIX.
XXXIV.
- - 25.
- - 30.
XXX.
XXXV.
- - 26.
- - 31.
• —
XXXI
XXXVI.
- - 35.
- - 32.
XXXII.
XXXVII.
- - —
- - 88.
— —
XXXUI.
XXXVIII.
■ - 36.
- - 33.
— —
XXXIV.
XXX IX.
- - 37.
- - 34.
— —
XXXV.
XL.
- - 38.
- - 35.
XXXVII.
XLI.
- - 32.
- - 36.
• •
XXXVI.
XLII.
- - 33.
- - 37.
Avian.
XXXIV.
XLIII.
- - 34.
- - 38.
—
XLIV.
- - 39.
- - 39.
Anony.
XLIV.
XLV.
- - 40.
- - 40.
XL.
XLVI.
- - 41.
- - 41.
_
XLI.
XLVII.
- - 42.
- - 42.
Anony.
XXXVIII.
XL VIII.
- —
- - ' 89.
—
XLIX.
- - 43.
- - 43.
L.
- - 44.
- - 44.
Anony.
XLII.
LI.
- - 45.
- - 45.
Anony.
XLIII.
lii.
- - 4«.
- - 46.
L1II.
- - 47.
- - 47.
LIV.
* —
- - 91.
Anony.
XLV.
LV.
- - 48.
- - 48.
— —
XLVI.
LVI.
- - 92.
Anony.
XLVII.
LVII.
- - 49.
- - 49.
XLVIII.
LV1II.
- - 50.
- - 50.
LIX.
- - —
— — — —
LIV.
LX.
- - 51.
- - 51.
LV.
LXI.
- - 52.
- - 52.
-
LIX.
LXII.
- - 53.
- - 53.
LX.
LXIII.
- - 54.
- - 54.
Aviauus I.
LXIV.
- - —
- - 93.
II.
LXV.
- - 55.
- - 55.
— —
III.
LXVI.
- - —
— — ■ ■■
— —
IV.
LXVII.
- - 56.
- - 56.
V.
T V1TTTT
LXVIIL
- - o7.
- - 57.
VI.
LXLX.
- - 58.
- - 58.
VII.
LXX.
- - 59.
- - 59.
LXXI.
- - 94.
LXXII.
- - 60.
- - 60.
LXXIII.
- - 61.
- - 61.
— —
IX.
LXXIV.
- - 62.
- - 62.
LXXV.
- - 95.
X.
LXXVI.
- - 63.
- - 63.
• •
It.
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Weber bie Jabeln au« ben Seifen ber aHimr{m0er. 25
gäbe.
33amberger
2)rud.
Unfre ätvetttc
§anbfd)nft.
u neuen oer lyaucin.
LXXVII.
- - 64.
- - 64.
XI.
LXXVIII.
- - 65.
- - 65.
XIII.
LXX1X.
- - (56.
66.
XIV.
LXXX.
- - 67.
- - 67.
XXIII.
LXXXI.
- - —
- - 96.
XV.
LXXXII.
- - 68.
- - 68.
• —
LXXXIII.
. . —
— - — -
XVI.
LXXXIV.
- - 69.
69.
XVIII.
LXXXV.
- - 70.
- - 70.
—
LXXXVI.
- - 71.
- - 71.
XIX.
LXXXVII.
- - 72.
- - 72.
—
LXXXVIII.
- - 73.
- - 73.
XXII.
LXXXIX.
- - 74.
- - 74.
- —
XC.
- - 75.
- - 75.
XXIX.
XCI.
- - 76.
- - 76.
XXVI.
XCII.
- - 77.
- - 77.
XCIII.
- - 78.
- - 78.
XCIV.'
- - 79. J
- - 79.»
• m m
- - 80.
- - 80.
- - 81.
- - 81.
— — —
- - 82.
- - 82.
— — —
- - 83.
- - 83.
- - 84.
- - 84.
- - 85.
- - 85.
- - 90.
- Anony. I.
: [3n berfcf. folgen qier nod) Die $atytn] XCV. XCVI. XCVII. XCVIII. XCJX. C. • 79 [ift in
ber $f. jioeimat unterftrtdV n ; bie folgenbcn flatjlen ber jweiten unb bcittrn Seit>e fct)leit. Statt
beffen fäftrt bie $f. fort :]
ftabcfn meldte in brm MS. A. fteljen unb in bet Sei)». 9Iu6gabr nicf>t.
80. 81. 83. 83. 84. 85. 90. 92. 93. [Sie beibeu testen Balten wieber au«geftrid)en]
80. Der beftodjneWidjter. SBenn b i e 9t i ri) t e r gab achten wie es bann q c 1) t.
Unter ben au« ber Starnberger «u»gabe, gleicb,fall4 No. 80.
81. )8on grauen, bie fidjjieren,bafj man iljr begehrt. SBant. 81.
82. D a 6 bie grauen $ e i m l i <$ t e i t n i dj t löniien b e r f dj ro eigen, ©am. 82.
83. Da6manweltIid)Dingfow Oelber forgt, unb ber Sectfo wenig adjtct.
9am. 83.
84. Xa & an D f) o r e n alle «oft unb Arbeit verloren, »am. 84.
85. «in TOeifter «Beisb,eit »erlauft. $amb. 85.
90. Der fca&n unb ber «belftein.
93 ift 56.
93 ift 64.
3n ber Samberger fehlen
VI. XVII. XXXVII. XLVIII. LIV. LVL LIX. lxiv. lxvi. LXXI. LXXV. LXXXI. LXXXIII.
[Huf einer fpätercn Seite besfelben Wotijentjef le« ftefit :]
ffieldje in ber <Sd)Wei|er Hu8gabe ftebji, nnb ntdjt in beut MS. A.
56. 59. 64. 66. 93. [Die ßaljlen 56 unb 64 wieber an»geftrid)enl
56. [burd)ftrid)en] 8on bem $irfd}e ber fict> im «Baffer fieftt. [©bäter beigefügt :] ift 92.
59. Der SBolf nnb ber $unb mit bem raupen fcalfe.
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26 Sur ©efdjttfjfB unb lifferafur. fünfter Benfrnß.
3d) eite ju bem (entern fünfte biefeS SluffafeeS r welcher baS
3ettalter unfern ehrlichen gabelbichterS betrift. ©ein £erauS=
gebet in Büridj, wie befannt, ift ber SRetmung, bog er noch „bor
„ben Sagen griebrichs beS 3n>etiten gelebt ^abe. $ie Sprache, fagt
5 „er, bie Orthographie, bie ©infätlc, bie 2(uSbrüde, atleS oerräth einen
„93erfa[fer aus bem blül)enbcn Hilter ber Sdjwäbifchen Sßoefie." — 3e
erfahrner unb fdjarffichtiger ber $unftrid)ter ift, ber einen foldjen $luS*
fprudj tfjut, oon befto grö&erm ©emicfjte ift er. ©leidjwohl aber ift
eine $)ecifion beS ©efdjmadS, fein hiftorifcfjer SBeweiSgrunb ; nnb es
10 bleibt immer eine fetyr mifjttche Sache, facta burd) ©efchmad ent*
Reiben wollen, wenn er auch noc § f° f^ er to&w. $enn Wenn anbere
biefen ©efdjmad nun nicht höben? SBenn anbere $. @. bie (Sprache
beS Richters gar nicht für bie Sprache jenes Alters erfennten, baS
mir überhaupt ein wenig $u fehr nach ben 1 fran$öfifdjen Siecles ge-
15 formt 5U ferjn fcheinet? $>enn ©Ott weij3, ob bie guten Sdjwäbifchen
ftatofer um bie bamalige beutfehe $oefie im geringften mehr SSerbienft
haben, als ber ifcige ßönig oon Sßreuffen um bie gegenwärtige. ©leich=
wohl Witt ich nw$t barauf fchwören, bafj nicht einmal)! ein Sdmieich*
ter fommen joUte, welcher bie gegenwärtige ©poche ber beutfdjen Sit* .
20 teratur, bie ©poche griebrid)S beS ©roffen, $u nennen für gut finbet!
— $>er Sd)Wei&erijche Äunftridjter fagt jafelbft: „2öir haben gegen*
„wärtige gabeln befto lieber oor ber Sttancf f if djen Sammlung
„borfjergehen laffen, weil fie beb ihrer natürlichen ©infalt eine groffe
„ßeidjtigfeit fjaben, welche fich auch öfter« benjenigen oerftänblich
25 „macht, bie nur ein flüchtiges 9luge barauf werfen, ohne bog fie ftd)
„mit ben (Schönheiten ber aften Sprache eine gelehrte Arbeit machen."
SßaS f)d$t baS anberS, alS: bie Sprache bie[er gabeln ift nicht bie
Sprache ber ättern 25id)ter in ber SJcanejfifchen Sammlung, fonbern
ein gutes %f)di oerftänblicher, b. i. ein gutes Xheil jünger, unfrer
30 ifctgen Sprache näher? Unb was will ber gelehrte ÜRann mit
ber Orthographie jenes SllterS? ©teot eS benn eine foldje? SBenn
er boS ©lüd gehabt, einen ©ober. $u erhalten, in Welchem burdjauS
64. [burdjftridjen] 25« Hbler unb Die ©djnete ineldje fliegen »in. [Später beigefügt :] ift 93.
66. Der SBinb unb bie Sonne.
83. Die (Stdie unb ba« »oljr.
[Darunter fteben notfi. folgenbe Labien, bie t« nidjt ju beuten »ermag :] 8. 79. 32. 68. 68.
' bem [1781]
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Heber bie Jabeln aua ben Seifen ber fflaimtelmaer.
27
eine gleichförmige Orthographie beobachtet worben : ift baS barum bie
Orthographie jenes Alfters? ginbcn fich benn nicht felbft in ber
Sflaneffijchen §anbfd)rift faft fo oiet ocrfdjiebne Orthographien, als
ocrfchiebne dichter? — SBaS enblid) ben SluSbrucf, bie Einfälle,
bie ganje pocti(che ftunft anbelangt, woraus wir fdjüeffen foHen, bajj 5
unfer gabelbichter ber 3eitgenoffe ber äßinnefinger gewefen; fo fann
ich ntc^t bergen, bajj ein foldjer ©djluf} $u toiet Unfunbe mit ben
fpätern Richtern beS 14ten unb ber erften §älfte beS löten 3eü)r*
hunberts öerrätf}. Seiten, welche einen § u g 0 öonXrtjmberg nnb
einen German oon ©achfenhetm noch gehabt haben, fönnen ja 10
wohl auch einen gabefbichter heroorgebrad)t haben, wie biefen. 3a,
ich fch äme mW) nidt)t ju befennen, bag bie gabeln, welche in bem
Kenner jerftreut finb, nach meinem ©efdjmacfe (ich wc i6 wohl, bafc
©ellerts Urtt)ctf ganj anberS auggefallen ift) weit lebhafter unb
unterhaltenber erzählt finb, als biefe oorgegebenen fabeln beS ©djwä* 15
bifchen $eitalterS.
2öaS ber ©chwei^erifche Äunftrichter oon ben materiellern &enu=
^eichen fetner beffem §anbfd)rift fagt, fcheint eher noch ei" ^iftorifc^er
SBeweiS $u feön. ©chetnt, fage ich : oenn i m ®nmbc ift eS boch nur
aud), bunfle unerflärliche (Smpfinbung. „©0 oiel man, fagt er, aus 20
„ben (Sharafteren ber SBucfjftaben urteilen fann, fo ift fie gegen bem
„$lu§gange beS breti$ef)nten SafjrhunbertS gefchrieben worben." SGBie
tt)ot)I ftünbe eS mit ber Äenntnifj ber §anbfcf|riften, wenn eS in irgenb
einer (Sprache oon irgenb einer 3eit Suchftabengüge gäbe, aus wel=
d)en fiel) bis auf ein halbes Sahrhunbert baS Hilter berfelben 25
mit 3utierläfftg!ett angeben lieffe. greulich müfete eS wohl bergleichen
geben, unb fie würben oietteid)t auch 5 U beftimmen fenn, wenn man
eine groffe 9Kenge oon £anbfcf)riften beS nehmlichen SanbeS unb ber
nehmlichen ©pracfie oor fid) f)ätte , bereu golge unb Orbnung aus
anbern unftreitigen ©rünben bereits beftimmt wäre. Slber wo ift 30
baS? unb wo hat man baS? $)a, wo wir in ber $>iplomatif ifct
noch halten, bebarf eS fdjon eine« fehr funbigen SütonueS, ber fich
aus ben bioffen 3«9,en ber S3uchftaben nicht mehc als um ein Sah* 3
hunbert irren fofl; wie baS jeber ©elehrte eingeftehen wirb, ber @r*
fahrung in folgen fingen hat unb Weber fich noch anbere betriegen 35
will. ©0 ift benn auch &i § h er fd)led)terbingS noch feine §aiü>
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28
Sur ©efrfjtrfjfe unb lifferafiir. Jünfler Bcnfraß.
fdjrift oon unfern gabeln befannt, bie fid> burd) eine au3brü<füdje
Sa^r^a^l ju bem 13ten Safjrhunberte tegitimirte. $ltte übrige, fowof)l
bie jweote ber Schwerer, als bie welche 3). Sd)er$ gebraucht r)at,
nebft ben öieren unfrer SBibliothef, finb wenigftenä ein Saljrhunbert
5 jünger, ja einige berfelben tt»or)t jweö ; wie nicf)t au§ bloffer fritifd)er
Sd)äfcung, Jonbern aus ben auöbrücf(ict) beigefügten Sa^a^ten $u
erfennen.
&odj id) bin weit entfernt, mich eines ähnlichen £rugfd)luffeS
fd)ulbig ju machen, unb bloS barauS, bajj alle Jpanbfdjriften öiel neuer
10 finb, ben dichter felbft für fo oiel neuer ju erflären. @S finb tuet*
mehr gan^ anbere Umftänbe, woraus id) fdjlieffen $u fönnen glaube,
bafc er wenigftenS jünger feun müffe, als ber SSerfoffer beS Kenner S,
unb oermuthlitf) in ber legten §älfte beS oierjehnten SaWunbertS
getrieben habe. Umftänbe, bie weniger oon Slnfchein unb ÖJefdmtacf
15 abfangen, unb faft ben SBertf) förmlicher 3eugniffe Ijaben.
Einmal alfo, bafj unfer gabelbtd}ter jünger als §ugo öon
Grimberg, ber SBerf affer beS SRennerS, feön müffe, läfjt fct)on $rim=
bergS Stittfchweigen oon ihm oermuthcn. 2)enn Grimberg fdjweigt
nicht attein oon tf>m, welches fo oiel als nichts beWeifen würbe; fonbern
20 fd)weigt an (Stetten oon iljm, bie gerabe ber $tafc gewefen wären,
feiner &u gebenden; an Stetten, an welchen er fo öieler anbern beut*
fdjen 2)id^ter beS 13tcn 3ahrl)unbertS gcbenft, bie ju Anfange beS
14tcn noc^ gelefen würben ; an Stetten, wo er bie gan^e beutfd)e 2ec=
türe fetner fteit nahmhaft macht, gu ber unfer gabelbidjter wof)l un=
25 ftreitig gehöret hätte, wenn er fdjou oorljanben gewejen wäre. $)iefe
Stetten finben fid) auf bem 9ten unb 82ften «Blatte ber einzigen ge=
brutften SluSgabe beS Kenners, unb finb oon folctyer S33idt)tigfeit
für ben beutfdjen Sitterator, bag id) nichts überflüftigeS ju tf)un glaube,
wenn ich f* e c ™ anbermal mit ben nötfjigen (Srläuterungen unb 95er*
30 befferungen aus ben oortrefflicfjen .§anbfd)riften ganj mtttr)eile f bie
unfere Söibliotljef oon biefem mer!würbigen ©ebidjte befifct. Sfct Witt
id) bloS biefen halben beweis, ber aus einem nicht ju oerjeifienben
Stittfchweigen hergenommen wäre, burch einen 3 u f a ^ »erftärfen, wo«
burd) er ju einem jiemlid) ooüftänbigen Scweife erwädjft.
35 STCehmlid): nicht genug, bafj Grimberg üon unferm 93oner
nichts meifj ; in betyben finben fid) Stetten, bie fict> wie Original jur
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Weber tue Säbeln aua ben Seilen ber HHnnefmaer.
29
$opie oerfjalten, unb bie man nur ein wenig genauer anfefjen barf,
um fid) ju überzeugen, bafj bie Originalität üöllig auf Grimbergs
Seite ift, unb folgtidj Grimberg aud) früher getrieben fjaben mufj.
SSon biefen ©teilen miß id) nur bie t)auptfäd)lid)fte wät)(en, weldjeS
bie (5rgät)tung öon bem Sßrälaten mit ben 33trnen ift, bte icr) 5
bereits unter fo mandjerlet) ©eftalt als eine 93onerfd)e (Sr$äf)tung bem
fiefer oorgelegt t)abe. $ieje nun t)at aud) Grimberg; unb Ijat fie
fo, bafc fie fid) unmöglid) in einem fo allgemein berannten SBerfe, als
83onerS gabeln feit ifjrem $>afet)n geroefen ju fetyn fct)einen, bereits
fann befunben t)aben. $)enn er führet fie auSbrüdlid) mit ben 2öor= 10
ten ein:
(Sin mar mere icr) uernummen fjan,
2)eS id) nidjt rool uergeffen fan,
£)aS mit id) fdjreiben, baS anbre 2eut
£)abet) fidr> wollen beffern t)eut. 15
@r t)at fie vernommen, b. i., er r)at fie nidjt aus Söüdjern, fonbern
aus münb(icr)em ®erid)te; fie fdjmebt it)m nod) in frifdjem Slnbenfen ;
er l)ält fie für wertr), gur SöelerjruHg anberer niebergefdjrieben gu
werben. SDrudt man fid) fo aus uon einem 9M)rd)en, weldjeS nid)t
allein in einem 53ud)e gu finben, baS in jebermannS §änben ift, fonbern 20
aud) felbft in biefem JÖudje nidjt guerft oorfömmt? £enn, wie mir
gefer)en fjaben, fängt biefeS 2Kär)rcr)en bet)m 93oner überall an:
SSon einem 93ifcf)of lieft man baS.
9Jtan IteSt, unb id) fjabe oernommen: auS biefen SBorten allein
ift flar, mer mit beS anbern Stalbe gepflüget, ober menigftenS pflügen 25
tonnen. 55enn ba SBoner alle feine gabeln auS bem ßatehufdjen
genommen gu Ijaben oorgiebt, fo fann id) frenlid) nidjt fo gerabegu
behaupten, bafj er wenigftenS biefe, aus bem $>eutfd)en beS Xrim=
bergS t)abe. $lber was er nid)t unmittelbar oon it)m fmt; fann er
it)m WenigftenS mittelbar gu banfen t)abcn. (Sin fpätrer latemifdjer 30
SSerfifej fann fie aus bem9tenner überfejjt, unb bamtt ben Slnonu*
muS beS SReü et et oermetjret r)abcn. Unb baß cS einen foldjen
fpätern 9Scrmet)rcr biefeS 5lnonrjmuS giebt, mitl id) an feinem Orte
geigen. 3fct miß id) bie (Srgätjlung felbft, nad) XrimbergS Vortrage,
nur gang fjerfefcen, um urteilen gu taffeu, ob ifjre Originalität aud) 35
nid)t buret) irjre innere ®üte beftätiget wirb?
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30
Sur ©tfdjirfjk unb Ittterahtr. Jünffer Betrag.
Gin mar mere id) Dernummen ljan,
be3 id) nidjt rool oergeffen fan,
2)a3 toW id) fdjretbeu, ba3 anbre leut
babci fidj motten beffern f)eut.
5 $o ein prelate %t "na!
unb mit feinen geften a£,
Gin fdicnfart ba$ mart im gefant
mit bim. bo fpradj er ju fjant
2Ber bereit mir baS fdjcnfar
10 mit bifen birn onc üar,
S)a8 ir feine roerb oerloren?
Ob bag gef d)ed>, ba3 mer soren.
Si fpvadjen, ba8 tu emer fdjroefter fon.
2Ber fott e3 billidjer benn er ton?
15 9?ein, fprad) er, ber ift ein tor.
Gr nein tiU leidet ber beften uor,
Unb lic§ mier bie böften ligen.
3)omit marb ber reb gefügigen .
s Jht fa$ ein geiftlid) man bo bei,
20 55er fpradj biff: bir geflaget fei
®ot f)erre, baä man ben nia)t fo(
Sn fedföig birn getragen rool,
3>cm taufenb feie empfjoten finb!
Gin rcict) pfyarre f)et ba3 fint,
05 $)em man 51t ben birn nidjt
(Getraut, al£ leiber me gefd)id)t,
£a* feten ba3 feiler finb ben birn.
$e$ unbilb get mir in mein f)irn.
Sn 28 geiten er$äf)(t Grimberg, roo^u fief) iöoner an bie 70 nimmt.
30 Unb fef)tt e$ biefer Stürze barum an ftfarfjeit? 9toHt nidr)t alte« fjier
roett beffer unb überrafdjenber, aU bort? SMdjer 9£ad)erääf)Ier ift
nid)t roeitfdjroeiffig unb roäffrig? Unb roefcfyeS Äennaeidjen ber Ur*
fprüngüd)feit ift fid)rcr, als bie 5Inroenbung gerabe nur fo mefer
Söorte, a!3 eben jum ootlftänbigen $u3brucfe unentbefyrlirf) finb?
35 Unb nun bebiene idj mid) abermals einer einzeln Jabel betjm
53oner, um fein $tfter nodj genauer 31t beftimmen, unb ju erhärten,
baft er roofyl nidjt früher, aU gegen ba3 Gnbe beä 14tcu 3afyrf)unbert3
mbge gefcfjrieben fjabeu. %d) meine bie befannte gäbet Dom 2Kü Her,
feinem @of)ne unb ifjrem Gjc(, über bie oor aroan^ig Safyxtn
40 sroifdjen Jranjofen unb $eutfd)en ein f (einer Streit uorfiet, roeldje
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Weber Mt Jabeln aus ben leiten btt BÖimtefmßer.
31
oon betyben Nationen fid) bie (Srfinbung berfelben jueignen fönnte (*).
$a| e3 eine beutfdje (Srfinbung fei), blieb ausgemacht; e8 fe^ nun,
bafj fie (Samerariu3, lote ®ottfd)eb wollte, aus unferS SonerS
alten beutfcfyen Jabel entlehnt f>abe, ober aus ben Facetiis Poggii,
wie ein granjofe für roafyrjdjeinlid)er f)iett. $)enn ^ßoggiuS jetbjt be* 5
fennet in ber (Sinteitung berfelben, bafj fie fid) au$ $)eutfd)Ianb f)er-
fcfjreibe, unb eben biefe Einleitung ift e3, bie mir ju meinet $lbfid)t
f>ier bienen fofl. Dicebatur, fdjreibt $oggiu3,(**) inter Secreta-
rios Pontificis, eos qui ad vulgi opinionem venirent, miserrima
premi Servitute : cum nequaque possibile esset, cum diversa sen- 10
tirent, placere omnibus, diversis diversa probantibus. Tum qui-
dam ad eam sententiam fabulam retulit, quam nuper in Alamania
scriptam pictamque vidisset. Senem, ait, fuisse ... unb toie bie
befagte gäbet bafefbft meiter lautet, bie bety unferm Jöoner bie 52i*e
ift, in ber Ausgabe ber ©djtoeijer. SBer fiefjt nid)t, ba{$ Ijier bie 15
SBorte in ^Betrachtung fommen : quam nuper in Alemannia scriptam
pictamque vidisset; unb bejonberS ba£ nuper? 3)aS nuper jmar
ift fef)r batb $u beftimmen. 3)enn au3 ber ©djhtfcrebe be3 $oggiu$
ju feinen Facetiis errettet, baji biefe ©cfjnurren aus ben oertraulidjen
QJeforädjen entftanben, bie er mäfjrenb ber Regierung $abft üttartU 20
nu3 be8 V, atfo oon 1417*1431, mit einigen greunben in baju eigent*
fid) beftimmten ^ufamroenfünften gehalten, Sllfo, aud) oon 1417 an
geregnet, fann nuper feine ältere fttit, a(3 ben Slnfang beä löten
ober ba3 @nbe be3 14ten 3af)rfjunbert3 bebeuten; unb ba3 märe c£
eben, toaS idj mollte. (Sine gäbet, oon ber e§ früfjftenä um 1417 25
fyeifjt, bafj fie öor hadern, nuper, erfunben toorben, ift S3emeiS genug,
bafj bie gange ©ammtung, morinn fie fid) befinbet, nid)t älter fetjn
fann. Stber nun ift bie grage : Riffen benn bie SBorte jufammen audj
notfjloenbig baS? quam nuper in Alemania scriptam pictamque
vidisset. 3ft nuper nid)t eben fotoofjl gu vidisset gu jief)en, atä ju 30
scriptam pictamque ? SKujj eine @atf)e, bie man erft neutid) gefefjen
(*) Bie Äuffäfce, in wetzen tiefer ©treit gefü^ret würbe, felje man im
Journal Etranger unb in ©ottfdjebS 9leueften Dom ^aljre 1756. £ie
manö)erlett 3ufä^e unb Berichtigungen, beten fie fiHjig finb, werbe id) an einem
anbem Orte anzeigen. 85
(**) Huf bem XI. Statte ber ©tra&burger HuSgabe oon 1511.
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32 Sur ®BlrtiirfjtB unb Ittfoafur. Jünflcr B*ntraa.
Imt, aud) fd)led)terbingä erft neulid) gemad)t femi? 2öaf)rlid) nid)t;
unb biefeö ift abermals ein SöemeiS, roie gtüet)beutig bie liebe lateini*
fc^e «Spraye ift. 3nbe&, maS an biefem (Stempel für midj baS befte
ift, ift biefeS : baft ber boppelte Sinn, ber barinn liegt, nidjt weit au§=
5 einanber fetyn fann. 2öa3 $oggiu3 felbft, ober fein 93efannter , in
ber 2Irt, an ber fie }o reidj, mit ber fic fo befannt waren, erft neu-
lid) gefefan f)atte, gefdjrieben unb gemaf)lt gefehlt Tratte, mufj mol)l
aud) erft neulid) gemadjt femt. SßenigftenS nidjt feljr biet früher;
tueit es wof)l fonft fdjon längft, ju iljver unb if)re3 ©leidjen ®ennt=
10 nifc gefommen märe. 9cid)t3 breitet fid) leidster unb gejdjwinber aus,
als £>iftörd)en, bie eine unftreitige SBafyrtjeit auf eine fo finnreidje $trt
unfrer 9lnfd)auung barftellcn. 3d) fagte „^ßoggiuS felbft ober fein
SBefannter" benn es märe möglich, bafj ^ßoggiuS Ijier oon fid) felbft
in ber brüten 5$er[on fprädje. (£r mar, wie befannt, wäfjrenb beS
15 GonciliumS $u Goftnifc, in biefen ©egenben oon 35eut[d)lanb gemejeu,
unb fyatte bie 93ibliotf)efen ber ftlöfter mit ötelem 9cufcen burd)fud)t.
$a fonnte if)m benn letajt, in mef)r als einer, eines oon ben oben*
betriebenen Sjemplaren ber 93onerfd)en gabeln, mit ©emäfjlben, 511
©efid)te gefommen fetjn, auf bie er mir fo beutlidj burdj baS scrip-
20 tum pictamquo anjujpielen fd)einet.
$od) mujj id) eine Äleinigfeit mit einem SBorte berühren: bie
jebod) f)ier fogar SHeinigfeit nidjt ift. 2öaS mid) in ber 2Jceonung
beftärfet, bafj Öoner nict)t früher als in ber legten ©älfte beS oier*
äefynten SafjrfjunbertS fönne gelebt fjaben, ift biefeS, bafe er fiel) nidjt
25 95 0 ii er, fonbern SöoneriuS nennet. 2)enn icf) benfe, eS ift aus*
gemacht, bag ber ®ebraudj, feinem bcutjd)cn tarnen eine lateinifcfje
(Snbung ju geben, erft um bie je $eit aufgefommen ift; atS ber 33or»
läuffer ber nod) pebantifdjern 6itte, if)n nad) feiner 93ebeutung in
eine gelehrte ©prad)e $u überfein, meiere gegen baS fed)$el)nte Stafjr*
30 Rimbert unb weiter f)in, fo annef)mtid) befunben würbe.
Hadtfdjrift.
Set) barf biefe §toet)te ©ntbeefung, über bie fogenannten gabeln
aus ben S^ten ber 9Jcinnefinger, nidjt in bie SSelt fdjicfen,
ofme (üJottf djeben, mit bem id) eS fo oielfältig barinn ju tfyun
35 f)abe, eine ®eredjtigfeit gu erzeigen, bie er fid) felbft wieberfaljren 311
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läebsr bsn «BnomjmuÄ b*a Bmlet.
33
loffen, roenn er nodj lebte, ofjne Steifet nid)t ermangeln würbe.
Scf) Ijabe uefjmlid) geglaubt, bajj er öon unfern £anbfd)riften biefer
gabeln ntd)t meljr miffe, als er gelegentlich im SBradnnonb 1756.
feinet SReueften au£ ber anmutfjigcn ©elefjrfamljeit, beto=
bringen motten. Sftun aber finbc icf), teiber ju fpät, ba§ er fd)on 5
je()n 3al)re Oortjer ein Sßrogramma de quibusdam Philosophiae
Moralis apud Germanos antiquiores speeiminibus gefdjrieben, aul
meinem ju erfeljen, bafj er and) beu atten Samberger $)rud gefannt,
üon meinem id) am erften anjumerfen geglaubt, bajj er bie ncfjmlidjeu
gabeln enthalte, meldje B'd) e r j ju allercrft herausgeben öermetynte. 10
2öie nadjläjfig er aber biefe (Sntbedung genügt; mie forglo§ er eben
bafelbft nid)t nur bie gel)ler in Slnfcljung unferer §anbfd)rift be*
gangen, bie id) an feinem 9iencftcn gerügt, fonbern aud) mie Diel
plumper biefe gcl)ter bort erfcfjeincn! mag felbft nachfeilen, mer ßuft
uub (Gelegenheit ba$u Ijat. 3ct) fann mid) nur nidjt genug munbem, 15
Stl)ctl3, mie beu 8djh)ci$ern fo öiel früher bie ©ottfchebifdje Slngeige
unbefannt bleiben fönnen, %i)c\l% t mie ©ottfe^eb e3 oerfäumen fönnen,
af$ bie 2luSgabe ber ©dnoeijer erfdjien, e§ ber SBelt mit feiner ge*
mitynlidjen Söefdjeibcn^eit an$ujcigen, mie oiet biefe £>crau3gäber fdjon
längft uon ilnn fjftttcn lernen fönnen. $lber fo ging c3 bamate : jeber 20
fdjimpfte auf beu antern, uub feiner lag ben anbern.
XXII.
lädier ton 3toni;nuts tos BbücIeI
Sftan üerftc^ct unter biefer Benennung ben ungenannten halb*
barbarijdjen lateinijdjen $)idjter, beffen etegieifdje gabeln in ber Samm* 25
lung be£ bettelet unmittelbar auf bie gabeln be3 SloianuS folgen.
3)a er in ber ®efd)id)te ber gäbet uieler Umftänbe megen fel)r merf=
mürbig ift ; ba id) bereite ^tuctjcvtei) oon ilmt ermiefen habe, nehmlid),
bafc er im ©mnbe nid)t£ als ein uerfificirter SRomuluä fei)(*), uub
bajj er eine oon ben §auptquclleu unferS SoncrS gemcjen(**): fo 30
(*) S8ei)trog I. ©. 67.*
(**) 6. 26. btefcS fünften »ertrag*. 1
• [»b. XI, S. 368 in biefer «u* fl abe] ■ [Seile 22 in biefer Kuöflabe]
ü t f f i ng , ffimUidie Stfriften. XIV. 3
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Bur ©efdnrfjtfi unb lüfirafur. Jünfter Btnfrag.
Witt id), waS ich fonft für $achforfdmngen über if)n gemacht habe,
hier mitthcilen. 6ie werben nidjt allein bie Sfaugterbe beS Sittera*
torS unterhalten, fonbcrn tonnen einmal Demjenigen ©etefjrten mitlief)
jerni, ber etwa biefem 2tnont}mu3 eben bte (£t)re erweifen wollte, bie
5Äannegieter bem SlDianuS crwiefen t)at. $)enn wir wollen nur
immer bie 3 un f* oer ®cr)oItaften nocf) eine SBeile beftetjen lafjen!
SEßenn fie mit bcn guten flaffifdjen Scfjriftftellern fertig ift, fann fie
ja bie ©djriftfteüer ber fpätern Reiten oornchmen, weldje aufguttären
unb ju berichtigen gcwife nid)t weniger Sdjarjfiun unb Mrittf erfor*
10 bert. Slnuehmen unb oorauSfefcen, bafj biejcs überfUiffig, unb jenes
fdjou gefdjerjen fett, Reifst ein wenig gu uiel Unfunbc in biefer 2lrt
Don ©elcrjrfamfeit Derartigen.
1 . £te in weldjer ber Ungenannte, Don bem bte SRebe ift,
gelebt, lägt fid> bis i|>t noch eüen f° wenig mit ÖJeroiflhett angeben,
15 al§ fein 9?ame. Sin Sßerfudjen, betbeS p leiften, fydben eS bie ©e*
lehrten jwar nid)t fehlen (äffen; aber biefe Sfcrfudje ju wiberlegen,
ift leichter, als etwas 3 uöcr ^ a ffi9 erg an ih re SteHe b n f e fc en - ^ e
reiben ftcf) jum Xfyii unter einanber felbft auf; unb ba ihre S8er=
fdjiebenfjett geroifjer Sftaaffen Don ber 2$crfcfjiebenf)eit beS Urt^ettd ab*
20 hängt, baS jeber Don bem innern 3Bertr)e bcS ©egenftanbeS gefallet:
fo Derlofmt eS ftdt) fdjon ber SDttihe, Dorlar einen 23litf barauf 31t
werfen; lüäre eS audj nur, um an einem (Srcmpel mehr $u seigen,
bafs ber ©efdjmarf in foldjen fntifd)cn Unterfud)itngeu jwar nid)tS
entfd)eiben, aber bod) aud) (man ertaube mir biefe» Bort) ber SDcifc
25 gefdjmad, felbft ben gelehrteren 9Rann gewaltig irre führen fann.
2. Sttlfo Dom (SJnralbuS anzufangen, bem erften, unb wol)l
nod) bem einzigen fritifdjen ®ejd)ichtfd)reiber ber s ^oefie. — - ®n=
r albus nennt unfern Ungenannten ÜtomutuS. Posset et int er
hos poetas, fdjreibt er(*), reponi Romulus ille, qui ad Tyberlinum
30 filium librum scripsit, quem, ab imitatione apologorum Aesopi
illius Phrygis, fabulas Aesopi nuneupavit : non, ut aliqui rati sunt,
transtulit. Mirum vobis dicam, quam anxie Parmenses quidam,
non Romulum liujus libelli autorem asserunt, sed suum quendam
Salonem munieipem, qui Poeta dum Athenis studeret, e Graeco
35 fabulas has nostris moribus (ut ajunt) aptando, carmine compo-
(*) de Poetarum historia, Dial. V. circa finem.
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Heber bat Anonymus bta Htmtltt
35
suerit. Sed certe hoc ipso vel Romulo vel Salone, me puero
nullus Uber aoque trivialibus magistris terebatur, post Alexandri
ineptias. Sßie ÖJnralbuS 311 btefent 3rru)ume gefommen, bem $er=
fifteator ben tarnen be3 Urhebers beizulegen, fann id) leidjt begretffeu,
wenn id) annehme, bog 311 fetner $eit in ben ©djulen StalienS eben 5
foldje (Sammtungen oon gabeln gänge unb gäbe gemefen, bergleidjen
td) an ber (Steint) 5 tu elfdjen in bem ltcn Söetotrage betrieben, in
meldjen bie etegieifdjen gabeln unferä 2tnont)mu3 ben profaifdjen bcS
9Jomulu3 nntergeorbnet maren. Snbefj fann ®uralbu§ nid)t einmal
bieje (Stfjulbüdjer genau angefetjen fjflben, gefdjmeige, bafj er gar §anb= 10
fdjriften barüber 51t 9iatr)c gebogen ^ätte. $)enn in biefen fteljt bie
3ufd)rift be3 SftomuluS an (einen (Sofjn Xt)bertinu§, ober £obe*
rinuS, jeberjeit üor ben profaifdjen gabeln, unb ber (Eingang $u
ben elegieifdjen enthält oon biefen Sftamen feinen. $lud) fagt Sftomu*
tu3 in jener 3wfcf)rift auäbrüdlid) : Id ego Romulus transtuli de 15
graeco in latinum. Söotyer nun ©t)r al b u§ ba§ beffer roiffen motten;
au§ meinem ©ruube er einen SdjriftfteUer, ber fief) felbft für nidjtö
weiter al§ Ueberfefcer auggiebt, gum (Srfinber madjen 31t muffen, ge*
glaubt f)at, tüünfcf)te idj mol)l belehrt 31t fenn. dlod) begieriger aber
märe id) 311 toiffen, mer ber 6a lo oon Marina feon follte, mit bem 20
feine ßanbäleute ben 9lontu(u3 fo gern oerbrengen möchten. 9£odj
Ijabe id) uirgenbs ettoaä oon ifjm in (Srfafjrung bringen fönuen ; unb
aud) ®e3ner faunte ifjn nidjt weiter, als au§ biefer (Stelle be3
(StyralbuS. 2)a§ aber unter ben Ineptiis Alexandri nidjtS auberS 3U
oerftefjen feto, aU bie ©rammatif be3 3lte£anber be ÜB i IIa $)ei, 25
ift mof)l unftreitig. (Sic ift in Seoninifdjcn SSerfen, fül)rt ben Xitel
Doctrinale, unb mar feit ber erften £>älfte be3 13ten 3af)rf)uubert$
in allen (Sdmten eingeführt. Sßenn mir nun annehmen bürften, baj$
bie gabeln unferS $lnonömu§, fofort an bie (Stelle ber Nugarum
Maximiniani getreten, meiere $üeranber gteid) 51t Anfange feines Doc- 30
Irinale au§ ben <Sd)ulcn oermeijet : fo märe baä bie ältefte ©pur, bie
mir uod) oon iljrem Safeon oorgefommen. — $od) Öhjralbuä foll
ja auSbrütftidj fageu, bafc it>r SSerfaffcr bereits im 12ten 3al)rfjunberte
gelebt fjabe ? SBenigftenS oerfidjert bicfeS belaüflonnotyein feinen
berichtigten 9Jcenagianen(*): Lilius Gyraldus attribue ses Fables 35
(*) T. I. p. 173.
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36
Sur ©E|tf;id)fe unb Eüteralur. Jünfter Beitrag,
ä un Romulus ou Salo, et le fait vivre dans le 12 Siede. 5Wein
biejer fonft fo genaue Sitterator fjat fid) f)tcr root)l ein wenig übereilt,
wenn er barauf fuffen *u fonnen geglaubt, baf3 ßh)ralbu§ furj oorf)er
ben §ilbcbertu3 natjmrjaft mad)t, ber 1100 geftorben, fobaun beä
5 ©ilbaä gebenft, unb fortfährt: posset et inter hos etc. $>enn
©rjratbuä beobachtet überhaupt feine d)ronologifd)e Drbnung, unb ba3
inter hos be^ietyct fid) uict)t auf ben £>ilbcbertu3 unb Öiilba-g, fonbent
auf bie füätern lateinifdjen £id)ter in*gefamt, c(ui nihil ad linguae
nitorem castimoniamque , sed ad eruditionem et historiam non
10 nihil aliquando faciunt, wie er fid) gleid) (Singangä über fie erkläret.
3. 92ad) bem tetyralbus ift 3. (S. Seal ig er ju fjbren, ber in
feinem Hypercritico eben fo üiet fd)arfe unb gefunbe, als fd)iefe unb
abgefd)macfte Urtfycile über £id)tcr gefällt f>at. <Scaliger nennt
unfern 9luont)mu£ ?lcciu3, unb $äf)lt ifjn 51t ben gan^ neuem &icr)=
15 tern feinet 3al)rl)unbert». Aceius, jdjreibt er, quem faciunt Aeso-
picarum authorem fabularum, si quis alius, tum accuratus, tum
argutus poeta est. lllud observarunt praeeeptores nostri: ab eo
nusquam Ecthlipsin ullam factam in carmine syllabarum. Videmur
tarnen nos alieubi unam aut alteram deprehendisse. De ipso vero
20 ita judico : quae dixit, a me nullo modo melius dici posse. Quare
cum poetis noviüis non solum ediscendum ob fabularum utilita-
tem, sed etiam propter versuum munditias imitandum. Parcius
tarnen concludendum sententias arclissimis illis gyris moneo. Quod
unum sane illi potest obiiei: cuiusmodi est illa vocum allusio:
25 Assuitur muro reptile muris onus.
Neque enim eiusce generis agnominationes nisi in argutiis epi-
grammatum commendantur. SDafj Scaltger l)icr non uuferm 9(no-
nt)mu3 rebe f ift au£ bem angeführten 3krfe flar, meldjer in ber 12ten
Jabel de mure urbano et rustico oortömmt. 3(ber meld) ein XXrtt)eit
30 für fotdj einen 9)knn! SBenn er, biefem Urtt)ctle 51t Jolge, unfern
iHnontymuS für einen alten $)id)tcr genommen f)ättc, jolltc c3 mid)
weit weniger wunbern, at§ baj} er ifjn bem orjugead)tet für fo neu
erfläret. Unterbef3 ging and) biefeä natürlid) 311. $cnn oermöge feiner
(Sraietjung fannte ber ältere Scaliger bie gemeinen ©djulbüdjcr nur
35 wenig. £a fam ifjm nun biefeS mit ber 3talieuifd)en Ueberfe^ung
etneä gemifjen Wccio 3«cco in bie «<pänbc; er glaubte, wer bie
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Weber ben JÄnonmnua be« Beuelef.
37
itaftemfdjcu Meinte gemalt fjabe, merbe aud) bie lateinijdjeu Sßcrfc
gemaebt fyabcti; unb fo entftanb ein fatetnifdjer 3)idjtet &cciu$, uon
bem bis auf ben nämüdjen 51ugenblid fein Sftenfd) in ber SBcIt etroaä
gepvt fyattc. Xtcfc SBemerfung fwt b e I a üft o n n o i) c über ben 33 a il *
t c t (*) gemadjt, lucldjer, wie öou if)tn 311 üermutfjen, bem ©caüger 5
bttnbftngS gefolgt war. SBenn ober be laSftonnotyc aud) baS bem
Seal ig er uid)t mitt gelten (äffen, bafj er attcrbing3 einige (Sftl)lipfe3
ben unfenn SluontymuS null gefuubcu Ijabcn; wenn be ta9ttonnot)e
behauptet, bafe au bem einigen Orte, loo eine fjätte fetjn muffen:
In gallo stolidum, in iaspide pulchra sophiae 10
Dona netes
un [er SBcrftficator fie bennod) tieber gar nid)t madjen motten : fo muß
id) in Slnfetjung biejeS (Stempel wenigftenS aumerfen, baf> alle uufere
.'panbfdjriften unb alten Ausgaben biefe $tik fo lefen, bafj bie (£f=
tfjfipfi* 9ar mdjt ftatt finbet. ftämüd): 15
Tu gallo stolidum, tu iaspide pulchra sophiae
Dona notes
Ueberljaupt fdjeint mir, baß 6caliger unter (Sftl)Iipfi§ uidjt blo§ bie
."perauöbräugung bc3 in mit feinem oortjergeljenben ©elbftlattter, fon=
beru eine jebe öliftou überhaupt oerftanben fjabe. £enn nod) jur 20
ßeit t)abe id) aud) bereu feine in allen ben gabeln finben fönnett,
bie man Don bem ntintlid)en erften SBerfaffer ju fct)it eradjteu fann;
unb nur in ben legten fabeln, bie offenbar oon einer fpätern .'panb
31t feijn fdjeinen, aud) nid)t einmal in allen 9lu3gaben beftnblidj finb,
fommen einige bevfelbcn oor. <Bo, bettfe id), Ijaben aud) neuere ÖJram 25
mattet ben ©caliger oerftanben; 5. (5. bie PoCtica inaior ber ©ieffeu
fd)en ^rofefforen, 100 c3 im Renten Sud)c ©. 154. 1 fyeifjt: A pau-
citatc elisionum celebratur Aerius is, quem faciunt Acsopicarum
fabularum autorem etc.
4. Um nric öiel beffer, ob fd)on neuer, als er betybeä tft, 8ca* 30
liger unfern Shtornjimtä mad)t: um fo oiel fdjledjter, obfd)on oiel=
feid)t aud) um fo oiel älter, mad)t il)tt Söartty. $(ber ba§ 22fte
Stapitcl be3 3teit 33ud)3 feiner Adversariorum, toetdjeS er ifjm gleidj*
mol genribmet, ift offenbar ju jmet) gan$ oerfd)iebeneu $eiten ge*
(*) Poetes modernes, §. 1238. 35
1 ©. 156. [1781]
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38
Sur ©efrfjidite unfc lilfnaiur. IfinfUr Bentran.
fdjrieben. 8n ber erften §älfte giebt er itm für einen gans unbefann=
ten alten barbarifdjen 2>id)ter aus, ben er 511 attererft befannt madje.
In potestatem mcam venit fabularum Poeta priwus in obmletissi-
mas membranas exaratus, sed valde ineptus atquc barbarus ; quia
5 tarnen non ncscio homincs esse usque adeo talium studiosos, ut
nil quicquam inleriro velint, quod in membranis offenditur, vin-
cam me ipsum patientia, et specimen producam, unde de universo
opere judicari possit. Unb hierauf läßt er ben (Eingang bes e r ft e n
93ud)e« ncbft ber erften Jabel beffelben folgen, unb fcfct fjin&u : Talis
10 est univcrsa illa poesis. 2Bal)rliä) jdjeint mir 33artl) tjicr efler ge=
wejen ju fetm, al« id) il)u fouft an äU>an ( ug Stetten finbc: unb id)
fdjämc mid) nid)t 51t befenuen, baß id) felbft einer oon bcncn bin, bie
burdjau« uid)ts wollen untergehen laffen, wa« auf fefyr attem $er^
gamen (obsoletissimis membranis) fterjet, wenn e« aud) fdjon noch
15 ein wenig fd)led)ter ift, al« bie angeführten Seilen bod) wirflid) nid)t
finb. SBüßtcn wir übrigen«, wa« benn SBartf) eigentlid) obsoMis-
simas membranas nenne: fo wüßten wir üicllcidjt bod) and) fd)ou
etwas mefjr oon ber fttit beS barauf getriebenen $icf}terS. Slllju*
fjod) gwar mag er in feinen ©ebanfen wol ntdjt bamit Ijinaufgcftiegen
20 jet)n; wenn wir ans bem fdjlieffen follen, was er, nad) meiner $cr=
muttjung, 31t einer anbern beifügen für gut befunben. Xenn
nun hatte er erfahren, baß fdjon 92coc(et ben gabelbid)ter ganj
herausgegeben, oon bem er gewiß feine 'probe würbe mitgeteilt l)aben,
wenn er tiefen Umftanb uorher gewußt t)ätte. Sa, er würbe tic[c
25 *ßrobc ohne Steifet oöllig au« feinen Adversariis au«geftrichen haben,
wenn ihm nicht nod) eine 33ermuthuug wegen bc« wahren Serfaffers
bengefallen wäre, um bercntwtllen er glaubte, baß alle« jdwn fo ftefjen
bleiben tonnte, wie er c« einmal gc)d)rieben. Et jam quidem, finb
feine SSorte, edita et recensita (universa illa Poesis) a Neveleto
30 Doschio. Si quis me auctoris nomen roget, dicam Bernardum
esse, cujus ad oculum similes versus de Gastoris fabula producit
Silvester Giraldus, et hic forte exciderunt. Sed ne quis auetorem
certiorem quoque ignorare possit, quae de eo reperi adjungam.
Aesopus magister Atheniensium fuii. Quidam vero Imperator lio-
35 manorum rogavit magistrum BomaUum, ut sibi allquas iocosas fa-
bulas conscriberet ad removendum publicas curas. Magister Jto-
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Heber ben JKnomjmu* bea Eeoelef.
39
maHus non audens precibus tunti vir't contradicere, auctorem Grae-
cum in Latinum transtulit. Haec membranae. $llfo auf einen
$ernf)arb rätf) SSartl); auf einen Ü8ernl)arb. Unb auf meldjen?
2)enn es finb biefeS Samens mehrere, bie alle tateinifd)e SBerje ge*
madjt Ijaben, unb auf unfre gabeln 9lnfprudj machen fönnten. $luf 5
eben ben, üou Wcldjem benm ©iloeftcr GHralbuS einige feilen
au§ einer gäbet üom 23iber öorfommen, bie Ijicr in feinen Adversa-
riis, in bie er fie efjebem eingetragen, oerloren gegangen wären, ftenn
fo öerftefje id) bie Sorte: et hic forte exciderunt. $a3 hic jiefje
id) auf bie Stelle in ben Adversariis, unb nicfjt auf bie alten gabeln, 10
aus meldjen bie ganje gäbe! oom 33iber fid) oertoren f)abe ; als weh
d)e§ man fid) öiclleidjt bafjer befto el)er einbilben tonnte, weif roirf^
tid) unter ben griedjijdjen gabeln bcö 2lefopu3 eine oom 23iber ent^
Ratten ift, toeldje baS befanute SOiät)rcr)en oon beffen ©eilen enthält (*).
3d) fd)(age alfo im Silo. ÖHralbuä bie ©teile nad), bie 33 a r 1 1) 15
fann gemeiuet f)aben, unb finbe im $met)ten Söudje be3 Uinerarii Cam-
briae, im britten Stapttel, folgeubcä $)iftid)on eine§ SBernarbuS,
ben er meiter als mit biefem feinem bloßen Manien nidjt angiebt:
Prodit item castor 1 proprio de corpore velox
Reddere, quas sequitur hostis avarus opes. 20
Unb baS finb bie 3 e ^ c,! » ad oculum ben 3 c i* en unferS 5lnont)*
nm3 gleich fetju folleu? £>te erften SBorte jeigen beutlidj, baß fie
au£ bem .ßufammenljange gcrifjen finb, in welchem fie ocrmutfjlid)
mit mcljrern !0el)fptelen einer äljnlidjen 23efretoung geftanben; wenig*
ftenä, baß ber einzelne gall beä SBiberS nid)t af$ 2lcfopifd)c gäbet 25
l)ier fann abgcljanbclt fet)u, ift offenbar. 3>a§ fiatein ift frenlidj eben
fo }d)ted)t, aU e3 bei) bem $lnonmno oft oorfömmt; aber wo ift bie
geringfte ©pur oon bem 2iebling3fcf)ler bcffelben, bind) ben er, nad)
©caliger§ obigem llrtr)ct(e r ber poctifdjen Sugenb minber nad) 5
aljmungättntrbig fenn joll? oon feinen fo häufigen 2lffimilationen? oon 30
ber finbifcfjen SSortflappcr, of)ne luctdje ber 3lnom)mu§ faft feine 3 e ^ c
f abreiben fann? 3er) wollte gan^ einen anbern nennen, ber ifjm nicr)t
allein in biejen Sänbeletien, fonbern audj in ber affectirten $8ermeibung
aller ©lifioneu öollfommen gleich fömmt, mcldjeS beun eine meit fd)lieffen=
(*) Collect. Planud. Fab. 34. 35
• Cuatos {1781 a]
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40
Sur ©efdjitfjte imb litferalnr. fünfter Benfraa.
bere $(ef)ulidjfeit geben würbe. Hub ba3 wäre Planus. $>od) id)
will mid) felbft nid)t in üBermutl)ungen ocrlieren, inbent id) anbcrcr
SBermutljungen wibcrlege. 3dj will uietmefn* gän^Iid) ben gän^lid) gelebt
ten ÜRämtern cntfagen, bic fo reid) an 9ttutf)maf3ungen, nnb fo arm an
5 Urtl)eit£fraft finb ; wenn id) t»ort;ct nur nod) einen werbe gehört f)aben,
ber fo gan$ in biefe CEfaffe nidjt $u bringen, inbem er feine füfyuen
unb oft feltfamen einfalle wenigftcnS mit einer feljr auSgefndjten 33e=
lefenf)cit ju befegen wuftte.
5. Unb biefer ift unfer (S t) r i ft. 6 t) r i ft , weld)er in ber §aupt*
10 fad)e oon $l)äbro unftreittg 9ted)t l)at, in ber er biäljer Weber wiber=
legt worben, nod) fdnuerfief) jemals wibcrlcgt werben bürfte: (Sl)iift
l)ielt aud), wie befannt, bie gabeln beä StbianuS, fo wie fic Staune-
gieter herausgegeben fyü, für ein untcrgefd)obuc§ 2öerf, au weldjem
s Jlufu§ Jcftus 5loianu3 wenig ober gar feineu 9lutf)eil fjabe.
15 §öd)ften3 fönne biefer in einer eignen unb befonberu, grüftern unb
beffern (Sammlung oon gabeln, ben Stoff 31t einigen berfelben, unb
l)in nnb wieber ein Sßort ober einen WuSbrud, bergegeben fjaben.
£>a3 übrige feto auä einem barbarifd)en Zeitalter, imb oon einem eben
fo gefdjmatflofeu als unlateinifdjcn <5cribeuteu(*): Ediderat Avienus
20 fabulas multo plures, aliquanlo melius alio, 1 11t opinor, ron ele-
giaco carmine. Has diu post liomo nactus 2 iulelicis sacculi sebo-
lasticus, ad quadraginta duas, argumentis suo judicio deledis, 8
quibusdam, ut opinor, etiam addilis, redegit, et omnia suis elegis
pro-lubitu comminuit: niliil aliud pensi, ut istud erat sacculum,
25 habiturus, nisi ut versibus duodeeim aut sedeeim inoptis inscitae
brevitatis studio coardnret, quae viginti fortassis aut triginla lu-
culentis scripserat Avianus. — Ut istud erat saeculum! Unb Wef;
d)e§ war ba§ Safjrfjunbert, baS burd) fein inscilae brevitatis Studium
fo oor^üglid) berühmt ift? 3d) feune feinet. @3 ift oic!meI)r ber
:*o get)ler alter barbarifdjen Satjrljunberte, baft ibre SdjriftfteUer an betjbcn
Gnben aii3[d)Weiffeu, unb eben fo oft Sdjwäfccr aU SBort jparcr fiub ;
ifjre guten SOhifter nidjt feltner in einem Sd)wa(l oon Sföorten er*
fäuffen, als ocrftümmelu. £>od) (Stjrtft bat ol)ne Zweifel l)icburd)
auc^ ^in eigentlid) djronologifdjes 9fterfmal augeben wollen, unb alles,
35 (*) Prolus. de Phaedro, p. 54.
1 allo [fetft 1781] • nactus homo LttljriflJ » delcctls, iGfirift] dclectis [of;uc Komma 1781]
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Heber ben JUtunnmus bea Beuelct.
41
wa§ er ^oftttücö oon beut ?Uter biefeS ^fcuboaoiemtS jagt , ift nidjtä
mefyr al§ biefeä, baß er fdjmerttd) älter, a(3 unjer Slnonnmuä, fcij«
fönne. Hoc. quem descripsi, Pseudoavieno, nisi vetustior. at 1
mullo recontior esse non videtur incertae aetati.s anonymus, a
Neveleto eliam denuo publicatus, quem Accium subinde voeavi, 5
non quod verum boc nornen putarem, sod ut aliquo non obscuro
designarem, 8 atque ut obiter distingucrem ab alio fabularum serip-
tore, 3 quem Nilantius dedit. hiermit mctjnet Gtjrift uidjt bie Fa-
bidas anLiquas, auf bic e§ beut $ Haut uornefimtid) angeben war:
fonbern er metynet ben 9tomu(u3 fclbft, ben 92 1 1 a n t auf biefe Fa- 10
bulas antiquas folgen (offen, ob er fd)on bereits töngft in ber (Stein*
fyömetfdjeu Sammlung üollftäubiger unb beffer uorf)aubeu mar. Senn
unter tiefem tarnen, meldjer eigeutltdj nur ben profniftfjeu fabeln
gehört, uerftanb mau aud) uidjt fetten bie efegieifdjen unjer» ?(nonn*
mit», woran» eine Verwirrung erwuchs, ber man bod) einmal abhelfen 15
mußte, unb ber man nid)t beffer abhelfen fonnte, al3 wenn mau bem
einen unb bem anberu ben bauten eine»" befonberu 33erfaffer» beilegte;
gefegt and), baß man ben 3rrtfjuin eine» großen 9)?anne» ba-ut braudjte,
wenn man mir weiß, baß c» ein Srrttjum ift. Sie übrigen ißer-
mutljuugen, bie CS f; r t f t oon biefem feinem beeilt» madjt, grünben 20
fidj auf bie teeren ^teufferuugen be»" armfetigeu Sdjotiafteu , ber fid)
in einigen alten Srnrfen unb .Jmnbfdjrtften bei) ben gabeln fiubet.
Nugac glossariuu velerum ineptissimarum modo scriptorem earum
elegiaco carmine fabularum faciunl. Mayislmm Exojmm <h' riri-
tatc Athenieml; modo Guulhntm- angl'wum, qui, ut puto. est inier 25
cailiedrae Komanac purpuratos, dictus a Winterborn* quem tra-
dunt diem suum obiisse a. C. N. MCCCV ; modo subobscurc ali-
quid ex boc libro tribuunt m«</istro llomuUo: qualcnus forlassis
argumenta praebuil. %d) fann uidjt Jagen, auf melden 2Bäf)r»manu
fid) Gfjrift wegen beä ©ualtcruS Slnglicu» hierbei) besiegt. 30
Sd) finbc in ben alten gebruefteu unb getriebenen S3üc§ern, bie id)
uor mir Ijabe, booou iüd)t§. 9lber baß mit bem 9)ca gifter ?le[o-
yu» blo» auf ben Sufmlt unb ben Urftoff gefet)eu warben, fo wie
unter bem föomuliu» ber mefjrgebadjtc s Jiomulu» ju oerftet)cn,
1 at [ßtjrifl] et [1781] * vtcunquo designarem, [Gfjrift] 1 seriptorc anonymn, (Gtjrift!
* a Winterkorn, [öerbrueft 1781]
42
Sur <Scfd)id)fe nnb lifteratur. Jitnftcr Buntrag.
evgiebt fidj ja wol)( Don fetbft; uub wie e3 gefommen, bajj biefer
Tanten betben gabetn, ben profaifdjeu fowot aU ben ctegieijdjeu, gc-
geben worben, Ijabc id) fdjon gefagt. Stuf Sßerantaffung ber alten
Jabelbüdjcr näudid), in weldjen bie etegieifdjen, fo weit fie laugten,
5 beu profaifdjen uutergeorbnet waren, wie in beut 8tcinf)öwetfd)eu
Au fefjeit. SßieUeidjt aber bajj fetbft (Sfyrift Don biefem feine ftarc 3bee
I)atte, inbem ifjm überhaupt bei) feiner 9?ad)iid)t fo mcle Sucher fetbft
nidjt oor Slugcn geiuefen. SßentgftenS fann e3 nur au3 biefer Urfndjc
gefdjefjen feim, bau er $wet) beutjd)c (Scfjriftftclter mit cinanber t>er*
10 med)jelt f)at, Don wetdjeu fid) uuferc gebrurfte Sitteratur fo ^u reben
anfängt, uub bie fid) beibe um unfere ©pradje im fuufoefyutcn 3atyr-
Rimberte fo oerbicut gcmad)t fjaben, baß tfjr 3(nbcnfeu wof)t erneuert
ju werben uerbienet, wcfdjcä fd)wer(id) au* einer SMbliotfjef üollftäubiger
gefd)el)eu fann, a\ä auS unferer. Siämttdj § einrid) Stcinfjöwctn
15 fetbft, ber ein Mrgt in Ulm uub oou SS e t) t gebürtig war, mit9üf=
ta§ uon SBnte, ber (Sauger bei) bem (trafen U(rid) Don SBirten*
berg, nnb au3 (S gütigen gewefen. (Stne§ jeben befonbere Sdjriftcn
foKen ein anbermat angezeigt werben.
3fct bleibe id) btoä bei) ber ^auptfadje ftef)en, bie ba§ Urtfyeit
20 betrifft, metd)e§ Gfjrift über ben ctaffifd)cn SBcrtf) nnferS 2(nont)mus
au3fpvid)t. SSenn biefe$ Urteil fcfjv gcniäfjiget 511 fei)u fdjeint, in-
bem e* g(eid)fam ^wijdien ben 9)Jet)uungeu be3 $artl) uub £5.
(Seat ig er mitten inne liegt, fo ift es bod) barum nicr)t minber para*
boy, inbem e3 ber 9tangorbnung , nad) wetdjer man gewbfynlid) bie
25 fpätern römifdjen WutoreS auf einanber folgen läßt, fo gewattig wiber*
fpridjt. 2(u3 einem barbarifdjen $cr3inad)er nämlid) wirb (Sfjrift auf
einmal ein ©cribent, wie wir un§ immer einen Virum consularem
bei 4tcn 3at)rf)unbertä , wenigftenS einen Höfling ber Stntoniner ge*
badjt t)aben. £enn uidjt atteiu in biefe Reiten ergebt er ifjn, fonbern
30 erfenut U)n audj an ©pradje nnb (^efdjmad biefer ßeiten für würbig.
Scilicet, fagt er auSbrürftid) - 1
1 lt»teju bemerlt Gfcfjenbura im Seflinn feiner Crgän^ung be£ £cfrmg.ifdjen Huffafyet :
„$icr btidjt bic #anbfdjrift biefe* Sftiffajjcä ab, bie ber fei. ii e f f i « o nicfyt lange bor
feinem lobe in bie 35ru<feret) gab ; unb btd ifct Ijat fid) uon ifjrcr Sortfe&ung unter feinen papieren
ni(t)td gefunben. «ueft jioeifele id) feb>, bog fid) etwas »ollciibcte* baruntcr ftiiben Wirb, weld)e5
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5ur ©Bfdjirftft im* Xitferafur;. Jünflec Befrag. 43
XXIII.
Iftefat
JHlridj* üon €url;cim IDilfjelm omt Barbonne. 1
XXIIIl.
MnfErritfjf com mfftfdjen ;f anbei
auB einer roDlfenbfilfeltfötn £ant>fcf>rtft beritfjtiat
unb ergänzt
von
U»c. QTfjnßopIf £djmiM, genannt J&IjtfefoelL 10
bo* ffleiuliat bicfer litterarifdieu llnterfuebung e utbielte ; beim l'effing war, wie fr mir oft fclbft
gefagt hat, bon jeher gewohnt, feine Arbeiten erfr währe nb ihre« 9lbbrurts ju boUenbcn ; uub bet)
ber gegenwärtigen war bieg flaiij gemi& bet Jan. Cb et fid) glcid) »"wer feine üRacbforfdmngen in
ber Citteratur bec äfopifdje" ftabei juni öftern mit mir unterrebet fjat ; fo biu id) bod) titelt im
Staube, feine eigentliche (Sntberfung ober 3Jennutbung über biefen Mnontjmudbe* SSeoelet,
unb über bie EutftehuiiflSart feiner elegifdjen fabeln , bem fiefer mtt a utbeilcti : unb eben f o wenig
wiffen feine übrigen ftreunbe, mit benen er fitf) barüber hätte befpreeben fönnen, ba« 3lel anzugeben,
auf weldjcö er biefe gan^e llnterfuebung hinzuführen badjte. So uiel fielet man roobl auö ihrer ttin=
leituug, baö 8. meber ben eigentlichen tarnen, noch baö Beitalter biefe« Ungeuannten mit ®etoi&fjeit
herausgebracht ^atte ; nur über bie eigentliche SBetoanbnifj, bie c« mit feinen Säbeln uub ifjre m Ur-
fprunge Ijat, fdjeint er mir beffere 9!uffd)lüffe, als bie bisher gegebnen, im Sinne gehabt ju haben;
unb, mie gejagt, biefe tenue id) nicht, unb getraue mir eben fo wenig, fie au erratben, ober nur ju
mutbmaBeu. Weber fefte id) einige einjelne Slnmerfungen unb Septräge 9» biefer Unterfudpuig her,
bie fid) mir bei) bem bergeblidjen SBerfuche, ihre Spur ju »erfolgen, bargeboten f;aben.
SMe Stelle inCbrift'8 «bljanblung, mit beren SnfangSroorte ba6 Cefrtngifdje Wanufcript
abbricht, ift bödjft toabrfdjeinlid) folgenbc : Scilioet sunt Anonymi, aut Koiuuli, aut Accü cuius-
dam nomine, codetn carmlnis genere, qnae Ulis Anlcno inscriptis nisl moliores, inferiores
re atque orationo non sunt. Licuerit Ferotto libros babere, In quibus bae quoque Auieno
inscriptae essent : vel lienerit ei sie oplnari, aut indicare denique, vtrasquo, vel has ma-
xime scitiores, Auieni esse(*). (£« fdjetnt, bafe 2. oon biefem, aUerbing* parabojen, Urtr)ette
über ben iBorjug biefe* 91 u 0 u b nt u i vor bem ?l b i a n ti i unmittelbar ben Uebergang ju feinem
eignen Urtbeile unb Stuffcfjluffe über beu erftern madjen wollte ; benn in feiner $anbfd>rift pnbc id)
folgenbe ©orte burdiftridjcn, bie er juerft sunt Anfange biefe« feines legten «bfafcea beftimint hatte,
unb bie fid) auf bie, am Sdtfuffe bc8 borbergehenben ÜlbfafceS gerügte, 9iamenberwecbfe(uug beziehen :
„9cur jefct Tann id) midj mtt 6 h r i ft e n barauf nicht eiulaffen, beffen U r t f> e i 1 bon uuferm
„«non^ntui mir bon einer gan« a n bem Seite roidjtigi ft." $n biefen le fctern
fiefftngifdjen Korten mürbe id) einen Sßiuf feiner Ifntbedung ahnben, wenn id) nid)t ade hier mög=
lidje 9Rutbmafjung für gar ju unpdjer unb mifefid) hielte.
(♦) Prol. de Phaedro, p. 39."]
• [8on ttfthenburg]
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44
$nv (SBfdjidjIe nnb Zitftratur. lünffer Btijfraß.
XXV.
J-Utbenffcfjev Wxii nnb Beifanb. 1
XXVI.
Heber ben JrenbanFt. 1
XXVII.
Bcridjiiguna
einiger stellen in leflinna Jlnltüntüniuifl.
öcs
Berenoavtns (Enronenfiö,
10 nadj einer nudnnalifltn &erglcidmn0 mit ber
luolfenlnitfelirdjen ^anftltyrift
von
(Üonrab JRcnolb £djmib,
ßrofelTor in Braunföiueig.*
['■öon (Sirtjcntiurfll * [Sa f. H»aitb XI biofer ?lu$flnbf, Seite 58]
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IHtr
<£kfditrf|fe xmtr Etttecata
3Rua tuen ^djäfjen
Bnincilirfjcu Bttilioffjeft in MMfen&üffrf
^Etfjßßr Befrag
(SoflllDlti (Sp^raim luflmfl
Bcaunfrfjnmg,
im ©erlaße t>Br Jiufll. B^atjfenljauB-Budjfjantilnnß.
1781.
ffcer fedjfteberSBoffenbüttferSeiträge mürbe bereif« in ben erfte n Neonaten 1780
gebrudt, aber crfl ein gute* 3abr fpäter nad) Ceffing« 2ob von Gbriftian fieiffe mit einem »om
6. SRnt 1781 batierten $orberid)t berauageqeben (vgl. oben S. 2). Jod) führte ibn fdjon ber ffllefc*
tatatog von Cftern 1781 unter ben neu erfdjienenen Suchern auf. Gr umfaßt außer bem Titelblatt
unb jenem Sorbericbt (aufammen 24 Seiten 8») bie Seiten 289 -600, beren Säblung fi* wobl oljne
fiüde au bie Seblufjfcite bcS fünften Seitrag« anfdjlicfjen mürbe, wenn Reifing nodj bie geplante
(Einleitung au feiner Uuegabe be« Iljeopbilu» Srcsbtjtcr bätte (abreiben tönnrn. Sevor übrigen«
ber ganje feebfte Seitrag veröffentlich würbe , erfebien bie »weite $ülfte besfelben, ber «uffaft
„SRaranjon", noch in einer befonberrn 91u«gabe in Ileinerrm Cttavformat (160 Seiten) tinter bem
Xitel „Sefchjeibung be« Sortugiefifchen Slmerüa vom Gubena. Gin fpanifaV* SRanufcript in ber
©olfcnbültelfchen Sibliothef, herau#gegeben vom $errn $ofratb i'effing. 9Kit tttnmerfungen unb
3ufägen begleitet von Gbriftian fieifte, SReltoc ber Jperjoglicben großen Scbule ju SJolfcnbüttel.
Sraun|d)tvcig, in ber Suchbanblung bee 3fürftt. SBabfenhaufr*. 1780." (~ 1780). 3n einer rurjen
Sorbemcrtuug beutete ber Herausgeber SJeifte an, bafj ber Sonberbrud erft nad) bem Hbbrud in
ben SBolfenbüttler {Beiträgen (alfo wobl tm Sommer 1780) veranftaltet tvurbe; aufcerbem ertlärtc
er ebenba : „(Scgeumärtigc Sefcbreibung S r a f i 1 1 e n s vom G u b e n a befinbet fid) unter ben
neuern $anbfdjriftcn ber biegen Sürftl. Sibliotbef. Der in ber Äuffdjrtft alt Grfinbrr beS Canbe*
angegebene «Raranjon hatte bie tammcrtfamicit bec $errn fcofratb S e f f i n g erregt ; unb eben
biefer Kamen, unter tveldjetn fte in $ e f f c u er ftem Stüde ber neuen Sebträgcjur
f> i ft o r i e unbßitteraturjc. eingerüdt ift, entreißt fie burd) $ülfe ihre« $eraulgebers ber
Sergeffcnheit." Xem folgenben «bbrud liegt ber 2e£t von 1781 ju ©ruube ; bie wenigen Hbmei»
djungcu ber Sonbcrauagabe von 1780 finb in ben Slnmerfungen verzeichnet. 3n bie Ausgabe, bie
ftarl fieffing von ben fimtlidjen Schriften feines SrubcrS beforgte, fanben bie «uffäfre be# fcdjften
fflolfenbüttler Seitrag* feine Aufnahme.]
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THEOPHILI PRESBYTERI
DIVERSARVM ARTIVM SCHEDVLA.
Theophilus, humilis presbyter, servus servorum Dei, indignus
nomine et professione monachi, omnibus mentis desidiam animi-
que (1) ragationem utili manuum occupatione, et delectabili novi- 5
tatum meditatione declinaie et calcare volentibus, retributionem
coclestis praeniii! Legimus in exordio inundanae creationis, ho-
minera ad imaginem et similitudinem Dei conditum et inspirationc
divini spiraculi animatum, tantaeque dignitatis excellentia caeteris
animantibus praerogatum, ut rationia capax divinae prudentiae, 10
consilii ingeniique mercretur partieipium, arbitriique libertate do-
natus Bolius couditoris sui suspiceret vohiDtatem et revereretur
imperiura. Qui astu diabolico misere deeeptus, licet propter in- •
obedientiae culpam Privilegium inmortalitatis amiserit, tarnen scien-
tiae et intelligentiao dignitatem adeo in posteritatis propaginem 15
transtulit, ut quicunque curam sollicitudinemque addiderit, totius
artis ingeniique capacitatem quasi haereditario jure adipisci possit.
Hujusmodi intentionem humana suseipiens sollertia, et in diversis
actibus suis insistens lucris et voluptatibus, per temporum incre-
menta, tandem ad praedestinata christianae religionis perduxit tem- 20
pora, factumque est, ut quod ad laudem et gloriam nominis sui
condidit dispositio divina, in eius obsequium converteret plebs Deo
devota. Qua propter quod ad nostram usque aetatem soliers prae-
decessoruin transtulit provisio, pia fidelium non neglegat devotio ;
quodque haereditarium Deus contulit homini, hoc homo omni avi- 25
ditate amplectatur et Iaboret adipisci. Quo adepto nemo apud se,
quasi ex se et non aliunde aeeepto glorietur ; sed in Domino, a
quo et per quem omnia, et sine quo nihil, hurailiter gratuletur,
nec concessa invidiae sacculo recondat, aut tenacis armariolo cordis
(1) C. L. vacationem. 30
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48 3ur (Befdjtrfjfe unb litferafur. &£d)ßsr Eentrafl.
occultet, sed omDi jactantia repulsa, liilari mente simpliciter quac-
rentibus eroget, metuatque evangelicam illius negotiatoris senten-
tiam, qui domino suo rcconsignare dissimulans (2) mammonam
foeneratam, omni beneficio privatus oris sui iudicio nequam aervi
5 promeruit Dotam. Quam sententiam incurrere f'ormidans ego in-
dignus et pene nullius nominis homuncio, quod mihi gratis con-
cessit, quae dat omnibus afHuenter et non improperat, 1 divina dig-
natio, cunctis humiliter discere desiderantibus gratis oflero, et ut
in me benignitatem dei rccognoscant largitatemque mirentur, ad-
10 moneo et ut idem , si opera addiderint, sibi praesto esse, procul
dubio credant, insiuuo. Sicut enim liomini quodcunque vetitum
aut indcbitum cujuscunque modi ambitione attemptare, sive rapina
usurpare, iniquum est et detestabile: sie jure debitum, et ex patre
Deo haereditarium intemptatum negligere aut contemptui ducere,
15 ignaviae adscribitur ac ptultitiae. Tu ergo quicunque es, Fili
karissime, cui Deus misit in cor, campum latissimum diversarum
artium perscrutari, et ut exinde, qued libucrit colligas, intellectum
curamque apponere, non vilipendas preciosa et utilia quaeque,
quasi ea tibi sponte aut insperato domestica terra produxerit; quia
20 stultus negotiator est, qui thesaurum subito fossa humo repererit,
si illum colligere et servare neglexerit. Quod si tibi arbusta vilia
myrrham, thus et balsama producerent, seu fontes domestici oleum,
lac et mella profunderent, sive pro urtica et carduo ceterisque horti
graminibus nardus et fistula diversorumque generum aromata cres-
25 cerent, numquid his contemptis tanquam vilibus et domesticis ad
extranea, nec meliora, sed fortassis viliora comparanda cireuires
terras et maria? Et hoc te judice grandis foret stultitia. Quamvis
enim soleant homines quaeque preciosa multo sudore quaesita,
sumptuumque numerositate comparata, primo loco reponere, sum-
30 maque tueri cautela: tarnen si forte interdum gratis occurrerint
aut inveniantur paria seu meliora, non dissimili, imo majori ser-
vantur custodia. Qua propter, Fili dulcissime, quem Deus omnino
beatum feeit in hac parte, qua tibi gratis offeruntur, quae multi
marinos secantes fluetus cum summo periculo vitae, famis ac frigoris
35 artati necessitate, aut diuturna doctorum fessi Servitute, nec de-
fatigati discendi desiderio, intolcrabili tarnen acquirunt labore;
hanc DIVKUSAItVM AUTIVM SCEDVLAM avidis obtutibus coneupis-
ce, tenaci memoria perlege, ardenti amorc complectere. Quam si
diligeutius perscruteris, illic invenies quicpiid diversorum (3) colo-
40 (2) C L. ilesiderans peemriam.
(3) C. L. quiequid in diversorura.
' uou iuii»auperat. [1781]
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Thcophili presbyteri diversarum artium schedula.
49
mm generibus et mixturis habet Graecia ; quicquid in electrorum
operositate, seu nigelli varietate novit Jlusca l (4)\ quicquid ductili
vel fu9Üi, seu interrasili opere distinguit Arabia; quicquid in va-
sorum diversitate, seu gemmarum ossiumve sculptura auro deco-
rat Italia; quicquid in fenestrarum preciosa varietate diligitFrancia; 5
quicquid in auri, argenti, cupri et ferri, lignorum lapidumque sub-
tilitate sollers laudat Germania (5). Quae cum saepe relegerij
et tenaci memoriae compessabis (6), ut, quoties labore meo bene
usus fueris, ores pro me apud misericordiam Dei omnipotentis,
qui seit, me nec bumanae laudis amore, nec temporalis praemii 10
cupiditate, quae digesta sunt, conscripsisse, aut invidiae livore pre-
ciosum quid aut rarum subtraxisse, seu mihi peculiariter reserva-
tum contieuisse, sed in augmentum honoris et gloriae nominis ejus
multorum necessitatibus succurrisse et profectibus consuluisse. *
Explicit Prologus. Incipiunt Capitula. 15
de temperamento colorum in nudis corporibus.
de colore prasino.
de posc primo (7).
de rosa prima.
de lumina prima. 20
de veneda in oculis ponemla.
de posc secundo.
de rosa secunda.
de lumina secunda.
de capillis puerorum, adolescentum et jurenum. 25
de barbis adolescentum.
de capillis et barba decrepitorum et senum.
de exudra et caeteris coloribus vultuum.
de mixtura vestimentorum in muro.
de mixtura vestimentorum in laqueari. 30
de tractUf qui imitatur speciem plurialis arcus.
de generibus in temj}eramentis folii.
de cenobrio.
de viridi saho.
de viridi hispanico. .%
de cerosa.
de incausto.
(4) C. L. Rutigia.
(5) C. L. sollers Germania investig.it.
(6) C. L. commendaveris. 40
(7) pro posc. C. L. ubique habet poxt.
Cap.
I.
II.
III.
rv.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
x.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
- XVIII.
XIX.
XX.
XXI.
XXII.
» Rascia [fflolfeiibüttter $f. be« If;ropljUu»]
2 e f f i n 9 , fämtli<$c Triften. XIV.
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50 Sur ©efdjiüjfe imt> litirrafur. 3etfjft*r Bcnfrag.
Cap. XXIII.
— XXIV.
XXV.
5 — XXVI.
— XXVII.
— XXVIII.
— XXIX.
— XXX.
10 — XXXI.
— XXXII.
— XXX11I.
XXXIV.
ir> — XXXV.
— XXXVI.
— XXXV It.
— XXXVIII.
— XXXIX.
20 — XL.
XLI.
— XL LI.
— XLI1I.
de tahulis altarium et ostiorum, et de ylutine ver~
nition.
de glutine corii et cornuum rerri
de dealbatura ggpsi super rorium et lignum.
de rubricandi» ostii.s et de o/co Uni
de ylutine vernition.
de sellis equestribus et oetoforis.
de petula auri.
de petula äagni.
de coloribus oleo et gummi torndis.
quoties idem rolores ponendi sitit.
de pictura tramlucida.
de molando 1 auro in libria et de fundendo molen-
dino.
quomodo aurum et arge nt um fibris imponafur.
quomodo decoretur pictura librorum sfayno et croco.
de omni genere gluthiix in piHura auri.
quomodo colores in lihris temperentur.
de generibus et temperamentis folii.
de cenobrio.
de viridi saho.
de viridi hispanico.
de ceroaa.
25
Incipit Über primus.
Cap. I. de temperamento colorum in nudis corporibus.
Color, qui dicitur membrana, quo piögitur 2 facies et nuda
corpora, sie componitur. Tolle cerosam i. e. album, quod fit ex
plumbo, et mitte eam nou tritam, sed ita ut est siccam, in vas
cupreum vel ferreum, et pone super prunas ardeDtes et combure
30 donec convertatur in fla?um colorem (8). Deinde tere cum, et ad-
niisce albam ei cerosam et cenobriuni, donec carni similis fiat. Quo-
rum colorum mixtura in tuo sit arbitrio; ut si, verbi gratia, rubeas
facies habere vis, plus adde cenobrii, si vero Candidas, plus appone
albi ; si autem pallidas, appone pro cenobrio, modicum prasini.
35 Cap. II. de colore prasino.
Qui prasinus, est quasi conf'ectio quaedam habens similitudi-
nem viridis coloris et nigri, cujus natura talis est, quod non teritur
super lapidem, sed missus in aquam resolvitur et per pannum
diligentcr colatur, cujus usus in recenti muro pro viridi colore
40 satis utilis habetur.
(8) C. L. adtlit cd glaueum.
• inolt-ndu IKjroDljiluo] * plngmitur [IIjeoMUu*!
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Theophili presbyteri diversarum artium schedula. 51
Cap. TU. de posc primo.
Cum vero membranam miscueris et inde facies et nuda Cor-
pora impleveris, admisce prasinum et rubeum, qui conburitur ex
ogra, et modicum cenobrii, et confice posc, ex quo designabis
aupercilia et oculoa, nares et os, mentum et fossulas eirca nares, 5
et tempora, rugas in fronte et collo, et rotunditatem faciei, barbas
juvenum et articulos mauuum et pedum, et omnia membra, quae
diatinguntur in nudo corpore.
Cap. IV. de rosa prima.
Deinde misce cum »implici membrana modicum cenobrii et 10
minii, et confice colorem, qui dicitur rosa, unde rubricabis utram-
que maxillam, 08 et mentum inferius, Collum et rugas frontis mo-
dice, ipsam frontem super tempora ex utraque parte, nasum in
longitudine et supernares ex utraque parte, articulos et caetera
membra in nudo corpore. 1 16
Cap. V. de lumina prima.
Post haec misce cum simplici membrana cerosam tritam et
compone colorem, qui dicitur lumina. Inde 8 illuminabis supercilia,
nasum iu longitudine et super foramina narium ex utraque parte,
subtiles tractus circa oculos et tempora inferius, et mentum supe- 20
rius, et juxta nares et os ex utraque parte, frontem superius, inter
rugas frontis modice, et Collum in medio, et circa aures, ac arti-
culos manuum et pedum et brachiorum in medio.
Cap. VI. de veneda in oculis ponenda.
Deinde commisce nigrum cum modico albo, qui color voca- 25
tur veneda, et inde imple pupillas oculorum. Adde ei etiam de
albo amplius, imple oculos ex utraque parte, et album simplex
linies inter pupillam et ipsum colorem, et cum aqua lavabis.
Cap. VII. de posc secundo.
Postea accipe posc, de quo supra dictum est, et admisce ei 30
amplius de prasino et rubeo ita, ut umbra sit anterioris coloris,
et imple medium spatium inter supercilia et oculos, et sub oculis
medium, et juxta nasum, et inter os et mentum, et granos seu
barbillas adolescentum, et palmas dimidias versus pollicem, et pedes
supra minores articulos, et facies puerorum et mulierum a mento 35
usque ad tempora.
Cap. VIII. de rosa secunda.
Deinde misce cum rosa cenobrium, et linies inde in medio
oris, ita ut anterior superius inferiusque pereat, et fac subti-
les tractus super rosam in facie, in collo.et fronte, et designabis 40
inde articulos in palmis, et juncturas omnium inembrorum et
ungulas.
1 corpori. 11781 unb ©olfcubüttler $|. be* XljeoMilu*] • undo IZbroMUu»]
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Bur ©Efdjitfjfe unb tilterafar. ^edjfiur Bfntrag.
Cap. IX. cfc lumina secunda.
Et 8i Facies tenebrosa fuerit ut ei non sufficiat una lumina,
adde ei amplius de albo, et super priorem Haies subtiles tractus
per omnia.
5 Cap. X. de capülis puerorum, adolesrentum et juvenum.
Post haec misce per omnia (*) modicum nigri cum ogra et
imple capillos puerorum, et discerne eos cum nigro. Adde am-
plius nigri cum ogra et imple capillos juvenum, et illumina cum
secunda. 1
10 Cap. XT. de barbis adolescentum.
Misce prasinum et rubeum, et si vis rosae modicum, et imple
barbas adolescentum. Misce ogram et nigrum et rubeum, et imple
capillos et illumina ogra modico nigro mixta, et ex eadem mix-
tura fac nigros tractus in barba.
1» Cap. XII. de capiUis et barba decrepitorum et senum.
Misce modicum nigri cum cerosa et imple capillos et barbas
decrepitorum. Adde eidem colori amplius nigri et modicum rubei,
et fac inde tractus, et illuininabis simplici cerosa. Commisce rur-
sum cerosae amplius nigri, et imple capillos et barbas senum, et
20 fac tractus ex eodem colore, admixto ei nigro amplius et modico
rubeo, et illumina eo unde decrepitos impleveras. Eo ordine, si
vis, adhuc nigriores capillos et barbas compone.
Cap. XIII. de exudra et ceteris coloribus.
Deinde admisce rubeo modicum nigri, qui color vocatur exu-
25 dra, et fac inde tractus circa pupillae oculorum, et in medio oris,
et subtiles tractus inter os et mentum. Pest haec cum simplici
rubeo fac supercilia et subtiles tractus inter oculos et supercilia,
et oculos inferius, et in plena facie nasum in dextera parte et
supernares ex utraque parte, et os inferius, et circa frontem et
30 maxillas senum interius, et circa digitos manuum et articulos pedum
interius, et in conversa facie circa nares in anteriori parte. Super-
cilia vero senum sive decrepitorum facies cum veneda, unde pu-
pillas implesti. Deinde cum simplici nigro juvenum supercilia
facies, ita ut superius aliquantulum rubei appareat, et oculos su-
35 perius et foramina narium, et os utraque parte, et circa auriculas,
manus et digitos exterius, et articulos et caeteros corporis tractus.
Omnes vero tractus circa nuda corpora fac cum rubeo, et ungues
designabis cum exteriore rosa.
Cap. XIV. de mixtum vestimentorum in laqueari.
40 Misce menesc cum folio sive cum nigro, et modicum rubeo,
(*) Istud per omnia Lips. Cod. nou agnoscit et videtnr temere ex
antecedente repetitum.
• cum secundo. f!781 unb ©olfeubüMer $f. \sei I^fop^tluö]
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Theophili piesbytcri diversarum artiam schedula. • 53
et imple vestimentum. Admisce etiam modicum nigri et fac trachis.
Deiude misce lazur cum modico menesc, sive cum folio, sive cum
eodem colore unde implesti, et illumina primum, et cum puro
lazur illumina superius. Post haeo misce parum albi cum lazur
et fac subtiles et raros tractus. Imple vestimentum cum rubeo, et 5
si rubeum pallidum Bit, adde modicum nigri. Inde misce amplius '
nigri cum eodem et fac tractus. Deinde misce modicum rubei
cum colore cenobrio et illumina primum. Post haec adde modi-
cum minii cum cenobrio et illumina superius, imple vestimentum
cum cenobrio, et misce cum eodem modicum rubei, et fac tractus. 10
Deinde misce primum modicum minii cum cenobrio et illumina
primum. Post haec illumina cum simplici minio. Ad extremum
misce modicum nigri cum rubeo, et fac exteriorem umbram. Misce
purum viride cum ogra, ita ut de ogra plus sit, et imple vesti-
mentum. Adde eidem colori modicum de sueo et parum rubei et 15
fac tractus. Misce eidem colori unde implesti album, et illumina
primum. Adde plus albi et illumina exterius. Misce etiam cum
superiori umbra plus suci et rubei et parum viridis et fac umbram
exteriorem. Misce sueum folii cum cerosa et imple vestimentum.
Adde folii plus et fac tractus. Adde plus cerosae et illumina. 20
Post haec cum simplici cerosa. Ad extremum modicum folii tritt
et modicum cenobrii misce cum priore umbra et fac exteriorem.
Et eodem colore imple aliud vestimentum. Adde ei plus folii et
cenobri et fac tractus. Adde eidem unde implesti, cerosam et
modicum cenobrii et illumina primum. Adde plus cerosae et illu- 25
inina superius. Ad extremum misce modicum rubei cum priori
umbra, et fac exteriorem. Ex hac mixtura facies tria genera vesti-
mentorum, unum purpureum, aliud violaticum, tertium candidum.
Misce viride cum sueo et adde modicum ograe et imple vestimen-
tum. Adde plus de sueo et fac tractus. Adde etiam modicum 30
nigri et fac exteriorem umbram. Adde cum impletione plus viri-
dis et illumina primum. Cum puro viridi illumina exterius, et si
opus sit, adde ei modicum albi. Misce modicum cenobrii cum auri-
pigmento et imple vestimentum. Adde parum rubei et fac tractus.
Cum simplici rubeo umbram exteriorem. Adde cum impletione 35
plus auripigmenti et illumina primum. Cum simplici auripigmento
illumina exterius. Usus hujus vestimenti non est in muro. Misce
auripigmentum cum indico, sive cum menesc, sive cum sueo sam-
buci, et imple vestimentum. Adde amplius de sueo, sive menesc
sive 1 de indico, et fac tractus. Adde modicum nigri et fac um- 40
bram exteriorem. Deinde plus auripigmenti cum impletione, et
illumina primum. Cum simplici auripigmento illumina superius.
"sive [feljlt 1781 unb Bolfenb. $f.)
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54 • 5ur CSüfrfjidjtE unb Ittferatur. ÄBdjdcr Befrag.
Auripigmentum et quicquid ex eo temperatur, nullam vim habet
in muro. Misce menesc cum folio et imple vestimentum. Ad de
folii plus et fac tractus. Adde etiam parum nigri et fac exteri-
orem umbram. Cum simplici menesc illumina primum. Adde
5 parum albi et illumina superius. Misce ogram cum nigro et imple
Vestimentum. Adde nigri plus et fac tractus. Adde etiam plus
et fac umbram exteriorem. Adde ograe plus cum impletione et
illumina primum. Adde etiam plus et illumina superius. Cum
ogra et rubeo fac similiter. Misce album et viride et imple vesti-
10 mentum. Cum simplici viridi fac tractus. Adde parum suci t et
fac umbram exteriorem. Adde plus albi cum impletione et illu-
mina primum. Cum simplici albo illumina superius. Misce rao-
dicum nigri et parum rubei cum albo et imple vestimentum. Adde
plus rubei et parum nigri et fac tractus. Adde etiam amplius
15 nigri et rubei et fac umbram exteriorem. Adde cum impletione
plus albi et illumina primum. Cum simplici albo, illumina supe-
rius. Misce menesc cum albo, ordine quo supra. Misce similiter
nigrum cum albo. Eodem modo misce ogram cum albo, et in
umbra ejus adde modicum rubei.
20 Cap. XV. de mixtum vestimentorum in muro.
In muro vero imple vestimentum cum ogra, addito ei modico
caicis, propter fulgorem, et fac umbras ejus sive cum simplici
rubro, sive cum prasino, vel ex posc, qui fiat ex ipsa ogra et viridi.
Membrana in muro miscetur ex ogra et cenobrio et calce, et posc
25 ejus et rosa et lumina fiant ut supra. Cum imagines vel aliarum
rerum effigies pertrahuntur in muro sicco, statim aspergatur aqua,
tarn diu donec omnino madidus sit. Et in eodem humore lini-
antur omnes colores, qui subponendi sunt, qui omnes calce mis-
ceantur, et cum ipso muro siccentur ut haereant. In campo sub
30 lazure et viridi, ponatur color, qui dicitur veneda, mixtus ex nigro
et calce, super quem, cum siccus fuerit, ponatur in suo loco lazur
tenuis cum ovi mediolo abundanter aqua mixto temperatus, et
super hunc iterum spissior propter decorem. Viride quoque mis-
ceatur cum sueo et nigro.
35 Cap. XVI. de tractu qui imitatur speciem pluvialis arcus.
Tractus qui imitatur speciem pluvialis arcus conjungitur di-
versis coloribus, videlicet cenobrio et viridi ; item cenobrio et me-
nesc ; item viridi et ogra ; item viridi et folio ; item folio et ogra ;
item menesc et ogra; item cenobrio et folio, qui hoc modo com-
40 ponuntur. Fiunt duo tractus aequa latitudine; unus ex rubeo, calce
mixto, in muro sub cenobrio, ita ut vix quarta pars sit rubei ; in
laqueari vero ipsum cenobrium similiter cum creta mixtum. Alter
vero viridis pari modo mixtus absque sueo, et inter eos fiat albus
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Theophili presbyteri diversarara artium schedula.
55
tractus. Deinde misce ex cenobrio et albo quot colores volueris,
ita ut primus sit modicum cenobrii, secundus plus, tertius amplius,
quartus adhuc plus, donec perveuias ad simplex cenobrium.
Deinde (*) eidem modicum rubeum. Deinde Simplex rubeum. Tost
haec rubeum nigro misce. Ad ultimum nigrum. Simili modo 5
commisce colores ex viridi et albo, donec pervenias ad simplex
viride. Deinde admisce ei modicum sucum. Commisce iterum et
adde plus suci. Post haec misce modicum nigri; deinde plus;
ad ultimum simplex nigrum. Umbras vero in ogra facies cum
rubeo; ad ultimum addito nigro. Umbras menesc cum folio; ad 10
ultimum addito nigro. Umbras folii cum rubeo, addito ad ultimum
nigro. Qui colores ita ponendi sunt, ut ex medio pallidiores tractus
procedant, et ita ascendant usque ad exterius nigrum. Horum
tractuum nunquam plus quam XII. esse possunt in utroque colore.
Et si tot volueris, sie tempera mixturas ut simplex in octavo loco 15
ponas. Si volueris novem, in sexto loco simplex pone. Si volueris
octo vel septem, in quinto loco simplex pone. Si volueris sex,
in quarto. Si quinque, in tertio. Si quatuor vel tres, non inter-
ponas eis simplex, sed eum, qui ante simplicem poni deberet, habeas
pro simplice, et eidem admisce umbram usque ad alterius nigrum. 20
Hoc opeie fiunt throni rotundi et quadranguli, et tractus circa
lumbos, et arborum stipites cum ramis, et columnae, et turres
rotundae, et sedilia et quiequid rotundum apparere velis. Fiunt
etiam arcus super columnas in domibus eodem opere; sed uno
colore, ita ut interius album sit et exterius nigrum. Turres ro- 25
tundae fiunt cum ogra, ita ut in medio sit albus tractus, et ex
utraque parte procedat ogra omnino pallida et paulatim trahens
croceum colorem usque ante penultimum tractum, cum quo mis-
ceatur modicum rubeum; deinde modice amplius, sie tarnen ut
nec 1 simplex ogra nec simplex rubeum appareat. Eodem modo 30
et eadem mixtura fiunt turres et columnae ex nigro et albo. Sti-
pites arborum commiscentur ex viridi et ogra, addito modico nigro
et sueo. Quo colore pingitur etiam terra et montes. Fiunt etiam
terra et montes ex viridi et albo sine sueco, ita ut interius sit
pallidum, et exterius trahat umbras mixtas cum modico nigro. 35
Omnes colores, qui aliis subponuntur in muro, calce misceantur
propter firmitatem. Sub lazur et sub menesc et sub viridi ponatur 2
veneda; sub cenobrio rubeum. Sub ogra et folio idem colores
calce mixti.
(*) C. L. addit admisce. 40
1 nec [febjt 17SL unb SBolfenb. bon üeifte im öorfccri^t bei .Sedjften Beitrag«" craaitjt]
• ponetar [1781, non Seifte ocrbefffrl]
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56 Sur ©cfdiitfjte xntb liticralur. Stä)$tv Bcntraa.
Cap. XYII. de tabulis altarium et ostiorum, et de glutine casei.
Tabulae altarium sive ostiorum primum particulatim diligentcr
conjungantur junctorio instrumenta, quo utuntur doliarii sive ton-
narii ; deinde componantur glutine casei, quod hoc modo fit. Caseus
5 mollis minutatim incidatur et aqua calida in mortario cum pi)a
tamdiu lavetur, donec aqua multoticns infusa pura inde exeat.
Deinde idem caseus attenuatus manu mittatur in frigidam aquam
donec iudurescat. Post haec teratur minutissime super ligneam ta-
bulam aequalem cum altero ligno, sicque rursum mittatur in mor-
10 tarium et cum pila diligenter tundatur addita aqua cum viva calce
mixta, donec sie spissum fiat, ut sunt feces. Hoc glutine tabulae
conpaginatae, postquam siccantur, ita sibi inhaerent, ut nec hu-
more nec calore disiungi possint. Postmodum aequari debent plana-
torio ferro, quod curvum et interius acutum habet duo manubria,
15 ut ex utraque manu trahatur, unde raduntur tabulae, ostia, et
acuta, donec omoino fiant plana. Inde cooperiantur corio crudo
cqui, sive asini, sive bovis, quod aqua made factum: mox ut pili
erasi fuerint, aqua aliquantum extorqueatur, et ita humidum cum
glutine casei superponatur. Quo diligenter exsiccato, tolle incisuras
20 ejusdem corii similiter exsiccatas et particulatim incide, et acci-
piens cornua cervi minutatim confracta malleo ferrarii super ineu-
dem, compone in ollam novam, donec sit dimidia, et imple eam
aqua, sicque adbibe ignem donec excoquatur tertia pars ejusdem
aquae, sie tarnen ut conbulliat(*), et ita probabis: fac digitos tuos
25 humidos eadem aqua et cum refrigerati fuerint, si sibi adhaerent
bonum est gluten; sin autem, tamdiu coque donec sibi adhaereant.
Deinde effunde ipsum gluten in vas mundum, et rursum imple
ollam aqua et coque sicut prius, sicque facias usque quater. Post-
haec tolle gypsum more calcis conbustum, sive cretam, qua pelles
30 dealbantur, et tere diligenter super lapidem cum aqua, deinde mitte
in vas testeum, et infundens gluten corii pone super carbones, ut
gluten liquefiat, sicque linies cum pincello super ipsum corium tc-
nuissime; ac deinde, cum siccum fuerit, aliquantulum linies spis-
sius ; et si opus fuerit linies tertio. Cumque omnino siccum fuerit,
35 tolle herbam, quae appellatur asperella, quae crescit in similitudi-
nem junci et est nodosa, quam cum in aestate collegeris, siccabis
in sole, et ex ea fricabis ipsa dealbaturam, donec omnino plane
et lucida fiat.
Cap. XVIII. de rubicandis ostiis et de oleo Uni.
40 Si autem volueris ostia rubricare, tolle oleum lini, quod hoc
modo compones. Accipe semen lini et exsicca illud in sartagine
(*) C. L. legit non bulliat.
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Thcophili presbyteri divcrsarum artinm schedula.
57
super ignem sine aqua. Deinde mitte in mortarium et contunde
illud pila donec tenuissimus pulvis fiat, rursumque mittens illud
in sartaginem, et infundens modicum aquae, sie calefacics fortiter.
Postea involve illud in pannum novum, et pone in pressatorium,
in quo solet oleum olivae, vel nueum, vel papaveris exprimi, ut 5
eodem modo etiam istud oxprimatur. Cum hoc oleo tcre minium
sivo cenobrium super lapidem sine aqua, et cum pincello linics
super ostia, vel tabulas, quas rubricare volueris, et ad solem sic-
cabis. Deinde iterum linies et rursum siccabis.
Cap. XIX. ih yhitine rernition. 10
Pone oleum lini in ollam novam parvulam. et adde gunimi,
quod vocatur fornis, minutissime trituin, quod liabet speeiem luci-
dissimi thuris, sed cum frangitur fulgorem clariorem reddit. Quod
cum super carbones posueris, coque diligenter sie ut non bulliat,
donec tertia pars consumatur, et cave a flamma, quia periculosum 15
est nimis, et difficilo extinguitur si accendatur. Hoc glutinc omnis
pictura superlinita lucida fit et decora, ac omnino durabilis. Si
vero defuerit corium ad cooperiendas tabulas, eodem modo et eodem
glutine cooperiantur cum panno medioeri novo. Item alio modo.
Compone quatuor lapides, qut possint ignem sustinere, ita ut non 20
rcsiliant, et super ipsos pone ollam rudern, et in eam mitte supra
dictum gummi Fornis, quod romane Glassa dicitur, et super os
hujus ollae pone ollulam minorem, quae habeat in fundo modicum
foramen, et circunilinies ei pastam , ita ut nihil spiraminis intcr
ipsas ollas exeat. Deinde subponc ignem diligenter, donec ipsum 25
gummi liquefiat. Habebis etiam ferrum gracile et manubrio in-
positum, unde commovebis ipsuni gummi, et cum quo sentire
possis ut omnino liquidum fiat. Habeas quoque ollam tertiam
juxta super carbones positam, in qua sit oleum lini calidum, et
cum gummi penitus liquidum fuerit, ita ut extracto ferro quasi 30
filum trahatur, infunde ei oleum calidum et ferro commove, et
sie insimul coque ut non bulliat, et iuterdum extrahe ferrum, et
lini modice super lignum sive super lapidem, ut probes deDsitatem
ejus. Et hoc caveas in pondere, ut siut duae partes olei, et tertia
gummi. Cumque ad libitum tuum coxeris diligenter, ab igne re- 35
movens et disco operiens refrigerari sine.
Cap. XX. de seflis equestribus et oefoforis.
Sellas autem equestres et octoforos, item sellas plicatorias, ac
scabella et caetera, quae sculpuntur, et uon possunt corio vel panno
cooperiri, mox ut raseris ferro, fricabis asperella, sieque bis deal- 40
babiß, et cum sicca fuerint, rursum asperella planabis. Posthaec
in circino et regula metire et dispone opus tuum, videlicct ima-
gines aut bestias, vel aves et folia, sive quodeunque pertrahere
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58 Bur Ofarrf)id)f* unb Itfteramr. ^BtijpEt Benfrafl.
volueris. Quo facto si decorare volueris opus tuum, auri petulam
inpones, quam tali modo facies.
Cap. XXI. de petuJa auri.
Tolle pergamcnam graecam, quae fit ex lana ligni, et fricabis
5 eam ex utraque parte cum rubeo colore, qui comburitur ex ogra
minutissime trito et sicco, et polies eam dente castoris sive ursi,
vel apri, diligentissime, donec lucida fiat, et idem color ipsa frica-
tioue adhaereat. Deiude incide forcipe ipsam pergamenam per
partes quadras ad latitudinem quatuor digitorum, aequaliter latas
10 et longas. Postmodum facies eadem mensura ex pergamena vituli,
quasi marsupium et fortiter consues, ita amplum, ut inultas partes
rubricatae pergamenae possis imponere. Quo facto tolle aurum
purum et fac illud attenuari malleo super ineudem aequalem dili-
geotissime ita, ut Dulla sit iu eo fractura, et incide illud per qua-
15 dras partes ad meusuram duorum digitorum. Deinde mittes in illud
marsupium unam partem rubricatae pergamenae, et supra eam
unam partem auri in medio, sieque pergamenam et rursus aurum;
atque ita facies donec impleatur marsupium, et aurum Semper sit
in medio commixtum. Dehinc habeas malleum fusilem ex auri-
20 calco, juxta manubrium graeilem et in plana latum, unde percu-
ties ipsum marsupium super lapidem magnum et aequalem, non
graviter sed moderate, et cum saepius respexeris, considerabis,
utrum velis ipsum aurum omnino tenue facere, vel medioeriter
spissum. Si autem supercreverit aurum in attenuando et marsu-
25 pium excesserit, praecides illud forcipe parvulo et levi, tantummodo
ad hoc opus facto. Hacc est ratio aureac petulae. Quam cum
secundum libitum tuum attenuaveris. ex ea incides forcipe parti-
culas quantas volueris, et inde ornabis Coronas circa capita imagi-
Diim, et stolas et oras vestimentoruin, et caetera ut libuerit. Im-
30 ponendo autem tolle clauum, quod percutitur ex albugine ovi sine
aqua, et inde cum pincello leniter linies locum in quo ponendum
est aurum, et cauda ejusdem pincelli in ore tuo madefacta, con-
tinges unum cornu incisae petulae, et ita elevans cum summa ve-
locitate impones et cum pincello aequabis. Ea hora oportet te a
35 vento cavere, et ab halitu contiuero, quia si flaveris, petulam per-
des et difficile reperies. Quae cum posita fuerit et siccata, ei si
volueris eodem modo alteram suporpone, et tertiam similiter, si
opus fuerit, ut eo lucidius cum dente sive cum lapide polire possis.
Hanc etiam petulam, sive volueris iu muro et laqueari, eodem
40 modo ponere poteris. Quod si aurum non habueris petulam stagni
aeeipies, quam hoc modo facies.
Cap. XXII. de j>etuht stayni.
Staguum purisstmum attenuabis diligenter ineude malleo, quau-
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Thcophfli presbyteri divcrsarum artinra schedula.
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ta8 et quam tenues partes volueris. Et cum aliquantulum attenuari
coeperint, purgabis eas in una parte panno laneo, et carbonibus
siccis minutissime tritis , ac iterum percuties malleo, rursumque
fricabis panno et carbonibus, sicque singulis vicibus facies, donec
omnino attcnuaveris. Post haec fricabis eas leniter dente apri super 5
ligneam tabulam aequalem, usque quo lucidae fiant. Dein de con-
junges easdem partes unam ad alteram 1 super ipsam tabulam, et ad-
haerebis eas singulas ad lignum cum cera, ne possint moveri, et su-
perlinies eas manu tua ex supradicto glutine vernicion atque siccabis
ad solem. Postmodum accipe virgas ligni putidi, quas cum in 10
Aprili incideris, findes per medium et siccabis super fumum. Deindc
auferes cxteriorem corticem, et interiorem, qui est croceus, rades
in patella munda, addens ei crocum ad quintam partein, et per-
funde haec vino vetere sive cerevisia abundan,tcr, et cum ita per
noctem steterit, in crastinum calefacies super ignem donec tepe- 15
fiat; sicque impones tabulas stagneas singillatim, et frequenter
elevabis, donec consideres, quod aureolum colorem sufficienter
trahant. Postque rursum adhaerebis eas ligneae tabulae super-
liniens gluten sicut prius, et cum siccatae fuerint, iam habes stag-
neas petulas, quas impones operi tuo secundum libitum tuum glu- 20
tine corii. Ac deinceps accipe colores quos imponere volueris,
terens eos diligenter oleo lini sine aqua et fac mixturas vultuum
ac vestimentorum sicut superius aqua feceras, et bestias sive aves
aut folia variabis suis coloribus», prout libuerit.
Cap. XX11I. de coloribus oleo et gummi terendis. 25
Omnia genera colorum eodem genere olei teri et poni possunt
in opere ligneo, in his tantum rebus quae sole siccari possunt, quia
quotiescunque unum colorem imposueris, alterum ei superponere
non potes, nisi prior exsiccetur, quod in imaginibus diuturnum et
tacdiosum nimis est. Si autem volueris opus tuum festinare sume 30
gummi, quod exit de arbore ceraso sive pruno, et coucidens illud
minutatim pone in vas fictile, et aquam abundanter infunde, et
pone ad solem, sive super carbones in hicme, donec gummi lique-
fiat, et ligno rotundo diligenter commisce. T)einde cola per pan-
num, et inde tere colores et impone. Omnes colores et mixturac 35
eorum hoc gummi teri et poni possunt, praeter minium et cero-
sam et carmin, qui cum claro ovi terendi et ponendi sunt. Viride
hispanicum non misceatur suco sub glutine, sed per se cum gum-
mi ponatur. Aliud miscere vero potes, si volueris.
Cap. XXIV. Quotiens idem ponendi sint. 40
Omnes colores sive oleo sive gummi tritos in ligno ter debes
ponere, et pictura perfecta et siccata, delato opere ad solem, dili-
' »Herum [öerbrutft 1781]
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60 Sur ©cfdjidjle unb Xifteratur. Sedier Benfraa.
genter linies glutinc illud vernicion, et cum defluere coeperit a
calore 1 leniter manu fricabia, atque tertio sie facies, et tunc aiuo
donec penitus exsiccetur.
Cap. XXV. de -picturu translucida.
5 Fit etiam pictura in ligno, quae dicitur translucida, et apud
quosdam vocatur aureola, quam hoc modo componca. Tolle pe-
tulam atagni non linitam glutine, nec coloratam glutine vel croco,
sed ita simplicem et diligenter politam, 8 et inde cooperics locum,
quem ita pingere volueris. Deinde tere colores imponendoa dili-
10 geutisaimc oleo lini, ac valde tenuea trahe cos cum pincello, sieque
permitto siccari.
Cap. XXVI. de molcndo auro in Ubr'ts.
Cum pertraxeria imaginea vel litteraa in libria, tolle aurum
purum et lima illud minutiaaime in mundiaaima pelvi, aive bacioa,
lö sieque lavabia illud cum pincello 3 in concha teatudinia vel concbilii,
(|iuio de aqua tollitur. Deinde habeaa molendinum cum piatillo
suo, utraque fuailia ex metallo cupri et 8tagni ita commixto, ut
tres partea aint cupri et quarta stagni mundi a plumbo. Iiis ita
compoaitis fundatur molendinum ad aimilitudinem mortarioli, et
20 pistillutn ejua circa ferrum quasi nodua, ita ut ferrum inde pro-
cedat grossitudinc unius digiti, et longitudine modice amplius pe-
dia dimidii ; cujua ferri tertia pars infigatur ligno diligenter tornato
ad longitudinem quaai uniua ulnae, et rectiaaime forato, in cujua
inferiori parte tarnen a fine longitudine quatuor digitorum, sit
25 rotuU aive lignea aive plumbea tornatilia, et in media parte au-
periori figatur corrigia qua trahi et volvendo retrahi poaait. Post-
haec mittatur ipsutn molendinum in foramen auper acamnum ad
hoc aptatum inter duas columnellaa ligneaa in ipso acamno firmiter
fixaa, auper quaa ait aliud lignum eis insertum, quod. poaait eici
i)0 et reponi, in cujus medio inferiua sit foramen in quo volvatur pi-
stillum molendini. Iiis ita diap>aitis mittatur aurum diligenter
purgatum in molendinum, addita modica aqua, et imposito pi-
atillo atque auperiori ligno coaptato trahatur corrigia et revolvi
permittatur, ruraumque trahatur et iterum revolvatur, sieque fiat
35 per duaa vel trea hora8. Tunc 8uperiua lignum eiciatur, et piatillum
in eadem aqua cum pincello lavetur. Deinde molendinum elevetur,
aurum cum aqua uaque ad fundum cum ])inccllo moveatur et mo-
dice teneatur, donec quod grossius est resideat; moxque aqua in
baciuam mundissimam effundatur, et quiequid auri cum aqua exi-
10 erit, molitum est. Rursumque iniposita aqua, repositiaque pistillo
et auperiori ligno, iterum molatur eo ordine, quo priua, donec
omnino exeat cum aqua. Tali modo molendum est argentum,
, ""ööioreli78ij'~ • politum, [1781] 1 bincclla [1781 unb Wolfen». $f.]
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Theophili presbytcri divetsarum artium schednla.
61
auricalcum, et cuprum. Sed aurum diligentius molendum est, et
leniter trahendum, saepiusquc respiciendum quia mollius ceteris
metallis est, ne forte adhaereat molendino vel pistillo et eonglo-
meretur. Quod si per negligentiam contigerit, quod conglomeratum
est eradatur et eiciatur, et quod reliquum est usque ad effectum 5
raolatur. Quo facto superorem aquam cum sordibus de bacina
effunde, inde aurum diligenter in concham mundam lava. Dehinc
infundeDS ei aquam cum pincello move, et cum per unam horam
in manu tenueris ipsam aquam in alteram concham funde, et illud
minutis8imum quod cum aqua exierit serva. Rursumque imposita 10
aqua super carbones calefac et move, ac sicut prius minutum cum
aqua eice, sicque facies donec omnino purgaveris. Posthaec ipsum
minutum relava ordine eodem bis et tertio, et quicquid auri sus-
ceperis priori admisce. Eodem ordine lavabis argentum, aurical-
cum et cuprum. Deinceps tolle vesicam piscis, qui vocatur huso, 15
et lavans aqua tepida tertio incide particulatim , ac mittens in
ollam parvissimam cum aqua, sine mollificari per noctem, et in
crastinum coque super carbones ita ut non bulliat, donec probes
digitis tuis, si adhaereant, 1 et cum fortiter adheserint 2 bonum est
gluten. 20
Cap. XXVII. quomodo aurum, et uryentum ponatur in lihris.
Postea tolle minium purum, et adde ei tertiam partein ceno-
brii, terens super lapidem. Quo diligenter trito, percute darum
ex albugine oyi, in aestate cum aqua, in hieme sine aqua, et cum
purum fuerit, mitte minium in cornu et infunde darum, imposi- 25
toque ligno move modicum, et inde cum pincello imple omnia
loca, in quibus aurum velis imponere. Dehinc pone ollulam cum
glutine super carbones, et cum liquefactum fuerit, funde in con-
cham auri et lava illud inde. Quod cum effuderis in alteram con-
cham, in qua purgamentum servatur, rursus infunde gluten cali- HO
dum, et tenens in palma manus sinistrae, move diligenter cum
pincello, et pone utrum volueris spissum vel tenue, sie tarnen ut
glutinia modicum sit, quia si superabundaverit, nigrescit aurum et
non reeipit fulgorem. Postquam autem siccatum fuerit, polies il-
lud dente vel lapide sanguinario diligenter limato et polito super 35
tabulam corneam aequalem ac lucidam. Quod si contigerit per
neglegentiam glutinis non bene cocti, ut aurum in fricando se
puluerit(*), vel prae nimia spissitudine se elevet, habeas penes te
darum vetus sine aqua percussum, et mox cum pincello de eo
modicum ac leniter liniens, cum siccum fuerit denuo dente vel 40
(*) C. L. pulveriret.
1 aühaereat, [1781, eou ßfiftc oerbeffertj • adhesorit [1781, uon Seifte MrOeflcrt]
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&2
5ur ©*ftfjid)lE unb litteratur. Äcrijpcr Bsntraß.
lapide fricabia. Hoc modo aurum, argentum, auricalcum et cuprum
in suis locia ponea et fricabia.
Cap. XXVIII. quomodo decoretur pictura librorum stagno et croco. .
Si vero neutrum habueria, et tarnen opua tuum quoquomodo
5 decorare volueria, tolle atagnum purum, et ra80 minutiaaime mola
et lava sicut aurum, et pone eodem glutine in litteria vel aliia
locia, quae volueria auro vcl argento ornare et cum polieris dente,
tolle crocum quo aericum coloratur perfundena illum claro 8ine
aqua, et cum per noctem ateterit, aequenti die cum pincello coo-
10 periea ea loca, quae volueria deaurare.; caetera habeto loco argenti.
Deinde faciea aubtiles tractua circa libroa, 1 litera8 et folia et no-
doa ex minio cum penna, et paraturaa veatimentorum ac cetera
ornamenta.
Cap. XXIX. de omni genere glutinis in pictura auri.
15 Si veaicam non habueria, pergamenum vituli spisaum eodem
modo incide, lava, et coque. Follem(*) quoque anguillae diligen-
tiasime rasum, inciaum et lotum eodem modo coque. Oa8a quo-
que capitia lupi pi8cis aicci diligenter Iota in calida aqua ter, ita
coque. Qualecunque horum coxeria, adde ei tertiam partem gummi
20 lucidiasimi, et modice coque, poteriaque servare quamdiu volueria.
Cap. XXX. quomodo colores in libris temperentur.
Iiis ita peractia fac temperamentum ex gummi lucidiaaimo
et aqua aicut aupra, et tempera omnes colorea, excepto viridi, et
ceroaa, et minio, et carmin. Viride aalsum non valet in libro.
25 Viride hiapanicum temperabia vino puro, et ai volueria umbras
facere, adde modicum aucum gladioli, vel caulae, vel porri. Mi-
nium et ceroaam et carmin temperabia claro. Omnea mixturaa,
ai indigueria ad pingendas imaginea, compone in libro ut aupra.
Omnea colorea bis ponendi aunt in libro, in primi8 tenuiaaime,
30 deinde apiaaiua; in literia vero aemel.
Cap. XXXI. de generibus et tempemmentis folii.
Folii tria aunt genera, unum rubeum, aliud purpureum, ter-
tium 8aphireum, quae aic temperabia. Tolle cinerea et cribra eoa
per pannum, et perfundena eoa aqua frigida, fac inde tortulaa in
35 similitudinein pania, mittenaque ea8 in ignem, donec omnino can-
deacant. Poatquam diutissime canduerint, et poatea friguerint,
mitte inde partem in vas fictile, perfundena urina, et move ligno.
Cumque reaederit lucide, perfunde inde rubeum folium, et terena
illud modice auper lapidem, adde ei quartam partem vivae calcia,
40 et cum tritum tuerit ac sufficienter perfusum, cola illud per pan-
(*) C. L. Feilem.
« lumbus, [17H1 unb «olffiib.
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nTheophili prcsbyteri diversaruni artium schcdnla.
63
num, et trabe cum pincello ubi volueris tenue, deinde spissius.
Et si placet similitudinem pallii in pagina facere purpureo folio,
eodem temperameuto sine calce perfuso, pingo penna prius in ipsa
pagina nodos vel circulos, et iuterius aves sive bestias aut folia;
et cum siccum fuerit linies per omnia rubeum folium tenue, deinde 5
spissius, et tertio si sit opus ; ac post modum linies desuper tenue
vetus darum, sine aqua pereussum. Purpureum folium et saphi-
reum non teres , sed perfünde eodem temperamento in concha
sine calce, et movo ligno, et cum per noctem steterir, in erasti-
num pone quomodoeumque volueris, liniens claro superius. Vesti- 10
menta et omnia quae folio et carmiu pinxeris, claro superlinies.
Cineres autem coctos, qui remanserint, servare diu poteris siccos.
Cap. XXXII. de cenobrio.
Si desideras cenobrium componere, tolle sulphur, cujus tria
sunt genera, album, nigrum et croceum, quod frangens super la- lü
pidem siccum, adde ei duas partes vivi argcnti, aequo pondere
staterae; et cum diligentius miscueris, mitte in vitream ampullam,
cooperiens eam ex omni parte argilla, et os obstrue, ne fumus
exeat, et pone eam ad ignem ut exsiccetur. Deinde pone eam
inter carbones ardentes, et mox cum coeporit calefieri, audies fra- 20
gorem interius, quomodo se vivum argentum commiscet ardenti
sulphuri ; et cum sonus ccssaverit, statim eice ampullam et aperi-
ens tolle colorem.
Cap. XXXlli. de viridi salso.
Si autem viridem colorem velis conficere, sume lignum quer- 25
cinum, quantae longitudinis et latitudinis volueris, et cava illud in
modum scrinii. Deinde tolle cuprum, et tac illud attenuari in
laminas, quantae latitudinis volueris, ut tarnen longitudo ejus coo-
periat latitudinem cavi ligni. Posthaec accipe scutellam plenam
salis, et comprimens eum fortiter mitte in ignem et cooperi car- 30
bonibus per noctem, et in crastinum tere eum diligentissime super
lapidem siccum. Cumque acceperis surculos graciles colloca eos
in praedictum cavum lignum, ita ut duao partes cavi sint inferius,
et tertia superius, sicque linies laminas cupreas ex utraque parte
melle puro, aspergens desuper sal tritum, et collocabis super sur- ,35
culos illo8 conjunctim, cooperiens diligenter altcro ligno ad hoc
aptato, ita ut nihil spiraminis exire possit. Post fac foramen tere-
brari in angulo ipsius ligni per quod possis infundere acetum cale-
factum aut urinam calidam ; ita ut tertia pars ejus impleatur, et
mox obstrue foramen. Hoc lignum in tali loco debes ponere, ubi 40
possis illud sterquilinio ex omni parte cooperire. Post quatuor
vero septimanas solve cooperculum et quiequid super cuprum in-
veneris, erade et serva, et iterum reponens cooperi ordine quo supra.
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64 Sur ©*fd)id)te unb XtHeralur. 3ed;JIcr Betrag.
Cap. XXXIV. de vir'tdi hispanfco.
Si vero viride hispanicuin componere velis, tolle cupri tabu-
las attenuatas et radens eas diligcnter ex utraque parte, perfunde
aceto puro et caüdo absque mollc et sale, couponeaque eas in ligno
5 minori cavo, ordine quo supra. Post duas septimanas respice ac
rade, sicque facies donee tibi color sufficiat.
Cap. XXXV. de cerosa.
Cerosani autem compositurus f'ae tibi plumbcas tabulas atte-
nuari. et componens eas siccas in cavo ligno sicut cuprum supra,
10 infuso aceto calido sive urina cooperi. Deinde post mensem solve
cooperculum et quicquid album f'uerit auf'erens, ruraum repone
sicut prius. Cuinque tibi »uffecerit, et minium inde facere pla-
euerit, eandeni eerosam tere super lapidem absque aqua, et deinde
mittens in ollas uovas duas vel tres pone super earbonea ardentes,
15 habeas autein ferrum gracile eurvum ex una parte ligno aptatum
et in summitate latum, cum quo movere ac miscere ipsam eero-
sani interdum possis, atque hoc tarn diu facias 1 donec minium
omnino rubeum fiat.
Explicit über primus.
20 Incipit Prologus HbrL secundi.
In praecedenti libello, frater karissime, sincere dilectionis af-
fectu nou me piguit tuae indoli insinuare, quanti honoris quan-
tumque pcrfeetionis sit, otium declinare, et inertiam desidiamque
calcare; quamque dulcc ac delectabile, diversarum utilitatum ex-
25 ercitiis operam dare, juxta voccm oratoris cujusdam dicentis: Scire
aliquid laus est; culpa est, nil disccre velle. Nee pigritetur quis-
piam, eum, de quo Salomon ait, tjiii addit scientiani, addit laborew,
apprehendere; quia, quantus ex eo procedat animae et corporis
prof'ectus, diligens meditator poterit advertere. Xam luce clarius
30 constat, quia, quisquis otio studet ac levitati, fabulis quoque super-
vacuis operam dat, et scurrilitati, curiositati, potationi, ebrietati,
rixae, pugnae, homicidio, luxuriae, furtis, 3 sacrilegiis, periuriis et
caeteris hujusmodi, quae contraria sunt oculis Dei respicientis
super humilem et quietum et operantem cum silentio in nomine
35 domini, et obedientem praecepto b. Pauli apostoli: Magis autem
laboret operando manibus suis, quod bonum est, nt habeat unde tri-
buat necessitatem patknti. Hujus ergo imitator desiderans fore, ap-
prehendi atrium(*,) agiae sophiae conspicorque cellulam diversorum
colorum omnimoda varietate refertam et monstrantem siugulorum
40 (*) fttrium deest in nostro.
» facies [1781]~ • fustis, [1781]
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Theophili presbyteri diversaram artium sckedola.
65
utilitatem ac naturam. Quo mox inobservato pede ingressus, re-
plevi armariolum cordis mei sufficienter ex omnibus, quae diligenti
experientia sigillatim perscrutatus, cuncta visu manibusque probata
satis lucide tuo studio commendavi absque invidia. Verum quo-
niam hujusmodi picturae usus perspicax non valet esse, quasi 5
curiosus explorator omnibus modis elaboravi cognoscere, quo artis
ingenio et colorum varietas opus decoraret, et lucem diei solisque
radios non repelleret. Huic exercitio dans operam vitri naturam
comprehendo, ejusque solius usu et varietate id ef'fici posse con-
sidero, quod artificium, sicut visum et auditum didici, studio tuo 10
iudagare curavi.
Explicit prologus. Incipiunt capitula.
Cap. I. de constructione furni ad operandum vitrum.
— II. de furno refrigerii.
— III. de furno dilatandi et utensiliis operis. 15
— IV. de commixtione cinerutn et sabuli.
— V. de vasis operis et de coquendo vitro albo.
— VI. quomodo operentur vitreae tabulae.
— VII. de croceo vitro.
— VIII. de purpureo vitro. 20
— IX. de dilatandis vitreis tabulis.
— X. quomodo fiant vasa de vitro.
— XI. de ampuUis cum longo collo.
— XII. de coloribus, qui fiunt ex cupro et plumbo et sale.
— XIII. de viridi vitro. 25
— XIV. de vitro saphireo.
— . XV. de vitro, quod vocatur (jaUien.
— XVI. de diversis vitri coloribus non tranducidis. Item
unde supra.
— XVII. de vitreis seyphis, quos graeci auroet argento decorant. 30
— XVIII. Item de eodem.
— XIX. de vitro graeco quod musivum opus decorat.
— XX. de vasis fiäilibus diverso colore vitri pictis.
— XXI. de conponendis fenestris.
— XXII. de dividendo vitro. 35
— XXLLL de colore cum quo vitrum pingitur.
— XXIV. de coloribus tribus ad lumina in vitro.
— XXV. de ornatu picturae in vitro.
— XXVI. de furno in quo vitrum coquitur.
— XXVII. quomodo coquatur vitrum. 40
— XXVIII. de ferris infusoriis.
— XXIX. de fundendis calamis.
— XXX. de ligno infusorio.
fl t f f t n 0 , f&mttifte 6d)rtften. XIV. 5
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5ur ©rfrfjtdjfe unb lifleratur. J&ctfjfkr Befrag.
Cap. XXXI. de conjungendis et solidandis fenestris.
— XXXII. de gemmis picto vitro imponendis.
— — de simplicibus fenestris.
— XXXIII. quomodo reformet ur ras ritreum fractum.
5 — XXXIV. de anulis.
Incipit Uber secundus.
Cap. I.
Si aederit animo tuo ut vitrum componaa, primum incide
ligna faginea multa et exaicca ea. Deinde combure ea pariter
10 in loco mundo, et cinerea diligenter eolligens, cave ne quicquam
terrae vel lapidis commiaceaa. Postmodum compone furnum ex
lapidibus et argilla, longitudine pedum XV. et iatitudine X. in
hunc modum. Primum pone fundamenta in utroque longitudiDis
latere spissitudine pedia uniua, faciena larem in medio firmum et
15 aequalem lapidibua et argilla, dividena eum inter tre8 partea aequale8,
ita ut duae partea aint per se et tertia per ae, divisa muro in
Iatitudine poaito. Deinde fac foramen in utraque fronte latitudi-
nis, per quod poaaint ligna et ignis imponi, et aedificana murum
in circuitu uaque ad latitudinem pene quatuor pedum, fac iterum
20 larem firmum et aequalem per omnia, et aine murum diviaionia
aliquantulum aacendere. Poat quae fac in majori apatio quatuor
foramina in uno latere longitudinia, et quatuor in altero per me-
dium laria, in quibu3 ponantur vaaa operia, duoque foramina in
medio per quae flamma posait ascendere, et aedificana murum in
25 circuitu, fac duaa feneatraa quadraa longitudine et Iatitudine uniua
palmi, in utroque latere contra foramina unam, per quaa- vasa
imponantur et eiciantur cum hia, quae in illia mittuntur. Fac
etiam in minori apatio foramen per medium laria juxta parietem
medium, et fenestram 1 ad mensuram palmi juxta parietem frontia
30 exteriorem, per quam poaait imponi et aaaumi quod neceasarium
e8t operi. Poatquam haec ita ordinaveris, fac partem interiorem
cum muro exteriori in aimilitudinem fornacia arcuarii, interiua al-
titudine modice ampliu8 pedia dimidii, ita ut auperiua larem faciaa
aequalem per omnia, cum labro altitudine trium digitorum in cir-
35 cuitu poaito, ut quicquid operia vel utenailiorum auperponitur non
poaait cadere. I8te furnua dicitur clibanua operia.
Cap. II. de furno refrigerii.
Fac et alium furnum, longitudine pedum X et Iatitudine VIII.
altitudine vero IV. Hinc faciea in una fronte foramen ad impo-
40 nenda ligna et ignem, et in latere uno feneatram pedis uniua ad
imponendum et eiciendum quod neceaaarium fuerit, et larem
• feneitran [1781]
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Thcophili presbyteri diversaram artium schedula.
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interius firmum et aequalem. Iste furnus dicitur clibanus re-
frigerii.
Cap. III. de furno düatandi et utensiliis operis.
Facies etiam furnum tertium longitudine pedum sex, latitu-
dine quatuor, altitudine trium, et foramen fenestramque et larera 6
sicut superius. Hic furnus dicitur clibanus dilatandi et aequandi;
utensilia vero ad hoc opus necessaria sunt üstula ferrea duarum
ulnarum, grossitudine pollicis unius, forcipes duo in una parte
ferri percussi, trullae ferreae duae atque alia lignea et ferrea,
quae volueris. 10
Cap. IV. de commixtione cinerum et sabuli.
His ita compositis accipe ligna faginea omnino in fumo ex-
siccata, et accende ignem copiosum in majori furno ex utraque
parte. Deinde tollens duas partes cinerum de quibus supra dixi-
mus, et tertiam sabuli diligenter de terr.i et lapidibus purgati, 15
quod de aqua tuleris, commisce in loco mundo. Cumque diu et
bene commixta fuerint, levans cum trulla ferrea pone in minori
parte furni super larem superiorem ut coquantur, et cum coeperint
calefieri, statim eadem move ne forte liquefiant a calore ignis et
conglomerentur, sicque facies per spatium unius noctis et diei. 20
Cap. V. de vasis operis et de coquendo vitro albo.
In quo spatio accipe lutum album, ex quo componuntur ollae,
et exsiccans tere diligenter, et infuea aqua macera cum ligno for-
titer, et com pone vasa tua, quae sint superius lata, inferius vero
stricta, habentia circa ora 1 ibium parvum interius recurvum. Quae 25
cum sicca fuerint, accipe cum forcipe ponens ea in foramina furni
candentis ad hoc aptata, et levans cum trulla cineres coctos cum
sabulo mixtos, imple omnia vasa vespere, et per totam noctem
adde ligna sicca, ut vitrum ex cineribus et sabulo liquefactum
pleniter coquatur. 30
Cap. VI. quomodo operentur vitreae tabulae.
Mane hora prima accipe fistulam ferream, et si tabulas vitreas
facere volueris, pone summitatem ejus in vas unum vitro plenum,
cui cum adhaeserit, volve ipsam fistulam in manu tua donec con-
glomeretur circa eam, quantum volueris; moxque eiciens appone 35
ori tuo et suffla modicum, statimque removens ab ore tene juxta
maxillam, ne forte, si retraxeris anhelitum, trahas flammam in
08 tuum. Habeas quoque lapidem aequalem ante fenestram super
quem modice percuties ipsum candens vitrum, ut aequaliter ex
omni parte pendeat, et statim cum festinatione crebro sufflans, 40
totiens ab ore remove. Cumque videris illud dependere quasi ve-
sicam longam, adhibe summitatem ejus ad flammam, et statim
liquefacto apparebit foramen, acceptoque ligno ad hoc opus facto,
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68 3ur ©Efrf)td)fe unb Itiferafur. £erf){Ier B*ntrag.
fac foramen amplum sicut est in medio. Deinde conjunge oram
ipsius, 8uperiorem videlicet partem ad inferiorem, ita ut ex utra-
que p irte conjunctionis foramen appareat. Statimque cum huinido
ligno conjunge ipsum vitrum juxta fistulam, et excute modicum et
5 separabitur. Mox etiam calcfac ipsam fistulam in flamma fornacis,
donec liquefiat vitrum quod ei jungitur, et cum festinatione pone
super oras duas vitri conjunctas et adhaerebit. Quod continuo
elevans mitte in flamma fornacis donec liquefiat foramen unde
prius fistulam separasti, et accepto ligno rotundo dilata sicut al-
10 terum et complicans oram ejus in medio separansque a fistula
cum ligno humido, da puero, qui inducto ligno per foramen ejus
portabit in foramen 1 refrigerii, qui mediocriter calefactus sit.
Hoc genus vitri purum est et album. Eodem modo atque eo-
dem ordine operare similes partes vitri, donec tibi sex vasa
15 haurias(*).
Cap. VI. de croceo vitro.
Quod si videris vas aliquod in croceum colorem mutari, sine
illud coqui usque horam tertiam, et habebis croceum leve, et
operare inde quantum volueris ordine quo supra. Si vis permitte
20 coqui usque horam sextam et habebis croceum rubicundum; fac
etiam inde quod libuerit.
Cap. VII. de purpureo vitro.
Si vero perspexeris quod se forte vas aliquod in fulvum colo-
rem convertat, qui carni similis est, hoc vitrum pro membrana
25 habeto, et auferens inde quantum volueris, reliquum coque per
duas horas, videlicet a prima usque ad tertiam, et habebis pur-
puream levem; et rursum coque a tertia usque ad sextam, erit
purpurea rufa et perfecta.
Cap. VIII. de dilatandis vitreis tahulis.
30 Cum autem ex his coloribus operatus fueris quantum potu-
eris, et vitrum in furno refrigeratum fuerit, expone opus tuum
Universum, et fac ignem copiosum accendi in furno in quo debet
dilatari et aequari. Quo videlicet candeute accipe ferrum cali-
dum, et findens unam partem vitri, pone super larem candentis
35 furni, et cum coeperit molliri, tolle forcipem ferreum et lignum
aequale, aperiensque in ea parte qua fissum est, dilatabis et cum
forcipe secundum libitum aequabis. Cumque omnino aequatum
fuerit, mox eiciens inde mitte in furnum refrigerii modice cale-
factum, sie ut non jaceat, sed stet ad parietem ejus tabula, juxta
40 quam statues et aliam parimodo aequatam, ac tertiam et reliquas
(*) Lips. habet, donec vasa exhauriaa.
1 [oerf$rie&en ob« »erfttuift für] furnum
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Theophili presbyteri diversarnm artium schedula.
69
omnes. Quae cum frigidae fuerint, utere eis in componendis fe-
ncstris findend o particulatim qualiter volueris.
Cap. IX. quomodo fiant vasa vitrea.
Vasa vero facturus compone vitrum ordine quo supra, et cum
sufflaveris secundum quantitatem quam volueris, non facies fora- 5
men in fundo sicut superius, sed ita integrum separabis a fiatula
cum ligno aquae intincto, quam fistulam mox calefactam adhaerere
facies 1 in ipso fundo. Elevans vero vas calefacies 2 in flamma, et
cum ligno rotundo dilatabis foramen illud unde fistulam separasti,
formans oram ejus ac dilatans secundum libitus tuos, amplifica- 10
bisque circa fistulam fundum ut inferius cavum sit. Quod si vo-
lueris ansas in oo facere, quibus possit pendere, accipe gracüe
ferrum, mittens illud summotenus in vas vitri, et cum ei modicum
adhaeserit, auferens pone super vas, in quo loco placuerit, et cum
adhaeserit, calefacies ut firmiter haereat. Fac ex his ansis quot 15
velis, interim tenens vas juxta flammam ut calidum sit nec tarnen
liquescat. Aufcr etiam modicum vitri a furno ita ut filum post
se trahat, et apponcns vasi in quo loco volueris, circumvolve juxta
flammam ut haereat. Quo facto secundum consuetudinem amo-
vebis fistulam, mittens vas in furnum refrigerii; atque hoc modo 20
operaberis, quantum velis.
Cap. X. de ampullis cum longo collo.
Quod si volueris ampullas cum longo collo facere, sie age.
Cum sufflaveris calidum vitrum quasi vesicam magnam, obstrue
foramen fistulae pollice tuo, ne forte ventus exeat, vibrans ipsam 25
fistulam cum vitro, quod ei appendet, ultra caput tuura, eo modo
quasi velis eam proicere, et mox extenso collo ejus in longum,
elevata mauu tua in altum, sine ipsam fistulam cum vaso inferius
dependere, ut Collum non curvetur, et sie separans cum humido
ligno mitte in furnum refrigerii. 30
Cap. - - - de diversis vitri coloribus.
lüveniuntur in antiquis aedifieiis paganorum in musivo opere
diversa genera vitri; videlicet album, nigrum, viride, croceum,
saphireum, rubicundum, purpureum, et non est perspicax, sed
densum in modum marmoris, et sunt quasi lapilli quadri, ex qui- 35
bus fiunt electra in auro, argento et cupro, de quibus in suo loco
sufficienter dicemus. Tnveniuntur etiam vascula diversa eorundem
colorum, quae colligunt Frauci in hoc opere peritissimi, et saphi-
reum quidem fundunt in furnis suis, addentes ei modicum vitri
clari et albi, et faciunt tabulas saphiri pretiosas ac satis utiles in 40
fenestris. Faciunt etiam ex purpura et viridi similiter.
Cap. de vitreis scyphis, quos graeci auro et argento decorant.
Graeci vero faciunt ex eisdem saphireis lapidibus, pretioaos
' facta» [SBolfenö. $f.] 1 calofacias [SBolfenb. $f.]
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Sur ©eftfjtrfjft unb Itffirafur. £*tfjfler Bcnfrag.
acypho8 ad potandum, decorantes eos auro hoc modo. Accipientes
auri petulam, de qua superius diximus, fonnant ex ea effigies ho-
minum, aut avium, sive bestiarum, vel foliorum, et ponunt eos
cum aqua super scyphum in quocumque loco voluerint; et haec
5 petula debet aliquantulum spissior esse. Deinde accipiunt vitrum
clarissimum, velut crystallum, quod ipsi componunt, quodque mox,
ut senserit calorem ignis, solvitur, et terunt diligenter super la-
pidem porfiriticum cum aqua, ponentes cum pincello tenuissime
super petulam per omnia, et cum sicca tum fuerit, mittunt in fur-
10 num, in quo fenestrae vitrum pictum coquitur, de quo postea di-
cemus, supponentes ignem et ligna faginea in fumo omnino sic-
cata. Cumque viderint flammam scyphum tandiu pertransire donec
modicum ruborem trahat, statim eicientes ligna, obstruunt furnum,
donec per se frigescat; et aurum nunquam separabitur.
15 Item alio modo.
Faciunt et alio modo, accipientes aurum in molendino moli-
tum, cujus usus est in libris, temperant aqua, et argentum simi-
Hter, facientes inde circulos et in eis imagines, sive bestias, aut
aves, opere variato, et liniunt haec vitro lucidissimo, de quo supra
20 diximus. Deinde accipientes vitrum album et rubicundum ac vi-
ride, quorum usus est in electris, terunt super lapidem porfiriti-
cum unumquodque per se diligenter cum aqua, et inde pingunt
Ho8Culos et nodos, aliaque minuta, quae voluerint, opere vario
inter circulos et nodos, et limbum circa oram ; et hoc mediocriter
25 spissum, coquentes in furno ordine quo supra. Faciunt quoque
scyphos ex purpura sive levi saphiro, et fialas mediocriter extento
collo circumdantes filis ex albo vitro factis, ex eodem ansas im-
ponentes. Ex aliis etiam coloribus variant diversa opera sua pro
libitu suo.
30 Cap. - - - de vitro graeco, quod musieum opus decorat.
Vitreas etiam tabulas faciunt opere fenestrario ex albo vitro
lucido, spissas ad mensuram unius digiti, findentes eas calido ferro
per quadras particulas minutas, et cooperientes eas in uno latere
auri petula, superliniunt vitrum lucidissimum tritum ut supra, et
35 componunt eas conjunctim super ferream tabulam, de qua paulo
inferius dicemua, coopertam calce sive cineribus coquentes in furno
fenestrarum ut supra. Hujusmodi vitrum interpositum musivum
opus omnino decorat.
Cap. - - - de vasis ftctilibus diverso eolore vitri jnctis.
40 Scutellas quoque fictiles et navicula faciunt, aliaque vasa fic-
tilia, pingentes ea hoc modo. Accipiunt omnium genera colorum,
terentes ea singillatim cum aqua, et ad unumquemque colorem
miscentes ejusdem coloris vitrum per se minutissime tritum cum
Theophili presbyteri diversarnra artium schedula.
71
aqua, quintam partem inde pingunt circulos sive arcus yel qua-
drangulos, et in eis bestias, aut aves, sive folia yel aliud quod-
cumque voluerint. Poatquam vero ipsa vasa talimodo depicta fue-
rint, mittunt ea in furnum fenestrarum, adhibentes inferiua ignem
atque ligna faginea sicca, donec a flamrais circumdata candescant, 5
sicque extractis lignis furnum obstruunt. Possunt etiam eadem
vasa per loca decorare auri petula, sive molito auro et argento,
modo quo supra, si voluerint.
Cap. de componendis fenestris.
Cum volueris fenestras componere vitreas, primum fac tibi 10
tabulam ligneam aequalem tantae latitudinis et longitudinia, ut
possis unius cujusque fenestrae duas partes in ea operari, et acci-
piens cretam atque radeus cum cultello per totam tabulam, asperge
desuper aquam per omnia, et frica cum panno per totum. Cumque
siccata fuerit, accipe mensuram unius partis in fenestra longitudi- 15
nem et latitudinem, pingens eam in tabula regula et circino cum
plumbo vel stagno, et si vis limbum in ea habere pertrahe cum
latitudine qua tibi placuerit, et opere quo volueris. Quo facto
pertrahe imagines quot volueris in primis plumbo vel stagno,
sicque rubeo colore sive nigro, faciens omnes tractus studiose, 20
quia nccessarium crit cum vitrum pinxeris, ut secundum 1 tabulam
conjuagens umbras et lumina. Deinde disponens varietates vesti-
mentorum, nota uniuscujusque colorem in suo loco, et aliud quod-
cumquo pingere volueris littera colorem signabis. Post haec accipe
vasculum plumbeum, et mittens in eo cretam cum aqua tritam, 25
fac tibi pincellos duos vel tres ex pilo, videlicet de cauda mardi,
sive grisii, vel spirioli, aut catti, sive de coma asini; et accipe
unam partem vitri cujuscumque generis volueris, quae ex omni
parte major sit loco in quo ponenda est, adhibens eam campo ipsius
loci, et sicut consideraveris tractus in tabula per medium vitrum, 30
ita pertrahe cum creta super vitrum exteriores tractus tantum, et
si vitrum illud densum fuerit sie ut non possis perspicere tractus
qui sunt in tabula, aeeipiens album vitrum pertrahe super eum,
utique cum siccura fuerit pone densum vitrum super album elevans
contra lucem, et sicut perspexeris, ita pertrahe. Eodem modo 85
designabiB omnia genera vitri sive in facie, sive in vestimentis,
in manibus, in pedibus, in limbo, vel in quocumque loco colores
ponere volueris.
Cap. - - - de divulendo vitro.
Postea calefacies in foco ferrum divisorium, quod sit per om- 40
nia gracile, sed in fine grossius, quod cum canduerit in grossiori
parte appone vitro, quod dividere volueris, et mox apparebit ini-
' seeuudam [1781J
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Sur ©iTrtttfjte imb Xmcrarur. £tti)$ix B*ijtra0.
tium fracturae. Si vero vitrum durum fuerit, madefac illud digito
tuo ex 8aliva in loco, ubi ferrum posueras, quo statim fisso, se-
cundum quod dividere volueris, trahe ferrum et fissura sequetur.
Omnibus vero partibus ita divisis, accipe grosarium ferrum, quod
5 sit longitudine unius palmi utroque capite recurvum, cum quo
aequabis et conjunges omnes partes, unamquamque in suo loco.
His ita compositis accipe colorem cum quo vitrum pingere debes,
quem tali modo compones.
Cap. - - - de colore cum quo vitrum pingitur.
10 Tolle cuprum tenue percussum, comburens in parvula patella
ferrea, donec pulvis omnino sit, et accipe particulas viridis vitri,
et saphiri graeci, terens singulariter inter duos lapides porfiriticos,
et commiscens haec tria simul, ita ut sit tertia pars pulvis, et
tertia viride, tertiaque saphirum, teres pariter super ipsum lapidem
15 cum vino vel urina diligentissime, et mittens in vas ferreum sive
plumbcum, pinge vitrum cum omni cautela secundum tractus,
qui sunt in tabula. Quod si litteras in vitro facere volueris, partes
illas cooperies omnino ipso colore, scribens eas cauda pincelli.
Cap. - - - de ornatu picturae in vitro.
20 Vmbras et lumina vestimentorum, si Studiosus fueris in hoc
opere, poteris eodem modo facere, sicut in pictura colorum, tali
modo. Cum feceris tractus in vestimentis ex colore praedicto, sparge
eum cum pincello ita ut vitrum fiat perspicax in ca parte, qua
luminam facere consuevisti in pictura, et idem tractus in una parte
25 sit densus in altera levis, atque levior cum tanta diligentia dis-
cretus, quasi videantur tres colores appositi. Quem ordinem etiam
observare debes infra supercilia, et circa oculos atque nares et
mentum, ac circa facies juvenum, circa pedes nudos et manus et
reliqua membra nudi corporis, sitque species picturae composita
30 colorum varietate.
Cap. de furno in quo vitrum coquitur.
Sit etiam quidam ornatus in vitro, videlicet in vestibus, in
8edibus, et in campis, in saphiro, in viridi et albo, purpureoque
colore claro. Cum feceris priores umbras in hujusmodi vestimen-
35 tis, et siccae fuerint, quicquid reliquum est vitri, cooperi levi colore,
qui non sit tarn densus sicut secunda umbra, nec tarn clarus sicut
tertia, sed inter has medius. Quo exsiccato fac cum cauda pin-
celli juxta priores umbras, quas feceras, subtiles tractus ex utraque
parte, ita ut inter hos tractus et priores umbras illius levius co-
40 loris subtiles tractus remaneant. In reliquo autem fac circulos et
ramos, et in eis flores ac folia eodem modo, quo fiunt in litteris
pictis, sed campos, qui coloribus implentur in litteris, debes in
vitro subtilissimis ramusculis pingere. Potes etiam in ipsis circulis
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Theophili presbyteri diversarum artitim schednla.
73
interdum bestiolas et avicolas et vermiculos ac nudas i marines in-
serere. Eodem modo facies campos ex albo clarissimo, cujus campi
imagines vesties cum saphiro, viridi, purpura, et rubicundo. In
campis vero saphiri et viridis 1 coloris eodem modo depictis, et rubi-
cundi non picti, facies vestimenta ex albo clarissimo, quo vesti- 5
menti genere Dullum speciosius est. Ex supra dictis tribus colo-
ribus pinges in Hmbis ramos et folia, flores et nodos, ordine quo
supra, et uteris eisdem in vultibus imaginum et manibus ac pe-
dibus et in nudis membris per omnia pro eo colore, qui in prae-
cedenti libro dicitur posc. Croceo vitro non multum uteris in 10
vestimentis nisi in coronis et in eis locis ubi aurum ponendum
esset in pictura. His omnibus compactis ac depictis coquendum
est vitrum et color coufirmandus in furno quem compcnes hoc modo.
Cap. - - - quomodo coquatur vitrum.
Accipe virgas flexibiles infigens eas terrae in angulo domus, 15
utroque capite acqualiter in similitudinem arcuum, qui arcus ha-
beant altitudinem pedis et dimidii, latitudinem quoque similem,
longitudinem vero modice amplius duorum pedum. Deinde ma-
cerabis argillam fortiter cum aqua et fimo equi, ita ut tres partes
sint argilla, et quarta timus. Qua optime macerata miscebis ei 20
foenum siccum, faciens ei pastillos longos et cooperies arcum vir-
garum interius et exterius ad spissitudinem unius pugni, et in
medio superius relinques f'oramen rotundum per quod possis ma-
num tuam imponere, facies etiam tibi tres trabes ferreos grossitu-
dine unius digiti, et longitudine tanta ut possint transire latitudi- 25
ncm furni, quibus facies ex utraque parte tria foramina, ut cum
volueris possis imponere et eicere. Tunc pones in furnum ignem
<jt ligna donec exsiccetur.
Cap. Item quomodo coquatur vitrum.
Interim fac tibi tabulam ferream ad mensuram furni interius, 30
exceptis duobus digitis in longitudine et duobus in latitudine, super
quam cribrabis calcem vivum siccum, sive cineres spissitudine
unius festucae, et cum aequali ligno compones eos ut firmiter ja-
ceant. Habebit eadem tabula caudam ferream, per quam possit
portari et imponi ac extrahi. Pones autem super eam vitrum 35
pictum diligenter et conjunctum, ita ut in exteriore parte versus
caudam ponas viride et saphirum, ac interius album et croceum
et purpureum, quod durius est contra ignem, et sie inmissis tra-
bibus pones super eos tabulam. Deinde aeeipies ligna faginea in
fumo valde sicca, et accendes ignem modicum in furno, postea 40
majorem cum omni cautela, donec videas flammam retro, et ex
utraque parte inter furnum et tabulam ascendere, et vitrum trans-
' viridi [1781 »tnb ©olfeub. QU
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Sur ©Errfjttfjfe unb XiffEralur. ScrfjJlEr Betrag.
iendo atque quasi lingendo cooperire, tamdiu donec modice can-
descat, et atatim eiciens ligna obstrues os fornacis diligenter, ac
superius foramen per quod fumus exibat, usque dum per se re-
frigeret. Ad hoc valet calx et cinis super tabulam, ut servet vi-
5 trum, ne super uudum ferrum a calore confringatur. Ejecto au-
tem vitro proba, si possis cum ungue tuo colorem erodere; 1 si
non, sufficit ei, si autem, iterum repone. Tali modo partibus Om-
nibus coctis, repone super tabulam singulas in suo loco, deinde
fundo calamos ex puro plumbo hoc modo.
10 Cap. - - - de ferris infusoriis.
Fac tibi duos ferros, qui habeant latitudinem digitorum duo-
rum et spissitudinem unius digiti, longitudinemque unius ulnae.
Hos copulabis in una summitate in modum cardinum ut sibi ad-
haereant, et uno clavo firmentur, ita ut possint claudi et aperiri,
15 et in altero capite facies eos aliquantulum latiores et tenuiores
ita, ut cum clauduntur, sit quasi initium foraminis interius, et ex-
teriores costae aequaliter procedant, sieque conjunges eos cum run-
cina et lima, ut nihil luminis inter eos perspicero possis. Post
haec separabis eos ab invicem, aeeeptaque regula facies in medio
20 unius partis duas lineas, et e contra in medio alterius duas, a
summo usque deorsum parva latitudine, et fodies, ferro fossorio,
quo candelabra fodiuntur ac cetera fusilia, quam profunde volue-
ris, et rade interius inter duas regulas modicum in utroque ferro,
ut cum plumbum in eis fuderis, una pars fiat. Os vero, in quod
25 funditur, ita ordinabis, ut una pars ferri jungatur 8 in alteram, ne
possit in fundendo vacillare.
Cap. - - - de fundendk calci mis.
Post haec fac tibi larem ubi plumbum fundas, et in lare fos-
sam in qua 8 ponas testam ollae magnam, quam linies interius et
30 exterius argilla cum fumo(*) macerato ut firmior sit, et super eam
accendes ignem copiosum. Cumque siccata fuerit, pone plumbum
super ignem intra testam ita, ut cum liquefactum fuerit fluat in
eam. Iterum aperiens ferrum calami pone super carbones, ut
calidum fiat, et habeas lignum longitudinis unius ulnae, quod sit
35 in uno capite, quo manu tenebitur, rotundum, in altero vero
planum et latum ad mensuram quatuor digitorum, ubi incidatur
in transverao usque in medium secundum latitudinem ferri, in
quam incisuram ipsum ferrum calidum et in se clausum pones,
et ita in superiori parte manu modicum reflexa tenebis, ut infe-
40 riori parte super terram stet, aeeeptaque parvula patella ferrea
(*) C. L. /imo.
' eradere; [Ilffopljilitll » jungetur [1781, üon Seifte 0<tbff[ettj ■ In quo [1781]
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Theophili presbyteri diversarum artiura schedula.
75
calefacta, hauri liquefactum plumbum et funde in fermm. Et
statim depone patellam super ignem ut semper calida sit, ejec-
tumque ferrum a ligDO super terram aperi cum cultello, eiciens
calamum rursum Claude et repone in lignum. 8i autem non pos-
sit plumbum ferro funditus influere, calefacto melius ferro iterum 5
funde, sicque temperabis donec plenum fiar, quia, si acqualiter
temperatum fuerit, in uno calore plus quam quadraginta calamos
fundere poteris.
Cap. - - - de ligneo infuaorio.
Quod si ferrum non habueris, perquire tibi lignum abietinum 10
vel aliud, quod aequaliter findi possit, longitudinis, latitudinis et
spissitudinis ut supra, quod fissum incide exterius rotundum. De-
inde ordinabis duo signa parvula exterius in utraque ultriusque
ligni fronte, secuudum quod volueris calamum esse latum in medio,
accipiensque filum lineum retortum et gracile, madefac illud in ru- 15
beo colore, disjunctisque lignis super unam partem interius appone
ipsum filum a signo, quod incidisti superius, usque ad Signum in-
ferius, ita ut firmiter extendatur, et adjungens illi alterum lignum
fortiter comprime, ita ut cum separaveris color in utrisque parti-
bus appareat. Ejectumque filum et rursum colore madidum affige 20
in alterum signum, iterumque super pone alterum lignum et com-
prime. Cumque in utrisque partibus color apparuerit, incide cul-
tello calamum, quam latum et profundum volueris sie tarnen ut
incisura finem non pertranseat, sed superius, ubi infundi debet,
foramen habeat. Quo facto ligna conjunge, ligans cum corriga a 25
8ii mm o usque deorsum, et tenens cum ligno infunde plumbum,
solutaque corriga eice calamum. Rursumque ligans et infundens,
hoc tarn diu facies, donec ustura usque in finem incisurae perve-
niat, sieque postea leviter, quoties et quantum volueris, infundere
poteris. Cumque tibi sufficere calamos videris, incide lignum duo- 30
bus digitis latum et tarn spissum sicut calamus latus est interius,
dividens illud in medio ita, ut in una fronte integrum sit et in
altera incisum ubi calamus inferatur. Quem impositum incide
cum cultello ex utraque parte, et plana et rade sicut placuerit.
Cap. - - - de conjungendis et solidandis fenestris. 35
His ita completis aeeipe stagnum purum et commisce ei quin-
tam partem plumbi, et funde in supradicto ferro sive ligno quot
calamos volueris, cum quibus opus tuum solidabis. Habeas quo-
que clavos quadraginta longitudine digiti unius, qui sint in uno
capite graciles et rotundi, in altero quadri et recurvi penitus, ita 40
ut foramen appareat in medio. Deinde aeeipe Yitrum pictum et
coctum et pone secundum ordinem in altera parte tabulae ubi
nulla pictura est. Post haec tolle Caput unius imaginis, et circum-
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Sur ®*r*idtf* «nb litferalur. Sciijlfrr Betraft.
volvens illud plumbo repone diligenter in suo loco, et circumfige
ei tres clavos cum malleo ad hoc opus apto, adjungens ei pectus
et brachia ac reliqua vestimenta; et quamcumque partem stabili-
eris, confirma eam exterius clavis ne moveatur a suo loco. Tunc
5 habeas ferrum solidatorium quod ait longum et gracile, in summi-
tate vero grossum ac rotundum, 1 et in summo ipsius rotunditatis
deductum et gracile, limatum et superstannatum, ponaturque in
ignem. Interim accipe calamos stanneos quos fudisti, et perfunde
eos cera ex utraque parte, et radena plumbum in superficie per
10 omnia loca, quae solid an da sunt. Accepto ferro calido appone ei
stagnum, in quocumque loco duae partes plumbi conveniunt, et
cum ferro linies donec sibi adhaereant. Statutis vero imaginibus
eodem modo ordinabis campos cujuscumque coloris volueris, et
sie particulatim compones feoestram. Perfecta vero fenestra et
15 in uno latere solidata, conversam in aliud simili modo radendo et
solidando confirmabis per omnia.
Cap. - - - de (jetmnis pkto vitro impomndis.
In imaginibus vero fenestrarum 2 si volueris in crueibus, et
in libris, aut in ornatu vestimentorum, super vitrum pictum gein-
20 mas facere altcrius coloris absque plumbo, videlicet iaeinetos et
smaragdos, hoc modo agas. Cum feceris in suis locis cruces in
capite majestatis, aut librum, sive ornamenta in tine vestium, quae
in pictura fiunt ex auro sive ex auripigmento, haec in fenestris
fiant ex croceo vitro claro. Quae cum pinxeris operc fabrili, dis-
25 pone loca in quibus lapides ponere volueris», aeeeptisque particulis
saphiri clari, forma inde iaeinetos secundum quantitatem locorum
suorum, et ex viridi vitro smaragdos, et sie age ut iuter duos
jacinct08 Semper smaragdus stet. Quibus diligenter in suis locis
conjunetis et stabilitis, densum colorem trahe circa eos cum piu-
30 cello, ita ut intcr duo vitra nihil fluat, sieque cum reliquis parti-
bus in furno coque et adhaerebunt sibi ita ut nunquam cadant.
Cap. - - - de simpUeibus fenestris.
Si vero volueris simplices feneatras componere, mensuram
longitudinis et latitudinis primum fac in lignea tabula, deinde per-
35 trahe nodos vel aliud quod libuerit, distinetisque coloribus inpo-
nendis, finde vitrum et grosa conjunge, adhibitisque clavis include
plumbo, et solida ex utraque parte, circumpone ligna clavis fir-
mata et confige ubi volueris.
Cap. - - - quomodo reformetur vas vitreum fractum.
40 Si forte vas vitreum cujuscumque generis cadit aut percuti-
tur, ita ut frangatur vel findatur, hoc modo reparetur. Tolle ci-
neres et cribra eos diligenter macerans cum aqua, et inde imple
• rotundam, (üerbrudt 1781] » festrarura [»ertrudt 1781, »on Seifte öerbefiert]
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Theophili presbyteri diversarnra artium schedula. 77
vas fractum et pone ad solem ut siccetur. Cumque omnino ci-
neres sicci fuerint, adjunge vasi partem fractam, cavens ne in
jimctura quicquam cinerum vel aliquid sordis remanear, et accipe
8aphirum ac viride vitrum quod a ealore flaramae leviseime lique-
fiat, terens diligenter cum aqua super lapidem porfiriticum, et cum 5
pincello linies super fracturam subtilem tractum. Deiude pone
super tabulam ferream, et eleva vas aliquantulum ex ea parte ubi
fractura est, ut flamma super eam aequaliter transeat, sicque mitte
in furnum fenestrarum, supponens ligna faginea sicca et ignem
paulatim, donec vas calescat et cineres in eo, statimque auge ig- 10
nem ut flamma crescat. Cumque videris quod vix rubescat, ejec-
tis lignis obstrue diligenter os fornacis et foramen superius, donec
penitus refrigeretur. 1 Ablato vase eice cineres absque aqua, sic-
que lavabis illud et habebis ad quos usus volueris.
Cap. - - - de anulis. 15
Ex vitro etiam fiunt anuli hoc modo. Compone furnum par-
vulum ordine quo supra, deinde acquire cineres, sal, pulverem
cupri et plumbum. Hisque compositis distinge colores vitri quos
volueris, suppositoque igne et lignis coque. Interim acquire tibi
lignum longitudine unius palmi, et grossitudine unius digiti, et in 20
tertia ejus parte pone rotulam ligneam latitudine unius palmae,
ita ut duas partes ligni teneas in manu, et rotula super manum
jaceat firmiter ligno conjuncta, et tertia pars ligni super rotulam
eraineat, quod lignum in summitate gracile incidatur, et ita in
ferro jungatur sicut jungitur hasta in lancea, quod ferrum habeat 25
longitudinem unius pedis, cui lignum ita inseratur, ut in junctura
aequale sit ligno, et ab ipso loco gracilius sit eductum usque in
finem, ubi omnino sit acutum. Et juxta fenestram fornacis in
dextra parte, hoc est in sinistra tua, stet lignum grossitudine brachii
unius in terra fossum, et pertingens usque ad summitatem fene- 30
strae ; in sinistra vero fornacis, hoc est in dextra tua, juxta ipsam
fenestram, stet fossula in argilla facta. Deinde cocto vitro, accipe
lignum cum rotula et ferro, quod vocatur veru, et pone summi-
tatem ejus in vas vitri, modicumque quod ei adhaeserit extrahens
punge fortiter in lignum, ut vitrum transforetur, statimque calefac 35
in flamma et percute ferrum super lignum bis, ut vitrum dilatetur,
atque cum festinationo volve manum tuam cum eodem ferro, ut
anulus in rotundum amplificetur ; et ita volvendo fac eum de-
scendere usque ad rotulam, ut aequalis tiat. Quo statim ejecto in
fossulam, eodem modo operare quantum velis. Quod si volueris 40
anulos aliis coloribus variare, cum acceperis vitrum et transpunxeris
cum gracili ferro, eice de alio vase alterius coloris vitrum, in mo-
* reflgeretur. [1781]
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5ur <&z\d)\d)ti mtfi lifferatur. j&ErfjpBr Beitrag.
dum fili circumdans eo vitrum anuli, deinde calefactum in gamma,
sicut superius, simili modo perfice. Potes etiam super anulum al-
terius generis vitrum ponere sicut gemmam, et calefac in flamma
ut adhaereat.
5 Explicit über secundus.
Incipit Prologus libri III.
Exiraiua Prophetarum David, quem Dominus Deus praeseivit
ante tempora secularia et praedestinavit, quemque juxta simplici-
tatem et humilitatem mentis illius, secundum cor suum elegit, et
10 sibi dilectae plebi principeni praeposuit, utque regimen tanti no-
minis nobiliter et prudenter disponeret, spiritu principali confir-
mavit, tota mentis intentione se colligens in amorem sui condito-
ris, haec inter alia protulit: Domine, dilexi decarem domus tuae.
Et licet vir tantae auetoritatis tamque capacis intellectus, domum
15 hanc diceret habitationem coelcstis curiae, in qua Deus hymnicis
choris angelorum inaestimabili praesidet claritate, ad quam ipse
totis visceribus anhelabat, dicens: Unam petii a Domino, hanc re-
quiram, ut inhabitem in domo Domini omnibus diebus vitae meae;
sive reeeptaculum devoti pectoris et purissimi cordis, cui vere Deus
20 inhabitat, cujus hospitis desiderio idem flagrans orat : Spiritum rec-
tum innova in visceribus meis, Domine: tarnen ornatum materialis
domus Dei, quae locus est orationis, constat eum coneupivisse.
Nam pene omnes impensas domus, cujus ipse auetor fieri arden-
tissime desiderio coneupivit, sed pro bumani 1 sanguinis licet hostili
25 crebra tarnen efFusione non meruit, in auro, argento, aere et ferro,
Salemon filio delegavit. Legerat namque in Exodo, Dominum
Moysi de construetione tabernaculi mandatum dedisse, et operum
magistros ex nomine elegisse, eosque spiritu sapientiae et intelli-
gentiae et scientiae in omni doctrina implesse ad exeogitandum
30 et faciendum opus in auro et argento et aere, gemmis, ligno, et
universi generis arte, noveratque pia consideratione Deum hujus-
modi ornatu delectari, quem construi disponebat magisterio et auc-
toritate Spiritus saneti, credebntque absque ejus instinetu nihil hujus-
modi quemquam posse moliri. Quapropter, Fili delectiasime, non
35 cuneteris, sed plena fide crede, spiritum Dei cor tuum implesse,
cum ejus oruasti domum tanto decore, tantaque operum varietate;
et ne forte diffidas, pandam evidenti ratioDe, quiequid discere, in-
telligere, vel exeogitare possis artium, septiformis spiritus gratiam
tibi ministrare. Per spiritum sapientiae cognoscis a Deo cuneta
40 creata procedere, et sine ipso nihil esse; per spiritum intellectus
1 humanls [17B1 unb ©olfenb. ^f.]
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Theophili presbyteri diversarum artinm schedula.
79
cepisti capacitatem ingenii, quo ordine, qua varietate, qua mensura
valeas insistere diverso operi tuo ; per spiritum consilii talentum
a Deo tibi concessum, non abscondis, sed cum humilitate palam
operando et docendo, cognoscere cupientibus fideliter ostendis; per
spiritum fortitudinis omnem segnitiei torporem excutis, et quicquid 5
non lento conamine incipis, plenis viribus ad effectum perducis;
per spiritum scientiae tibi concessum, ex abundanti corde domi-
naris ingenio, et quo perfecte abundas plenae mentis audacia uteris
in publico; per spiritum pietatis, quid, cui, quando, quantum vel
qualiter operis, et ne surrepat avaritiae seu cupiditatis vitium, mer- 10
cedis pretium pia consideratione moderaris: per spiritum timoris
Domini te nihil ex te posse consideras, nihil inconcessum a Deo
te habere seu velle cogitas, sed credendo, confitendo, et gratias
agendo quicquid nosti, vel es, aut esse potes, divinae misericordiae
reputas. His virtutum stipulationibus animatus, karissime 1 Fili, 15
doroum Dei, fiducialiter aggressus, tanto lepore decorasti, et la-
quearia seu parietes diverso opere, diversisque coloribus distinguens,
paradysi Dei speciem floribus variis vernantem, gramine foliis-
que virentem, et sanctorum animas diversi meriti coronis foven-
tem, quodammodo aspicicntibus ostendisti, quodque creatorem Deum 20
in creatura laudant, et mirabilem in operibus suis praedicant, ef-
fecisti. Nec enim perpendere valet humanus oculus, cui operi
primum aciem infigat; 8 si respicit laquearia, vernant quasi pallia;
si considerat parietes, est paradysi spocies; si luminis abundantiam
ex feneatris intuetur, inestimabilem vitri decorem et operis preti- 25
osissimi varietatem miratur. Quod si forte dominicae passionis
effigiem liniamentis expressam conspicatur fidel is anima, com-
pUDgitur; si quanta sancti pertulerint in suis corporibus cruciamina,
quantaque vitae aeternae perceperint praemia conspicit, vitae me-
lioris observantiam accipit; 8 si quanta sint in coelis gaudia, quanta- 30
que in tartareis flammis cruciamenta intuetur, spe de suis bonis
actibus animatur, et de peccatorum suorum consideratione formi-
dine concutitur. Age ergo nunc, vir bone, felix apud Deum et
homines in hac vita, felicior in futura, cujus labore et studio Deo
tot exhibentur holocausta, ampliori deinceps accendere sollertia, et 35
quae adhuc desunt in uteusiliis domus Domini, ad explendum 4 ag-
gredere toto mentis conanime, sine quibus divina mysteria et of-
ficiorum ministeria non valent consistere. Sunt enim haec : Calices,
Candelabra, Thuribula, Ampullae, Urcei, sanctorum pignorum Scri-
nia, Cruces, Plenaria et caetera quae in usum ecclesiastici ordinis 40
poscit utilitas necessaria. Quae si vis componere hoc incipias ordine.
* arrlpit; [Zfyopfylut]
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80 Sur qfofdjttfjie unb lißerafor. &s^n 3tt)lxa&.
Explicit Prologus, incipiunt Capitula.
Cap. I. de constructione fabricae.
— II. de sede Operand um.
— III. de fornace operis.
5 — IV. de follibus.
— V. de incudibus.
— VI. de malleis.
— VII. de forcipibus.
— VIII. de ferris per quae ßa truhuntur.
10 — IX. de instrumento, quod orgunarium 1 dicitur.
— X. de limis inferius fossis.
— XI. de ferris fossoriis.
— XII. de ferris rasoriis.
— XIII. de ferris ad ductile opus aptis.
15 — XIV. de ferris incisoriis.
— XV. de ferris ad faciendum clavos.
— XVI. de ferris infusoriis.
— XVII. de limis.
— XVIII. de temperamento limarum.
20 — XIX. de temperamento ferri.
— XX. item unde supra.
— XXI. de vasculis ad liquefaciendum durum et urgent um.
— XXII. de purificando argento.
— XXIII. de dividendo argento ad opus.
25 — XXIV. de fundendo argento.
— XXV. de fabricando minore calire.
— XXVI. de majore calice et ejus infusorio.
— XXVII. de nigello.
— XXVIII. de imponendo nigello.
30 — XXIX. de fundendis auriculis calicis.
— XXX. de solidatura argenti.
— XXXI. item de imponendo nigello.
— XXXII. de eoquendo auro.
— XXXIII. item unde supra. De molendo auro.
35 — XXXIV. item alio modo. Item unde supra.
— XXXV. de invivandis et deuurundis auriculis.
— XXXVI. de polienda deauratione.
— XXXVII. de colorundo auro.
— XXXVIII. de poUendo nigello.
40 — XXXIX. de ornando vase calick.
— XL. de pede calicis.
— XLI. de patena.
' orgariunf[i7ii ; eftenfo »erförieben in ber Söoffciil). ©f.]
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Theophili presbyteri diversarum artium schedula.
81
Cap. XLII.
— XLIII.
— XLIII.
— XLIV.
— XLY.
— XLVI.
— XLVII.
— XLVIIl.
— XLIX.
— L.
— LI.
— lii.
— LIII.
— L1V.
— LV.
— L*VI.
— LVII.
— LVIII.
— LIX.
— LX.
— LXL
— LXII.
LXIII.
— LXIV.
— LXV.
— LXVI.
— LXVII.
— LXV1U.
LXIX.
— LXX.
— LXXI.
— lxxh.
— LXXIII.
— LXXIV.
— LXXV.
— LXXVI.
de fistula.
de auro terrae Ecigilat.
de auro arabico.
de auro hispanico.
de auro arenaria.
de fabr ka ndo a u reo calice.
de inponenda solidatura auro.
de inponendis getnmis et margaritis.
de electro.
de poliendo electro.
de pede calicis, et de 1 patena et fistula.
de colatorio.
de ampulla.
de confertione, quae dicitur tenax.
de thuribulo ducto.
de thuribulo fusili.
de catenis.
de cupro.
de fornace.
de compositione vasorum.
de compositione aeris.
de purißcatione cupri.
qualiter deauretur auricalcum.
qualiter separefur aurum de cupro.
quoinodo separefur aurum ab argento.
quomodo denigretur cuprum.
de opere interrasili.
de opere punctüi.
de opere ductili.
de opere, quod sigillis imprimitur.
de clavis.
de solidando auro et argento pariter.
de opere ductili, quod sculpitur.
de purganda antiquu deauratura.
de purgando auro et argento.
de organis.
10
15
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25
30
35
Incipit liber III.
Cap. I. de constructione fabrkae.
Aedifica tibi domum spatiosam et altam, cujus longitudo
ad orieDtem tendatur, in cujus pariete meridiano facieä fenestras 40
quot volueris et possis, ita ut inter duas fenestras quinque pedes
1 de et [1781] de [feljlt frei Üfyeopfjüud]
£ c ff i n Q , fämttidje ©Triften. XIV. 6
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82 Sur ©Epäjtcfjfe utrt> Itthrafur. £ed)Ber Bsnfrag.
sint. Divide autem medietatem domus ad opus fusile faciendum,
et cuprum ac stagnum et plumbum operandum, uno pariete usque
ad surnmitatem altitudinis, et rursum divide quod reliquum est in
duo uno pariete, ad operandum in una parte aurum, in altera
5 argentum. Fenestrae vero non emineant altius a terra quam uno
pede, quarum 1 altitudo sit trium pedum, latitudo duorum.
Cap. II. de sede operantium.
Deinde fode fossam ante fenestram, a pariete fenestrae pede
et dimidio, quae stabit in transverso, habens longitudinis trium
10 pedum, latitudinis duorum, quam texes lignis in circuitu, quorum
lignorum duo in medio contra fenestram procedant a fossa altitu-
dine dimidii pedis, super quae juDgatur diacus, unus qui cooperiat
genua sedentium in fossa, latitudine duorum pedum, longitudino
trium, in transverso super fossam, ita aequalis, ut quicquid minu-
15 tim auri vel argenti desuper ceciderit, possit diligenter scopari.
Cap. III. de fornace operis.
Juxta parietem vero prope fenestram in sinistra parte se-
dentis, figatur lignum in terram, longitudine trium pedum, lati-
tudine duorum, spissitudine pene duorum digitorum, quod cum
20 firmiter steterit, habeat foramen grossitudine unius digiti in medio,
a terra altitudine quatuor digitorum. Habeat quoque in anteriore
parte lignum strictum sibi conjunctum, et clavis ligneis affixum,
latitudine quatuor digitorum, cujus longitudo aequetur majori ligno.
Ante quod stabilies aliud lignum aequae latitudinis et longitudinis,
25 ita ut inter duo haec ligna sit amplitudo trium digitorum, et af-
fige illud exterius duobus aut tribus paxillis, et accepta argilla
non macerata nec aqua mixta, sed noviter effossa, mitte in illud
spatium in primis modicum, et compinge cum ligno rotundo for-
titer, deinde amplius et fortiter iterum percute, sicque facies donec
30 duae partes ipsius spatii impleantur, et tertiam dimitte vacuam.
Tunc aufer anterius lignum, et cum cultello longo incide argillam
aequaliter ante et sursum, deinde gracili ligno percute fortiter.
Post haec accipe argillam maceratam et timo equi mixtam, et com-
pone fornacem et larem ejus, tegens parietem, ne uratur igne, et
35 <wm gracili ligno perfora argillam trans foramen quod est retro
ligno. Hoc modo compone omnes fornaces fabriles.
Cap. IV. de follibus.
Deinde fac tibi folles de pellibus arictum ita. Cum occi-
duntur arietes non incidantur pelles sub venire, sed in posteriori-
40 bus aperiantur, et ita eversentur ut integrae extrahantur, et im-
pletae Stramine modice exsiccentur. Postea jaceant in confectione
faecis et salis una die et duabus noctibus, tertia vero trahantur in
1 quorura [1781]
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Theophili presbyteri diversarum artium schedtila.
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retorta in longitudine sed plus in latitudine. Deinde uogantur et
iterum trahantur. Posthaec fiat folli caput ligneum, quod transeat
per Collum ejus et ibi ligetur, et in capite foramen 1 per quod trans-
eat fistula ferrca. Retro vero in latitudine follis ponantur quatuor
ligna, quorum duo sibi conjungantur et colligentur in medio, et 5
duo sibi deinde suantur in folle ita, ut juncturae in medio sint
superius et inferius, ubi etiam duae ansäe ex eadem pelle consu-
antur, una superius minor, in qua pollex imponatur, altera major
inferius, ubi reliqui quatuor digiti immittantur. His completis pone
fistulam ferream in foramen fornacis, retro et ante fornacem car- 10
bones et ignem, et suffla ut fornax exsiccetur. Utensiliorum autem
et ferramentorum nomina in fabrili opere sunt haec.
Cap. Y. de incudibus.
Incudes latae, aequales et quadrae. Item incudes aequales
et cornutae. Item incudes superius rotundae in similitudine dimi- 15
dii pomi, una major, alia minor, tertia brevis, que vocantur nodi.
Item incudes superius longae et strictae quasi duo cornua ab ha-
stili praecedentia, quorum unum sit rotundum et deductum ita, ut
in summitate sit gracile, aliud vero latius et in summitate modice
recurvum in rotunda aequalitate ad similitudinem unius pollicis. 20
Hae sint majores et minores.
Cap. VI. de malleis.
Mallei multi, majores, minores et parvi, in una parte lati,
in altera stricti. Item mallei longi et graciles in summitate ro-
tundi, majores et minores. 25
Cap. VII. de forcipibus.
Forcipes manuales fortes, liabentes nodos in summitate, ma-
jores et minores. Item forcipes mediocres, quibus liminanda quo-
que 8 teneantur, quae sint in summitate unius caudae graciles, in
altera pendeat ferrum tenue et latum, ac perforatum, cui cum po- 30
sueris aliquid parvum liminandum, comprime fortiter, et mitte gra-
cilem caudam in quod foramen volueris. Item forcipes parvuli,
in una summitate sibi adhaerentes, et in altera graciles, quibus
grana et alia quacque minuta componantur. Item forcipes, qui
dicuntur carponarii, et majores et minores, quae sint in una sum- 35
mitate integri et plicati, in altera aperti et modice curvi. Item
forcipes incisorii majores et minores, in duabus partibus compositi
et clavo confixi.
Cap. VIII. de ferris per quae fUa trahuntur.
Ferri duo latitudine trium digitorum, superius et inferius 40
stricti, per omnia tenues, et tribus ordinibus aut quatuor perfo-
rati, per quae foramina fila trahantur.
• foraminis [1781 unb SEBolfenb. • quae<iue [ffiolfcub.
84
Sur ©£|"ti)id)!c unb litterafur. ^ediflrr Beijfrag.
Cap. IX. d-e instrumenta quotl oryanarium dicitur.
Est autem instrumentum ferreum, quod dicitur organarium,
quod constat duobus ferris, uno inferius, altero superius ; sed pars
inferior habet grossitudinem et longitudinem loDgioris digiti, et
5 est aliquantulum tenuis, habens duo hastilia, quibus lignum infigi-
tur inferius, supra quae in superiori parte eminent duo clavi grossi,
qui suscipiunt superiorem partem ferri, quod ferrum habet grossi-
tudinem et longitudinem infcrioris, et habet duo foramina in utra-
que summitate, unum per quod duo clavi superiores inducantur,
10 ut sibi conjungantur. Valde enim conjuugi debent cum lima, in
quibus utrisque fodiantur fossulae, ita ut per medium foramina
appareant, ut cum in majori argentum vcl aurum mittitur longum
et aequaliter rotundum percussum, feriatur superior pars ferri forti-
ter cum malleo corneo, et altera manu rotetur aurum vel argen-
15 tum, et fiant grana rotunda sicut fabae, in sequenti foramine tiant
quasi in tertio quasi lentes, et sie minora.
Cap. X. de limis inferius fassis.
Fiunt ctiam ferri graciles ut festuca, longitudine unius di-
giti, quadri; sed in uno latere latiores, quorum caudae, in qui-
20 bus manubria ponuntur, sunt sursum curvue, inferius autem per
longitudinem est tractus fossus et limatus quasi sulcus, et ex
utraque ejus parte sunt costae acutae limatae. His ferris liman-
tut La aurea et argentea grossa et subtilia, ita ut in eis grana
appareant.
25 Cap. XI. de ferris fossoriis.
Fiunt quoque ferri fossorii ad fodieodum hoc modo. Fit
ferrum ex chalybe puro, longitudine digiti majoris, et grosaum ut
festuca, in medio vero grossius, et est quadrum ; una cauda pona-
tur in manubrium, et in altera summitate limatur una costa, quae
30 est superior, usque ad inferiorem, sed inferior est longior, quae
limata gracilis est in cuspide, quod calidum temperatur in aqua.
Ad hanc speciem fiunt plures majores et minores. Fit et aliud
similiter quadrum, et est latius et tenue, cujus acumen sit in ipsa
latitudine, ita ut duae costae sint superius et duae inferius longi-
35 ores et aequales. Hoc quoque modo fiunt 1 plures parvi et magni.
Fit etiam ferrum rotundum et grossum sicut festuca, cujus cuspis
ita limetur, 2 ut tractus, quem facit, sit rotundua.
Cap. XII. de ferris rasoriis.
Fiunt etiam ferri rasorii graciles, sed in fine aliquantulum
40 latiores, una parte acuti, pam et magni, quorum aliqui recurvi,
pro libitu secundum modum operis. Fiunt etiam ferri eodem modo
formati, sed obtusi ad poliendum opus.
• flaut (1781] • limatur, [ffläotfeno. $f.]
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Cap. XIII. de ferris ad ductile.
Fiunt quoque ferri ad exprimendas imagines, aves, bestias,
sive flores, ductiles in auro et argento et cupro, longitudine unius
palmi, superius lati et capitati, inferius vero graciles, rotundi, te-
nues, trianguli, quadranguli, recurvi, pro ut libuerit varietas operis 5
formati, qui malleo debent percuti. Fit vero ferrum eodem modo
formatum, sed gracile in fine, in quo est foramen altero ferro gra-
ciliore 1 inditum, et in circuitu limatum, quod cum percussum
fuerit in auro vel argento sive cupro deaurato, apparet quasi sub-
tili8simus circulus. 10
Cap. XIV. de ferris incisoriis.
Fiunt quoque ferri incisorii talis magnitudinis, ut plena manu
teneantur, et super manum emineant, lati et aequales, inferius
etiam manum exccdant, lati, tenues et acuti. Horum multi fiunt parvi
et magni, quibus inciditur aurum et argentum sive cuprum spissum. 15
Cap. XV. de ferris ad faciendos clavos.
Sunt et ferri tenues et stricti perforati, in quibus capitantur
clavi magni, mediocres et parvi.
Cap. XVI. de ferris infusoriis.
Sunt etiam ferri infusorii, longi, rotundi et quadri, in quibus 20
funditur liquefacrum aurum, argentum vel cuprum. Sunt et cir-
cini ferrei duabus partibus compositi, majores et minores, recti et
curvi. Limae vero fiunt ex puro chalybe, magnae et mediocres,
quadrae, trium costarum et rotundae. Fiunt et aliae, ut fortiores
sint in medio intus ex molli ferro, exterius vero cooperiuntur cha- 25
lybe. Quae cum(*) perversae fuerint secundum magnitudinem,
quam eis auctor earum dare voluerit, aequantur super runcinam,
sicque inciduntur cum malleo ex utraque parte acuto. Inciduotur
etiam aliae cum ferro incisorio, de quo supra diximus, cum quibus
aequari debet opus, quod cum aliis grossioribus praelimatum fuerit. 30
Cum ex omni parte incisae fuerint, fac temperamentum earum 2
hoc modo.
Cap. XVII. de temperamento limarum.
Combure cornu bovis in igne et rade, atque misce ei tertiana
partem salis, et tere fortiter. Deinde mitte Ii in am in ignem, et 35
cum canduerit, salies illam confectionem super eam ex omni parte,
aptisque carbonibus valde ardentibus cum festinatione sufflabis per
omnia sie ut temperamentum non cadat, et statim eiciens extingue
aequaliter in aqua, et inde eiciens siccabis modice super ignem.
Hoc modo temperabis omnes quae sunt ex chalybe. 40
(*) C. L. percussae.
1 graciliorem [1781 unb ©olfenb. «>{.] 1 eorura [1781 unb ©olfenb. ^f.J
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86 5ur (Mdjidjfß unb lüferafur. £erfjJUr BEttfrafl.
Cap. XVIII. Item linde supra.
Facies et parvulas similiter quadras, semirotundas, triangulas,
tenues ex molli ferro, 1 easque sie temperabis. Cum incisae fue-
rint cum malleo, sive cum incisorio ferro, aut cum cultello, unges
5 eas veteri aruina porci, et circumdabis coriolis ex hircino corio
iueisis, ligabisque filo lino. Posthaec cooperies eas argilla mace-
rata singulariter, caudasque nudas dimittes. Cumque siccatae fu-
erint mittes in ignem, et sufflabis fortiter, combureturque 2 corium,
et cum festinatione extrahens ab argilla extingues aequaliter in
10 aqua, extractasque siccabis ad iguem.
Cap. XIX. de temperamento ferri
Ferri quoque fossorii temperantur hoc modo. Cum limati
fuerint et suis manubriis aptati, summitas eorum mittitur in ignem,
et mox ut coeperit candescere extrahitur et in aqua extinguitur.
15 Cap. XX. Item de eodem.
Fit etiam ferramentorum aliud temperamentum, quibus vi-
trum inciditur et molliores lapides hoc modo. Tolle hircum tri-
ennem, et liga cum intus tribus diebus sine eibo, quarta da ei
filicem comedere et nihil aliud. Quem cum diebus duobus come-
20 derit, sequenti nocte cooperi eum in dolio inferius perforato, sub
quibus foraminibus pone aliud vas integrum, in quo colligas uri-
nam ejus. Qua duabus vel tribus noctibus tali modo sufficienter
collecta, emitte hircum, et in ipsa urina ferramenta tua tempera.
In urina etiam rufi pueri parvuli temperantur ferramenta, durius
25 quam in aqua simplici.
Cap. XXI. de vasetdis ad liquefaciendum aurum et argentum.
Haec omnia prae manibus habeas argillam albam, et tere
eam minutissime, aeeeptisque vasis vitribus(*) in quibus aurum vel
argentum prius infusum fuit, comminue singulariter. Quae si non
30 habeas, aeeipe partes albae ollae, et mitte eas in carbones donec
incandescant, et si non resiliunt, sine refrigerari et tere singulari-
ter. Deinde pone duas partes argillae tritae et tertiam coctae te-
stae, et commisceas cum aqua tepida, macera fortiter, et inde com-
pone vascula majora et miuora, in quibus liquefacies aurum et
35 argentum. Interim vero, dum siccatur, aeeepta statera, pondera
aurum vel argentum, quod operari volueris. Quod si argentum
purum non fuerit, hoc modo purifica.
Cap. XXII. de purificando argento.
Cribra cineres, commiscens eos aqua, et aeeipo testam ollae
40 in igne probatam, quae tantae magnitudinis sit, in qua credas
(*) C. L. veteribus.
' fero, [1781] * comburaturqne [1781]
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liquefieri posse argentum, quod purificari debet, ut non effundatur,
et mitte cinerea in eam, in medio tenuea et circa oram apisaos,
et sicca ad carbones. Qua siccata 1 amove carbones a fornace mo-
dicum, et pone ipsam testam cum cineribus sub foramine ante for-
nacem, sie ut ventus ex folle in eam flet, superpositisque carboni- 5
bus suffla donec candescant. Deinde mitte argentum in eam et
superpone modicum plumbi, superque jectis carbonibua liquefac
illud, et babeaa juxta te virgam ex sepe vento siccatam, cum qua
discooperies diligenter, et purifica ab argento quiequid immundi-
tiae super illud videris, positoque Buper illud titione, hoc est ligno 10
igne usto, sufflabia medioeriter longo tractu. Cumque plumbum
hoc facto ejeceris, si videris argentum nondum purum esse, rur-
sum pone plumbum, superpositisque carbonibus fac sicut prius.
Quod si videris argentum ebullire et exsilire, scito stagnum vel
auricalcum ei admixtum, et confrioge particulam vitri minute, et 15
proice super argentum plumbumque adde, appositisque carbonibus
fortiter auffla. Deinde respice sicut prius, et cum virgula aufer
immunditiam vitri et plumbi, superpositoque titione fac sicut prius,
et hoc tamdiu donec purum fiat.
Cap. XXIII. de dividendo argento. 20
Quo purificato ai calicem fabricare volueria divido argentum
aequaliter in duo, et medietatem aerva, ad faciendum pedem et pa-
tenam ; ex altera vero faciea vaa, cui adiciea ex portione patenae
partem; verbi gratia, ai marca argenti fuerit, adde medietatem,
pondua Xll c ^ m numraorum, quoa poatea inde limabia et radea ut 25
reddas 8uae parti. Quod ai plu8 fuerit argenti vel minus, aecun-
dum auam quantitatem addea, et poat haec unieuique parti auum
pondua reddea.
Cap. XXIV. de fundendo argento.
Hi8 ita dispositia mitte argentum in uno vasculorum, et cum 30
liquefactum fuerit, proice modicum salis super illud, moxque ef-
funde in infusorium rotundum quod ait calefactum super ignem,
et sit in eo cera liquefacta. Et si per aliquam neglegentiam con-
tigerit, ut argentum fusum non sit aanum, iterum fuude, donec
sanum fiat. Deinde fac tibi confectionem ex feeibus claria et aale, 35
in qua extinguaa 2 argentum quotiena recoxeria.
Cap. XXV. de fabricando minore calice.
Cumque coeperia percutere, quaere meditullium in eo, et fac
centrum cum circino, et circa eum faciea caudam quadram, in qua
pedem configere debea. Cum vero aic attenuatura fuerit, ut manu 40
plioari poaait, fac interiua circuloa cum circino a centro usque in
medium , et exterius a medio usque ad oram ; et cum rotundo
1 Quam siccatam [1781] 1 extingues [1781, üon SJeifte üerfcefiert]
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5ur totfüiWi unb XiHtralur. £cdjf!Er Bsijtraa.
malleo percute interius secundum circulos, ut inde profunditatem
capiat, et exterius cum mediocri super rotundam incudem secun-
dum circulos usque ad oram, ut inde strictius fiat ; et hoc tamdiu
fac donec ei formam et amplitudincm secundum argenti quantita-
5 tem acquiras. Quo facto rade interius et exterius aeque cum lima,
et circa oram donec aequale per omnia fiat. Deinde residuam me-
dietatem argenti sicut supra divide in duo, et ab una parte aufer
pondus sex nummorum, et adde alteri, in qua pedcm facies, quod
postea inde limando auferes et suae parti reddes. Sicque funde
10 et percute pedem sicut vas, usque dum attenuetur, excepto quod
caudam non facies in eo. Quo attenuato profundidatem dabis ei
cum malleo rotundo interius et exterius, incipiesque nodum facere
cum mediocri malleo super rotundam incudem, et inde super longam
ex utraque parte, donec Collum tarn gracile facies sicut volueris.
15 Hoc diligenter procurans, ne plus in uno loco percutias quam in
altero, ne forte nodus se in aliquam partem inclinet, sed in medio
stet, ex omni parte aeque spissus et aeque latus. Deinde pone
eum super carbones, et imple cera, et cum refrigerata fuerit, tene
ipsum pedem in sinistra manu, et in dcxtera ferrum unum ductile
20 ac tenue ; et fac puerum sedere juxta te, qui percutiat cum par-
vulo malleo super ferrum in quocunque loco illud posueris, et inde
designabis anulum, qui inter nodum et pedem in circuitu debet
esse. Quo designato effunde ceram et recocto pede iterum imple,
ut anulum profundius percutias sicut prius; sicque facias donec
25 eum aequaliter cum suis granis praeparabis. Deinde lima nodum
et rade, et circa pedem interius et exterius, et oram ejus; sicque
facies in medio nodi foramen quadrangulura secundum quantitatcm
caudae superioris vasis, et in eo pones spissam partem argenti, ro-
tundam, eodem modo perforatam. Facies quoque anulum singu-
30 lariter, qui stare debet inter nodum et vas superius, eadem quan-
titate et specie sicut est ille, quem ductili ferro formasti sub nodo,
et accipiens ferrum obtusum fabricabis illud super cotem aequalem,
deinde super lignum quercineum, imposito ei carbone trito, et cum
eo polies ipsum vas interius et exterius, nodum et pedem et anu-
35 lum, sicque fricabis cum panno et creta subtiliter rasa, donec om-
nino lucidum fiat opus. His ita peractis finde caudam vasis in
quatuor usque in medium cum lima tenuo, et eversa illud super
incudem rotundam ita ut aequaliter, et in dextera ferrum ductile
mitte in nodum et fac superius percuti cum malleo mediocri donec
40 configas 1 fortiter. Postea funde argentum, quod liinasti et rasisti
cum eo quod residuum est, et percute rotulam cum circino aequa-
tam tantae latitudinis quanta est altitudo calicis a pede inferius
couHges [17811
• • •
• • •
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usque ad oram superius, et modice amplius, et sie percute cavum
iiiferius secundum latitudinem va9is superius, ita ut aequaliter in
eo possit jacere. Et si volueris fac circulos duos interius cum cir-
cino, et pertrahe cum subula obtusa in medio similitudinem agni,
sive dexteram quasi de coelo descendeutem et signantem, et lit- 5
teras inter illos duos circulos, atque cum ferro fossorio subtiliter
fode, poliens ad effectum sicut calicem.
Cap. XXVI. de maiore calice et ejus infusorio.
Quod si calicem magnum argenteum fabricare volueris, qua-
tuor, aut sex, seu X marcarum, primo igne probabis et purgabis 10
totura argentum, deinde divides ordine quo supra. Posthaec ac-
eipe duos ferros aequo longos et latos, ad mensuram palmi, et
sicut festuca spissos, aequaliter percussos et sanos et ad runcinam
diligenter aequatos, inter quos facies corrigiam ferream aequaliter
percussam ac medioeriter spissam, quam complicabis in modum 15
circuli ea amplitudine, ut tibi vidoatur quod possit impleri illo
argento, quod in eo fundere vis. Et cum plicaveris non coniunges
capita, sed modice separabis, ut foramen appareat, per quod in-
fundere possis. Hunc circulum aptabis inter duos ferros aequaliter
ita, ut capita ipsius extra ferros parum appareant, et constringes 20
eos tribus curvis ferris fortibus in tribus locis, videlicet inferius
et ex utraque parte juxta foramen, sieque linies argillam macera-
tam circa circulum inter ferros et circa foramen abundanter. Quam
formam cum siccata fuerit, calefacies, et liquefactum argentum in-
funde. Omne argentum et aurum quod tali modo funditur, nisi 25
contingat ex magna negligentia, semper est sanum ad operandum
in eo quodeumque volueris. Circulos autem secundum quantita-
tem, quam infundere volueris, mensurabis, et facies majores et
minores, fusum vero argentum, postquam percusseris ut supra, et
vasi formam dederis, imple illud cera et percute in ventre, si vo- 30
lueris costas aequales sive rotundas, quae Stent in cireuitu sicut
cochlearia, quod opus utrumque magnum ornatum dat calici. Quas
costas si volueris cum nigillo parare, hoc procura ut argentum
spissius sit, et sie age ut una costa deauretur et altera denigretur,
quas semper oportet pares esse. Quas cum percusseris, lima aequa- 35
liter et rades 1 in Ulis, quas denigrare volueris, pertrahe folia graeca
et fode grosso tractu, camposque eodem fodies gracilibus circulis
et subtili opere, deinde compone nigillum hoc modo.
Cap. XXVII. de nigillo.
Accipe argentum purum, et aequo pondere divido in duo, 40
addens ei tertiam partem cupri puri. Quas tres partes, cum mi-
seris in fusile vasculum, pondera tantum plumbi, quantum appen-
» rado [fflolfenb. $f.]
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Sur Q&rfdnrfjf« unb Itttrrafar. ^ßdjlftr Btntraa.
dit medieias ipsius cupri, quod argento miscuisti, acceptumque sul-
phur croceum frange minutatim, et mitte plumbum et partem sul-
phuris ipsius super Yasculum cupreum, ac reliquum sulphuris mitte
in aliud vas 1 fusile. Cumque liquefeceris argentum cum cupro,
5 move pariter cum carbone, statimque infunde ei plumbum et sul-
phur ex cupreo vasculo, et rursum commisce cum carbone fortiter,
et cum festinatione funde in aliud vas fusile super sulphur quod
in co miseras, moxque deposito vasculo, cum quo fuderas, accipe
illud in quod fudisti, et mitte in ignem donec liquefiat, itcrumque
10 commovens funde in ferrum infusorium. Quod prius quam friges-
cat, percute modicum, et calefac rnodicum, rursumque percute, sic-
que facies donec omnino attenuetur. Natura enim nigelli talis est,
ut si frigidum percutitur, statim Iiquescit, frangitur et resilit, nec
debet sie calefieri, ut rubescat, quia statim Iiquescit et fluit in
15 cineres. Attenuatum vero nigellum mitte in vasculum profundum
et spi8sum, et superfundens aquam, confriDgens cum malleo ro-
tundo, donec minutissimum fiat, cjectumque iode sicca, et quod
minutum est mitte in pennam anseris atque obstrue, quod vero
grossius est, mitte in vas et comminuc, rursumque siccatum mitte
20 iu alteram pennam.
Cap. XXVIII. de imponendo nigeilo.
Cumque sie plures pennas impleveris accipe gunimi, quod
vocatur barabas, et particulam ejus modicam tere cum aqua in
eodem vase ita, ut ex ea aqua vix turbida fiat, et locum quem
25 volueris denigrare cum ipsa aqua fac humidum prius, aeeipiensque
pennam cum levi ferro excute tritum nigellum super eum dili-
genter donec totum cooperias, sieque per omnia facies. Deinde
compone carbones copiose accensos, et in eos missum vas diligen-
ter cooperi sie, ut super nigellum nullus carbo ponatur nec 2 cadat.
30 Cumque liquefactum fuerit tene vas cum foreipe, et verte ex omni
parte, qua fluere videris, et ita convertendo cave ne in terram
nigellum cadat. Quod si primo calore non fuerit plenum per omnia,
denuo fac humidum et superpone ut prius, et cave diligenter ne
plus opus sit.
35 Cap. XXIX. de fundendis auriexdis calicis.
Si vero volueris aures calici apponere, mox ut percusseris
et raseris, priusquam aliud quid operis in eo facias, aeeepta cera
forma inde aures et scalpe 8 in eis dracones vel bestias vel aves,
sive folia quomodocumque volueris. In summitate vero utriusque
40 auris pone parum cerae rotundae, sicut gracilis candela longitu-
dine minimi digiti, sed in summitate sit aliquantulum grossior,
quae cera vocatur infusorium, quam solidabis calido ferro. Deinde
• fas 11781] * ne [1781 unb SEBolfenfc. $f.] * aculpe [2$eo|}$Uu8]
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accipe argillam fortiter maceratam et cooperi diligenter utrasque
aures singillatim, ita ut omnia foramina sculpturae impleantur.
Quae cum siccatae fuerint iterum cooperi diligenter per omnia,
excepta summitate infusorii, et tertio similiter facies. Poatea mitte
ipsas formas juxta carbones, et cum calefactae fuerint effundes 5
ceram. Qua effuaa pone eas 1 omnino ad ignem, convertens fora-
mina 2 per quae cera exiit inferiua, et sine donec candescant 3 sicut
carbones, statimque liquefac urgentum, addens ei modicum de auri-
calco hispanico, ut verbi gratia, si fuerit argenti dimidia marca,
pondus duorum nummorum, si vero plus aut minus, e contra; et 10
eiciens formas ab igne siste eas firiniter, et infunde in eodem loco,
unde ceram effudisti. Cumque refrigeratae 4 fuerint aufer argillam,
et cum lima et ferris fossoriis adjunge eas in suis locis et aub-
juncturis ; facies duo foramina longa, unum superius et aliud in-
ferius, quae foris non appareant, in quibus junges singillatim duos 15
clavos latos, quos facies transire vas per duo foramina ex utraque
parte superius et inferius, et configes eos interius atque solidabis
hoc modo.
Cap. XXX. de soUdatura argenti.
Pondera duas partes argenti puri, et tertiam cupri rubri, et 20
confunde atque subtiliter lima in vaae mundo, et mitte in pennam.
Deinde tolle vini petram, quae crescit interius circa vasa, in qui-
bus Optimum vinum diu jacet, et particulas ejus liga in panno et
mitte in ignem ut comburatur tamdiu donec nullus inde fumus
procedat. Quo ab igne levato et refrigerato exsuffla cinerea 6 panni 25
et illud ustum tere in cupreo vase cum rotundo malleo, admixta
aqua et aale ut sit apiasum aicut fex, quod cum ligno tenui liniea
circa clavos interius et exterius, et excuties cum brevi ferro lima-
tum argen tum desuper, aicque siccabis. Iterum liniea mixturam
illam deauper spiaaiua quam ante, et mittea in ignem, adhibitiaque 30
carbonibua diligenter cooperie8 leniterque aufflabi8 longo flatu donec
solidatura liquefiat aufficienter, eductumque vas ab igne et modice
refrigeratum lavabia, et si firmi sunt clavi, sin autem, rursum fac
eis, sicut prius. Cumque firmi fuerint elima eos interiua et rade
aequaliter, ut nullua considerare queat, in quo loco steterint, ap- 35
positasque 6 exteriua auriculaa ruraum diligenter adiunge. Deinde
fac per medium auricularum contra clavoa aubtilia foramina, et in
eodem loco ultra clavoa aimiliter, in quibua eoa configes omni opere
consummato, Bio ut nemo percipiat, qualiter adhaercant. Poat haec
8culpe et fode ipsaa auriculaa 8tudiose cum limi8 et ferramentis, 40
et si quid volueris in eis denigrare hoc modo facies.
' ea [1781 unb SBoIfen&. $f.] « foramen [1781] * candescat [1781] * refrigerata [1781]
» cinere [1781 mtt> SBolfenb. $f.) • apposltoßquo [1781]
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flitr 0&B[djtdjte unt> ItftBralur. 5td)flEr Befrag.
Cap. XXXI. itew de imponendo nigeüo.
Cum miscueris et fuderis nigellum, partem unam inde tolles
et percuties quadrangulam, longam et gracilem. Deinde accipe
auriculam cum forcipe et calefac in igne donec rubescat, et cum
5 altero forcipe longo et gracili tene nigellum et frica super omnia
loca, quae denigrare volueris, donec tractus omncs pleni sint; ab-
latumque ab igne cum lima aequali diligenter plana, donec argen-
tum sie appareat, ut vix tractus considerare possis, et sie cum ra-
sorio ferro lima, rugas diligenter erade, et quod reliquum est de-
10 aurabis. Quod deauratum hoc modo compones. 1
Cap. XXXII. de coquendo auro.
Tolle aurum qualecunque sit, et percute donec tenuis lami-
na fiat, latitudine trium digitorum et longitudine quantum possit.
Deinde incide partes ut sint aeque longae et latae, et conjunges
15 eas* pariter atque perfora per omnia cum rasorio ferro tenui.
Postea accipe duas testas ollae igne probatas tantae magnitudinis
ut aurum in eis possit jacere, et frange tegulara minutatim, sive
argillam fornacis arsam et rubicundam, camque comminutam pon-
dera in duas partes aequales, et adde ei tertiam partem salis eodem
20 pondere, quae modice aspersa cum urina commiscoatur ita, ut non
adhaereant sibi, sed vix madida sint, et mitte inde parum super
unam 9 testam juxta latitudinem auri, deinde ipsius auri unam
partem, rursumque confectionem, et iterum aurum quod semper
confectionem ita cooperiat, 4 ne aurum auro tangatur, sieque imple
25 testam usque ad summum, et desuper cooperi cum altera testa,
quas diligenter circumlinies argilla mixta et macerata, ponesque
ad ignem ut siccetur. Interim compone furnum ex lapidibus et
argilla, altitudine duorum pedum, et latitudine pedis et dimidii,
inferius latum, superius vero strictum, ubi foramen sit in medio,
30 in quo eminebunt tres lapides longiores et duri, qui possint flara-
mam diu sustinere, super quos pones testas cum auro, et cooperies
cum aliis testis abundanter. Deinde suppone ignem et ligna, et
cave ne deficiat ignis copiosus per spatium diei et noctis. Mane
vero eiciens aurum, rursum funde, percute et impone furno sicut
35 prius. Iterum autem post diem et noctem aufer, et admiscens ei
modicum rubri cupri funde sicut prius, et repone super furnum.
Cumque tertio deposueris, lava diligenter et sicca, sie ponderans
vide quantum desit, deinde complica et serva.
Cap. XXXIII. item eodem modo.
40 Si vero parum fuerit auri, quod coquere vis, ipsum percute,
1 componas. [1781, t>on Seifte oerbefiert] ■ eis [1781 unb SBolfenb. » orinam [1781
unb IBolfenb. $f.] 4 confectiono ita cooperlatur, [Xfjeopbjluä] confectionem ita cooperia-
tur, [SSoIfenb. «f.]
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et compone in testas sicut superius. Postea accipe ollara novain
et frange in fundo unum foramen, et circa latus quatuor, et fac
in argilla breve vasculum cum tribus pedibus sie ab invicem sepa-
ratis, ut possint stare super foramen, quod est in fundo ollae,
super quod cum siccatum fuerit pones testas cum auro et elevabis 5
ollam super tres lapides a se aliquantulum remotos aeque spissos,
et inmitte carbones ardentes, deinde extinetos, sieque quotiens de-
scenderint superpone frigidos, et nunquam patieris teatas nudas esse
ab igne. Interdum vero cum gracili ligno per foramina inmisso
move carbones, et inferius similiter, ut cineres exeant et ventus 10
aditus habeat. Sieque facies cum carbonibus in olla, sicut supe-
rius cum lignis in f'urno.
Cap. XXXIV. de molendo auro.
Coctum vero pleniter si molere volueris, mitte inde in state-
ram pondus octo nummorum et pondera oeries tan tum vivi argenti, 15
cui statim inmitte et frica donec album fiat, atque particulatim
confringe. Tolle quoque unum vasculum ex bis, in quibus aurum
vel argentum infunditur, quod tarnen ad opus istud spissius illis
esse debet, et mitte in ignem donec candescat ; ferrum etiam gra-
cile et curvum in uno capite manubrio infixum, in altero vero ha- 20
bens nodum rotundum, mitte similiter in ignem, et cum utrumque
canduerit, cum foreipe tene vasculum super scutellam latam, sic-
cam, et funde in illud vivum argentum cum auro, et festinanter
cum ferro curvo et candente frica illud et mole, donec nihil sen-
tias in vasculo, nisi humorem; moxque eflunde in aquam. Ejecta 25
vero aqua illa, mitte aurum in manum sinistram et lava diligenter,
probans digito, si bene molitum sit ; et si est, pone super pannum
lineum mundum, et jacta hac et illac, donec siccetur aqua.
Cap. XXXV. item alio modo.
Quod si natura auri talis est, ut sie non possis 1 molere, ac- 30
eipe lapidem sabuleum, quadrum et aequalem, et in medio ejus fac
foramen latitudine trium digitorum et simili profunditate. Deinde
para tibi lapidem duriorem illo, sie gracilem, ut possit in illo fora-
mine converti, et sie longum ut possit in lignum figi et firmari,
quod lignum trium ulnarum et in inferiori parte, in qua lapis 35
jungendus est, sit grossitudine unius tibiae, super quem lapidem
altitudine dimidii pedis, transforetur ipsuin lignum, cui jungatur
aliud lignum tenue, latitudine duarum palmarura, in quo cauda
fiat, quae foramen longi ligni pertranseat, superque 2 tenue lignum
ligetur lapis magnitudinis unius pedis, a quo lapide sursum fiat 40
lignum gracile et rotunde incisum atque planum, ita ut inter ma-
nus possit volvi. Iiis ita compositis pone majorem lapidem in
1 possit [1781 unb SSolfeno. $|.] » super quem [1781 unb ffiolfenfc. $f.]
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94 5ur ®Ejtf)trfjfc unb litferalur. ÄerfjUcr Beitrag.
pelvim, sive in vas ligneu m aequale, et vide ut lapis firmiter ja-
ceat, et vas firmiter stet. Cumque aurum cum vivo argento in
foramen ejus miseris, et sabulum desuper atque aquam, impone
lapidem minorem, qui ligno junctus est, tenenaque in superiori
5 parte ipsum liguum, converte modicum inter manus tuas, et mox
impuhu illius lapidis, qui ligatus est inferius, circumferetur, sicque
circumferendo mole per tres vel quatuor horas. Interdum vero
respice et proba digito, et rursum iomitte sabulum cum aqua.
Cumque girando et regirando ipsum s tbulum coeperit ebullire et
10 per lapidem diffundi, cum ligno gracili longo et tenue recollige
semper et in foramen repone, ne forte aurum cum sabulo egera-
tur 1 et non molatur. Quod cum pleniter molitum fuerit, eiciatur
et lavetur et siccetur ut supra, ponaturque super libram. Si vero
quicquam defuerit laventur sordes, qui fluunt ex lapide et sie in-
15 venitur, quia ideirco idem lapis in vase ponitur. Hoc modo etiam
argentum purum tenuissime percussum et vivo argento admixtum
moli debet, quia in calido vasculo cum calido ferro moli non valet.
Sic aulem commisceatur ut vivi argenti sint quinque pondera, et
sextum sit argentum purum.
20 Cap. XXXVI. item alio modo.
Potes etiam aurum levius molere hoc modo. Accipe testam
ollae capacem igne probatam et pone in carbones donec omnino
candescant, et mitte in eam aurum vivo argento mixtum ac mi-
nutatim confractum, tenensque cum foreipe vibra manum aequa-
25 liter, et mox videbis quomodo liquefiat aurum et commisceatur vivo
argento. Cumque omnino liquidum fuerit, mox funde in aquam
atque lava et sicca ut supra. Hoc omnino cave, ne jejunus raolas
aut deaures, quia foetor vivi argenti magnum periculum est jejuno
stomacho et infirmitates diversas gen erat, contra quas uti debes
30 Ziduar et baca lauri, pipere et allio atque vino. Posthaec appende
ipsam deauraturam in statera et divide in duo, et medietatem ejus
rursum in duo, donec invenias singulos denarios, et mitte eos si-
gillatim in pennas anseris, ut scias quantum unieuique loco deau-
rando superponas. Deinde percute partem cupri rubri in simili-
35 tudinem fossorii ferri et infige manubrio, summitatemque ejus lima
et rade rotundam et aliquantum tenuem, quam fricabis cum vivo
argento donec alba fiat, et inde possis deaurare. Postea facies
confectionem ad innovandum opus deaurandum hoc modo.
Cap. XXXVII. de invivandis et deaurandis auriculis.
40 Sume vini lapidem, de qua supra diximus, et tere diligenter
super lapidem siccum, addesque ei tertiam partem salis et mitte
in testam ollae capacem, infundens ei aquam illam, in quam pro-
1 egeretur [1781J
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Theophili presbyteri diversarum artium schedula.
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jecisti aurum noviter molitum, atque imponens modicum vivi ar-
genti, mitte super carbones donec calidum fiat, et cum ligno com-
move. Habeaa etiam sctas porci grossitudine trium digitorum aut
quatuor, ferro colligatas in medio, duas mundas, cum qua lavabis
aurum et argentum, et duas cum quibus deaurabis, unam siccam 5
et alteram humidam. His omnibus ex hoc ordine compositis, ac-
cipe auriculas argenteas ad manus, et panniculum lineum compli-
catum tiuge in confectionem calidam, cum quo fricabis omnia loca,
quae deaurare volueris in eis. Cumque coeperint invivari, cale-
fac eas super carbones et cum setis ipsa confeetione humidis frica 10
illas fortiter, donec omnes fossurae vivo argento fiant albae, inter-
dum calefaciendo et interdum fricando, et ubi cum setis non po-
tueriß pertingere, cum cupro deauratorio et ligno gracili fricabis,
faciens hoc super scutellam deauratoriam ligneam, quae sit ad mo-
dicum opus tornatilis et capax, et ad magnum quadra, cava et 15
aequalis. Deinde super ipsam scutellam incide deauraturam cum
cultello miuutatim, et cum cupro deauratorio pone diligenter per
omnia, et humidis setis aequa, atque cum forcipe longo et gra-
cili in anteriori parte duobus panniculis involuto levabis et pones
super carbones donec calefiat, et setis rursum aequabis, sicque 20
tamdiu facies usque dum aurum per omnia adhaereat. Secundo
incide aurum et cum cupro superpone, atque cum igne et setis
fac sicut prius. Tertio vero similiter facies. Cumque tertia vice
aurum coeperit siccari, cum siccis setis fricabis diligenter per omnia,
rursumque calefacies, et iterum fricabis, donec incipiat pallescere. 25
Si vero ex neglegentia contigerit, ut aliqua macula appareat in
argento, ubi aurum tenue sit et inaequaliter positum, cum cupro
superpone, et cum siccis setis aequa, donec per omnia aequale sit.
Quod cum videris, mitte in aquam et mundis setis lava, rursumque
ponens super carbones tamdiu calefac, donec omnino croceum fiat. 30
Cap. XXXVIII. de polienda deauratura.
Tolle fila ex auricalco gracilia, complicans ea ita, ut plica-
turae sint ad longitudinem minimi digiti, et cum quadruplices
fuerint, colliga eos filo lineo, ut sit quasi una pars. Ex his par-
tibus fac quatuor aut quinque vel sex ita, ut una pars habeat tres 35
plicaturas, alia quatuor, tertia quinque, et sie ascendendo usque
ad octo. Quibus omnibus sigillatim colligatis, fac modicum fora-
men in ligno, in quod pones ex his particulis unam, et infunde
plumbum, ita ut cum frigidum fuerit et extraxeris, adhaereant
sibi ipsae plicaturae quasi plurabeo nodo infixae. Hoc modo fac 40
singulis partibus singulos nodos plumbeos, et incidens plicaturas
omnes in altera parte, et lima et rade summitates earum, ut ro-
tundae fiant et aequales, cum quibus quasi scalpendo polieris.
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Pone super carbones donec calefactae in fulvum colorem conver-
tantur, et perdant claritatem, quam poliendo aeeeperant, extinetas-
que in aqua rursum diligenter scalpendo polies, donec eximium
fulgorem aeeipiant, sieque colorabis eas tali confectione.
5 Cap. XXXIX. de colorando auro.
Sume atramentum et mitte in testam ollae mundam et igne
probatam, ponens super carbones, douec omnino liqueiiat et iu-
durescat. Deinde aufer a testa et mitte sub ipsos carbones, atque
cooperi diligenter, atque cum folle suffla, donec comburatur et in
10 rubeum colorem convertatur. Statim ablatum ab igne cum refri-
geratum fuerit, tere in scutella lignea cum malleo ferreo, addens
ei tertiam partem salis, temperansque cum vino sive urina, rur-
sum fortiter tere, donec spissum fiat sicut fex. Ex hac confectione
cum penna cooperi quod deauratum est sie, ut nihil auri appareat,
15 et pone super carbones, donec exsiccetur, et fumus ex omni parte
modicum appareat, et mox auferens ab igne mitte in aquam, lavans
diligenter cum setis porci mundis, rursumque siccabis super car-
bones, involve panno mundo donec refrigeretur.
Cap. XL. de poliendo nigello.
20 Tenens vero illud in eodem panno rade diligenter omnia loca,
quae nigello denigrata sunt cum ferro rasorio. Post haec habeas
lapidem nigrum et möllern, qui leviter possit incidi et pene cum
ungue radi, et cum illo fricabis nigellum cum saliva madefactum
diligenter ac aequaliter per omnia, donec omnes tractus aperte
25 videantur et omnino aequum sit. Habeas etiam lignnm de arboie
tilia, grossitudine et longitudine majoris digiti, siccum et aequa-
liter incisum, super quod pones pulverem illum humidum, qui
procedit de lapide et saliva in fricando, et cum ipso ligno ac eo-
dem pulvere diutissime fricabis nigellum, et leviter semperque
30 adde salivam ut humidum sit, donec lucidum fiat per omnia.
Deinde tolle sepum de auriculae tuae foramine, et cum exterseris
nigellum lineo panno subtili, per omnia linies, et cum corio hir-
cino sive cervino leniter fricabis, donec omnino darum fiat.
Cap. XLI. de ornando vase calicis.
35 Tali modo auriculis pleniter perfectis, aeeipe vas calicis, cujus
costas superius denigrasti dimidias, et illas, quas inter has absque
nigello reliquisti, lima aequaliter et rade, ac pertrahe in eis opus
quodeunque volueris, sie tarnen ut aliquantulum discrepat ab opere
nigelli, atque cum fossorio ferro gracili subtiliter fode. Post haec
40 deaurabis eas, totumque vas interius et exterius excepto nigello,
et polies atque colorabis sicut auriculas. Deinde cooperies et cir-
cumligabis rotundam ineudem cum pergamena aequali, supra quam 1
> quae [1781 unb SBolfenö. $f.]
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pone8 vas, quod teneat puer ante te sedens utrisque manibus,
coaptaDs unamquamque costain incudi aequaliter, secundum quod
ei jusseris. Interim tolle ferrum gracile, quod foramen habet in
cuspide, cujus percussura subtilissimum circulum fac, et cum illo
implebis omnes campos in deauratis costis, desuper cum malleo 5
leniter percutiendo, et opere punctorum unumquemque circulum
alteri ordinatim conjungendo. Quo expleto mitte vas super car-
bones, donec illae percussurae interius fulvum colorem recipiant,
nigellumque limabis et polies sicut superius. Deinde conjunge
auriculas unamquamque in suo loco, et trans foramina, quae in 10
eis sunt, confige eas aureis clavis cum gracili ferreo malleo de-
super feriendo, et altero ferro subposito donec firmiter stent, et
rade diligenter atque poli cum obtuso ferro ipsas percussuras, ut
nemo percipere possit, qualiter adhaereant.
Cap. XLII. de pede calicis. 15
Post haec sume quartam partem argenti, addens ei quicquid
a vase limasti et rasisti ; funde ordine quo supra ; unde facies pe-
il em cum nodo sicut pedein minoris calicis, excepto quod in hoc
majori formabis costas a latitudine pedis inferius ascendentes us-
que ad nodum, quas dimidias denigrabis, et alias fodies et de- 20
aurabis atque modis omnibus decorabis sicut in vase. Quo per-
fecta anulum quoque, qui ponendus est inter vas et nodum, de-
aurabis atque conjunges et configes sicut minorem calicem.
Cap. XLI1I. de patena calicis.
Deinde quicquid residui fuerit argenti, funde, unde facies pa- 25
tenam. Quam cum attenuaveris fac in medio ejus circulum se-
cundum latitudinem calicis, et infra hunc circulum metire octo
spatia aequaliter divisa, et in unoquoque spatio fac circulum di-
midium, ut sint quasi octo arcus, quos cum rotundo malleo per-
cuties donec cavi fiant, et inferius ductili opere percuties angulos 80
inter ipsos arcus, et limbum circa eos latitudine minoris ungulae,
qui super emineat aequalitatem totius patenae, quem fodies sub-
tiliter et denigrabis, reliquamque patenam deaurabis, et polies
utrumque sicut superius.
Cap. XLIV. de fistula. 35
Fistulam quoque facies in calice hoc modo. Fac tibi ferrum
longitudine palmi UDius et quatuor digitorum, quod in una sum-
m i täte valde sit gracile, et inde procedat grossius et grossius us-
que ad alteram summitatem, quae sit sicut festuca; sitque ferrum
rotundum et aequaliter limatum. Cumque attenuaveris argentum 40
purum, complica illud circa hoc ferrum, conjungens summitates
aequaliter cum lima, 1 ejectoque ferro mitte in ignem et solida.
• cum liuea, {1781 uob ffiolfenfc. $f.) . .
£ e f f i n fl , famtlifle ©«riftcit. XIV. 7
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Kursum imposito ferro percute cum malleo acqualiter per omnia
tamdiu, donec junctura non apparcat. Deinde fac nodum singu-
lariter rotundum et cavum, sive quadranguluni et solidum. et fac
in eo foramen, per quod inmittatur fistula ab inferiori parte, us-
5 que pene ad summum, sicque ejccto ferro rursum solidabis per
omnia. Cumque nrmum fuerit, denuo imposito percuties undique
a nodo deorsum donec aequalis fiat et rigid i, et a nodo sursum
ea parte, quae latior et grossior est, impone tenuo ferrum 1 latum
secundum amplitudinem fistulae, atque cum malleolo percute super 2
10 ineudem, ita ut foramen superius sit quadrum et tenue, quod a
nodo sursum super calicem eminere debet, et ore teneri, inferius
vero sit rotundum et gracile. Quo facto, si volueris, nodum cum
nigello variare poteris, et reliquam fistulam ordine quo supra de-
aurabis. Hoc omnino cave, ut omne argentum spissum quod de-
15 aurare volueris, sive in calice, seu in scypho, vel in scutella aut
ampulla, fortiter radas, quia in percutiendo ab igne et malleo cutem
ex se trahit, quae si abrasa non fuerit, cum deauratur et super
ignem frequenter et diu coloratur, clevautur per loca subtiles ve-
sicae, quae cum franguatur apparet argentum, et opus deturpatur,
20 nec potest emendari nisi deauratura omnino eradatur, et denuo
deaurabis.
Cap. XLV. de auro terrae Et Hat.
Auri multa sunt genera, ex quibus praeeipuum nascitur in
terra Evilat, quam Gyon fluvius cireuit secundum Genesin. Cujus
25 venas, cum sub terra invenerint viri hu jus artis periti, effodiunt,
et igne purificatum atque camino probatum in usus suos redigunt.
Cap. XLVI. <fe auro arabico.
Est et aurum arabicum pretiosissimum et eximii ruboris,
cujus usus in antiquissimis vasis frequenter reperitur, cujus speciem
30 moderni operarii utuntur, dum pallido auro quintam partem rubei
cupri addunt, et multos incautos deeipiunt. Quod hoc modo ca-
veri potest, ut mittatur in ignem, et si purum aurum est, non
amittit fulgorera, si vero ammixtum, omnino amittit fulgorem.
Cap. XLVI1. de auro hisjjanico.
35 Est etiam aurum, quod dicitur hispanicum, quod conficitur
ex rubeo cupro et pulvere basilisci et sanguine humano atque
aceto. Gentiles enim, quorum peritia in hac arte probabilis est,
creant sibi basiliscos hoc modo. Habent sub terra domum su-
perius et inferius et ex omni parte lapidibus, cum duabus fene-
40 stellis tarn brevibus, ut vix aliquid appareat; per eas, inquam,
ponunt duos gallos veteres duodeeim aut quindeeim annorum, et
dant eis sufficientcr eibum. Qui cum ingrassati fuerint, ex calore
. tenne, i-t ferrmn [1781 mit Stfolfeiil». jpf ] • supor [fe^It 1781 unb «Bolfenb. vf-J
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Theophili presbyteii diversarnra artimn schedula.
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pinguedinis conveniuut inter sc et ponunt ova. Quibus positis
eiciuntur galli et immittuntur buf'ones, qui ova foveant, quibus
datur panis in cibum. Fotis autem ovis egrediuntur pulli mas-
culi sicut pulli gallinarum, quibus post dies Septem crescunt caudae
serpentium, statimque si non esset pavimeutum domus lapideum, 5
terram intrarent. Quod caventes eonim magistri, habent vasa,
aenea rotunda magnac amplitudinis ex omui parte perforata, quo-
rum ora sunt constricta, quibus imponunt ipsos pullos et obstruunt
ora cupreis cooperculis atque sub terra infodiunt, et ingrediente
subtili terra per foramina nutriuntur sex mensibus. Post haec 10
discooperiunt 1 et copiosum iguom apponunt, donec bestiae interius
omnino comburantur. Quo facto cum refrigeratum fuerit, eiciunt
et diligenter terunt, addentes ei tertiam partem sanguinis hominis
ruß, qui saDguis exsiccatus tritus erit. Haec duo composita tem-
perantur aceto acri in vase mundo; deinde accipiunt tenuissimas 15
tabulas rubei cupri purissimi, et super eas liniunt hanc confecti-
onem ex utraque parte atque mittunt in ignem. Cumquo candu-
erint extrahunt et in eadem confectione extingunt et lavant, sic-
que tamdiu faciunt donec ipsa confectio cuprum transmordeat, et
inde pondus et colorem auri suscipiat. Hoc aurum omnibus ope- 20
ribus aptum est.
Cap. XLVUI. de auro arenario.
Est aurum arenarium quod reperitur in littoribus Rheni hoc
modo. Fodiuntur arenae in locis Ulis, ubi spes reperiendi fuerit,
et ponuntur super ligneas tabulas. Deinde superfunditur aqua 25
frequenter et diligenter, effluentibusque arenis remanet aurum
subtilissimum, quod singulariter in vasculo ponitur. Cumque vas
dimidium fuerit inponitur vivum argen tum, et manu fortiter fri-
catur, donec omnino commisceatur, sicque positum subtile »ex tor-
quetur vivum argentum. Quod vero remanserit ponitur in vas 30
fusorium et funditur.
Cap. XLIX. de fabricando aureo calice.
Igitur cujuscunque generis aurum habueris, si calicem inde
componere volueris et ornare lapidibus et electris atque margaritis,
hoc modo incipias. Primum proba singulas partes auri, si possint 35
cum malleo percuti sie ut non findantur, et quiequid non finditur
singulariter pone; quod vero finditur, singulariter ut coquatur.
Deinde aeeipe partem lateris cocti, et secundum quantitatem auri
coquendi, fodi in ea fossulam quae illud capero possit; et si non
habeas laterem, in lapide sabuleo idem quadro, facta fossula cum 40
ferro, mitte in carbones et suffla. Cumquo canduerit imponc aurum,
superjectisque carbonibus suffla diutissimo atque ejectum percute
dlaco operiunt [1781]
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Sur <®e|*djtdjte unt> lüterafur. ;§edjff*r Bsnlraa.
cum malleo; si non frangitur sufficit ei, si vero frangitur, super
alium iterum rcpone, et hoc tamdiu facias, 1 donec percussum non
frangatur. Quod si modice flnditur, funde illud cum sulphure et
sie emendabitur. Quo facto aurum omne pariter funde, et in
5 unam massam 2 redige, atque super stateram eo modo, quo argen -
tum superius divisisti, divide, parique ordine secundum formam
quam volueris, sieque ut prolibuerit auriculas formabis. Quod si
opere gemmato facere volueris, percute per duas partes auri tan-
tum, ut vestigium ungulae possit ei 8 leniter imprimi, et eas in-
10 cide ea forma, qua volueris auriculas habere, quac partes utrac-
que ad unam pertineot auriculam.
Cap. L. de so/idutura auri.
Deinde compono solidaturam hoc modo. Tolle cineres fagi-
neos, et fac inde laxivam, quam rursum colabis per eosdem cineres,
15 ut spissa fiat Rursum mitte in patellam et coque usque ad ter-
tiam partem, et impone ei modicum smigmatis et parum arvinae
suillae veteris. Cumque frigidum fuerit et resederit, cola diligenter
per pannum et mitte in vas cupieum, quod sit ex omni parte soli-
dum, excepto modico foraniine, quod superius emineat, rotundum,
20 ut possit digito obstrui. Post haec tolle partem cupri tenuem,
quam 4 madefacies aqua, et fricabis super eam salem ex utraque
parte, mittesque in ignem , et cum canduerit extingue in pelui
munda et aqua pura, in qua servetur quiequid ex cupro combu-
ritur. Rursumque frica salem supra cuprum et fac sicut prius, et
25 hoc tamdiu donec sufficiat. Deinde erFunde aquam et exsicca pul-
verem in cupreo vase, et tere eum in eodem vase cum ferreo malleo
donec tenuissimus fiat, ponensque super carboncs rursum combure,
atque ut prius tere. Cumque inposueris smigma commisce dili-
genter, punensque super prunas pariter combure ac denuo tere.
30 Postea ex anteriori vase funde laxivam in illud, in quo est pulvis,
et commisce atque fac bullire diu, et cum frigidum fuerit refunde
simul cum pulvere ubi prius erat, ubi etiam quatuor particulas
cupri imponas, per quas commiscoatur pulvis per omnia quoties
movere volueris. Hac 6 confectione solidatur aurum et argentum;
35 sed in solidando auro commoveatur pulvis, ut supra dictum est,
in argento vero solidando non moveatur.
Cap. LI. de imponenda solidafura in auro.
His ita compositis aeeipe illas duas partes auri, in quibus
auriculam formasti, et pone coram te, gemmasque quas imponerc
40 volueris, colloca super eas, et margaritas unamquamque in suo
loco. Deinde percute aurum gracile et longum, et trabe inde
1 laeies, f 1781] 1 mansam [1781 unb SBolfnili. $f.| s ejus [1781 uitb Sollend. 4>f.] 4 «iuem
t l7Ni unb «Difcnb. Vf.] ' il.w |i7Hi]
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Theophili presbyteri diversarum artium schednla.
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fila grossa mediocria et subtilia, et Iima ea ferro supradicto, ita
ut in eis grana formentur. Quibus recoctis, repositis et colliga-
tis singulariter gemmis, partem majoris tili aptabis cum forcipe
subtili circa oram auris in superficie in utrisque partibus illis,
et cum forcipe incisorio facies subtilissimas incisuras in circuitu, 5
quibus confirmabis ipsa lila ne cadant, donec solidentur. Post-
modum accipe partem auri tenuem et ligneo nialleo aequatam,
et colloca super eam fila mediocria multa ordinatim, ita ut non
sibi adhaereant, sed habeant spatia inter se, in summitatibus eo-
rum fiant subtiles incisurae in tenui auro, quibus ligentur. Ac- 10
ceptoque vasculo in quo est solidatura, concute fortiter, ut com-
misceatur pulvis, et cum penna graoili linies ipsam solidaturam
super aurum illud et super fila diligenter per omnia, mittesque in
ignem atque sufflabis ore et folle, donec videas ipsam solidaturam
ita circumquaque discurrere, quasi aqua perfundatur. Et mox as- 15
perges aqua modice atque eicies et diligenter lavabis, rursumque
linies solidaturam ac sicut prius solidabis, donec omnia fila flrmiter
Stent. Post haec incide per particulas quasi corrigias ita, ut unaquae-
que corrigia habeat filum unum, quas statim complicabis et facies
inde domunculas, quibus lapides claudautur minores et majores ad 20
mensuram unius cujusque, ordinabisque eas in suis locis. Habebis
quoque farinam de simila frumenti sivc siliginis, quam miscebis
aqua in parvulo vasculo, 1 et pones super carbones, ut parum cale-
fiat, in quam tinges modice domunculas illas, unamquamque in
inferiorem partem, sicque stabilies in suo loco. Omnibus vero sta- 25
bilitis pone super carbones partem auri super quam stabilisti, donec
exsiccetur humor farinao, et mox adhaerebunt. Tolle quoque fila
subtilia et percute ea modice super incudem. ita ut aliquantulum
tenuia sint, et tarnen grana superius et inferius non perdant for-
mam suam, in quibus complicabis rlosculos majores et minores, 2 ao
unde complebis campos omnes inter domunculas, quos cum forma-
veris subtili forcipe. intinges eos in humida farina, sicque collo-
cabis unamquamque in suo loco. Quo facto pone carbones, ut
farina siccetur, statim que superlinies solidaturam, et solidabis sicut
superius. Hoc modo utrisque partibus unius auriculae solidatis ac 35
tirmati8 t conjunge eas et interpone ejus fundum in circuitu juxta
oram interiorem, videlicet unam tenuem partem auri, quae sit lata
sicut fcstuca, et aequalis per omnia. Quam partem eiciunt illas
duas junxeris, complica tres particulas ferri tenues, et fac inde
retinacula, quae teneant exteriores partes auri exterius in tribus 40
locis, ut tertia, quae interius juxta oras circuit, non possit disjungi.
Quo facto linies ex omni parte solidaturam et siccabis modice super
• in aqua parvulo vasculo, [1781 unb Söolfenb. vf.] s et majore«. [1781 unb SBolffnö. ^f.J
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Sur <H>eJautf)le nnb Xttteratur. 3td)JUr Bentvag.
igncm ; dispositisque carbonibus et acecnsis, facies inter cos fossu-
lam, in quam pones ipsam auriculam, et circa eam collocabi8 car-
bones ita, ut non contingant aurum, sed in similitudinem muri as-
cendant in cireuitu, donec emineant super aurum, et tunc collo-
5 cabis desuper graciles ferros duos, vel tres, qui pertranseant, super
quos collocabis per omnia carbones, et cooperies diligenter, sie
tarnen ut aliqua foramina inter ipsos carbones remaneant, per quac
possis considerare, qualiter solidatura circurafluat. Quod cum vi-
deris, statim aspersa modicc 1 aqua, eicies atque lavabis leniter et
10 siccabis, circumspiciensque diligenter si quid corrigendum est, cor-
riges, 2 rursumque liniens sicut prius, solidabis, sieque facies, donec
per omnia firmum fiat. Hoc modo partem auriculam formabis et
solidabis. Quo peracto junge eas utrasque ad vas calicis in suis
locis, et circa eas facies duos tractus in ipso vase cum subula,
15 per quos possis considerare, ut recte stent in solidando. Deinde
funde purum aurum et misce ei tertiam partem cupri rubei et
puri, quod pariter fusum et modice percussum limabis penitus et
pones in pennam anseris. Post haec accumula ante fornacem mag-
num aceruum carbonum, et in eos pone vas calicis, ita ut medi-
20 etas cius omnino sub carbonibus sit, et illa pars desuper emineat,
super quam una auris ponenda est, quam statim conjunges ei, et
linies ipsum vas cum auricula interius et exterius cum solidatura,
atque limatum aurum, quod in penna posueras, seminabis circa
juneturas, qua auris vasi conjungitur, sieque circumposito igne ag-
25 gerabis carbones in cireuitu, sicut superius fecisti circa auriculam,
et ferros 3 desuper carbones, quos carbonibus abundanter cooperies.
In anteriori vero parte intra cauum vasis compone carbones in
similitudinem modici furni, ita ut carbones in cireuitu densijace-
ant, et foramen in medio appareat per quod possit sufflari, ut
30 calor inferius et superius aequalis sit. Cumque videris solidaturam
circumfiuere, et quasi tertio inundare, asperge diligenter modica
aqua, eiciensque lava et sicca, rursumque simili modo solida, et
tamdiu donec firmissime adhaereat. Conversumque vas in alteram
partem, auriculam pariter eodem modo conjunge et solida.
35 Cap. LH. de iniponendis gemmis et margaritis.
Quo facto tolle partem auri tenuem et conjunge ad oram vasis
superiorem, atque metire ab una auricula usque ad alteram, quae
pars tantae latitudinis sit, quanta est grossitudo lapidum, quos in-
ponere volueris, et collocans eos in suo ordine, sie dispone, ut in
40 primis stet lapis unus cum quatuor margaritis in angulo positis,
deinde electrum, juxta quem lapis cum margaritis, rursumque elec-
trum, sieque ordinabis ut juxta auriculas semper lapidos stent,
» modica jjljeopljiluä] • eorrigas, [1781] * ferres [1781]
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Theophil i presbyteri diversarum artiura schedula.
103
quorum domuneulas et carapos, easque domuneulas, in quibus elec-
tra ponenda sunt, compones et solidabis ordine quo supra. Et in
altera parte vasis similiter facies. Si vero volueris in medio ven-
tris gemmas vel margaritas ponere, eodem modo facies. Quo facto
conjunges eas et solidabis sicut auriculas. Post haec in oinnibus 5
domuneulis, in quibus electra ponenda sunt, coaptabis singulas par-
tes auri tenuis, conjunetasque diligenter eicies, atque cum mensura
et regula incides corriolam auri, quod aliquantulum sit spissius, et
complicabis eas circa oram unius cujusque partis dupliciter, ita ut
inter ipsas corriolas subtile spatium sit in cireuitu, quod spatium 10
vocatur limbus electri. Deinde eadem mensura atque riga incides
corriolas omnino subtilissimi auri, in quibus subtili foreipe compli-
cabis et formabis opus quodeunque volueris in electris facere, sive
circulos, sive nodos, sive flosculos, sive aves, sive bestias, sive
imagines, et ordinabis particulas subtiliter et diligenter unamquam- 15
que in suo loco, atque firmabis humida farina super carbones. Cum-
que impleveris unam partem, solidabis eam cum maxima cautela,
ne opus gracile et aurum subtile disjungatur aut liquefiat, sieque
bis aut ter facies, donec aliquantulum singulae particulae adhae-
reant. 20
Cap. LIII. de Electris.
Hoc modo omnibus electris compositis et solidatis, aeeipe
omnia genera vitri, quod ad hoc opus optaveris, et de singulis
partibus parum confringens, colloca omnes fracturas simul super
unam partem cupri, unamquamque tarnen partem per se ; mittons 25
in ignem compone carbones in cireuitu et desuper, sufflansque di-
ligenter considerabis si aequaliter liquetiant ; si sie, omnibus utere,
si vero aliqua particula durior est, singulariter repone. Accipiens-
que singulas probati vitri, mitte in ignem singillatim, et cum can-
duerit, proice in vas cupreum in quo sit aqua, et statim resiliet 30
minutatim, quod mox confringes 1 cum rotundo malleo donec sub-
tile fiat, sieque lavabis et pones in concha munda, atque cooperies
panno laneo. Hoc modo singulos colores dispones. Quo facto
tolle unam partem auri solidati, et super tabulam aequalem ad-
haerebis cum cera in duobus locis, aeeipiensque pennam anseris 35
incisam gracile sicut ad scribendum, sed longiori rostro et non
fisso, hauries cum ea unum ex coloribus vitri, qualem volueris,
qui erit humidus, et cum longo cupro gracili et in summitate sub-
tili rades a rostro pennae subtiliter et implebis quemeunque flos-
culum volueris, et quantum volueris. Quod vero superfuerit re- 40
pone in vasculum suum et cooperi, sieque facies ex singulis colo-
ribus, donec pars una impleatur, auferensque ceram cui inhaeserat,
1 confrlngas [1781]
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3tor OM'rfjidjfe mtb litferafur. £*rij(fev Beitrag.
pone ipsam partem super ferrum tenue, quod habeat brevem cau-
dam, et cooperies cum altero ferro quod sit cauum, in similitudi-
nem vasculi, sitque per omnia trausforatum gracile, ita ut fora-
mina sint interius plana et latiora, et exterius subtiliora et hispida,
5 propter arcendos cinerea, si forte superceciderint, habeatque ipsum
ferrum in medio superius brevem anulum, cum quo superponatur
et elevetur. Quo facto conpone carbones magnos et longos, incen-
denß illos valde, inter quos facies locum et aequabis cum ligneo
malleo, in quem elevetur ferrum per caudam cum forcipe; ita co-
10 opertum collocabis diiigenter, atque carbones in circuitum compo-
nes et sursum ex omni parte, acceptoque folle utrisque manibus
undique sufflabis donec carbones aequaliter ardeant. Habeas etiam
alam integram anseris, sive alterius avis magnae, quae sit extensa
et ligno ligata, cum qua ventilabis et flabis fortiter ex omni parte,
15 donec perspicias inter carbones ut foramina ferri interius omnino
candeant, sicque flare cessabis. Expectans vcro quasi dimidiam
horam discooperies paulatim donec omnes carbones amoveas, rur-
sumque expectabis donec foramina ferri interius nigrescant, sicque
elevans ferrum per caudam, ita coopertum pones retro fornacem
20 in angulo donec omnino frigidum fiat. Aperiens vero tolles elec-
trum et lavabis rursumque implebis et fundes sicut prius, sicque
facies donec liquefactum aequaliter per orania plenum sit. Hoc
modo reliquas partes compones.
Cap. LIY. de polmido electro.
25 Quo facto tolle partem caerae ad longitudinem dimidii polli-
cis, in quam aptabis electrum ita, ut caera ex omni parte sit, per
quam tenebis, et fricabis ipsum electrum super lapidem sabuleum
aequalem diiigenter cum aqua, donec aurum aequaliter appareat
per ormiia. Deinde super duram cotem et aequalem fricabis diu-
30 tiasime donec claritatem accipiat, sicque super eandem cotem sa-
liva humidam fricabis partem lateris, quae ex antiquis vasculis
fractae inveniuntur, donec saliva spissa et rubea fiat, quam linies
super tabulam plumbeam aequalem, super quam leniter fricabis
electrum usque dum colores translucidi et clari fiant, rursumque
35 fricabis laterem cum saliva super cotem, et linies super corium
hircinum, tabulae ligneae aequaliter affixum, super quod polics
ipsum electrum donec omnino fulgeat, ita ut si diniidia pars ejus
humida fiat et dimidia sicca sit, nullus possit considerare, quae
pars sicca quae humida sit.
40 Cap. LV. de patena calicis et pede ahme fistula.
Deinde funde aurum in quo formabis pedem cum nodo, in
cujus nodi medio atque in ora pedis in cireuitu dispones limbum
cum lapidibiw et electris ut supra. Patcnam quoque cum forma-
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Theophili preshjtcri diveisarum artium schedula.
105
veris mensura et forma, qua volueris, circa oram ejus eodem opere
et ordine limbura operaberis, faciesque 1 et tistulam auream ordine
et modo quo superius argen team. Cruces quoque et plenaria et
sanetorum pignorum scrinia, simili opere cum lapidibus et margari-
tis atque electris ornabis. 5
Cap. LVI. de colatoriu.
Facies quoque colatorium aureum sive argen teil m hoc modo.
Percute vas parvulum ad similitudinem modicae pelvis, latitudinem
modice amplius palmae manus, cui impones caudam longitudinis
unius ulnae et latitudine unius pollicis, quae cauda habebit in 10
summitate caput leonis fusile et decentissime sculptum, quod Ca-
put tenebit pelviculam in ore suo. Habebit etiam in altera summi-
tate caput simili modo sculptum, in cujus ore pendebit anulus,
per quem inserto digito portari possit. Reliqua vero cauda inter
duo capita decorari debet nigello per tota, et per loca opere fusili 15
et punetorio et litteris versuum exarari in suo loco. Pelvicula
vero quae in summitate est, in medio fundo perforari debet, la-
titudine duorum digitorum in rotunditate subtilissimis foraminibus
per quae colari debet vinum et aqua in calice ponenda, per quae
sacramentum dominici sanguinis conficitur. 20
Cap. LVII. de ampulla.
Si autem volueris componere ad fundendum vinum, percute
argentum eodem modo, quo percutitur nodus pedis in calice, cx-
cepto quod venter ampullae multo latior debet formari, et collum
eius super ineudem longam et gracilem malleo corneo et medioeri 25
ferro debet constringi. Interdura etiam ampulla ipsa, cum coepe-
rit formari, impleatur cera et malleo medioeri ferreo leniter per-
cutiatur, ut ei rotunditas ventris et effigies colli decentius et aequa-
lius aptetur. Sicquo eiecta cera super carbones iterum recoquatur
et denuo cera imponatur, ac sicut prius percutiatur, donec omnino 30
formetur. Quo facto si volueris in ipsa ampulla imagines aut be-
stias sive flores opere ductili facere, compone in primis confectio-
nem ex pice et cera et tegula.
Cap. LVIII. de ctmfect'uMe quae dieitur temu'.
Tere partem lateris sive tegulae minutissime et liquefac picem 35
in testa ollae, modicumque cerae adde. Quibus pariter liquefaotis
commisce pulverem tegulae et fortiter commove atque in aquam
effunde. Cumque coeperit refrigerari, intinge manus utrasque in
aquam et macera diu, donec possis ipsam confectionem extenderc
et trahere sicut pellem. Hanc confectionem statim liquefacies et 40
implebis ampulla m usque ad summum. Cumque refrigerata f'uerit
pertrahe in ventre et in oollo quodeumque volueris, tollensque
» faclos llfcppljiluö]
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Bur (Rtl'rijirfjte unb lüteralur. £ed)llcu Bcnlrafl,
ferros ductorios graciles et parvulum malleum, et tu tene in si-
nistra manu ampullam, et dextera ferros unumquodque in suo loco,
et fac puerum dcsuper percutere quocumque modo volueris, leni-
ter aut fortiter, ac depone campos, ut cavi sint, et opus eleuetur.
") Cumque per omnia semel percusseris, apposita ampulla igni eice
confoctionem. recoctaque ampulla eiectaque ab igne, rursum imple
eam ac sicut prius percute eam, sicque facies donec omnes campos
aequaliter deponas, et omne opus ita conformes ut appareat quasi
fusum sit. Hoc autem omnino procura ut argentum ampullae ita
10 spissum sit, ut cum opus percutiendo formaveris, cum ferris fosso-
rÜ8 possis illud dccenter incidere, fodere et rädere. Quo peracto,
si volueris, fac auriculam fusilem eodem modo quo formasti auri-
culas argentei calicis, et in anteriori parte deductorium, unde vi-
num effundatur, quae confirmabis solidatura, argento et cupro mixto
15 ut supra. Deinde ubicumque volueris nigello ornabis, et reliquam
deaurabis ut supra. Eodem modo facies scyphos argenteos et aureos
atquc scutellas, et pixides ad oblatas imponendas et capsulas thy-
miamatis et manubria in cultellis, et imagines in crucibus et ple-
uariis ex auro sive argento aut cupro.
20 Cap. LIX. de thuribulo ductili.
Si vero thuribula ductili opere componere volueris in auro vel
argento sive cupro, primum purificabis ordine quo supra, atquc
fundc in fusoriis ferreis duas marcas vel tres sive quatuor, secun-
dum quantitatem quam vis habere superiorem partem thuribuli.
25 Deinde attenuabis in rotulam eo ordine quo superius calicem ar-
genteum roaiorem, excepto, quod hoc opus spissius et profundius
ducendum est interius, ut altius sit exterius, ita ut altitudo in se
ipsius latitudinem totam habeat et eius medietatem. Cujus altitu-
dinem cum produxeris, priusquam latitudinem constriugas, pertrahe
30 in eo turres, videlicet in 1 supremo uuam octoangulatam, in qua
fiant eiusdem numeri fenestrae, sub qua fiant quatuor quadratae,
quibus singulis imponantur tres columnellae, et inter eas duae fe-
nestrae productae, in quarum medio super mediam columnam fiat
fenestella rotunda, sub quibus in tertio loco formentur aliae turres
35 octo; quatuor videlicet rotundae contra superiores quadras, in qui-
bus fiant flosculi aut aviculae vel bestiolae, seu fenestellae, et inter
eas quatuor quadrae, quae et latiores sint, in quibus fiant dimidiac
imagines angelorum, quasi in eis cum alis suis sedentium. Sub
quibus in ipsa rotunditate vasis fiant quatuor arcus in supremo
40 modice producti, in quibus fiant quatuor evaugelistae sive in specie
aogelorum, seu in figura animalium, inter quos arcus super ipsam
oram rotunditatis ponantur quatuor capita leonum sive hominum
,_ üt (1781 unb ©olfenb. t>f.]
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Theophili prcsbykri cliversamm artinm schedula. 10?
fusilia, per quao catonae transeant. Hia ita pertractis cum fern
duetoriis et malleis, interius et exterius percutiantur donec omnino
formen tur, sieque limentur et radantur, ferrisque fossoriis fodiantur.
Haec est superior pars thuribuli. Deinde percutiatur inferior cum
suo pede in qua 1 fiant quatuor arcus, qui respondeant superioribus, 5
in quibus sedeant quatuor flumina paradysi humana specie cum
suis amphoris, quibus effundatur quasi species fluentis aquae. In
angulis vero, quibus conjunguntur circuli, figantur capita leonum
sive facies hominum de quibus supra diximus, ita ut in inferiori
parte adhaereant facies in quibus firmentur catenae, et in supe- 10
riori capilli vel comae, per quas transeant ipsae catenae. Quod
si pes cum ipsa inferiori parte nequeat percuti, fiat singulariter
sive ductili sive fusili opere, et imponatur cum solidatura argento
et cupro mixta, de qua supra diximus. Lilium vero cui anulus
imponendus est, et cui catenae superius inngendae sunt, fiat simi- 15
liter ductili sive fusili opere, in quo formentur flores aut aviculae
sive bestiolae secundum qualitatem inferioris operis. Hoc thuri-
bulum si fuerit argenteum aut cupreum, poterit deaurari ordine
quo supra. Quod si quis voluerit laborem apponere, ut thuribu-
lum pretiosioris operis componat, similitudinem civitatis, quam 20
vidit propheta in monte, hoc modo poterit exprimere.
Cap. LX. de thuribulo fusili.
Tolle argillam fimo mixtam et bene maceratam, et fac sic-
cari ad solem, siccatamque comminue et diligenter cribra. Deinde
cribratam aqua commisce et fortiter macera, et ex inde compone 25
tibi duas massas ad magnitudinem quam vis thuribulum habere,
unam inferiorem, alteram superiorem, quae altior erit; quae massae
vocantur nuclei. Quos statim perforabis ligno in longitudine in
quatuor costis aequaliter inciso, sieque siccabis ad solem. Post
haec transduces eis ferrum, quod dicitur tornatile, longum et me- 30
dioeriter gracile, quod sit in una summitatc grossius et in tres
costas percussum aequaliter, ac magis magisque gracile deduetim
usque in finem, in cujus grossiori parte imponetur aliud ferrum
breve et curvum, sive liguum, cum quo possit circumverti. Deinde
habebis duas columnellas ligneas super scamnum fixas et ab in vi- 35
cem sejunetas secundum longitudinem ferri, quae singulae habcant
in anteriori parte singulos clavos similiter ligueos, ad mensuram
palmi longos, et ad similitudinem gradus incisos, super quos pone-
tur lignum aliud rotundum, ita ut possit propius et longius remo-
veri, super quod requiescat manus tornantis. Iiis ita compositis 40
inter duas ipsas columnas pone ferrum tornatile, quod nucleos con-
tinet, et coram te ad laevam manum sedente adiutore, qui circum-
' in quo [1781]
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108 5ur O&tftfitdjte unb litfcralur. ;§ed)JlBr Btnfrag.
vertat illud, tornabis ferris acutis et latioribus ex omni parte us-
quc ad aequalitatem, sicque furmabis nucleos illos ut sibi con-
jungantur aequali latitudine et spisaitudine in medio. Intercides
vero inferiorem partem a medietate inferius, ita, ut latitudo supe-
5 rior duabus mensuris inferiorem superet, in qua formabis et pedem.
Eadem quoque mensura intercides superiorem partem, cujus tarnen
altitudo tanta erit, ut ter intercidatur ad similitudinem lignei cam-
panarii, ita ut quaelibet incisura sursum magis magisque gracilis
sit. His ita tornatis eice ferrum, et cum cultello incide in latiori
10 limbo superioris nuclci quatuor angulos usque ad iacisuram, quao
ei proxima est, ita ut in crucis modum formetur, et unumquodque
cornu aequales habeat latitudines iu tribus parietibus, sed altitudo
contineat mensuram et dimidiam latitudinis, in qua etiam pinna-
cula ad similitudinem tectorum formabis; facies quoque in proxi-
15 ma turri octo costas, quatuor latiores, et quatuor strictiores, quas
etiam rotundas facies, ita ut anguli latiorum promineant, et stric-
tiorum cavi sint, ut sie rotuuditas appareat, in quibus ad mensu-
ram suam tecta couveuieotia formabis. Turrim vero penultimam
eodem modo formabis, sie tarnen ut rotundae costae super inferi-
20 oris latas formentur, et iuferioris rotundae sub superiorum latis
aptentur. Superior vero turris octo costis aequaliter latis et absque
tectis formetur. Haec erit superior pars thuribuli. Inferioris partis
autem latior limbus, incisis angulis similiter in crucis modum for-
mabis, ut superiori coaptetur, et inferior limbus in rotundum fini-
25 atur. His taliter aptatis tolle duo ligna ad longitudinem pedis et
grossitudinem unius digiti, et atteuuabis ea ad spissitudinem, qua
caeram habere volueris, aliudque liguum tantae longitudinis rotun-
dum et grossum ut hasta lanceae, et habebis ascellam latam longi-
tudine pedis, et duabus uluis lougam et valde aequalem, super
90 quam configes praedicta duo ligna, ita ut a se spatio dimidii pedis
disjuneta lignum contra lignum aequaliter aptetur. Deinde tolle
caeram puram quam igni appositam fortiter macerabis, sicque con-
sidoranter duo ligna super ascellam collocabis, prius aqua subposita
ne adhaereant, et illud rotundum lignum madefactum utrisque ma-
35 nibus fortiter superducens secundum spissitudinem lignorum atte-
nuabis. Et cum multas partes aequales cerae paraveris, sedens
juxta ignem incide eas particulatim secundum spatia, quae in
arg i Ha thuribuli iueideras, et unieuique spatio suam particulam
modice calefactam aptabis, atque cum ferro ad hoc opus apto et
40 calefacto circumsolidabis. Cumque hoc modo totum uucleum ex-
terius cooperueris, aeeipe ferrum tenue ex utraque parte acutum
in modum gracilis sagittae, cum parvula eauda ligneo manubrio
infixa, et cum illo ex omni parte circumeides, et cum buxeo ügno
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Theophili presbyteri divevsarnin avtium schcdula.
10!)
eodem modo formato planabis, et ut in nullo loco cera spissior sit
sive tenuior quam in alio, procurabis. Deinde pertrahe in siDgulis
frontibus singulos arcus, et in obliquis parietibus similiter, et sub
singulis arcubus ex utraque singulas valvaa, ita ut unaquaeque
valva quartam partem spatii contineat, et duae partes in medio 5
remaneant, in quibus spatiis pertrahes sub unoquuque arcu singu-
las imagines apostolorum, quae singulac teneant singulos breves
in manibu8, efhgie qua volueris, quorum nomina scribes in limbo
circa arcus. In spatiis vero triangulis, qui tectorum pinnas aus-
tinent, formabis similitudines duodecim lapiduni, disponens unicui- 10
que apostolo convenientem lapidem, secundum significationem no-
minis sui, quorum nomina scribes in inferiori limbo ejusdem spatii,
et in singulis angulis juxta lapidcs facies singulas fenestellas. Haec
erit similitudo de qua propheta dicit: Ab Oriente portae tres, et
ab occidente portae tres, et ab meridiano portae tres, et a septen- 15
trione portae tres. In quatuor autem angulis, qui sunt inter di-
visiones portarum formabis in caera singulas turriculas rotundas,
per quas catenae trausibunt. His ita dispositis facies in proxima
superiori turri singulas imagines aDgelorum integras in quadrangu-
lis spatiis, cum scutis et lanceis suis, quasi ad custodiam murorum 20
stantes, et in rotundis turriculis formabis columnellas cum capitellis
suis et basibus. Eodem modo facies in penultima turri, quae bre-
vior est, dimidias imagines angelorum et pari modo columnellas.
In superiori vero turri, quae gracilior erit, facies fenestras longas
et rotundas, et in summitate turris propugnacula in circuitu, in 25
quorum medio formabis agnum, et in capite ejus coronam et cru-
cem, et circa dorsum ejus brevem arcum, in cujus summitate sit
anulus, cui imponatur 1 media catena. Haec est superior pars thu-
ribuli cum opere suo. Inferiori vero parte simili modo cooperta
caera, formabis in singulis spatiis singulas imagines prophetarum 30
cum suis brevibus, et aptabis unicuique apostolo convenientem pro-
phetam, ut testimonia eorum, quae brevibus sunt inscribenda,
sibi concordent. Circa prophetas vero non facies portas, sed tan-
tum spatia earum 2 sint quadrangula, et in limbis 3 super capita
scribantur eorum nomina. Facies quoque in angulis quatuor turres, 35
in quibus catenae firmentur ut superioribus coaptentur. In infe-
riori vero rotundo spatio facies circulos quot potueris, vel volueris,
in quibus formabis singulas imagines virtutum, dimidias specie fe-
minea, quarum 4 nomina scribes in circulis. Ad postremum autem
in fundo formabis pedem et tornabis, et omnia spatia circa ima- 40
gines superius et inferius erunt 6 transforata. Deinde unicuique
* tniponctur |98olfcnb. fcf.j * eoruui [1781 uitb *>oIirnt>. .frf.] 1 in limbos [1781] «quo-
rum [1781 unb «Bolfeub. » erant [1781; ebeufo Iljeopljüu*]
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5ur ©rfilndjlc «ub Itlteramr. £edjßev Beijtraa.
parti suis infusoriis atque spiraculia irupositis, circumlinies diligenter
argillam tenuem et siccabis ad solem, rursumque et tertio facies
similiter; quae partes iam vocantur fonnae. Quas omnino sicca-
tas pones ad ignem, et cum calefaetae fuerint, caeram üqueacen-
5 tem fuode in aquaoi, rursumque pone ad ignem, sicque facies donec
caeram omnino cicias. Post haec in loco apto et aequali pones
carbones grossos et frigidos, super quos stabiübia formas forami-
nibus inferius conversis, et circumpones eis lapides duros, qui re-
silire non possunt ad calorem ignis, et ordinabis eos lapidem super
10 lapidem in similitudinem muri absque temperamento siccos, ita
ut inter lapides multa furamina et parvula remaneant. Quibus
ita compositis, altius quam formae sint spatio dimidii pedis, circum-
fundo carbones ardentes, ac deinde frigidos usque ad summum,
et cave ut tanti spatii sit inter formas et lapides, ut carbones ca-
15 pere possit. Cumque carbones omnes incanduerint, interdum cum
gracili lingno movendi sunt circumquoque per foramina inter la-
pides ut se conjungant, et calor ex omni parte aequalis sit. Et
cum in tantum descenderint ut formas videre possis, iterum imple
frigidis carbonibus usque ad summum, sicque tertio facies. Et
20 cum videris formas exterius candescere, pone vas in ignem cum
auricalco quod fundere volueris, et primum raodice deinde magis
magisque sufflabis, donec omnino liquefiat. Quo facto cum curvo
ferro et ligno infixo diligenter commove, et vas in latus aliud con-
verte, rursumque auricalco imple et liquefac sicque facies, donec
25 vas plenum fiat. Quo facto cum curvo ferro denuo commovebis,
et a carbonibus purgabis, et sufflatore fortiter flante cooperies meg-
nis carbonibus. Deinde amotis lapidibus formas eicies ab igne, et
argillam abundanter aqua perfusam atque in modum fecis attenua.-
tam 1 cum panno diligenter circumlinies, sicque juxta fornacem, in
30 quam fundis, fossa facta formas impone et terram circumquoque
exaggera, et ligno inferius aequali crebrius inpingendo diligenter
conprime. Statimque panniculum multipliciter complicatum et fisso
ligno impositum prae manibus habeas, ejectoque vaaculo ab igne
cum foreipe curvato rostro, et panniculo apposito, qui sordes et
35 favillas defendat, diligenter infunde. Hoc modo formis utrisque
fusis sine sie stare, donec infusorium superius nigrescat; deinde
remota terra et a fossis extractas repone in tuto loco, donec om-
nino frigeant, cavens suramopere ne calidis formis aquam auper-
iacias, quia interiores nuclei, si humorem persenserint, statim in«
40 flantur et omne opus disrumpetur. Cumque per se refrigeratis
argillam removeris, diligenter circumspice, et si quid per negli-
gentiam vel casu defuerit. locum illum circumlimando attenuabis,
''attenuatuin [1781J
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Theophili presbyteri diversarum artium schednla.
111
et apposita caera, nec non argilla superaddita, cum sicca fuerit,
calefacies, sicque superfundes, done^ rivo in partem decurrente,
quod superfundis adhaereat. Quod cum respexcris, si minus fuerit
firmuui, cum combustione vinitreae petrae, et limatura ex mixtura
argenti et cupri. sicut praescripsimus, solidabis. Post haec diver- 5
sis limis quadrangulis, triangulis, atque rotundis campos omnes
primo translimabis, deinde ferris fossoriis fodies, et rasoriis rades,
ad ultimum sabulo cum lignis in summitate modice oonquassatis
undique purgatum opus deaurabis.
Cap. LXI. de t aten ix. 10
Catenas facturus primum trahe fila subtilia sive grossiora in
cupro sive argento, et circumflecte cum subula in tribus auriculis,
aut quatuor, yel quinque, sive sex, secundum grossitudinem quam
volueris, ad mensuram uniuscujusque thuribuli minoris sive ma-
joris. Et cum omnes cateuas unius thuribuli in unam partem 15
plexueris, tolle lignum tenue ex quercu sive fagineo, et fac in eo
multa foramina cum gracili ferro rotundo et calido, per quae fo-
ramina catcuam igne recoctam et refrigeratam transduces et denuo
recoques, rursumque per aliud foramen transduces et recoques, sic-
que tarn diu facies, donec per omnia aequaliter sit grossum et 20
rotundum. Deinde incide ipsam catenam per partes ad quantita-
tem thuribuli, mediam partem breviorem, et reliquas longiores,
aptatisque foraminibus in summitatibus utrisque catenarum, obfir-
mabis eas, quae longiores sunt, in inferiore parte thuribuli clavis
firmis et transduetis, compositae per superiorem partem impones 25
anulos parvulos, cum quibus aptabis et obtirmabis eas ad lilium
inferius, per quod manu gestari debet cum magno anulo eidem
superius imposito. Mediam vero catenam, quae brevior est, obfir-
mabis clavo in superiori parte thuribuli in uno capite, et alterum
imposito anulo aptabis ioferius sub lilio ; et sie procurabis ut thu- 30
ribulum ex omni parte aequaliter pendeat. Possuut etiam eodem
modo et ordioe, quo praediximus, thuribula diversae formae et
diversi operis percuti et fuudi in auro et argento atque auricalco.
Sed magnopere cavendum est, ut auricalcum, quod deaurari debet,
omnino purum sit et purgatum a plumbo propter diverea infortunia, 35
quae deaurantibus evenire solent. Quod auricalcum si vis com-
ponere, primo naturam cupri, ex quo efficitur, disce.
Cap. I; XII. de cupro.
Cuprum in terra nascitur. Cujus vena cum invenitur, summo
labore fodiendo et frangendo acquiritur. Est enim lapis colore 40
viridis ac durissimus et plumbo naturaliter mixtus. Qui lapis
abundanter effossus imponitur rogo et comburitur in modum cal-
cis, nec tarnen mutat colorem, sed duritiam amittit ut confrangi
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5ur töcfrfjtdj!« unb lüierafuv. £*djfler Benlraa.
possit. Dein de minutatim confractus imponitur fornaci, et follibus
atque carbonibus adhibitis incessanter die ac nocte conflatur. Quod
ipsum diligentcr et caute fieri debet; idein ut in primo carbones
imponantur, deinde lapidis minutiae superfundantur, rursuinque
5 carbones et denuo lapides ; 1 sie fiat donec ad eapacitatem fornacis
sufficiat. Cumque lapis coeperit liquefieri per cavernulas quasdam
plumbum effiuit et cuprum intro remanet. Quod cum diutissime
conflatum fuerir, refrigeratur et eicitur; rursum aliud imponitur
eodem ordine. Huic cupro taliter fuso quinta pars stagni, et con-
10 ficitur metallum, quo campanae funduntur. lnvenitur etiam genus
lapidis suberoeei coloris, et interdum rufus, qui calamina dicitur,
qui non confractus, sed ita ut efFoditur, lignis congestis et abun-
danter succensis imponitur, et donec omnino candeat comburitur.
Qui lapis post haec refrigeratus et minutissime confractus miscetur
15 carbonibus omnino comminutis, et supradicto cupro commiscetur
in fornace, quae hoc modo componitur. Stant quatuor lapides in
modum crucis, a se longitudine unius pedis separatim, partim in
terra firmati, sed altitudine pedis unius super terram aequaliter
prominentes, et omnes in superiori parte aequales. Super hos
20 lapides ponuntur quatuor ferri quadranguli grossitudine unius di-
giti, et longitudine ut possint ab uno lapide ad alterum protendi.
Inter hos medii ponuntur alii ferri ejusdem mensurae, aequali spa-
tio, idem latitudine trium digitorum a se separati, super quos etiam
in transverso ponuntur alii forma et mensura inferiorum aequali,
25 ita ut foramina videantur esse quadrangula. His ita distinetis,
super ipsos ferros ponatur argilla fortiter macerata et fimo equi
commixta spissitudine trium digitorum, ita ut ipsis ferris atque
lapidibus ex omni parte adhaereat, et ita sit, quasi lares rotunda
super lapides jaceat. Deinde cum rotundo ligno in spatiis inter
30 ferros foramina fiant per omnia quanto possint ampliora; et sie
diligenter siccetur.
Cap. LXIII. de fornace.
Deinde ab ipso lare sursum fiat murus cum minutis lapi-
dibus, et eadem argilla in modum ollae, ita ut a medietate su-
35 perius aliquantulum strictior sit, et fiat altior quam latitudo sit,
atque cum ligaminibus ferreis quinque aut quatuor circumlige-
tur, et eadem argilla interius et exterius diligenter illiniatur. 2
Quo facto imponantur carbones ardentes commixti extinetis, et
mox ventus per inferiora foramina ingrediens absque flatu fol-
40 Iis educit flammas, et quiequid metalli imponitur statim per se
liquescit. Deinde hoc modo coraponantur vascula huic operi ne-
cessaria.
» lapidis ; |l78Tunb SJolffnb. *f.j • illiniatur. [1781 nnb öolfenl». J&f.]
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Theophili presbyteri diversarnm artium schedula.
113
Cap. LXIV. de composittone vasorum.
Tolle fragmina veterum vasorum, in quibus ante cuprum
sive auricalcum fusum fuerat, et super lapidem minutatim con-
fringe. Deiude terram, ex qua fiunt ollae, cujus genera sunt duo;
unum album, aliud grisium ; ex quibus album valet ad colorandum 5
aurum, aliud vero ad haec vasa componenda: et cum diutissime
contriveris, hanc crudam terram in mensura comraisces alteri, idem
conbustae, quam primum triveras, hoc modo. Accipe vasculum
quodcunque et imple illud bis ex cruda terra, et ter ex cocta, 1
ita ut duae partes sint crudae et tres coctae, et ponens simul in 10
vas magnum perfunde aqua tepida, et malleis ac manibus fortiter
macera, donec omnino in se tenax sit. Deinde accipe lignum ro-
tundum et incide illud ad mensuram, quam volueris habere vas
secundum quantitatem fornacis, et super illud form ab is vasculum
unum, et formatum mox circumlinies cineribus siccis, et sie juxta 15
ignem pone donec siccetur. Hoc modo conpone vasa quot volueris.
Cumque diligenter siccata fuerint, pone in fornacem tria vel qua-
tuor aut quinque, in quantum fornax capere possit, et circumfunde
carbones.
Cap. LXV. de compositione aeris. 20
Cumque canduerint, tolle calaminam, de qua supra dixi, cum
carbonibus minutissime tritam, et in singulis vasculis quasi ad
sextam partem pone, et eam penitus cupro supradicto imple et
carbonibus operi. Interdum etiam cum ligno gracili et recurvo
foramina inferius inpinge, ne forte obstruantur, ut et favillae ex- 25
eant ventusque magis iDgrediatur. Cum vero cuprum omnino lique-
factum fuerit, tolle ferrum gracile, longum et curvum, ligneoque
manubrio inn'xum, et diligenter commove, ut calamina cupro com-
misceatur. Deinde foreipe loDgo vascula siiigula raodicum eleva
et a locis suis paululum remove, ne forte lari adhaercant, rursum- 30
que in omnibus ut prius calaminam pone, et cupro reple atque
carbonibus operi. Cumque denuo penitus liquefactum fuerit, rur-
sumque diligentissime commove, et cum foreipe vas unum eiciens,
sulcis in terra fossis totum effunde, vasque in suo loco repone.
Et mox calaminam ut prius impone, cuprumque quod effudisti, 35
quantum capere possit, superpone. Eoque ut prius liquefacto com-
move et calaminam repone, atque effuso cupro reple et sine
liquefieri. Sic singulis vasis facito. Cumque per omnia penitus
fuerit liquefactum atque diutissime commotum, effunde ut prius,
et serva donec opus habueris. Haec commixtio vocatur aes, unde 40
caldaria, lebetes et pelves funduntur, sed non potest deaurari,
quando ante commixtionem cuprum non fuit penitus a plumbo
1 ter exeocta, [1781]
S t f f i n 0 , fämttfdje Sdjriften. XIV. 8
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purgatum. Deinde facturus auricalcum, quod possit deaurari, sie
ineipe.
Cap. LXVI. de jjurificatiotie 1 cupri.
Tolle patellam ferream cujus magnitudinis volueris, et lini
5 eam interius et exterius argilla fortiter macerata et mixta, et dili-
genter exsicca. Deinde pone eam ante fornacem ferrarii super
carbones, ita ut cum folles flaverint, ventus partim intus partim
superius procedat et non inferius. Et circumpositis minutis car-
bonibus, aequaiiter inpone cuprum, et superadde carbonum con-
10 geriem. Quod cum diu sutflando fuerit liquefactum, discooperi 2
et mox minutam carbonum favillam super illud proice, et cum
gracili ligno et sicco quasi miscendo commove, Tidebisque statim
plumbum conbustum ipsi favillae quasi gluten adhaerere. Quo
ejecto iterum carbones superpone, et ut primo diu sufflans rursum-
15 que discooperi 8 , et tunc fac ut ante fecisti. Quod tarn diu facies
donec plumbum omnino excoquendo eicias. Deinde infunde super
infusorium, quod ad hoc aptaveris, et sie probabis si bene purum
sit. Tene illud cum foreipe prius quam refrigeretur, sed ita can-
dens, et percute grandi malleo super ineudem fortiter, et si frangi-
20 tur aut finditur, denuo oportebit te illud liquefieri sicut prius. Si
vero sanum permanserit, refrigerabis in aqua, et aliud eodem modo
coques. Hoc cuprum vocatur torridum. Ex hoc cupro quiequid
facere volueris ductili opere, in imaginibus, bestiis et avibus, in
thuribulis et diversis vasis, in limbis tabularum, in filis et catenis,
25 ad deaurandum operari poteris. Ex hoc cupro perfice auricalcum
cum adjectione calaminae, eodem modo quo superius aes caldari-
. orum composuisti. Quod cum quater aut quinquies recoxeris in
vasculis furno impositis, quiequid ex inde in diversorum operum
varietate fuderis, optime deaurare poteris.
30 Cap. LXVII. qualiter deauretur auricalcum.
Deauraturus igitur thuribulum ex auricalco, fac eodem modo
sicut superius deaurasti auriculas argentei calicis, sed cum majori
cautela, quia argentum et simplex cuprum facilius deaurari posaunt
quam auricalcum. Debet enim morosius et diligentius invivari et
35 spissius deaurari, et frequentius lavari, et diutius siccari. Quod
cum coeperit croceum colorem trahere, si videris albas maculas
inde exire, ut nolit aequaiiter siccari, haec est culpa calaminae,
quod non fuit aequaiiter commixta, sive plumbi, quod cuprum non
fuit purgatum et exeoctum, quod sie emendabis. Tolle smigma
40 et pone in vasculum mundum et infunde ei aquam et digitis tuis
quasi lavando commisce diligenter, donec fiat quasi fex cerevisiae,
atque cum setis porci linies illud aequaiiter per omnia super de-
> de pnrlfioatloni [1781 J • dißco operl [1781]
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Theophili presbyteri diversarum artium schedula.
115
auratum thuribulum. Deinde pone super carbones, et tarn diu
calefac, doneo confectio illa incipiat nigrescere, et sie elevans cum
foreipe per omnia diligenter asperges 1 aqua, sieque lavabis, et cum
filis ex auricalco, sicut supra dictum est, polies. Quo facto rur-
sum circumfricabis cum confectione vinei lapidis, et vivo argento, 5
et denuo deaurabis propter calorem carbonum, qui saepius in illud
mittuntur, ne forte si tenue deauratum fuerit ipsum aurum com-
buratur, sieque iterum polies* cum filis, ac denuo super carbones
ponens diutius calefacies, donec rubeum colorem trahat, et mox
refrigerabis in aqua, et cum ferris aequalibus et ad hoc aptis 10
polies, sieque cum atramento combusto incolorabis ut praediximus.
Cap. LX"VIII. qiialiter separetur aurum a cupro.
Quod si aliquando vasa cuprea seu argentea deaurata fregeris,
vel aliud quodlibet opus, hoc ordine aurum 2 adquirere poteris.
Tolle ossa cujuscumque auimalis, quae per plateam inveneris, et 15
conbure, quae refrigerata minutatim tere, et tertiam partem cine-
rum ex phago commisce, et fac testas sicut in purificando argento
superius diximus, quas igne sive sole siccabis. Deinde aurum a
cupro diligenter abrades, et ipsam rasuram complicabis in plumbo
tenue percusso, atque una ex testis Ulis coram fornace prunis im- 20
posita, iam calefactam ipsam complicaturam plumbi cum rasura
impones, et superjectis carbonibus conflabis. Cumque liquefactum
fuerit, eo modo quo solet argentum purificari, interdum prunas
araovendo et plumbum addendo, interdum retegendo et morose
flando combures, donec cupro penitus absumpto, purum aurum 25
appareat.
Cap. LXIX. quomodo separetur aurum ab argento.
Cum raseris aurum de argento, imponas ipsam rursum rasu-
ram in vasculum, in quo solet aurum et 8 argentum liquefieri, et
superinprime panniculum lineum, ne forte quid inde eiciatur vento 30
follis, atque coram fornace ponens liquefac, et mox fragmina sul-
phuris impone, secundum quantitatem ipsius rasurae, et cum car-
bone gracili diligenter commove, donec fumus eius cesset; statim
infunde in ferrum infusorium. Deinde super ineudem leviter per-
cute, ne forte quid inde resiliat illius nigri, quod sulphur combussit, 35
quia ipsum est argentum. Non enim sulphur auri quiequam con-
sumit, sed solum argentum, quod taliter ab auro separat, quodque
diligenter servabis. Rursumque in eodem vasculo sicut prius li-
quefac ipsum aurum et adice sulphur. Quo commoto atque effuso,
quod nigrum fuerit frange et serva, sieque facies donec aurum 40
purum appareat. Deinde omne illud nigrum, quod servasti dili-
* aspergens [1781] aspergensquo [SBolfenb. $'.] • aurum [fefjlt 1781 unb SBolfenb. $f.]
• vel [»olfenb. $f.]
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Sur ©Eftfjttlite unb litferatur. 3Ed)fIer Bebras.
genter, compone super t est am compositam ex osse et cinere, et
adice plumbum, sicque combure, ut recipias argentum tuura. Quod
si ad usum Digelli servare volueris, prius quam combures adde ei
euprum et plumbum secundum menauram superius memoratam,
6 et confunde cum sulphure.
Cap. LXX. quomodo denigretur cuprum.
De cupro supradicto, quod rubeum dicitur, fac tibi laminas
attenuari, quantae longitudinis et latitudinis velis. Quas cum in-
cideris et aptaveris operi tuo, pertrahe in Ulis flosculos sive besti-
10 olas, aut aliud quod volueris, et fode cum gracili ferro fossorio.
Deinde tolle oleum, quod fit de semine lini, et cum digito super-
linies per omnia tenue, atque cum penna anseris aequabis, et te-
nens cum forcipe pones super prunas ardentes. Cumque modicum
incaluerit, et oleum liquefactum fuerit, denuo cum penna aequabis
15 rursumque impones prunis, sicque facies donec exsiccetur. Quod
si videris per omnia aequaliter esse, mitte super carbones valde
ignitos, et tarn diu jaceat donec omnino cesset fumare. Et si sa-
tis nigrum fuerit, bene; sin autem, valde parum olei cum penna
super calidum ita linies, aequatumque denuo conflatis carbonibus
20 superpone, faciens sicut prius. Cumque refrigeratum fuerit, non
in aqua sed per se, cum ferris rasoriis valde acutis rade diligenter
flosculos, ita ut campi remaneant nigri. Si vero litterae fuerint,
in tuo Bit arbitratu, 1 utrum eas volueris esse nigras an deauratas.
Cum vero lamina diligenter rasa fuerit, statim invivabis eam cum
25 confectione vinicii lapidis et vivo argento, et mox deaurabis, de-
auratamque non extingues in aqua, sed per so refrigerabitur, po-
liesque sicut supra dictum est, et eodem modo colorabis.
Cap. LXXI. de opere interrasiU.
Attenuato tibi laminas ex eodem cupro sicut superius, sed
30 spissius, quas pertractas quocumque volueris opere fodies ut supra.
Deinde habeas ferros graciles et latiores secundum quantitatem
camporum, qui sint in una suramitate tenues et acuti, in altera
obtusi, qui vocantur meizel; ponensque laminam super ineudem,
campos omnes perforabis cum supradictis ferris percutiens cum
35 malleo. Cumque omnes campi tali modo fuerint perforati, cum
limis parvulis aequabis cos per omnia usque ad tractos. Quo facto
deaurabis et polies laminam, ut supra. Eodem modo fiunt tabulac,
et laminae argenteae super libros cum imaginibus, floribus atque
bestiolis et avibus, ex quibus pars deauratur, videlicet coronae
40 imaginum et capilli atque vestimenta per loca, atque pars remanet
argentea. Fiunt etiam et laminae cupreae et fodiuntur, et deni-
grantur ac raduntur; deinde in patellam liquefacto stagno mittuntur,
» arbitrio, [©olfenb. $f.]
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Theophili prcsbyteri diversarum artium schedula.
11?
ut rasurae albae fiant, quasi deargentatae sint. Ex his ligantur
cathedrae pictae , et sedilia atque lecti , ornantur etiam libri
pauperum.
Cap. LXXTI. de opere punctili.
Fiunt etiam laminae de cupro, modo quo superius, et fodi- 5
untur gracili opere imaginum, florum, sive bestiarum, et ita dis-
ponitur opus, ut campi parvuli sint, deinde purgantur cum subtili
sabulo, et cum ferris ad hoc opus aptis poliuntur 1 et incolorantur.
Post haec ferro punctorio puuctatur, quod hoc modo formatur.
Ex chalybe fit ferrum ad mensuram digiti lougum, in una sum- 10
mitate gracile, in altera grossius. Quod cum in graciliori parte
aequaliter limatutn fuerit, cum subtilissimo ferro et malleolo per-
cutitur in medio ejus subtile foramen, deindo circa ipsum foramen
diligenter limatur, donec ora ejus in circuitu aequaliter acuta fiat,
ita ut quocunque percutiatur brevissimus circulus appareat. Post 15
haec ipsum ferrum modice calefactum, ut vix candescat, tempere-
tur in aqua. Deindo tene ipsum ferrum sinistra manu et malle-
olum dextra, sedeatque puer ante te qui lamiuam teneat super
incudem, et aptet in locis illis in quibus percussurus es, sicque
mediocriter percutiens super ferrum cum malleolo 2 imple campum 20
unum subtilissimis circulis quanto propius possis conjungere unum
alteri. Impletis campis omnibus in nunc modum pone laminam
ipsam super prunas candentes donec percussiones illae fulvum co-
lorem recipianf.
Cap. LXXIII. de opere ductili. 25
Percute tabulam auream sive argenteam quantae longitudinis
et latitudinis velis ad elevandas imagines. Quod aurum vel ar-
gentum, cum primo fuderis, diligenter circumradendo et fodiendo
inspice, ne forte aliqua vesica sive fissura in eo sit, quae saepe
contingunt ex incuria, sive negligentia vel ignorantia aut inscitia 30
fundentis, cum aut nimis calidum, aut nimis festinato, aut nimis
productim effunditur. Cumque considerate et caute fuderis, si
huiusmodi Vitium in eo deprehenderis, cum ferro ad hoc apto di-
ligenter effodies, si possis. Quod si tantae profunditatis vesica
sive fissura fuerit, ut effodere non possis, rursumque oportebit te 35
fundere, et tamdiu donec sanum sit. Quod cum fuerit, provide,
ut incudes et mallei tui omnino aequales et politi sint, cum qui-
bus operari debes, et omni diligentia procura, ut tabula aurea vel
argentea ita aequaliter ex omni parte attenuetur, ut in nullo loco
spissior* sit quam in alio. Cumque sie attenuata fuerit ut unguis 40
impressus 4 vix ex altera parte appareat, et omnino sanissima, statim
' poliuntur sieqae deaarantar rursumque poliuntur [Sljeopljüu«] * meleolo [»erbrutft 1781]
* spiasius [1781] 1 iinpreasis [1781]
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pertrahe imagines quot volueris secundum libitum tuum. Pertrahes
autem in ea parte, quae sanior et decorior videtur, leniter tarnen
et sie ex altera parte modice appareat. Deinde cum curvo ferro
bene polito fricabis leniter caput imprimis, quod altius 1 debet esse,
5 sieque convertens tabulam in recta parte fricabis circa caput cum
ferro aequali et polito, ita ut caput descendat, caput elevetur, et
statim circa ipsum caput cum malleo medioeri super ineudem per-
cuties leniter, 2 sieque coram fornace superpositis carbonibus in
ipso loco recoques, donec candescat. Quo facto et tabula per se
10 refrigerata, iterum in inferiore parte cum curvo ferro fricabis le-
niter et diligenter fossam capitis interius, conyertensque tabulam
in superiori parte denuo cum aequali ferro fricabis et depones
campum ut monticulum capitis elevetur, rursumque cum malleo
medioeri circa ipsum leniter percutiens, appositis carbonibus reco-
15 ques 3 ; sie saepe facies diligenter elevando interius et exterius, et
crebro percutiendo, totiensque recoquendo donec monticulus ille
ducatur ad altitudinem trium digitorum aut quatuor, sive plus vel
minus secundum quantitatem imaginum. Si autem ipsum aurum
vel argentum adhuc aliquantum spissum 4 est, poteris interius cum
20 longo malleo et gracili percutere et attenuare si opus fuerit. Quod
si duo capita, vel tria seu plura in tabula esse debeant, circa unum-
quodque ita facere debes sicut dixi ; usque ad altitudinem quantam
volueris. Deinde cum pertractorio ferro designa corpus vel corpora
imaginum, et ita deducendo et interdum percutiendo elevabis ea,
25 quantum libuerit; hoc tarnen procurans ut caput semper altius sit.
Post haec designabis nares et oculorum supercilia, os et aures,
capillos et oculos, manus et brachia, caeterasque vestimentorum
umbras, scabella et pedes, et sie interius cum minoribus curvis
ferris elevabis leniter et diligenter, summopere cavens ut non rum-
30 patur opus aut perforetur. Quod si ex ignorantia vel negligentia
contigerit, hoc modo solidari debet. Tolle ipsius auri vel argenti
modicum, et admisce tertiam partem cupri, fundensque pariter li-
mabis subtiliter, combustoque vinicio 6 lapide, et addito sale com-
miscebis aqua, ex quo tenuiter liniens, fracturam supersparge lima-
35 turam. Qua siccata denuo confectionem superlinies spissius, et sie
inferius et superius admotis carbonibus leniter flabis, donec videas
solidaturam diffluere. Quod videns statim asperge leniter aqua, et
si firmum fuerit, bene; sin autem, denuo similiter fac usque dum
firmum fiat. Si autem fractura lata fuerit, diligenter conjunge ei
40 particulam ejusdem auri vel argenti aequaliter tenuem, quam soli-
' alterius [1781 unb ©olfenb. J£»{ ] * leniter, [ffiotfenb. £f.] • recoquas [©oTfenb. $f.]
4 spissnm [©olfenb. $f.] spissium [1781 , unmittelbar oor&er all ftufiobe jebod)] spissius
» vicinioqne [1781]
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Theophili presbyteri diversarum artium schedula. 119
dabis eodem modo, donec ex omni parte adhaereat. Cumque ele-
vatura imaginum perducta fuerit usque ad subtiles tractus, si aurum
fuerit, statim facies eos et polies diligenter atque colorabis cum
atramento usque ad ruborem combusto, et sale, ut supra in opere
calicis. Si vero argentca fuerit tabula, et volueris in ipsis imagini- 5
bus deaurare Coronas, capillos et barbas, et partes vestimentorum,
hoc oportet fieri prius, quam subtiles tractus fiant, hoc modo.
Compone duas partes argillae simplicis, 1 subtiliter tritae, et tertiam
salis, et in vasculo commisce cum fece cerevisiae mediocriter spis-
aae, qua confectione cooperies omne argentura quod volueris ut 10
album remaneat, et quod deaurandum 9 est, maneat intectum. Quod
cum siccaveris super prunas, deaurabis loca singula diligenter sine
aqua, deaurataque lavabis et polita incolorabis. Deinde cum car-
bonibus subtiliter tritis et lignis gracilibus et grossioribus fricabis
diligenter, donec per omnia aeque darum sit. Post haec et in 15
auro et argento fac subtiles tractus, quos et faciendo pariter polies,
donec ad perfectionem perducas. 8 Cum vero tabulas illas aureas
vel argenteas pleniter elevatas atque politas configere volueris,
tolle caeram et liquefac in vase fictili vel cupreo, atque commisce
ei tegulam subtiliter tritam sive sabulum, ita ut sint hujus duae 20
partes et cerae tertia. Quod cum pariter liquefactum fuerit cum
cochleari ligneo fortiter commovebi9 et inde implebis omnes ima-
gines in auro et argento, sive cupro, vel quodcunque in his ele-
vatum fuerit, et refrigeratum confige ubi velis. In cupreis vero
tabulis eodem modo attenuatis simile opus fit, sed majori virium 25
instantia et diligentia, quo durioris naturae est. Quod opus cum
pervenerit ad subtiles tractus, debet in exteriori parte purgari cum
laneo panno et sabulo, donec nigra cutis auferatur, et sie deaurari
atque poliri, perfectis tractibus incolorari, et praedicta confectione
impleri. 30
Cap. LXXIV. de opere quod sigillis imprimitur.
Fiant ferri ad mensuram unius digiti spissi, tribus digitis et
quatuor lati, Iongitudine pedis unius, qui sanissimi debent esse,
ut in eis nulla sit macula, nulla fissura in superiori latere. In
his sculpantur in similitudine sigillorum limbi graciles et latiores, 35
in quibus sint flores, bestiae, et aviculae sive dracones concatenati
Collis et caudis, et non sculpantur profunde nimis, sed mediocriter
ac studiose. Deinde attenuabis argentum multo tenuius quam ad
elevandum quantae longitudinis volueris, atque purgabis cum car-
bonibus subtiliter tritis et panno, ac polies cum creta desuper rasa. 40
Quo facto conjunge argentum cuicunque limbo, positoque ferro
super ineudem ita ut sculptura superius sit, ac superlocato ei ar-
1 Bimplices, [1781 unb SBolfenb. $f.] ■ deauratum [1781 unb SBolfenb. $f.] • perduces. [17811
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für ©efrijidjie unb liifcrafur. £ed)JItr Befrag.
gento desuper pone plumbum spissum, percutiesque cum malleo
fortiter, ita ut plumbum inpingat argentum tenue in sculpturam
tarn valide, ut omnes tractus in eo pleniter appareant. Quod si
lamina loogior fuerit trahe eam de loco ad locum, et conjunctam
5 ferro cum forcipe aequaliter tene, ut una parte percussa, alia per-
cutiatur, sicque üat donec lamina tota impleatur. Hoc opus satis
utile est circa limbos in fabricandis tabulis altarium, in pulpitis,
in sanctorum corporum scriniis, in libris et in quibuscunque locis
opus fuerit, quando elevatura decora est et subtilis, et le viter fit;
10 fit etiam in cupro hujusmodi opus quod siinili modo attenuatur,
purgatur et deauratur atque politur, quod ferro superpositum, ita
ut deauratura vertatur ad ferrum, plumbo superposito percutitur
donec tractus appareant. Sculpitur quoque in ferro, modo supra-
dicto, imago crucifixi domini, quae cum argento vel cupro deaurato
15 inpiogitur, et fabricantur inde phylacteria, idem capsellae reliqui-
arum et scriniola sanctorum ; fit etiam sculptura imaginis agni dei
in ferro, et imagines quatuor evangelistarum, quibus auro vel ar-
gento impressis ornantur scyphi ligni preciosi, stante rotula agni
in medio scypbi, quatuor evangelistis in modum crucis in circuitu,
20 et procedentibus quatuor limbis ab agno usque ad quatuor evan-
gelistas, fiunt imagines pisciculorum et avium atque bestiarum,
quae figuntur per reliquum scyphi campum, praebentes ornatum
multum; fit etiam imago majestatis eodem modo, aliaeque imagi-
nes, cuiusque formae sive 1 sexus, quae impressae auro vel argento
25 seu cupro deaurato, plurimum decoris praestant locis, quibus im-
ponuntur, propter sui subtilitatem et operositatem ; fiunt et ima-
gines regum et equitum eodem opere in ferro, ex quibus auricalco
hispanico impressis ornantur pelves, quibus aqua in manibus fun-
ditur, eodem modo quo ornantur scyphi auro et argento cum suis
30 limbis eiusdem metalli, in quibus stant bestiolae vel aves et flos-
culi, qui tarnen configuntur,(*) sed stagno solidantur.
Cap. LXXV. de clavis.
Fiunt autem clavi ferrei longitudine unius digiti, in una sum-
mitate grossiores, in altera graciliores, in qua etiam chalybe soli-
35 dandi sunt, quorum unus limetur quadrangulus, alius triangulus,
tertius rotundus, secundum convenientem grossitudinem. Deinde
sculpantur in eis flosculi eodem modo, quo supra, ita ut ora ferri
circa flosculum acuta fiat. 3 Cumque valde attenuatum fuerit ar-
gentum sive cuprum deauratum, vel auricalcum in superiori parte,
40 polies sicut supra ; in inferiori superstagnes valde tenue cum ferro,
(*) Fortassis legendum non finguntur.
» sit [1781 unb SBolfeitb. » fiant. [1781]
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Theophiii presbyteri diversarnm artiara schedula.
121
quo feneatrae aolidantur, poneaque plumbum spiaaum auper incudem
et deauper argentum, 1 aive cuprum deauratum, ita ut deauratura
superius ait, et atagnum inferiua ait; aumptoque uno ex ferria,
quäle veli8, junge aculpturam ad argentum, percutieaque cum
malleo ita ut sculptura appareat, et cum acuta ora ferri in cir- 5
cuitu incidatur. Quod cum per totum argentum feceris, 8erva
tibi floaculos omnes, quia i Iii erunt capita clavorum, quorum cau-
daa hoc modo faciea. Commiace duaa partea atagni, et tertiam
plumbi, et percute illud gracile et longum, deinde pertrahe per
fbramina ferri, in quo fila trahuntur, ita ut longiaaimum filum fiat, 10
et non gracile nimia fiat aed mediocre. Post haec fac tibi ferrum
gracile, longitudine pedia uniua dimidii, quod in una aummitate
sit modice latum, ad menauram ungui8, et mediocriter cavum, et
altera aummita8 infigatur ligneo manubrio. Deinde aedena juxta
fornacem ad boc opus aptam, ante quam stet vaaculum cupreum 15
cum cera liquefacta, tenenaque sinistra manu manubrium 8 illiua
gracilia ferri in latiori parte calefacti, in dextra vero filum atag-
neum quasi globum involutum, cujua caput facies in cera lique-
facta humidum ponensque auper unum ex flosculia, in ea ubi atag-
num eat, ita ut haereat, levabia et pones in fosaulam ferri can- 20
dentia tenebiaque donec liquefiat, atatimque removebia utrumque
ab igne, incidesque filum cum forcipe aecundum longitudinem quam
via habere caudam clavi. Sicque facie8 donec expendaa in huius-
modi clavis argentum illud cuprumque deauratum. Cumque cla-
vorum copiam habueris et eos configere volueria iu corrigiis aacen- 25
8oriia aellae equi, sive circa capitium freni, primum cum subula
fac foramina, et sie impone clavoa ordinatim, ita ut aint tres aurei,
tre8 argentei, ruraumque tres aurei, et simili modo per totum.
Si vero duos ordincs vel tres habere volueris, pone 8emper unum
argenteum, et alterum aureum per omnia, aicque ponen8 corrigiam 30
cum capitibus auper tabulam ligneam aequalem, confige caudaa
cum medioeri malleo ; fiunt etiam eodem modo 8 clavi ex auricalco
aed spisaiorea, quorum caudae cupreae solidantur interius atagno
puro eodem modo. Iiis configuntur vaginae cultellorum, et coria
auper libros, multaque hujuamodi. 35
Cap. LXXVI. de solidando auro et argento pariter.
Purificatur argentum pondere duodeeim nummorum, et per-
cutitur atrictim longitudine dimidii digiti minoria, deinde percuti-
tur aurum coctum pondere uniu8 nummi eadem latitudine et longi-
tudine, atque consolidantur haec duo praescripta aolidatura auri, 40
donec omnino aibi invicem adhaereant, aicque inaimul percutiantur
1 argentatura, [1781 unb 2öolfcnb. $f.] • manubrium [febU 1781 unb ffiolffnb. $f.] * opere
[öolfcnb. «.]
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122 Sur ©eltijfrfjfc unb Iffitratur. Srtfttv Brnfraa.
usque dum tenuissima lamina fiat. Hoo opus videtur, quasi argen-
tum in una parte deauratum sit, nec posset cum duobus aut tri-
bus nummis auri tantae longitudinis lamina tarn fulgide deaurari.
Ex hac lamina fiunt limbi, modo quo superius impressi ferro.
5 Inde etiam inciduntur subtiles corrigiae, 1 et in serico tilando cir-
cumtorquentur, unde texuntur aurifrigia apud pauperes eodem modo
quo apud divites ex auro puro.
Cap. LXXVII. de opere ductili, quod sculpitur.
Percute tabulam cupream quantae latitudinis et longitudinis
10 volueris, sie spissam ut vix plicari possit, et sit sanissima ab omni
fissura et macula, et pertrahe in ea imaginem, quam volueris.
Deinde percute in loco capitis fossam cum medioeri malleo rotundo
in inferiori parte, et ex superiori parte cum tenui malleo in cir-
cuitu, Bicque recoques in prunis. Qua refrigerata per se, facies
15 per totam imaginem cum malleis sicut fecisti in tenui cupro cum
curvis ferris 2 et aequalibus, Semper ex utraque parte diligenter de-
ducendo et frequenter recoquendo. Cumque elevaveris imaginem
quam alte volueris, aeeipe ferros ad mensuram palmi longos, in
una summitate grossiores, super quos possit cum malleo percuti,
20 et in altera graciliores, tenues et rotundos atque subtiles, quos
ad hoc opus aptaveris, et sedente coram te puero hujus artis docto,
tene sinistra manu tabulam, et dextera ferros puero desuper feri-
ente cum medioeri malleo, designabis oculos et nares, capillos et
manuum digitos, pedum articulos, et omnes tractus vestimentorum
25 in superiori parte, ita ut interius appareant, ubi etiam cum eiadem
ferris percuties, ut exterius eleventur tractus. Quod cum tarn diu
feceris donec omnino formetur, cum ferris fossoriis et rasoriis fodies
circa oculos et nares, os et mentum et au res, designabisque ca-
pillos et omnes subtiles tractus vestimentorum, et ungues manuum
30 et pedum. .Quo facto, si volueris Coronas imaginum ornare gem-
mis, electro atque margaritis, statim operare singulas partes in auro
cum filis et solidatura, sicut superius in opere calicis, et adjungens
vnamquamque loco suo, fac foramina, per quae configi debent,
videlicet sub majoribus gemmis, et in cupro aequaliter, sieque de-
35 aurabis tabulam et polies eam in primis cum filis ex auricalco
sicut supra, deinde cum ferris aequalibus, sieque colorabis et con-
figes auri partes vnamquamque in suo loco, imponesque gemmas
et circumligabis margaritas. Eodem modo si facultas in censu
fuerit, potes in auro et argento facere imagines super libros evan-
40 geliorum et missalea, et bestiolas atque aviculas ac flores super
sellas equestres matronarum exterius. Fiunt etiam eodem opere,
in scyphis aureis sive argenteis vel scutellis, in medio equites
• corrigae, [1781 unb SSoIfenb. » ferreis [1781 unb SSoIfenb. $f.]
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Theophili presbyteri diversarum ariium schedula.
123
contra dracones sive leones vel gryphes pugnantes, imago Sam-
sonis vel David ora leonum confringentes, leones quoque simpli-
ces et gryphes, idem singuli singulas pecudes suffoeantes, sive
aliud quod libuerit, quodque secundum operis quantitatem decens
vel aptum fuerit. 5
Cap. LXXVII. de purganda antiqua deauratura.
Tolle smigma et pone in pelve, sive in alio vase mundo, et
superfunde ei aquam, atque digitis tuis commisce donec sit sicut
fex spissum, ita ut ubicumque superponatur non possit fluere.
Deinde cum setis porci linies illud diligenter super vetustam de- 10
auraturam in cupro sive argento, quae fulgorem suum perdiderit,
sie ut omnino cooperiatur, 1 et sines ita permanere per diem et noc-
tem. Secunda vero die aqua lavabis cum eisdem setis semel et
iterum, ac tertio perfundes 2 limpida aqua, videbisque fulgere eam
sicut placuerit oculis tuis. 15
(*) Cap. LXXV. de purgando auro et argento,
Si aurum et argentum laminis attenuatum atque clavis ali-
eubi confixum denigratum vetustate fuerit, tolle carbones nigros
et minutissime tere eos atque per pannum cribra, sumeDsque
pannum lineum sive laneum madefactum in aqua, pones super 20
ipsos carbones, elevansque fricabis diligenter per omnia aurum et 8
argentum, donec omnem nigredinem auferas, sieque lavabis aqua,
et sole sive igne vel panno siccabis; deinde tolle cretam candidam
et minutissime rade in vase, et cum lineo panno ita siccam frica-
bis super ipsum aurum vel argentum tamdiu, donec pristinum 25
fulgorem reeipiat. Eodem modo vasa purgantur.
Cap. LXXVI. de organis.
Facturus Organa primum habeat lectionem mensurae, quali-
ter metiri debeant fistulae graves et acutae et superacutae ; deinde
faciat 4 sibi ferrum longum et grossum ad mensuram, qua vult esse 30
fistulas, quod sit rotundum, in cireuitu summa diligentia limatum
et politum, in una summitate grossius et modice attenuatum, ita
ut possit imponi in alterum ferrum curvum per quod circumdu-
catur, juxta modum ligni, in quo volvitur runcina, et in altera
summitate gracile, 5 secundum mensuram inferioris capitis fistulae, 35
quod conflatorio debet imponi. Deinde attenuetur cuprum purum
et sanissimum, ita ut unguis impressus ex altera parte appareat,
quod cum fuerit secundum mensuram ferri limatum et incisum ad
longiores fistulas, quae dicuntur graves, fiat secundum praeeeptum
lectionis foramen, in quo plectrum imponi debet, et circumradatur 40
(*) Hic ineipit in nostro Codice manus recentior.
1 cooperietur, [1781 unb »olfenb. $).} ■ perfundas 11781 unb SBolfenb. $f.] * uel [ffiolfenb.
SM 4 faceat [1781] ■ gracill, [1781]
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124
3ur d»sr<fittf|te unb littwafur. j§Brf)|ier Beitrag.
modice ad mensuram fistulae, atquc superlineatur stagnum cum
ferro solidatorio, radaturque in una ora lougitudinis interius, et 1
in altera ora exterius eadem mensura, et superstagnetur tenue.
Quae stagnatura, priusquam fiat casUeadm noviter facti, modice
5 calefacto cupro lineatur cum resina abietis, ut stagnum levius et
citius adhaereat. Quo facto complicetur ipsum cuprum circa fer-
rum et circumligetur filo ferreo mediocriter grosso fortiter, ita ut
sta^nati tractus conveniant sibi. Quod filuni primo induci debet
parvulo foramini, quod est in gracili summitate ferri, et in eo bis
10 contorqueri, sicque deduci in voluendo usque ad alteram summi-
tatem, ibique similiter obfirmari. Deinde juncturis sibi invicem
convenientibus et diligenter(*) ingetUibus priora ipsa ligatura pari-
ter cum ferro ante fornacem super prunas ardentes, et sedente
puero ac mediocriter flaute, teneatur dextera manu lignum gracile,
15 in cujus summitate fissa haereat panniculus cum resina, et sinistra
teneatur stagnum longum gracile percussum, ut mox cum fistula
incaluerit, lineat juncturam cum panniculo resina infecto, apposi-
tumque stagnum liquefiat, ipsamque juncturam diligenter consoli-
det. Quo facto refrigerata fistula, ponatur ferrum in instrumento
20 tornatoris modo 2 parato, impositoque curvo ferro et filo soluto cir-
cumvolvat unus ferrum curvum, alter vero utrisque manibus chiro-
thecis iara indutis fortiter fistulas teneat, ita ut ferrum circum-
ducatur et fistula quieta maneat, donec omnino oculis gratiosa ap-
pareat, quasi tornata sit. Deinde educto ferro percutiatur ipsa fi-
25 stula cum malleo mediocri juxta foramen superius et inferius, ita
ut pene usque ad medium descendat ipsa rotunditas spatio duorum
digitorum, fiatque plectrum ex cupro aliquantulum spissiori, quasi
dimidia rotula, et superstagnetur circa rotunditatem sicut fistula
superius, sicque imponatur in inferiori parte foraminis, ita sub
30 ipsius ora aequaliter stet, nec procedat inferius aut superius. Ha-
beat quoque ferrum solidatorium ejusdem latitudinis et rotunditatis,
qua plectrum est. Quo calefacto ponat modicas particulas stagni
super plectrum parum resinae, et diligenter circumducat ferrum
calidum ne plectrum moveatur, sed liquefacto stagno sie adhaereat
35 ut in cireuitu ejus nihil spiraminis exeat, nisi tan tum superiori
foramine. Quo facto apponat fistulam ori et süfflet primum modice,
deinde amplius, sicque fortiter, et secundum quod auditu discernit,
disponat vocem, ut si eam vult esse grossam, foramen fiat latius ;
si vero graciliorem, fiat strictius. Hoc ordine omnes fistulae fiant ;
40 mensuram vero singularum, a plectro superius, secundum magi-
(*) ab alia manu in marginc emendatur : jungentibiis, ponatur,
• et [fetyt «Bolfcub. ^f.] • morc [fBolfenb. *f.]
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ffiaranion.
125
sterium lectionis faciat, a plectro autem inferius, omnes unius men-
surae et ejusdem grossitudinis erunt.
XXVI.
Hföaranpn. 1
2Ba3 tdf) unter biefer Sfofförift (baä n j in bem SSorte üttaran* 5
jon ftefjet anftatt be§ ©panifdjen ntcrjt boppelten fonbern circumflec*
tirten n, weld)e§ in unfern $)ruäeret)en nicrjt gebräuc^ticr) ift) f)ier
mitttjeilen will, baxan f)at mid) eine ©teile in ber 9ieifeBefd^ret6img
be$ Antonio b e III l 0 a erinnert, bie id) oor allen fingen meinem
Sefer twrlegen muß. 10
3)on Antonio fömmt, bet) 23efd)reibung ber ^roüinj Duito, auf
ba3, wa3 biefe ©egenb fo befonberS merfwürbig mad)t, ben größten
aller nod) Befannten JJtüffe, ben Hmajoncnf luß; meldten Hainen •
er unter un3 am gewöl)nlid)ften §u führen pflegt. Slber eä ift biefeS
roeber fein einziger nod) fein uornefjmfter Stfame, unb £)on Slntonio brücft 15
fid) barüber folgenbermaaffen aus : (*) „SDiefer berühmte gluß, fagt er,
„welcher unter allen benjenigeu ber größte ift, bie in ber fjeiltgen unb
„wettlicfjen <5^efdt)idt)te als merfroürbige große ©tröme angeführt werben,
„ift unter bret) t>erfd)iebenen tarnen befannt. SDer SRuf oon feiner
„®röße f)at fid) fo weit auggebreitet, baß er unter jeglichen üon biefen 20
„bret) tarnen gleidj beutlid) oerftauben wirb. ©0 wor)l ber eine, als
„bie anbern, geben feine Sflajeftät unb ®röße auf gleite SBeije ju
„erfennen, unb beuten ben SSoqug an, Welmen er unter allen bcncn
„(Strömen mit Sftedjt forbern fanu, bie Europa rüäffcrn unb fruchtbar
„machen. $)aß ifjm ocrjdjiebcnc Flamen jugeeignet werben, fönnte man 25
„ol)ne S^eifel f° auflegen, baß ein jeglidjer bereu, gleidjfam unter
„einem buufetn SRätfyfel, einen ton benjenigeu (Strömen anbeuteu unb
„in ficf) begreifen fotlte, weldje in ben übrigen brcn Xfjeilen ber Sßclt
(*) fflad) ber beutfdjen Ueberfefcung im ( Jten 93aube ber attgememen üRetjcit.
<S. 284. 30
* [liefet Xitel fefjlt 1780 ; öflL oben S. 46. Xafür Ijat ba« ftolgenbe bie befonbere Übetfdjrift :1
Sorberidjt be« fcerrtt fcofratlj 2 e f f i n g.
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126
Sur ©Efrfjtrijfe unb Xitleratur. jSetfjfter Bcijfrao..
„bie berürjmteften finb. 3d) oerftefje baburcf) in (Suropa bie Donau,
„in Hfien ben ©angeS, unb in STfrtca ben 9iÜ."
Diefe§ SRaijonnemcnt fd;eint mir ein roenig fer)r fpanifd), unb
ber aufgebunjenen leeren 93erebfamfeit eines Dominicaners roürbU
5 ger, a(£ ber SReifebefdjreibung eine« Sßr)ilofopr)en. SefonberS be=
greife idt) ntcfjt, wie bie »ergebenen dornen beS Stoffes, oon bem
bie SRebe ift, einer fotoof)l als ber onbere, bie SWojeftät unb (Sröfce
be^felben auf gleiche Söetfe $u crfennen geben fotlen. DiefeS roirb
jmar nochmals mieberr)of)It, aber im geringften nidjt närjer erflärt.
10 @r fär)rt fort:
„Die breu Tanten, rooburd) bie ®rö§e biefeS ©tromeS ange*
„beutet roirb, finb fofgenbe: ber SKaran jon, ber STmajonenftufj
„unb ber DreUana. 2flan fann aber oon feinem mit ®eroif$r)eit
„fagen, ba& er ber erfte geroefen fcr), ben ber ©trom geführt, er)e bie
15 „©panier ifjn entbecften. 9ttan roeiß aud) nid)t, nrie ifjn bie ^nbi*
„aner genannt fjaben; ob eS roofjl glaublich ift, bafj fie irjm einen,
„unb manchmal aud) roorjt mehrere tarnen beigelegt tjaben müffen.
„Da oerfcfyiebne Nationen an feinen Ufern roofjnten : fo mar es gan$
„natürlirf), bafj eine jegltdje ifnn einen befonbern tarnen belegte, ober
20 „benjenigen bei)ber)ie(t, ben ir)m eine anbere Nation gegeben fjatte.
„Allein bie erften ©panier, roeldje r)terf)er gefommen finb, tjaben fid)
„entroeber nid)t genugfam barum befümmert, ober finb gteid) bamats,
„burcr) bie übrigen Tanten, bie man biefem ©trome belegte, in S8er=
„mirrung gefegt roorben, fo bafj baS ftnbenfen berfelben in ber ®e*
25 „fdjidjte uirgenbS auf behalten roorben ift.
' „3n 5lnf erjung beS 5t(terS rjat ber SKame ÜWaranjon ben Sßor=
„jug. (Sinige ©cr)riftfteßer geben jmar oor, er fet) neuer, als bie betiben
„übrigen : man ()at aber Urfactje ju glauben, baß fie fiel) foroofjl fjier*
„innen, als aud) in ber Urfactje, bie fie baoon anführen, geirret cjaben.
30 ,,©ie fefcen woraus, bafe er ifym oon ben ©paniem beigelegt morben
„feu, roefdje mit Sßebro be Crfna, in ben 3ar)ren 1559 .unb 1560,
„rjierfjer gefommen finb. (§S ift aber geroifj, bafj er biefen tarnen
„fdjon oiete Sarjre juoor gefüfjret r)at. Denn inbem *ßebro SJcar*
„t U r b e 3( n g 1 e r i a in feinen D e c a b e § (*), oon ber (ämtbedung ber
35 „$üfte oon SBrafilien fjanbelt, bie im Sarjre 1500 burd) SSincent
(*) Dec. I. üb. 9.
i
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HJaranjon. 127
"Sanjea 1 $injon gefdjeffen ift: fo er$äf)lt er unter anbern, ba& er
„an einen gfujj gefommen fen, ber ben dornen Sttaranjon gefüfyret
„Ijabe. $)iefe£ S3ucr) würbe im 3af)re 1516 gebrueft, lange juoor,
„ef)e ©on^ato Sßi^arro bie (Sntbecfung beffetben, unb bie (Srobe*
„rung ju Sanbe unternahm, unb elje Jrancifco beDrellana auf 5
„bemfelben fc^iffete. $)af)er ift fein Steifet, 0fl 6 cr nid)* föon 003
„malS ben tarnen Sttaranjon geführt f)aben fotlte. Stflein eS ift
„nichts leidstes, bie ßeit ju beftimmen, wenn er biefen tarnen erhalten
„Ijat, ober ben Urfprung beffen mit einiger ®ewifjf)eit anzugeben. ÜDton
„finbet oon feinem oon benben fotct)c SKadjricfjten, woburef) atter 3 ro cifet 10
„gehoben werben fönnte. Einige folgen bem Äugufttn oon 3 ara=
,,te(*), unb leiten biefe Benennung oon bem tarnen eines <©pani-
„fd)en Hauptmanns, üflaranjon, fjer. <5ie geben oor, weit biefer
„Hauptmann guerft barauf gefcf)iffet feö, fo Ijabe ber <Strom oon ifjm
„feinen tarnen erfjaften. ®iefe SKeonung I)at aber mefjr ©c^ein ate 15
„®runb. 2Jfan fieljt, baß fie fief) b(o3 auf bie ©leid^eit ber tarnen
„grünbet, meines aber ein fefjr fd)Wad)er ©runb ift. Ueber biefe«
„finbet man in ben ©efdjidjten nirgenbs etwa« oon einem fotdjen
„$auptmanne, wo oon (Sntbecfung biefer tönigreicfje getyanbeft wirb.
„2Kan finbet in feiner ©rgä^tung einige 9Mbung oon biefem (Snt* 20
„betfer, ober oon feiner (Sntbetfung. 9ttan fanu baxauS fcf)üeffen, baß
„3arate bafyer, wetf biefer ©trom SOßaranjon genennet würbe, gc*
„urteilet f)abe, berfelbe müffe feinen tarnen oon jemanben erfjatten
„()aben, ber barauf gefdjiffet fen. Sßären ifmt mefjr Umftänbe baoon
„befannt gewefen : fo fönnte man ficf)erlicf) glauben, bafj er bie SRad)* 25
„rieten oon folcfjer ©ntbeefung feiner ©efdjid)te mit einoerleibt f)aben
„würbe. Unb wenn cr fie aud) weggetaffen, unb für nict)t wkfjtig
„genug gehalten fjätte: fo würben boct) nidjt alle ©eftf>icf)tfcf)reiber
„eben fo geurtf)ei(et, unb baS STnbenfen eines Spaniers in bie 93er*
„geffenf)eit geftettt Ijaben, oon wettern ber größte g(uj$, ben man in 30
„ber SGBelt fennet, feinen tarnen ermatten Ijaben joH. SDaS wafjr*
„fcfyeintidjfte fcf)einet $u fetm, bafj$inccnte?)anieä 2 $in$on, ba
„er r)iert)er fam, ben (Strom üon ben Snbianern, bie auf ben üielen
„Snfeln beffetben, ober an feinen Ufern, wohnten, mit biefem, ober
(*) ffist. del Peru üb. 4. c. 4. 35
1 V u n i t j [1780. 1781] • D 11 n j e s [1780]
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128
5ur ©cfdjirfjte unb lilleratur. ^cdjßcr Bnjfrag.
„etnem anbem tarnen, ber einen ä^nlic^cn £aut hatte, nennen ge*
„f)öret , nnb bafjer geglaubet, unb gejagt ^obe, bafj er ben tarnen
„ÜJtaranjon führe, llebcrhaupt ift unleugbar, bafj ber -Kante 9)ta =
„ranjon, wegen feines 9Utertf>um$, ben SSorjug f>abe; unb ba|? ilmt
5 „benfelben Weber Drjua, nodj feine Seutc, gegeben, unb bamit auf
„bie Unruhen unb 3änferetoen gezielt ^aben, bie fie unter einanber
„Ratten, unb welche im Spanifchen SKaranjaS genannt werben.
„(Sben fo wenig fann man auch fagen, bafj er unter ber groffen SDcenge
„toon Snfetn öerlohren werben feü, welche, wie einige ®ejcfyicfjtfcf)reiber
10 „fagen, gleichfam einen verwirrten Irrgarten öon öerfdjiebnen ©analen
„oorftellen.
„$er auf ben tmrfyergefjenben folgenbe Sßame ift ber 21ma$onen*
„flufj. graneifco be Drei (an o bat bem Strome biefen tarnen
„Deswegen bengelegt" $)och weiter brause ich nid)t abzutreiben.
15 Söer wiffen will, was $)on Antonio von ben beiben übrigen tarnen
fagt, fann eS bet) il)in felbft nad)lefen. 3d) fjabe t)icr bloS über ben
erftern eine Slnmerfung gu machen, bie 511 einer weitern nicht uner-
heblichen 9cachforjd)ung Gelegenheit geben fann. 9cid)t ^war als ob
ich nätjere Nachricht eingebogen hätte, woher biefer 9tome gan$ unge=
20 jwetfelt fomme. Slber eine SSahrjcheinlidjfeit mehr , fann aus bem,
wag ich f a 9 en will, bod) erwad)fen, bafj er fich öon bem erften ©uro-
päifd)en (Sntbetfer gleiches 9camenS r)erfct)reibc.
$>enn baß man überhaupt oon feinem fpanifdjen £>auptmanne
biefeS ScamenS wiffe; ba{j 3&tat e einen fotct)en bloS gemutfjmaf3t
25 habe; bafj alle anbere ©cfchichtfchreiber, als oon einem SGöefen ber
Sinbilbung, non ihm fdjweigen: baS ift es, waS ich Dem ® on 21n=
tonio wiberfprechen mufj. 3d) weife nel)inlich fo juüerläffig, als mau
bergleichen 3)inge nur wiffen fann, bafj es aüerbingS einen 9ftaran=
jon gegeben, ber mit feinem oollftänbigen ©ejchlechtSnamen Wla-
30 ranjon n ©ran s $ara fn'e&, an welchen man hier wohl benfen
fönntc, inbem il)m bie (Sntbechmgen unb geograpf)ifd)e 93eftimmung
eines großem ©tridj SanbeS in Slmerifa bengelegt wirb, als nur
immer oon einem Seefahrer 31t rühmen ift; unb fid) biefer nehmtidje
oon ihm entbedte Strich SanbeS gerabe oon bem taasonenflufje ober
35 9Ka ranjon anfängt, greulich folgt barauS noch nicht, bafj biefer
glufj oon ilnn ben tarnen fyabe, weil idj in eben ber £luelle, bie
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BÜaranitm.
129
micf) öon feinen (Sntbecfungen unterrichtet, and) finbe, bafj er unter
gteidjem §imme( ofjugeferjr gebogen, unb er eben fo roof)l, ja nod)
efjer, beu 9tamen oon bem JJtuffe, als ber gfujj ben Kamen oon if)tn
ermatten fjaben fönnte. 9(ber fo tuet folgt bodf), baß baS Vorgeben
beS 3 arate nic^t fo gar ungegrüubet ift, atS eS $)on Antonio &
uns gern madjen möchte.
Unb jnjar roeijj idfj biejeS, mooon $)on Antonio nichts nriffen
mill, aus einem Keinen aber fefjr gfaubtoürbigen fpanifdjen $luffa$e,
roooon fidj eine §fbfcf)rift unter ben 3ttanufcripten unferer SBibfiotrjef
befinbet. @r entf)ä(t nemfidj, biefer Sluffajj, bie auSbrücflidje 93e= 10
fdjreibung ber @in Xaufenb unb 5t dt) t unb 3)renffig Sfteiten,
roefdje fid) öon ber 9Jcunbung beS SlmaäonenffuffeS an, füboftfidj um
gan$ SBrafiüen unb Sßarraguat) bis an ben Sfujj be fa $Iata er*
ftreefen, unb öom SOcaranjon t) ©ran *ßara entberft unb erobert
ju fenn gefagt merben. (5r ift öon einem ÜÖtanne oerfertiget, ber 15
Diele Safjre bie bafigen ©egenben bereifet ju fjaben, öerficfjert; unb
ift an einen 9D?ann gerietet, an ben man ausgemalte Unwahrheiten
motjl uicf)t f abreiben burfte, an ben ÜKinifter, ©rafen öon DfioareS.
9hm erfüllet auS biefem (entern Umftanbe fretofid), bafj er nid)t jur
3eit ber befagten (Sntbecfung fefbft fann gefdjrieben fenn. $lber um 20
fooiel unftreitiger müffen bodr) bie §fnförüdje beS benannten (ShttbetferS
gemefen fetou, wenn man nod) bamafS, als öon einer befannten <5acr)e,
baoou r)at foredfjen bürfen. 3)er Söerf affer nennet fidt) $ebro (Su*
b e n a , unb bie 3 uc *9 1lun 9 g W r if * an oen ©rafen oon D f i ö a r e S ift
oom 3at)re 1634. $)amafS Ratten bie §oIIänber orjnfängft SBrafifien 25
erobert unb fidj barinn feftgefefct. $ielfeid)t affo, bafj (Sub ena biefe
feine SBefdjrcibung öornefjmfid) barum mit an ben ©rafen oon Dlt=
oareS ridfjtete, um it)n mit bem Umfange unb ber SSMdjtigfeit biefeS
SBerfufteS befto befannter ju madjen, unb jur balbigen Söiebererobe*
rung beftometyr aufzumuntern. 30
2öaS fonft biefen $(ufja{3 beS GSubena anbefangt, fo ift er in
fefjr mifjficfjen Umftänben ber; unS erfjalten morben. $)aS <5öanifcr)e
Original ift fefjr fefjlerf)aft eoötret, unb bie alte $eutfcr)e Ucberfefcung,
bie fid) baben finbet, ift fo fcpler$aft unb faubermelfdj, bafj ber Ur-
heber meber baS ©paniferje, nodj baS $eutfdje, nodj bie @acr)en mufj 35
oerftanben fiaben.
£ e | f I n a , tamta$e Triften. XIV. 9
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5ur ®£|d)td)!e unb ItHeralur. Serfjper Beitrag.
©djmerlidj alfo, ba& id> eä ber SDcufje mürbe mertf) gehalten
(jaben, ifjn meinen Sefern in feinem Jansen Umfange oorjutegen, meun
mir nidjt nod) bettgefaüen märe, ba$ Uvtt)cit eine* funbigen SWanneS
barüber einzufühlen. Unb mer fonnte biejeg r)ier anberS fenn, als
5 ber $erfaffer ber oortreff liefen Söejdjreibung beS Öritttjdjeu
SImerifa? 3d) nuijjte, bafj biefer ®elef)rte feit geraumer $t\t an
einer ctfjnlidjen 93ejd)reibung be3 gejammten Sfmerifa arbeitet; nnb
roufjte, bafj ein fo forgfättiger ©djriftfteller uon feinem ©egenftanbe
lieber $u menig, a(3 jii uiel 1 getefen gu fyaben münfd)en mürbe.
10 &aum aber uaf)m if|n nnfer £>err 9Wtor £ e i ft e in bie §änbe,
a(3 er fogteidj erfannte, ba& mir, nad) fiaet unb SBarfäuS, nod)
biö ifct wenige ober gar feine nähere unb neuere SRadjridjten oon
SBrafUien l)ättcn, atö barinn enthalten mären. (§3 ift faum glaublich,
mie meit mir in ber $enntm| ber 9tmerifanijd)en fiänber, bie unter
15 ©panifdjer unb ^ortugiefifdjer $öotf)mäfugfeit ftefjen, feit anberttjatb*
Rimbert 3af)ren gurüd finb: unb bod) ift e3 roafjr. 92ur bie SBötfer
füllten bie SBeft befifcen, meiere bie SCöett ber Söelt bod) menigftenS
befannt madjen!
Hud) f)atte §err Seifte einen glüdlid)en (£infaü über bie $er=
20 fou meinet SJiaranjon; unb fafje überhaupt eine fo reidje (Srnbte
t)ou mausertet) uufcttdjen Stnmerfungen oor fid), $u melden bie nähere
(Srmägung be3 «Soauifdjen 3(uffa$e3, unb bie SBergleidjung beffelben
mit f)in unb mieber jerftreuten 9iadjrid)ten (Gelegenheit geben tonnte,
ba§ id) if)n erfitd)tc, fie inSgefammt auf baS Rapier $u merfen, um
25 in it)rer ^Begleitung jobann baS @au$c befto ftdjrer unb brauchbare**
an ben Sag ju ^ietjen.
(£r r)at bie ©üte gehabt, e§ 31t tfjun ; unb ifnn haben eS gröfjteu
meine fiefer fogar 31t oerbanfeu, baß ber Stuffafc fetbft, fomofjt
in feinem Örunbterte, aI3 in feiner Ueberfefcung, um ein üielcä lefer*
30 lidjer geworben. 33efonber3 r)at er in ber (entern eine Spenge Ungc*
reimtf)eiteu oerbeffert; 5. S. Ingeniös de Acucar, weld)e§ überaß
Urteil 3 uefer überfejjt mar, in gudermühlen oermanbelt, bie
e3 offenbar bebeuten: ob er fid) fdjon uid)t »ermißt, bergleidjen $8er=
gelungen alte gehoben 511 f)aben. $>enn einige berfelben, bie fetbft
35 einem, metdjer ber <Spradje nur ein menig mädjtig ift, fogleid) in bie
• [otfUetrf)t hodf nur oerfd)rif6f»i für) Heber 311 uiel, aU ju tueitig
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tilgen faden, fjat er auf meine Sßorbitte fielen (äffen, bamit eä bod)
nidjt an aßen (Spuren be£ alten SBufteS fefjle : unb anbere maren $u
tief üermebt, einem anbern 9)?itte(, als einer gang neuen Ueberfefcung,
treiben gu motten, bie fia) nidjt ber SJfttfje berfofmte. Unter jene ge«
r)ört ber 5e§(er, melier felbft auf bem Xitct ftcr)cn geblieben, burd)
ben ber alte Ueberfefcer aus bem notfjroenbig $ufammengef)örenben
tarnen 9Raranjon g ©ran^ßara jroet) uerfdjiebene Sßerfonen ge-
malt r)at, moüon bie eine SRaranjon unb bie anbere ©ranSßara
gefjeiffen. 1
> [$ier folgt aunddjft, in bei $auptfad)e »on (tyriftian Seifte bearbeitet, ber fpanifd)e Xegt unb bie
alte beiitfdj« Überfettung ber Sdjrtft Don Cubena mit ber Kibmung an 5Don »afpar be «u»man,
©reifen oon Ctittare», unter bem Boppeltitel:]
Diacripcion
de mll y treinta y ocho legaas de tierra
del etto de Bra*ü,
conquista
del Maranon y Gran Pard
per aus verdaderos rumbos,
y de setenta leguas que tlenne de boca el
Rio de las Amazonas, que esta en la linea
Equinoclal, y de quarenta y sels legaas,
que Menne de boca el Rio de la Plata, que
esta en treinta y sels grados de la banda
del sur de la dlcha Unea Equinoclal, como
todo se muestra a baxo.
8ef djreibung
ber S&nber t>on ©rafft
auf 1038 Steilen,
fo erobert unb erfunben finb toorben
[worben finb 1780]
oon
Sttaranjon unb 0tan $aro
burd) iljre rid)tige Seecompas,
wie aud) be« Stoffe» de las Amazonas, toetdjer
unter ber «equinocttoMünie Hegt, unb 70 «teilen
bat in feiner SRunbuna, mie aud) be« Stufte« d °
la Plata, fo 46 Keilen bat in ber TOünbung,
unb Hegt 86 «rab bon ber JBinie «equinoctial
gegen Silben, une aUe» mit mebrern folget.
[Daran fdjltegen fid}:] Sei $errn Rector Seifte [$iefe bier ©orte fegten 1780] Vnmerrungen über
oorftebcnben Spantfdjen «uffafr be» «ubena. l«m <Sd)(uffe bei »anbei fteljt :]«Botfe«büttel,
au» ber »inbfeitfdjen »udjbrutfereb, 1780. [feljlt 1780]
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Cnftoürfe
unb
rnttwlfenbef? Triften.
bcy 6cm (Eintritt öes 3afytes, von ber (Sleidjfyeit eines
3af}rs mit bem anöern. 1
£ie meiften aften <ßoeten unb 28c(tmeifen, Ijodföueljrenber .frerr
Söatcr, Ijabeu geglaubt, baß bic SSelt t>on Qafyxtn 31t ftafyren fc^fintmer 5
mürbe, unb in einen unuollfoinmenern 3uftnnb Herfiele. 2Bir fönnen
hieran nidjt giueifeln, wenn mir un* erinnern, ma§ ein <£>cfiobu3, ein
$(ato, ein Birgit, ein Duib, ein Scncca, ©attuft unb Strabo Don ben
toier Ottern ber SSctt getrieben fabelt, unb mic bcmüfjt fic gemefen mit
ben lebhaftesten färben bie gotbenen Reiten unter bem »Saturn, bie fit* 10
bernen unter bem ^lüpiter, bie fupfernen unter ben Halbgöttern, bic
eifernen aber unter ben jejjigcn SOicn^cn ab^ubitben. @3 ift amar ferner,
bic eigentliche Duette biefed finnreidjeu @Jcbid)t3 31t entbeden; es fann
fetjn, baß biefe Scanner etmad uom Staube ber Unfdjulb im ^arobiefe
gehört fjaben; cd fann feint, baß fie fctbft einmal bic fjettige Sdjrift 51t 15
fefyen befommen ^abeu, metcfye ifjnen Gtetetjentjcit ^u tfjren ftabetn geben
muffen. $>ad ift aber gemiß, baß it)rc gange (Sraälfjlung, fo artig fie
audj f fingt, ofjnc ÖJrunb ift, unb faum einer SJcöglidjfeit, gefdjmcigc
2öaf)rfd)ctntid)fctt är)nttdr) fietjt. Senn erftlid) cr&äljlen fie und fotdjeö
otjnc ©runb, oljnc Semeid, or)nc 3eugniß. $>crnadj ift aud) bic (Sr$ä> 20
Iung fctbft fo befdjaffen, baß fie Hon ber SBatyrljcit febr entfernt unb
feincä 33eifaHd mürbig 51t fetyu fdjetnt. 3§re fjodjgepriefcnen golbenen
Seiten finb ein bfoßed £>irngcfmnft. SSMr foUcn glauben, baß eitle unb
öerberbte ?0?cnfcr)en o^uc alle ®cfc|}c, meldje bod^ bic Seele atter nienfdj*
1 [Angeblich unueränbert nad) ber jefjt längft öcrfdjollenen #anbfcf)tift mitgeteilt in „©ottfyolb
epGtaim £effing« ßeben. nebft feinem nodj übrigen litterarifäen 9iatf|Iaffe. $erau*gegeben öon
Ä. ©. fiefflng. QtotUev Xljeü. SJerltn, 1795. 3n ber Soffitten BiKfcljanbtung. 11 <S. 103-118.
Der Äufiafc bürfte im fcejember 1742 ober »uobjfäfiiilicfyer eeft 311 Vnfang bc$ Januar* 1743 ent«
ftonben fein.]
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136 •lüArofinfdjungBrtbf, ben bem eintritt be* 1743dm Jabu*.
litten Qtefeflfdmftcn finb, meife, tugenb^aft nnb gtücftid) gelebt haben,
©ollte bicS mof)l möglidj femt? 2öir fotlen 11118 überreben (offen, baft
eine tiefe Unmiffentjeit, eine rait^e ßcbenScirt, milbe Sitten, eine unadjt-
fame nnb foule äJcufce, unangeboute gelber unb (Härten, müfte (Sinöben,
5 armfetige Kütten unb #öl)len, nadenbc Seibcr, eine cleubc unb tjarte $oft,
ein Langel alles Umganges, otler Söcqucmlidjfeiten unb oller Ännefnn*
lid)feiten, bic maljren 2Hcrfmaf)te ber glütffcligeu unb golbenen fyiten
gcroefen finb. 2Bir fotlen un$ eiubilben, als lebten nur jefct in ben
eifernen, f^limmftcn unb etenbeften 3eitcu, bo nur bod) 0^0115 offenbar
10 on unfern Sohren mehrere 9)ierfmnljtc ber golbenen Seiten mafjrnefjmen,
als jene Gilten gehabt Ijaben. $enn biefcS ift unftreitig eine golbene,
ober bie gtücffetigfte Seit, in meldjer man bie meiften unb beften bittet,
unb bic menigften £>inberniffe finbet, bie maf)re 3ufriebenhcit ber 2Ren*
fdjen, bic allgemeine SBotjlfaljrt unb bic ttoHfommene ©tütffeligfeit Silier
15 nach SBunfdje gu beförbern. ©ie bürfen aber nicht mebnen, 93. , als
menn biefe finbifdjen $orurtl)eiIe unb abgcfdjmatften ^rrt^ümer mit un*
feren uralten $Borfal)ren alle mären begraben loorben. 9cciu! mir finbeu
nud) unter un£ einfältige, fdjmcrmütljige, mifjüergnügte unb unbanfbare
£eute, meldje ifjnen felbft unb anbern mit ben ungerechten unb ungc=
20 grünbeten otogen befdjmertid) fallen, ba& bie 9ftenfc$en mirflich jefct in
ben eifernen Reiten lebten, bafj bic Söknfchcn bon ^a^re 51t Qafjre fc^lim»
mer mürben, bafo bie SBelt fich ^u U)rem oölligcn lintergange neigte.
@o Dielet ÜRittcibcn idj mit beu finbifdjen ftlagen ber ©cfjmacf)f)ett ^abc,
fo gemif} getraue ich mir boct) jefct bei meinen fd>roadjen Gräften gu er-
25 meifeu, bafc eigentlich eine 3eit oor ber anbern feinen *Bor$ug ^abe,
fonbern, ba§ ein 3at>r beut anbern OöHig gleid; fei). $>ie $eit ift eine
Drbnung ber Sttnge, bie in ber Sßelt auf einanber folgen ; fic mirb burdj
bie Drbnung unferer ©ebanfen begriffen, meldje fid) bie ©aa^en balb als
Oergangene, balb als gegenmärtige, balb als auffiufttgc oorfteUen. 2We£
30 ma§ itaa^ unD "0$ gefdjieljet, gefdjieht in ber ßeit. (Sin 3'al) r ift ein
Xheit ber Qcit ; biefer Xtyit ber $cit mirb balb nach feiner ®röfje, balb
nad) fetner $cfd)affcnf)eit betrautet, nachbellt c3 entmeber 0011 ber SDcef}-
fünft, ober oon ber 9^aturtct)rc, ober (Sittenlehre befdfcjrieben mirb. ©ei
ben äKeftfünfttern fjci&t ein Räfyx biejenige Seit, ba bie 8onne bic gange
35 ©ommerftra&e burdjlaufen hat, ober eine gemiffe Steide auf einanber fol-
genber Sage, 2Bod)cn unb Stfonatlje. ©ie hören gleich, £. bafj bie
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O&iüthroünfrfjungÄtebe, ben bem QEinfrttt be« 1743P*n 3af>rt8. 137
SRefjfünftler ba£ Qaljr nur nad) iljrer 1 ©röfje betradjten ; fjier aber werbe
td) nic^t ben geringften Söiberfprudj besorgen bürfen, toenn id) fage, bafe
ein Satyr bi$ auf einen geringen Untertrieb fo groft feto, mie ba$ anbere.
(Sin SRaturoerftänbiger hingegen öerftc^t burd) ein Qnfyr biejenigen SBir*
hingen, loeldje bie SRatur einen Stützing, Sommer, £erbft unb SBinter 5
Ijinburdj fjerbor$ubringen pflegt. Gin Sittenleljrer aber rebet im ber-
blümteu SBerftanbe, wenn er ein Qo^r gut ober böfe, gleidj ober ungleich
nennet, Gr bcrftefjt baburd) bie guten unb böfen 3ufäHe, bie guten
unb böfen £anbfungcn ber 9Henfdjcn, meiere bie atoölf 9Honatfje fjtnburd)
gefd)etjen finb. Sic fönnen leicht ermeffen, §. bafj tdj tn'er bie 10
3oljre alä ein Waturfünbtger unb Sittenletyrer aufelje, iuenn idj $u be=
Raupten fudje, baf$ eins bem anbern gleich fei). Sie fönnen nud) leidjt
einfetyen, bafe in biefem SBerftanbc ein ^ialjr bem anbern glcidj feü, wenn
ti einerlei) Gräfte unb SBirfungcn, einerlei 3 lt fötte, einerlei $anb(ungen,
einerlei SCbfidjten unb bittet mit bem anbern aufauiueifen l)at. Unb, o ! 15
luie leicht nurb mir eä fenn, bie OHcid)l)eit ber $af)xt 5 U erroeifen, ba
td) ben beutttdjen 3lusförud) ber gefunben Vernunft, ba3 göttlidje 3 eu 8*
nifc ber fettigen ©d)rift, unb ben unbermerflidien Beifall ber (Srfaljrung
auf meiner Seite fjabe. SRiemanb läugnet, bafe Gtott ber Schöpfer biefer
SBelt feö; niemanb läugnet, bajj ©Ott bie 95Jelt feljr gut erfdjaffen Ijabe; 20
niemanb läugnet, bafj fet)r gut fettn, eben fo üiel fjeifee, als in feiner 5trt
bie größte SBolIfommenljeit befifcen. £at aber bie SBett in iljrer Art bie
größte *Bottfommcnf)eit , fo werbe id) ofjne Söebenfen fagen fönnen, baft
aHeS was in ber SEBett augleid) ift unb auf einanber folget, mit einanbei
äbereinftimmen müffe ; unb bafj bie SBett, fo fange fie nad) bc£ SdjöpferS 25
SBiHen SBelt bleiben fott, feine .£>auptüeränberung leiben fönne. $enn
hierin befielet eben bie luefentlidje SSortfommenljeit eines $inge£. ©e-
fdnefyet nun in ber SBelt feine #auptberänberuug ; ftimmt in berfelbcn
alles mit einauber überein: fo ift nichts leidster, nid ben Sdjlufj 311
machen, bafj aud) bie ^aljre in ber SBelt mit einauber übereinftimmen, 30
bafe eins bem anbern gleidj feön müffe. ($bcn fo, mie man nur Diejenige
Utyr boHfommcn ju nennen pflegt, in welajer eine ÜBinute, eine ©tunbe,
ein $ag mit bem anbern genau unb richtig übereinftimmt. tiefer 93c*
toeiS führet midj uubermerft $u einem anbern. SStr loiffen unb empfinben
e$, bafj ©Ott nid)t allein ber Sc&öbfcr, fonbern audj ber Crrljalter aller 36
1 (»o$l oerfdjrie&en für] [einer
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138 ©lürfmjünfdjuitgartbt, btrj brm Cinfrilt bta 1743B** Jaljrfs.
$)ingc ift. erhält aber bcrfelbc bic SBelt burd) eine Spenge gehriffer
Gräfte, meld)e er berfetben anerfdjaffen f)at. Mein 1 biefe Gräfte finb
nod) in eben ber 2Wenge nnb 33cjct)affcn^cit bortjanben, aU fte im Slnfangc
ber Söctt getoefen finb. Sie finb nod) in eben ber ÜRenge ba, fonft
5 müßten fte fidj enttueber felbft berminbert fyabcn, ober Gtott müfttc fie
burd) feine ?Wmacf)t in tfyr borige« 9ftd)t3 bermanbelt fyaben. $)a« erfte
ift ntdjt möglich, toetl biefe Gräfte nic$t bie 5fllmacf)t l;aben, bic gu ifjrer
Vernichtung nötfjig märe. $as anbere aber ift nidjt glaublid), roett man
ntdjt ben geringften (Mrunb ber 3Bar)rfct)cin(icr)fcit angeben fann, bafc (Sott
10 bicfelbeu berminbern mollen, unb aud loa« für einer 9(bftd)t er fo(cr)ed
getfian Ijättc. ©ie finb and) nod) in eben ber ©cfdjaffcnfyett borfjanben ;
fonft mürben fie anbere ©irfungen Ijerborbringen müffen, meldje« ber
©rfafyrung miberfpridjt. Sinb atfo alle fträfte, moburd) (Sott bie SBelt
in iffrem SBefen erhält, fomoljl in ibrer SRcnge aU 93cfd)affenl)eit aunod)
15 uorfmnben, fo muffen fie aud) mirfen. Sonft mären fic ofjne SRufcen unb
oljne abfielt ba, meiere* ber SBei^eit (Motte« pmiber tiefe, $a fie
müffen audj SBirfungen Ijerborbringen, bie ifjncn gleid) finb; fonft t)ätte
fidj if)re Söeföaffenfjeit beränbert. Bmcifcft atfo niemanb baran, bafc bom
5lnfange ber Söclt bte auf unfere Sage einerlei Gräfte unb einerlei SBir*
20 fangen berfclben geroefen finb ; o ! mer rooflte bo<$ 93ebenfcn tragen, ficfjer
31t fd)liefjcn, e« müffe au<$ ein Safjr bem anbern glcidj fenn ; roeit ein« mie
ba« anbere einerlei Söirfungen, einerfei Gräfte ber 9catur auf$un>ei)en l)at.
Sic belieben nunmebr midj mit £cro gütiger Slufmcrffamfcit meiter
3U begleiten. £ie 3)cenfd)en fyaben ifyre Statur, it)rc 5Jcenfd)lidjfeit nie*
25 mal« beränbert unb abgelegt; bic heutigen Ginmofyner ber SBelt befinbeu
fidj in eben ben |>auj>tumftänben, in meldjen if)re erften Sätcr bor fünf*
taufenb ^a^ren ftanben. Sie fyabcn nodj eben bie mefentlidjen Sljcilc,
eben bic Seele, eben ben Scib, eben ben SBcrftanb unb SBiHen, eben bic
£>auptneigungen, eben bie ÜDcänget unb SBottfommcnfyeitcn, eben bie Slb-
30 fidjten, marum fie ber Sdjöpfcr in bic SBelt gefegt, eben bic ÜKittet,
bic iljnen Ötott jur ©rlangung berfelben gegeben, eben bie $inberniffc
unb bn« SScrberbcn, eben bic SBcge jur 2Bei«ljeit unb Ifmrfjcit, jur
Xngenb unb pm ttafter, ^ur 9inl;e unb $ur Unruhe, gur QNürffcligfctt
unb öerberben, meiere jene erften Sefi^cr ber Grbe Ratten, ^ft c« aud)
35 gtaubtic^, ^. SS. f bafe einerlei Samen unterfd^iebenc Ofriic^te trage, bafj
1 «ae [So^monn]
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©liiAroünfrfjimgarebe, bei; beut Guüritt bea I743fl«n 3aljrt0. 139
einerlei Duetten unterfdjiebene Sönffer f)erborbringen, uub ift e« audj
maljrföeinUd), bafj au« einerlei guten unb böfen ^er^en, au« einerlei
guten unb böfen Slbfidjten unb Mitteln, au« einerlei guten unb böfen
93emegung«grünben, unterfdjiebene gute unb böfe #anblungen, unb aus
biefett nrieberum untcrfdfn'ebene gute unb böfe Befalle entspringen fönnen? 5
3$ meife e«, ©ie geben mir gerne SBeifatt, tuenn id) fage, bafc bie #anb-
lungen unb Bufätte unferer jefct lebenben 93rüber unb untrer uralten
SBorfafjren bi« auf einige feljr geringe Sßebenumftänbe eine fef)r genaue
®(eid$eit f>aben, mir mottten und benn bereben laffen, bie SRenföen
hätten jefct aufgehört, SRenfdjen $u feim. ©ie ertauben alfo, baf? id) 10
meiter fdfjliefce. ©inb bie guten unb böfen Umftänbe, Neigungen, $anb-
tungen, unb Bufälle atter SJienfdjen, fie mögen leben mo fie motten,
einanber gleicjj; fo werben aud) bie Safyxe, in benen fie leben, unb in
meldjen fie gefdjefm, einanber gteidj fetju. $d) behaupte biefe« um fo
oiel meljr, ba idj einen Beugen auf meiner Seite fyabe, melden $ero 15
ÖMaube unb tfrömmigfeit nidjt bermerfen fann. @in Beuge, burd) ben
ber ©eift ber SBafyrljeit rebet, ber Äönig, beffen 8Bei«f)eit nir^t nur efje*
mal« bie SBett betouuberte, fonbem meieren audj nodj jejjt ^ubeu unb
Triften in tiefer Gfjrerbietung bereljren, ein ©atomo, burdfj meldten
und ®ott ben *ßrebiger aufeeidmen taffen, berfidfjert und eben biefe«*). 20
2Ba« ift e«, fpridjt er, ba« gefdjeljen ift? (Sben ba«, ba« Ijernadj ge-
fdjeljen wirb. 2Ba« ift e«, ba« man getrau Ijat? (Sben ba«, loa« man*
djer nodj mieber tljun mirb; unb e« gefdf)ieljet nichts neue« unter ber
(Sonnen. ©efd)iet)et audj etma«, badon mau fagen mödjte: ©ielje, ba«
ift neu? 3)enn e« ift jubor auclj gefdjeljn in ben borigen 3eiteu, bie 25
bor un« gemefen finb. Srann id) uid)t fjierau« red)t fidler fajlie&en? ge-
fdt)tet)et nidfjt« neue« unter ber ©onnen, gefd)ief)et in unferen Seiten
nidjt«, ba« nidjt fdjon in ben borigeu Reiten gefdjefjen märe; t^ut man
in unfern Sagen nid)t«, ba« man nict)t fd^on in ben borigen Sagen ber
Söett getljan $ätte: fo muffen aud) bie %af)te, in meldjen e« gefdjieljt 30
unb getfjan mirb, einanber gleich feton. $odj fottte ficf> audj jemaub fiuben,
melier fidj nidjt fdjeuete, Vernunft unb ©djrift in -Steife! ju $ief)en,
fo mürbe fidj bod(j niemaub getrauen fönnen, ber ©timme ber ©rfa^rung
roiberffercdfjen. 3Kan tefe nur bie alten unb neuen ^efi^id^ten, meldte
gefdjidte unb rebüc^e SWänner mit ©orgfaft aufgezeichnet ^aben; man 35
*) $teb. @a(. 1, 9. 10.
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140 CßhMroünfdjungerEbe, ben htm fcintriU be« 17431*"» JJafjre«.
{>alte fie gegen einanber, unb man urttjeile itnpartf)eü)dj. SBirb matt
ntc^t gcftefycn muffen, baft un$ in beiben einerlei ^Bewegungen unb 2Bir*
fungen ber 9tatur, einerlei gute unb böfe #anblungen ber 93?enfcr)en,
einerlei gtüdlicfye unb unglürflidje gufälle unb ^Begebenheiten borgeftetlt
5 merben? SBerbcn mir ntct)t mit Ueber^eugung aufrufen muffen, c$ ge-
fct>ier)et nid)t$ neues unter ber (Sonnen; barum ift ein Satyr bem anbent
gleicfj! 3a ia? frage eud), tyr »rüber, bic ityr jefet burd) GtottcS Qmabe
ein neue* ^atyr 311 leben anfangt, fpredjt felbft, ob in bem bergangenett
3afjrc cttuaS üorgefatten, geftfjefycn oetfjan fetj, tocldjeS nid^t aud) in
10 ben üorigen klagen gcfd)ef)eu, unb in ben fiinftigen ^atyren fidj ^tragen
tuirb? SSBcnn es gleid) utcr)t in uuferm SSaterlanbc, in unferm SMttljeile
gefdjeljen ift ; benu bei biefer 93etrod)tuug muffen mir bie SBelt als einen
Ort aufeljeu. SBirb mau a(fo nict)t aufrichtig geftetjeu müffen, ein ^atyr
fen bem auberu gleid), meil Vernunft, @djrift unb Grfaljritng fyier ju-
15 fammen treten, unb foldjeS cinftimmig oerfidjern. $od) icf) fann leid)t
öorau3fef)en, bajs meine Sflcinuug bei (Einigen SBiberfprud) finben hrirb.
9Wan toirb mir eitnoenben, baß nid)t ein ftafyr bem aubern gleidj fetm
fönne. 9flan tuirb mir bie SBunber ber göttlichen SHImadjt entgcgcnfcjjeu,
meiere gewiffe 3af)re oon ben aubern unenblid) unterf Reiben. 9Nan toirb
20 bie Saubplagen 311 SBetoeifen anführen ; man toirb fict) auf bie Reiten ber
Barbarei berufen. 90can mirb ben 2(u$fpruc§ eines erleuchteten Paulus
entgegenfefcen, toeldjer oorljer gefagt *), bafj in ben legten Sagen gräuliche
Reiten fommeu werben. Mein alle biefe 3»oeifel werben wegfallen, wenn
man erwägt, ba& ici) fjier nic^t Oon ben aufterorbentlidien SBirfuugeu ber
25 9tttmadjt Gwtteö, weldje fetten gefdjefjen, fonbern Don ben orbentlid&eu
SBirfungcu ber 9catur rebe. SBenn man oorauSfefct, baft id) nidjt Don
einjetnen Reifen be3 ©rbbobenä, fonbern oon ber ganzen Söelt überhaupt
fprcdjc. Unb id) rebe mit ber (Srfatyrung, toenn idj behaupte, bafj faft
fein 3af>r ju finben, in weldjem man ntdjt in einem Xtjeile ber SBelt
33 ben SlufaK ber Saubplagen empfuuben Imbe. $enn aurf) biefe fiub SJcittcf,
woburd) bie toeifeftc SSorfefmng Rottes bie SBett in ifjrer SBolIfommenf)eit
^u erhalten pflegt. $ie ©arbarei I;at aud) feine |>auptueränberung in
ber #eit gemalt. $ie ©rfaljrung behauptet, bafc biefetbe nur in gc-
miffen Reiten ber SBelt getycrrfdjt, fo tauge faft bie SBelt ftefjt. 2Ba$
35 cnbtid^ baS 3eugni§ beS ^eiligen ^auTuS anlangt, fo toiberfprictyt baffelbe
*) 2. £imotf>. 3, l.
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©IürfuuünrdjmtgBrebe, bei; b*m (Eintritt be* 1743P*« Jaljre». 141
meinem Sofce nicf>t. $>enn ber Zeitige ©efanbtc (Rottes faget nichts
mefjr, als bafj bie Jage beS neuen SöunbeS eben fo wenig als bie £age
beS arten JeftamentS bon alten ^rrtljümern, Softem unb böfen äKenfcfyen
frei fetin mürben. (£r führet aud) (auter foldje Safter an, bie nidjt neu,
fonberu alt finb, unb meldje er fdwn in bem Anfange feines SöriefeS au 5
bie Börner beftrafet. $ura, SimotfjeuS mirb bou ifym ermahnet, bcrglet-
djen lafterljafte 9flenfdjen p meiben. $arum müffen fie ju JimotfjeuS
Seiten gelebt f)aben. @S bleibt alfo babei, baß ein %af)v bem anbern
gleid) feto. 3ft biefed roatjr, o mie menig ©runb bleibt unS noef) übrig,
bie Xage unfererjöäter als bie golbenen, bie beften, bie glücffeligften mit 10
neibifdjen klugen anaufeljen unb mit feufaenber Stimme aubeni anaupreifen!
SBarum freuen mir uns nid)t, mifcbergnügte SBerläumber unb unbanfbare
93eräd)ter uuferer $af)re 311 fetin? SBarum fdjreien mir biefelben als
eiferne, als fdjlimme, als unglütffelige Reiten aus? SBarum feufaen mir
fo ängftfief) boller Unaufricbenfjeit naaj befferu Reiten? ba bod) unfere 15
Sage buref) ©otteS meife Öiite beffer finb, als mir fie berbienen, unb
eS nur an uns liegt, bafj mir biefelbeu nid&t beffer gebrauten unb uns
iju 9lufce machen. Söarum fjoffeu mir ofine genugfamen ©runb? SBarum
laffen mir unS enblicf) nidjt als bernünftige SRenfdjen ben fjciügen SßiKen
©otteS, feine meife Einrichtung ber SBelt, feine meife ^Regierung ber $eit 20
in aufriebener (Maffentyeit gefallen, unb bebienen unS ber Siafyre, bic
unS bie meife SBorfefmng gönnet unb bie für uns atleaeii bie beften finb?
So mie eS unfere ©emütf)Srul)e, bie allgemeine Sßofjlfaljrt unb unfere
(Slfidfeligfeit erforbert. ®luge Stiften, glücflitfie Seelen, bie fidj in bie
3eit fanden miffen ; unglüdüdje $f)oren, meldje oljnc 9?otf) flogen unb 26
olme (Srunb t)offcn ! Sie, Ijaben nunmehr mieberum ein Qafjr
geenbet, baS bem borigen gleid) ift. Sie fyaben burdj ©otteS ßmnbe ein
neues angefangen, bei bem icf) fcr)oit im SßorauS fo biet 31er)nlic^feit mit
bem bergangenen unb aufünftigen erblicfe, bafj ict) faft 93ebenfen trage,
baffclbe ein neues 3al)r au nennen. S)aS alte %afyx mar boH bon ben 30
e^rmürbigen SBunbern ber SöeiSfjeit, 9Hacf)t unb ©üte ©otteS, beren Sie
unb alle bie Unfrigen erfreute Beugen finb, unb baS neue mirb baran
nid)t leer ietin, mie mir ficfjer r)offen fönnen. $ie Strafte ber 9?atur finb
auf ben Söinf ber f)öd)ften SBorfcfmng im bergangenen Saln-e gefdjäftig
gemefen, alles reidjlid) tyerboraubringen , maS aur örljaltung ber Söelt, 35
unfcreS SBefenS unb 893of)lfetinS bient. Unb fie merben in bem gegen-
142 tJMümmünrdronasrebe, bei; bem «intriff bea 1743»*« Jahre«.
wärtigen, tuenit e« @ott gefällt, nicht 9)cufje (jaben. 35a« jwei unb
öicraigfte 3a(>r biefe« ^o^r^unbcrt« ^at und überflüfeige bittet angeboten,
bie ()0^en ftbfidjten unfere« <Srf}öpfer§, weswegen wir (eben unb ba finb,
ju erfüllen. Unb ba« brei unb oier$igfte wirb gegen un« Unwürbigc eben
5 fo freigebig fetm, wenn wir e« erf ernten wollen, unb e« an nicht« fehlen
(äffen, wa$ 511 unferm unb ber ganzen menfehlichen ©efellfchaft heften
bienet. |>atte ba« Oorige £*at)r feine plagen, bie un« ber ftarfe 9lrm be«
$öchften überwinben half, fo wirb auch ba« jefcige ju unferer Prüfung
feine Uebel ^aben. 3)och getroft, wir finb in ßtotte« #anb! ^efct oer-
10 ehre ia) bie allerhöchfte SRajcftät in tieffter $emutt), unb banfe ihr mit
ber reineften Regung meiner Seele für alle« ba« (Stote, ba« fie bie SBelt
unb un« h a * genießen (äffen, unb Welche« fie un« fernerhin, wie mich
mein ©laube üerfichert, erzeigen wirb. preifc nebft $frntn bie Weife
unb mächtige Siebe be« höchften Regenten, bie £eit, unb auch unferc Sage,
15 bie gegen 1 un« ftet« neu ift, unb niemal« alt wirb, mit üergnügtem
unb aufriebenem £er$cn. 3<h wünfehe enblich mit ber SRebtichfeit unb mit
bem Gfifer, ber Triften gebührt, ber (Seift bc« ^>öd)ften Wolfe un« alfo
regieren, bafr wir un« ©otte« SÖiKen allezeit gefallen (äffen, bafj wir bie
beftänbige SKifcfjung fce« (bitten unb S3öfen bon feiner $anb alfo an-
20 nehmen, bafj wir babei Weber übermüttng noch ((einmütig Werben, baf?
wir bie Gräfte unb SBirfungen ber 3Be(t alfo gebrauchen, bafj wir fie
nicht mi&braudjen, bajj wir bie Littel $u unfrer Seelenruhe unb unfrer
Ölücffeligfeit unb ber aagemeinen Söot>lfo^rt fo anmenben, wie e« bie
(£f)re nnfer« ."perrn erforbert. 9)cir wünidje ich bon 3h nen in N c f cm
25 Safere gleiche ßiebe, gleiche« ©ebet, gleiche SSorforge, gleiche Sreue unb
gleichen iöeiftanb. Qfd) oerfprechc Shnen bafür gleiche fcanfbefliffenheit,
gleiche (£r)rcrbictung, gleichen ®et)orfam, g(cid)e Regierte, Slmen Ö e f fl T(ig
Sil werben, gleichen (Sifer, Öott für fcero 2Bohlfenn an^uflehn. So werben
Wir in ber f£lmt erfahren, bafj wir in ben go(benen 3eiten (eben, bafj ein
30 3°h r bem anbern gleich ift.
* [ippty »frbrurft für] bie olle 3*it, unb aucf> unfere taqe, qtqtn
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Vorträgt, in tier Jürpenfrfjule \u Beißen galten.
143
Borfräge,
in ber Jfärßenfdjule \u IBeißen gehalten.
1745-1746.
De uitae breuis felicitate. 1
De Christo, Deo abscondito.»
Quid actum in Germania de re sacra sit
A. C. MDXXXXY.3
De Mathematica barbarorum. 4
' [3Jadj bem 9feItorat«albura ber ©djule ju Weißen bjelt am 9. September 1743 griebrid) Xraugott
SBefjfe in tateinifd)er «rofa feine HbfcbieMrebe ,do caasis longaeuitatis primaenorum homi-
num". „3fim refponbirete uernacula norsa 9 o 1 1 6 o I b S p b. r o t m £ c fs i n g Camentlanus
d o aitae breuis felicitate." Sgl. $ermann «cter, S5a* Urtunblicbe über ©. (S. lief fing»
Äufcntljalt auf ber SanbeSfdjule St. Äfra 1741—1716, im «Crc^io fät liitteraturgefd)id)te, 0b. X,
6. 293 (fieipjig 1881). Die tfanbfdjriften famtlidjer Sdjulauffäfce fiefflng« au» bei SReifiner Bett
fmb berloren gegangen.]
1 [Hn bem auf ben 16. Januar 1746 bcrfdjobenen ©eib>adjtsfeftactu» „perorierte" JBeffing in latei«
nifcfjer «rofa de Christo Deo abscondito. «gl. «eter a. a. C. ©. 298 f.]
* [«ei einer fdjon für bcn Anfang bc* Xejember» 1745 geplanten, bann aber auf ben 9. ffltärj 1746
(,ad diera igitur VIII. Id. Mart., qui nonus hulus raonsis erit") oerfcbobenen Schulfeier, ju
ber fteftor ©rabner in einem lateinifcfien Programm über 3ob. ©g. fBad)ter« „Glossarium
Germanlcum" einfub, blatte fiefftitg „prorsa uernacula" über bie ttrdjltdjen «orgänge in $eutfd>
lanb mabrenb bei Saljre« 1545 ju fpredjen. «gl. «ßeter a. a. 0. 6. 294 f.]
* l$(m 80. Sunt 1746 hielt £effing feine VbfdjiebSrebe ,de Mathematica barbarorum" in tateini»
fcb>r «rofa. «gl. «cter a. a. C. S. 802 f. £a foldje SReben bamalt nidjt niebergef abrieben in ber
Sdjulbibltot&er aufbewahrt mürben, fudjte S. Silier fdjon 1841 bergeben« nad) ber $anbfchrift.
Vorarbeiten für biefe «bfd)icb«rebe fanb ßarl fieffing (®. <S. fieffing« fieben, «erlin 1793, Xeil I.
S. 39; noch in jtuei nachgeladenen 3Ranuftripten feines «ruber«. K $a« erfte ift eine 2>eutfche lieber*
fe&ung be« 2ten, Stcn unb 4ten «udj« be« CuHibe», unb ba« anbere betrifft bie «efdjidjie ber 3Na-
thematif. »lau fleht aus beut leßtern jugleid), bafs er aud) bie gelehrten Leitungen auf ber Schule
gelefen, unb fieb mandje Wnctbotc barau« gesogen." Much biefe «orarbeiten froh &t berftboDen ;
tuahrfcheinlich mürben fie nad) bem lobe ftarl ßeffing« 1H12 mit aubern «apieren au« bem Stach«
lafie feine« «ruber« berfchleubert.]
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144 ^bljanblung oon ben Pantomimen brr Jtlfcn.
oon bin
Pantomimen ber Mim. 1
§• i.
5 (£3 werben toenige oon meinen Üanbe* beuten feon, luctc^e nid)t
je^o ba§ SBort Pantomimen nnjefjtidjemafn' gehört nnb felbft follten
im SHnnbe geführt haben, olme oielleidjt toifcen toaS c3 eigentlich be-
bente. Unb mer mein ob fterr Micolini felbft ben magren begriff baoon
mag getauft fyaben, fonft mürbe er uns tootjl fcr)njer(ic^ feine ftummen
10 ^ofcenfpiele unter biefem tarnen aufgebrungen Ijaben. $od) \oad nrirb
er fief) barum inet bef ümmern ? £>at er bod) überall feinen ©nbatoeef er*
1 [Sie erfte Anregung ju ber ttbbanblung Don ben Pantomimen ber Blten fällt Wohl in bie Sahre
1747 unb 1748, in benen fticoltni mit feinen »tnberbaBetten in fieipjig Huffeben erregte ; ogl. in
biefer «uSgabe 8b. IV, 6. 13 unb 9b. V, S. C8 f. »adj ber erßen biefer beiben SfeBen fdjetnt
tl fafr, als ob fieffing fdjon im «Sommer 1748 eine fofehe ttbhanbtung geplant, bie Ubficht bann aber
wieber aufgegeben unb bis jum Wära 1749, als er eine Hamburger Schrift aber ben gleichen QltQtw
ftanb in ber Boffifdjen Seitung befbrad), nic^t wieber aufgenommen hätte. Sur Wirtlichen Hu*'
führiing fdjritt fieffing Wohl erft, all er fich in ©erlin einftlicber mit bem (Bebanfen beschäftigte,
fid) um eine ©teile an ber Vöttinger Uniberfltät ju bewerben, alfo im Äpril 1749. Sie Ubbanbiung.
foßte ba*u bieneu, Ihn bei ben «ottinger (Belehrten »urbig einzufahren. Sie Hrbeit baran fdjeint
fid) mit mancher Unterbrechung bis gegen CEnbe beS 3oljreS 1750 hingezogen ju haben. Wodj am
8. «owmber 1750 oerfbradj fieffing feinem Bater, um ihre Bollenbung fid) iu bemalen, «m 8. %t-
bruir 1751 aber äußerte er fid» ganz unb aar ablebnenb aber ben «Öttinger Blan. Santa!« ober
fdjon etwa* früher wirb er alfo auch bie Ärbeit an ber fär (Böttingen beftimmten Vbhanblung enb«
gültig aufgegeben hoben. Beröffentlicht würbe ber unooBeubete Vuffafe juerft mit mehreren fach*
liehen, ft»raa>(ia)en unb orthograbhifthen Snberungen, bie für bie testfritif wertlos finb, oon Jearl
fieffing im aweiten Seil oon (9. <&. fieffing« „Sheatra(ifa>em »Jcachlaf»" (Berlin, bei Sbriftian grieb-
rid) Soft unb Sohn, 1786), 6. 288—244 unb im jweiunbawanjigften Seil feiner fämtlichen Schriften
(Berlin 1794), 6. 843—258. Ser fofgeube «bbrud beruht auSfchltrfjlich auf fieffing» eigenh&nbiger
$anbfd}rlft, bie auä) oon fiadjmann nnb ben fpäteren Herausgebern nicht ganz genau unb Itttrenlo*
mitgeteilt worben ift. Sie befinbet fich in ber BreSIauer Hniglichen unb llnioerfitätSbibliothet,
umfaßt, abgefehen oon bem Sitelblatte, 29 Seiten 4* unb ift auf bännes, vergilbte« Büttenbabier
mit Deutlichen unb feilen Bügen gefdjrieben. Sie weift mehrere, »on mir boBftänbig mitgeteilte
«orrefturen bes Berfaffer* auf. fieffing« (Entwurf ftüfet fleh großenteils auf bie Schrift „De ludis
acenicis miraorum et pantomlmoram" oon Wüolau« CaBiad)iu£, bie 1718 311 $aag im {Weiten
Banbe beS „Novus thesaurus antlqnitatum Romanarum" «on V. $. be SaBengre, S. 699—768
erfd)tenen war. VuS ihr mertte fidj fieffing namentlich auch mehrere ftitate an, bie er erft fpäter
nadjjufdjrageit gebaute, borläufig alfo noch nicht auf ihre (Benauigleit prüfte; einzelne fd)rieb er
aua) felbft unrichtig ab. Qm folgenben Vbbrud ftnb biefe Irrtümer, fowelt itff fte nad)weifen tonnte,
fämtlich oerbeffert.]
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JUbljanbluna von ben Pantomimen ber mhn.
145
langt. Unb er ift e« mertf), ba§ er itjn erlangt t)at, ba er auf eine fo
anlodenbe 9lrt fid) bie SReugierigfett unb ben läppifdjen (Sefdjmacf ber jcjigen
3eiten jinnSbar 511 madjen gemuft f)at. $odj mit feiner unb aller berer
(Srlaubnift, welche iljn bemunbert fjaben, behaupte td), bafc feine Meinen
Slffen nid)tS weniger, als Pantomimen, finb. 1 @r barff belegen eben 5
nicfjt auf midj böfe mcrben, benn id) ftefye if)tn bafür, bafc er biefer 9lii'
merfung falber 2 gemijj feinen einzigen 3ufc$auer weniger befommen tuirb.
3)enn td) $meiffle fef)r, ob einer oon benen, bie ifm fo offt befugt fyaben
unb nodj befucfjen roerben, 8 meine Wbfjanblung lefen mtrb. 9Jad> bem
©cfc^mafe biefer Herren unb Tanten mirb fie fool)t nidjt feun; bie e$ 10
oielleicfjt lieber fct)n mürben,* menn id) einen (£ommentar über bie ©e*
burt be* SlrlequinS ober über ben fjinfenbeu Xeuffel fdjrteb, unb ilmen
barinnen bie frönen SSermanbtungen, bie tticbltcfjen Pofituren unb ben
funftreidjen 3ufamment)ang be3 ganaen 5 Stüdes auf bie lebljafftefte Art
öorftcllte, ol$ ba& icf) fie mit alten ©r^e^lungcn bcrgnügcn miß. Unb 15
gefejt aud) id) 6 mürbe oon allen gelefeu, unb gefegt aud) er mürbe mit
feiner Benennung oon allen auägeladjt, fo tan er fid) bod; geroifee 'Sied)'
nung mad>en, fo lange feine $unft ma$ neue« ift, baft e$ if)tn niemals
an einem üofleit «d^auplaje fehlen mirb. (£$ finb feine Pantomimen,
nrirb man allenfalls fagen, eS finb aber bod) Seute bie einem bie 3^it 20
auf eine ganj artige Slrt bertreiben. D menn ba« ift, Sßerbienft genug
für bie ljeutge Söelt! 3ft mof)I maä üerbrüfjlidjer al* «angemeile!
§• 2.
$cm ftaljmen nad) Reiften Pantomimen l'eute, roeldjeä alle« nad)*
afjmen. Unb eine rid)ttge 93efd>reibung gu madjen, meiere fid) fo mofjl 25
auf bie griedn'fdjen als römifdjen Pantomimen fd)ift, fo mareu c3 Seute,
meiere tanjenb alle Perfonen eines bramatifdjen StüfS oorftellen unb
jeber Perfon (£$arafter, Mffeften unb ®ebanfen burd) bie ©emegung ifner
(SHlebmafeen auSbrüden fonntcn(*).
(*) Cassiodorus variarum IV. epistola ultima. 3ö
Pantomimi nomen a multifaria imitatione nomen est. 7 idem corpus Her-
culem designat et Venerem, foeminam praesentat et marem : regem facit
et militem: senem reddit et juvenem, ut in uno videas esse multos, tarn
varia imitatione discretos.
1 lUrfprünfllic^ in ber $f. .] geroefen finb. ■ [Urfprünfllidi ■] bejjtneaen ■ unb noch, befueben
roerben fnacbtrclaltcb eingefügt] * rUrfprüngticb :) Unb fie würben ti »ielleicbt lieber febn, • gan<
je« l»erfdjrirben $f.] ' [Urfprängltdj :] fie ' f^a* Girat au« Gaffiobor ift oon fieffing frei um'
gebilbet unb babei ba« «Bort nomen au« «erfeben jtoeimal gefrfet »orben]
2 e f f i n a , famfflAe e*riften. XIV. 10
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146
JäbfjanMung von ben Pantomimen ber Mm.
§. 3.
Ten erften Urfpmng ber Pantomimen mü&cn mir betj bem Ursprünge
bc3 Xan3cn§ fudjen. £enn bic Säii^c ber 9((tcn brüeften alle ctma$ au3.
Calliaehius leitet fic bon beu Mimis fyer.
5 Salmas, in Not. ad Vopis.
Quid vero Ulis opponemu?, qui ejus inventorem Pyladem
perhibent? Interpretandi nobis sunt non refutandi: nam et verum
illi dixerunt, si recte eapiantur. Saltatio qualis 1 Augusti tem-
poribus in Seena versabatur, et quae post illa tempora passim vi-
10 guit, quaeque nihil amplius commune aut conjunetum habebat cum
C. atque T. sed seorsum in Orehestram veniebat, inventum pro-
cul dubio Pyladis fuit et Bathylli, res vero ipsa et ars illa, sal-
tandi modus, quo omnia, quae dicereutur, mautbus expediebantur,
quoque ipse etiam Pylades in sua saltatione usus est, longe ante
15 Pyladem nota Sccnae et in usu posita fuere; sed in Tragoedia
tantum et Comoedia et Satyris locum habebant: 2 nusquam enim
sola per se ante id tempus ÖQX^atg in Orchestra comparuerat.
Primus Pylades saltationis artem a. T. et C. separatam in Scenam
Latinam iutroduxit. 3
20 Tiefe* micbevlegt Calliachius 4 mit ber Stette Lib. V. c. 7.: 6 Ex
quibus omnibus colligendum est, saltationem pantomimicam non
fuisse Pyladis inventum: nec ab ipso primum extra Comoediam
et Tragoediam in Sceuam Latinam invectam, sed magis excultam,
atque exornatam, atque cum tibiis pluribus, fistulis atque Choro
25 exhibitam. Ratione cujus novitatis, et majoris etiam fortassis in
saltando dexteritatis, et concinnitatis adeo commendatus est, ut
Inventor illius salt. per hyperbolen audiverit.
Euseb. in Chron. Pi/L Cilix Fant, ngüiog tag avgiyyag xai
töv Xoqöv kavup inpöeip tnoirjoe.
30 Macrob. Sat. lib. 3. cap. 14.
Diomedes lib. II. 6 cap. de variis Poematum generibus.
Arist. art. poet. 5. 7 Afoty ök T(7> gv&fup jc.
Donat. in Proleg. ad Terent.
1 quaevis [$).\ ■ habebat : [$f.] • [Xer folgenbe ftbfdjiiitt bi* 3. 147, 7 ftcf»t in bet $f. erft
hinter bem iiiidjften, irrtümlich wteber ali § 3 b^eitfjneten «JJaroflrapben mit ber unflenouen Über»
fdjrift) ad g 2 (ftatt § 3] « Callichius loerfcbnebeti t>f.] * [£a* Gitat bejiefjt ftdj otelmehr auf
Liv. dec. I. 1. 7. c. 2.] • [oielmebj lib. III.] ' [im erften ffapitcl]
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JäMjanblunn, Bon ben Pantomimen ber JUIen. 147
Plutarch. Hb. 9. Sympos. 1
Servius ad illud Eclog. 5. v. 73. Saltantes Satyros :c.
Saet. in Aug. c. 43. et 45. Lip. in Comment. ad Tacit.
cap. 54. 2
Lesbonax Mitylaenus. 5
Bulengerus.
Hieroni Siciliae tyraDno.
§. 3.
2Bie man aber Angefangen fyatte, ba§ Sangen aurf) mit anf ben
Sdjaupfag gu bringen, fo bemühte man fid| immer mefjr unb mefyr ba* 10
mit auSgubriufen, nnb gmar ba3 ma3 in bem oorgeftetlten 6tüdfe mar
gefagt ober getfjan morben. (Sincr ber äfteften 8 bon biefen Sängern,
mar ber Sänger be3 9Ief$t)tu3, bon roeföjem und 2ltljenäu$(*) 9tod)rid)t
giebt. (£r tuet Setefte ober SetefttS. (£r erfanb untergebne Wrten
bie 9teben burdj bie $änbe fe^r beutfidj auSgubrucfen. Unb mie Slrifto* 15
c(e$ ergebt fo fotl er fonberlidj, ba er bie fiebert gelben bor Sieben
getangt, alle i^re Sfjateu mofjl borgeftellet fjaben.
§. 4.
©et) ben Öriedjen maren bie pantomimifcfjcn Sänge 4 aHegeit ent-
mcber mit ber Sragoebie ober (Somoebic berbunben, gmifdjen beren $anb* 20
hingen fie aufgefüfjret mürben. S)er erfte aber ber fic ben ben Römern
befant macfjte mar ber ftättfer 9Iuguftu£, ber fie, um ben müßigen Sßöbet
burd) finntidje Sßcrgnügungcn im 3 öu me gu Ratten, bon ber Somoebie
unb Sragoebie abgefonbert auf ben ©djaubtafc brachte, $iefe3 begeugen
@biba3(**), 3ofimu3, 25
(*) Athenaeus lib. I.
TiAsatg ^ TeAJgqg, 6 ÖQX t li°6t6d<ntaAog, noAAä i^evQi]ne o%J}f*ata,
UTtQiüg taig %9Qol rä Aeyöpeva 6eiY.vvovoa.tg. 'Aqi$oxA}}$ yovv <ptjatv, Sit Tt-
Aigyg, 6 AloyfiXov 6qxV5^Si o€ta>g rfv texvltrjg, wg te iv tq> ÖQxelo&at rovg
inxä inl &ijßag } q>avegä noiijoat rä nodypaia 6t ö^x/joetog. 30
(**) Saidas sub voce fyxyotg navtöfupog.*
Tavrtjv 6 Atiyovgog KataaQ itpevQe, JIvAd6ov xal BaövAAov nowteov
aiitjv pezeA&övnov.
idem sub voce *A&riv66o)Qog .
'A&i]v66to(tog, Sxwtxbg <ptA6oo<pog, inl 'OxTaovifavoi) ßaatAitag Pa>f*al<ov 35
1 [liefe Seile ift erft nadjtraglid) am JRonbe btc §\. eingefügt] * [©emeiut ift ber ftommentar
be« 3upu« SiDftu« a» Tac. ann. I, 54] » [Urfprüngltdj :] 2)et älteftc ♦ [Utfprüngli* :] Stüde
1 navTopiftog. [$\.]
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148
JKMjanMuna oon ben Pantomimen Der JUtm
§■ ».
$ic cvftcn ltnb berütmtteftcn Pantomimen bc3 Wuguftuä 3citen,
toaren pulabeS nnb SBattmUu*. Sic (Suibaö in bem eben angeführten
Crtc beflißt.
5 §. 6.
$&(abeö mar ein (Süicier, auö bem Herfen ber 9Riftf)arner. Seine
Sana 9trt, mo oon er ber (Srfinber mar, mürbe bie italienifaic genannt.
SBorüber er audj einen ganzen Kommentar gcfdjrieben I)at, meldjer aber
oerlofjreu gegangen. Xiefe* beengt ?ltl)cuäu^, nnb SüibaS meldjer jenem
10 gefolgt ift, ben Crt aber, melden er aitfgefdjrieben, ganj folfd) uerftanbeu
f>at. 9Uf)cnäu*(*) fagt, er fwbe einen Jractat oerfertiget, bon ber itati-
enifdjen Sa^art, meläjc ^tatienifa^e Jaujart au$ ber comiföen, tragi»
fd)en nnb fatnrifdjen San^ail beftünbe. £iefc$ t)ot 3oiba3 fo genommen,
att hätte $i)tabe3 4 $üd)er gefdjrieben, einS oon ber 3talienif(§cn, ba$
15 anbre oon ber comifdjen, ba* brittc oon ber tragifdjen, bas oierte oon
ber fatnrtfdjen Xanaart.
Chironomiam magnopere expolivit. Nam primus pro una
tibia adhibuit plures; item fistulas, quod antea non factum; et
choraulem cum choro cum ante Pythaules aoeineret sine Choro.
20 Hieronymi est in Chronico Eusebiano. Pyladea Cilix pantomimus
primus romac chorum sibi et fistulas praecinere fecit.
fidXtga xatg 'A&rjvodibQov zovtov ovpßovXiatg inelo&rj - - - Kaxä 6k
xovg xutQOvg' ixetvovg, xal i) Ttavxöfiiftog SqxV 01 S ti a $X&V> °^ nai * txqöxb-
qov oüoa 4 xal nqoaixi ye fxega noXXdv xaxwv atiia yeyovöra.
25 (*) 5)ie Stelle aus bem Sltljenäuö fteljt im erfteu SBudje p. 20 unb Reifet fo :
Tovxov xöv Bd&vXXov <pr\olv 'Agigövtxog, xal nvXddtjv, o$ igt xal
arvyyQaftpa* negl 6gx^ S0) St *H V 'ItaXixijv ovgijoao&at ix xtfg Kioftixijg,* §
iy.aXelio K6(>öa§, xal xtjg xgayixfjg, 1} ixaXetxo 'EfipeXeia, xal x%g aaivoi-
xyg, -i} iXlyezo 2{xivvig.
30 $ie Stelle au3 bem <süiba3, unter bem IM Wabtä, ift btefe:
TlvXdörig, K£Xi§, dnb xwprjg Mto&aQv&v iyqaipe ntQl dQxi)o£<ag rijg
*IiaXixyg, i\tig hn' aixov sb^iQ-q. ticqI xi]g xaiftixijg* xaXovftivijg dQXV aett) St
feig ixaXeiio K6(töa§. xal xfjg tQayixf t g, f} ixaXetxo Zlxivvig' xal xffi oaxv-
Qixi}g, ■fjxig 'Ef*fieXeia.
35 Vossius Üb. II. Institut, poeticarum null Suidam cntfdjulbigen, inbem er
fagt man müfje Icicn nid)t jtiqI fonbern dnb xt t g xw/«»x^. 4 Salmusius in Notis
ad Vopiscum p. 4 l J7.
» r.uiqoug ' r£ M\ * ovyygdfifta l 4>f - 1 4 Kopixfe [£f]
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EMjanblung t>on ben Pantomimen ber Alfen.
149
§• 7.
Der anbre berühmte Pantomime 311 bes StuguftuS geiten tuar $a»
tf)t>ltn^. @r fjatte es fonberlid) in ben comifdjen Danken fcfyr loeit ge-
bracht ba itjn ciccjcutfjcif^ ^BnfabeS in tragijdjen übcrtroff.f*) Dcfetuegcn
nennt Um Juvenalis möllern Bathyllum.(**) (Sr luot au3 hieran* 5
brien. Unb ein tyrcbgcfajjncr bcö 2)?äcena3.(***) 2iklcf)e3 ber attc ^ntcr-
preä be§ $erfiu§ in bet 5 ©aturc beenget, (f)
§• Ö.
3)ic ßrfmbung ber itaUenifdjcn Zan ( \ 9Irt luirb uon ©uiba$ bem
Stabes, uom SItljcnäo aber unb Wriftontco bem $ulabe£ unb Statynttu* 10
Suglcidj augefdjrtcben. Sie an$ ben oben angeführten ©teilen be* ©üi-
ba$ unb HtfjenäuS 31t erfeljen. ©ie beftanb au$ trogifd^en, comifd)en
unb fatttrifdjen Scillaen. Die (Somifdjen Ijtefeen Äorbaj. Die Sragifdjen
(Smmeteia. Die ©aturiföcn ©ifinniÄ.(ff)
§. 9. 15
#de<5af.(ttt)
(*) $5iefe§ bezeugt 9Karcu3 SlnnäuS Seueca, iu ben Exccrptis au$ bem
biitteu 93nd)e Controversiarum unb stoar iu ber 3?orrcbc:
Et ut ad morbum te tneum vocem, Pylades in comoedia, Bathyllus
in Tragoedia multum a se aberant. 20
(**) 3n ber 6ten ©attore
molli saltante Bathyllo.
(***) Xcforoegcn nennt tfm ©cneca in ber Sorrebe bc* 5. Suchsi Controver-
siarum, Bathyllam Maecenatis. SBa§ aber bas! Scriptum Labieni pro Bathyllo
Maecenatis (eb, befeen er bafelbft gebenft ift unbefanut. 25
(t) $er SBer^ bei) bem $erfiu3 fjeifjt.
Sed nullo thure litabis
Hacreat in stultis brevis ut semiuncia recti.
Haec miscere nefas: nec, quum sis caetera fossor,
Treis tantum ad numeros Satyri moveare Bathylli. 30
Tacit. Anal. cap. 54. dum Maecenati obtemperat effuso in amorein Bathylli :
deinde quod civile rebatur misceri voluptatibus vulgi. Cassiodorus 1. I. ep. 20.
Livius lib. 7. Suetonius in Caligula c. 54. Seneca e. 121.
(ft) Julius Pollux lib. 4. cap. 14. §. 99. *
EX61J 6h ÖQ%ripdT<av, iftfiiAeta iQaytxi}, xöQÖaxeg 1 xco/tiK»/, oixivvig' 35
(fft) Julius Pollux 1. 4. Onomast. c. 14.
Deraosthenes in secunda Olynthiaca.
xo(>öaxr t $ [$}.] ' otxtvvig [$}.]
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150 JÄbljanMuna oon bsn Pantomimen btr Hilfen.
§. 10.
§• 11.
JSixivvig,
5 Plato, Intcrpres Aristoph. ad nubes et Hesych.
§• 12.
©hier uon bcn berüljmteften <Sdjitfern be3 ^ulabeS au 3eüen Slu*
gufti 1 fear $uta3. ©r foatte Hjn in feiner Äuttft fo untermiefen, bafe
ibn bo8 SBolf feinem Stteiftcr faft gteidj biett. tiefer #t)la3 tankte einS*
10 maU einen ®efang ber fid) fdjtofc töj> /tiyav 'Ayafiifivova. $>iefe3
recf)t auSjubrücfen bebnte fidj #btaä au« unb trat auf bie 8rf>en. @eU
nem 2Keiftcr aber wollte ba3 nidjt 2 gefallen, unb fdjrie ihm ju av fia-
xqöv oi) peyav notelg. hierauf verlangte ba3 JBott oon iljm, er follte
eben biefen ©efang tanken, ©r tljat e$, unb als er auf obige ©teile
15 Farn, blieb er fteljcn unb fteOtc eine <jkrfon in tieffen ©ebanfen bor:
Weil er glaubte e£ feto einem großen gclbherrn nichts anftänbiger, aU
oor allen fingen ju beuten, eben biefer ^ptjlaö tankte cin$mal3 ben
Debipuä : er tankte itjn aber mit offnen Slugcn, mc&megen ihn gleichfalls
fein SKeiftcr tabelte unb ifmt sufdjrie: ab ßXineig.i**)
20 Theophrastns in Charact. c. VII.
Theodor. Marcil. ad Horat.
ülpian. Demosthen. Interpres ad Olynth. 2. pag. 215. Hesych. Pollnx.
(*) Pollnx et Hesych. Suidas.
'Ei*f*eJleia, X°Q l **l fyXWS- öi%<*>S, tppeAela* xoi ipfirtAla, % ed(>v&t*ia.
25 Olo&a yäQ, Saug öiax.eiped'a negl rijv iftfteAeiav* tr t v aip. xai ^ ftetä
piAovg TQaymij ÖQxn°' , S- Unb gleich borher: eliog ÖQxAoevs,
igt 6h t&v TQaycpöüv.
Tolhtx lib. 4. cap. 14. §. 105.
Kol fiip r$aymilQ ÖQxfo £tü S *« oxt uttTa > ffl M %* l Q> 6 *aAaMaxog f
30 x el Q *a*anQavyS, i^Xov jcaQdAfitpig, dmXr h ^eQ^avatglg* Hvßiarijaig **
naQaßilvai zirzaga.
* Forte a &eQ(*dv, qnod &quxiöv igt nöAiopa. Suidas.
** Forte a xvßigäv qnod Knsterus mntavit in xvßrjßäv. est antem
nvßigäv tö inl xeyaAijg QIktcip. vide Suidam.
35 (**) 2)iefe3 erjefclt un§ Macrobius in bem II 93ud)e Satnrnaliornm im
7. Äapitel:
Sed qnia semel ingressus snm scenam loquendo, non Pylades histrio
» ju 8eiten «ugufti [no^ttäati* eittflefüfltj • ni$t [fefjtt ©f.] • ipfAiAeux (Suttai] « ift-
peAtav [6uibo«J
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jabfaitMung von b*n panlomintttt l>*r Jtiitn.
151
§. 13.
35ie <Scf)üIer be8 ^obe§ unb 93ötf}tyttu3 bewerten andj (anße 3eit
nadj ben Reiten 9tuguftt. $)ie einen nmrben Pyladae bie onbern Ba-
thylli genannt.(*)
nobis omittendus est, qui clarus in opere suo fnit temporibus Augusti. et 5
Hylam discipulum usque ad aeqnalitatis contentionem eruditione provexit.
Populus deinde inter utriusque suffragia divisus est. Et cum cantienm quod-
dam saltaret, cujus clausula erat ibv fie'yav Aya t u€\uvova, sublimem ingen-
teraque Hylas velnt met iebatnr. Non tulit Pylades, et exclamavit a cavea : 1
ab ftaxQÖv od ftiyav jioielg. Tunc enm populus coegit idem saltare canticum. 10
Cumque ad locum venisset, quem reprehenderat, expressit cogitantem: nihil
magis ratus magno duci convenire quam pro omnibus cogitare. Saltabat Hylas
Oedipodem et Pylades hac voce securitatem saltantis castigavit, <rb ßXinets-
(*) Seneca lib. VII. q. n. cap. 32.
Inscriptionura Gruterianae Collect, p. 1024. num. 5. et p. 331. num. 1. 15
Adde Scaligerum in animadvers. ad Manilium. et Salmasii notae in Vopis-
cum. Brodaei notae in 'Av&oAoytav tit. II. epig. 2.
Tranquillus, in vita Neronis cap. 54.
Plinius lib. VII. nat. hist. cap. 53." Temporibus Neronis ac Vespasiani.
Suetonius in Neronc.' 20
Tertullianus Apol. 217.
Apulejus lib. 10. Miles. p. 223.
Appianus Alexandrinus in Parthicis. de capite Crassi.
Astyanactem videmus, ubi Hector est ?
Anth. 1. 3. c. 7. de Chrysomalo Pantomimo. 25
Artemtdorus 1 lib. 2. cap. 38. s
Athenaeus 1. I. de saltatore, nomine Memphis, eodemque Philosopho
Pythagoraeo.
Columella de re rustica. lib. I.
Tacitus annal. I. 77. 30
Plinius I. 29.* Nullius Histrionis equorumve trigarii comitatior 7 egres-
sus in publico erat.
Seneca epist. 47.*
Galenus de praecognit. ad Posth. c. 6.
Ammianus Marcellinus lib. 14. cap. 6. 35
Seneca cap. 12. de Consolat.
Manilius lib. 5. Astron.
Apulejus Metamorph, lib. 10. prope finem.
Dio. lib. 54. p. 533. "O&evneg, ndvv oopiog ö IIvAdöris iiuufiwpevos
1 e cavea : {TOacrobiuS] 1 [So #f. ; ba* ßitat ift aber fa(fd)] ' [£o $f. ; baS Sitat bebeutet
natürlich badfelbe tote ba* auf Seile 18] * Artemidoram 1 [uletmebr lib. 1 cap. 78,
wie CaUiadjiu« richtig angibt] • [bielmetyr XXIX. 1] ' comitator ] • epist. 4. 7. [$f.]
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152
JllifjaitMunß oon ben Pantomimen bei Men.
SBon beut fcbeater ^oo, man enbltdj aud^ gar bic Pantomimen an
bie ©afteretjen. Juvenalis Sat. 5. 120.
§.
5 Fugientes rcliquiae Pant. du rare videntur in eo ludionis sive
saltatorum genere qui iu Oallia Ciaalpina MaUuccini appellantur.
Eonim vestitus, quo agiliores sint, corpori adpressus, et membra
exprimens. Persona sive larva antiquo more sine barba, neque
admodum venusta, promioente mento, et qualis vetularum facies
10 'Ott* aÖToS, in ei Ba&vXZtp öfioze%pq> te ovit, xot rij> Maixeiva ngoo^xovtt
öiegaoia£ev, elnelv Xe'yevai, 5t t <W(MpiQ€t ooi, Kalaag, jicqI fjftäg tbv öijftov
dnoöiaigtßeo&at.
Jacobus* Fontanas in Macrobiam notis.
«
Nonus üb. 2. Dionys, et lib. 19.
15 Lib. II. c. 38. Anthol.
Jldvia %a&' IsoQlrfv ÖQXOöpevog, Iv xb ptyigov*
T&v Sqy<i>v nagtSojv, jpiaoag fieydXwg.
Tijv fikv yä(> Niößijv dQ%o$pevos, &g Xl&og ?gtig,
Kai ndXiv $>v Kanavtvg, i^anivtjg ineoeg'
20 *AXX* inl xflg Kavdxqg dxpv&g, 8z t xal £ttpog f[v aot
Kai £obv i£%X&eg' todto Jia.Q* IgoQi'rjv.
Omnia jaxta historiam saltans, unura maximnm
Negligcns molestia nos affecisti.
Nioben enim saltans stetisti ut lapis,
25 Et rnrsus Capaneus statim concidisti:
Scd in Canace inepte, quod ensis esset tibi
Et vivus existi: hoc contra historiam.
Lib. 3. c. 7. de Chrysomalo Pantomimo.
Hiy$g %Qvae6(*,aXe tö %dX*eov oöx in 6' i^tv
30 Eixdvag &Q%ey6v(ov ixieXieig fiegöntav
Nevpaoiv d<p&dyyoioi. Ter t 6' oXßige aionitj
Nvv gvyegtj xeXi&et, t£ izqiv i&eXyöfte&a.
Tacit. Anal. I. 1. c. 77.
Livius. lib. VII.
35 Juvenalis sat. 5, vers. 120.
Herodotus 1. 6. de Clisthene Sicyoniorum rege, de ejus filia et Hypo-
clida Atheniensi.
Juvenal gebenft auöj eines Pantomimen beS Paridis, beg 3retjgela&uen
her Domitiae, Neronis amitae. Sat. VII. v. 87.
' [ötelmeljt Uaac] * f*ix i 5 0V W-l
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ÄbljanMuna uon bin pantomimtn btr Älfen.
153
est. Hi per urbem saltantes discurrunt, obvios loris et scutis,
quod veteres Luperci faciebant, incessentes. Manum fronti ob-
tendunt, quod Fauni ac Sileni agebant ad Solem defendendum,
quod essen t calvi. Incredibili agilitatc currus ac rhedas saltu
transcendunt, per parietes repunt, in fenestras enituntur, citatique 5
et intento crure corpus in sublime vibrant. Sed et diversos actus
saltatione ac gestu imitantur, tonsorem, fabrum, sutorem et id
genus scite referentes. Mox et simulacra pugnae taciti eduot,
rudibus coneurrunt et digladiantur.
(Athen, lib. I. 1 bnlonoitav, Pyrrhica a Pyrrho. Xenopho 10
in Cyri expedit. in convivio apud Thraces in Oraecia.)
$cn 8 Oalliachius Ijot Stambadj bet) beu Joelen md)t.
Unb ift er mit bem Oallichius einerlei?
Quid sit KoQÖat- 2ixivvig et EfifieAeia,
vide 15
Aristoph. Schol. ev Necp. p. 90.
Hesych. et M. Etymol.
KoQÖa£ Comica saltatio et laseivior et ab ebriis fere solis
saltabatur. Tide Demosth. Ol. II. Theophr. in Eth. Char. jicqi
anovouxg. Meurs. Orch. 20
Sixivvig, Athen. I. ab inventore sie dicto sicinnium. Reines.
Var. lect. 100. Inventorem hu jus Clemens Alex, praeeeptorem
liberorum Themistoclem 8 facit Ilaiö, 1. 7. p. m. 130.
EftfieXeia. V. 9. 26. et Plat. de legibus VII. saltatio eiq?]-
vtxrj i. e. sine armis. 25
* [ttieltnebr lib. XIV.] • |£ie folgenbrn Bemerfutigen, bisher ungebruett, finb oon tfeffutg no*«
trftglifl auf bem XltelWatt bet $f. brisefügt] • Itoerfdjrieben für] Tbemlstoclls
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154
O&fbanhm übet bie ^errnhuter.
debanften über biß Ijperrnhufer.
— — oro atque obsecro ut inultis injuriis jactatam atque agitatam acqui-
tatem in hoc tandem loco confirmari patiamini.
Cicero pro l'uhl. Quintio.
5 1750. 1
Tie Stege geben beut Kriege ben Vüi*fd)tag: fic finb ober fc^r
afoetybeutige ©eweife ber geregten Satfje: ober trielmebr fic finb gar feine.
Tic gelehrten Streitigfeiten finb eben fomol eine 5trt bou Kriegen,
aU bie Keinen Qa 0 uä eine Wct bon .frunben finb. 2Sa3 liegt baran,
10 ob man über ein 9ieid) ober über eine äKemiung ftreitet; ob ber Streit
SÖIut ober Tinte Foftet? Otenug man ftreitet.
Unb olfo wirb and) fjier ber, meldjer Siecht beljätt, nnb ber, ioel-
djer Siecht behalten fottte, mir fetten einerlei) ^ßerfon fet)n.
£anfenb f leine Umftänbe fönnen ben Sieg halb auf biefe, batb auf
15 jene Seite lenfen. SBie biete würben au« ber Sftotte ber £>etben au^u=
ftreidjeu fetjn, wenn bie SSirfung oon folchen tteinen Untftänben, ba3
®(ücf nemtich, feinen Stntfjeit bou ifjren bemunbernSmürbigeu Traten
Aiirücf nehmen wollte ?
£afjt ben unb jenen großen ftetctjrten in einem anbern 3af)rf)nnberte
20 gebogen werben, benehmt ifjm bie unb jene $>ülf3mittet, fidj su geigen,
gebt iljm anbre (Gegner, fe ( }t Ujn in ein anber Sanb ; unb ich 5WeifIe, ob
er berjenige bleiben würbe, für ben man ihn jefco fjält. bleibt er e3
nicfjt, fo fjat if)tt ba$ ©Oicf grofc gemacht.
(Sin Sieg, ben man über Seinbe baoon trägt, wctdje fidt> nidjt Oer*
25 ttjeibigen fönnen ober \nd)t motten, wetdje fidj ohne Gegenwehr gefangen
netmten ober ermorben raffen, welche, mann fie einen GJegcnfireicfi, füfjren,
' {Die Ofcbnnien übet bie fterrnfmter, 1750 entftanben (»gl. (Stiel) Scfynibt, ßefftng, SBb. I, S. 198 ff.),
würben naef) bec nunmehr oerj^ollenen, 2'/i SJogett ftarreit #anbfd}rift, bic ljö(f>ft wabrfdjeinlid) au$
auf bem Jitefbtatte bie 3afjre«ijal)[ 175t) entlieft, juerft t»oit Itarl Ceffttig im „Xtjeolo giften 9Jad&=
lag" feine* ©ruber» (Berlin, bei Gf>riftian Sriebritft SKofe unb 6obX 1784), S. 255—268 üeröffent»
li$t unb barna$ 1793 im fie&jef>nten Seil ber fömtlt^en Schriften, 6. 302-323 abgebrudt]
Q&ebannen über Me $errnlmfer.
155
au$ Üttattigfeit burcfj itjren eigenen $teb 51t ©oben fallen; h)ie ift fo ein
(Sieg nennen? 9Kan mag if)n nennen, wie man Witt; fo biet weift
idj, baft et fein Sieg ift; auffer etwa ben benen, bie, wenn fie fiegen
füllen, ofjnc ju fämpfen fiegen muffen.
Slud) unter ben (Scfeljrtcn giebt e3 bergfetdjen Siege. Unb idj 5
müfjte midj fefjr irren, wenn nicfjt bic Siege unferer Geologen, bie fie
bisher über bie .'perrnfjuter erhalten 511 fmben glauben, öon biefer
Strt mären.
$cfj bin auf ben ©tnfaH gefommen, meine ©ebanfen über biefe
Seute aufeufefcen. 3$ weift e8, fic finb entbehrlich; aber nicfjt eutbefjr* 10
ticfjer, af3 it)r ÖJegenftanb, wefcfjer wenigftenö ^u einem Strofjmanne
bient, an bem ein junger unb mutiger ®otte3getef)rter feine gecfjter-
ftreidje in Uebung ^u bringen, fernen fann. 3)ie Drbnung, ber id) folgen
werbe, ift bie liebe Drbnung ber ftaufeu. 9J?an fdjreibt wie man benft:
wa$ mau an bem gehörigen Ort au*gefaffen fjat, t)otct man bei) ®e- 15
legenfjeit nad): Wa3 man au* SScrfe^en awemnaf fagt, ba3 bittet man
ben Sefer ba$ aubremaf 51t übergeben.
werbe fet)r weit au3$uf)ofen fdjeinen. Mein, cfje man fid)3
üerfieljt, fo bin idj beti ber Sadje.
£cr 9ftenfd) warb jum £f)im unb nicfjt jum SBernünftefn erraffen. 20
%btt eben beswegen, weit er nicfjt baju erfdjaffen warb, f)ängt er biefem
mefjr aU jenem nad). «Seine $o£f)eit unternimmt allezeit baä, wa3 er
ntdjt foll, unb feine SBerwcgenfjcit allezeit ba£, Wa3 er nidt)t fann. @r,
ber Stfenfd), foffte fid) Sdjranfeu fefcen faffen?
GKütffefigc Reiten, af£ ber $ugenbf)aftefte ber (Scfefjrtcfte war ! aU 25
alle SBei^ett in fuqen Sebcnäregcln beftanb!
Sie waren ju gfücf fetig, als baft fic tauge fjätten bauem fönnen.
$)ie Sdjüfer ber fieben SBeifen glaubten ifjrc Sefjrcr gar balb 311 über*
fefjen. Sßafjrfjciten, bie jeber faffen, aber nicr)t jeber üben fann, waren
ifjrer ÜReubegierbe eine aH^utctc^te 9eaf)ruug. $er #immef, oorfjer ber 30
(Sfegcnftanb ifjrer ^emunberuug, warb ba3 Selb itjrer 9Jcutf)maftungen.
$)ic Baljten öfneten ifjncn ein Öabnrintf) oon GJefjcimniffeu, bie if)nen
um fo trief angenefmier waren, je weniger fic SBerwanbfdjaft mit ber
Sugenb Ijattcn.
©er weifefte unter ben 9ttenfd)en, nad) einem 9(u3i>rudje beä Dra= 35
fei«, in bem e3 fid) am menigften gleitf) war, bemühte fid) bic Sefjr*
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töebanhen übtr bie $ermfjufer.
begierbe bon biefem bermegenen ftluge aurüdauljolctt. ^^öric^tc ©terb*
üdjc, was über eud) ift, ift nid)t für eudj! ftetyret ben SBlirf in eud)
fctbft ! ^n eud} finb bie uncrforfdjten Siefen, worinnen iljr euer) mit
Wufccn bertteren fönnt. .frier unterfudjt bie gcfyeimfteu SBinfef. £>icr
5 lernet bie ©djmädje unb ©tärfc, bie berbetften (Sänge unb ben offen-
baren ShiSbrudj eurer Öeibenfdjaftcn ! .^»ier ridjtet baS SRcidj auf, wo
it)r Untertan unb Stöntg fcob! £ier begreifet unb bcfjerrfdjet baS ein-
zige, waS ifjr begreifen unb beljerrfdjen fofft; eud) fclbft.
60 ermahnte SofratcS, ober bictmefyr Gtott burd) ben 3ofratcS.
10 2LMc? fct)ric ber ©obfuft. Säftercr unferer Götter! «erführet bc§
mn\ %t)t ber Sußenb! fteinb bcS SatcrtanbeS ! »erfotger ber SBcU-
ljeit! 93eneiber unferS StnfetyenS! Stuf WaS fielen beinc fdjwärmerifdje
Seljrcn? Uns bie Stüter ju entführen? Uns ben £ef)rftut)t ju ber-
föttcfjen? Uns ber iöcradjtung unb ber Hrmutb, greife au geben?
15 Mein was bermag bie Swsfjcit gegen einen SBcifcn? $ann fie üjn
$mingcn, feine SRettnung ju änbern? bie 2Saf)rf)cit $u berfeugnen? 93c-
weincnSwürbiger SBcifc, toenn fie fo ftarf wäre. 2äcr)crlict)c 93oSfjeit,
bie ifjm, wenn fie es meit bringt, nid)tS als baS Scben nehmen fann.
2>afe 8ofrateS ein ^rebiger ber 2Bar)rr)eit fett, füllten aud) feine ^einbe
20 bezeugen, unb lüie Ratten fie eS anberS bezeugen fönnen, als bafj fie
il)n töbteten?
Kur toenige bon feinen Jüngern giengen ben bon ifnn gezeigten
2Seg. $(ato fieng an 511 träumen, unb flriftoteleS 31t fcr)tic§cn. $urd)
eine Spenge bon 3af)rf>unberten, mo balb biefer, batb jener bie Dber-
25 Ijanb tyatte, fam bie SBeftmeiSljeit auf uns. %c\\cx war jum göttlidjen,
biefer 511m untrüglidjen geworben. (£$ mar $cit, bafj EartefiuS auf*
ftanb. Sie 2Bat)rI;eit fcr)icn unter feinen £änben eine neue Öteftalt ju
befommen; eine befto betrügficfyere, je fd)iminember fie mar. @r eröfnete
äffen ben Gingang ifyreS Tempels, roetdjer borf)er forgfäftig burd> baS
30 Slnfefjen jener bettben Abrannen bewadjt Warb. Unb baS ift fein bor*
gügUdjeS SBcrbienft.
93alb barauf crfcfyienen ^wett 5Känner, bie, tro| ifjrer gemeinfdmft-
Xid)en ©iferfudjt, einerfett 9(bfid)t Ratten, Söetoben tyatte bie Söeltweisfieit
nod) affsubiel praftifdjeS. 3fönen mar eS borbefyatten, fie ber 9Wef$funft
35 au untermerfen. ©ine SBiffenfdjaft, mobon bem $tttertf)ume faum bie
erften 89uc$ftaben befannt waren, leitete fie mit fiebern ©dritten bis 31t
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(J&ebanfceu übst bic ferrnhuttr.
157
ben bcrborgcnften (Seheimniffen bev Üftatur. Sic fdjienen fie auf ber
$fjat ertappt ju ^abcn.
Sfhrc Sdjüler fiub c£, welche jefco bcm fterblidjen (Scfdjlechte (Sfjrc
matten, imb auf bcn Gahmen ber 2£c(ttocifeii ein gar befonber« 9?ed)t
Sil fjabcn glauben, Sie fiub uucrfdjöpftidj tu ©ntbcrfuug ueuer 2Baf)r- 5
Reiten. Stuf bem flcinften 9iaum föunen fic burd) roenige mit ßeidjen
berbunbcne 3°^cu (Seheimniffc f(ar machen, rooju 9lriftoteleä unerträg-
liche SBänbc gebraust hätte- So füllen fie ben Äobf, unb ba£ .fter^ bleibt
leer. $en (Seift führen fie btö in bic cutfernteften £>immel, unterbeffen
ba ba$ (Semütl) burd) feiue Seibeufajaften bi£ unter ba« Sßief) herunter 10
gcfejt tt)irb.
Allein mein Sefer mirb ungebulbig werben. (£r erwartet gan^ loa«
anberd, als bic (Sefchid)te ber SBeltmei^^eit in einer *Rufe. 3ch nrnfe
ilmt alfo fagen, baß id) Mo« biefe« be&ucgen borangefd)idt, bamit id)
burdj ein ähnliche* «ebfbicl aeigen fönnc, ma§ bic Religion für ein 15
Sd)idfal gehabt f}at : Unb biefe« wirb mid) toeit näher gu meinem ßmede
bringen.
3c§ behaupte alfo: e3 gieug ber SRcligion Wie ber Sßelttoei^eit.
SKöit gehe in bie älteften Reiten. SBic cinf ad), leicht unb lebenbig
mar bie Religion be* 91bam3? hinein mie lange? Seber bon feinen 20
9tod)fommen fejte nad) eignem (Gutachten etwa« baju. 3>a« SSefentüdje
tourbc in einer Sünbflutf) bon willführttchen Sä^en oerfenft. Stile maren
ber SBahrljeit untreu geworben, nur einige weniger, al« bie anbem; bic
ftadjfommen Slbraljam« am menigften. Unb beftwegen würbigte fic (Sott
einer befonbern Sichtung. Slflcin nad) unb nad) marb aud) unter ihnen 25
bic Spenge nicht« bebeutenber unb fclbft erwählter (Gebräuche fo grofj,
baß nur Wenige einen richtigen Söegrif üon (Sott behielten, bie übrigen
aber an bem äufferlidjen SBlcnbwcrfc Rängen blieben, unb (Sott für ein
Sefen gelten, ba« nidjt leben fönue, loenn fic ihm nicht feine borgen*
unb Slbenbopfer brächten. 30
28er tonnte bie 23elt au« iljrcr $unfelf)eit reiffen? 23er fonnte
ber 2öahrl)eit ben Stbcrgtaubcu befiegen helfen? Sein Sterblicher. Seog
dno iir(xavri<;.
ßhriftu« fam alfo. Wlcrn bergönne mir, baß id) it)n hier nur al«
einen bon ©ott erleuchteten Sefjrer anfehen barf. SBaren feine Slbftd)ten 35
etwa« anber«, al« bic Religion in ihrer konterfeit wieber hersuftellen,
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©fbanntn über biß $ errnfjufcr.
unb fic in biejcnigen ©räumen ein ( uifßliefjen, in weißen fic befto \)t\U
famere unb allgemeinere ^Birtlingen tjeroorbringt, je enger bie (Sfränsen
finb? t%tt ift ein Öeift, ben foftt ifjr im Gkift anbeten. $uf Wa§
brang er mefyr al£ ^icvanf ? unb meldjer Sa^ ift bermögenber alle
5 Birten ber Religion berbinben, al£ biefer? ?lber eben biefe SBerbin-
bung war e£, meiere ^ßriefter unb Sßriftgeleljrten wiber ßn erbitterte.
^ilatu*, er läftert unfern ftott; freudige if;n! Uub aufgebraßten *Jkieftern
fßlägt ein fßlauer «ßUatu* nißtä ab.
3ß fagc c* noß einmal, idj betrachte Ijier Gfjriftum nur al* einen
10 uon tftott erleuchteten fiefjrer. 3ß fcfmc alle fßrerfttdjc Folgerungen
bon mir ab, meldje bie ^öo^^eit barau* jietjen tonnte.
$a$ erfte 3af)rtjunbcrt mar fo glüdliß Seilte 511 fefjen, bie in ber
ftrengften Xugcnb einljergieugeu, bie ®ott in allen ßren £anblungen
lobten, bie ifiin aud) für baä fßmäblidjfte llnglüd bnnften, bie ftet) um
15 bie äöette beftrebten, bie SEBafjrbeit mit iljvem SSlute 311 bcrfiegeln.
Mein fo balb man mübe würbe, fic 511 berfolgcn, fo balb würben
bie Gljriften mübe, tugenbl)nft 511 feuu. Sie befamen naß unb naß bie
Dbertjanb unb glaubten, bafi fie nun 311 nid)te weniger aU ju ßrer erften
fjeiligen i'ebeu-art ocrbuitben wären. (Sie waren bem Sieger gleiß,
20 ber burß genuffe aulotfeube äRaruucu fid) Golfer unterwürfig maßt; fo
balb fie fiß ßiu aber unterworfen ijaben, biefe 9Jcarünen 311 feinem eige*
nen Sdmben berläfjt.
55a» Sßmerbt nufct man im Stiege, unb im ^rieben trägt man
es nir 3ierbe. 3 m Kriege forgt man nur, bajj e§ fßarf ift. 3m
25 ^rieben pufct man c3 au$, unb giebt ßm burß ©olb unb ©belfteiue
einen falfßcn 2L*ertf).
So lauge bie itirßc Äricg t)atte, fo tauge war fie bebaßt, burß
ein unfträflißeä unb wunberbarey Seben, ir)rer Religion biejenige Sßärfe
511 geben, ber wenig geiube 311 miberftefjcn fäf)ig finb. So balb fic
30 triebe befam, fo balb fiel fie barauf, ir)re Religion au^ufßmücfcn, tt)rc
Sefjrfäfce in eine gewiffe Drbuuug ju bringen, unb bie göttlidje SBatjr»
fjeit mit mcnfßüßcn SBcwcifen jn unterftüfeen.
%\i biefen 23emüf>ungcn war fie fo glüdliß, al£ man e3 nur fjoffen
tonnte. 9iom, ba£ boißer aßen befiegten Golfern ßre oäterltßen ©ötter
35 liefe, ba3 fic fogar 511 feinen (Göttern maßte, unb burß biefeS finge
Verfahren fföfjer als burß feine Söcaßt ftieg, Korn warb auf einmal $u
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©ebanftcn über bie Iperrnljufer.
159
einem berabfcfjeuungSmürbigen Abrannen ber ÖJetüiffen. Unb biefes, fo
Diel ich einfehe, mar bie bornefjmfte Urfadje, marum bog römifdje SReich
Don einem ®aifer 31t bem anbem immer mehr nnb mehr fiel. $)ocf)
biefe Betrachtung gehöret nicht 5U meinem 3mecf. mollte nur mim*
fdjett, bafc ich meinen fiefer «Schritt bor Schritt burdj olle ftahrhunberte 5
fähren unb if)m jeigen fönnte, mic baä auäübenbc ©hriftenthum bon $ag
31t Jag abgenommen tyat, ba unterbeffen baS befcfjauenbe bureb, ^ontafti*
fd)e dritten unb menfehliche ©rmeiterungen ju einer ^>öt)e flieg, ju tuet-
djer ber Aberglaube nodt) nie eine Sieligion gebracht hat. 5lllc3 Ijieng
bon einem Sinjigen ab, ber befto öfterer irrte, je fidjerer er irren tonnte. 10
9Jcan fennt biejenigen, bie in biefen unmürbigen Reiten jwerft mieber
mit it)ren eigenen Augen fefyen mollten. $cr menfehliche SScrftanb läfct
ftd) 3»oar ein Socb, auflegen; fo balb man e3 it)m aber 311 fet)r fügten
täfet, fo balb fdjüttelt er c$ ab. $\\% unb einige anbre, bie baä Sin*
fefjen be§ «Statthalter^ Gljrifti nur in biefem unb jenem 1 Stüde 5tt>eifet= 15
b>ft machten, maren bie gemiffen Sorbeten bon SWänncrn, meldje e3
glüdlicf>er gän^licf) über ben Raufen merfen mürben.
Sie famen. SBelct) feinbfcligeS Schttffal mufjte jmet) 9#änner über
Söorte, über ein 9Zict)tg uneinig »oerben laffen, meiere am gefajicfteften
gemefen mären, bie Religion in ihrem eigentümlichen ©lanjc mieber 20
Ijersuftelten, menn fie mit bereinigten Gräften gearbeitet l)ätten? Selige
SJlänncr, bie unbanfbaren ÜNachfommen fetjen beb eurem Sichte, unb ber*
achten euch- 3h r toaret e£, bie ihr bie manfenben fronen auf ben
£äubtcrn ber Könige fefte fegtet, nnb man bedacht euch a ^ bie flcinften,
eigennüfeigften ©elfter. 25
$ocr) bie 28ahrf)eit foll beb meinem Sobfbruche nicht leiben. SBie
fam e£, baß Sugenb unb #eiligfeit gleichmol fo menig bet) euren SBcr*
befferungen gemann? 2Sa§ hilft eS, recht ju glauben, menn man unrecht
lebt ? 3öic glütflidj, toenn ihr uns eben fo biel fromme aU gelehrte ÜRacb/
folger gelaffen hättet ! S)er Aberglaube fiel. Aber eben baä, moburch ihr 30
ihn ftür^tet, bie SSernunft, bie fo ferner in ihrer ©bfjärc 311 erhalten ift,
bie SSentunft führte euch auf einen anbern ^rrmeg, ber jmar meniger
bon ber Wahrheit, bod) befto meiter bon ber Ausübung ber Pflichten
eines Triften entfernt mar.
Unb jefco, ba unfre 3eiten — foll ich fagen fo glücflich? ober fo 35
• jenen [1784]
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1G0
(ftebantttn übet btc Iperrnfjuter.
unguuflidj? — finb, bafc man eine fo oortreflirfje 3ufammcnfefcung öon
GtotteSgelatjrtfieit unb SBettmci^eit gemalt tjat, morinne man mit SRüfje
unb 9Zotf> eine Don ber anbem untertreiben tonn, morinne eine bie
anbete fdjmädjt, inbem biefe ben ©tauben burd> SBcmeife er$mingen, unb
5 jene bie ©emeifc burdj ben ©tauben unterftüfcen fott; jefeo, fage idj, ift
burd) biefe oerfefjrte 2ttt, baa Styriftentfmm au testen, ein mattet CHjrift
weit fettner, als in ben bunften 3eiteu geworben. S)er ©rfenntnif} nad)
finb mir (Singet, unb bem Seben nadj teufet.
mitl eä bem Seier überlaffen, meljr (Steifheiten jmifdien ben
10 Sdndfafen ber Religion unb ber S8eltmei$t)eit aufeufudjen. 6r mirb
burd)gängig ftnben, baft bie SRenfdpn in ber einen mie in ber anbern
nur immer fjaben bernünftetn, niemals fjanbetn motten.
9tun tömmt e* barauf an, bafc id) biefe s «öetrad)tung auf bie ,§errn-
tjuter anmenbe. ©3 mirb leidet feun. 3rf) mufe oortjet einen Keinen
15 Sprung juriic! auf bie p)i(ofopf)ie tljiin.
SRau ftettc fid) oor, e* ftüubc 51t unfern Reiten ein 9ttann auf,
roetdjer auf bie midftigften Verrichtungen unferer GJclefjrten oon ber
^>öt)e feiner ©mpfinbungen öerädjttid) fjerabfef)en fönnte, meiner mit einer
fofratifdjen Starte bie fäd>ertid)en Seiten unferer fo gepriefenen SBett»
20 meifen ju entbeefen nriifjte, unb mit einem juuerfiajuidjen Xone auSju*
rufen magte:
9(d>! eure Söiffenfdjaft ift nod) ber SBetefjeit ®inbf»eit,
$cr fttugen 3ettüertreib, ein Sroft ber ftofyen )Blinbf)cit!
©efejt, alle feine 6rmaf)mmgcn unb Sefjren Stetten auf ba3 einige,
25 hm» un$ ein glüdtidje* Seben üerfdjaffen fann, auf bie Sugenb. Sr
teerte un$, be$ 9teid)tf)um$ entbehren, ja tyn fliegen. ©r teerte un$,
unerbittlich gegen und fetbft, nacfy'efjeub gegen anbre feon. @r lehrte und,
ba$ Jßerbienft, audj menn e3 mit Ungtücf unb ©dnnad) überhäuft ift, tjoef)-
ad)ten unb gegen bie mächtige $ummf)eit oeru)eibigen. @r teerte uns,
30 bie ©timrne ber 9latur in unfern fersen tebenbig empfinben. (Sr teerte
uni, (Sott nid)t nur gtauben, fonbern tuaS baä borneljmftc ift, lieben.
(£r teerte und enblic^, bem £obe unerfetyrorfen unter bie Slugen gefjen,
unb burdj einen mittigen Sfbtritt oon biefem Sdjauplajje bemeifen, bafc
man überzeugt fetj, bie SBei^eit mürbe und bie Üttaffe nidjt abfegen
35 fyeiffcn, menn mir unferc Slotte nidjt geenbigt Ratten. 9Äan bitbe fid)
übrigens ein, biefer SRann bcfäfje nichts oon aller ber Senntnifj, bie
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Ofobanften über tue ^errnljulBr.
161
befto meuiger uügt, je praf)lenber fie ift. Gr wäre mcber tu ben ®e*
fd^id^tett, noef) in ben (Sprachen erfahren. (St feime bic «Schönheiten unb
SSunber ber 9Jatur uic^t tueiter, ctls in foferne fie bie fidjerfteu Söemeife
t>on ibrem großen Sdjöpfer finb. Gr Ijabe alles ba$ uuerforfdjt gelaffen,
toooon er, bei) Sporen gmar mit meuigei* (Sfnre, rtllein mit befto mcfjr 5
SBefriebiguug feiner felbft, fagen fonn: icf) tü c i B t% nidjt, id) fonn
c£ lt i er) t cinje^en. (SHeidjmol ntadjc biefer s JPcanu Wiifprud) auf ben
$itel eineä 38eltmeifcn. ©teid)mol mare. er fo berjergt, if)n audj Seilten
abjuftreiten, Neichen öffentliche Remter ba£ 9ied)t biefc^ blcnbenben 93ett-
nafymenä gegeben hoben. SBemt er c$ nun gor, inbem er in nllen ®e* 10
fellfdjaften ber fa(fct)cn SBci^^eit bie Snrbc rtbrifi, baljin brächte, bafe
ihre £>örfäle, icf) tüill nicht fagen leer, bod) minber üoll mürben; icf)
bitte euch, meine ftreunbe, mo.3 mürben unfere ^r)tfofopt)en mit biefem
SJcanne anfangen? SBürben fic fagen: 2Bir ^aben geirret? er Tjnt
9fcd)t. 2ftan muf$ feinen ^ilofop^en fennen, menn mein glaubt, er feto 15
fähig ju miberrufen.
#u! mürbe ein ftolger Wlgebraift murmeln, 3hi" mein Sreunb ein
^fjilofob^? Safct einmal fchen. 3hr uerfteht bod) mofjl einen ^perbo=
lifdjen Wfterfcgel gu eubiren? Ober nein Sonnet ^l)r eine Gr/
j)onential*©röfce bifferentireu? (£3 ift eine SHeinigfeit; tjernad) motten 20
mir unfre Gräfte in maS gröfjcm oerfudjen. 3tör Rüttelt ben $obf?
Seiest? «Ru ba fjaben mirS. Salb mollte icr) metten, 3h r mifet nicht
einmal, ma8 eine $rratümal-®rö|je ift? Unb merft ©ud) ju einem tßtji-
lofopt) auf? D SBermegentjeit ! o $eit! o Sarbaren!
£a! #a! fällt it)in ber Wftronom in« SBort, unb alfo merbe aud) 25
id) morjl eine fcr)lect)tc ?lntmort oon (Sud) gu ermarten ^aben? $enn
menn %§v, toie id) t)Öre, nicf)t einmal bie erften ©rünbe ber Hlgebra
inne fyaht, fo müfjte (Sott e3 (£udj unmittelbar eingegeben t)abcn, menn
3hr eine beffere £t)eorie be3 9)conb3 hättet, al3 id). Reifet fcr)cn, ma$
3hr bflbon mifet? fämetgt? ^r lodjt gar? 30
$lafc! ©in paar 9Jcetapfmfifer fommen, gleichfalls mit meinem
gelben eine Sauge gu brechen. 9hm, fcr)ver;t ber eine, 3hr glaubt bod)
mol;l SÖconaben? 3a. Sh* bermerft bod) molit bie 9Jconnben, ruft
ber anbre? 3a. 2öa§? 3h r glaubt fie unb glaubt fic aiict) nid)t?
Sortreflidj! 35
Umfonft mürbe er e* mic jener Sauerjuugc madjen, ben fein «ßfarr
fi e f f i n a , fämtlidjc Stiften. XIV. 11
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(Mannen über bie ferrnljuter.
fragte: fannft bu baS ftcbenbc (Sebot? Slnftatt gu antworten, natjm er
feinen $ut, ftettte ihn auf bie ©Jrifcc eine« SJtngerä, liefe ihn fetjr fünft*
lief) barauf herumtanzen, unb fe^te hinp: £err ^5farr fönnet 3h r baS?
®ocf) ich will erofthafter reben. Umfonft, fage ich, würbe er feinen £>of>n»
5 fprechern 1 anbere wichtige fragen üorlegen. Vergebens würbe er fogar
beweifen, bafe feine Ofragen mehr auf fid) t)ätten, aU bie irrigen, $önnt
3^r% würbe er etwa 311 bem erften fagen, ©uren huperbolifchen ©tofy
mäfjigen? Unb ju bem anbern: fetjb 3för weniger üeränberlicf>, alä ber
SDtonb? Unb $u bem britteu: fatm man feinen SSerftanb nicht in ettuaS
10 beffern üben, al$ in unerforfcf)(ichen fingen? 3h? fetob ein Schwärmer!
mürben fie einmütig fdjretien. Gin 9carr, ber bem XoU^aufe entlaufen
ift ! Mein man wirb frfjon ©orge tragen, bafe ftt) r mieber an Drt unb
©teile fommt.
(Sott fet) $anf, bafj fo ein oermegener Sfreunb ber Satjen 2 noch
15 nic^t aufgeftemben ift, unb gu unfern 3eiten auch nicht aufftet)en möchte :
benn bie §errn, welche mit ber 2öirflicf)feit ber 2)inge fo oiel 51t Ujim
haben, werben fdjon forgen, baft meine (Sinbilbung nimmermehr jur Söirf*
licf)feit gefangt.
2Bie aber, wenn fo ein Sc^itffal uufre Geologen betroffen fjätte?
20 $och ich Win mid^ °h" e Umfchmeif erflären. 3$ glaube, bog, WaS fo
ein 27tann, wie ich ihn gefcfytbert habe, für bie SBeltweifen feön würbe, 8
ba3 finb anjefco bie #errnf)utcr für bie GtotteSgetehrten. <Sief)t man
bafb wo ich »HI?
(Sine einjige ftrage, bie man, wenn man bie geringftc ©illigfeit
25 hat, nimmermehr bejaen fann, wirb beutlich seigen, bafj meine SSerglei-
chuug nicht ofme ®runb ift. .§aben bie §crrnr)uter, ober h a * tr)r $ln*
führer, ber ©raf tion 3- jemals bic Mbftcfjt gehabt, bie Theorie unfer§
(£f)nftenthum$ 511 öeränbern ? $at er jemals gefagt, in biefem ober jenem
Sctjrfafce irren meine ÖMaubenSgeuoff en ? liefen Sjßunft oerftefjen fie
30 fa(fa)? #ter muffen fie fid) Don mir su fechte weifen taffen? SSenn
unfre XtycotoQtn aufrichtig feon wollen, fo werben fie gefielen müffen,
ba& er fich nie 511 einem Sleligtongoerbefferer aufgeworfen tyit. $>at er
ihnen nicht mehr aU einmal bie beutlichften SSerficherungen gethan, bafj
feine Sehrfäfce in allem bem augftmrgiftfjen ©laubeiiöbefenntnif} gemäfj
35 wären? @ct)on gut, werben fie antworten; allein warum behauptet er
Meinem floljnfprfdjer [1784] • fiüflen [oertrudt 1784] • umrUen, [1784]
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Q&ebanfttn über bie $ £rrnl;ufer.
1G3
in feinen eigenen Sdjriften «Sadjen, bie biefen $erftcf)ernngen offen*
bor nnberfprecfyen ? #aben mir ifjn itict)t ber nbfdjeulidjften 3^»=
mer überführt? Sttcut ertaube mir, bnfc idj bie SBeannuortnng bicfeS
$unft* ein menig üerfparc. ©enung mir tyaben fein Söefenntnife ; er
»erlangt nidjtS in ben £ef)rfäjjen unferer S?trct>c beränbern. 3öa3 rotH 5
er benn? — —
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164
Überredungen.
Mm
j^eneras Briefen. 8
JUl0
5 ^rt(io^eIes , Poetik. 3
Mm
(Eenmnfea' B)u(tentoüenen. 4
Mm
Baniera Ißntfjoloßie. 11
' | Uif jeftt oerfchollencn $anbfchriffen biefet Überfefcungen imb «u«äüge erhielt gro&entetl« ©roin
(Buftüb ftüfleborn dou Äarl fieffing sur Prüfung, fdjlofj fie aber atft unbrauchbar uon ber Ausgabe
be« fiefftnflif<f)en SRacblaffe* aul. (<8. (S. fieffing« fieben, nebft feinem noch übrigen litterarifchen
Machlaffe. $crau#gegeben üon ft. 93. fieffing. Berlin, 1795. Zeil III, S. VI ff.) 9?adj feiner «n<
[]abt ftammen alle biefe Arbeiten au« fieffing« 3ugenbjett.]
1 [„Sin Anfang einer Ueberfefeung von Seneca'« Briefen ift fo bolpricbt, bog er gewiß unter bie
aOererften $ugenbarbeiten fieffing« gehört", urteilt SfflDeborn a. a. €. 6. VIII. Sie Übertragung
bürfte, wenn nidjt früher, boeb, wenigften» etwa in bie 3ab,re 1749—1751 fallen, ba fiefflng um biefe
üeit befonber« gern <£eneca citierte. Bgl. unter anberm in biefem Banbe 6. 149, 151, 171.1
* ffjfltleborn fanb nur „hin unb Wieber auf einzelnen Blättern Berioben au« Ariftotele« Boetif
flberff&t", bie fieffing fpäter in ber „Dramaturgie" weit richtiger unb beutfdjer wiebergegeben habe.
ÜBatjrfdjeiuIicb, fallen biefe Berfudje »or ba« 3al)r 1753, in welkem bie Berbeutfcbung bei Slrifto-
telifct)eu Serie« bon Surtiu« erfaßten (ogl. oben Bb. V, S. 194 f.) ; »ieaeidjt reiben fie bi» in bic
rfeit ber Arbeit an ben „Xb^eatralif^en «Beitragen" (1750) ober gar in bie €tubentenjabje jurüd.l
4 [SBon gfudeborn nidjt erwähnt, fieffing blatte bie Überfegung ber „neuen Beispiele be« ffieroante«"
au« bem Spaniftfum fdjon im Wooember 1750 geplant ober begonnen (bgl. ben Brief an feinen
Bater uom 2. Siooember 1750) unb im folgenben gebruar „in ber Arbeit" (ogl. oben Bb. IV, ©. 206),
fcheint fie aber gegen ttnbe be« 3aljre« 1752 enbgültig aufgegeben ju haben, alt) ein ungenannter
Überfe&er eine Auswahl biefer „Btufternooeaen", nach ber ungenauen franaöfifdjen Übertragung
fcbjedjt üerbeutfdjt, erfebeinen lie|j (ogl. oben Bb. V, @. 14).]
1 [Bon ftüneborn nirf>t erwähnt, «ad} bem Brief an Johann Abolf Schlegel Dorn 23. Januar 1753
befdjäftigte fidj fieffing feit ber SRitte be« 3ah?e« 1751 mit ber Überfettung tton Sanier« „fjabel»
leb,re" unb halle fdjon 1752 ben Anfang bcrfelben ber Sructerei ubergeben : bie jwei erften Zeile
ber beutfajen Au«gabe fönten Oftern 1753 erfd>einen. Zotft, unterblieb bie Berdffentlldjung mit
aiüdfldjt auf bie Übertragung be« gleiten SBert«, bic Schlegel 1753 antünbigte unb feit 1754 er«
fcheinen liefe (»gl. oben Bb. V, 6. 157 f., 409 f.). Bon ben angeblich im 3anuar 1753 bereit« ge«
brudten, iebenfaU« nicht fchr umfangreichen Bruchftüdeu ber fieffingifchen Arbeit hot fich nicht« er*
halten.]
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165
Jtus
Mlbult unb ^ufa. 1
Hub
(JUrceaua Q&efpräcfien übet bie BBrebfamfutt. 2
Bug bem 5
treiben über ben QHjara&fer ber Italiener. 8
Bckfter« Be|aubeder M>elt. 4
1 [8on JJüneborn uidjt genannt. (Gottlob Säumet Nicolai ermähnt in feinem „Äntroort«fd)reiben
an Gerrit SJaflor flange in fiaublingen" (grantfurt unb £elpjig 1754) ®. 11 au« einem wobt nod)
bem 3aljre 1752 angeljörenben »riefe fieffing* „»orfdjläge bon feiner Ueberfefcung bet fbantfdjen
»üd)er be« Vlbtete unb Suf a" (»gl. oben «b. V, €.262 «Inm.). Unter bem erften »erfe ftnb
bie 1614 erfdueneneu „Varia» antlguedades de Espana, Africa y otras provincias" tion »er«
norbo «tbrete oerftanben. «uf meldje« Kerf aber ber Warne <Sufa binweifen foD, ift taum gu be«
flimmeit, ba jablreidje fpanifdjc SdjriftfteDer Sufa ober Sonfa feigen. Die »ouenbung unb $er«
ausgäbe biefer Überfefcungen unterblieb, weil fid) f«t folc^e »fldjer fein »erlege r fanb; bgl. ftarl
LVfflng, ®. «. Effing« fieben, «Jb. I, ®. 152 f.J
' [($üOeborn fanb nur toenige »lätter bou biefer unb ber fofgenben Überfettung au* bem Qrran*
jöftfdjen ; in beiben berriet fid) itad) feinem Urteile ber Anfänger. BieDeidjt bängt bie Übertragung
Cerceau» irgenbwie mit ben Entwürfen gu bem ÄBerfe „Der Sdjaufbietcr" gufammen (ogL unteu
S. 179 ff.); in biefem ftatle bürfte fle 1754 ober turj borfjer entftauben fein. Ober foDten, ba id)
®efbrädje übet bie »erebfarafeit t>on bu tterceau nidjt aufftnben fanit, feine „Reflexions sur la
poesie francaUs" gemeint fein, bie uadj ber erften »cröffentlidjung im „Mercure de Franc©"
auf* neue 1730 in $oOanb in einem „Recuell de differents traites sur l'öloqucnce et la
poesie* erfdjienen?]
* IDa fidj ber »erfaffer be« anoninneit franjöfifdjen Schreiben* nidjt feflfteüeu lägt, ift aud) bie
Datierung bon ßeffing* Überfettung erfdjroert. «ngelegentlidj befdjfiftigte fidj biefer mit ber itali*
enifdjen Sitteratur erft in ben (Kahren 1754—1758, at* er bie n Xr>eotralifdje »ibliotbef herausgab
uub «olboniftbe Suftfpiele nadjjubttbeu fud)te. »ic(Ietd)t begann er bamai* aud) im ^ufammen«
bang mit folgen Arbeiten bie bou güDeborn erwähnte Übertragung.)
* [Son QrüUeboru nidjt erwähnt 3m »rief an beu Sater vom Ii. Wbril 1755 bittet Ueffing feinen
»ruber XTjeobb,llu8, nacbjufeben, ob er nid)t toielleidjt bou Wittenberg uadj tfamenj ein $acfct
bollänbifcher Schriften mitgebradjt tjabe, „bie id) ebemalö mit bieler SHühe gefammeft blatte, unb
bie "Streitigfeiteii wegen »eder* bezauberter Sielt betreffen Da id) jcjt an einer neuen
Überfeöitng bon »eder* bejaub. ©elt arbeite, ber id) eine ©efdjidjte ber baruber erregten Streitig«
feiten borfefeen will, unb W0411 ber $r. »«ft- Raubet au» lrob»enb,ageu mit bereit* fehr biel »et)«
träge gefdjidt bot : fo braud)te id) bie gebaajten fcollänbifchen Pie$on fehr notbwenbig." Die 8or<
arbeiten jm biefer Überfefcung au« bem $oHänbifdjen reidjen alfo bis in Ceffing* SBittenbcrgrr
6tubienjahr 1752 jnräd.]
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166
Mm
Jabrinu«' ©riedjtfdjer Bibltotfjck. 8
Mm
5 Jrau Bariers J&nmerftxmgen über Horner. 8
Q&eaner« IßtfljribafeB. 5
10 J*U0
Beninern« foUänbifdjem Kirnen- unb £djulenflaai
Dött 1698.«
* [SBfll. oben <S. 164, «nm. 1.]
* [ftüHebotu etwfibut juetft im allgemeinen 9(u«}üge au« biefem Sammelmet!», bann nodj befonbet«
einen JHu3jug bet (Stüde ©tiedjifdjet Ztagitet unb Äoniilet" ebenbarau«. Die Sntftebuitgfjeü
biefet Arbeiten ift ferner ju beftimmeiu »ieHeidjt (lammen fie fdjon au« ben (Stubenteniabjen Cef»
fing« ober au« ben labten 1749 unb 1750, alt et bie „Iljeattaliftfjen »eittäge" öotbeteitete, biet-
leidet aber au$ ctft au» bet 3eit bet Sltbeit am „Sobbofle*" (1760).]
* [$iefe %u«jfiae bfitften fpfiteften« in bie Seit bet »otftubien jum „fiaoloon", bielleiijt abet ftfjon
in fieffing« Stubentenjabte obet in bie 3eit fallen, ba et fid) gelegentlich bet Ätiti! be« frlobftod'
fdjen „TOeffia»" juetft eingebenbet mit bet ebif$en SJidjtung befdj&ftigte (1751).]
4 Ittudj mit SRotbof« „^olt^itfoi" bürfte fid) ßeffing beteit« al* Stubent ndbet befajjt $aben, wenn
un« audj beftimmte 3engniffe bon einem fotdjen ftfibjeitigen Stubium be« bamal« nodj bielgebtaud)>
ten Serie« nidjt trf}a(ten finb. 1758 lannte et e«; bgL unten S. 169. $aufigei ermähnt et in
feinen Sdjriften unb »tiefen SRorijof erft etwa feit 1754 (bgl. oben 9b. V, ®. 312, 389; Ob. VII,
®. 127, 377 ; »tief bom 6. gebtuat 1758 u. f. W.).]
* [Sbenfo wenig wie füt bie bi*b,et genannten «u«jüge lägt fid) füt bie au« ftontab flk«net« „SRi«
tbttbate«" eine beftimmte (EntfteljungS}eit angeben, jumal ba ftüHeborit nidjt fagt, au« meldjen Wb-
fdjnitten be« „Witbribatel", übet welrtje bet batin bebanbelten Cbtadjen £effing fid} Vu«jüge an»
legte. Auf fbradjjbetgleidienbe Stubien beuten untet anbetm fdjon erbmologtfäe »emerfungen in
einet »ecenflon oon 1751 bin (»gl. oben 8b. IV, S.211 ff ); eiftiget betrieb fieffing biefe Stubien
etft etwa feit 1758, mobon ba« HBÖttetbud) ju Sogau« Sinngebidjten Beugtn* giebt, unb befonbet«
in bet ©olfenbßttlet Seit.]
' [»ieUeidjt flammen biefe Mu«jflge au« bem ©ittenberget 3al>t 1758, in weitem Seffing ftdj biel
mit Jtitd>ngefd}i$te befd)«fttgte, obet au« bet unmittelbar folgenben 3rit, in bet bie »»riefe" bon
1753 unb bie „Bettungen" entfJanbeit]
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167
JÄU8 bBlt
Vacationes autumnales oon (ErefoIItuö. 1
JILw& ben £d)riftsn von
tebanua Brunus, Jfierrmtjimre Qtarbanua
unb 5
®I;oma» (Eampaneüa. 2
Böleta Jftbljanbhma über bßn Interbank. 4 10
1 (.Die Stuöjüge au$ beu „Vacationes autumnalcf» sivo do perfecta oratoris actione et pro-
nuntiatione" bon Üvb. CrefoHiu« ($ari* 1630) Hängen »ermutlidj mit ber Überfefeung bon Ccr»
ceaui ©efprädieit über bie fterebfatnleit unb mit ben Entwürfen ju bem SBerfe „Der ®d}auf»ieler"
jufommen unb m8gen be»b>lb etwa bem 3afcre 1754 angehören.]
* [$on SrüHeborn nidjt erwähnt, «ber ftarl fieffing (©. C. fiefftugS fieben, 8b. I, <5. 162) berietet
im 3ufamment)ange mit mehreren Sdjriften unb entwürfen au# ben 3aljreu 1754 unb 1755, bai
fein Bruber bamols aud) au* ben SBerlen be« 3. ©runu«, Carbanu* unb 2$. ßampanella „bie
merlwürbigften Stellen ausjiet)en unb feine ^Betrachtungen barüber madjen" wollte. Diefer $Iait
bieug fidjer mit ber 1754 beröffentlidjten „Rettung bei Carbanu«", »ieHeidjt and) mit ben Seiner*
tiingeu über ©iorbano SBruno in einer faft gleichseitigen Sieccnfion (»gL oben 9b. V, @, 429) ju*
lammen.]
* [$on Snflcborn nid)t erwä&nt. 3m ©rief bom 8. Dejember 1755 an 9RenbetSfob,n oerfprad) 2ef»
fing, bemuäd)ft einen $tu»jug au« ber fiebenbänbigeu Ausgabe ber Kerle ©olboni« bon 1768, bie
adjtunbjwaitjtg l'uftfbiele enthalte, nadj Berlin ju fdjiden. Die Krbeit war für ba« toierte Stfld
ber „Iljeatraltfdjen Bibliotbef" beftimmt, würbe aber trotj 9Menbel»foljn» Warnungen bom 10. 3a»
nuar unb 9. iRarj 1756 ebenfo wenig »oßenbet wie ber für Cftern 1756 geplante SBanb bon fedj*
eignen fiuftfbielen, öon bem nur jwei Sogen, ber Anfang ber bem gleichnamigen Stüde Oolboni«
nad)gebilbeten „©tödlichen üxbin", gebrudt würben ; t>gl. oben 9b. III, @. 836 «nm.]
[SJermutltdj fallen bit Stnfyüge aus 3ol)ann Daoib ftöler« mehrfach gebrudter „DisquUUio de
libro poetico Theuerdanck", bie aud) in bem Ittuffafe über ba« „$etbenbud) N mehrfad) erwähnt
wirb (»gl. unten), tn bie flett, al« fleffmg fid) juerft mit biefem „fcelbenbudj" unb ber älteren
beuifd)en Didjtung überbauet befchäftigte, alfo etwa in ba* 3a*r 1758.]
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168 JHiiBgaben alter Slafjihtr. Jnbe.x ju JPolitian* (Spill ein.
von
Ausgaben alter Majftfter.'
Jvtbtx
5 JU
JMtftaua Qtpifieln. 2
1 IcfüDeborn o. a. £>. SBb. III, 6. VI etiofifjut unter ben bott Ujm als unbraudjbar bei Seite Gelegten
„Sammlungen uon au*erb>nb SHotijen", bie fidj 2effi«9 rr in fefjc feilten $al|ren" angelegt Ijabe, audi
„bie, nod» baju unüoDftanbig, angcmeclten 2tu«gabcit alter Claffifer". Da er aber nidjt näfcer an
giebt, um meld)« alten Jflafftfec c* fid) babet tjanbett, Idfjt fid) aud) über bie Cntfteb,ung*5eit be«
iöerjeidjntffeä nidjt« GJcnauere* beftimmen.]
* lOfütteborn (a. a. C. 93b. III, S. VIII) fanb in ben twt «arl ßeffmg ifnn ubergebenen papieren
„einen angefangnen Index ju $o(irian« Gpifteln, aud) au* Cefftng* 3ugeub5eit". 9Wit itatienifdjen
#umaniften bei fünfjeöuten 3ab,tljunbert8 befdjäftigte fid) Seifing befonbere 1752 unb 1758 (t>gf.
oben 9Jb. V, <5. 135, 137 ff., 209} ; uieHeidjt gehört bie ton gülleborn erwähnte Hrbelt berfelben
äcit gnj
Materialien |u einem lafeinifcJjen Jtaffafje über $uarf. 169
(Eimgt Utofmalisn |u txntm Ttafemiföett Buffafje üb*r
Sö^ann T$\xaxV
De nomine.
De ipsius nomine monendum erit, falso illum a Morhofio
aliisque Janum nominari. 5
Hispanicum Juan idem esse quod Johannes, cum ex Lexi-
cis tum ex inscriptione Evangelii St. Johannis, qualis in Hispa-
norum bibliis extat, apparet.
Qua ratione ex verbo Joannes fieri potuissot Juan, Gramma-
tici docent. Abjecta terminatione es, o in u mutatur, quac sane lü
mutatio Hispanis admodum vulgaris est.
Hispanum esse.
Huartum noatrum Hispanum esse, ex eo probarc, quod Hi-
apanico idiomate usus fuerit, ficulneum saue esset argumentum,
nisi ipse Huartus Hispanicam 8 linguam suam dixisset. 15
Cap. 8. p. 130.
Quo terrarum natus fuerit.
Natus in fano 8. Joannis Pedeportuensis, Gallicae ditionis
urbe, quae tarnen neutiquam de ipsius gente sorupulum movere
valet, quod sane eonjectura non inepta doceri potest. 20
Quod ipsius pueritiae indicium dedcrit.
P. 6. Entramos tres etc.
Quibus operam dederit studiis et quae neglcxissc
v i d e a t u r.
P. 72. Poöta que se nomo Pindaro etc. 25
' [9on güHeborn (a. a. C. 9b. III. S. 366-370) naä ber nunmehr »erfdjollenen $anbf$rift 1795
a\i «nbang *u ben metft fpäter entftanbenen „flnmerrunaen jur (Mrf)rten=öef4«d>te" mitgeteilt mit
bot Scmerrung, biefe lateiniföen «uf jci^nungen feien »a$rfdjeinli(b, bie ffrunbtage bet fieffingifoVn
9orrebe jut Überfefeung von Quarte« .Examen de ingeniös* bon 1752 (»gL oben 9b. V, S. 4 ff.).
3n ber S$ox nehmen fid) bie lateinifdjen Säfce in mannet $infid}t wie eine 9orarbeit gu jener
ftorrebe au», bie bann nur urfprünglid) »lel breiter müßte geplant gettxfen fein, «bet bie lateini«
fdje Spradje beutet auf einen gelehrten S»e«f : waftrfdjeintidj gehörten biefe «uf jeidjnungen, nie
fd)on «. D. SRaltja^n unb 9?. Sorferger («. ff. ßeffing. 9on 5tt}. ©. »anjel unb 0. ff. ffuljtauer.
2. Auflage. Setiin 1880. 9b. I, <S. 812 flnm.) oermuteten, ju ber Arbeit, mit bet ßeffing am
29. fforit 1752 in «Bittenberg jum SRagifter promooierte, anb finb bemnadj tooljl 1761 ober ju «n-
fang bei folgenben 3a$rel entftanben.] » Hiipanlam [1795)
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170 Materialien ju einem Xaleinifdjen J5u{Taf|e über $uarf.
Saue quidem si verum est, quod Tannonium Pudentem in
sua Apuleji accusatione dixisse idem ille Apulejus cum risu affir-
mat (in apol. p. 333): Philosophum tarn graece quam latine di-
sertum esse citra reprehensionem non posse: nostrum certe ista
5 ratione nec minimam in se commeruisse culpam contendo.
Philosophorum more non comta oratione, non flosculis dili-
genter quaesitis, sed rebus notatu quam dignissimis audientiam
sibi facit. Cic. de Sen. c. 9.
Non nisi unum composuisse librum.
10 Qua aetate scribere coeperit.
Variae editiones.
En Baeca anno 1575.
En Bilbao 1580.
In varias linguas translationcs.
15 Qallicam hujus libri translationom triplicem habemus. Prima
prodiit 1580 auctoro Gabriele Chappuis, iterum impressa 1588.
Sccunda, quam Baylius ignoravit, auetorem habet Carolum Vionium
a Delibray impr. 1650 et 1661. Tertia tandem illa est, cujus cum
prima Baylius mentionem facit.
20 Latinam Baylio tantum ex Catalogo Oxoniensi cognitam
fuisse miror, cum saepius typis exscripta sit *).
Varia de ipso eruditorum judicia.
Baylius Medicum nostrum Huartum dicit, non unum e mul-
tis, sed inter multos propemodum siugularem.
25 Seligmanni de auetore commentum. Conf. ejus Sciagraphia
virium imaginationis, exercitatt. acad. XL, Dresd. 1711. 8. §. 13.
Praesertim, qui illum inverecundum auetorem esse conten-
dunt, refellendi.
De istius argumenti libris ea valent, quae Apulejus in Apol.
30 minori fortassis jure de carminibus amatoriis affirmat : tanto sanc-
tiores sunt, quanto apertiores, tanto pudicitius compositi, quanto
simplicius professi.
Argumenti praestantia.
Ex veteribus leviter attigerat hoc institutum Quintiiianus,
35 *) $ei)m Placcins de Anon. p. 472. toirb einer $eurfd)eti Ueber|e|unß
bei ftuart gebaut, welches aber geroift bie fiateinifäe fetjn fott.
Uaterialien |u einem laiemifdjsn J*uffaf|e über fuarf. 171
qui 3 cap. lib. I. Inst. Orat. de ratione agit, qua puerorum inge-
nia dignoscantur.
Conf. Translat. lat. Prooem. p. 4.
At no8ter Bolus repertus est ex omni memoria, qui hoc ar-
gumentum ex instituto pertractaverit. 5
Desertae equidem doctrinae et jam pridem relictae patroci-
nium in me suscipere nolo; illud tarnen ingenue fateor, me hoc
philosophandi genere non leviter delectari, licet medicorum assen-
sione id temporis plane destituatur.
Multa habet praeclara, inter quae 10
1. miraoulorum doctrina —
Minus vera.
De fortitudine.
Illa neutiquam approbata esse judico, quae de malitia et
militia profert. An quidquam stultius, quam ex nominum pro- 15
pinquitate vim similem rerum conjectari? Apulejus in Apol.
De foeminarum ingenio.
Judicia ingeniorum quae lluartus ab externa petit forma,
nullius pretii sunt; quamplurimis enim nobis natura ostendit exem-
plis: posse ingenium fortissimum ac beatissimum sub qualibet cute 20
latere. Sen. ep. 66.
Exemplum Nicolai Riccardii. Erythr. Pinac. p. 43.
Quosdam itaquo videtur mihi in hoc natura tales gencrare,
ut approbet, virtutem omni loco nasci. Si posset per sc nudos
edere animos, fecisset; nunc quod amplius est, facit: quosdam 25
enim edit corporibus impeditos, sed nihilo minus perrurapentes
obstantia. Seneca. 1. c.
Multa habet ridenda, immo arguenda, quae nos in Senecao
sontentiam ire jubent, nullum magnum ingenium sine mixtura
dementiae fuisso. 30
Opiniones singulares,
1. de arbore vitae, in Prooem. lat. tr. p. 18.
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172 Erilth bee Jürf;erfrf)En ©cI^rUme.xthon8.
Brtftfc
' [Den Stan, beridjtigeube Nnmerfungen )u (SQriftian (Bottlieb ftddjer* „Allgemeinem (Belehrten*
lerilon" (fieibjig 1750—1751) ju fdjreiben, faßte fiefftng wagtfdjeinlid) gleich nadj bem Crfdbeinen
be* berblenfllteljen, ober febjerreidjen «ammelmerte«. ttlnjelne folc^e «nmertungen fügte er fdjon
feinen erften Sefprrdjungen beSfelben im 3unl uub Oltober 1751 ein (»gl oben 0b. IV, @. 866 ff.,
327 ff.), ttn bie blanmäBige Aufarbeitung einet „allgemeinen «riti!" bei „»ele^rtenlerifon*«' fdjeint
er ober erft 1752 in Wittenberg gegangen su fein. (Sogleid} Heft et autf) ben J)rui feinet Sdjrift
beginnen, unb jwor nad) bem Seridjte feine» ©ruber« (©. S. fieffingf fleben, 8b. I, S. 150) auf
eigne Äoften, ba fle ber bamalige 2)e!an Kittet nldjt bie Cenfur »affieren raffen wollte. Streit*
im Sommer 1752 fanbte er bie brri erften gebrueften Sogen an bie ffllebitfdjtfdje Budjtjanbluiig in
JJeipjig, bie ba* „©efebrtenlerlron" »erlegt batte. Sarnau unb aud) nod; einige «Sonate fbäter
äufjerte er bie entfdjiebene Wbflebt, bie Arbeit fortjufehen, gab btefe» Sorfjaben aber ju Gnbe Ct
tober* auf, al* er mit 3öd)er felbft in unmittelbaren Sriefioerfjfel gelommen mar (ogl. 3öd)erö
Sriefc au fieffing bom 1., 11. unb 29. Crtober 1752). Ob er 3öd)er* SBunfd), tljm aud) feine übri-
gen, nod) ungebrudten Seridjtigungen unb ttrgänjuugen be* „<Bcfef)rtentejifon*" für bie Sub»[c=
mcntbSnbe ju überlaffen, wirflidj erfaßte, lÄfjt ftd) nidjt feftfteUen, ba biefe SJnbe nie erfdjienen.
Bwar al» £effing 1758 im aweiten teil feiner „Sdjriften" aud) jenen Anfang feiner Irritif 3ödjrri
beröffeutlidjte (im 3nbatt fldjerlid) ibentifd» mit ben brei Sogen bon 1752, in ber 3orm bielleidjt ber-
aube«), »erfidjerte er nod) feine Sereittoitligfcit, feine meiteren Anmertungcn an 3ödjer abzutreten
<\)tf- oben Sb. V, S. 127 ff.). QKeidjmoljt ift e* jtoeifelbiaft, ob er biefe» Sor&aben ausführte. 3eben«
fall* flnb auf 3ödjer« »arfjlaö feine £effingifd)en Sapiere auf uns gelommen ; ja felbft jene brei
gebrudten Sogen bon 1752 blatte fdjon ffarl ßeffing nie gefefjen (bgl. ben Sorberidjt jum liierten
leil bon ßeffing* bermifdjten Sdjriften, Serlin 1785, ®. 18 ff.). 2er JJortfe&er be* Sadjer'fdjen
„©eleljrtenreriron*", 3obann Ct»riftop^ «fbelung, berldjtete in ber Sorrebe jum erften Sanb feine«
«Serie* (ßeibjig 1784) überbauet nid)tf über 3ödjer* «Kad)la§, ben er für feine Arbeit jroelfeßots
nidjt bemlfeen tonnte. ßeffing* Seridjtigungen in ben „Sdjriften" oon 1753 bewertete er faft aui»
nabmflo*. Überbie« bemerlte er bauTbar am Sdjluffe ber Sorrebe, er gäbe „burrfi bie Oütigteit
be* gegenwärtigen 3Rüna«$irector* ju SreMau, $errn Barl ©ottljelf ßef fing!, bie bou
feinem beworbenen fcerrn Sruber bjnterfaffeneu äbjtlidjen litterarifdjen Sammdingen erhalten.
C* beftnben fid) barunter wenig aufgearbeitete fieben; ba* SNeifte befter)et au* einölen Umftänbeii
unb 3?ad)rid)ten, meldje ber oerbiente Wann, bem »ufdjeine nad) in feinen jüugern Sauren, wenig ■■
ften* nod) eb;e er an bie reidje Cuelle Iitterarifd)er ®d)&t»e au SBolfenbütter getommen ift, au* ber
fdjiebeuen ®d)riftftellern gefammelt |at. $a id) biefe Seijträge erft erhielt, al* ber gegenwärtige
Sanb bei)!tab> fdjon abgebrurft mar, fo meiß id) nod) nidjt, ma* unb Wie biet mir babon roirb nü$-
lid) fettn Wnnen, id) »erbe aber foldje* in ber ftolge anjuaeigen nid)t unterlaffen." 5)aruad) fdjeint
e*, alz ob fieffing feine weiteren Serid)tigungcn fd)fieb(id) bod) nidjt an 3Ödjer gefd)idt ober fie
nad) 35djer* Xob (1758) mieber autüder^olten blatte. Son «belung* €ammelwer! erfdjien nur
nod) ein Sanb unter bem Xitel „ftortfe&ung unb «rgdnaungen au (S^rijtian (»ottlieb 3öd)er» aOge*
meinen ®eIeb;rten«Öerico, worin bie Sdjrifrfteu'et aller ©tfinbe nadj ib^ren borne^mften ßeben*um=
ftänben unb Sdjriften befdjrieben werben; bon 3o^«nn G^riftopfi SSbelung. ßwebtet Sanb. C bü
J. Seipjig, in Sogann griebridj ®[ebitfd)en* ^anblung, 1787." (2864 Gbalten »•). ^ier finben fid)
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mriltft bea ^ßiijerftfjen ©sl£l;rfotIwctRon8. 173
(Ergänzungen bts ®titl)xUxihx\kom.
von Dachröden, (Caspar,) 1 lebte in ber erften #ätfte be3 borigen
£jat)rf)unbcrteS, unb gab fyetauö: Ingen ii lusum tempore luctus. (Srfurt,
1621, 12; roe(d)c8 toeitev nid)t$ a(3 ber (£f)ronos$erameter ift: Det, meus
sit, justus, rogo jasper, psallere Jesus, melier fidj 3059 3J?at)I ber* 5
önbern täfjt, unb melden er mit ollen feinen SSeränberungen fjat obbrnefen
(offen. (Sefftng.)
Dacianus, (Johannes,)* Martishusius, lebte um bog (£nbe beS
16ten ftafjrfmnberteS, unb gab §erau3: Christum Tropaeophorum.
3ena, 1593, tueldjed ein SotciniföeS unb ©riedjifdjeS ©ebidjt auf bie 10
Sfoferfte^ung (StyrifK ift. (fieffing.)
Greifenson, (Samuel,) 8 auä #irfdjfelb, lebte im uorigen 3af>r«
Rimberte, unb war in feiner SüQtnb HKuSfetier. 9tfel)r ift nidjt oon tf)m
berannt, ob er gteidj üerfdjiebeneä gefd)rieben f>at; nefmdid):
35en ©impliciffimu«, einen ju feiner #eit beliebten Vornan, 15
weldjen er anfänglich unter bem üerfefcten 9tat)men ©er mau
«Sd^teif f>e im oon ©eisfort tjerauS gab, unb ber mit eini-
gen fremben Arbeiten, ju Sfttruberg, 1684, in $wen Steilen
in 8, wieber aufgeleget warb.
^55 en feufajen 3ofe^^ . . . . and) in beut gwehten SfjeUe ber 20
ÜKürnbcrgifdjen 9fu3gabe be8 vorigen.
2)cn fattjrifdjcn Pilger .... 91 ud 2effing$ fjaub*
fajriftt. SRaaVaffe.
in ber Zfyat brei Wrtitel, bic iKbelung aufibrüdlidj at« L'ejfiugö (Eigentum bejeidjncte, bie et bemnadj
wolji siemlid) uubetänbert jenen au« ßeffing« 9>lad}la& tljm flbergebenen kavieren entnommen Ijaben
wirb. Gidjertid) enthielten blefe $apierc biel tnelje alt bie brei lurjen Slrttfel ; wie jebod» Uberiuig
etwa biefe fonftigen Qufjeidjnungeu Seffing« berwertet Iw&en mag, lägt fidj nidjt fagen, ba er fid)
fefbft nidjt weiter barübet auSforad), fonbern ben aweiten 8anb feine« SJerTe« oljne Öorrebe in bie
©elt fdjidte. SHe ßefflngifdjen «Babiere aber, bie «belung in bet $anb blatte, finb längft berfdjollen.
83af>rfdjeiulid) waren flc 6«nj ober teilweife tbentifd) mit folgenben §aubfdjriften, bie ein fogletd)
nadj lief fing 8 lob angefertigte« unb bon 8fr. Cb.rt>fonber in braunfdjweigifdjen «Wen aufgefunbene*
unb 1856 in «Beftermanu* iHuftrierten beutfrfjen TOonat«$eften (8b. I, S. 253 f.) mitgeteilte« „8er'
jeidjntß ber £e|ingifdjen SRanufcripte" ermähnt : „12. SRamifcribte 31t 3ödjerft gelehrten Lexico
gehörig, in 2 Keinen Sadeten .... 22. 23. 16 8änbe in Hein follo, worin hin unb fcr 8er*
meljrungen unb 8erbefferungen ju 3ödjer« gelehrten Lexlco bon fiefjing eingetragen worben (: ba«
meljrfie ift b(ojje3 weifje* 8apter:). w 2)a oon biefen fcanbfdjrlften nidjt« auf un« gefommen ift,
muf) idj mid? auf ben Äübrwf jener brei ftrtitel bei Hbelung befdjrdnfen.)
1 föottfegung unb (Ergänzungen ju 35djer3 ®elel)rtenler.ifon bon Wbelung, 8b. II, Sp. 6**0.]
» fCSbenba 8b. II, £». 601.]
* LtSbenba 8b. II, Sp. 1003.]
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174
©tfdjtdjfe btr Ißorauiben in Spanien.
in Spanien. 1
1 [Wadf bem ©tief an feinen Sater »om 29. 9»ai 1753 wollte fieffittg baraalt nod) SRarignüJ „®c*
fdjitfjte ber «raber", bie er ju überfein begonnen Ijatte, burdj einen oierten leit ergänjen, ber toon
ber ®efd>id)te ber Woraoiben in Spanien tjanbeln foHte. «Hein balb barauf erlahmte fein Cifer,
fo baö er felbft oon ben brei leiten be« franjöfifd^en ffiert* nur wenig über bie $ä(fte toerbeutf<r)te
(»gl. oben 4)b. V, S. 23 «mn.). Bon etwaigen Vorarbeiten ju bem geplauten oierten Zeil ift nierjt«
betannt geworben.]
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3>a0 QlfrriPBnfljum ber »Brnimff.
175
§. i.
einzige üonfommenftc SSefen fjat firf) oon (Sroigfeit f>er mit
md)t§ als mit ber ^Betrachtung beS SSollfornmenftcn befestigen föuneu.
§.2. b
$a$ ^ollfommenfte ift er felbft; unb alfo f)at QJott oon ©toigfeit
fjer nur fief) fclbft beuten fönnen.
§• 3.
SSorftellen, wollen unb Raffen, ift beb, ©ott eines. 3ttau fann
alfo fagen, alles toa$ fid) ©Ott öorftetlet, alles ba$ fdjaft er aud). io
§• 4.
©ott fonn fid; nur auf anjetjerlei) 9lrt benfen; enttoeber er benft
afle feine 93ollfommenl)eiteu auf einmal, unb fid) als beu ^nbegrif ber*
fclbeu; ober er benft feine SMfommenljciten jert^citt, eine oon ber au-
bern abgefonbert, unb jebe Oon fid) felbft nad) ©raben abgeseift. 15
§. 5.
(Sott backte fidj oon ©hrigfeit f)er in aller feiner SMf ommenfyeit ;
1 [$ic nunmehr oerfdjouene, aus 4 Quartbl&ttern befteljenbe $anbf<f}rtft mürbe juerft 1784 »oit
«od Seifing im „Xfjeologifgen Wa<f|la&" (eine» ©ruberS, 6. 219—226 mitgeteilt unb barnag 1793
im fiebje$nten Jell ber fämtlidjen Sd&riften, <S. 266 —278 abgebrudt. 5E)ie etften Anregungen ju
bif fein (Sutwurfe mögen bis in ben Siegember 1751 jurü<Jrei(f>en (»gl. oben SBb. IV, 6. 882 f.); be<
fonber* bflrfte 3o$. mit), $«Ier8 „«eligiou ber «ernunft" (1752) Cef fing, ber biefe ©djrift om
29. fllai 1753 feinem «ater überfanbte, jur «ufjei^nung feiner Sfifte über baS „G.|)riftentum ber
Vernunft" bewogen Ijaben. 9tacfj einem ©riefe Cljrn. 9Ht. Naumann« an ben jungen Ideologen
Ibeobor Arnolb ffliftDer »om 1. $ejember 1753 (mitgeteilt »on flleranber grelljerrn Don ber ©olfc
in ben „If>eoIogif{ben ©tubien unb Äritifen", 3al}rgang l 857 , S. 69 —73) mar bamal* SeffingS ttnt=
nmrf bereit* in ber gorm unb unter bem 2itcl »oriwnben, wie er breißig 3afjre fpäter aus bem
■Madjlaf} herausgegeben mürbe. ÜberbieS beuten Staumanns Sorte, ber SBerfaffer habe, „feit turpem
feine SReinungen ganj umgefdjmoläen", nodj auf eine frühere, uns »erlorene ftaffung be8 fief Angi-
nen ttuffafte* bjn. Naumanns »rief entölt einen «uSjug aus SefftngS «ntmnrf bis § 21 ein»
fdjlie&Iicf) unb »erfpridjt, „nädjftenS bie fjfolge, toie ber Urfprung beS Hebel» »on eben bem ©er faßer
erflflret wirb, auSfüljrlfd) ju entbeden", wenn 9MQer aus feinen JtoHegien1)eften Siegmunb 3afob
lüaumgarteuS wal>rfd)elnlidje Srlldrung ber 2)reietnigfeit — offenbar fürfiefPngö Webraud} — mit*
teilen wolle. Jtodj ift von biefer gortfefcung beS £effingifcf)en Entwurfs nichts metter betannt ge*
tvotben. SBalb barauf teilte fief fing feinen Äuffafc aud} bem neugewonnenen greunbe SRenbelafobn
mit, ben er fpÄteftenS ju Anfang beS Satpti 1754 Tennen gelernt hatte (ögl. VtenbelSfoIjn, SRorgen*
ftunben, SJerlin 1786, ißb. I, ®. 275). «Roaj öiel fpäter fpielte biefer im »rief »om l. gebruar 1774
uab üefrtug in feiner Hntwort »om 1. Wai 1774 auf ba4 „eijriftentnm ber «ernunft" an.]
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170
QIIjrißenHjum ber Bernunf!.
ba* ift, ©ott fc^uf fid) oon ©migfeit f)cr ein Sefen, meinem feine $olI-'
fommenfycit mangelte, bie er felbft befafc.
§. «.
Diefe* Seien nennt bic Schrift ben Soljn ©otteS, ober meldie*
5 nodj beffer fenn mürbe, ben 2oI)ii ©Ott. Gilten © o 1 1 , meil ifmt
feine öon ben Gigenfdwftett fct)tt, bie ©ott jnfommen. Gilten Sofpt,
loci! nnfernt ^Begriffe ttact) Dasjenige, mag fid) etma* uorftcllt, oor bei*
SßorfteUung eine gemiffe Priorität &u f>aben fdjeint.
§. 7-
10 XiefeS SBefen ift ©ott felbft nnb oott ©Ott nid)t $u unterf Reiben,
meil man e$ bentt, fo balb man ©ott benft, unb e* of)itc ©Ott nidjt
benfett fattn ; baS ift, meil man ©ott ofmc ©Ott nid)t benfeit fantt, ober
weit baS tein ©ott feun mürbe, beut man bie SBorftefltmg feiner fetbft
nehmen mollte.
15 §. 8.
3#att fattn biefcS SBefen ein $ilb ©otte* nennen, aber ein ibett
tifäc* «üb.
§. 9.
$e mcf)r gmen Eilige mit einanber gemein f)aben, befto größer ift
20 bic Harmonie aiüifcfjcn ilmcn. $>ie größte Harmonie muft alfo amifdjen
groen fingen feun, meiere alles mit einanber gemein fjaben, baS ift,
jrolfdjen amen fingen, meiere aufammen nur eiltet finb.
§. 10.
3men fotd*e 5>inge finb ©ott unb ber @ofm ©ott, ober baS iben-
25 tifdje SWb ©otte«; unb bie Harmonie, meiere ^roifcr)cit ifjneit ift, nennt
bie ©efnift ben ©eift, melier bomSBater unb ®ol)n auSgefjet.
§• 11.
%\\ biefer Harmonie ift alles, maS in bem SSater ift, unb alfo aud)
alles, maS in bem @of|ne ift; biefe Harmonie ift alfo ©ott.
30 §. 12.
3)iefe Harmonie ift aber fo ©ott, bajj fic nidjt ©ott febn mürbe,
wenn ber SBater nt$t ©ott unb ber 3ol)tt nidjt ©ott mären, unb bafc
benbe nia^t ©ott femt fönnten, menn biefe .ftarmome nidjt -märe, baS ift :
alle bret) finb eines.
35 §. 13.
©Ott badjte feine $ßou*fommenf)eiteit aertfjeilt, baS ift, er fdjafte
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Baa &Ijrtp£nil;um bw Bernuuff.
177
SBefen, mooon iebeS cttoaS uon feinen SBoflfommenfyciten fjat; benn, um
cä nochmals 31t roiebcrljolen, jeber ©ebanfe ift ben ©ott eine (Schöpfung.
§. 14.
mc biefe SBefen äufammen, Riffen bie SBclt.
§. 15, 5
(Sott fönnte feine SBottfommenljciten auf unenbttdje Birten 5ertf)etft
benfen; e3 fönnten alfo unenblidj t)ie( SBelten möglid) feon, iueitn ©ott
nid^t aHcjeit baä ooHfommenfte backte, unb alfo aud) unter biefen Stilen
bie ooHfommenfte 9lrt gebort, unb baburd) roirflid) gemalt Ijätte.
§. 16. 10
Xie Oollfotumenfte 51rt, feine Sßollfommenfyettcn jerttjcUt 51t benfen,
ift Diejenige, tuenn man fie nad) uncnbtufjcn ©raben bc£ 9Jief)rern unb
SBenigern, meldte fo auf einanber folge», bafc nirgenbö ein Sprung ober
eine Sude jiuifcften ilmen ift, aertljeilt benft.
§. 27. 15
9iadj folgen (Kraben alfo müffen bie SBefen in biefer SBclt georbnet
fetm. (Sie muffen eine töeifje ausmalen, in melier jebe^ ©lieb alle$
baöjcnige enthält, roa£ bie untern ©lieber enthalten, unb nod) ettoaS
mein;; u>etd)e3 cttooS metyr aber nie bie le^te ©ränje erreicht.
§. 18. 20
©ine foldje ÜRetye muß eine unenblidjc 9ieü)e fetin, unb in biefem
öerftanbc ift bie llncnbtictj!cit ber SBelt unroiberfprec^tid).
§. 19.
©ott fdjaft ntdjt* als einfache Söefen, unb ba* ^ufammengefejte
ift nidjt* aU eine ftolge feiner Schöpfung. 25
§. 20.
$a iebe3 oon biefen einfachen SBefen ctroaS fjat, loeldjcS bie anbern
fjaben, unb feinet cttoa3 fyaben faun, toeld)e£ bie anbern nidjt fyätten,
fo mufr unter biefen cinfadjeu SBefen eine Harmonie fetjtt, au$ metdjer
Harmonie alle£ 311 erflären ift, ivad unter Unten überhaupt, ba3 ift, in 30
ber Üöett oorgefyct.
§• 21.
iöiö ^iet)er totrb einft ein glütflidjer (Hjrift ba3 ©ebietfje ber SRatur-
lefjrc erftreden : bod) erft nad) langen S^rljiinberten, meint man alle (Sr-
fdjeinungen in ber Statur mirb ergrünbet fjaben, fo bafc nid)t£ metjr übrig 35
ift, ate fie auf iljrc toafyrc Üucllc ^urüd 311 führen.
ii t \ fi n g , famtlidjc Stfjriftfii. XIV. 12
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178 #as C£Ijri|lEntl;uut btt Bernunff. Hieroglyphice poetarnm.
§. 22.
$a biefc einfache SGBcfen gfeidjfam eingefdjränftc Ötätter fiub, fo
muffen aud) ifyre SöoriFommenfjeiten ben SBoHfommeutjeiten ÖtotteS älmlicf)
femt; fo toie Xtyctte bem (Jansen.
5 §. 23.
3u ben SSoHfonimentjeiteu ®otte£ gehöret aud) biefeä, bafj er fid) feiner
$of[fommenfjeit beioufet ift, unb biefe§, bafj er feineu $oUfommeni)eiten ge-
mäß tpmbeut fann: betjbe fiub gteidjfam ba£ (Siegel feiner JBollfommentjeitcn.
§• 24.
10 SOiit ben oerfdjiebcnen (Kraben feiner 93ollfomment)eiten miiffcn alfo
aud) üerfdjiebcnc ®robc beS ^emu^tfemid biefer 2$oKfomntenl)eiteu unb
ber *Bermbgenf)eit benfelben 1 gemäß p Rubeln, uerbunben feim.
§• 25.
SBefen, roeldje SBonfommenfjeiten tjaben, fid) ihrer 2$oIlfommenf)eiten
15 bemüht fiub, unb ba* SBermügcn beiden, üjnen gemäß ju fyanbefn, Reißen
moraHfdje SBefen, ba3 ift fotdje, meiere einem (Mefe^e folgen fonuen.
8- 20.
EiefeS ®efefc ift au§ iljrcr eigenen 9totur genommen, unb fann
fein anbcr$ fet)n, al£: Ijanble beinen inbtoibua ttfdjen SBoU-
20 f ommenfyciteu gemäß.
§. 27.
$a in ber 9ieif)c ber SBefen unmögtid) ein Sprung «Statt finben
fann, fo muffen aud) fotdic Siefen ejiftiren, rocldje fid) ifjrer SSollfom-
mentjeiten nict)t beutlia) genung betuufjt finb, — -- — — —
25
Hieroglypliice poetarnm:
* berfelbeu [1781]
• [®ottIob Samuel Nicolai berietet in feinem bom 13. S?ai 1754 batierten „Slntwortsfdjreiben an
£errn «JSaftor Sange in fiaublingen" Oranffurt unb Seidig »754), „bafj J&crr SRagifter Sefiing eine
Scbrift fAon fertig bat, bie obngcfebr btefen litel füf>rt : Hieroglyphice poetarum. Sie ift au*
befonbern ilrfadien, bie ber #err SBerfaffer nitbt bcrfjinbern Tonnte, bis ifct nirf)t gebrneft worben."
Nicolai toerfidjert, in ber fleit, ba fieffingö Streit mit Sange am beftigften mar, olfo etico um bie
3abrc*roenbe 1753/54, uou Seffing felbft gehört ju boben, ba& er Sange* „fcorajifche Cben" barin
am meiften al& Seifpiele angefübrt habe, „weit (£r fie fo fdjött gefunben, bie Jlunft ber Jirtjter,
burrfj Sinnbilber ju rubren, ungemein ju erläutern". 3>iefe SJerficbentng Nicolai* ift !aum toörtlid»
h\x glauben ; immerbin mürbe bemnatb bie im Übrigen ganj bcrfifcoUene Sttjrift üefftng* wobl in
ba« ftabr 1753, wenn nirfjt toielleirfjt notb früher, fallen.]
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j?er 3tfjauri)tEler.
179
1 [Tic erften Anregungen ju bicfcn (Entwürfen teilen bis in baä ftaljr 1750 jurütf. Damals flber=
fefcte fieffing für feine „Heatratifdjen Beiträge" bie foeben ju $ari« erfäjienene „Sdjaufpiellunft"
bee jungem »iiecoboni, auf bic fid), lote Danjcl (©. tt. fieffing, *8b. I, ©. 187) nachwies, fieuenweife
bie fieffingifdjen @ebanten übet benfetben Qegcnftanb grünben (vgl. oben 18b. IV, §. 180, aud)
S. 133 ff.) £ie beftimmte Safittng unb iRieberfdjrift biefet (Bebauten fällt obec bod) root>[ etft in
bas 3abc 1754 unb fiebt im engen aufammenrjange mit bem Huajug au« bem „Sdjaufpieler" von
Sainte SllOinc, ben fieffing bamafa für feine „Jrjeatratifdje >öiMiotl)et" abarbeitete unb mit bem
fctnroci« auf ein eigene« „Heine» Wext über bie fflrperlidje SBerebfamfeit" abfdjlofj. ttt »erfpradj
!)ier, biefeö SBerf „ebeftene" ben «eiern »orjulcgen, unb »erfi^erte, fiefj barin alle 3Rüb,e gegeben
*u fjabeii, um bie (Erlernung jener löerebfamfeit ebenfo fid)er a\i leitet ju madjen (og(. oben 9b. VI,
S. 152). fliad) biefeu SBortcn, bic fogieid) Nicolai jut ber empfebtenben öntünbigung ber geplanten
Schrift in feinen „Briefen über ben ifcigen 3uftanb ber fd)önen tBiffenfd>aften in Deutfdjtanb" (8er»
liit 1755, S. 127) beranlaBten, fodte man freilid) beinahe erroarten, bafe fieffing 1754 bereit* mehr
oon feinem Söerle aufgearbeitet fjatte ald bie bürftigen (Jntroürfe, bie auf und getommen finb. Sie
finb uns mit Slusimftme eine* Brncfjftüd« (S. 186 im folgeuben Bbbrude) Ijanbfdjrifitid) in ber S3re*=
lauer töiiiglidjcu unb Uitit>erfität*bibliotf)et erhalten unb jroar ber erfte, allgcmeinfte Qtbfdjnitt fogar
in jtuei, ftüiftifd) mebrfad) oon eiuauber abrorietjenben Q(bfd)riften (»gl. im folgeuben ©. 180 f. unb
<S. 187). <&t finb uier glätter in Ouerfolio für bie allererften ttntnjurf»ffijiieH unb ein fteftenber Solio
bogen für bie jmeife 3fafjung be« allgemeinen Sdjema*. ferner ein Ouartbogen für ben Beginn ber Hu»*
arbeitung in turjen Paragraphen. SHebrere Seiten finb unbefrfiriebeu. Da« Rapier ift ettoa« gröber
aU baö fonft gctuöl)iilid) bon fieffing gebrauchte, bod) ebenfo öergilbt, bie Srfjrift bis auf einige tue
nige ©teilen meiften« beullid). ©ebrudt erfdjicnen bie Ükudjfiütfc juerft 1786 im aweiten Zeile be*
„Ujcatralif dien 9iad)laffe*", 6. 207 - 222, bann 1 794 im jrociuubjroan jigften leite ber f ämtlidjcn Sdjrif
teil, ©. 231-242. Dem foigenben Xcjrte liegt bie flaubfdjrift ju GJrunbe, bic maimigfad)e, bon mir
Dollftänbig mitgeteilte fiorretturen fieffing« auftveift. Unb jmar fud)te id) babei bie erften uier
Blätter ber £onbfd)rift, fo roett als m9g(id>, aud) töpograpbjfd) genau nadjjiibilben. 5Wur ben in
ber $anbfd)rift febjenben Slbfdjnitt gebe id) nadj bem Drude oon 1786. Sie JRciljenfolge, in ber
ftarl fieffing 1786 unb naef) feinem Bcifpfel aud) bie fpäteren #erau«geber bie einjclnen trntmürfe
oeriJffentlidjten, glaubte id) au« innem «rünben »eränbern ju foUen.]
180
3tx ^rfrau
€in XDcrf »orinne bie (Brunbfäfce ber $an$en
$ie ganje förderliche 93 e-
rebfamfeit tfjcift fief) in ben
Wuäbrucf
I. £urcf) bic Scroegungen.
Drotovifc^e öeroegungen finb afle biejenigen
SBcränberungen bes &örper3 ober feiner
SfjeUe in Slnfe^ung ir)rcr Sage unb ^ißtir,
it>clcr)c mit geroiffen 1 Söcränberungen in ber
8ecfc f>armonif(f> fetin fönnen. Sie finb
cuttiu'bcr
©ie ^ei^cn überhaupt ©cOcf)rben.
II. Sntrd) bic $öne.
» [llrfprünfllifl:] burdb. welche gewiffe • [Urferanglidj :] Ssiffe Eifern Stellunfltn unb jwtr SRobalitfiteit IV]
tri ÖeftdjU W&en SW t n e n. 4 gaiw« |ue rfäriffcn frf.]
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%n ^rfjaufptelcr.
181
hrpcrltdjen Bercbfamfeit entu>icfelt roerben.
^Bewegungen beä Körper* überhaupt.
Diefe begreifen 2
Ober ^Bewegungen fetner ©lieber.
Diejenigen £f)eüe be§ ftörperS welche
ber meiften Seronberungen föf)ig finb,
finb
Tie ftü&c fönnen 311 biefen (Sliebern
ntyt gehören, weif biefe 311 bem
fragen unb ben Stellungen 51t $icf)en
finb. DiefeS betueife idj baljer, lucit
man atoar eine ^Bewegung mit ber
£anb unb bem Stopfe machen tan,
ofme bafe bic itogc be£ Körpers öcr-
äitbert werbe ; nicfyt aber bie geringftc
Bewegung bc3 5uf?e3, o^ne bafc fie
nidjt eine SSeränberung bc3 ganzen 4
Körpers berurfacfjen follte.
a. baö fragen be3 ftörperä, ober
bie SKobificationen befjefben, wenn
er in Bewegung tft, ober geljt.
ß. bie ©tetlungen bes Körpers,
ober bie SWobificationen befeetben,
wenn er in SRut)c ift.
$>e8#opfe3 überhaupt.
ber #opf
$e§ ®eficf)t$. Die
wegungen bc$ ©eficfjte
Ijeifjen Seinen.
unb bic «t)ättbe. Die Skfjre
üon ben ^Bewegungen ber $änbe
fjicfe bei) ben Sitten bic (£1) t-
ronomie. Deutfd) üietteidjt
bie $änbe Spraye.
bf * «örprri. • bet ft 0 p f • [fo in bet $f. »etbeffert au« htm ur[pnm8lid>en :] ba« 0 e f i d> t. Xit »ewegunaen
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182
B*r ÄrfjaufpiBler.
■
I. SBon ber löeme*
gung ber früfee.
£ic Sefjre Dom
SBom Xragen. gehen.
Ober Don ber
2Robification beS
Körpers über*
haupt, roenn er
fich Don einem
Orte 3um anbcrn
beroegt. $iefe
Seljre tl)eitt fidj U. i>cm polten
natürlicher Söeife bc * Storp er*.
inatuenCapitel. 1 » Dn bcm ei öcnt-
lid;en Xragen.
$a$ fchöue ©ehen fömmt auf bie frfjbne
Beugung beS deines, unb auf bic ®leid)
fjeit beS Schritt« an.
$a$ fdjlcdjtc (Mjen mirb burrf) ba£
®egentf)eil betjber Stüde oeruriacfjt.
$a* natürliche, loan ber Körper bie
£uft beftänbig nach e ' ncr Sßerpeubicu*
lartinie in 3tnfel)itng ber fläche, auf
meldjer er beroegt mürbe, burchfdjroebt.
Xa3 Derberbte. SSau biefe Sinic Dor*
roärtS einen fpifcen SBtnfcI mafy. ?\d)
nenne fie belegen bie 2 Derberbte weil
man 31t faul ift bie £nft be$ ttörperS
aufrcdjt 311 halten.
$a3 gefünftelte. SBann fie uorroärtä
einen ftumpfen 3tUnfct madjt. Qd)
nenne fie bie gefünftelte weil man fid)
3ioang antritt, bie Saft bc3 ftürperä,
loelche Dorfallen mürbe, aurücf 5U halten.
il>on ben Stellungen. Sitte« mag bei)
bem Srngen gefngt morbcu, gilt auch hier,
roeil eine «Stellung nichts als ein feftgcmad)te$
fragen, fo 51t reben, ift. fsd) h niic affo
meiter h^r nicht» neues ( ^u betrachten, 3 als
bie SBeränberung einer Stellung in bie anbre,
mclaje 4 ^toehfach ift. £ie Stellung nehmlicf)
mirb
* l^iec folgte urfprütiglicf» :J »ort ber ßebje t>ott ber 3?uft [au ergänje« wäre: aru&oewegmig] ' [$\tt folgte
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#Er Ätfjaujpteltr.
183
1. 3öan bie fc^öne Beugung n?cgfctlt.
£>aS ©etyen mit bem fteifen unb geftredten ftujje; ift ber
Gtong cuieä fto($en unb rufynräbigcn.
2. 2San bctjbc megfaKen.
Bo ift cS ber (tag eine« ungefdjlifnen, eines Bauers.
I SIIIc bret) Birten fönnten burdj bie (Seiten ©etoegungen eine s #en-
bentng befommen, bie eine 9(rt öon Sietjj bamit berbinbet.
\
\
— - — $tefc Wtdjtung gefjört für baS Sttter; für baS 9?acf)benf en ; für
bie üftiebergefdtfagcnljctt.
/
/
Oft aber ift fic audj bie natürliche ; bet) bem ©rftannen neljm*
tief), unb Grfdjrccfen, wenn man fo $u reben alle feine Gräfte auf
einmal gufammen raft.
T. entroeber üou ber s £erfon, mit welcher ber
©djaufoierer rebet, ab. %u$ SBerad&timg,
aus fturdjt, aus ©ntfefcen, aus ©djaljm.
II. ober auf fic -ju geänbert. 9utS SBertrau*
(idjfett, auS 5lbfiäjt $u bitten.
utfprünflli« :] SBinfel ■ betratymtflen [t>er|d)rie&en «f.] * [Urfetflnfllifl :) bie
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©n- £rfjAufi>ielcr.
angenehme, bie auS filmen
oon jd)öuer ftrümmung befielen.
ober unangenehme, bie au*
ßinien ©ou fd^edjten Krüm-
mungen ober gar feinen beftef)ert.
o. für ba$ $ragifdje ober
ho^c Somifcfje. &icr grün*
bet ftd> ba3 Sßerguügen, ttJeldje*
fie öerurfadjen, auf bie SBeroe^
gungen felbft, unb auf bie eid)*
Ijeit, toie mir fte t>orau£fe&en.
ß. für baä -ittiebrigcomijdje. §ier
grünbet fidj ba3 SBecgnügen roic-
berum 1 auf bte93emegungen felbft,
unb 8 auf bie (Weichheit, bie fie
baburd) mit ihren Originalen be-
fommen.
9lnmer
1) $ie 5 Verachtung föjet oft bie Setoegungen ber frönen fiinien, in
93emcgungen oon graben ßinien, fct)r glütflich auf. S- @- ®$
föräche eine Sßerfon, 6 bie um ©nabe gebeten:
unb toarf mich ihm ju Süße.
$>te 93etoegung ber $anb, meiere ba3 toarf begfettet, mürbe auf
?Irt fef;r fcfiön fenn, bodj fo bafj bie Bewegung gc-
» [UtSpcangfi* :j ntdjt • [Urfprün ö lid> :] fonberii 1 rUrfptünali« :] für alle ba« * [$ier folgte urtprüno
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I. überhaupt, betrachtet a(3 ßi-
nien, tueldje fie in ber ßuft be-
f abreiben. %n biefer ^Betrachtung
jinb fie entmeber
Sie
S5emegungen
ber $änbe
IL inöbefonbere, fo ferne fie
nel)mltrf) getoijjen (£I;araftcnt gemäfj
einzurichten fiub.
I
!
3> er Ädjaufvteter.
185
nie.
flctoegungen au* graben iMnien. $iefe gehören für alte* bnS tt>a* unter
ber fdjönen Statur ift, 3. @. für ba3 bäurifche *c. unb zugleich für
heftige Seibenfehaften, tue« biefe ben Üirjcften 2Bcg gehen.
1
Bewegungen aus unangenehmen f rummen Sintcn. Siefc gehören für
am ba3, tt>a3 über ber frönen ftatur fetin toitl; für baS 3 affectirte
jum ©jempet.
NB. 3cber oon biefen CS()araftern ntuft erft in ber 9tiu>
betrautet tuerben, unb atebaun fo, Jute er burdt) bic
Effecten abgeänbert toirb.
1. für bie ©tujer. (Gehören fd)öne Söeloegungen, benen
aber bie ©röfic fehlt, unb bie fo tnel möglich mahle nb
fetjn tnüfeen.
2. für bie Gilten, fcf)lechte 4 unb oft unterbrodjne Sinicn,
bte nach ihren (Sfjaraftern eingerichtet finb.
3. für bie Sebienten. Gehören ötel mafjtenbe 93c-
toegungen tu fdjlecf)tcn Sinien.
jcfjnrinber mirb, je naher bic franb bem Gnbe biefer (leinen Sinic
fömmt.
9ltleut wenn eben bicfe£ lUfo fagt:
©eh, tnirf btch menn bu nrillft oor beinern ©ruber nieber
fo ift bic SBetoegung ber #anb eine blofje fchiefc grabe Siitie ^ ^
toeldje bie Verachtung unb ben ©tol3 toomit er biefe§ fpricht meit
befoer anjeigt.
' brtt feuriflen [?] • [Urforfingttd) :] au# • [Utfptiin 8 ti« :] ein $elb
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Per $diaurptcl*r,
x "stn 1 uorf)crgcf)enben babe id) bie Vemegung ber Jpänbe an uitb für
fid) felbft mib überhaupt betrautet, 9hinmef)r muß idj fic nadj ifjrer
Verbinbung betrauten unb bafyer Ijaubcln
I. oon ifjrer Vorbereitung. Dbcr Don berienigen 3(ufmcrffamf eit,
5 bie .franb allmäfjlig in benjenigen $unft ( >u bringen, üon welchem
auä eine .franpt- Vemegung erfolgen foll. SBenn jum Gfempcl Sonut
jagt: erniebrige bid) nur. unb ber 3d)aufpieter l)öbe bic .panb
fdjon fo tief, bafc er um biefe* au£$ubrüden, fie erft ergeben unb
beruarf) finfen laffen müfjte, fo mürbe bicfeS tabctt)aft fetjn. (5r mürbe
10 bnrdj feine Vemegung einen begriff mit einfließen laffen, welcher
l)ieljer gar nicr)t gefjbrt, baS (5 r beben netjmlic^, melcbeö juft bem
Grniebrigen entgegen ift. 3$ verlange atfo, baß er in bem oorljer-
getyenben Sorte: fjeifi meine Safterttjat ein übereilt Ver«
brechen, bic .<panb fcr)ort in eine mäßige @rl)öf)ung gebracht Ijabc,
15 um ba3 folgeube: (frniebrige birf) nur, mit gröfterm SKadjbrutfe
madjen ju fönnen.
II. Von bem Slnljalten in berfclben. 2 $tcfc§ nenne id), memt man
einige Beit bic $anb in ber Sage, in bic fic nadj gcmadjter Verne*
gung gefommen, eine Zeitlang erfyält, um fogleidj eine nnbre mit
20 iljr ju üerbinben, bic bem &crftanbc nadj au ifjr gehört. 3- ®- w
ber 3eife au3 bem (Xanut: ©elj mirf b i er), menn bu mitlft, oor
beinern Vruber uieber. gehören bic Sorte mirf bidj unb nieber
offenbor pfammen. 9(lfo :c.
NB. 9ftan fönnte biefe$ bie Gonftruf tion nennen.
25 NB. Vetjbc (Stüde bie Vorbereitung unb bic (Eonftruf tion
finb nur in ber erhabenen Wctton nötl)ig, unb burd) il)re SBeg-
laffnng ober Ucbertrctung mirb bic Slction fomifd).
.ftieau fömmt nod) ber (Son traft in ben Vcmegungen, ba ter Sdron-
fpiclcr biejenigen ®eftu3 Mammen nimmt, wefdje einen ©egenjafc
30 ausmalen. Gincn frönen Sontraft machen bie Sorte 311m Gfcmpel :
(Srnicbrtgc biet) nnr, idj will als Sieger fprcdjcn.
Senn biefer ftcgenjajj aber and) getrennt würbe, fo oerlaugc idj
boct), baß ber Sdjaufpieler barjWifc^en feinen ®eftum machen, fon*
bern biefe bei)be aufammen begatten müfjc.
[Das golflcitbe bis $. 34 Mit in ber 33re«lauer $f.] 1 in benfclbfit [1786]
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Eer 3tfjau{jn£lcr.
IST
3tv ^djau|ptßln\
(Ein IPerf, toorinn bie (Srunbfäfee 6er $an$en förpcrlidjcn 23ereb=
famfcit enttmcfelt roerben.
3Mc gan$e forperlidje ^ercbfamfeit tfjeift ficf) in ben ftusbrucf
1) burdj ^Bewegungen 5
Cratorifrfjc ^Bewegungen finb alte Diejenigen SBeränberungen be3 Kör-
per« ober feiner Sfjeüc in Wnfetjung U)rer fiage nnb Jvigur, mctdjc
mit gewiffen 93eränberuugcn in ber Seck tjarmonifd) ferm fönnen.
A}cifecn überhaupt ©cb erben, nnb finb entweber
a) ^Bewegungen beä SBrpcrä überhaupt, bobcij fomint uor 10
ba$ fragen be$ STörperS, ober bie SRobififotion beffelben,
wenn er in ^Bewegung ift r ober gel)t.
$ic Stellungen b c $ M b r p c r * , ober bic 9)?obififnttou
bcffctbcn, wenn er in s Jtuf)e ift.
b) ^-Bewegungen feiner Wliebcr. 15
Tc3 ®opfc3 überhaupt.
$e$ GJefidjt*. nnb bie Bewegungen bc£ Wefidjt* Reiften
SDiinen.
Ter $äitbe. Tie fiefjre oou ben Bewegungen ber .frönbe
tjief] ben ben Elften bie CS f; i r onomte. $cutfd) oielleidjt 20
bie £änbcfpradje.
$te ftüffe fönnen 31t biefen ©Hebern nirfjt gehören, weit biefc ( ^u
bem fragen nnb ben (Stellungen überhaupt 311 sieben finb.
Tiefet beweifc idj bnfjer, weil man jwar eine Bewegung mit
ber /panb unb bem Stopfe marfjen fann, of)nc bnfj bic finge bc* 25
ftdrper* ueränbert werbe, utrfjt aber bic geringste Bewegung
be3 ftuffc*, otwe bat? fic ntdjt eine Bcränberuug be$ ganzen
ftörperS ucrurfadjen tollte.
2) burdj Söne.
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188
j&djaufnteler.
(Einfettung,
Von 6er Berebfamfeit überhaupt.
§.
Tic iöerebfamfeit ift bic $unft einem anbern feine ©ebanfen fo
5 mitreiten, baft fie einen ucrlangten ©inbruf auf üjn machen.
§•
3Wan ftcfjt a(fo leidjt, bafe es beben auf bie ©ebanfen, unb auf
bie 2Äittf)eUung berfelben anfomme.
§•
10 $ic ftunft, 1 tnie man feine ©ebanfen bem (Sinbrutfe, ben man 2
auf einen anbern madjen iuift, gemafj orbnen foll, nrifl id) 8 bie ©eiftige
58erebfamfcit nennen.
55.
$)ic Äunft, biefe fo georbneten ©ebanfen* bem anbern fo mit^u»
15 tljcUen, baj? jener (£inbruf beförbert wirb, Unit idj bie förderliche ^3c-
rebfantfeit nennen.
Don 6er 23crc6famfcit öes Körpers.
Unb jroar belegen, tocU biefe 3Jiitt^eUung üermittelft be$ $örpcr$
20 gefdje^en mufj. Sie faim aber mdjt anberS oermittelft bc$ $örperä ge^
fd)efjen, aU burd) gemifje SWobiftcationen beweiben, meiere in be3 anbern
Sinne fallen ic.
§.
$)iefe Sttobiftcationen fönuen enttueber in ben Sinn be£ ©eftdjtS,
25 ober in ben Sinn bc£ ©cf>ör$ fallen.
§.
$ie attobificationeä bes 6 Körpers, metdje in ba$ ©efid)t fallen,
finb 6 ©etoegungen, unb Stellungen be&elben.
§•
30 $ie 9Hobificat. bc3 ftörperä, meiere in ba« ©el)ör fallen, finb £öne.
§•
$ie ßefjre öon ben erften, Ijetfct bic Seljre Don ber Lotion; bic
• [Urlprüitgltd) in bet $f. :] Xie Sacfie ifl ■ [Urfarünjlicfc :] i# * fUrfjjrünglifl :] ift * [Ut«
futüngti« folgte $iet uoct) :] gleic&fam * [UrfptflnfllidJ :] Sie 8e$re öon ben * fUrftrflngltd» :]
JeiSt bie ßeb>
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Se^rc üon bcn cmbem 1 Reifet bie ßetyre öon ber <ßronunciation
(StuSfprac^e).
§.
$iefe 2Jcobiftcatione3 be3 Körper« überhaupt, ftnb enttoeber unmit»
tctbor in unfrer 2Bi(Ifür)r, ober mittelbar. 5
§•
$)ie erfteren, roeü nichts afs ba$ SBoffen unb ein gefunber Körper
ba$ugef)ört, fönneu burcf> eigentliche unb hinlängliche Stegein gelehrt tuerben.
§•
$ie anbern, metcr)e nicht unmittelbar in unfrer SBifffü^r ftnb, fejjen 10
eine geroifje Söefchaffenheit ber ©ee(e ooraus, auf meldte fic uon felbft
erfolgen, ofme bafc mir eigentlich nnfeen, tute?
§.
• [UrfprfinflH* :] atoetjtfti
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(©eplanle Seif (griffen.
(Ewplanfe Mf griffen. 1
Ber Blinbe.
IBeme Bueffafdje.
Kleine Romane unb (Erklungen. 2
5 l?erfd;iebenes oon oecfdjiebcnen l?erfaj]*ern
oerfdjiebenen ünl;alts.
Bas Beße ans fdjledjfen Büdjern. 3
Ott meinen jüngeren ^oljren tuollte icf) eine pcriobiftfje ©tfirift,
unter bem Sitel: 2)a3 ÜB c ft c aus jcf)l eckten Süd) er n, mit bem
1 l$ie litel bicfer fämtlidjen .Seitfdjriften nennt ffiorl Reifing im „fiebeu" feine« ©ruber*, ©b. I,
€. 161 ff. im 3ufamment>ang mit anbern (Entwürfen, bie siueifeHoö ben 3atjren 1754 unb 1755 an=
gehören (Überfcijunfl ©etlerö, «u*AÜge au« ©iorbano ©runo, (Sarbanu* unb (Sampauella). 3n bie»
felben 3<xl)tt Perlegt er auch, biefe ©Idne Pon geitfdiriftcn, unb jwar mit SMcr^t, fo weit fiefj feine
©ebauptung, loa« Ieibcr nur feiten ber galt ift, ou anbermeitigen tfeugniffen prüfen läfit. 3!ie brei
erften geplanten föerte bejeid»uct ftarl ßeffing al4 <Bodjcufrf)riften, bic jwei lefctett allgemeiner als
Journale. Schalten ift uni von all biefen (Entwürfen nickte.]
' fflad) «arl ßeffing* Hngabe (0. tf. ßeffing* ßeben, ©b. I, S. 162) foUte jebee Stüd biefer SBodjeiP
fdjrift, wo mögltdj, ein Vornan feiu.J
1 [Wadj 9Jienbel5fobnö ©rief oont 17. ftebruat 1755 unb Sieffing* ttntroort Pom 18. ßfebruar war
biefe pcriobifdje Sdjrift für bic Cftermeffe 17'>5 geplant. 3Reube(*fo()ii Ijatte bafür ein ©ud) über
^fpdjologie, ba« ßeffing il>m jum $urd)lejeu gegeben, recenfiert unb regnete für feinen 3'/i flf*
fdjriebene ©ogen umfaffenben ffluffafc auf ben ©eifaU bc* Sremtbea. Effing ronnfrtjte nod) weitere
©eiträge Pon il)in unb Pon SDr. ftaron Samuel @umper$ für ba* „projettirte Journal", Pon bem
er oerfidjerte, e* tomme „nod) gang unfehlbar *u ©tanbe. Sie Jollen in ocf)t Sagen bie erften
©ogen baoon gebrutft feljen." 2lud) war in ber „©crlinifdjcn priuilegirten Beitung" Pom 29. SHärj 1765
bereits angcfüubigt, bafe bas erfte Stüd ber neuen geitfdjrift jur beborfteljcnben Cftermeffe bei
3r- ©oft ju f»aben fein werbe. Unb in bem SWefjfatalog uon Cftern 1755 ift biefe« erfte Stfitf fo=
gar als wirt(id) erfdjienene« ©crlagsroert pou SSofj in 8\ botfj opne ben Warnen eines Herausgeber«,
genannt, ©leidjuioljl ift ju uermuten, bafi bie geplante ©eröffentliajung, Pon ber fonft in glcid>
jeitigen ©eridjten nijjt bai (Seringftc ncrlautet, nod) im legten Slugctiblicfc fdjeiterte. iHad) Karl
ßeffing» (rrjäbjung (&. 6. ßeffing« ßeben, ©b. I, S. K»2 f.) bitte fidt> für biefe* Journal, ba$ flef
fing mit 9ttenbel4fob,u gemeiufam fyerau&geben wollte unb gu bem 9)ienbel3foljn fdjon einen jiem«
lid)en iUorrat gefammelt I>atte, lein Scrleger gefunben, weil mau meinte, baö gebe ein unenblid)ea
SBerr. @laubwürbiger al-J biefe 2>arfteIIung, bie mit ben tfiatfdd)Iidjcn ©ertagdanjeigen Pon (£. 5.
SBofj räum pereinbart werben fann, fdjeint Sefüng« eigene, oben im lejt abgebrudte (Srfldruug auci
fpäteren ^afjren, bie fein ©ruber auf einem Settel unter ben papieren beS Wad^laffef anffanb unb
a. a. C. mitteilte. 9lnfjerbeiu erinnerte fid) t'effiug aud) in einem ©rief an trlife dieimaruS Pom
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©^plante Settfrijrifren.
191
ficmmo au$ bem Sfotbrofiud : (Cominentar. in S. Luc. prooem.) Le-
gimus aliqua ne legantur, fjerauögeben. $)a3 erfte Bind mar jdpn
fertig, unb mein greunb 9)iofcv- fyatte mir ein paax fc^öue ©entrnge, au£
einigen fct)tcd)ten (£ompenbien ber Gartcjianijdjcn s ^t)iiojop^ic gegeben,
oon meieren idj bebaure, bafj id) ftc nidjt tncljr ^n finben meife. £od) 5
meit icfj öoraiiö fal), bafj mir bic i^ortfe^ung fdnuer merben mürbe,
fo unterblieb ein $orf)abcn, 511 meinem id) mir fanm jefct Kräfte genug
jutrnne.
16. fcejember 1778 feine* ehemaligen $lane« ; er beutele babei fogar im Sdierj bic <D?aa.lid)leit an,
ba& et „atlenfan* bie(e* $rojelt tuieber vort'udje." Wud) nad) einem iöeritftle Nicolai* aud bem
SKoDeniOet 1807 (iHeuc «erlinifdie ^onatidjrift, [)erau*aeflcben von söiefter, *b. XVIII, 5. 2Nö f.)
trug fi(f) i-'efitna nod) in ber Wolfenbiittler >{cit mit bem Webaulen an eine foldje, ba« ©utc au«
fd>led)ten iBiidjern au*foubernbe „Sammluiifl von mcljrern heften".]
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192 BurleafuB ftlbengebidjf auf ©ottfdjeb unb feine Ädjüler.
Burleskes ^eftengeM^f
auf (Süftfdjßb unb fäm %ä)ixhz. 1
[IXus Hicolais 2tnmerfun$en 5U £efftn$s Briefen.]
Ungefähr $u ßnbc beS ^afyrS 1756, ober 511 Anfange be3 ftafjrS
5 1757, tüotltc id) mit Seffing gemetnf(^aftficr) 2 ein burleSfcS #etbengebidjt
auf Öottfdjeb unb auf bie Weimer aus feiner ©tfmte machen, bie ^oeten
Reißen moflten. 8 Scffing t)atte ben $tan gemacht; jeber bon uns fefcte
eine fomifdje ©cene l)ii\tfi f mie fie if)m etma einfiel, unb icfj nafpn c§
auf mid), ifm in ftnittetberfen auszuführen, mobon bielleidjt unter meinen
10 alten papieren nodj ein Sßaar Sogen liegen mögen. $ie $bee mar un-
gefähr fotgenbe: (3$ miß fie anführen, tueit eä bodj ein ßeffingifajer,
obgleich jugenbiid)er, $tan ift.) ©ottfetjeb ift fefjr ergrimmt, bafc buref)
Sfopftotf fo biet ©era^e unb (£ngel in bie Söett gefommen finb, burd)
meiere er unb feine Sßoefic berfotgt unb aus $eutfd)(anb bertrteben merben
15 fotlen. (Sr reitet a(fo au8, geriiftet feie ein faf)renber bitter, mit einem
feiner bamate befanuten jünger, atö 8cf>ilbfnappen, um biefe Ungeheuer
ju jerftören. Stuf biefem 3uge begegnen üjncn biete fäcfjerüctyc Slben*
1 [SBon bem SjJlan eine* burleälen flelbengebidjta, bas iieffing gemeinfam mit Nicolai nadj bent SRufter
»on Butler« „öubibra«" berfaffen wollte, nriffen mir nur au8 einer — oben im legt abgebrudten —
«nmerfung »icolai* ju SRenbelafohn« unbatiertem »rief an Sefftng oom Cttober 1755. Sie finbet
fid) in fieffing« fdmtlid^en Sdjriften, Zeil XXVU, 6. 494—497 (öerlin 1794) unb toteber in ber
aroeiten Auflage biefer Ausgabe („9»it Beränberungen unb flufäjjen."), Xeü XXVII, S. 490-494
(Berlin unb Stettin 1809). S)em folgenben Äbbrud liegt ber ©ortlaut oon 1809 ju fflrunbc. Nicolai
»erlegt bj« ba« gemeinfame Sorljaben in ben SBinter 1756/7, ben bie betben Sreunbe jebod) ge^
trennt bon cinanber oerlebten, Schon baburet) roirb feine Zeitangabe untvahrfdjeinlidj, nod) mehr
aber burd) ben Umftanb, bafj in bem slemlid) lebhaft geführten unb *um größten Seil erhaltenen
»riefmedtfel i'effing« mit ben Berliner ©enoffen au« biefem SBinter nirgenb« bon einem berartigen
Plane bie Siebe ift. SBofjI aber mögen fid) barauf SWenbelöfohn« SBorte in bem eben genannten
©riefe bora (Enbe bc* CttoberS 1766 belieben : „VSaS madjt unfer redbjtf djaffne $err D. Brcitenbaud) ?
Werben mir ihn balb wieber 511 feljen betommen ? SBenn er bodj ben $r. Äottfdjeb in ftubfer ftedjen
wollte ! 3dj m8djte ihn fo gern feb,en. Diefc« Bilb tonnte auch, eine »ortrefiiehe Biguette vor $rn.
£effingö Äbb,anblung vom Saasen abgeben. Ihun Sie es ja, mein $err 0. Breitenbauri) 1" $arnad}
mirb fleffing« unb Nicolai» gemeinfamer Plan tior ber «breife be8 erfteren na^ Seipjig etu>a im
Sommer 1755 entftanben fein, ali in ben Pamphleten So^dnaid)* unb feiner »enoffen ber ftanipf um
ben „'ätteiftaS" eben aufd neue entbrannt mar unb babei unter ben Anhängern filobftoctd nomenllid)
fiefflng fclbft ungemein heftig angegriffen würbe.] * mit fieffing jufammen [1794] • foHten. 11794]
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»
Burleske» J^elbengebidjt auf töoftfdjeb unb feine 3d)üler. 193
tf>eucr. $ulefct fommen fic nad) Sangcnfafjc, gerabe 31t bcr 3eit, ba ba=
fctbft ba* Gkegortuäfeft gefeiert mirb. ©ottfdjeb fief)t bic als (Sngel
auägefteibeten ftinber für .Sllopftorfifdje Serapfjc an, unb befd)liefjt fogleid),
auf biefe feine Seinbc mit Sdjmcrt unb Sanft ben Angriff 31t tfjun. Xic
gon^c <3tabt fommt in Hufruljr über ben Angriff auf bie $inber. 5Kau 5
glaubt, jene mären bom böfcn fambc befeffeu, ber fic 511 bem llufugc
triebe, bie (ämgcl uerfolgen 31t wollen. @ottfd)cb unb fein ($cfät)rtc werben
in3 (Mcfänguiß gefegt ; c£ wirb über fic ©ericfjt gehalten, unb fic »erben
berbamnit, als ^ejenmeifter berbrannt 3U werben. Qm Wcfängniffe wirb
ifmen ein s ,ßrcbigcr getieft, fie ,511m $obc 3U bereiten. (£3 finbet fid), 10
baß biefer ein großer SBcreljrcr bc$ 90?ejfia3 ift; unb ata er bie roafyre
Urfadje erfährt, warum fie auf 9lbentl)eucr ausgegangen fiub, gerätlj er in
folgen IStfer, baß er fic olme fernem Söefud) lüilt fterben laffen. GHfict'
Iid)cr SBeife fommt .Silopftotf felbft nad) üaugeufal^e, um feine Äoufine
ftannn wieber 31t fcf)en. (£r Ijört bon bcr $cfd)id)te, unb gcl)t fogleid) 16
fjin, um ©ottfdjeb unb beffen @d)ilbfnappen 31t befreneu. ®r ftellt bem
9ud)ter bor, baß biefe Sieutc ben Seraphen gar nidjte fdjaben fönuten,
unb baß fie nicr)t§ weniger als ftcienm elfter mären. Tobel) ftellt er bor :
fie 31t oerbrenneu, mürbe ga?i3 unmöglich fetm ; beim fie mären bermaßen
am (auter mäfferid)ten Sfjeilcn Rammen gefegt, baß burd) fie and) ber 20
größte ©djeiterfjaufen mürbe au*gelöfd)t werben. $cr SRic^tcr fetjenft ben
(befangenen aus Wartung gegen SHopftotf ba* Seben ; bod), fagt cr f müffe
geforgt luerben, fie in fixere $crwaf)ruug 311 bringen, bamit fie nidjt
ferner ©djaben träten. Tarauf mirb C^ottfcfjcb ber #ud)t feiner grau,
unb bcr ©djilbfnappe feinem $atcr anbertraut, bic bafür 311 forgen fdjulbig 25
fet)u follen, baf3 betjbc fünftig Weber retten uod) reimen mürben.
2)a3 ganse Xing mar mcfjr ein luftiger Einfall, mit roeldjcm mir
un* eine Zeitlang fjernm trugen, alv baß c3 jemals ©ruft gemefen märe,
ifni gan3 auS3iifüf)rcu unb öffentlid) befannt 31t madjen. ^d) mürbe aud)
jefct nidjtä babon fagen, menn id) glaubte, baß nad) fo langer 3eit je» cO
maub 9lnftoß baran nehmen fönute.
(£3* fjatte inbeß bamal fdjon jemanb einige broHige 3cid)nungen
311 biefem fomifd)eu #elbengebid)te gemadjt. 3d) gfanbe midj 311 erinnern,
• (Xao ftolgenbe bi* 6. 194, 3. 2 lautete 1794 :] $err oon »reiteiibaudj, bcr um ben S*erj mußte,
Ijatte inbefe bamot« (<f|oii einige broOigc ^cirtjnungen ju biefem foniifdieit #elbengebidjte gemocht,
wie er fid? Dermutfylid) noefj erinnern wirb. Jolanibe Scene fdpvcbt
lief fing, fämtlirbe Sänften. XIV. 13
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194 Burleskes ]?Eli)engEbiöjt auf ©offfrfjcb unb feine Eitler.
ba§ eS ber §t. bon 93reitenbaudj mar. ©r fann fid) beffen aber mcf)t
entfinnen, loie er mir bor einigen Saferen fc^rieb. ftolgenbe ©cene fdjtoe&t
mir nod) lebhaft im <$ebäd)tniffe. $ic faljrenben 9?itter finben auf einem
$orfe eine Gruppe bon loanbcrnben Äomöbianten. 1 ©ottfdjeb fragt: fpielt
5 %f)x beim nidjt au<§ meinen Sato ? 9(llcrbing*, jagen bie $omöbianten ;
bieft ift, nebft ber £auj>t= unb ©taateaction bon $ar( bem X Ilten unb
£an3tourft bem XHIten 2 unfer t)auptfäcr)(ic^fteS ©tütf, tuenn wir emft*
tjaft für Ceute bon ©efcfjmatf fbielen. 9lber bie& ©tütf fann jefct nid)t
aufgeführt loerbeu ; benn unfere luftige $erfon, loefdje bie SRotte ber ^orcia
10 ju machen tjätte, ift geftorben, unb unfer neuer £au8rourft fjat bie Atolle
nodj nicf)t gelernt. w $a3 foU bie Mupljrung nicf)t fjtnbern; benn fo
„loill id) bie $orcia madjen." %d\ erinnere midj nod), mic fomifer; fid)
auf ber 3eid)nung 8 Me grofee biefe gigur in römifdjen SBciberfl eibern auä*
nafmt. Sie mar borgefteCtt im jtoe^ten Auftritte be3 aroebten 4 Slufmg*,
15 mo fie $u fagen f)at:
SBie roenig fennft bu bod> ben (Srunb bon meiner ^ein!
3e mef)r idj nad) bir fct)% je ftärfer mm fie fenn.
Uub barf id) meinen ©inn ganj furj unb beutlid) faffeu;
©o nimm bie Slntroort an: £yd) fann birf) gar nidjt fjaffen.
20 3)iefe Sßerfc füllten unter ben ftuoferftidj gefefct merben. $or ber ^orcia
fafj im @inf)elferlod)e $an6nmrft mit bem fbifccn #utc auf bem $obfe
als @inf)elfer, an ben bie SRebe gerichtet fdjien. $er SBaffcnträger mar
boru im parterre im ^ßrofiC ju fct)cn, oor SBeiouuberung ben SWunb öff-
nenb unb bie £>änbe erfjebenb.
1 eine roanbernbr Zruppe oou Comöbionlen. [1794] * XIII. [1794] Xllten [1809] * Seidjmtnß
be* $ernt t>t>n 4). [1794] * |fo 1794 unb 1809; oerfd»ricü«n flott] bullen
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Sammlung tuttosr ÄteUsn am ben bejlen Eirijfern. leifebericfjfe. 195
3aimnfoitß natuer Pfeilen
aus ton «Epen UHdjfern. 1
Über eine BeiFe natfj ©era. s
Keife natfj ^oHanti.'
' [3n einem ©riefe Dorn Anfang SWai 1756 bittet 3Hcnbel«fol)n üeffing „um bte Sammlung einiger
uaiuen Stellen, bie Sie au* ben beften Siditern jufamnien getragen feabeu, uub bauon Sie mit Iurj
bot 3b,ter Wbteife etwas inerten ließen". Tie Sammlung, übet bie mit fonfl nirgeub* etwa* Ijöreu,
mar alfo fpäteften* ju Anfang bed $erbfte* 1755 angelegt roorben.]
• L*o* «Nienburg unb ©era reifte fieffing mit Gljriftian Sclij «Beiße am 21. JRärj 1756 ton V'eipiig
ab unb lefjrte naa) etwa oicrjefin lagen juriid, wie er am 9. Slpril feinem Sater mitteilte. Marl
üeffing (®. <S. Seffinga fieben, Söb. I, S. 182, Munt.) fanb im Sadjlaffe feineä «ruber* „ein uon tf;m
mit Blebftift befdirlebene* Cuartblatt übet biefe Weife, worau* feftr roaljrfdjeinlia) wirb, baß er
nod) bor $errn Büfd)ing ben finnreidien CüifaH ju foldjen je&t fo beliebten Seifebefdjreibungen
geljabt". $en 3nbalt be* jefct wrfdjoUenen Blatte*, baS wob.1 auf ber Seife ielbft ober unraitlcb
bar barnad) niebergefdjrieben würbe, teilte Äarl l'efftng eben fo wenig mit, wie er einen beftimmten
(Btunb anzugeben wußte, warum fein Bruber jenen finnteidjen ßinfafl nirt>t aueffifjrte. Stntou ffrieb«
rid) Biifdjing8 Befdjreibungen feiner Seifen oou Berlin narfj Kttrifc unb nad) Sedabji erfdjicnen
erft 1780.1
[äeffingS Seife mit ©ottftieb SBinller über Braunfdjweig, Hamburg unb Bremen nad) Hmftrrbam
bauerte »om 10. 2Rai bi* jum Cnbe be» September* 1756 (»gl. feine Briefe an ben Baier bom
3. ttuguft uub an STOenbelsfolm bom 1. Clfober 1756). $aß er ftd) bon ber Seife „ein orbeiülid)e*
lagebud) gehalten" tmbe, erwähnt «arl Jieffiiig im „Seben" feine« Biuber* (Bb. I, S 184, «um.)
jugleirfi mit bem Berfpredjen, ttliijeliie* au« tiefem Xagebud) bei ber StUflc feiner italienifdieu
Seife anjufüb,ren. Da ieboeb ftarl ßeffing fpäler auf bie beabftdjtigte Verausgabe bcS Xagebudi«
oon bet italienifdjen Seife »erjidjten mußte, blieben aud) bie üon it>m für ben Xrud beftimmten
Hbfdjnitte bed älteren Seifetagebudj« unoeröffentlidjt, unb jefct ift bie äatibfdjrift, bie itjm nod>
17»3 »orlag, berfdwOen.]
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196
©ebanhen über ba» bttrojrlidjB Ävauerrpiel.
Q&sbanfan
über
1 (SBabrfchrinlich jeidjnete Cef fing tiefe ©ebonlen ivät)renb ber Itfeife nach QoQanb im Sommer 1756
auf. SSon Stubben au« fdjrieb er am 20. 3ult an Nicolai, er t)abe »eine Vituse unorbeutlicher
öebanfen über ba« bürgerliche Xrauerfpiel anfgefe&t", bie jener öieOeicht noch ein nwnig burchbenten
unb fo ju feiner „Vbhanblung über ba« Zrauerfpiel" (für bie „UJibliothef ber frönen Wiffenfchafteit")
branden fOnrip. «ber obgleich, Nicolai tuieberholt, am 81. «uguft, am 3. November 176G, am
2. Wärj 1757, um bic flui'enbung biejer „unorbentlimen öebaufen" bat, erhielt er Tie ntcmal«, wie
er au»brilcf lidj in einer Bnmerfung p feiner 9u*gabe ber Ue jfingifchen «riefe »erfuherie. So würbe
t>on Ueffing« Hu Zeichnungen, oeren £anbfchüft langft oerfchoHen iff, nicht« befannt.]
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Über püfii lujlfutcU von Jßtnian unb HtydjBrlen. 197
Don
$eu 25. (September 1756.
The Soldiers Fortune 6
by Otway.
*
Surely *tis iinpossible to think too woll of him, for he has
wit enough to call his good nature iD question, and good nature
enough, to make his wit suspected.
Gr f)at fo oie( SBifc, ba& mau au feinem guten öer^en smeifeln 10
foflte ; unb ein fo flute« .<per3, bafj man tfjm menig ober Feineu SSifc zu-
trauen fottte.
Beige meber beineu Söifc, norf) bein gute« £er$ in ifjrer bölligen
Stärfe. Beigft b" W öiel 2ßifc, fo toirb man bir fein gutes £>er$ zutrauen ;
jeigft bu ein gu gutc$ .£>ers, fo wirb man an beinern SBifce jmeifeln. 15
*
I am afraid yuur Ladyship then is one of tbose dangerous
• [Die Wnmerfuugen über jwei fiuftfftiele oon Ctwau unb SBi>*erIeö finb und ob,ne getneinfame
Überf*rift, aber mit beut genauen Darum be* 25. September« 1766, an bem Scffing roabrf*einli*
biefe ttuf&ei*nungen begann, banbf*riftli* in ber Sreälauer !5uigli*en unb Uniüerfitfttöbibliotfjet
rrljalten. Sie flehen bjer in einem Cftoüljeft Don 16 Seiten, uon benen aber nur 9 bef*rieben Rnb.
Das $apier ift ftart oergilbt unb fletfig, bie Schrift aber beutli* unb gut lesbar. 8i»W*en ben
betben Seilen bes 3ufjaltS ift nur eine Halbe Seite (eer gelaffen ; es fdjeint alfo, bafj Ceffing bie
Hnmerfungen über 2S&*erlety benen über Ctmab unmittelbar, oljne einen größeren $eitli*en 3n>if*en«
räum, folgen lieg. 4Bö*erled8 „Country-wife" Ijatte aber f*on früher Ceffing ju bem Gntwurf
eine« ßuftfpieis „Der 8ei*tgläubige" angeregt, ber na* (Jb.. SBeifje* ©eri*t fowie au« attbren,
inneren unb dufteren (Brünben waHrf*etnli* in baS &af)x 1748 ju oerlegen ift (»gl. oben 0b. III,
S. VIII unb 852—255). ßermutlt* ma*te fict) nun ßeffing 1756 neueÄuSjüge aus bem englif*en
Stücf, weil er feinen „Öei*tgl4ubigen" mieber »ornefmien wollte. $(ante er bo* f*on für Cftern
1756 einen »anb t»on fe*« Dramen, unter benen allem Hnf*eine na* au* Umarbeitungen älterer
(Entwürfe, j. SB. „SBor biefen", fein fönten. 8ieHei*t war für biefe Sammlung, bie mit ber ,,®lüd»
li*eu (Srbin" eröffnet werben foMe (ogl. ben ©rief au SKenbelsfofm t>om 8. Deaember 1755), au*
ber „8ei*tglaubige" beftimmt. (»ebrudt erf*ienen bie Mufjei*nungen über Otmatt unb SB»j*erleh
erft 1848 in ben „SHattern für literarif*e Unterhaltung", Mr. 247, S. 990, »on ©. C. «ubrauer,
bo* nur teilweife, Herausgegeben. SoKftdnbig teilte bann 1857 *B. t». STOaltjabn im elften JBanb
feiner HuSgabe, »bteilung I, S. 36-42, ßeffing S Hnmerlungen $u ben jwei englif*en ßuftfpielen
mit. Dem folgenbeu «bbrude liegt bie »reslauer $anbf*rift ju «runbe.j
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Übet iwti lupfpielc von #twan unb Hhjdjerlen.
Crcatures they call She-wite, who are always so mightily taken
with admiring thcmselves, that nothing eise is worth their
notice.
Giue SBtfeltngin; (She-wit) bietleidjt, bafj biefe* ein (Sljaraftcr
5 tuärc, luefcfjcr fid) auf bem £f)catcr uidjt übel ausnehmen füllte, uub auf
einer gan$ anbern 8citc gcfrf)itbcrt merben fönute, aU bafi er mit ben
gelehrten Leibern bc$ Poliere <$u bermengen märe.
*
l'll lmve three whorcs a day, to keep Love out of my head.
$u liebft, unb beute Siebe ift ernftljaft. Slbcr beine Umftäube er*
10 laubeu e* nidjt, einer ernftfyaftcu Siebe uadföuljängen. 9hui tuoljl fudjc
bid) tfyrer 511 entfrf)lagen. iöermeibe, fliel) ben bid) 1 be^aubernben ©egen-
ftaub. Xu flictyft ifjn umfonft? Sein SHlb oerfolgt bid) überall? ©0
berfud) ctiua* anbern ; berfenfe bid) in Okfdjäfte ; befefoe jebeu Slugenblitf
mit ernfttjafteu Arbeiten. Slud) ba$ ift bergebcnS? 9iun mof)l, fo magc
15 ba* lefctc; fudje $ülfc bet) ben luftigen 3dnuefteru bc^ Witteibe', bic bu
genießen faitft, ofync fie lieben, ßafj auf einen looflüftigcu ÖJenuft
ben anbern folgen. Wber mie? $eine (Göttin l;at fid) beiner fo bemäd)*
tiget, bnft e» bid) ein !8crbred)eit biittft, in ben Sinnen einer anbern bie
Gnt^ürfuugeu genießen, bic bu fo gern in ben itjrigeu geniefjen mödj*
20 teft? SSirflid)? ^e nun fo fjegrattje fie; allen e* uerroeljreuben Um*
[täuben junt 3rojje t)ci)rntt)e fie; ober madje bid) gefaßt, ba£ 2 nädjfte
3al)r im $olll)aufe 31t fenn.
58ortreflid)e SJtoral, 6djtuad)f}eitcn burd) Softer üermeibeu teljreu.
His father was as obscurc, as his Mother publick; every
25 body knew her, and no body could guess at him.
*
Sit bem ämetjteit Slcte läßt ber £id)ter berfd)iebne Üßerfonen itnntnt 8
über ba$ $l)eater gefeit, bie gan^ uub gar feine Sßerbiubuug mit beut
Stüde fyaben, blofj in ber 9(bfid)t, burd) ben SRunb beS 4 Beaugard unb
Courtine einige ftarfe (Sljarafterc p fdjilbcrti. Sßettn c3 ber Drt beä
30 Stürf3 erlaubt, 3. @. roenn ber Ort eine ©trafec ift, unb fid) bie an-
bern Umftänbe baju fdjitfeu, fo toolltc id) e£ einem $id)tcr gern erlauben,
1 biet) [fehlte HrfprüiiflH^l • [Urforünglid» :J t>or «iebe ba* • ftumm [fehlte «rfprünflli*]
4 [Urfurünglitfj :) «bfirfjt, ba&
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The Soldiers Fortuno by Otway.
109
efjer $u biefem Shmftgriff feine #uflu(f)t ju nehmen, als eine ober meljr
leere 8ceneu ju madjen.
$raf)lerct)en sioetycr (Sifenfrefeer im 4. $lct.
Ah, Bloody Bones! Ah, when thou and I comraanded
that party at tho siege of Philipsbourgh! where in the face of 5
the Army we took the iinpenetrable Half-Moon.
B I o o d. Half-Moon, Sir ! by your favour 't was a whole Moon.
Fourbin. Brother thou art in the right; 't was a füll
Moon, and such a Moon, Sir —
$ie gelben in biefem <Stücfe finb atoet) abgebanfte Dfficicre, unb 10
baS GHücf, ba3 ber $id)ter jie madjen läfct, befielt barinn, bafe ber eine
einen alten ©fjefrieppel sunt #ahnrei) mad)t, unb ber onbre eine ^icmlicr)
gute .t>et)ratf) tbut. 3ene$ ift bie ftaubtyanblung ; biefe* bie ©pifobe.
$n ben bren erften Steten bat ber $icf)ter bie 9tfännerfchule be$ Poliere
ätemlitf) geplünbert. S)ie ftrau fajidt ifjrem Siebljaber burdj ibjren eignen 15
2Rann $cfrf)enfe unb Briefe, fo als ob fie tfjr Don ihrem 8iebf>aber
innren gefd)idt morben, unb fie fie ifjm blo$, mit $8e$eigung it)re^ $afce3,
mieber cinljänbigen lafcen moHtc. 9htr baft man bei) bem dotiere über
biefc Sift ladjen, unb bei) bem Otnxtt) fid) barüber ärgern muß; meil jener
fie einem unoerbeijratbcten ungebunbenen Srauenjimmer beilegt, unb biefer 20
fie eine $rau, bte burd) bie Ijeitigften SBanbe gebunben ift, ausüben 1 läfjt.
28a$ bort ein oergebtidjer ^Betrug ift, mirb l)ier flum Safter. SBenn bie
©nglänber überall ir)rc franaöfifcfjen Originale fo encheriren; fo bringt
es ifmen tuenig Gfjre. Much, ber lejjte ,ßug, Da oer Sicbf>abcr bei) bem
Sföotiere für tobt geprügelt gehalten toirb, ift oon bem ©nglänber auf 25
eine ungeheure 9(rt übertrieben toorben. $er eiferfüdjttge (Seemann roill
ihn burdj 9Wäud)clmörbcr au3 bem SBege räumen lafcen. Sir Jolly Jumblo
fartet ba$ $>tng fo, ba& fidt> be3 StebljaberS eigner ©ebiente nerftettter
Söeife baau null brausen lafcen. tiefer, nebft einem (Sefjülffen, merben
alfo mit bem ©bemanne be3 ^anbete einig. @S f>eifct, fie faben iljren 30
9ttorb oerridjtet, unb ben tobten Storper in be8 Sir Davy Dunce (fo
ljeift ber ©Ijemann) ftauä getragen, .frier muß ber Siebfjabcr ben lobten
fpieten. Dunce ift in taufenb Slcngften barüber. Jumble giebt ben
' lUrfprünfllidj:] tf»u»
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200
Übst |iuei lulttuirle von Jßfroan unb JÖPndjerlen.
föatf), ben (Jrmorbeteit in ein marines 33ette, neben bie ftxau 1 au legen;
meldje berfttdjen fofl, ob wod) etmoä Scfceu in ifjm ift. SHefeä täfet
Dunce gcfdjel)en, unb nodj anbre 3)ingc meljr, bi£ er [eine .'pafjnreti-
fdjaft geumljr wirb, inbem er auf eine boshafte 28eife, ben Sftorb auf
5 Jumble fdjiebcn nriff.
Xer (Sfyarafter be£ Sir Jolly Jumble ift originel. @in alter SSocf,
ber felbft ntcr)t mefjr füubigcn fann, aber fidj ein Vergnügen barau§
mad)t, <£fjebrud) unb ^uf)rereu 511 beförbern. Unb nur mit $ehratf)$*
ftiftungen, nütt er burdjauS nidjtä ju tljun fyaben. «Sict)e bie Stelle im
10 4 Act. p. 30.
Beaugard. Look you, Sir Jolly, all things consider'd, it
may make a shift to come to a Marriage in time.
Sir Jolly. I'll have nothing to do in it; I won't be seen
in tbe business of Matrimony ; make me a Match-maker? A filthy
15 Marriage-Broker ! Sir I scorn, I' know better things: look you,
Friend ; to carry her a Letter from you or so, upon good Terms,
though it be in a Church 1*11 doliver it ; or when the business is
come to an issue, if I may bring you handsomely together, and so
forth, I'll serve thee with all my Soul, and thank thee into the
20 bargain ; thank thee heartily, dear Rogue ; I will you little Cock-
Sparrow, faith and troth I will; but no Matrimony, Friend, I'll
have nothing to do with Matrimony; 'tis a damn'd invention,
worse than a Monopoly, and a destroyer of Civil Correspondence.
$)ie ©cene im 4 9(ct, wo bie beuben üerfteöten Sfleudjelmörbcr
25 mit bem Dunce ben £>anbel fctyliefien, ift abfcfjeulid) ; unb it)re mörbri=
fdjen «ßraf)(crct)cn iinb fo edel als gottlob. £er eine ftellt ficf> fogar
üor Blutgier rafenb, unb jagt in biejer SRaferet) $inge, bie man ofme
Schauer unmöglich f)öreu fan. Sie Ijatten für ben 9tforb 200 ^funb
unb ifjn redjtfdjaffen au^uörügcln 100 «ßfunb geforbert. darauf fagt
30 Dunce: What, one hundred pounds! Sure the Devü's in
you, or you would not be so unconscionable.
Bloody-Bones. TheDevil? where? where is the Devil?
Shew me ; I'll teil thee Beelzebub, thou hast broke thy Convenant,
didst thou not prommise me eternal Plenty, when I resign'd my
35 Soul to thy alluremcnts?
* nrbnt bie grau [fff)lte urforüngtid)]
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The Country-Wife, a Comedy by Wycherley.
201
Sir Davy Dunce. Ah Lord!
Bio od. Touch me not yet; I've yet ten thousand Murders
to act before I am thine: with all those sins I'll come with füll
damnation to thy Caverns of endless Pain, and howl with thee
for ever. 5
$)tcfe3 Sufttyiel ift gebrueft gu Bonbon 1695 in 4° (acted by
Hia Majesties Servants at the Theatre Royal, the third Edition).
Stuf bem Xitei ftefyen bic 58erfe, (aus bem Spartiol, too ich, midj redjt
crinnre)
Quem recitas meus est, o Fidentine, libellus ; 10
Sed male cum recitas ineipit esse tuus.
Qtyxc 3meifef, bafc Dttuatj mit ber Söorftctfimg niä)t al^umo^ au-
frieben getuefeit.
The Country-Wife, a Comedy
by Wycherley. 15
1. Mr. Horner. (Sin #ureiü)engft mit einem Sorte; ber ober
bon einem Ouadffalber ouSjbrengen fäftt, ba& er buraj eine uuglücftidjc
.(Sur unbüdjtig gemacht morben ; bloä in ber 9lbfid)t, bie ©fjemäimer befto
fidjrer, unb bie grnuensimmer wegen be3 su beforgenben SBertuftS i^rc^
guten 9tatnen3 befto unbeforgter 31t maajen. $er Diiacffcrfber ber biefe 20
feinre Slbfidjt mcfjt gfeic^ einfielt, fogt: and you will be as odioua
to the haudsome young Women, as —
Horner. As the smal Pox — Well —
Quack. And to the married Women of this end of the
Town, as — 25
Horner. As the great oncs; nay, as their own Husbands.
Quack. And to the City Dames as Annis-seed Robin of
filthy and contemptiblo Memory ; and they will frighten their Chil-
dren with your name, cspecially their femals.
2. Sir Jasper Pidget. 30
3. My Lady Fidget.
4. Mrs. Dainty Fidget.
Sir Jasper b,nt bie öuSgcfprengtc 9tac$ric$t üernommen ; er fommt
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202
Hbrr ixotx Xuprpisle oou Elmau unb HDndjerlnj.
nffo mit feiner ftrou unb (Sc^tucftcr ju Hornern, fidj näljcr baoon $u
unterrichten, unb meil er in bem angenommenen $bfd)eu be$ Horners
gegen ba3 grauensimmer, unb befonberS icfct gegen feine <*rau unb
8djroefter, bie ©eftätigung $u finben glaubt; fo trägt er fein «ebenfen
5 fic bet)be bem Horner an^uoertraueu, unb iljm fo ben Zugang in fein
§au$, unb alle möglidje SSertrautidjfeit barinn, anjubicten.
5. Mr. Harcourt.
6. Mr. Dorilant.
ftreunbe beä Horners, bie if)n gleid)fall$ auf bic au^gefprengte
10 ^acr)ricfjt befugen; unb benen er glauben matfjt, baß cä ifmt recfyt an*
genehm fei), auf biefc Sßeifc üon bem meiblirfjen <^efc^tecf)t unb ber ßiebe
gefajieben $u fetjn.
Hör. Well, a Pox on love and wenching. Women servc
but to keep a Man from better Company; though I can't enjoy
15 them, I shall you the more; good felloship and friendship, aro
lasting, rational and manly pleasurcs.
Har. For all that give mo some of thoso pleasures, you
call effeminate too, they help to relish onc another.
Hör. They disturb one another.
20 Har. No, Mistresses are like Books ; if you pore upon them
too much, they doze you, and make you unfit for Company ; but.
if us'd discreetly, you are the fitter for conversation by them.
Dor. A Mistress shou'd be like a little Country Retreat
near the Town, not to dwell in constantly, but only for a night
25 and away; to taste the Town the better, when a Man returus.
Hör. I teil you, 'tis as hard to be a good Fellow, a good
Friend, and a Lover of Women, as 'tis to be a good Fellow, a
good Friend, and a Lover of Money etc.
7. Mr. Sparkish. ©in Ieid)tgfäuöiger Warr, ber mit aüer ®c«
30 malt ben unfcigen ftopf fpielen miß; unb befonbcrS ben Harcourt für
ieinen guten ftreunb fyctft, melier ifm bodj beftänbig ^um beften b,at.
@r Befugt ben Horner gleichfalls megen be£ auSgefprengten ©eridjts,
unb nrifl it)n auf feine SJrt beSmcgen frfjrauben.
8. Mr. Pinchwife. tiefer ift nun ber, melcfjer fic$ auf bem
35 Sanbe eine fixau au^gefuajt ljat, aus ^ntäjü, eine an£ ber (Stabt möchte
ifjn gum £>at)nrel} machen. (Sr ift ben Jag oortyer mit feiner %xau in
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The Country-Wifc, a Coraedy by Wycherley.
203
bic ©tobt gefommen, tncgcn eines ^ßroccfjcä unb tocgen ber SBerljebratfnmg
feiner ©djmefter. (£r mar audj mit feiner Srau, be§ $age3 Dörfer, fcf>on
in ber $omöbie gewcfen; unb fo feb,r er fidj bafclbft autfc mit ifyr ber*
borgen gegolten fjatte, fo ^atte Üju Horner bodj bemerft ; toorüber Pinch-
wife fdjou fjalb rafeitb Wirb, lucit er loeiS, roaS Horner für ein Seifig 5
ift, unb bic au^gefprcngte Uiadjridjt bon feiner Unfäfjigfett nodj nia)t ge-
hört bat.
*
Methinks wit is moro necessary than bcauty; and I think
no young Woman ugly that lias it; and no handaomc Woman
agrecable without it. 10
Pin. 'Tis my maxi in, he's a Fool that marries, but he's a
greater that does not marry a Fool ; what is Wit in a Wife good
for, but to make a Man a Cuckold?
Hör. Yes, to keep it from his knowledge.
9. Mrs. Marger y Pinchwife, biefcä nun ift bic s £crfon, 15
bon metcher ba3 @tücf He Benennung führt, einfältig, ohne (Sr^iebung,
olme SSelt ; unb bie ityren SWann nur liebt, weit fie big je^t nodj feinen
gcfeljn fjat, ben fie lieber lieben möchte.
10. Mrs. Alithea. Sie ©chmefter bc£ Pinchwife, tüe(<§c mit
Sparkishen berfbrodjen ift. ©in Sfraucngimmer bon frenrer (Srjiebung, 20
unb glcidjtnofjt bon tugenb^oftern ©efinimngen a(3 Mrs. Margery, roeldje
ifjrcn 55ionn in aller (Sinfaft $um ^or)itret) moajt. 3ie batte fidj ba$
erftemal, ba fie in ber $omöbic gemefen mar, fd&on in bic Sdjaufnielcr
berliebt. <5ie mitl beämegen uüeber fnngefjen, unb ba ihr ber Wann bic
<Sefaf)r borftettt, unb ifjr entbeeft, baft fidj frfjon ba* erftemat ein 9Jarv 25
(Horner) in fie berliebt fjabe, fo mirb fie nod) neugieriger, unb mitt mit
atter OJeiuaft mifjen, toer e$ fet), ob er artig fet) unb bergtetdjen.
Mrs. Pinch. Well, but pray Bud, let's go to a Play to
night.
Mr. Pin. 'Tis just done, she comes from it; but why are 30
you so eager to see a Play?
Mrs. Pin. Faith, Dear, not that I care one pin for their
talk there; but I like to look upon the Player-men, and wou'd
see, if I cou'd, the Gallant you say loves me; that's all dear Bud.
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204
Sammlung läc&erlüljec C&c|'djidjfen unb CinfäUe.
$a enbHdj Mrs. Pinchwifo barauf be[tef)t, bafj fie tuemgftenS au$=
geljn iuitt, fo entfdjttefet fid) ber Wann, fic als 9tfannäpcrfon 31t uerffeibcn,
unb fie für üjren Söruber auszugeben.
Sammlung
5 lätfjerlitfjo; ©eftfwljfm unb (Einfälle. 1
' [Seit «effittg* Übetfiebflunfl oon Berlin nad» l'eiojig im Cttober 1755 wirb in feinem »riefweäfel
mit SRenbeHSfobji mefyrfadj feine „Srflärungdart, toob.ee bas Saasen fomme," errofibnt unb auf eine
Don ibm gu erroartenbe „ttbfcanblung »om Sachen" angefpielt ; »gl. namentlich. Wcnbelßfobn« ©riefe
00m 6nbe CTtobera unb oom 19. »ooember 1755 fomie oom 11. «uguft 1757. Seffmg felbft fdjeiiit
ftdj befonber« 1757 ecnftrt mtt biefem $lane befdjäftigt 41t baben; wenigftend bat ec am 14. ©ep»
tembet 1757 ben Qrreunb, bet ibn auf einen babjn gehörigen Suöfprudj Spinoja« aufmettfam ge^
mad)t blatte, um weitere SRilteilung äbnlidjer ©teilen, bie U)m etwa bei bet fiettüre aufflogen
mürben. „3dj fammle an Ificfcrlidjen <8efd)id)ten unb einfallen ; unb enblitb tarnt eine luftige, tief»
finnige Bbljanblung für bie 9ibtiotf)et baraus werben." Bon biefer ©ammlung unb fonftigen Cot*
arbeiten ju ber geplanten Äbtjonblung ift un* nidjt* erhalten. Bl* fidj im $<rbft 1758 Nicolai
unb ölenbetöfobn oon ber „flibliot&et ber fdjönen ©iffenf^nften" jurüetjogen, bärfte Seffing* ttifer
i'onfi&nbtg erlofdjen fein. 9ladj äeffingä lobe berüqrte 3Renbel«fobu ttodj einmal ben $(an oon
1757 in bem ftisjenfjaften (Sntmurf ju einer fcbaraltertftit feine« Jreunbe* (mitgeteilt oon tfurl
Seffing, ©. «. üeffing* Sebcn, »b. II, S. 14-19). J£>ier fübrte er als ein »eifpiel, baß Ceffing e«
nie fiä) werfen lief), wenn er befioljlen würbe, feine „<Jebanlen oom Sadjen unb ©einen" an,
unb belanute, au« ignen, wenn audj oljne unreblictje Slbfidjt, ttinjelnes in feine eignen Sdjriften
herüber genommen ju Ijaben.]
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Heber baa Ipelbenbudj.
205
Wu gefangen bcn 23 ftcn ftcbruar 1758. 1
§. 1.
Ueber bic üerfdjiebnen 9lu3gaben bicfeS £c(bcnbucf)g null icf) midj
nic^t cinlaffen. ©rnbener fjat ntleS gcfaiumelt, \va$ ftöfjfer, $(acciu3, 5
33ogt, $oxH unb 3(nbre bnbon ongemcvft fyabcn. 3$ l fl ^ c wirf) bc^
metner Unterfudnmg ber ftuögabe Don 1560 in flein Solio bebient. £>ier
tft il)r $ite(:
$n8 .<pefbenbud). 95kldj« auffs ncro corrigirt unb gebeffert tft, mit
fdjöncn 5ig»ven ö^ätert. (Sebrutft 311 granffurt am 9Jiattn, burd) 10
SBetjganb $a\\ unb ©ngmunb getjerabenb.
' (8uetfl 1795 naefj ber je&t berfc^olleneu Hanbfdjrift oon Qrüdeborn mitgeteilt (Ä. ©. Seifing, 65 (J.
l'effing« fiebett nebft feinem nod) übrigen litterarifdjen 9iad)taffe, g}b. III, 6. 3-33) unb mit Wn-
mertungen bei Herausgeber« begleitet, bie für bie Zertfritit roertlo« unb beibalb im Solgenbeii
weggelaffen finb. 3n ber »orrebe ®. X ff. bemerft Südeborn ju biefen „ftragmenten einer Unter«
f uebung Ueberba«Helbcnbud)": „Sie fteben in einem bieten $efte, unb finb com 2Sften ?$e«
bruor 1759 batirt. InefeS Heft iß, wie oh« ber ©onbfc^rift unb (JaljraabJ erbedt, boffelbe, weld)e«
Hr. Nicolai unb öfdjenburg für oertoren bolten. SießcicQt bat Effing felbft e* oerlorrn
gegeben, »eil er in ber Solge nidjt* mein- jur au«ffibrlid)eren Berariettung ber gefammelten Wa-
terialien gctljan b,at. Sie «^anbfdjcift ift bebnabe burebau« gleich, ba« b,eif»t olfo, au« (Einer $eriobe,
(benn Jieffing* ©anb änberte fi<$ feb.r oft) unb bic Materialien felbft finb nod) in ihrem robben 8u<
ftanbe, wenige Paragraphen auegenommen, bie er auf ber Stelle aufgearbeitet t>at. S3a« bcrloren
fehlt lann, ift eiedeidjt ein oodftänbiger 91 u 8 j u g au« bem Helbenbuebe gemefen ; luenigften« fanb
irf) jtuen halbburd)gerifjne »lätter, auf welchen Steden au« bem Hefbenbucbe mit untermifebten pro«
faifeben örrjät^Iungen be« 3ubali« flanben. Sö ift ma^rfcfteinHajer, bafj liefftng« »ebienter foKbe
einzelne Blätter »erbraust b«Ne." »or OfüUeboni batte ndmlicb ttfdjenburg (Seffing» üroUettaneeu
jur Cittcratur, «erlin 1790, Ob. II, ®. 193 f.) erjäblt, „eine Wenge Materialien", bie üeffinfl „&u
einem Kommentar über ba« Helbenbudj" gefammelt blatte, babe fein ©ebienter für unnüQe Papiere
angefehen unb ju ©aarmlcleln für feinen Herrn toertoenbet ; al« biefer e« entbeerte, fei ber größte
Zeil fdwn unwieberbringlidj oerloren gemefen. tladf Nicolai* Zlarftedung (fieffing« fämtlirfje ®d)rif'
ten, »crlin 1794, »b XXVII, 6. IV f.) ftafjl 1766 ßeffing« «ufmarter in »erlin unter anbern
»fiebern feine« Herrn au<b „ba« «templar be« Helbenbucb«, worin Seffing» oortreffliebe «nmerfungen
eingelegt waren". Reifing felbft gebaute in bem »rief an (Jfdjenburg ttom 10. TOSrj 1776 wieber
be« „Helbenbucjjd", über ba« er einft „ju einem ganjen Ofolianten compilirt" ^abe, um bie TOei^
nungen tfolbaft« unb (Brabener« ju beftreiteu, erwäbnte babei ieboa) nitb.t* oon bem »erluft biefer
Papiere. Xafe bie Vnmerlungen über bae H Helbenbua^" wirriicb in ba« 3abr 17j8 faden (nidft
1759, wie e« vrrtümlidj in 3füdeborn« »orrebe b,ei|t), beweifen aufjer ber Überfcftrift be» tluffafce«
aurfj Cefrmg« »riefe oom 6. Sfebruar 1758 an ©leim unb vom 2. ttpril 1758 an SJr*nbel*fobn, bie
oon feinen Stubien über ba« „Helbenbucb," unb Altere mittelbodjbeutfdje liebtungen im 8ufammen=
bange mit feinen für bie »orrebe ber ©leimftben ©renabierlieber ju oerwertenben ^orfebungen nad)
ben alten «rieg«liebern, befonbert ber »arben unb ©falben, berichten.]
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206
Heber baa $elbenbutf;.
Sic fyit 187 ©lätter, unb jebe Seite zmcü ©galten. %d) märe
oie(leid)t begieriger gemefen, eine altere aufzutreiben, toenu nitf)t öcrfd)iebne
(Stellen, bic id) aus ber allererften Ijier imb ba angeführt gelefcn, mid)
genugfam hätten erfennen (erneu, bafj bie alte fcfmjäbifdjc ©pradje aud)
5 in ber allererften fdjon gro&e SSeränberungen erlitten f)abe.
§• 2.
(£3 mufc nod) eine anbre alte Sammlung oon $elbcntiebern unter
biefem tJTitct erjftiren; beim £öf)Ier in ber Unterfudnmg uom S£^ener«
banf fagt : Aliam collectionem heroicarum cantionum, a priori pror-
10 8us diveream, vulgo tarnen ignoratam, ex bibliotheca nua instruc-
tissima nobis obtulit D. Godofredus Thonmsi us Archiater Norimb.,
anno 1477 absque loci mentione excusam.
§. 3.
9)corf)of, Äöfjler, ftnfd), 2Bad)ter, ©ottfcfjeb, meldje biefes ltnfcrS
15 JpelbenbudjeS gebettfen, madjeu un3 alle fo bermirrte unb unbcutlidje
begriffe bauon, bafe fie fid) fdnuerlid) bic SWüljc Wimen genommen fjaben,
eS ganz zu fefen.
§• 4.
$er Herausgeber Imt e3 in üier Steile geleitet, beren Uebcrfdjrif*
20 ten biefe finb:
(Srfter Sljeil fagt uon Slctjfcr Dttnitten unb bem f (einen ttönig
(Slberid), mie fie mit groffer Ötefabr über SWecr in ber Henben*
fd)aft eim $önig feine Xodjtcr abgeuwuuen (unb tute er Sie U)m
zu einem (Sf)etid)en ©cinafjl öermäfjelen lieffe.)
25 Silber Xl>cil mclbet bon $err §ugbieterid)en unb feinem ©of)n 35?olff-
bietenden, mie bie umb ber ©eredjtigfcit mitten, offt ben troftlofen
Seilten fjaben piff mit ifyren trefflichen Saaten getfynn, neben anbern
füfjnen gelben, fo itjuen in nötljen betjgeftanben ferjn.
5) ritt Xfycil zeigt an, bom SRofengarten 511 Söorm*, ber burd) (Srim*
30 luvten, ftünig ®tbid)$ Xod)ter marb gepflanzt, barburd) nadmtalS
ber niedrer ttjeil Reiben unb SRnfen zu abgang fommen, unnb er*
fdjlagen finb morben.
v>m bierbten $f)eil mirb gemelt, bon bem Keinen tföntg Sanrin,
bem (&czmerge, mic er feinen SRofengarten mit fo groffer mannljeit
35 unb mit Sauberen nmbgienge, bifc er sulefct bon ben gelben be-
zwungen marb uub ifjr (Staufemiaun febu mufft, ( s JDJit fampt anbern
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Weber bas Ipjlbenbudj.
207
furfcmeitigcn $iftorien, $m onbem Xfytü biefeS $elbenbutfj3 ber*
fafjt, »uetc^c^ avid) in fein fonberlidje befd)reibungen unberfdjieblidj
ift gcorbnet tuorbcu.)
§• 5.
Slttein ber Herausgeber ift ein f)üd)ft unmiffenber SRann gerocfen. 5
(Sr fmt bren ®ebidjte, bie alle bren böllig bon einanber unterfdjicben
finb, unb allem 9(nfef)eu nad) aud) bret) untcrfd)iebne Jßerfaffer f)aben,
in eins $ufammengeroorfen. £ie erftcn atoen Steile madjen ein befonbreä
©ebtd)t auf, ber britte ein bcfonbreg, unb ber bierle be$gleid)en.
$er einzige ®olbaft unterjdjeibet bie Serfaffer, wie eö fid) gefjört. 10
Sie erftern swen Sfjeile füf)rt er allezeit unter bem dornen @frf)U*
bad)3 an; meun er bon bem britten 93ud)c rebet, jagt er: (@. 363)
incertus auetor partislll Heidebuch. $od) fagt er aud) @. 406:
Anonymus, aut fortean idem auetor partis III Heidebuch,
nemlicb, Eschilbach. $aä bierte ©ud) aber für)rt er unter bem 15
Tanten Heinrichs von Offterdingen an.
ÜJrabener uermutfjet, bafe Dfftevbingern aucr) bon bem britten SBerfaffer
fet) ; meiere Qermutfnmg weniger f ritifdje (£infirf)t in ben @töl ber*
rätt), als ßtolbaft«.
$a* erfte GJebic^t, toeldjef in ben ^meu erftcn Steilen enthalten ift, 20
follte alfo ben $itel führen:
ißon ftaifev Dttnitt unb SMffbieteritfj.
§• 6.
5Bon bem Alfter ber Söerfaffer biefef $elbenbud)$ fagt
Eccard. in hist. Gener. Princip. 8axoniae sup. Cap. V. §. 9. 25
p. 174. sq. 1
Li ber hic de heroibus veteribus a Wolframo Eschenbachio et
Henrico Efftertingio compositus est tempore Friederici Barbarossae,
et quidem ante Canon isationem Caroli M. 2 et promulgationem
Pseudo-Turpini, ut pluribus argumentis in Historia Poeseos Ger- 30
manicae demonstrabo.
Sttefe ©emeife ift (Sccarb mit fammt bem SSmdjc fdmlbig geblieben.
Unb id) r)ättc um fo uicl lieber fcfjcn mögen, toie fic aufgefallen mären,
je umotberfüred)licf)er man biefca Vorgeben miberlegen fann.
$ie (Sanonifation (£ar!3 bc$ $rofkn gcfdjal) mit Gienefmtfjaltung 35
* p. 174. 5«. [im] • Caroli III. [öftbrutft 1795]
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208
Heber baa $e(fcenbiufy.
^ßapft Paschalis III, hrie Friedericus I felbft bezeugt in feinem Di-
plomate ben Jac. Andr. Crusio de vita et rebus gestis Witekindi
c. XV. p. 46. 1 Bollando 2 T. II. Act. 55. Mens. Jan. p. 888.
unb embern.
5 Paschalis ober ftarb 1168, unb g(eidjmof)( gebenft ber $idjter
ber ^er^oge Don 9)terane, bie ftriebrid) I erft im Sdfytt 1180 creirt fyrt.
^)ätte biefeä oljne einen propljctifd)en (Seift gefd>c$en fönnen? Söcnn
ÖJrabener biefen SlMberfprud) bemerft r)ättc f fo würbe er fid) auf biefen
Conscnsum celeberrimi Eccardi nicfytS gu gute getfyan fjaben.
10 SSor 1180 fonu ber iBcrfaffcr a(fo nid>t gefdjrieben tjaben. 9lflein
id) bermutfye, bafe er aud) nid)t bor 1248 gefdjriebeu tyabc, unb ^mar
eben beSwegen, weil ber £>cr$oge bon SWeranc gebaut wirb, bie 1248
irf)on wieber ausgingen. SSürbe es* ber $icf}ter gewagt l)aben, würbe es
nidjt wiber feinen s J>lan gewejen fetm, ein nod) lebenbeS (#efd)led)t ju
15 nennen, wo er lauter falfcfje Manien brauchte?
§. 7-
©olbaft (Tom. III. Oonstitut. Imperial. Pracfat. ad Regem
Britann. Jncobum p. 3. 4 et 5.) Witt, baft unter bem töabfer Dttnitt
Cboaccr, ber Rentier Äönig, nnb unter SEBolffbieterid) $l)eoboricn$
20 SBeronenfi* oerftefjen fetj; bodj ofmc bie geringften ßhiinbe biefer
feiner SWutljmannng an^iifüfjren.
Allein einem SWanne, wie (Solbaft, muft man auef) ba Qhiinbe ^u*
tränen, wo er feine angiebt. Unb ifm wiberlegen wollen, oljne biefe
uorf)er anfeiijucfyen, fjeiftt fid) ein Ieid)te3 Spiel machen.
25 . $ie b(ojje Slefjnlidjfeit be* 3d)allc$, nnb auf? l)öd)fte ber Ableitung,
welcbe bie Warnen Dttnit unb Dboacer, $l)Coboricn$ nnb $ietrirf) fjaben,
fann fein einziger ®rnnb nidjt gewefen fenn. (£r mnft größere Slelm*
lidjfeiten awtfdjcn ben Gegebenheiten, bie un£ ber £itf)tcr bon benben
melbet, unb benen, bie nnS bie ®e)d)id)tfdjreiber bon tfjncn anfgejeidwet,
30 entbedt Ijaben.
Unb biefe finben fid) and) Wirflid).
Dboacer 8 I)attc fief) $um .frerrn beteiligen $t)cil£ bon Italien
gemalt, welcher in ben folgenben 3eiten ben Manien ber fipmbarbet) be-
fam. Dttnitt ift .Stönig bon Üombartcn, unb ift es bnrd) ba* SHerfjt
35 ber Staffen.
1 p. llß. [I79.-»l • Ballando (ttorbrurft 179'>] ' Oltorar 11795] /
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Heber ba« Ipelbenbudi.
209
SSSoIffbictcric^ ift ber Solm eine$ föönigä oon (Sonftantinopel.
2f)eoboricu3 marb Don bcm Äatjfcr 3*uo an $inbe8ftatt angc*
iiommcn *).
SSolffbietrid) fomint, bem Käufer Ottnit fein SReid) ftreitig
ju madjeu. IljcoboricitS fam mit feinen Ötotljen nadj ^uilien, in 5
ber Slbfidjt, bie .^eruier $u oerbrängen. Seine Slbfidjt gelang; er fd)lug
ben Oboacer bet) Verona, nnb belagerte iljn bret) ganzer 3at)rc in
9iaoenua **).
©ben ba SBolffbietrid) bem Ottnitt am ftärfften $ufe|jt, ba
er if)n faft übernnmben fjat, änbert fiel) bie Scene auf einmal)l: Ottnitt 10
nnb SBolffbietrid) werben ftrcitube, unb unzertrennliche ftreunbc, ÜJc*
feilen. $f)eoboricu3, tote gefagt, fjatte ben Oboacer fd)on bren
Sarjre in SRaoenna belagert, unb fdjon Ijattc fid) if)m ganj Italien nnter^
loorfen. £cnn od) liefe $f>eoboricu3 Don bem Üiecfjtc be3 ©iegerä fo Diel
nadj, bafe er ben Oboacer juin 2Ritgenoffcn feinet neuen föeicfjcä annahm. 15
SBolffbictridj fommt in ben S3crbad)t, feinen treuen ©enoffen,
ben Ottnitt, umgebrad)t 511 fjaben. SfjeoboricuS braute ben Obo=
acer toirflid) mit eigner £>anb um.
SBolffbictria) folgte bem Ottnitt in allen feinen 9ieid)cn unb
JMcdjtcn. 3o folgte $l)eoboricus bem Oboacer. 20
Tiefe 9lctmltd)fcitcn finb nid)t gering, roenigften* fjinlängtid), ÖJolb*
aften Don bcm Sßoriourfc eines unüberbad)tcn SBorgebenä loSaufDredjen.
§• 8-
9lber fic werben Don unseligen unb offenbaren Unäf)nlid)feitcn un*
• eublid) überwogen. 25
Ottnitt fjeifjt SRömifdjer &av)fer, unb s $rocopiu3 fagt auSbriidlid),
bafj fid) Oboacer biefen Xitel nie angcmafjt. Procop. de bello Ooth.
lib. I. c. 1. dXXa PHE dießuo xaXov/iEvog.
9t om unb aud) Sater an, fagt ber Xidjter, Ijabc bem Ottnitt
gebient. Unb wie wenig Ijatte Oboacer in 9tom 511 fagen! (£r wagte 30
e* uid)t einmal, feinen ©i§ ba ( ^u neunten.
*) 3Ran fef>e ben »rief bei VtalaricuS, fchtc« EnUH, an ben ST. 3 u»
ftiniau, beum Gafftobor 3J. 8. Subetoig (im £cben 3uflinian3 ©. 403.) erflört
btefc ftboption für tucitcr nid)t3, alä eine formalam curialem. Wbcr, Wäre fie
nidjts* als ein leerer Xitel gciuefen, \o madjt bod) Wtalaricnä offenbar $u öiel 9tnf- 'tö
fycbenS bauen.
**) Jornandes de reb. Get \>. 14ü.
£ f f j t n g , (dmtlidie Sdjriftett. XIV. 14
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210
Heber baa felbcnbudj.
$ur$: Cttnitt ift ein fc^r mächtiger $err, bem alle beutfdjc 9tcid;c
unb alle SRcicfye in bem £aube ber SBat^en unterttjan finb. Oboa ccv
hingegen Ijcrrjcrjte blofi über Italien, beffeu bvitten Sljeil er feinen £>c^
rulern 311 fielen gab.
5 Unb ba3 waren bic anfel;nlid>en ßcljnsträger nidjt, meldje Ottnitt
um fidj t)ot, unb bic er anrebet:
^t)r Surften unb iljr #crren,
©roffen 1 freuen $ienftmann.
ÜcfytSträger alfo uou allen £eerfcf)i(bcn*) 1 3öa« lunfjte man aber
10 uon biefen 51t einer ^eit, in lucldjer ucrfdjicbenc Öclcljrtc nur ben aller'
erfteu Urfprung ber Sefjue gcfuuben 511 rjaben glauben?
§. 9.
©rabeuer füfjrt au, bafo Marqu. Freherus (Origin. Palat. P. I.
c. 10.) Job. Deckherrus (beton Placciua in Theatro Anon.) unb
15 Pctr. Dahlmannus, (im 8cf>aupla{} ber magquirteu unb bemaäquirten
<^clcr)rten ÜRum. 37.) bnä gan^e $>elbenbud) für nidjtönnirbigc fabeln gc*
Ijalten. 9)corljof unb anbre glauben, bafj gabeln nur untcrniifd)t finb.
(Skabcner felbft bemerft, bafc ntctjts im ganzen $elbcnbudje fett,
roorauä man fdjlicfjen fönne, bafe mau bic barin enttjaltnen fabeln ^öljer,
20 al3 in ba* ^luotftc ^afjrljunbcrt fefoen bürfe. Sein 33emei3 ift oornelnnlidj
biefer, bafc ber £er$oge uon SKeranc barin gebaut werbe, beren erften
bod) 3riebridj I creirt f)abe.
§• 10.
GtottfdjebS Nennung, bie nid)t leidjt abgefdmtatftcr feun tonnte, ift
25 biefe, ba&
Ottnitt, Dboaccr ber £erulcr Slönig,
SBolffbtetrid), ber SBeftgot^cn iBnig SfjcoboricuS,
3)ietrid) uon SBern, ber Dftgotfjen ftönig SljeoboricuS SScro*
nenfi* fen.
30 SRur ctma§ jum SBetoeifc:
$m 490 belagerte SfjcoboricuS ben Dboaccr in iliauenna, unb
breö Safjr barauf toarb Dboaccr umgebracht. SBte fann nun aber eben
*) Sien uiebrigften fceerfdulb «ugcrcdjnet, bereu ältefte Spuren mau erft
unter fceiiiriäj IV fiubet, obgleid) eine itynlidje (Sintfjeiluug be* WbelS lange our-
35 f)er üblid) geiuejen fel)n muß.
• örofien ii7*aj
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Heber bas $elbenbutfj.
211
bicfer $f)eoboricu3, nndj metjr al* ad)t$ig ^afjren nad| bem $obe be3
Dboacer (Dttnittä) bic bem SBotjfbietridj entfloljnen SBürme boUenbä
cifd)tagcu Ijaben? (beim brct) %a1)T, nad)bem bic Söürme Ottnit Oer*
fd)lungen, frfjtug fic erft Solffbietricf), unb 80 Satyr nad) SBolff-
bietric^en, bic übrigen Xietrid) oon Sbern.) 5
3)er Wnfpng bcS £)elbenbucf)£ fagt gar: £cmfelbcn ßaifer Dttnitt
btcuet SReuffen unb ba* ßanb $u Sßera, barnad) über 200 marbe
ba£ Sanbt $3em £>crrn 2)ietrtd) oon SBcrn.
S)ictrid) oon iöern fann alfo ber £fjcoboricu& Seronenfiä
uictyt fetyu, ber Dboaceru übemmnb, ober Dttuit fann Dboacer nicfyt fetm. io
§. 11.
SOicine ©rftärung:
S)er $td)ter l>at unter bem Dttnit, bie beijben Öcgenfaufcr
Otto* beS Vierten, nemtidj $I)ilipb unb griebrid; II Oer-
ftanben, unb berfdnebne oon ityren oornetnuften Saaten in biefem feinem 15
Vornan oon Dttuit, in ein ©an$e$ oerbunben.
§. 12.
SBon ben ^cr^ogen oon SKerane.
Jo. 1 Dav. Koeleri Dissert. de Ducibus Meraniae 2 ex Co-
niitibus de Andechs ortis. Altorf. 1729. 20
3n bem Scben Notkcri c. XXXI. 8 T. 1. Script, rcr. Aleman.
Gold. p. 396. mirb bereite cineä Cuononis Ducis Meraniae gebadjt,
toobet) ©olbaft bie $(nmerfung macf)t: Ego, qui Ducatus sit, aeque
cum ignarissimis scio, nisi Moravia sit, quae adhuc Alemannia
Meran, interim Merenland. $öf)ter, ber biefe Stelle §. 1 anfütjrt, 25
fät)rt fort : Si Goldastus in ea annotatione loqueretur de Ducatu
Meraniae 2 ab Imp. Friderico constituto, omuino Planerus (in histor.
Varisciae p. 34.) Goldasto ignorantiam Ducatus Meranii attribuere
posset, sed cum respiciat Ducatum Meraniae tempore imperatoris
Ottonis I. iam extantem, qui omnino eo aevo incognitus erat, 30
Goldastus ab hac ignorantiae culpa immunis esse videtur.
äöenn nun aber $u Dtto'3 I ßeiten bereit« .fterjoge oon Stterane
erjftirt tyaben, mie mürbe c$ mit unfern öemeifen auSictycn?
Unterbcffcu löfet Srötyter biefen Änoteu fein* roofjt. (Sr fagt: (Sffe-
I)arb (im l'eben Notkeri) tyabc nuter Fried. II gcfajriebcn, unb nenne 35
» Ob. [mo] * Maranlae Iwibrurfi ITüij * XVI. 11795; ffcenfo Rolrrj
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Hebtr bae ^Ibtnbudj.
ben Cunoncm, generum Ottonis M. nur beämegeu einen &er$og oon
SRerane, quoniam etiam forte praefuit Carentanis, quemadraodum
eiua filius Otto (vid. Ditruarus lib. V. p. 870 apud Leibo.) Ad
Carinthiam vero olim etiam pertinuisse Tirolensem ditionem testa-
5 tur Megiserus Annal. Carint. 1. I. c. 2. p. 14., cujus pars potior
aevo ipsius Ekkehardi dicebatur Ducatus Meraniae. Ex sui ergo
seculi usu et notitia dixit Ekkehardus Cuoonem Ducem Meraniae.
§■ 13.
3)ic ©arocenen.
10 3)ie ©araecnen roarcu unter ^fviebrid^ II notfj nicf;t in ©icilicn
unterbrüeft. ?5riebrtcr) trotte nod) im %al)v 1221 tuet mit ifjnen 51t fdjaffen.
$)ie Söcrfjeerungcn, bie fic in biefem #önigrcidje ongcridjtct Ratten, bc
mögen ben Äanfer, miber fic in ba3 gelb 31t $icf)cn. S8ct> feiner ?(n-
näfycrung flogen fic fid) auf bie ©ebirge, unb r)ter mar e» nicr)t möglich,
15 üjncn bekommen, ftriebrid) fafjte ben (£ntfdjlufj, fic 51t belagern unb
auszuhungern. Unb weil fic fanget an SebenSmitteüt litten, mürben
fie balb auf ba8 tteugerfte gebracht, unb gezwungen, fid> an ben ftanfer 511
ergeben. 9Sie(e baten um ©rtaubnife, bafe fie feine ©taaten bcrlaffcn bürften,
unb erretten fic ganj leidet. $ic Uebrigcn, bie unter feiner #crrfdjaft
20 bleiben moßten, mürben nacr) ftocera in spulten gebraut ; man uerbot ifjnen
bei) fernerer Strafe, bafj fie feine Söaffcn in if>rcu Käufern r)abcn fönten,
»am IV. S. 12.
Collenut. Lib. IV. hist. Neap.
Hist. de Heb. gest. Fred, apud Murator. T. VIII.
25 griebrier) II bebiente fid) aud) ber Saraceneu bet) feinen Armeen.
©0 beftanb 5. (5. bog £>ecr, mit metdjcm 9?ainnlb (ben ber Käufer, ate
er 1228 cnblidj natf) bem gelobten £anbc ging, otö feinen ©tnttfyatter
fjinterfaffen t)attc) in baä (Srbgut be$ t>. ?ßerrud cinbrang, um ben s ^aöft
©regoriuS IX gu befriegen, au§ Xcutfäjeu unb ©araecneu au* ©icUien.
30 Sie Saraceneu aus 9?ocera ober Suceria 1 tfyatcn aud) SDianfreben
gute 2)icnfte, unb nahmen iljn in itjrc Stabt auf, mic ^amfiüa (apud
Murat. T. VIII. p. 530.) unb Snba at afp in a (Hist. lib. I. c. 4. 2 )
mit 2JM)rercm berichten. Sic iutereffirten fid; für ben jungen (Sonrabin.
(Monachus Patav. Chron. ap. Murat. T. VI IL p. 728.) Sie maren
35 fogar bie festen, mit roclrijen Carolus fertig merben tonnte, bi3 er
1 fiuemia 117&5] » Iridjtifler:] c. 5.
Htbcr bas ^elbenburfj.
213
enbtidj 1269 ÜRoceria nad) einer (angroierigen Belagerung einnahm, tuobet)
bic meiften ©araccuen efenb üerfjungert toaren. @. ben angeführten
Monachus, unb ©aba ÜIMafp. $u @nbe be£ 4ten 93udje3.
§• 14.
Wiimcnbung ber ßefftngifdjen #t)tootljefe ß
I. auf ucrfd)iebne tßräbicate, bic ber ©idjter bem Dttnit gtebt unb
bie auf grtebrid) II Raffen:
A. Dttnit luofjnt in Italien,
ftriebrid) II mar in £eutfd)tanb lucber geboren, norfj erlogen.
21nno 1212 fam er uad) $eutfd)tanb, 1220 ging er wieber nad) Italien, 10
unb fam erft 1235 auf fnrse Bett toieber nad) 2)eutfd)lanb, bei) ©efegen»
f)ctt ber (Smtoönmg feinet älteften ©olmeS #enrici. 3)a3 $aljr barauf
tuar er fdjott luieber in Italien. Qtüax rief tfjit bie ©mpörung Srieb-
rid)3 bc3 Streitbaren, ^er^ogS Don Oeftrcict), ju 6nbe 1236 nad)
®cutfdjfanb ; bod) mar er ba$ fotgenbc 3af)r 1237 im 9(uguft fdjon luiebcr 15
in Italien- 1238 ging er abermals auf eine fur^e 3cit nad) $eutfcb>
fanb, fam aber nodj eben baffclbc Satjr nad) Statten jurürf. Unb bon
ber ßeit an finbet man nid)t, baß er loicbcr nad) £eutfd)lanb gefommen fct).
(£3 fafe ba in Samparten
Sin ebfer ®önig rcid), 20
Stoff einer üöurg tytefe Farben.
öeftenb. 8. 1.
Samparten, Sombarbct).
$ie Songobarben iibcrfdrtücmmten Statten um bnä Satyr 586. $er
9?ame ber Sombarbei) ift atfo nod) fpätcr 51t fefcen. 2)ic Slntictpation, 25
lueldje ßtottfdjeb ljier ttnfl gelten faffen, ift (äd)er(id).
SDcfiberiiis', ber fefcte $önig ber ßongobarben, marb gefangen 744.
$art ber (Sroftc, nadjbcm ba£ ßombarbifctye SReid) ein (Sube ge-
nommen, tyntte in ben weiften Stäbten (trafen gefegt, bereu einige ben
fürftUdjen Xitel führten, unb nadjmatö bic Sänber gröfttentfycUS an fidj 30
jogen u. f. lu. 3. BiutauS öcben ftriebr. I. S. 32—33.
Okarben.
Azo Marcbio Estensis toarb üon ben (Siiuvofjnern 0011 üftantua
mit geiuaffncter .panb tuteber in Verona eingefejjt. ©cceftnuS 1 II wäre
bei) biefer (Megenbeit ba(b gefangen luorbcn. Illo namque die, fagt R5
' ecCfliUS [17*»]
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214
Heber ba» f elbenbudj.
öerard Maurisius ap. Murat. VIII. p. 16., vix evasit Dominus Ec-
cclinus etc. Fugerunt ergo contrarii Marchionis ad arcem Gar-
dae — Arcem autem Gardae — undique per terram et aquam
strictissime (Marchio) obsidebat.
5 B. Dttuit ift be* Sternlaufs funbig.
Ueber bic Hftrologie 3rricbric§3 II @. Antonius Godius Chron.
Vicent. betont Murat. T. VIII. p. 83. («ctobe @cfd)i(f)trf)cn mit bcn
2lftrologen finb inbcffcn ücrbiicfjtig.) äWefn* bemcift Rolandinus Hb. IV.
c. 12. s 3iid)t» ift cntfdjcibenbcr, als ba$ 3cugnift bcsf Saba Mala spinn
10 bist. Sic. 1. I. cap. 2. beb Murat. T. VIII p. 788. SBcrgl. Ricobaldus
Ferrariensis Histor. Imper. p. 128. 1 bet) Murat. IX. Matthacus
Paris in bist. Mai. 2 p. 285. F. Francisci Pipini Chron. 1. 2.
Murat. T. IX. p. 670. (de Scotto Friederici Astrologo.)
C. 91 om unb Sa t er an.
15 Unter Satcran ift ber päpftüdje Stuljl, unb unter s Jtom bie tuelt»
Haje ftetoatt biefer ©tobt ju oerftdjen, burd) n>eld)e Trennung gan^ beut'
ltdj auf 3^iten getoiefen nrirb, in roeldjen bic ^Bäpfte über ben 9tatl) unb
bic 93ürgerfdjaft in 9?om nidjtä 511 fogen Ijotten. Hub btcfeS ift Don ben
3eiten ber Sdjroäbifdicu flatofer maljr.
20 @d)on Sricbridj I mußte in bem ^ergleidje, reu er mit $apft
(SugeniuS III auf bem 9leirf)*tage 31t Goftnifc 1152 ober 53 einging,
ücrforerfjen, er motte, oljnc bc3 ^apfteS Crmroilligung, meber mit ftönig
Stogerio, norf) mit bcn rcbellifrfjen Römern jemals; ^rieben machen, fonbern,
bicfelbeu unter ben päpftlitfjen ©eljorfam p bringen, allen pfeift anroenben.
25 Baronii Annal. anno 1152.
Slrnolb, ein Sdjülcr SlbälarH ber füljne $cinb aller weltlidjcn
Waä)t unb Gh'iter ber 93ifd)öfc unb ©eiftfidjen, foll fogar Söillcn* gemefen
feton, bic Stömtfdje SRepublif toieber in ben uorigen Staub 51t fejjcn, ba*
(Sapitolinm oon Beuern 51t erbauen, ben s -8ürgermetftern unb ber 9t öm.
30 9?itterfdjaft ba3 ehemalige 9(nfefjen mieber 311 oerfdjaffen, hingegen bic
Stabt ber päpftliajen Dbrigfett gan^lid) gu entaieljen.
Otto Fris. L. II. c. 20. 8
Sm fr 1228 oer jagten fogar bie Börner ben $opft Gregorius IX
au§ 9tom, al$ er ben ®anfer ftriebrid) II auf eine fo übereilte unb arger-
35 Udje SBeife in ben 93ann getrau tyatte.
• p. 1120. [1795] • '= in historia maioro] ■ [ri^tißet :] c. 21.
r
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Weber ba« $£lbtnbudj.
215
D. 5Bon ber SBa^teu ßanb.
3öic fann man fagen, bafe beu ©dnuäbifdjeu Äaijfcra ade Sfönige
i» $entfd)fanb unb ber SBnfjlen ganb gebleut Ratten?
Saxo Grammat. L. XIII. p. 242 unb L. XIV. p. 262 leugnet,
bafi $änncmarf bem $eutfd|en Wekbe jemals unternriirfig gemefen fetj. 5
Sl&er griebrid) I fotfte ben Stoma. SSalbemnr in ®ännemarf au$
feineu Staaten, unb bertangte, bafc er ifjm fjulbigen füllte. 3. ©arre III.
8. 600. uergf. beu bafetbft angeführten »rief GonrabS III au 3ofmuncö
bon (Sonftantinopct. (Sben fo geioifj ift c3, bnft ftönig Sriebrid) auf
bem SReidjStage <m SRcrfeburg 1152 ben $5nnif djen ^rin^en*8treit ent* 10
fdjicb. $er ueubeftätigte $änifdje ®önig nmrbc in ftriebridjs (Hegemuart
gefrönt, unb bon iljm burdj bn§ <5djtocrt belehnt, wie er benn aud) bem
$cutfdjcn Könige ben SeljnSeib abgelegt, unb baä 9lcid)$fd)tüert borgetragen.
$ünau im Seben &rieb. 14.
§. 15. 15
II. $fuf üerfdjiebne ftacta felbft.
1. 58 on feiner berbä artigen (Geburt.
^riebrier) II mar |>eiuridj3 VI unb ber Gonftantia Solju, 1194 ge-
boren, 311 Slffifi, einer 9?eapottt. ©tobt. Da3 Ökrttdjt, bafj er unterge»
fdjoben fet), mnr allgemein; (Struv. in Synt. Hist. Germ. Diss. XX 20
de Fried. II unb in Corp. hist. Ger. VII. Sech VI. §. 1.) ob c*
gleidj erbietet fdjeint. ftacell ®efdj. bon Stcilien, unb v £anbolpl)
®cfd). bon 9?eapoli3.
2. Sßon feiner ÖematjHn aus ©nrien.
Sriebrict) II mufete fid) bem $apft #onoriuö III ücrbinbltct) madjeii, 25
bie 3'olanta, uad) anbern Sfabetta, eine Sodjter bcö SlönigS bon Sern-
falcm SoljanneS, ju Ijcuratyen. 2>ie SBerbinbimg mnrb in 9iom bou>geu.
3. S3on bem §affe feines ©djiuiegerbatcrS.
griebridj bertangte ^crufalcm $ur SWorgengabe. ^ofjann mufete
fid) ba^u bequemen, unb toarb, ungeadjtet ber Fürbitte be§ ^apftcS, bon 30
feinem ©ibam unmürbig bcfyanbelt.
Sarre IV. p. 36. 87.
Piatina in Hon. III.
Sanut. L. III. P. II. 1 c. 10.
Ap. Kam. ad an. 1226. 35
» P. IL [1795]
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216
Heber bas ^elbenbudj.
4. SBou ber üBcrnntftung feiner Sauber burrf) ba*
Äriegcstjecr be3 *ß a p ft e ^ r ben er felbft einen $ra*
djen genennt.
TO Sriebridj feinen Srcuföug angetreten fyatte, befriegte föeiufjolb,
5 ber «Statthafter in Italien, ofjne fein SBorttriffcn, ben ^npft. $ie pnpft-
liefen $ruUöen contntanbirte ^ofyanneS, ber mit aufcerorbenttidjer (Mran*
famfeit ben Stieg führte. ®. ©arrc. ^[ofyanneS wollte burdjaitö ®abfer
Werben, nnb ftreute fogar, um fidj ^art^ct) ^u madjen, ein ©erücfyt üon
ftrtcbridj» $obe au£.
10 6. S8on feinem boppetteu Sanne.
(#regoriu§ IX lt;at ifnt ba£ erftemat in s -8ann, aU er uon feinem
angetretenen $reuj$ugc ^uriief fam, roeit er bic See nid)t Verträgen tonnte.
Unter bem Renten ftarb er (am 13tcn ^oeember 1250).
iöerfdjicbnc ^Nennungen über feinen Xob.
15 §. 16.
Xer 9lamc Dttnit ober Dttenit. 1
§. 17.
ßrHärung ber <ßcrfon Söolf bictrtd)«. 2
§. 18.
20 (Sinige nnbre fünfte.
1. 5ßom ©leptjanten.
$)a3 Momoriale Potcstatum Rcgicnsium (Murat. T. VIII.
S. 1110) nterft af* etmaS 93cfoubre* an, bafe griebrid) 1237 in feinem
<peere gegen bie 9ttat)tänber einen ©tepljanten gehabt. ®r fyatte il)n Dorn
25 Sultan befommen. @. 2Rurat. ©efd). oon ^t. Xf). VII. <S. 469. SBcrgr.
Richardus in Chron. apud Murat. T. VII. @. 1004 unter bem
3eifjre 1228.
2. 93on ben $et)ben.
$ie Sdjriftftctlcr bc* 13ten $af)rf)unbcrt* tjaben c£ burdjgängig
30 im Otebraucf), and) ben SWaljomebanern ben tarnen £enbeu ju geben.
• [Xaju bemerft SfüKcborn : „$ier bat Seffing nidit«, aU eine Stelle au« ©arte III. 6. 916 über
ben 39eb,nameu ^rlmiäfab«, Cttocar, b. I). ber bem Ctto eraeben ift, au^ejei^net."] * [Daju
bemerlt SüHeborn: „$ier iR fein «Bort lueiter augemerft. «uf einem anbern SHättflen fleht:
Urber ©o(fbtetrid) 6. pag. 929.
3dj fudjte btefe Seite im Sterre, unb faub baielbft: ba§ Äabfer ^fjitipp bie ^riujeffiu Srcne
nebeuratbet fiabe, unb tbrem Sater, ben fein »ruber Wle|ie oom throne acftofjen, beojuftebett fndjle.
Ter jun«e SUeji« fönte burdj $filfe ber ftrenjfabrer auf ben Sftron gefegt werben.
SBiefleiflt fucfjte öeffing unter biefer (Sefdjidjte bie (Bt fdjidbte be* oertriebiien Wolfbiettidj* "]
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Hebet bas $etoeitbu<fr.
217
3. Meraoriale Potest. R. (Murat. T. VIII. p. 1009.) unb Anon.
Vatican. (ap. Mur. T. VITT. p. 761.)
3. $on bcn 9? öm erlügen.
$ie Änftaltcn p bor Gjpebition, roeldje Dttnit bot ^nt, fe^en ben-
jenigen fcljr cif)it(id), bie bei} bcn fogenanuten SRömcrjiigcn bcobnrfjtet 5
würben.
4. SBon ftriebridjä Ärcu^ug.
<S. Monachus Patav. in Chron. ap. Murat. T. VIII p. G72.
Ricobaldua Ferrar. (ap. Mur. T. IX. p. 127.)
6. $om .fretyben .ßadjnrte*, ber im Jpclbcnbudje iogt: 10
in ber 8tnbt SReffmi
3n meinem $önigreid)c.
Tic Snracencn in Sicüicn Ratten iljre Rcgulos. Richard, ap.
Murat. T. VII. p. 970. 1 23ielleid)t Mirabcttus, 2 ber im 3af)r 1222
Uuriü)en in Siciüen erregte. <S. c. 1. <3. 995.
(i. Öiibcrd. (©erunirtS ^er^ogtlnnu, @. £clb. 1.)
3ft eine 8tabt in Dbcrelfafi, an b:n $nr<uinbiid)cn ©renken. Torf)
föimtc SuberS bielleid)t and) fo üiel tjeiften, all 2otl)ringen ; Lothnrius,
Luderus unb Lutherus finb bicfelben dornen.
7. ftriebrid) ein ftrennb ber 3 n QD. 20
@. Rolandinus lib. IV. c. 9.
8. #011 5riebric§3 f rf) n r f finnigen töcbeu.
Ricobaldus Ferrar. ap. Murat. T. IX. p. 131.
9. $on ber ^flidjt ber ftaljfer, SBittmcn nnb kaufen ju
beidjüfcen. (3. üelb. SM. 3. b.) 2b
. 8. »am III. «. 969.
ebenb. IV. p. 52.
Conc. gener. T. II. p. 413.
Act. ap. Raiu. anno 1228. p. 4. a
10. 58 oni ^anner^dntc. '«0
S. Albrecht Dissert. de Vexillis Impcrii.
Cttuit mad)t bcn (Slign* ,yun ftenbrid). (931. 1.)
11. $ o n $ c r f i d.
ift ofme 3roeifef Tarvisium. @. uon einem bofclb|t uernn
falteten Turniere Rolandin. lib. I. c. 13. pHergt. ftelb. 141. b.) 3. r r
' p. 920. [\T3b] ' Mlrabeltus, [1795J • |». 1. |17*J5J
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218
Weber ba0 l^elbenbutif.
|um britfen <EI;eUe bes ^elbenbudjs.
5Bom Siofcngartcn.
58ud) George SRoftä (au3 ber crften ^älftc bc3 borigcu ^abr-
5 ljunbert*) : lf .<petbeiuutdj bom SRofengnrten ober grünblidjer 93erid)t
boti ben neuen ^ropljcten, Btofenfreuseru, (E^itiaftcn unb (Sittfyu-
jiaften," Rubelt atfo öon ettuaä gan$ onberm.
(Srid) VII, ^önig bon Sännemarf, fteUte im fta$re 1311 *u
ffioftoef ein furnier an. 2öeU bie SRoftocfer bie fremben fetten nicfjt
10 aufnehmen hofften, lagerte mau fid) an einem benachbarten Orte, gc*
nnnnt ber 91 of engarten . u. f. n>. @. 33arre IV. p. 473.
Kranz Vandalia L. VII. c. 49. 1 seq.
Herrn. Corneri Chron. col. 976. ap. Eccard. T. II.
«om 9?ij.
15 Chron. F. Francisci Pipini Hb. II. c. 48. apud Murat. T. IX.
p. 669. (de Nicoiao Pisce.)
2)ie (Stelle tautet fo: Nicolaus Piscis hoc etiam tempore in
Uegno Siciliae est natus. Eic enim, dum puer esset, delectabatur
esse in aquis assiduus; cujus mater ob hoc in d ig n ata, maledicti-
20 onem illi imprecata est, ut scilicet semper delectaretur esse in
aquis, ut 2 extra eas non posset vivere; quod siquidem contigit,
nam semper ex tunc in aquis maris vixit, ut piscis. Diu extra
aquas esse non poterat; nautis apparebat, et cum eis in navibus
aliquamdiu erat, maris aestus illis praedicens, et secreta quae vi-
25 derat in profundo. Anguillam maximum piscium esse dixit,. et
inter Siciliam et Calabriam pelagus 8 profundissimum esse. Impe-
rator Fridericus cum eo sermonem habuit, et projecto in fundo
vase argenteo, institit illi, ut descenderet in profundum, ac vas
illud afferret. Ille vero ait, si descendero in profundum, non re-
30 vertar: 4 experiri tarnen promisit, et cum descendisset, ultra non
comparuit hominum visui. Reminiscor, quod dum puer essem,
audire consuevi matres, dum puerulis vagientibus terrorem vellent
ineutere, hunc eis Nicolaum ad memoriam reducebant.
SBom aWöndö Slfan. 5
» c. 89. [1795] « et ITOurotorij ■ pelagum [1795] • revertor: [1795] • 3If or. 11795
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Heber baa Ijjelbenbndj.
219
$er erftc ^apft, ber bic furniere üerbot, fc^etnt Innocentius II
geiuefcu j)u [et)it, neniftdj in Synodo Romana c. 10. 1
Stöm folgte hierin Eugeniu9 III in Concilio Ithcm. can. 12. 2
ferner Alexander TTI in Concil. Latcr. ao. 1179. <5. Jus
Oan. (X. de Torneam. c. 1. et 2.) 5
5)ann folgte baä JBevbot Honorii IV. @. Em. Gonzalez Tellez
lib. V. Dec. Tit. XIII de Torneam.
(Eben fo Clemens V.
Johannes XXII.
3nt Kriege uriber ben C?cceftii füfjrte ber ^ßiebigev^Jfönd) ooljmtne^ 10
bie Stalognefer an. S. Murat. T. IX. p. 29. betjm Snjjrc 1256. 3
!öom ftönig $tjrof Don Schotten.
Neffen Paraenesis in Tom. I. Par. Ver. Goldast. p. 273. 2)tou
femtt biefen ftönig nid)t.
3n bc» Matthaei Spinelli Ephemer. Neapel, (ap. Murat. VII. 15
p. 1088) futbe trf) eine^ Ducis Scotiae gebarf)t; aber id) tueife mäjtS
Seftiinnite* über ifyi.*
1 [riedttger :] c. 14. [Ceffing* 2lnaabc ift au* bem eiuiflc feilen fpötec genannten SBerfe toon Tctlej
aba.efd}rieben] * can. 22 [1795] » [loa (Sitat frfjetnt mitidjtid fein] 4 [ftaftti bemertt
^runcboni im ßinaaun einer nmfannreidjen „Madjfdtrift bc3 .£>erau«flebera", bic namentfid) aH*fnfjr>
lidjc Hu*jnae aus bem „tfelbenbudj" bringt : „$a3 bjet Wilnelfinlte ift alle*, luas fid) in bem i'rf«
futaifdjen Wanufcripte über baä $elbcnbud) finbet. Giniuc anbre Gitatc, bic fid) 1'clfina. nodj neben-
her anflcmcrft bat, betreffen baä SJcrt be-i SJarre, imo bie barin uorfominciibcit Unridjtifllcilni ;
fic fiiib an fid) «irf)t ijoit befonbrer SMd)lifl[cit, unb fldjcii ba* ftelbcnbud) nid)t* an.*]
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220 Buncthungen über Burfte'a pljilofopljifdje länfcrfudjunaen.
übfr
über ben Hrfprung
5 unfern Begriffe »am (Erhabenen unb ^dpiten. 1
JDas (Ergaben imb Scfyön fjetgt.
5(Hc angenehmen begriffe ftnb imbcutHdje SBovftettnngen einer Soft'
foütmenfjcit.
Sic «oKfommenOeit ift bie ©iiifjcit im Mannigfaltigen.
• [OTit (Jbmunb SurTe* „Philosopbical En*iulry into the Orlgin of our Ideas of the Sublime
and Heautlful- (i'onbon 1757) mürbe Seffing feben im 9io»ember 1757 befannt ; am 25. 9fo»ember
iu.it er laut bem Briefe an Nicolai nod) mit ber erften Seftüre bei englifdjen 58rt(ed befdjäftigt.
Ära 21. Januar 1758 fdjrieb er an OTenbelefoljn, er Ijabe ei ju überfetjen angefangen. „(F* ift audj
mirlfid) fdjon unter ber greife, unb id) will 3t>tien elften« ben erften Sogen baoon fd)irfen
Sie folleu meine llebcrfetjung ^uglficb tritifiren, ber id? »crfdjiebeue eigne ®rirten beifügen ge«
fonnen bin, bie id) unterteilen flffjafd)t Ijabe, »orber aber mit 3qnen überlegen mu&." Hm 18. fte<
bruar nannte er feine Überfefcung Surfe« „grö&tentljeil* fertig" ; bod) fei nod) nid)t« baoon gebrwtt.
9(m 2. 9pril aber betannte er, baß bie Vrbeit nunmehr boef) nid)t $ur SReffc fertig werben tönue.
3u$wifd)en war im Wefweractdjni* »on Cftent 1758 bie Überfettung be« Sßerfe* au« bem Eng«
liirfjen burd) fieffing unter ben ju fieiv L >ig in ber SBeibntaun'fdjcn Sudifyanblung tüuftig erfdjeinenben
Siid)ern angelünbigt worben. Mud) 4>Jenbel*fobn wie* 1758 in einer Sefpred)ung ber englifdjen
Sd)rift (Sibliotbet ber frf)5ncii SBiffenfdjaften, Sb. III, St. 2, S. 291 unb 320) auf bie »on Reifing
iii erroartenbe „beutidje Ueberfefcung, mit Slitmerlungen unb Aufäßen »ermeljrt" b»« unb wieberljolte
1761 in ber „Nljapfobie über bie ISmpfiiibungen" (Utfiloiopqifcbe Sdjriften, Sb. II, S. 19) ben ©unfd),
baft fein ftreutib bie oerfprodjeue Arbeit balb »ollenben möd)te (ebenfo in einem Briefe bom ftuui
1761). Seffing jebod) wollte nunmehr eine »ollftänbigere ?lit*gabe be* eugltfdjeu SBert* abwarten
unb c* erft bann, mit feinen eignen «umerfungen bereidjert, beutfd) »eröffentlidjen. 3n biefem
Sinne trug er fidj wäbrrnb ber Sreslaiter ^abre (»gl. filofes Serid)t bei it. ®. Seffing, <S. ö. Cef«
fing* Sebcn, SBt. I, S. 248) uub felbft nod) I7tiö mit bem alten $lane. Arn 28. Cltober 1768 »er«
fieberte er feinem ©ruber Jfarf, er Ijabe bie Überfettung Surfe* nod) gar nid)t aufgegeben. „Cr* ift
mir lieb, bafe id) fo bannt gejaubert: id) würbe mit ben eigenen «bfjanblungen, bie id) baju madjen
wollen, jefct fid)erlid) fefir un^ufrieben fenn." 9iad) Seffing« lobe fanben fid) in feinem 9iadjlafjc
Smdjftücfe biefer Uberfetjuiig, bie fein ©ruber itart jebod) ber 1773 anouum ju 5Higa erfd)ienenen
4<erbeutfd)ung be«felben SBerfe* burrf) (ifjriflian ®ar»e nadjfefcen ju muffen erflärte (©. C. fieffing*
i'eben, SBb. II, S. 96 ff.) ftreilid) war er überzeugt, baß Seffing »or bem Drütte feine Übertragung
nod) »erbefjert gaben würbe. Tie ©ruebftitefe bewiefen übrigen*, baf; Uefftng „ntdjt oon fBbfdjnitt
,}u 9lbfd)nitt, fonbern wie iljn bie üuft angewanbelt, balb biefe« balb jenes» öerbeutfdjt" gatte. Karl
Seffing teilte »on biefer Überfcßuug nid)t3 mit; bie J&anbfd)rift berfelben ift jefct »erfdjoaen. Ja«
gegen gab er einige söemerfuugett feine* Söruberä über löurre* Sd)rift, bie ftd) nad) bem urfprüng-
licfjeu IManc wopl an bie llberfebung anfdjlie&en follten, 1795 im ^weiten Seile »on „®. 9. Seffing*
i'ebeu", S. 233—242 berau* sufammen mit ganbfd)riftlid)«n ?lnmer!ungen Wenbel&fobn« ju fiefftng*
(irörterungen unb mit einem größeren Sluffatje, ben TOenbeI*fobn über Surfe« Surf) ebenfalls für
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Bemerkungen über Burfte'0 uWoroylnTaje Dtnf errungen. 221
93ci ber uuenblidjen SöorfteHun^ bcr (Situjcit im Mannigfaltigen, ift
cutwcbcr bcr begriff bcr Gitüjeit, ober bcr begriff bcr SOJaunigfaltigfcit
bcr flärfte.
Tic unbcuttidjc SBorfteriung einer SBollfommeufjeit, in metdjer ber
begriff ber <5iuf)cit bcr Ftärftc ift, nennen mir fcfjön. 5
Xic unbeutfidjc SBorftettung einer SBoflfommenfyeit, in meldjer ber
begriff bcr 9Ranitigfcrftigfcit bcr ftärfte ift, nennen mir ergaben.
$at)er §eif?t in bem ganzen Umfange bcr idmnen SBiffenfdjaftcu
nnb fünfte nid)t* ftfpn, maä fid) nicf)t auf einmal überfcfjen faßt, nnb
nid)t3 ergaben, ma$ fidj auf einmal au* einem GJcfid)t$ynnftc ganj bc^ 10
trauten läfet.
*um 4 li. 5 m\d). be* 1 Jljeil*'
unfrofj.
SDian mei» bic eigeuttttfjc vtjifofopfyifdic ^ebeutung bcS 2öorte$
frofy, uad) metdjer e3 bic angcncfjiue (Smpfinbuug bic burtfj bic 9hif* U>
()ömug einer 2 Undtft erreget 3 mirb, bebeutet. Söcld) SBort nun aber
bnieft bie unangenehme (Smufiubuug au*, mclcfyc burd) bic Vlufljöruug einer
üuft erreget 3 mirb? Cime 3meife( unfrei). Hub fo fyaben e* and)
mirfltd) unfere 5Utcn gebrandet. 4 & ©raf uou ttilrfjbcrg, in
folgeuber Styoftropfje an ben Söintcr. 20
Hey wintcr din gewalt
Tuot uns aber hüre leit
Du verderbest uns der bluomen setnn
Du* welwest 5 grucnen wald
* oOnc Sroeifcl welkest* 95
L'clftiifl uerfafite (Sellin«* fieben, !Öb. II, S. 201-232), Sellin«* SHemcrinngcn biirften «leidMeitig
mit biefem Wuffafe, teilweife k>ielleicf)t fdjon im Wnrit 1758 entftanben fein, mäbrenb feiner legten Seip
jiger %Bo(ffcn, al* bie altbeulfdjen Stubien ifm uad) unb naef) uon söutle abbrfingten ; (tum Icii
aber mögen fi? erft tu bac 3«fjr 1759 fallen. ifiknigrtens beutet bas (Sitat au« bem erften leite ber
«obmer'^rcitiitflerfdjeti „Sammlung von ■»iinnefinflcru", ber stwar bie 3a$rc«jali( 1758 auf bem Xitel
blatte tragt, nad) ben 9Jlef5t)er,\eid}ntfien aber erft vir Cftermcfie 175!) .wglcid) mit bem ^weiten Icil
erfdjien, beftimmt auf biefe Seit Inn. So« bcr ,t»attbfdjriFt, bie ffar! Seffing benünte, b,at fiefj nur
ein Heine« SÖrudjftäcf, ber Mbfdjnitt über „unfroft/ (5. 221, 3. 12 — S. 222, 3. 12 im ftülgenben),
erhalten. <S« fittb 4 Seiten 8°, oon benett aber nur bie erfte befefcrieben ift, ganj 0011 Scffiug* eigner
£anb ; jefct im Hcf'15« bc3 geheimen ftuftijrat* Gerrit SHobert Seifing in Berlin, bcr ba* sblatt au«
bem 9lad)lafie ©. ». Socper« erhielt. 3tu ffolgcnbcn gebe idj ben SBorllaut btrfer $anbfd)riit bud>
ftabengetreu luieber ; bie übrigen, b"nbfcf)rifttid) uns nidjt erhaltenen üöcmertiuigcu Seifing* teile
id) nad) bem erften Xrnrf uou l79ö mit.] ' [Die gaiije, mit roter linte gefdjriebeue Utile feljlt
1795] • ber [1795] » ctregt [1795] * gebraud). [ueridjriebcn $\.\ * Du welkest L 17U5]
Du velwest [Sammlung oon «tinneßngcrnl • \1\e ^nmerfung feb,lt 1795]
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222 Bemerkungen über Buckel pI;i!ofopIyifrf;c Hnterfurijungen.
Und darzuo die linden breit
Du gesweigest uns die vogellin
Des bin ich unfro — doch so mac sin werden rat
Wil dü 1 suesse reine 2
r> Die ich mit trüwen meine
Min muot hohe stat.
üftaneff. Samml. Xi). 1. ©.13.
M 3dmn mieber o SSMuter 3 (eiben mir unter beiuev bemalt! bu Der*
„berbeft und ben (Slan^ bcriölumcu; bu melfeft bcit ^>at)ii nub bic breite
10 „Siube; bu ocrftumiucft bie SBögel. $cd bin icf) uufrot)! bod| ed mag
„nod) lungeren, wenn nur Sie, bic füjjc, bie reine,* bie id) fo innig
„liebe, mein $emütf) erquidet."
Don 6er £iebe.
(19ter ttbfdpiitt brt Men %t)ttä)
15 1.
%kn mir (teben, au beffen Vergnügen unb ÜWifeucrgnügcn "ct)incu
mir Wntljeil; mir finb mit Unit ocrguügt unb mifjücrgnügt.
2.
SBir fönnen aber mit uiemanb uergnügt ober miijucrgnügt feun,
20 wenn mir uicfyt mit iljm, megen bes ©egenftanbed feines ^Bergungen* ober
SMifeucrgnügcnS einerlei Sinne« finb. SSSer fiel) über etmad freuet, ba*
id> für ein Hebet fjalte, 5 ober über etmad trauert, mad id; für ein ©ut
fjaltc, mit bem fann id> unmöglich trauern ober mid) freuen.
3.
25 Sotglirf) ift bie 2lct)ulid)feii ber £enfung§art, bie ^bentität ber
Urtfjcile, ber ®runb ader üiebe. 6
4.
SScun mir und felbft sunt ©egenftanbc uuferer $)etrad)tung inadjen,
fo beuten mir und, ald aufjer und, unb fmben gleidjfam einen coufufen
:jo begriff oou einem außer und crjftirenben Setbft. 7
■ du [$f] dt [I7tf5] • eine [lVJi>] » [oieneidjt and) ju lefett:] wieber, SBinicr [ebenfo 1795]
4 bie teilte, [17»5J ' [Staju bemertte 9Renbel6fo(m : „äJcn aefjt bieje« et 10 ad näljec au? tön?
mid) ? ober einen britten ?"j ' l$aju bemertte SKenbelsfoljn : „Widjt «eljnlufjteit bet Xcnfuiwart
überhaupt; fonbern bie $ktjnlid)fcit bec Urtljeile über Ütoatommentjeiten unb UnboUfonimenlKiien,
bie mid) ober itni anaeljen. Siele aber ifl nidjt bic Urfadje, fonbern bie gBUlung ber iJtebe."J 1 |Ia»
iu benterfte SWcnbeUfoljtt : „fflir betrauten dftcr* bie «Jirtunflen unferer Seele einzeln, ali t iiifle
bie außer und finb. Sobalb toir fie aber jufammen iietnnen, nnb fie aU eine ^erfott betrauten ; fo
flirfien alle bie Begriffe gleidjfam in ein innetlidjes Sclbfl 4ufammen."J
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Bemerkungen über Burke'a pfjilofopfjifdje länferjutfjungen. 223
5.
3mifdjen biefem unfern Selbft unb einer onbem Sßcrfon fönnen
mir 2lel)ntidjfeiten ber (Smüfinbnug unb ber Urteile mafyrneljmen. 3e
mehrere unb größere bergleidjcu 2lefmticf)fcitcn loir toafjrncfjmcn, befto
ftärfer mirb ber ®rinib unjercr Siebe ju biefer ^erfon. &
6.
Unb je mehrere unb größere bergleidjen 9lefmlir$feiten mir amifdjen
einer anbern ^erfon unb unferm Setbft maljrneljmen, befto fernerer loirb
cd und (befouberd in bem Staube ber confufen ßbeen) biefe Sßerfon üon
unferm Selbft 511 uuterfd)eiben. 10
7.
Unb aus biefer ©ajmierigfeit, biefe ^erfou üon unferm ©elbft 511
unterftfjeibcn, fömmt ed, bafj mir iljre (Smüfinbungcn für bie unfrigeu,
unb unfere für bie irrigen Ratten, bafe mir an itjrem Vergnügen ober
3ttifeoergnügen 9luu)eil nehmen, unb oerlangen, bafj fie ed auä) an unferm 15
Vergnügen unb SKi^oergnügen nehmen follc.
8.
Xie <Scf)mad)fjcit, fdmn bei geringen unb toenigen 9lef)utid}feitcn,
bie eine anbere Sßerfon mit und f)at, biefe Sßerfon mit und felbft 511 Oer-
merfjfcln, Reifet bie Snmüatfiie. 1 20
9.
Xie @nmpatf)ie toirft batycr ülöfclid), unb oerrätl) allezeit einen
fef)r geringen ®rab üon ©djarffinn. 2
10.
2)ie gan$e Siebe ber $l;icre gegen einanber ift ©nmüatf}ic. Unb 25
man fottte fagen, bafj man, oermöge ber ©mnüatf)ie, nid;t fomof)l fiel)
an eines anbern, ald ben anbern an feine ©teile fefoe.
11.
SSad Ijat aber ber ©enujj ber üenerifdjen SSoUuft mit ber Siebe
gemein, bafj man iljn bed 9tamend ber Siebe gemürbigt fjat? ©efct er 30
bie ma^re Siebe üoraud? ober füllte er fie borf) menigftend üoraudfefcen?
Äeind üon beiben. $ad SBefen ber Siebe befielet barin, bafj itf) bad Ver-
gnügen ber geliebten Sßerfon für bad meinige, unb mein Vergnügen für
1 |5>oju bemerfte SWenbelSfobii : „Xicfc tftfdirunfl oon bei Stjmtoatljie madjt mid) etwa« ft ufern-
3d) »ünfd)tr fit annehmen jn fönnen."] » |$aju bemerfte 8Wenbe lajofjn : „Uber einen be|»u flröfcern
örab oon SStfe."]
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224 Bemerkungen über Burfte'a pI;iIoro)>l)irtf>e Hnferfiufmngen.
ba* il)rigc fyalte. 'Sinn nber ftnbet fid) eine äfmüdje (Jrfdjeinung bei ber
uencrifdjen SBoUuft; bic angenehmen Gmpfinbnngen ber einen Sßerfon
fiitb von ben angenehmen (Sntpfinbitngen ber anbern nnaertrcmilicfj ; bic
einen retten nnb unterhalten bic anbern; fein* Don beiben weife, ob es
5 mein- Vergnügen ert)ä(t ober mitteilt. 1 Uub an* biefer äfjnttcfjen ®x>
fdjciiimig fömmt c*, ba& man ben 93eifd)(af 31t einer Wrt uon Siebe ge-
malt. ISr ift e* and) in ben fnrjen ttugcnbtidcn feiner datier nrirftidj,
unb tricfleidjt bic intimftc Siebe in ber ganzen Watnr.
Don bem i}affe.
10 Xie ©dmrierigfeiten bei) ber gemeinen (Srftärung bes Joffes; fei-
nen mir noct) roeit grö&cr ,ui ictjn, al* bei? ber gemeinen (Sxflärung ber
Siebe.
$cr §afe, fagt man, ift ba* Vermögen (dispositio) ber Seele, an*
eine* anbern Ungtücf Vergnügen ju fcr)öpfcn. 2
15 Unglitd ift UnuoIlfommcni)eit — Unb atfo fönnen mir audj an*
ber Unuoüf ommenfycit Vergnügen fdjöpfcn? nnb a(fo ift ba£ Ver-
gnügen nid)t b(ofe bie anfcfjaucnbe (Srfenntnife einer gtattfommentjeü? —
3d) meife gar nid)t, um* tdj hierbei) benfen fott. 3
Unterbeffcn fjat mirf) meine ©rftärung ber Siebe auf eine äl)ntirf)e
* [Xa,}u benterfte 9Reubcl«f°$n : „34 tonn mit biefer erflärungSart nod) nidjt bullig einflimmen.
Solgenbe Beifpiele feinen mir iljre llnftulänglidjleit bar*ut!)un.
l) 2>ic S.'iebc ju ben Itinbern, bie beb, Dielen Seuten Ijcfiiget Wffeft ift.
•i) Sie 5teube über bie Unwiffenfyeit meine* ftreunbe« in ttnfe^uus einer ©efabr, bie ilmt beoor«
fteget. föir untertreiben un« in biefem Salle aud) aOjiibeutlid).
3) SBir perfonificiren öfters ba* meiifd>lid|e <0efd)Ied)t, unfer öaterlanb u. f. w. unb ertfyeilen bein
abftraften SBcgriff vom 9Renfd)en überbaupt ober von bem SBaterlanbe bie ^nbioibualität, um
an beifeu Sdjidfalc Jfjeit sh nehmen. 9lad) ber ifflolfifdjen (irflärung läßt fid> biete« leicht
begreifen. «Jollen Sie aber behaupten, baß wir un« uon biefer erbidjteten $erfon ntrr)t unter»
frficiben fönnen?
4) Ter SBenjd) befutbet fid) in bem tfuftanbe ber uerwirrten Begriffe, wenn er feine SBorfteflungen
Aiuar uon fid), aber nidrt uon einanber unterfdjeiben faun. £r bleibt fid) aUbann feiner bc
tuu&t, aber bie 2iugc bie er fid) oorftellt, faun er nid>t uon einanber uuterfd)eiben. ^fn bem
3uftanbe ber uöllig buuflen Begriffe aber, fönneu wir bie Borftellnngeu fogar uon uns felbft
nidjt uulerfdjeibeii, unb bas «erouBtfenn bört auf. »Jollen Sie alfo annehmen, bafj fid) bog
ber Siebe alte mtferc Borftelluugen uöllig uerbuntefn, brrgcftalt, bafj fie fogar ba« Beroufitfenu
aufgeben? 2ie allergrößte Sleljnlidjteit ber SBocftellungeu mit un* felbft bebt bae 8rwu6tfei)n
nidjt auf, bafj Wir ntd)t ba« innig finb, wa« wir im« oorfteHcn ; fünft würbe fie unfere iHe=
griffe völlig uerbunfeln, u>eld)e« bod) beb ber l'iebe nid)t gefd)ie&t, roenn fte uid)t mit einer
förperlidjcu «JuUiift uerbmiben ift. £tft aber biefe«, fo b,at bie ^erbunfelung gewiß einen ganj
anbern Örunb, al« bie 9lebnlid)fcit."J
• [Jaju bemerf le Wenbettfolm : „SBolf nennet dispositio bie «ereitfdiaft "] 3 [Xaju bemerfte
SWenbcUfolm : „Dicfer Einwurf ift jur ©nüge beantwortet morben."!
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Bemerkungen über Burtte'* pfjilofop^tfdje Hnferfurfmnaen. 225
grftärung beS $affc3 geleitet, betj bcr id) einen bergleidjen SBtberfprudj
nic^t üerbouen barf. 1
3o tüte icf) mir bei) bcr Siebe, be3 UnterfdjiebeS ätoifdjen mir uub
ber geliebten Sßerfon ntrfjt betuufct bin, fo bin id) mir hingegen bicfcö
UnterfdjiebeS $totfd)en mir nnb ber getyajjten ^erfon nur aff£ufcf)r betoufjt. 5
2)a id) mir nun bie ^ßerfon, bie id) ffaffe, als eine foldje bcnfe,
bie oou mir t»öHig unterfdjieben ift, fo fann e3 md)t fehlen, 8 bafj
nidjt ber begriff einer JsBoHfommenfjcit in ifjr, in mir ben 93cgriff einer
Uttuoflfommcnfjeit, unb umgefefyrt bcr 93egriff einer Unöonfommenfyeit in
if)r, in mir ben Segriff einer SBotlfomtneuljett crmecfcn foUte. ©cfd)äf)e 10
biefeä nidjt, fo mürbe id) bie gcljafjtc $erfon mir gfeuf) unb ntdjt oon
mir unterfd)ieben beuten, meldje3 miber bie SBorauSfefcung ift. 8
9Bir freuen uns fotgltdj nidjt über be£ ^einbe^ Unoollfommenfjett,
fonbern über unfere 2Mfommcm>it, bie mir uns bei) jener gebenfen.
Unb fo audj mit unferm SBerbruffe über bie $o[lfommenf)eit be3 fteinbeS. 15
SSenn meine (Srffäruitg bcr Siebe ben s :ü?cnfdjeu erniebriget, fo er-
f)öf)t if)n meine (Srflärung beS £nffe* um eben fo oiet ; ba id) itjn 4 uon
einer fo abfdjeulidjen (?tgcnfd)aft, an einer SBottfommcnljcit 9tfifjuergnügen
$u finben, meit biefe SBoflfommentjeit einem anbern gehört, to^fpredje. —
£er roafjre SBertl) be8 9flenfd)eu fann bei) feiner SSatnljeit oerlieren. 5 20
' |Daju bemerfte SWenbeUfofcn : „Sie follen jugteid) an bie Urfac&en ber Ifeinbfdjaft gebenfen, bie
SBolf mit gutem Sorbebadjt ntebt f)at wollen in bie Definition be* fcaffe* bringen. Die nädjfle
Urfacfje be$ $affe* ift bie iBetradjtung, bafj bet «lüdfcftanb biefe* 3J?enfdjen mir ober anbern SRen=
f<f)en, bie idj liebe, fdiöblirf) fenn fann, unb jwar burd) Serfdjulfcen, inbem icf) Um al* moraliftfj
unoolifommen erlannt öabe."] ■ [Dajiu bemerfte ffllenbel*fo$n : „SBie folgt biefe* ? Darau* baf$
eine onbere ^erfon Bon mir untertrieben ift, folgt feineimege*, bafj fie mir böllig entgegengefefct
fen ; unb oöflig entgegengefe&t muffen fidt> bie flJerfonen jwener fjfeinbe fetyn, wenn 31}« SrdArung
rtdjtig fetjn foß."] • [Daju bemerfte 9Renbel*fo$n : „3a) fet>e uicf|t ein wie biefe* folgt. SEBarum
fann idj mit meinem Seinbe über We^t unb Unred)t, über ffiob,r unb 3alf<f> einftimmig feün ?
ÜSorrnn trennen wir un* nur ol*bonn, wenn e* Urteile über SoOtommen^eit ober UuooDfommen»
i)t\t betrifft, bie einen t»on un* felbft angeben?") * t&m [1795J 1 [Daju bemerfte aRenbel*fof>n :
,,3ljre Srfldruug bou ber Siebe ift nid)t fo fef>r ju verwerfen, als bie oom ^offe. Denn ic^ Ijaffe
einen 9Henfo>en, ber beftänbig ben böfen Sorfaft b,at mir ju f^aben, ber alfo in bem Urtb>ile über
meine 8olIfommenb;eit oon mir abgebet. Söie römmt e* aber, bafj i$ jur Vergeltung au<^ in %n>
febuna ber Urteile über feine SSollfommenbeit oon ihm abgelje? äöorauf grünbet fief) biefeä jus
talioniB ? Die UnäJjnli^feit swif^en »weö SWenfwen fann bod) unmögliaj totalis feon. Sie muffen
alfo annehmen, bafj in bem Stanbe ber bunflen Vorftelluugeu ber begriff ber Unäb,nlid)feit blo«
prdbominirt. S3ir n«b alfo «wel; ^erfonen, bie .^war üoh einanber unterfd)ieben, aber nidjt ein-
anber entgegengefefct finb."]
fi e f f i n g , fämtlidje Stiften. XIV. 15
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226 Sammlung aumltfener Gpigrammt.
Sammlung
auaer lefcner Epigramme. 1
' [9on einer „Sammlung auderlefener (Epigramme", bie rr mit Stornier gemeinfam plante, beridjtet
£effüig am 8. $uli 1758 an ®(eim, ber ben ftreunben berfproäen tjatte, feine SinngebidMe »eränbert
cingufgiifen unb au« alten beutfa)en $id)t<rrn »raud»bare* mitzuteilen. Seffing mißt ber Saumielig«
feit <BIetm« bie ®d>ulb bei, wenn ba» (frrfd}rinen ber Sammlung, mit ber er fonß „nun balb" l>erbor«
jurütfen gebenfr, ft* etwa* oergiefjen fällte. Sa)liejjii$ führte Kamler 1766 ben gemeinsamen USlan
attrin au».J
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Übet ben JUsfopus.
221
4. gäbet.
$n bem Ghiecfyifdjen tüirb biefe gäbet auf giuetyertcty Ärt erjef)(t.
DaS einemal nef)inlid) fpringt ber Sud>3 nicf)t mit in ben 93runnen fjerab,
fonbern fömmt nur baju, alä ber SBocf fid) uergebenS, ^erau^ufommen 5
bemüht. Unb fo ift bie gäbe! fimpter unb be|er. $er Umftaub $mar,
baft ber ftudjS über bie Börner l)erau3gcfprungen, ift finnreief) ; ottein
er macf)t ben gud>8 einer gleichen Utmorfid)tigfeit fd>utbig. Denn mufjte
e$ benn ber ftudjS fdmn gonj gemifj, bajj ber iöoef fo binnm feint, unb
fid) baju bequemen mürbe? 10
8. gäbet.
Der mar auf einen 3a"» (<PQaytioq y septum, a (pgaaao)
munio) gedrungen, unb aH er barauf ausgleitete, baß er faft fjerabgc*
fattcu märe, {ölio&eu) tjeifjt tu ben Lex. labor, cado, e3 muft aber
ausgleiten Ijeifjen, meü Öfoo&og ntajt attein lapsus, fonbern au<f> lubri- 15
citas fjeijjt) f)telt er fidj an eilten Xoruftraud) (ßatog, rubus) fefte.
91(3 er nun Don ben Staden beweiben fc^mer^lid) üermunbet mürbe,
fprad) er 311 it)m :c.
.£>ier fottte fid) bie gabel enbcu, unb bie üflorat fottte bie fetjn,
meidje in fofgenber 'Sentenz be3 ©uru* enthalten ift 20
Quam miserum auxilium est, ubi nocet, quod sustioet. 2
» [35ir ttumerrungen über «fop beruljen bur^ati* auf 3ob. ©fr. $auptmann$ Ausgabe be* ölten
8fabelbid)terä mit ber (ateinifdjen Überfe&ung bei (Samerariud (üeipjig 1741). Sie enthalten unter
anberm ben ttiittourf meörerer Sßacfjbifbutigen tton griecfyifdjen {fabeln, bie üeffing 1759 unter feinen
eignen fabeln »eröffentlicbte, gehören alfo p ben Vorarbeiten blefeö ©erfe« unb fmb fpäteften« in
ber erften $dlfte bei 3abje* 1759, bieHeicftt fd)on jioei 3abre fräber gefebnebeu. (Bebrucrt mürben
He juerft t>on 3ot)aun ^oaebim Gfdjenburg in feinen Sufäfcen jutn erften iöanb oon Ueffingd „Ifol*
leftaneen jur l'iteratur" (»erlin, bei ttbrn. Srb. 8o& unb Sofjn, 1790), ®. 45a -483; barnacb 1793
im fünfjeljnten Seile bon öeffing* fämtlit&en Schriften, S. 452-483. Der Öeffingtf<f>e Söortlaut ift
babet mannigfach beränbert, bie Sprache unb Sarftellung äu&erlicb geregelt, ber ganje 91uffa& mit
erläuternben ttnmerfungen reichlich auägeftattet. Ctjne Siüdftc^t auf biefe «eränberungen unb 3>"
fä&e «ifchenburg« finb bie flnmerlungcu über Äjop im Solgenben jum erften Wal genau nach ber
fcanbfdjrtft ßeiftng* mitgeteilt, bie fieb in ber berjogtieb braunfebroeigifchen SSibliothef ju fflolfeu =
büttel befinbet. Sie beftefjt aus einem Cttauljrft Don 31 unnunierierleit, nur 511m leil befcbriebeiien
Slättern träftigen, etwa« rauben Rapier« ; baju geb3rcu ferner jiuet einzelne tölätter, baö eine in
4°, batf anbere in 8°, bie lofe in ba« $eft eingelegt fmb ] • («gl. l'effing* Sladibilbung biefer
Jabel, »b. I, S. 215 in biefer «u»gabe]
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228
Unb tute ber fateinifdje Überfefccr bie erften SSorte burd) Insilierat forte
in spiooaas vepres vulpecula babe überfefcen fönnen, begreif idj nidjt.
9. gäbet.
2)iefe gäbet ift nadj ber tateinifdjen Überfefoung burdjau« unber*
5 ftönbticr). Unb aw$ bem Originale fetbft fmb getbifee Erläuterungen aus
ber Ötymnafiaftif ber tttten burdjau« nottnoenbig.
10. Orabet.
£>ie SJtorat ber lateittifd)en Überfefcung ift ganj anber« at« bie
SWoral be$ Original, unb tritt ben ^roed ber gäbet gar nidjt.
10 11. gäbet.
Söarum f>at ber tateinifdje Übcrfefeer, au* bem 3intnter eineä SdjaU'
ftoieler« bie SBerfjtott eine« »ilbfiauer« gemacht?
13. gäbet.
dnoxvxrj 1 Reifet nidjt fotbofyt ein Ungtütf, at« ba« fltufeenbteiben
1?» eine« geäfften ÖHüdeS; eine fef>tgefc$lagene Hoffnung.
16. gäbet.
IBon biefer ^abet berlofynt e$ fid) ber ÜRüfye eine btjitofobf)ifd)ere
9luftöfung $u geben. SBo« foKte 9lpoHo im (Srnfte antworten? SBar e«
tfmt tnöfllid), eine eintreffenbe Wnttoort Darauf ju geben, $a; ober nidjt
20 münbtid) ; fonbern fd)rifttid), fo baf? ber SSerfudjer fie nicr)t borfyer imtfrte,
ef>e er, roa« er ttmn wollte, tf)at. Dam bie Wntmort felbft, mujjte auf
feinen (£ntfd)tufj nid)t mit influiren.
24. grabet.
$lu§ biefer fimbetn unb frönen gäbet f djeinen bie Beuern bie
25 atberne grabet bon ber ftenne gemalt p Ijaben, roetdje ein gotbne« Gb
gelegt. $ie SKorat ift bei) bebben eben biefetbe. 2Bo$u atfo ber un<
natürliche Umftanb eine« galbnen Gbe«?
Unterbefeen ift biefe gäbet bon bem gülbenen @be nidjt fo ganj neu.
42. gäbet. 2
30 $iefe gäbet fäcint btofe gemalt 311 fetjn, bie natürlichen (Sigen*
fäaften ber breb $inge 5U erftären. <Sie gehört bafjer nidjt mit 9Red)t
unter bie Slefobifdjen.
Fab. 44.
Sit be* Apostolii ©rse^tung biefer gäbet (Add. 8 p. 291.) gefällt
1 loerförieben für] &jtotv%ia * 41. 3«bel. [$f. »gl. audj fieffing* Wadjbtlbung, oben 8b. I,
<5. 217] • [%. % Addenda in Hauptmann« «u«gabe tti Ü\op\
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Äber ben Äefooua.
229
mir biefeä, bafc bet <35ott beä gtuftea fetbft bic Werte ^erou^tangt unb
nidjt Stterfur. Unb audj biefeS, bafc er it)tn juerft eine filberne unb
hernach eine golbne »weifet, tueldjcS beti bem Planudes umgefehrt ift.
46. gäbet.
$iefe fann ein 93etifbiet fetin, bafj man bic 9#orat aus ber $anb- 5
tung ber gäbet, unb uid)t au« ben Sieben ber aufgeführten Sßerfonen
jieljen müfee.
%uä) nw& bic ftanblung ntdjt anberS oerftanben toerben, als fie
roirftich ift. ©eichen gehler bie 78. Säbel hat. $)e$gtcid>en 126. 1
47. gäbet. 10
Oft nicf)t fotootjt eine gabel, als ein blo&eS 93üb.
52. gäbet.
$a8 knayyeXXofievoi ift ganj fatfc§ überfefct, burdj promifctentes.
EnayyeXXopai, significo me Teile, significo quod mihi opus sit.
Qn ber 127. gäbet 2 Reifet eS attmr offenbor berfbredjen. 16
90. gäbet.
$a3 übet berftanbene SBort dyaXfiaxonoiog, melcheS ber tateinU
fdjc Überfejjer buref) statuarius giebt, macfjt bie ganje gabel finnloS.
Xenn wenn e$ ein ©itbfjauer trifft nrie tonnte eine SKerfuriuSfäule tooht-
fetter fetin, als eine (Saute beS ^uütterS ? $)er ftünftter täfct ftdj ja nidjt 20
ben ©egenftanb ben er auSbrücft, fonbern feine SWülje bebten. AyaXfia
mufc baljer feine 93tlbfäulc, fonbern eine Slrt üon Stmuteten bebeuten, auf
metd^en Gottheiten auSgebrücft toaren.
^n ben SBorten noXvv dvxov JiaQa xotg dv&Q&noig iivai tov
Xoyov fcheint mir bor dvxov, negl auSgetafjen &u fetin, ba& man 25
unter ben SRenfdjen biet üon ihm rebe, biet nach i^m frage.
£enn baß Xoyog fo biet als SBerth, 2tnfef)en heifeen fönne, finbe ich fein
Söetifpiet. 3
91. Säbel.
3$ mödjte tooljt mifjen, tüte bie WuSleger biefe grabet mit ber 80
98. unb 99. bergUdjen tuo auSbrücflich gefagt toirb bajj bie xoQayvrj
öiü)viOfiov övx
3öer biefe ©chttnerigfeit nidjt aufaulöfen tüeid, berftetjt bie ganje
gäbet nicht.
• [8fll. oben »b. VII, ®. 425] • 126 3obeI [»ertörieben $f.) • [Dap ip in bet $f. »on an»
berer, njof)l (Si^cnbutflö, $anb bemettt :] 6. fi a o t o o n , 6. 88. l»b. IX, ®. 57 f. in biefer Wirtgabe]
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230
Über ben JReJopust.
«Sie m aber fo nufgelöfct merben, bafr $irefia$ ben SQferfur eben
baran erfannte, baft er ihm fdjon 311m $met)tcnmalc einen nnrecfiten S?ogcI,
ou^ bem nichts fdjlie&cn mar, nannte.
Aelianus fagt (lib. III. cap. IX.) qui sedes avium et volatus
5 observant, cornicem, si sola apparuerit, captantibus auguria inau-
spicatam esse dicunt.
103. gabcl.
$aft biefe fabcl befonberS auf bic Sdjufter (oxvtevg qui artem
sutoriani exereet) eingerichtet fet), brüeft bie Überfefcung nicht au$. 3ie
10 tjat fie trielmchr gleid) allgemein gemacht, bafe man onftatt ber Sd)ufter
jebe anbre #anbmerfer fefcen tan.
Fab. 104.
$(nftatt öia tov 6%Xov muft man lefen, Sia xov ö%&ov, b. i.
burd) bie Sippen. Unb nunmehr erft fömmt in bie flanke gabel ein 9Ser-
15 ftanb. ö öx&og aber fjei^t eigentlid) littus, ripa; im figürlichen 93er*
ftanbe aber t»ei§t es and) bie Sippen; fo nrie auch to %eilog labium
nnb ripa bebeutet.
Fab. 122.
dXXoxQiag avfKpogag iQyotaßeiv ift fdjtecfjt überfejjt burdj,
20 quaestui habere altcnas calamitates.
igyoXaßeiv qui opus faciendura suseipit.
ovfHpoQa Reifet überhaupt casus, eventus.
b. t. bie fid) frember Zufälle untergehen.
154. gäbet.
25 3ft ein blofee* ÖMetdJitife ; tuet! fie feine $anblung §at, ober roenn
man ba3 durchtuufchen ber flcinen ftiftfjc gleidnuobf für eine $anb(ung
motlte gelten lafcen, e£ g(eid)mof)t ohne 2lbftd)t gefdjieTjt. 1
desgleichen 268. 2
156. ftabel.
30 Nachahmung. 3
$<f) fenne einen großen dirfjter, bem bic fchreienbe Söerounberung
feiner Meinen Nachahmer, meit mehr gefdmbet tjat, nl^ bie neibtfdhe Ver-
achtung feiner Shmftrtchter.
(Sie ift ja bodj fauer! fagte ber 5ucf>S uon öcl * Svaubc, nach ber
« i«fll. oben SBb. VII, S. 430, 437, 142] • (Sgl. oben «b. VH, S. 442] » [©gl oben Cb. I,
€. 215.]
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Über ben JUfopus.
231
er tätige genug oergebenS gefprungen mar. tjörte ein Sperling unb
\pxad): ©auer fotltc biefe Traube feun? darnach fief)t fte mir nicht aus.
3$ miß fte bodj foften ! — $)er Sperling foftete, fanb fic ungemein fü&e,
unb rufte hunbert näfr^ic^e trüber gerben. ftoftet bodj! fdjrie er, foftet
boct>! 3>icfe trcfftirfjc Sraube fchalt ber ftuch* jauer. (Sie fofteten alle, 5
unb in roenig Slugenblicfen warb bie Traube fo zugerichtet, bafe nie ein
ftucfjS mieber barnadj fprang.
157. grabet.
Nachahmung. 1
$t)laj:, auS bem ©efchlecht ber SBolfSfmnbe, bemalte ein junge« 10
ßamm. $a erblicfte it)n StjfobeS, ber gleichfalls an #aar, Schnauze unb
Df)ren einem Söolfe ähnlicher mar, als einem £>unbe; unb fuhr auf it)n
loS. SBolf, fchrie er, mas machft bu mit biefem Samtne? SBotf fefbft!
oerfefcte £>totar, (bie $unbe berfannten fich bettbe) ©eh ! ober bu foHft er-
fahren bafc ich f ein ©efchüfcer bin. — $ocf> SnfobeS miß baS fiamm 15
bem Ottlar, mit bemalt nehmen; Ottlar, miß eS mit (Sematt behaupten;
unb baS arme Samm — — treffliche Söefdjüfoer! — mirb barüber
jerrifeen.
158. Sabet.
«Rachahnt. 2 20
^ch bin $u einer ungtüctttchen Stunbe gebohren! fo Wagte ein
junger ftuchS einem atten. $aft fön« meinen anfragen mitt mir
gelingen. — Eeine Slnfdjtäge, fagte ber ältere ftudjS, merben ohne Btocifcl
banach feün. Safe boct) hören; menn machft bu beine Sfafdjläge? — SBenn
ich f« mache? Söenn anberS, als menn mich hungert SBenn bich 25
hungert ? fuhr ber alte ftuchS fort. $a, ba fyahtn mir eS ! junger unb
Überlegung finb nie bebfammen. SWache fte fünftig menn bu fatt bift,
unb fie merben befjer ausfallen.
1 (Sgl. oben SBb. I, S. 2tl| * [$ie ftabel mürbe in bie Sammlung »on 1759 ntdjt aufgenommen.
3n (Sfdjenburga Hbbrucf oon 1790 gebt ber 9ta$abmung fotgenbe Überfettung ber äfopifdjen grabet
oorau*, bie in ber SSolfenbüttter $anbf($rift fer>tt, Dießei$t aber bodj, menn aud) nidjt mit grofjer
®ab,rf<b.einti*feit, auf tieffing felbft jurütfgeföbtt »erben »nute :]
$ e r b u n g r i g e 9 u dj f •
„(Ein hungriger Sud»« erblirfte in einem bob'en ffidjbaum bon ben erdfern jurädgetaffene*
„JJIeifdj unb »rob. ttr gieng b«nein, unb frafj e* auf. 3eftt mar fein »audj angefd»molIen ; er
„tonnte nidjt mieber betaue, unb fieng an ju $eu(en unb ju f freien. (Ein anbrer 3rud)4 gieng bor«
„bei, unb fragte, maä ü}m fetzte. 3ener erjiblte, mie e« ibm gegangen mar. So bleib ie|t bjer,
„fagte ber anbre, bis bu mieber fo mirft, mie bu beim hineingehen marft ; fo mirft bu leidet mieber
„b,erau* Hnnen."
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232 Wber ben JUfopuB.
.
159. ftobcf.
9iarf)al)mung. 1
$eine ©efdjminbigfeit unb Stärfe, faßte ein find)* /ut bem Stjger,
möchte id) mir roof)l münfrfjen — Unb fonft fjätte irf) nidjts, bog bir
5 onftünbc? fragte ber Snger. — 3d) nrii&te «id>t3 Sludj mein
fdumeäftett nidjt? fuljr ber Stjger fort. <£d ift fo rcict) an ftarben, tote
bu an Slnfdjlägen, unb mürbe fid) bod) üortreftict) beiner ©emütySart
Riefen. — Tamm, berfefctc ber Sud)«, mürbe idj fct)r bafür banfen.
3ct) mufc baä nidjt föchten, ma$ id) bin. Slber moHten bie Götter, bafe
10 id) meine fraare mit Sebent bertnufc^en fönnte!
178. ftabel.
ißor ixeivojv muß etnmS ausgeladen feon ; tt»elct)eS bie gan^e ftabel
unerflärlid) madjt.
184. gabel.
15 dentibus ut attereret ift gar nidjt im (Medjifdjen, unb berberbt
acte«.
186. ftobet.
tjaltc biefe gäbet nidjt für äfopifö. $ie $l)iere finb $u
menfc^lic^ barinn; (in lectica dum vehitur) unb baä ift ein neuerer
20 Segler.
fterglcidjen Spuren finben fieb auc$ in ber 228. Säbel.
187. fribct.
9tadjal)m. 2
Jupiter unb Slpotto ftritten, melier oon Hjnen ber befte Sogen
25 ©djüfce fen. i'afc uns bie s £robe machen, fagte Apollo. Gr fpamtte feinen
33ogcn, unb föofc fo mitten in ba$ bemerfte 3id, bofe Jupiter feine Stfög-
ticf)feit fafje, üjn ju übertreffen. £fö fc^c, fprod; er; baß bu mirflidj
fefjr mof)l fd)iej?eft- ftd) merbe 9)iüf)c tyaben, e$ befcer ^u mad)en. S)odj
mit! id) e3 ein anbermal oerfudjen
30 @r foll es nod) oerfudjen, ber fluge Jupiter!
189. ftabcl.
9?ad)at)mung. 3
$a3 Sdjaf.
?U3 Jupiter ba$ $eft feiner $ermäl)lung feierte, unb alle Sljiere
35 ifjm ©eföenfe brauten, bermiftte ^into ba§ (Srfjaf. — 2Bd bleibt ba3
» [4<fll. oben »b. I, <£. 214] • [4< fl t. oben »b. I, 2. 2111 1 [»gl. oben ®b. J, ®. 215 f.]
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Über bin JUfopwj,
233
@dmf? fragte bic Gföttin. SBarum berfäumt baS fromme ©ccjafr im«
fein Wot)tmeinenbe3 ©efdjenf £it bringen?
Unb ein $unb nat>m ba3 SD3ort unb fpradj: 3ürne nic^t, ©öttin!
8d) tyabe ba£ arme <3a>f nodj tjeute gefehlt; e3 war fcfjr betrübt, unb
jammerte laut. r>
Unb warum jammerte ba$ @d)af? fagte bic fdjon gerührte (Göttin.
$ct} arinfte! fo fpradj e*. ^ tjabe tfct Weber 28oUc noct) SRUd),
was werbe iaj bem Jupiter fdjenfen? 8d> wete, nidjt bebarf meinet
(ScfdjeufeS ber reidje Sater. Soll id) aber barum, idj ottein teer bor
tfmt erfreuten? Sieber will id) l)ingel)cn, unb ben .£>irtcn bitten, bafj lü
er mid) ifjm opfere!
$nbem brang, mit be$ Birten (Sebete, ber 9?aud) be3 geopferten
©djafeS, bem Jupiter ein füfeer (Serudj, burdj bie SBolfen. Unb ijjt
fyätte ^uno bie erfte Sljräne geweint, wenn frönen ein unfterblidjeä
Wuge benefcten! 15
191. gäbet.
3n ber 9Worat biefer Säbel tjat ber ®riedje ungemein berftofecn
Sic multi propria infelicea imprudentia, causam in Numcn referunt.
198. gabel.
9lu3 biefer gäbet fotgt burdjauä gans unb gar nidjtö. 20
219. gäbet.
©3 ift unbefd)reiblid) toic ber Satetner biefe gan^e gäbe! berfmnat
Ijat. ßr l)at fo 5U rebeu eine gan^ anbere, fd>led)te necjmtidj, Darauf
gemadjt.
Fab. 219. 1 25
'Diefe gäbet t)at (S a m c r a r i u 3 gan$ falfdj berftanben. $>ic 9J?oraf ,
wie fie bei) beut $abria$ fur$ unb gut auSgebrurft wirb, ift biefe ött
dv Sei xai /.uxqciv 7iEQi(pQovrjaiv djiogQecpeo&ai ; bafe man aud) feine
flehte SSeradjtung butben ober gleichgültig fiberfcfjen müfte. ©ine 8Jcau3
läuft bem fdjlafenbcn Sömen über bie äRäljne; er ermaßt, fpringt auf, 30
unb fielet fid) f ürd)terlicf) um : (poßeqov dneßXene ; unb q>oßeQo$ fann
fo wol)t fürchterlich ciH furd)tfam fjeifjen. 2>er gud)3 lad)t barüber, ber
£öwe aber fagt : dv tov fivv iyoß-qd-rjv, dXla %y\v xaxr\v ööov xai
ovvri&Eiav dvaxQEJio). ^d) wollte bieg tcfctc SBort lieber in dnotQEJio>
' (Unter biefer Überf^rift befmbet fiefj ber folgenbe Slb[d|nitt bt» S.8&4, ß. 11 auf bem in baS $eft
über Üfop eingelegten Cuartblatte)
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234
Über ben Jtejbpu».
öermanbetn. Unb tuaä meint er für eine bdov xai avvtj&eiav, bon
tuetcf)er er abfdjrerfen {äjioiqmeiv) mitt? $)cn 28eg oljne &toti\t\, ben
bie SKau* über feine ©fäfjnc naf>m. GamerariuS aber mufj e$ non
einem gonj onbern SScge oerftanben fjaben, wenn er fngt et iter con-
5 vertit, neque quo coeperat pergere voluit. liefen 3ufo$ mufe man
notfmienbig nuäftreidjen, wenn nidjt eine ganj anbere unb meit fajledjtere
gäbet borauS entfteljen fott.
bem $sefce3, ber biefe gäbet nad) bem Stefop unb GtobriaS
anführt liefet man bie tefcten Sorte itjv de ÖQftrjv ixtgena) ; impetum
10 defleeto. £o» (ann f)ier gor feinen Serftanb tjaben. 9J?on mufj offen-
bar onftatt ÖQfiriVy bdov tefen.
232. gäbet.
3ft bet) bem 9?eDe(et feljr fefjterfjaft megen be£ e^ia xat fjdewg,
metc^eS er nudj gonj fatfd) überfefct Ijat.
15 236. gäbet.
Snftott Orot» mufj man Xeoviog tefen. ftotfnuenbig ! $er (£fel
l)ättc fo fret) mit ben Wolfen nid)t fetjn bürfen. ?tud) ba£ folgenbe
Xanrj, metdjeä nur einem Sinnen jufömt, $eigt e3 jur (Genüge.
De varüs Fabularum Aesopi
20 Editionibus
ad Cap. IX. Hb. IL Bibl. Graec. Fabr.
§. 9.» p. 400.
„Basileae apud Frobenium 1521 et 1550. 8."
.frier jmifdjen inne fef)tt bie Gbition üon 1524. tnetaje mit ber toteini-
25 fdjen Überfefcung ift. $)ie erfte non 1521. ift gan$ Oricc^ifdt) geroefen,
roie id) ouS ber SBorrebe 511 biefer Renten fefje. Itorum exhibemus
vobis Aesopi fabellas, cum aliquot aliis libellis Graece et Latine
quod proximam editionem, quae tota Graeca fuit, iis qui adhuc
tirones sunt in Graccanica literatura minus gratam fuisse cogno-
30 verimus. — 3)ie fotgenbc Stelle ift ou£ onbern Urfadjen merfroürbtg:
Nec übet quibusdam hodie in Academiis versari, ubi sunt publici
Graecarum literarum professores; propter ingens istud dissidium,
quod magnam orbis partem, sed praeeipue gymuasia affligit, bonis
• (»telnteljt §. iL]
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Über hm Jtafonua.
235
8tudÜ8 omnibus internecioncm minitans, niai mclior Dem aliquis
suceurrar. Talibua igitur qui domi suo, quod ajunt, Martc aliquid
Oraecanicac Eruditionis cumpararc voluut jc.
„apud Plantin. 1560. 8. Tum forma minore ibid. 1574."
üorfjer [cfyon bnfelbjt in Meinem Format 1567. cum aliis quibusdam 5
opusculis, Gabria, Ilomeri Batrachomyomachia, Musaeo, Agapeto;
et Galeomyomachia hac tarnen [?} graeca tantum. tneldje oud) bei)
ber obigen Srobenifdjen Edit. 1524 |inb.
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236
Uber ben pbäbtr.
I. «ud). 1. ftnbel.
v. 4. Iurgii causam intulit; bte Urfacfjc ober warum ber 3BoIf biefed
tljat ift im Wriecf)ifd)eu fc^r auSgebriift, toeit er ba$ 8d)af tüotttc
5 fiei* ivAoyov 2 dtnag xaiafroivrj'jao&cu. Fontaine ift noefj
plumper SBerfc gegangen, benn ohne flu fagen bafj ber SBolf eine
ÖMegenfjeit jutm 3anfe Dom gaune brechen luollen, bamit er am Gnbc
bas ©djaf mit gutem 5»gc gerrifeett ( ^u Imbeu fcfjcinen möge, läjjt er
ifjn auf einmal lofjbredjen
10 Qui te rend si hardi :c.
v. 1. 2. Ad rivum eundem Lupus et Agnus vencrant 3
Siti compulsi —
£a£ nutzte fia) munberbar fajirfen ; bafc benbe $u gleicher £eit burftete,
unb beübe an einen 8(u&, it)rcn 2)urft $u löfdjen famen ! Unb marum
15 biefcS munberbnre? $er (krieche fagt biet natürlicher: Avxog &ea-
aaftevog dgva dno uvog noiafiov mvovxa. $enn mo$u mufj
auch ber SBotf burftig feun?
v. 7. Qui possura, quaeso, facere quod quereris, Lupe
A te decurrit ad meos haustus liquor.
20 $er ©rieche läfet üor biefer ©ntfdjutbigung nodj eine anbere Dörfer-
geb,en; benn ba3 ©djaf fagt: toig dxQotg ^c/^fa« mveiv, e$ bc-
1 [$ie SInmerlungeu übet ^JfjäbruS finb jum Teil foft mörtlirfj in beu Wbanblungen über bte %abr\
öermettet (bgl. befonber« ©b. VII. 6. 473 f. in biefer Ausgabe), alfo gleid) ben Wnmerfungen übet
?(fop fpäteften* in ber erften £älfte bc$ 0«!)"* 1759 gefduieben. Sie Tönneu and) taum piel früher
entftanben fein, ba fle in ©erlin öerfafjt würben (ttgl. unten S. 241, 3. 10), wofjin ßefflng au Wn*
fang be« SRai 1758 auriidgefefcrt mar. QJebrudt würben He auerft 1784 im aweiten Seil bon Cef.
fing$ oermifditen gdjrifteu, <S. 280— 24«, wo ftarl fieffing fie midtürliäj in ben (Entwurf einer ®e»
fd>id)te ber äfopifdjeu Jabel etnfdjob. Tic $anbfd)rift, bie biefem Stbbrud ju ©runbe rag, bepnbet
fid) in ber »re«Iauer föniglidjeu unb Uniberfüätebibtiottjet. Sie befielt auä einem Cttabfceft ftarfen
Büttenpapiers oon 44 unpaginierten Seiten (einfdjliejjlidj bc4 Utnfd)Iaged), bon benen bie brei legten
leer, bie übriaen bon fieffing« eigner $anb mit unbeutlidjen, fetjr (leinen SBudjftaben befdjrteben finb.
$ic ©(älter finb nadjträglidj bon einem ©ibliotljefar numeriert. $aju tommt ein bisher ungebrudte«
Cftaoblatt in ber SBolfenbüttler SBibliotfjef, bae bafelbft in bai $cft ber ttnmertungen über «fop
eingelegt ift. $er folgenbe 2lbbrud Ijält fid» genau an bie $anbfdjriften ; bie abweid)enbcn Sesarten
ber tHu8gabe von 1784, bie iura leit auf fiefefebjer jurüdgeben, finb oljnc ter.t!ritifdjen ©ert unb
barum nidjt mitoerjeidjnet.] • f*e&' ivXoyov (oerfdjrieben $f., ebenfo in Hauptmann* «u«.
gäbe be» «fopj 1 venerat [$!.]
ikbtx ben Pftäber.
237
rüfjre ba3 SBafjer ja nur mit äufcerften Sippen, unb alsbenn feieret e£
erft fort: xai dXXoig öv dvvaxov, dvrov kgo)tog y xaxo). Unb
ift eS nic^t aud> fef)r natürlid), bafc bem Sd(jafe jene Crntftfiulbigung
51t crft einfallen mufjte?
3)a3 ift $u gut für ben SBolf. 2öa3 gef)t ben SBolf bic S8af)rf>eit an?
@r mit! bad @tf)af bfojs in bie SBerlegenfjeit fefcen, bafc e$ nict)td ju
antworten mei3. £>er ©rieche fagt baljer Biet fcfjöner : b Xvxog dno-
tvxcjp ravzrjg ztjg chxiag, ba er mit biefem Sßortuanbc nicf)t fortfam.
$ie Säbel an fidj ift gut crseljlt. 916er bie (Gelegenheit, bie ^5f)ä=
ber ba$u erbidjtet, ift nichts tueniger al3 pafjcnb. $)ie Sröfd^e »uolttcn
burdjauS einen ftönig tjaben ; baS wollten bie $ltf)enienfcr nid&t. £ie
Sröfdje Wagten, ald fie ba3 ®lofc junt Könige befommen Ratten, mcfjt
ba& fie einen $önig befommen ptten, fonbern, bafc fie einen fo untoirf» Iß
famen, untätigen $önig erhalten ljättcn 2c.
ftm ®ried)ifd)en ift bie (Gelegenheit nid)t, bei) meldjer fie 3lefoj>u$
fort erjefitt hoben; unb auch gontnine §at fie meggetafjen. 216er metdjer
läppifdje Einfall t>on bem teueren, bem ftlofc eine (Schulter, ein Öefidjt
51t geben! 20
Sans oser de longtems regarder au viaage
Celui :c. —
Jusqu'a sauter sur l'epaule du Roi.
Wad) ber 9lppticotton beä $l)(ibru8 liegt in biefer Säbel rociter nicf)t3 old
ba3 minimum de malis, roeld£)e$ Sanaquill gaber auch pr Wuffdjrift 25
gemalt fjat. 3n ber griedjtfchen 3fabct hingegen liegen jmen toeit größere
unb füfjne 2Baf)rheiten. 1. bie $f)orf>cit überhaupt*, einen ftönig p
^aben. 2. bie $f|orf)eit, nicht mit einem fcfjläfrigcn, untätigen Äönige
Aufrieben 511 fetm; einen großen, anfdt)lägifchen £opf auf ben %f)xon ju
roünfchen**. 30
SBon Pisistrato fie t)c Just. 2. 8. 6.
* $cr ©rieche nennt e$ Ttjv ivrjdetav, eine et>rticf)c SJummfjeit ; einen gut
meinenben Einfall.
** dva£iona&o$vte$ totovtov 2% £tv ßaoiAia, fie hielten e$ ftd) für eine
©djanbe, für etwa«, ba$ mit ihrer ©fjre frritte, einen folgen Sfönig au haben« 35
• istotog [$f. ; tbenfo flaujrtinann« «tuögo&f be« «jo|>]
v. 9. Repulsus ille veritatis viribus.
5
2. gabcl.
10
238
Über ben pijMbBr.
3. gäbet.
$ie Gelegenheit, bei) roetdjer e8 ber $ref)e eingefommcn, ftd) mit
fremben Gebern 31t fchmücfen, ift in bem ©riedufchen mohl erfonnen.
^^t^oniue ober h a * biefc Jabel unter atlen am beften cr^cfjtt. Pul-
5 chritudinis erat certamen, et ad Jovem ut diseeptaretur haec con-
troveraia omnes iverunt volucrea : ac Mercurio quidem diem prae-
finiente, fluviosque et lacus omnes petiere, deformibusque pennis
abjectis, elegantiores nitida baut. At cum a natura decoris nihil
haberet graculus, quae reliquis excideranr, inde se ille exornavit.
10 Sola tarnen noctua, cum nosaet, id quod auum erat a graculo au-
ferebat, ac ut reliquae idem facerenr, persuasit. Hia autem ab
omnibus ita exutus graculus, nudus omnino venit ad judicium Jovis.
4. gäbet.
y. 2. Canis per flumen, carnem dum ferret natans,
15 Lympharum in speculo — —
$iefe$ natans ift fefjr abgefchmaft, 1. roeil burdj ba3 ©chrotmmen
ba* SBafecr nothmenbig getrübt mirb, bafe es unmöglich ein Spiegel
mehr fean (an. 2. meil ber ftunb 1 nun feinem Stüde glcifaje, toet-
dje3 2 er fallen liefe, nur f)ätte nad)fu)iiummen bürffen, um e3 mieber
20 $u bef omni en.
S)ie G>iHcct)ifd^e gäbet fagt blofe Kvcjv xgeag i%ovaa noxa-
fiov öußaive. b. i. er ging über ben gluft. 2Ber Reifet e£ aber
bic Überfefcer burdj nundo flu vi um trajiciebat geben? 5lü^tl/oniu3,
ber btefe gabcl gleichfalls cr^hlt, fagt: KQeag &Q7iaaag zig xv(ov
25 nag' dvTtjv öirjei vqv öx&yv %ov notafiov b. i. er ging an (neben)
bem Ufer be3 glufjeS. d h r i ft , befeen Sritif ftd} über bie Sorte uidjt
erftrefte, h at btefen fehlerhaften Umftanb beibehalten.
Viator amnem fora natatu tranaiens
Ferebat exta rapta dentibua can'i8.
30 gontaine aber r^at il)n üerbeftert. (Sr läf?t ben §unb bom Ufer
herab foriugcu ; unb noch & fl ä u glufi auf einmal ungeftümm roerben,
bafc er nur mit SJcühc unb 9?ott) mieber an baS Öanb fommen fonnte.
Slber mie fctjleöpenb unb nichts fagenb ift er fonft
Chacun ae trompe ici bas.
35 On voit courir apres l'ombre
• [UrfprÜttfllid) in bft $j. :] weil er * lUrfprünolidf :] bad
fiber ben pijäber.
239
Tant de fous, qu'on n'en aait pas
La plus part du tems le nombre.
SBarum la plus part du tems? 2flan roetS bic Mnjaf)( biefcr Marren
niemals.
Tale exemplum, fagt Hoogstratanus in feinen fhtmerfungen, vi- 5
deri potest in Perdicca, duas simul uxores quaerente, unde neu-
tram obtinuit. Adi Iustinum 1. 13. c. tf. Et vide quid idem re-
ferat de Demetrio Syriao rege. Huc quoque pertinet fabula de
Camelo, qui cornua affectans, etiam aures perdidit. Sed et Cures
(ut ad historiam revertamur) Pacinacorum Princeps Moscorum 10
ducem Stoslaum insidiis exceptum interfecit, et ex cranio ejus po-
culum fieri curavit, cui h:ec verba inscripta fuere : quaerendo ali-
ena, proprio, amisit. Vid. et Camerar. fab. 171. et Faernum Amst. 1
p. 105.
5. ftabel. 15
$)ic Sufj, bic Biege, ba3 @cfjaf, ber ßöroe — toeid) eine ©efell*
jdjaft! Unb nüe mar cä möglidj, bafj fiä) biefc biere 51t einem 3roecfe
bereinigen tonnten? Unb noch, gar $ur
3m (&riecf)tfcfjen ift biefc fiabti bortrefflich, ; unb ^mar atoifdjen bem
Sörocn, unb bem toUben öfcl (Ovaygog.) £ie Teilung ift befonberS 20
finnreidj. ÜRadjbem fie nefjmüd) einige Xljtere gefangen, fo madjt ber
ßöme breto Xtjeife. $)aä erfte Xtjcü, fagt er, gehört bem Könige ber
£f)iere, unb ber bin iaj. $a3 ametjte ift meine, nach, ber SÖilligfeit ber
Xfjetfung ; beim bon bem ioa£ übrig bleibt, nacfybem ber STönig fein Xfjeil
befommen, muß id) eben fo t»ief l)aben ate bu. Unb ba3 britte $f)eü 25
ba3 fofl bir übet befommen, 2 roenn bu bid) nic^t gleich, mit ber
gdtc^t babon maajft.
6. Säbel.
v. 1. Vicini Furis celebres vidit nuptias
Aesopus, et continuo — 30
SEBie oafet immer unb emig bie Säbel auf biefen Salt! «Dcüften
benn bie ftinber eine« Siebes audj notfjtoenbig Siebe werben?
95et) bem (Sabrta* ift biefc Säbel weit onberS unb toeit befeer.
@3 liegt aud) bort eine gan$ anbve unb frfjöne 3Jcoral barinn, neljmlid)
7iQog tovg im löip ßXaßrj'jäyvoyatag x ai Q opra 9' dyvcooiag 35
1 Faernum Edition. Amstel. [jpoogftratanus] * [Ursprünglich :] gefyen,
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240
Über ben ßfyäber.
hier b/ijjeit foCfc weis ich nicht: ofjne 3weifel muß dyrcDg, (au$ Un-
Wifjent)eit) bafür gelegen werben.
$>ajj Stjrift au$ biefem Siebe, einen öffentlichen $>ieb, ber
ba3 gemeine SBefen beoorttjeilt f)at, macht 1 bie «Sache nicht bejjer,
5 foubern bietmehe fdjlechter. $5cnn mar e$ beim gemifj unb nothwenbig,
bafe bie SHnber eben bie Gelegenheit, ba3 ^nbticum su bebortr)eiten,
haben mürben?
Fontaine macht noch am altergtücf Haften einen Abrannen
barauä; ber allem 9tnfet)cn naa) ba£ $oIf noch mehr prefcen mirb,
10 roenn er Emilie befömint ; unb auch alle feine ftinber grofe unb reich
madt)en will. Unb alSbenn liegt auch eine ganj anbre Wloxai barinn, als
bie, melche gaber jur ?tuffchrift macht : iraproborum improba soboles.
7. ftabet.
v. 2. 0 quanta species, cerebrum non habet!
15 3m ®riccf>ifchen flingt e3 fo finnretch nicht, unb folglich biel
natürlicher tb öia xeqxzAr] xat lyxecpaXov övx k%et. SBeld) ein
fdjöner ®obf unb nichts barinn! $enn iyxeyaAov t)eifet alleä maä
in bem föobfe ift, unb atfo freilief) auch ®ef)irn.
v. 1. Personam tragicam — SBarnm personam? Persona mar bie
20 gan^e axevt} } bie ganje Reibung bc* <Scf>auftoieler3. Unb fyitx ift ja
nur üon ber Sarbe bie 9tebe. Unb marum tragicam?
8. 3fabet.
v. 5. coepit singulos
Inlicere pretio, ut illud extraherent mal um,
25 Tandem persuaaa est jurejurando Gruis,
Gulaeque credens colli longitudinem
Periculosam fecit medicinam Lupo.
Siefe Beilen 2 finb nicht übet, fie ffibtn ihre f leine Schönheiten. Stber
nur t)icr taugen fie nicht; meil bie Antwort be3 2Bolf3 bei) weiten
30 nicht fo frabpirt, al3 fie c$ in bem ®riecf)ifchen thut, ioo bie ®efat)r be3
ShafinichS, unb fein Steigern fo forgfältig nicht betrieben mirb. Stucb,
Fontaine eilet hierüber weg, um gefchminber jum 3iele 311 fommen;
ob itm fchon ber 93re|lauifche Überfefcer bcS Wkr£ bewegen tabett.
9. gäbet.
35 $iefe Sabet ift unter ben griechifcfjen nicht ju finben. Fontaine
• |fo $>\, »otjl »frfdjrtfbfn fürj 6ruortt»eilt fcat, ma$t, mad)t • [Ur[prilnflli<fc :1 Serfr
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Über ben £l;äber.
241
mad;t aus bem Sperlinge ein 9iebl)nl)n; unb fagt in bem (Eingänge
feiner (£r$efj(img, bafj Slefopu^ ein ober gmet) 9ttäl)rdjen gteterjen ^nfjatts
f)abe. 3JHr finb fic nid)t öorgefommen.
10. ftabcl.
%ud) biefe §abel ift nidjt unter ben ©riecfjifcf)en. 5
Sie 9ttorat bie ^ßfjäber barauS äiefjt, ift öiet $u allgemein, Sie
eigentliche Floxal ift biefe: bafj c3 eine feljr füfclidjc Sache fet), eine
Streitigfeit $u f fliehten, mo betjbe Sfjetfe als 1 üöetrieger befannt finb.
So fjätte man, jum ßremtoet, beb bem <ßrocef$c melden Voltaire unb
ber 3ube i r f oor einigen 3af)rcn ^ier Ratten, fefjr mof)l au bem 10
Subcn fagen fönnen
Tu non videris perdidisse quod petis;
unb su Sßoltairen:
To credo surripuisse quod pulcre negas.
11. gäbet. 15
v. 9. 10. Quae dum paventes exitus notos petunt
Leonis adfliguntur horrendo impetu.
Sie 9trt, mic ber Softe unb ber (£fel mit einanber jagen, ift nicht
rooljl 51t begreiffen. Ser Sötoc oerbirgt ben (Sfet in ba£ ©ebüfdjc unb
©eftrüttc ; ba läfjt er ttjn fdjretoen ; unb bie Xf)iere, bie fidj burdj ihre 20
gemöhntuheu Schlupflöcher retten motten, fallen bem £ön>en in bie
Äiouen. ©ntmeber bie Xtyttt mußten nur einen 9lu*gang, ober ber
Söme tonnte überall fenn, ober er fing nur feljr menige.
Söic oortrepcf) falten alle biefe Schnriertgfciten im ÖJried^ifajen
meg. Sie fommen benbe pfammeu oor eine |>Öhle, in melier fitf) 2»
milbe Riegen aufhatten. Ser Söme lauert an bem ©ingange, unb
fdjuft ben (5fet herein, ber bie milben Riegen mit feiner fürchterlichen
Stimme ^erau<5fc^eud)t, unb fic bem fiömen in bie flauen treibt.
12. gäbet.
Stefe gabel ift oortrcfflidj er^e^tt. Unb mie fet)r Im* fic (Sfjrift 30
oerfjungt. Sßfyäbtt fagt
Ad fontem cervus, quum bibisset, restitit.
Sdjön! aH er getrunfen fjatte; benn alSbenn üertnnberte 2 tf)n ber
Surft nidf>t met)r baran. (Sfjrift aber fagt:
In fönte cervus cornua adspexit bihens. 35
' [Urferanfllt* :] betjbe »etriefjcr aU • [UrforiingU* :] rieft
Seffin«, fämtlhfc Sdtfftrn. XIV. 1(>
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242
Über ben pijäber.
Uub wie elenb ift baä folgenbe thmndum vertice arduo decus. $aä
timendum berbirbt aHe§. $)a3 IMemeif) muf} f)ier nid)t oon feiner
nüfoüdjen Seite ge5eigt merben.
Jöeü bem gontatne finb bie bier legten feilen ba$ beftc; unb
5 bie übrige (Erjefjlung taugt nid)t3.
3n bem $ried)ifd)eu, ift ftatt ber Säger ein ßöroe, roefdjeS ber
einzige Uiitcrfc^ieb ift, ben e$ mit ber lateinifcfyen ftabel fjat.
13. Orabet.
3n ben ©riednfdjen fabeln, be* Wütuljoniu* ausgenommen, ift,
10 meit fd)icf(id)er, anftatt beä ääfeS, ein ©tütf Sfcifcf). $enn biefcS täfct
fid) oljnc 3^cifct tucit leidjtcr im Sdmabet wegtragen, aU jener.
£ie erfte bou ben griediifdjen ift bie artigfte, rocil bie 2cf)re, bie
ber 3ud)3 bem s Jiaben giebt, gleic^mofjt nod) mit feinen Sdmieidjefetjen
pfammen f)ängt. Grft fagt er, er berbienc über aftc ju regieren, wenn
15 e3 itmt nid)t an ber Stimme feb^c; unb tyemad), menn c3 ifmt nit^t am
«erftanbc fefjte.
Setmt Fontaine fbridjt ber Sittenle^rer all ju fer)r burdj ben
3md)3.
$ic 2 testen Letten ben bem $f)äber finb nberpfjig unb fdjlcdjt.
20 14. gäbet.
S)ie üierte unb fünfte «Seite müfjen notfymenbig eingefttdt febn, unb
cd luunbert midj, bajj biefe3 nod) niemanb bemerft I)at. $)cnn man
mag nun bie ftranfljeit auf ben ftönig ober auf ben Sdmftcr sieben,
fo ift biefer Umftanb bod) f)öd)ft unfinnig angebradjt. Xer 3ufammen*
25 tjang unb bie (Sonftruction feibet audj nietjt bag geringfte, roenn man fie
luegtäpt.
Malus cum sutor iuopia deperditus,
Medicinam ignoto facere coepisset loco,
Et venditaret falso antidotum nomine,
30 Rex urbi8, eius experiendi gratia je.
15. 3abe(.
£iefc gäbe! ift eine öon ben fünften be§ Upberg, unb finbet fid)
in bem ®ried)tfrf)en nid^t.
$er Eingang ber gontainfd;en 9todjaf)mung tnugt nidjtä, unb ber-
35 birbt biet. $enn c$ mar bodj ein grofjeä SJerbienft bes VKten gegen
ben CSfcI, bafj er ujn auf eine fo fdjöne SBeibe braute.
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ikbn ben pijäber.
243
16. Säbel.
£iefe %ahtl fömmt im GJriednfdjen nic^t öor; ober fie ift au<§
fef)r mittelmäßig.
$ic ^meute 3cite fdjeint mir nic^t^ tocniger, att lateinifd) fetm.
Mala videre expetit. SSeffen mala? SBaS für mala? könnte man 5
nid)t üielleidjt malam lefen, unb e8 auf ba3 oorige rem aiefjen?
17. Säbel.
$iefe gäbe! ift fcr)r föled)t, unb bie atte gäbet ben bem SRomufuS,
nad) toeldjer etjrift feine gemacht ljat, ift fdjöner; obgleich aud) nidjt
fct)r fd)ön. 10
18. Säbel.
ftömmt in bem ®ried)ifdf>en gleidjfatts ntdjt tior. Scrofa toeldjeS
Gfjrift au8 ben alten Säbeln onftatt ber onbern 1 £>ünbinn gefegt Ijat, ift
feine gute Serbefeerung. @3 ift natürlicher, baß fid) einer £>ünbin eine
$ünbin erbarme, als* bafe c8 eine 93ad;e ttjue. 15
XIX. gabel.
3m ®riea)ifcf)en ift e3 bie 208 Säbel. $ie Stforal, meiere $Ijäbru$
barau« sieljt ift nid)t allein f)öd)ft gemein, fonbem audj gnnj bie unrechte.
£er ©rieche trift fie meit befeer.
noZZoi, öi kXmöa xegöovg imoqxzAovg, [iox&ovg byigafu- 20
voi, (p&avovai tiqwtqv xmavcdioxoftevoi. b. i. : Siele, bie in Hoff-
nung eine« unfi^ern (imü(paXr]g f eog, üon a<paXX(o. lubricus, inecr-
tus.) ®etoinnfte*, ftcr) einer ferneren Arbeit unterbieten, (ixpigctfiai. subeo,
suseipio) fommen um (xaxavaXiaxo) consumo Don äZioxw capio) er)e
fie äum $niede gelangen ((p&avo) assequor). 25
SSarum Sontaine aus bem Scbcr einen tobten auf bem SBafjer
fdjnnmmenben ©fei gemalt l)abe, ift ferner einzuteilen. Unb meld) ein
elenber ©ingang, ber unä bie toaljre 9tbfid)t ber Säbel gang aus ben
Slugen bringt. 9cad) feiner (Srfläljlung füllte man glauben, biefc Säbel
lct)re toeiter nid)t3, al$, baß ber $unb eot unb gourmand fet). $r)äbru£ 30
t)at Sontainen öerfüt)rt; au3 einer feilten SDcoral eine nod) fridjtcrc ju
marf)en. $er fdjöne ©djluß fott ben Sefjler einigermaßen toieber gut
machen; aber umfonft. SBenn ber 3djluß ju Anfange ftünbc, unb ber
Anfang gar megbliebe.
Dfjne Btueifel fjat Sontaine mit bem tocitfdjtueifigen Anfange e« 35
» onbern (fehlte urfprüngtid)] * [Urfprunalitf : Ifcilnbin, olo
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244 Über ben JMjäber. »urbcridjl ju ©Ieima pffitofas.
nmfyrfdjeinlicfjer machen tootten, bafj^unbe, 1 einen fo albernen Sinfdjtag
fafeen fönnen. tttteüi n>o$u biefe ängftttc^c SSJa^rfc^cinttd^feit.
20. gäbet.
2. gäbet. 8
5 Ament, amentur, nempe exemplis diseimus.
So ift biefc 3cifc in alten StuSgabeu abgebrutft. SBaS foCC ober
baS nempe ben Exemplis. Sieber ju amentur otogen, fo nrirb nocf)
ein feiner fati)rifcf)er 'Sinn barein gelegt.
10 ?U
• [Urfprünglid):] bie $ unb e • (D f). II. Sudj. 2. grabet!
1 [2luf ®leim8 «ufforberung Dom 15. «Ipril 1759 erKärte fitf» Ccffing am 12. 2Wat 1759 bereit, ben
oerfificierten „^JfjilotaS" brurfen ju laffen iiub einen SSorberidjt ba*u ju fdjreiben, beflen ungefähren
.ftnbalt er bem JJreunbe in bemfclben Briefe anbeutete. lod) würbe biefe Mbfirfjt nidjt ausgeführt,
ba ®(eim (eine Utnbldjtung beö „^ilota«", bie Cef fing in ber 2bat 1760 jum 3)ni(f beförberte, ber
$erjogin bon »raunfebrueig loibtnete unb nun felbft ben SJorberirfjt bagu »erfaiien »oOte; fdjliefjlid)
tarn aber aud) er nidjt au biefer «Irbeit, unb bie mebrfatf) bef»rod)ene »orrebe blieb ungefärieben.
Cgi. Üeffing» »rief »om 28. gebrnar 17«(), ®ieim* »riefe bom 10. gebrnar, 7. War* unb lt. SRai 17fiO.]
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BKnntfingtr. Äeljnlidjkcit ber Qktcdjtfdjcn unb Bcutfdjim £uradje. 245
Übt*
Sammlung nun Bttinnelinflcm/
l&tbtt biß Jtofmlirfrttßtf
ber 5
(ßrletdjfenmg bcc erpern, unb Berbeflcrung bec lefjfcnt. 3
' [$ie beibeu Xeile ber „Sammlung oon aRinneftngern" tarnen angeblich ju #ürid) 175» unb 175»,
in fBirflichTeit aber mit etnanbet jur Oftetmeffe 1759 heraus ; im SWefeocrjeicbntS »on 3Ridjae(t* 1758
merben Tie beibe nodj untec be« fünftig erfcbeincnben SBürbern aufgellt. Sie jogen fogleirt) nach
ihrer Seröffentlicbung ßeffings lebbaftefte Mufmerifamteit auf fid) ; t>Ql. oben S. 221 f. unb beu
©rief an ©leim t>om 88. 3full 1759. So oerfprarfj et beim auch noch 1759 ober ju Slufaug bei
3abreS 1760 bem neuen Herausgeber ber „Bibliotbet ber febönen fBiffenfcbaften", Grjriftiait Selig
©eifje, eine Beurteilung ber 8jobmer=S3reitingerfd)en ftuSgabc, wie SBetfte, jebodj ohne an eine <Sr«
füllung biefer Bufogc »u glauben, am 14. 3uni 1760 an ©erfteuberg berichtete, tfn ßefftngS 92ad)>
laß fanb güHeborn noch, einen Sanb, in ben ßeffing bie Warnen ber TOinnefinger au« ber Wanef»
fifdjen Sammlung in alpbabetifcher Orbnung eingetragen, aber nur bei oier Warnen einige genealo'
gifdje Slnmertungen beigefügt hatte. Hudj biefe lieg JüIIeborn ungebrudt, weil fte nicht mehr unb
nicht* Beffere« entbleiten, a(e was tlbefung 1784 im jroeiten Banbe feines „SRagajiuS für bie
beutfdje Sprache" barüber beigebracht hatte (Barl ßeffing, ®. <S. Sieffing« Sieben, 93b. III, SXVH f.).]
• [Die fe&t uerfdjoHette fcanbfcfjrift biefe« «uffafceS ertjielt ftüUeborn oon ftarl ßeffing pr Prüfung,
fcblojj fie aber au« ber Ausgabe be» ßeffingifcbeu WacblaffeS mit folgenben 33 orten aus (ft. ©. Cef;
fing, ®. <S. ßeffing* «eben, »erlin 1795, 2etl III, S. XV f.): „ßeffing fiatte nemlidj in frübem
Seiten ben Blan, nad) bem Bespiele einiger «Irantffifdjen ©eleljrten, etwas über bie Analogie ber
$eutfdjen unb ©ricdjifcben Sprache ju febrriben. Sin baju gehöriges Wauufcript ift 1759 ange=
fangen, unb bat bie lleberfcbrift : lieber bie 9t e b n l i cb f e i t beröJrietbifdjen unb Deut-
f^en Sprache, jur Erleichterung ber entern. unbBerbefferung berief«
tern. ßeffing fc^eiut beh biefer 3bee oon feinem beftimmten $rincip ausgegangen ju febn; benn
balb leitet er ©ried}ifcbe SBörter von Xeutfchen, j B. Seiva oon ben, balo $eutfd)e oon ©tiechi'
fchen, 3. B. Cbre oon eQi$, ab. Ueberau" aber giebt er ju oiel auf bie SCetjnlichieit beS «langes
ber Körtet. 3n ber ftolge hat er felbft bie fcanb oon biefem *piane abgejogen, unb baS publicum
würbe burdj bie SRtttheilung biefer menigen Wumerfungen nichts gewinnen." Cb nicht troKbem
einige biefer Slnmerfungen oon 1759 in bas jmeifelloS einer fpäteren *}eit angebörige Verzeichnis
«ufnahme fanben, baS gilHeborn (ebenba S. 201— 219) unter ber Huffcbrift „Begleichung Xeutfdtet
©örtet unb Lebensarten mit fremben" berdffentlicbte, läßt fid», ba bie $anbfcbrifteit fehlen, nicht
mehr beftimmt erlernten.]
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246
Briefe, bie neuetfe Xifteratur betwtjenb.
Briefe,
ins neuEpE lifferafur fafrEffEnb.'
1 [ßu beit „Sitteraturbriefen" Gatte Seffing bei feiner Hbreife von Sertin im November 1760 uitb
noch fpdter hon $re«Iau au« verfchiebene »Beiträge verfproeben, auf bie Wtcolat unb Wenbeldfobn
vergeben* matteten, »ie feine «riefe an bie beiben ftreunbe bom 7. lejember 1760, 98. Ottober 176»
unb 20. 3u(i 1768 iomie 9Jfenbel«fobn« Schreiben Dorn 11. grebruar 1761 unb befonber* Nicolais
fBorte vom 6. {Jebruar 1761 bemeifen : „®ie ftef»t e« mit ber ©iberlegung, ober vielmehr mit ben
Bier ober fänf Sogen, bie idj haben foflte? Senn, mag boch barauf fielen, wa« ba will, wenn e*
nur fünf SBogen finb." «ber früher — roabrfcheinlicb im Spätberbft 1759 — hatte Sefftng auch;
einige Sitteraturbriefe verfafet, bie tttc^t jum SIbbrucf gelangten, unb jmar im Hnfchlufj au feine
gegen ©ottfeheb unb ba* „Keueftc au« ber anmutigen ©elebrfamfeit" gerichtete «efprechung einer
Schrift von 3obann Wichael $etHj im 65. »riefe (ogt. obeu «b. VIII, 6. 178 ff.). Nicolai berietet
baräber am 2. 3uli 1761 im 172. Sitleraturbriefe : „Sie »erben (tet) erinnern, baft unfer feiiger
Herr 0- 3huen vor ein paar ^ah^ren eine SBertheibigung be« Herrn H e » n 4 gegen eine ungezogene
SHecenfion in eben biefem « e u e ft e n überfchrieb. Sarüber ift bie @ o 1 1 \ [ <fi e b i f cb e Schule auf»
gemalt, unb hat auf unfere ©riefe Iofjgebonnert, tvie — ein Sicbtpufter in ber öomöbte bonnert;
mit groffem ©eprajfel aber ohne SBirtung! 3n*befonbere hiefi ee immer Herr 0. habe gar feine
«rünbe geführer, unb fage felber man foDe ihm nur auf fein ©ort gruben. Sie wiffen aber, bafe
Sie bamabl«, bie ©rünbe bie er 3fmen in bem erften »Briefe ju oerfagrn fctjien, in jweb ober breb
nacbfolgenben Briefen gelefen haben, wortnn er weitläufig erörterte, warum Herr ^ e i n j in ber
Hauptfache voOTommen re<ht habe unb warum (Er in vielen «ebenbingen mit bemfelben nicht einig
fetm rönne, (Er jeigte, bae Herr © o 1 1 f eh e b offenbar, bie beutfebe Sprache, blofj nach Wrt ber
(ateinifeben behanbelt habe, unb fieb von feinen Vorgängern burch nicht« at« burch unverzeihliche
Sehler unterfebeibe. 3?un mnfj ich 3huen nur fageu, wie e« jugegangen ift, bafj biefe JBrtcfe nicht
gebrueft worben. Sil* ber erfte abgebrueft war, fo erfuchte un« ein ©elebtter beut wir Ehrfurcht
fcbulbig ju fein glaubten, vicDcicht au« unverbieuter Hochachtung gegen Herrn © o 1 1 f cb eb, biefen
Streit nicht weiter fortjufefren, inbem er uns ju weit führen möchte ; bie Umftänbe waren fo be«
fchaffen, ba| man biefe» nicht wobt abfragen tonnte ; bie «riefe würben alfo jurüefgenommen unb
finb hernach unter anbern papieren verworfen worben. Herr C. hielte e« auch heb einer abermali«
gen ttu«foberung nicht ber STOübe Werth, fie noch einmahl ju febreiben, inbem er fanb, bafj ber eine
Ibeil fchon überzeugt war, unb ber anbere nie überzeuget werben Wnne."]
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247
1 [Mit einem „großen äBcrtc" übet Sopbotle« arbeitete öeifing befonber* feit bem Jebntot I7GO;
bod) batte er fid) jraeifedo« frbon in ben »oraudgebenben 3«bren mit bem $lane boju getragen unb
roobl audj bie «u«fübrung fteOenioeifc vorbereitet. 3m $<rbft 1760 foOten jwei ©änbe, öermutlid)
ungefäbr bie {idlfte be« ganjen ©erfe>, auf einmal eridjeinen. 2lbee ber ooreilig unternommene
$rud gebiet) bamal* nur bi« jum Schlug be* fiebenten Sogen«, unb mit Seifing« SUbreüe na*
8re«lau im «ooember 1760 geriet bie Hrbeit öoüenb« unb für immer in* Stoden. Urft 1790 gab
(Siedenburg fie berau*, ergänzt iiar^ ben £anbfdjrifteu be* fieffutgiieben Wadjlafic« (»gl. oben 9b. VIII,
®. 292). Siefe fcanbfdjriften befinben ftrt) je&t in ber berjoglid) braunftbmeigifdjen ©ibliotbef ju
SBolfenbüttel. Sie befleben au« einem fcefte bon 32 Cuarlfeiten, bie jeboeb niebt alle gleidjmäHig
bidjt betrieben finb, unb au« 21 einzelnen »Blättern ober Xobbelblättern in 4*, bie meiften* auf
ben Slüdfeiten leer gelaffcn finb. $a« #eft ift, roenigftend in ber $au»tfad)e, älter al* bie einzelnen
$ldtter. <S« enthält jundebft einen früheren (Sntmurf be* „Seben* bei» So&bolle*", bann »erjdjicbCHe,
nic^t nätjer jufammenb,ängenbe Wufjeidjnuitgen , bie großenteils" ebenfalls in bie JJrübjeit ber
fieffingifdjen ©efebafttgung mit biefer Aufgabe unb nod) bor bie 92ieberfcf}rift ber juni S5rud be»
(Hmmten Raffung fallen. 3encr Sittrourf jum „Sieben be« So&bone*" ift fo gefdjrieben, baft immer
Atoei neben einanber ftebenbe Seiten ber fcanbfdjrift jufammengenommen finb : bie eine Seite —
roiDTür(id) balb bie recfyte, balb bie (inte — enthält ben eigentlidjen ttntmurf ; bie gegenüber ftebenbe
bringt Hufäße unb SRacftträge, audj ©erid)tigungen, bie Sieffing »obl febr balb, jum Xeile gewif» in
unmittelbarem fcnfdjlufj, ber urf&rüngltrf)en «Rleberfdjrift folgen ließ- Wucb, bon ben öinjelblätterii
gebören mehrere in jene oben bejeidjnete ffrübiett ber Arbeit am „SopboKe*" : anbere belieben fitf)
beutlid) bereit« auf bie fpätere, bem Xrucf ju ©runbe gelegte Raffung be« ©erle«. ©irllidj brud«
fertig ift bon an biefen b«nbfd)riftlid)en Sufjeidjnungen fetjr meuig. ©fdjenbttrg orbnete baher bie
»erfd)iebenen «emerfungen Seffing« für feine Ou«gabe 1790 teilroelfe neu, ftedte mandje* jufammen,
roaä in ben $anbfd)riften roett getrennt ift, regelte bie 8(u«brud«njeife, befeitigte ^rmtbivörter, er»
gänjte $ilf4ieitroörter unb berroifdjte bureb biefe unb äbnlidje Säuberungen audj ba« ®ebräge be«
Seffingifdjen Stil« nur aü&u oft. 3cb glaube be«balb mid) Hiebt mit blofjen nad)träglid)eu SBer»
befferungrn be» (Sfcbenburgifdjen legte« (»gl. oben SBb. VIII, S- 291—377) begnügen au foDen, fon.
bem brude t)irr bie $anbfdtjriften Seffing« »ollftäitbig unb budjftabengetreu ab, jumal fie uor mir
nod) fein £erau«geber ber Seffingifmen Sdjriften benüßt bat- 34 ftelle ba« £eit mit bem jufammen»
bdugenben (Sntmurf »oran unb brbaitc bier aud> bie Verteilung be» legte* auf je jtoei Seiten bei,
nur ot)ue bie SBilllür ber $anbfdirift, fo ba§ id) ftet« linl« ben eigent(id)cu lejt unb red)t« bie
ftufäfee unb Öeridjtigungen gebe. Jen ^nr>alt ber Sinielblätter orbne id) nach ber iHeibenfolge ber
burd) ©uebftaben bejeiebneten «bfdjnitte, ju benen fie gebören.]
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248
w ©opf)otte$, ber tragifdje Tidjter, mar ein $ltf)cntcnfer : ein Sofjn be*
B @ort«u*,(*)
@in ©of)n beä SopfjituS. (Siemens Mler. anbrtnud
5 fdjreibt tfjn <3oj)I)iUu3 (Id Protreptico) unb Tioboruä Si*
culud (lib. XIII) nennt ifjn $f>eoöI)iIu3. (SNeurftuä)
GS mar biefer fein Sßater, feinet £>anbmcrte, nad) bem 9(rifto*
jcnuS ein Btmmermann ober Sdjmib; nad) bem 3fter ober ein
©djmerbfeger. Stflein ber Ungenannte, ber biefeö anfährt, erinnert,
10 bafe er biettcidjt mir ®ned)te gehabt, bie biefe ftanbmerfcr getrieben,
meil e3 ntd^t maf)rfdjetntid) fetj, bafc man fonft ben <Sopf>oftc§, ate
einen Üftann non fo geringer Geburt, neben bem <ßeritte* unb Xtyu*
cnbibeS, aU ben uornefjmften Scannern beö Staats, 511m &elbf>errcn
mürbe ermäf)(t fjaben.
15 XtefeS gefdjnf) tym in feinem 65tett ^afyre, in bem Kriege ben bie
2tt(jemenfer gegen Stnäa* eine Stnbt auf ber 3nfcl Santo*, ei(f(**)
Qatjr bor bem ^5ctoponnefifcfjcn Kriege führten. Ter (tyrammatifer
9(rtftopfjanc£ fagt in feinem ^nfyaltc ber $lntigone: &aoi öe top
2o<poxAea ?j$t(i)o&ai xtjg iv «Sa/tqj SQattjyiag, evöoxipfj-
20 aavxa iv ti] ötdaoxahqt vrjg Avtiyovtjg. $>a£ anbre $eugnif}
fucroon ift ben bem Plutarchus in Nicia.(***)
* Fabr. fagt tuoljt uidjt atläuridjtig ad versus Anaeum. SBct) bem
Pausanias Reifet fie Anaea. Achaica p. 530. 9?ad) ber ©teile bc«
Pausanias aber föjeinet cö nicfjt auf (samoS felbft $u liegen, fonbern
25 gegen über auf bem fcftcu Sanbe.
Ter anbere ©runb, morauä ber Ungenannte bemeifet, bafj be$
SototjoffcS SSater fein fo geringer Üflann gemefeu ift biefer, „mei(
„ifjn fonft bie ftomöbicnfdjreiber gemifj mürben bamit angeftod)en
„tjaben, bie felbft be$ Xf)emiftoHe3 uidjt fronten."
30 marb gebofjren in ber bret) unb ftebaigften Dftnupiabe, fieb^e^u 3af)r
„früher aU ©ofrateS.
©in Wtljeutenfer. Sfter, melbet ber Unbenannte, fngt er
feto fein 9ltl)enienfer fonbern ein ^linfier gemefen. fen aber
bem 3f*cr gerinn nidjt 311 glauben, mctl man biefe« Vorgeben fonft
35 nirgenb aH ben ifjm finbe. Tem Meursius freutet f)ier eine Keine
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249
(*) uon Geburt ein ßoloniatc.
KoAcdvos Reifet überhaupt ein .s;mgcr, eine 2lnf)öt)c. ©cfonbers
aber fyiejj eine 9tnt)ötje* bon STttjcn atfo, bic beut S^cptunit^ unb s 4?vo-
metl)cu$ Zeitig mar. (Soph. in Oed. Colon, v. 55.) diejenigen nun,
bie um biefc Wn^ö^e tyerum mofjnten, Ineflcn Silomaten ; unb ein \oU 5
djer mar ©opfjoHcä.
9tt$ ber bünbe DebipuS mit feiner frommen gü^rcrinn natf)
Sitten fam ruf)tc er fid> auf biefem KoZcovy au#, unb fdjitftc bon
ba au3 an ben Honig Hon Wtljcn. Xk toeitere SJorftcHung fyierüon
ift ber ftnfjalt beS fünften SrauerfpiclS bc3 SoptjoffcS 0 im Ko- 10
Agwjj Oiömovg.
(53 mar nodj ein anbrer KoAcovog 511 Sitten, in metrfjem mie
^oflur. fagt, bie fud^agvowteg, qui mercede operam suaui lo-
cabant $ufammeufamen. daljer bergfeidjen Scutc aud; xoAcjpnai
Ijicjjen. SBicfleidjt ift au3 biefer ©ermifdjung bic fatfd^c SKcinung oon 15
bem SBater beä SopfjofleS entftanben.
* unb atoar eine befefligte 9lnfjöl)c, weil er ftc igeiopa Adqvwv
nennt; »on iQet&o>, firmo, fuleio.
3ener Koltavog f)ic& Inmog metf eine $Htbfäute be* StfeptunnS ju
^Pfcrbc Darauf ftanb v. Pausanias in Att. p. 76. 20
(**) Bo fagt Fabricius e$ ift aber nur fieben S a ^J Wie ber
Ungenannte aud) auäbrürftid) fagt. Gr fonnte aber unmög(id) bamafä
65 Solu: alt fcün.
(***) Fabriciua führet biefeä .fteugmf} an, er fann e8 aber un=
mögfidj fetbft nadjgefeljett fytben. ^tutard) gebenft in biefem Seben, 25
eines 3)id)ter» 8opf)ofle$, ber unter bem 92icia3 in Sicilicn in bem
ungtüdttdjen Kriege gegen bic ©uraeufaner gebienet Ijabc: „fttetas,
fagt er, oertangte einSmaf«, att bic ftetbljerren jufammen ®riegärat()
gelten oon bem $id>tcr (SopfjofteS, bafe er feine Meinung ^uerft fagen
foltte, mett er unter ben übrigen Sctbfjerrn ber ättefte märe. Mein 30
©opljoHe* gab bem fticia* jur Antwort: ftd) bin nur ben Rcfyteu,
bu aber bift ben Serbienfteu unb bem Slnfefjen nac§ ber Slettcfte."
(ftad) mute Ubcrfefeimg V. Sfjeil p. 224)
ftuftinuS lib. III. cap. 6. rebet mieber oon einem gan* anbern
Kriege; in meldjem ber Sragöbicnfdjrcibcr 3opt)ofte* gebraust morben. 35
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£upljnhlc0.
Unrichtigkeit entfahren feun. s J?ad)bem er bem SöibaS $u fjolge
gefagt: fuit Sophili F. Atheniensis, e populo Colonensi. fo
fagt er 1 barauf: Idter e populo Phliensi fuisse oum tradiderat.
SReurfiu« meint alfo biefeä fo, aU ob e3 Sftcr Don bem Stamme
5 üerftanben mifeen motten ; nl* fet) er au$ bem $f)liafifrf)cn Stamme
gemefen. $)af$ aber fein Stamm barunter gu Dcrftcr)en, erhellet
barauS, meit er babur$ leugnen mollen, baß er ein fltfjcnienfer
gemefen. 8 ift aber ofmc ^eifel bie Stabt Phliasia barunter
^u t>erftef)en, nict)t meit üon Sicöon. Pausaoias Corinth. 138.
10 gebofyren. Xer unbenanntc fagt: „man fagt, er feto in bem
„Renten $af)\t ber Tltett Dtnmpiabc gebogen morben." Sttcur-
fiu$ fagt: Alii Olympiade XCI anno II natum traduut.
fennc biefc alii nidjt; unb e$ ift offenbar ein Xrudfcfyfer. SJenn
in ber Stelle be8 Ungenannten, bie gteid) barauf folgt unb eä be*
15 metfen fofl, liefet er felbft tßöotiyxogt] nqvitri. $d) ^tueifte nidjt,
bafj biefer $rutffef)ler in ber neuen 9lu£gabe ber SEReurfiufdjcn
SBerfe, roirb uerbeftert fenn.
„m* *ßf)ilippu3, 5lra)on $u ^ttfjcn mar. (Sr mar atfo fiebern ^a^r*
„jünger als SlefdmluS, unb oier unb amanjig %ai)x älter at* @uriöibe*.(*)
20 * 3m frabrtciuS ftct>ct XVIII. roeld>3 ein fcrudfetycr fettn muß.
£em ju Sfolge fagt ftabriciuS müfjte Slcfötilus im erften
Saljre ber 67 Olmnpiabe unb (Suriöibeä in ber 78ten gebogen
fenn, 8 meldje* bet)be$ mit ben Seugm&en anbrer Scribenten ftreitet.
$ie Slrunbelifrfjen Marmor aber fagen bafj Slef^nluS in bem
25 tefc*™ DCr 63 gebogen morben. Unb (Snrimbeä im erften
ber 75ten.
Xer Unbefannte fäme alfo ber Sadjc oiel näfjer, menn er nmge*
feljrt fagt. „älter al* (£urijribe$ unb 24 jünger als 2lefd)ölu3. w meines
gabriciuS moljl anmerfen fönnen, ba er biefe ©eburtäjafjre angab. 4
30 2)e3©ofrate3. Stteurftuä merft f)ier an, bafc biefeä roaljr
fety, menn man ba3 britte $al)r ber 73 Dlump. baju nefjme; benn
SofrateS fet) in bem oierten ber 77 Oltnno. gebogen morben.
$ie SKeinung be3 Ungenannten mirb audj oon anbem beftätigt.
2Reurfiug.
1 er [fe&U $f.] • [S)ie ©orte] e« 3fter ton bem Stamme . . . gemefen. [finb in bet $f. burdj»
ftridjen unb butd> bie auf ber redjten Seite belgefdjriebene Sfaffung bei beiben Säfte berbeffert]
' fcijn [fe!}lt $f.] * welche« . . . angab, [in bei $f. na:f>trägli<$ hinzugefügt]
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3fter nur leugnen tuoKen, bafc er fein $ofoniate qeiucfcn, fonbern
ein ^(tafter. 333äre a6er $f)(iafta iuüö Sofonoä mar, eine C^cgcnb
in ober um 9ttt)en, fo fönnte er besmegen bod) ein SttOcnienfcr feun.
(*) 3>afc er et)er aH @urtyibe$ gebogen bezeugt and) (Jcllius
libr. XVII. cap. 21. 5
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öoyljoHles
„Gr war bcr erfte, bcr fkfj eines Tritagoniften, ba8 ift, eines brittcn
„©djaufpielerS mcldjer bie brittcn unb legten Stollen fpieltc, bebiente.
$cn ben Ghriecfjen fjiefj IlQaTayoivigrig, bcr ©djaufpieter, bcr
bic erften, AevteQayovigtjg, bcr bic ^wenten unb Tqnaywvigrig (*)
5 bcr bic brittcn ?Rollcn fpielte. 3« ben lefotern brauchten feine bc-
fonberen Seiitc au ferm ; unb $cmoftf)cncS wirft eS bem SlefdjineS 1
mefjr als einmal bor, bafc er in feiner ^ugenb biefe brittcn Köllen
gefpielt I)abc.
Xiefc Ginfüfjrung eines brittcn @rf>aufpieler$ bemerft aud) 2lri-
10 ftotcleS (Tidjtfunft IV. beutfdje Uberf. p. 9 unb in ben Slnmcr-
fünften p. 103). ^Desgleichen SaertiuS.
35er Ungenannte brurft fid) hierüber fo au*: „Gr lernte bie
„Tragifdje Xidjtfunft Oon bem WefdjnluS, unb erfanb oiel neue»
„in ber SBorftettnng. Grftltdj fcl^affte er es ab, baf? bcr Sidjter
15 „felbft fein Stüd fpielte (meld;eS efjcbcm gewöljnlidj war) weil er
„felbft eine allju fc^tuoc^c ©ttmme r)attc. ferner ocrmcf)rtc er bic
„$erfonen bcS Sljoru^ Don smölf s }>erfoncn auf funfcc^tt, unb er*
„fanb ben brüten ©djaufpielcr."
„(Gleichfalls war er ber erfte, ber ben Gljor, weldjer nur auS ^roölf $er=
20 „fönen beftauben l;atte, bis auf funfeeljit oermcljrtc. Gr nürb wegen feiner
„Süfjigfcit bie 93ienc genennet.
$5er SlnonnmuS giebt eine anbre Urfadje an, „weil er fid) oon
„einem jebcu baS fdjönftc unb befte ausliefen gemußt."
„Sludj fing er es perft an, bafc $rama gegen Urania um ben s £rei3
25 „ftritt; unb nidjt bic gan^c Tetralogie.
$ie tragifdjen $)id)ter ftritten bamals beftänbig mit öicr Stütfen
augleid) um ben $rcis, wooon baS Icfctc beftänbig ein ©aturifdjeS
©tüd mar. Unb biefe oicr Stüde ^ufammen tyiejjcn eine Tetra-
logie. @o crje^lt 3. SlelianuS (üb. II. cap. 8.) baß in bcr
30 ein unb neim^igftctt Olnmpiabc XcnofleS, (ben SlriftopfmneS in feinen
5röfd)en anftid;t, unb bet) melier ©teile ber ©djoliaft anmerft,
bafj biefer EenoflcS ein fd)led)tcr ^oct gemefeu, ber ber Allegorie
gar 31t fet)r nadjgcfjaugcn) mit bem GuripibeS um ben $reis ge*
ftritten. XenofleS tjabe ben evften <J?veiS erfjalten burefj feinen De*
35 bipuS, ßnfaon, 93acd)ä unb baS fatnrifdje ©tüd 9ltf)amaS. Guri«
1 bem Slefdjijlus [UftfötieOcn $f.]
253
(*) 3ft e3 mögüd) bafe ®t)ra(bu$ fann genmfjt haben, loa3 TQita-
ywvigrjg Reifet, tocnn er fd)rcibt: Tres autem histriones primu9
Sophocles instituisse porhibotur, et eam quae TQnayoyvigi] di-
citur. 6r fdjeinet bie SBorte be3 <Soibaä überfe^t 51t hoben, aber
lüofyer er ba» femioiaum tgitayrnvigri hergenommen hat, ba3 mag 5
®ott mi&en.
$er ungenannte ©iograph-
M @r genofj in feiner ftugenb eine gute ©raiefrong. (Sr braute
„e3 in bem fingen, 1 unb in ber SKufif fo tocit, bafe er in bettben
„ben $ret$ erhielt. £>ie SKufif lernte er beb bem Sarnaus. 10
„bie Slthenicnfer nach ber Seefdjtadjt ben Salamis bie Siegeszeichen
„errichteten, ftimmte er natfet unb gcfalbt, mit ber Sener bie $äani-
„fchen Sobgefänge an. 93on bem 2lefd)tthtS lernte er bie Sragöbie,
„nnb machte in ben Sßorftcßungeu Diele Neuerungen, ©rftlid) fdjaffte
„er e3, toegen feiner fdnoachen Stimme, ab, bnfj bie SMdjter felbft in 15
„i^ren Stüden hielten, benn öor biefem fpietten fie fie fctbft ; hernadj
„uermehrte er bie ^erfonen beä ©homö oon gmölfen auf funfaefjn, unb
„bebientc fid) juerft be§ britten Schauipte(er3. 2 SOcau fagt aud), bafc
„er fctbft einmal bie Bitter genommen, unb in bem Stüde $f)amiri3,
„barauf gefoiett habe; bafjcr er benn auch in ber bunten (Batterie 20
„(notxiXtj goy fo r)tcB ei» er oon ben bebedten ©ängen $u Slthen) mit
„ber .Sither gemahlet roorbeu. SatnruS fagt, bafc er auch ben (rum-
„men St od erfunben h aDC (xaftnvXijv ßaxitjQtav. xctfinvAog
curvus üon xafimo) flecto. KafinvZr] fagt (3tept)amtS t)ei§c auch
curvus baculus, quo venatores utuntur. BaxxriQia, ift eben ba§ 25
toa3 to ßaxtQov baculus, seipio. 2)a£ festere fömt fehr oft in
be3 (Suripibeä Phoenissais uor, wo ber btinbe DebtyuS oiel oon feinem
Stode flicht, aU, v. 1710. 1711:
II0&1 yeQaiov ixvog iifty/u;
Baxtya nQoayeQ* <b texvov. 30
* [UrfprAnatttf :] ben tBrjKrlid»™ Ubuugf ti • Sdjaufpiel«. löerftf)rieb<n fcf.]
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ÄUUljOhleS.
bibcä aber ben sroetjtcn, burd) f. Slleranber, <palamebe3, Trojaner
unb ba§ ©attjriftf>e ©tüd ©ift#l)uS. SlelianuS rounbert fidj hierüber
unb fagt, bajj bie föidjtcr entroeber unroifjenb ober beftodjen ge-
mefen fetw müßten, tueldjeS benbeä ben Sltljenienfern feine (Sfjre
5 ntfldje.
SBenu Fabricius (Bibl. Graecae Hb. II. cap. 19.) unter Xe*
nofleS biefeS Streits gebenft, fo fct)reibt er: cum Euripide cer-
tavit Olympiade LXXXI. unb citirt ben Slelian. (fr mufc aber
in ber ©efdjminbigfeit nur bie latetntfdje Überfefcung angefef)en
10 fjaben 1 , roeld)e prima supra octogesimam f)at. $enn ber Xejt
tyat xata ti]v 7iQ(oii]v xai ixjrjv 'OXvfimaöa, unb c3 ift au3*
gemacht, bafj anftatt £xtt]v, ivvwqxogrjv ^u tefen fen. ©iefje bie
Wumerfungcn be3 ©rf)cffcr§ über ben ?lclian.
$ie ©teile au§ bem Diog. Laertio. in vita Piatonis Don ber
15 $ctr<rtogte.
SBaren e# beSroegen arie3Ctt öier ©tüde, weit fte nn ben toter
heften gefüielt mürben ? öiernon nadjjufetycn Casaubonus de
Satyrica Poesi lib. I. cap. V. 9Iu3 ber ©teile ben bem ©te=
planus füllte idj e§ faft glauben.
20 ©opljofleS aber mufe biefe SBeräuberung entmeber fel)r f&at ge-
madjt fjaben, ober fte mufe ntcr)t allen tragtfdjen ftidjtern 31t ®ute
gefommen fetjn, roelc&eä baä ©feindet be3 @uripibe§ bemetfet, unb
and) bc3 Sßlato, Ael. lib. eod. cap. 30, roeldjer gleichfalls mit
einer ganzen Sretalogie um ben $rei3 ftreiteu mollte.
25 „(£r fdjricb nud) eine (Slegie, <ßäane, unb ein profaifcf)cä SBerf bon bem
„Gljorc miber ben Sljefpte unb (SljöriluS.
$)icfe3 bienet ;$ur SSibcrteguug befeen, maS (SurtiiiS Don ber
33erträglidjfeit ber griedjifdjen $id)ter unter fidj fagt. 9lnmcrfungcn
p. 104. Unb ©opl)ofle3 fjatte fidt> ntcr)t allein mit foldjen fdjledjten
30 Sintern 511 ftreiten, fonbern and) mit bem ©uripibeS, roeldjeS id)
auS einer ©teile be§ ^ollur. bemeifen fann. $)te ©teile ift merf=
mürbtg. ^ollur. fagt (lib. IV. cap. 16 2 ) bafe bie naQaßaoig,
bxav & ö Tioirjrrjg nqog to 3 d-eargov ßovAr { jai Asysiv, ö
%oQog jiaQstöayv Xeyei ravra fidj $roar für ben fomifdjen Sfjor,
35 aber nidjt für ben tragifdjen fdnde. Unterbefjen fjabe fidt) bod)
• Hoben [feblt £f] * cap. 26 [$f.J » iov [wrfdjrie&en £U
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Wudj ßaxtQevfia, wefdjeä baä ©tüfcen auf ben 6tocf bebeutet.
Ti fi d) Tiaq^eve ßaxtoEVfiaoi tv<pZov
IIoöos Hayayeg itg qxog; 1534. 35.
Unb ßaxtooig v. 1542.
Pollux lib. IV. im 18 Kapitel tieqi ützoxqitiov oxevfjg jagt 5
twn ber ßletbuna, ber bitten yeqovxw de (pogrjfia • xafi7ivArj, <poi-
vixig, i] fiEÄafiJioQ(pvQOP Ifianov, (pogrjfia veo)%eq(öv * Jitjoa,
ßaxtrjoia. <Bo ift bie ©teile in ber neuen (£bttion be3 ^)emfter^ui^
abgebrurft. Unb bie latetnifdje Ubcrfefcung baben ift : Senum autem
indumentum vestis est retorta, purpurea, vel nigra aliqua. Pur- 10
purea vestis juoiorum indumentum est. &oivtxig f idog, i) Vestis
phoenicei coloris. $iefc ^fjoeni^ifc^e Sarbe aber, wirb oon bem
^urpur ben ben Sitten allezeit auf baä beutlidjfte untertrieben: irf)
tabete atfo juerft an biefer Uberfcfeung, bafe fie be^bed burc$ purpureus
gegeben. $ic Sacebemonicr trugen yoivixidsg im Kriege, bamit ba3 15
©lut nid)t fo Men feton foKe. ^ic <ßf)oemsifd)e ftarbe mar atfo
ofjne Zweifel bunfelrotl). *Bietteid)t ^war, mie mir e$ ifct wafjrfdjein*
lieber wirb ift e3 umgelegt; benn piiniuä lib. 9. cap. 38. bafc bie
Purpurfarbe nigricans aspectu fet), unb Gellius lib. 2. cap. 26.
giebt ber pfpentäifd)en ftnrbe exuberantiam, splendoremque ruboris. 20
2Ba3 Reifet aber vestis retorta? 28a£ fann xafinvXt] fettn, Wenn
c8 bon einem bleibe gefagt wirb? fturj xctfinvAi] gehört ju ßa-
xtfjgia.
Unb ^oltuf felbft uerbinbet beibeS an einem anbern Orte : lib. X.
§. 173. wo er fagt bnfj ßaxtrjQta TiEQOig, fooiel fet) als ßaxrijota 25
xafMvZrj.)
„$>e3gleid)en fagt 3ftru3, bafj er bie weisen Stiefeln (Xtvxag
n xoij7iidag) erbaajt fyabe, wetdjc fowoljl bie Sdjaufpicler al§ bie Per-
sonen be£ (£fwru$ tragen. (KorjmÖEg fagt Pollux lib. VII. § 85.
„(poQrjfia goaTuouxov) 30
„(£r liebte feine 3ltf)enienfer fo fein*, bafj er fein ißatertanb nie-
mals oertafjen wollte, ob xtyi gleidj biet Könige $u fidj cinlaben tiefen."
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öoyljohlee.
Gurivibc* berfelben in Dielen Stüden bebienet; unb auä) <5op\)o>
f(c3 mandjmaf, nwju ü)m bcv ©treit, ben er mit jenem gehabt,
9(n(a& flegeben : Kai 2o(poxli]$ öe ävzo ix xrjg ngog txeivov
äfiiMiig Tioiei anaviaxig, üctieq iv 'Innovoj. (äfiiZAa, fj
5 certamen. onaviog, 1 rarus.)
„Seine ©ölme roaren 3om>n, Scoftf)cne£, Mrifton, Steotjanu* unb 9)te*
„neflibcS.
Sein (Snfet üon bem Mrifton, ber gteidtfaflä ©o}H)ofte$ l)k§,
f)at fid) and) a(8 einen tragifdjen Dichter befannt. 8 So nrifl c*
10 menigftenä ©oibaS. SReurfiud aber merft aus bem $toboru$ ©i*
cutuS an, bafi biefer ben jroetoten ©opljofteS nid)t für einen Gftifcl,
fonbem für einen ©oljn be3 Sopfyotteä auggebe. 2lud) bic 3eit*
rcdjnung fetj für bie SWeinuug $>toboru3, inbem biefer fage, bafe
ber jüngre ©opIjoMcS in bem vierten ^afjrc ber 95 DItimpiabe,
15 a([o neun y$afyr nadj bem $obe be3 SBaterä, feine erften Xragöbien
aufführen (aften. 9flit bem 3)toboru8 fomme aud) ber Ungenannte
in f. Descriptione Olymp, überein. 8
SSenu Sopf)ofte$ ba3 erfte Xrama aufführen tafjen.
.^ieroon unterrichtet uns 511m Ztyil eine ©teile beS *ßtutard)3,
20 in bem «eben Cimons. TO Simon bic Sujet ©coro« eingenommen
tjatte, fudjte er bie (Gebeine beä $fjefeu8 auf unb brachte fie narf) 9ltyen.
„Sa3 fßolt, fäfjrt ^tutardj fort, gemann ifm belegen fel)r Heb,
„unb fiettte ^um ttnbenfcn biefer Gegebenheit ben befannten äBett*
„ftrett unter ben $ragöbienftnc(crn an, unter benen fid) aud) ©0*
25 „pt)of(c3 befanb, ber bamalS nod) jung mar, unb baben fein crftcS
„$raucripiel aufführte. Wpfjepfion, ber 9lrdjon getraute fid) nidjt,
„bic SRidjter 31t ernennen, bie bem gefdndteften $td)ter ben $rei§
„Siierfenneu fotltcn, ioeU er fatye, baft bie ßufdjauer batb für biefen,
„ba(b für jenen eingenommen maren, unb einige biefein, anbete je*
30 „nem ben $rei£ juerfannt roijjen mottten. (£r lieg beärocgen ben
„Simon, ber auf ben ©djamrfafc fam, unb bem <£ott unb SBor*
„ftctyer biefer ©piete ba3 getuöfmlidje Sranfopfcr bradjte, mit feinen
1 anavog, [betrieben $f.] * [mty 31t ergänjen :] gemad&t. * [£iet folgen in ber $f. btei
leere Seiten. 3)ie »eitere 3)orftenuitfl ift nid>t meljr auf srori Seiten oerteirt, öon benen bie eine jnr
(Srgdnjung unb Berichtigung bet anbern bient]
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jguuljoftlea.
257
„Untcrfeftrijerru nirfjt efycr lucggefyen, fonbern nötigte fic bafi fie
„nadj gcfeiftetem Gibe bic selm SRidjtcr werben unb ben Sfttöfpritdj
„t()im mußten, juinal ba jcbcr biefcr gctbtjcrren au$ einer ber jeljn
„Sünffc mar. $a£ Slnfcfjcn biejcr 9?id)ter feuerte bie Sragöbicu*
„fptelcr befto mcfyr an, bafe jeber ben tßrei* baoon su tragen fud|te, 5
„roeldjen aber SoptjofteS babon trug." (b. Ü. p. 25. V £()cU)
$ e t i t u 3 fngt, ber 9?amc beä Slrtfjonä fei) tyier öerfätfd;t. Sfptyc
bfion fei) in bem brüten ftafyre ber 74 Dtijmtoiabc 2(rdjon geroefen. 9hm
möge man aber annehmen, bajj er im ^roenten Safjre ber 71, ober in
bem britten ber 7 3 tat £tymp. gc&otyren fet), fo Ijabc ©o^offed bod) nidjt 10
unter bem VUprjc^fion feine erfte Sragöbic fönnen aufführen tafcen ; inbem
er nad) jener äReinung nid)t üiet über brctföef)u unb nad) biefer nict)t mef
über öier Satyre geroefen märe. $a nun boHenbS (SufebiuS mit auSbrütf-
Udjcn SBortcn fagc, boft ©otttrofte* in bem erften Satyre ber 77 tn Dlnmp.
feine erfte Sxagöbic aufgefüi)rct, unb gfeidjrooljl ^(utardmS aud) nirf>t 15
gang gu oerroerffen jen, fo meint er man müfce annehmen baf? c$ in
bem britten %a\)xc biefer Ctnmpiabe gefd)ct)en fet), a(S 35emotion 9frdjon
geroefen, unb Simon, nadj bem SMoboruS ©iculuS, trou feinem Siege
über bic Sßerfcr 1 jurütfgefommen fei).
$lad) i§m müßte alfo anftatt AyeiffMov, Ai^ioxicov gefefen roerben, 20
ober fagt er oietteidjt fyat ^ßlutard) ben 5lrd)on aud) gan^ unb gar uid)t
mit Tanten genenuet, fonbera gcfdjriebcn Aveijnos ö Aq%ü>v, ber Wrdjou
ber beä SopljoffeS consobrinus getoejen.
„Gr ftarb fed)8 Satyr nad) bem GuritoibeS.
dagegen fagt ber angeführte HnonnmuS in f. Söef. ber Dftmt' 25
piaben, unter bem britten Satyr ber 93tcu bafj Guritoibc* unb So*
ptyoffcä betbe in biefem Satyrc geftorben roären.
eben biefcä fagt $ioborn£ SicutuS (lib. XIII.) bem SfyoU>
boruS ju Sofge. $odj bemerft Xiobontv fctbft glcid) barauf bic
Skrfctyiebentyeit ber Meinungen tytcröon, inbem er, uad) einigen, 30
nietyt fange barauf Hon ben $unbcn märe ^rißen roorben.
„Gr t)at tyunbert unb bren unb ^luan^tcj Stüde fpicten faßen; nocty eint*
„gen aber nod» roeit mehrere.
' [Urfpnlnalirf) :] luibcr bic Werfer
Offling f amttidje Sdjrif tt n. XIV. 17
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258
$cr Ungenannte fogt, bem ©rommatifcr ÄrtftopJjaneS $u SoTge,
bafj fid) ifjre Slnja^ auf Rimbert unb breiig bc(nuffc.
„£en SßrciS tjat er 1 oier unb «Vuanjig mal oaoon getragen.
$ioboru3 '5icufu3 fagt ad^efjninal. £cr ungenannte iöiograpf)
5 jagt: „$eu *ßreiS Ijat er smanaigmaf babon getragen, luie ftarnftiuS
„fagt. (Sefyr oft fjat er ben jmctytcn ^reiS, niemals aber ben brit-
„ten befommen."
0. SSon bem 15 e I b t) c rrn Slmte be$ oopljoflcS.
3>arinn fommen bie aften 3eugniße alle überein, bafj SopfjoffeS
10 üon ben 5ltt)cnienfcrn jum 5elbf)crrn ernennet tuorben. Mber tuenn biefeS
gcfdjefjcn fett, unb in metdjcm ftriege, loiber tuen, barinn gefjen fic fct)r
öon einanber ab.
$er ungenannte ©iograpf) jagt: „$ie $ltf)enienfcr ertüct)Iten üjn
„in jeinem ffinfunbfedföigftcn Safyre sunt gclMjerren, jieben 3afyx üor bem
lf> f( $eIoponnefifd)cn Kriege, in bcm ^elb^iigc nriber Slnäa."
(Sin anbrer Ungenannter, oon metdjem mir eine $8efd)reibung ber
Dümtpiabeu traben, jagt in berfetben, unter bem brüten ^afjrc ber fünf-
unbad)t$igften Dttimpiabe, faft mit ben netmriicfjen SSorten: , f ^n biefed
„3aljr fällt ber ftrieg ber 9Itf)cntcufer nriber 5(näa, in melcbem ber 2ra*
20 „göbienfdn*eiber (Sopfjofleä jum gelb^errn ermaßt marb."
9hm nafjm ber <ßetoponneftfd)c ftrieg in bcm 2ten ^af;rc ber 87 tu
Dtttmpiabc feinen Slnfang ; unb bas fiebenbe %a\)t üor biefem Kriege märe
ba£ gebaute britte ber fimfunbarfjtftigfteit £Imnpiabe. tiefes Saturn alfo
fönnte, wegen beS boppeltcn ^ugnifjeS, faum in ßmeifet gebogen werben.
25 Allein wenn e3 bamit feine 9tid)tigfeit Ijat, fo ift bod) biefeS nicfjt wafyr,
bafe <Sop()ofteä bamate bereite fünf unb fed^ig 3afjr gemefen. 3)enn ba
ber ungenannte iöiograplj ba» jwettte %al)i ber 71 Dfympiabe ju jeinem
Geburtsjahre annimt, fo ift bis auf ba3 fiebenbe 3af)r üor bem ^Seto*
ponnefifdjen Kriege, nur eine 3eit oou einige fünfzig .^afjren oerftotfen.
30 53iefteid)t fjat ber Ungenannte and) wirftid) nnftatt i^rjxovta nevie,
7i£vxi]xovTa TievTE, welches fo aicmlicfj eintreffen mürbe.
3>orf) audj mit biefem fiebenben ätffjrc oor bem ^etoponncfijdjeu
Kriege (glaubt SßctituS) muft e3 feine 9iid)tigfett nidjt Ijaben, wenn man
anberä beut $futard)uä glauben bnrf. <ß(utartfjud fagt nefjnrttdj in bem
'"er [\W i\~
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jgooljohlcs.
259
fieben be§ ^ßeriffeS, menn er oon ben fcOarffinnigen Sieben biefe§ 9P?an-
nc3 rebet, unter onbem: „(Sin anbcrmal tiefe er fiefj gegen ben ©oplm*
„fteS, af» er mit bemfetben 31t einer gemifjen Unternehmung abfdjifte,
„unb biefer einen frönen Jüngling tobte, oernefmten: ©optmtteä ein
„^etb^err muß itidjt nur reine $änbe fonbern aurf) reine Slugen ^aben." 5
(Wad) ber ®inbfcf)cn Uberfcfcung sroctiter tydl p. 226)
9hm fagt ber ungenannte SBiograjrt); bafe ©opl)ofte8 unter bem
$erif(e§ commanbiret Ijabe, unb ber ©rammatifer 2friftopr)oite§ fagt in
feinem J^nfjaftc ber Slntigoue, bafc e« in einem Setb^uge miber bie Ga-
rnier geroefen fei). 9to<f) bem $ioboru3 ©teufoä aber 30g <ßcrif(c3 gegen 10
bie ©amier in bem eierten ^atyre ber 84 Dtnnupiabe, a(8 SimotfeS 9trcf)on
mar; meines ber KnongmuS in ber Beitreibung ber Ofympiabcn gtcidr)-
fatB beftätiget.
3a ber gan^e ftrieg miber 2luäa fdjetnt nur ber ©amier megen
unternommen 31t fetjn, metf bie üon 9(näa mit bem benachbarten ©amoS 15
in 93ünbnifcc ftanben. $enn ©tephonuS fagt : Avaia noZi$ Kagiag
uvuxqv 2afiov*
Xiefe ganje Stnmcrfung gehöret größten S£^cilö bem ©amuel $e*
tituS (Miscellaneorum lib. III. cap. 18) ^ßctituö fdjliefjt alfo, baf* ©0*
ptyUcä feine Stntigonc in bem britten 3<*h rc 84ten Dlmnoiabe Riefen 20
lafcen, unb bafj tfjn bie 9ltf)emcnfer 3m" $8clor)nuug bafür ba§ fofgenbe
%ai)x 311m ^elbljcrrn ernennet hätten, mie e3 9lriftophane3 au^brücf(id) fagt.
(53 märe alfo neun ftafyr bor bem *ßc(otoonneftfcf)cn Kriege gemefen.
SBiber bie lejjte (Eritif be£ ^ßctttuS märe aber biefeä eiusumenben,
bafe ^erifleä bie ©amier ju ameijenmatcn übermunben, unb bafe ©oplm* 25
fleS erft bei} bem jmeöten Seib^uge 5clbf)err gemorben ; meines* bann in
ba3 britte ^a^r ber 85 Dlnmöiabe fallen mürbe.
ipierüon ift nacfaufeljen
Diodorus Siculus Biblioth. lib. 12.
Thucydid. lib. I. 30
Sind) Sßlutarcfj im «ßerifleS (b. U. II St), p. 267 geben« be§ &tvay
fachen @rieg33uge$ gegen bie ©amier.
* ©tepfymus muß bic ©renjen öon Marien feb,r cjtenbiren. SBenu
Wnäa 6anto3 gegen über gelegen haben foü. 9?ad) ber gettjöf)nlichcn ©in*
tl)citung mürbe e$ eine ^ontfdjc Stabt feyit. 35
Änöa ift üüh Samtern tue(rf)e öou bcn CSp^cfiern, mit ihrem iltfuifle
Sieogoruö üon ber 3>nfel oertrieben nmrben, befeftiget tuorben, 1111b oou ba
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cwS b>bcn fic aud) bic Sttfel nuebcr erobert. s }>aufanta3 jagt ba& Wnäa
tu fjneiQfp tjj 7iEQ<tv tu bem gegenüber gelegenen fefteu Sonbe gelegen Ijabe.
Sic (öreuaen 3Wif(f)cn fönten unb Staricn fmb ben ben Sitten fetjr ungenrifj.
Ju3tinus (lib. III. cap. 6) fömt bariim übereilt, bafj Sofcljotteg
5 neben bem Sßerifle* commanbiret b,aben. Allein er jagt, c3 fetj gegen
bic Sacebemonier unb ntrf>t gegen bic ©amier getuefen. $ie Stelle ift
biefc: Inde revocati Lacedemonii ad Meaaeniorum bellum, do me-
dium tempus otio8um Atheuienaibus relinqucrent, cum Thebanis
paciacuntur, ut Boeotiorum Imperium 1 bis restituerent, quod tem-
10 poribua peraici belli amiaerant, ut Uli Atheniensium bella susci-
perent. Tantua furor Spartanorum erat, ut duobua bellia impli-
citi, 8U8cipere tertium non recuaarent, dummodo inimicia auis ho-
stes acquirerent. Igitur Atheniensea adveraua tantam tempeatatem
belli duoa ducea deligunt, Periclem, spectatae virtutia virum et
15 Sophoclem scriptorem tragoediarum, qui diviso exercitu, et Spar-
tanorum agroa vastaverunt, et multas Achaiae civitatea Athenien-
sium imperio adjecerunt.
^uftinuä al§ ein (Efeitomator örefcet bic 3etten I)ier geroaltig ju-
fammen; roic auä bem Diodorua Siculua lib. II mit mefjrerm 51t erjefjen.
20 3?er 3tetoS"9 be3 ^eric(e§ tuiber bic Sacebemonier mar eine ge-
raume $eit bor bem miber bic Saurier.
2Ba3 ^lutara) im 9itcia3 bon bem «SobfjofteS fagt ift uielleidjt fafftf).
Unb ^(utartt) b>t ben $id)ter (BobljoncS mit bem anbern ©obb>ttc$ ber-
luecrjfelt, fo feie er in bem Seben bei $crif(e3 ben Selbljerrn Sfmcbbibeä 2
25 mit bem @k'fcf;ia^tfd)reiber bermeajfelt -ui fwben flehtet, (fiinb« Uberfefcuna,
II S^eil p. 234.)
35on ben üertornen Sraucrfpiefen be§ ©ototyoflcsi.
A&afiag.
Sofcljofteö fjat ^tuetj Dcrfcf)iebcne £ragöbicn bicfeS kantend gc*
30 ftfjriebcn. SSicltcidjt mar ber ^nfjalt ber einen bic ftägttdje 9?aferetj beä
9Itf)ama3, meiere DüibiuS in bem feierten Jöudje feiner SBcrtuanbhmgen
befrfjreibt. $11110 licB if)", üornefjmlitf) aus £>afe gegen feine Ökmal;(in
bie ftno, rafenb maajett. $n biefer 9tnfcret) glaubte cv, auf bei* ftagb
311 fetm, unb eine Söluin mit %rvct) jungen, 311 berfofgen
' imperium [fehlt £).] * Zftrmiftottr« [twifdjrirbtu &i]
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&ouljohle0.
201
Utque ferac sequitur vostigia conjugis amons,
Deque sinu matris ridentem et parva Learchum
Brachia tendentem rapit et bis terquc per auras
More rotat fundae, rigidoquo infantia saxo
IKscutit ossa ferox. 5
Sföit beut onbem Sohne, SÄelicerteS, flöhe bte gleichfalls rafenbe $no
baöon unb ftiiqte fiel) mit ihm oon einem Seifen ins 9J?eer. — 3)ic
Otiten [teilten ben ©roll ber ©ötter gegen große 'ißerfonen unb ftamilien
auf ihren 93ü^nen gern bor. Unb mag fann in ber Xijat fcfjrccflic^cr
feuu, als ber unoerföhntichc £>aß eines allmächtigen SöefenS? — 93ou 10
bem Inhalte be§ ^tuerjteit fErauerfpielS bicfcS Samens, mißen mir etwas
meln\ 2luS einer Stelle bcS Slriftophanifdjen Scholiaften (in ben Wolfen)
erhellet nchmlicf>, baß fic bic Opferung bcS s $)rtjuS betroffen. 3Me £ra-
göbie l)at fönnen bortrcfflicf) fetjn, beim bic ©cfcf)i(^te ift ungemein, unb
fcljr Werth üon einem neuen £id)ter bejubelt 31t werben. @te iftbiefc: 15
2?or ber 3no I)ntte StthamaS bie s Jiephcle $ur ©cmahlin gehabt, mit mel-
ier er ben ^riju§ unb bie Spelle genüget. Sie rachgierige $uno gab
ber 3no in ben Sinn, biefc ftinber aus bem SBege au räumen. (Sö mar
eben eine große ZtymxunQ, unb baS befp^ifcf)e Orafcl mar um Sinti) ge*
fragt, ftno beftatf) ben ÖJefanbten, weldjer ben MuSfprud) bcS Grafels 20
hohlen mußte, unb biefer gab bor, baS Drafcl fyabt befohlen, ben $h™*
jus ju opfern. 5)cr SSater, wie natürlid), will burchaus nicht barein
willigen. $aS SSolf bringt barauf. £er $rina felbft ocrlangt, baß ber
Söille tcS DrafclS an ilmt Donogen merbe. $ie Gfroßmutf) bes ^h^jus
rühret ben Slbgefanbtcn. (£r eutbeeft ben betrug. WthamaS ergrimmt; 25
liefert bem $h ri ?"3 bic ^no in bie £>änbe, fich nach eigenem 1 Ghitbcfinben
an ihr ju rächen. $er eble s £f)ri£uS Beleiht il)r. — 3<h cr-^e^tc bic ®c*
fliehte nicht oölltg fo, wie fic fid) zugetragen hoben foll, unb Wie fie StpoHo-
borus unb «'püginuS befchrieben ; fonbem fo wie ich ft e P brauchen gebächtc.
Egex^evg. 30
(SrechthcuS mar ber fechfte ftönig uon Althen. 9Ran finbet feine
Spur, was ber Inhalt bicfeS Stüde gewefen fei). Slber ich finbc einen
ßug in feiner (^efrfnehte ber ungemein tragifch ift, unb ber fich ,DO hl
brauchen ließe. (rr loarb mit ben ©teufinicru in ftrieg ucrwitfelt. @r
fragte baS Drafel, mie er fich be$ Siegel bcrgeWißcru fotlte. Das Orafel 35
• [3n ber $|. ifl biet eine Seite unbeidjriebni ßetofteit]
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262
fHipIjo&Iea.
befahl ifjm, eine oon feinen Sikfjtcrn 31t opfern. Gr erfaf>e bie jüngfte
baau. Slber bie übrigen atte toollten btefer graufamen Cf)re eben fo roofjf
ttjeitfjaft toerben. SBetd) ein Streit unter biefen frommen (5dnoärmerin=
nen! 55)ie jüngfte morb geopfert, unb bie übrigen brauten fidj sugteidj
5 mit um baS 1 Seben. D be$ oermanften ©aterS!
Svegrjg.
9Iud) unter biefem dornen f)at 3opfjof(c3 alpet) Srauerfpictc ge-
malt. S)a3 eine fjiefj ftvegrig ö Iv Sixvavi, b. i. £f)tic)t in «Siction,
unb fan oon bem fonberbarften fct)re(f(icr)cn ^n()otte getoefeu fetin. 3lad)
10 ber abfdjeuUcfjen SKa^eit, bie iljn fein ©ruber tfjun liefe, ffor)e er narf)
Siction. Unb t)icr toar e3, too er, auf ^Befragung beS DrafelS, toic er
fidj an feinem ©ruber rächen foHe, jur Slntmort befam, er folle feine
eigene $od)ter fdimängern. @r überfiel biefe audj unbefannter SSeife,
unb au3 biefem ©etifd)Iafe marb StegiftfyuS, ber ben 2ltreu3 ^ernaef) um-
15 braute, erjeugt. -5>ic SBerjtoeiflnng einer gefajänbcten ^rin^effin! SSon
einem Uubefannten ! %n loeldjcm fie enbltct) iljrcn SSater erfennet ! Crine
oon ifjrcm SBater gefdjänbctc Sodjtcr! Unb auö SRaaje gefdjänbet! ®e*
fdtjänbet einen SKörber ju gcbcujren! SMcfye (Situation! SSefcrje Scenen! 2
geugnifee beS (Sicero.
20 SBenn Cicero in bem erften 93ud)e de Officiis oon ber SUug-
fjeit rebet, beti ben Sieben unb $anblungcn auf bie Umftänbe ber «Seit
unb bes Orts ju fef)en, oon ber iviat-ia, ba£ ift loie er§ erftärt oon
ber acientia opportunitatis idoneorum ad agendum temporum: So
fagt er unter anbern: Turpe est, valdeque vitioaum, in re severa
25 convivio dignum, aut delicatum aliquem inferre sermonem. Bene
Pericles, cum haberet collegam in praetura Sophoclem poetam,
hique de communi officio convenisaent, et ca8u formosus puer
praeteriret, dixisaetque Sophoclea: 0 puerum pulchrum, Pericle!
At enhn praetorem, Sophocle, decet non solum manus, aed etiam
30 oculos abstinentes habere. Atque hoc idem Sophoclea s'i in Ath-
letarum probatione dixiaaet, juata reprehenaione caruiaaet.
3n bem britten Üöudje de oratore, mo er anmerft, bafe man in
ben frönen SBifrcn fünften unb fünften auf oerfd)iebne SBeife gteid) grofi
fetin fönnc: Atquo id primum in poetis cerni licet, quibus est pro-
' ba* [f«tft $f.] ■ [$ier folgen in ber $f. jiuei leere Seiten]
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263
xima cognatio cum oratoribus, quam sint inter se3e Ennius, Pa-
cuvius, Aceiusque dissimiles: quam apud Graecos, Aeschylus, So-
phocles, Euripides, quamquam omnibus par paene laus in dissimili
scribendi genere tribuatur.
ftm Cato major ober uom Htter, Wo er geiget, bajs e3 nidjt fo* 5
hjottf ein Ungfütf, aU ein GHücf [et), ba|3 baä Hilter frei) uon SPoffuften
ift, fagt er : Bene Sophocles, cum ex eo quidam jam affecto aetate,
quaereret, utereturne rebus venereis: Dit meliora, inquit, libenter
vero istinc, tanquam a domino agresti, ac furioso profugi.
Tetiullianus. 10
3n feinem SBudje de Anima, in bem Kapitel de Somniis quo-
modo ea patiatur anima et unde eveniant; loo er von träumen
rebet, meldje eingetroffen.
„Coronain auream cum ex arce Atbenae perdidissent, Sopho-
kles Tragicus somniando redin venit. tt 15
$oit Polo, tuc(cr)er in ber Electra be$ Sopljofie* ngirte. Gel-
lius lib. VII. cap. 5.
Safe 6opl)0iTc* ben ganzen %\\l)aü feinet Oedipi Colonei crbidjtct ;
fogt unter anbem Pausanias (in Atticis edit. Kubnii p. 69.) roo er
uon bem $>cnfmole be$ £)ebipu3 unter bem ftrcopaguS rebet: Tlokv- 20
jigayfiovcov öe, Ivqioxov %a öga ix Sr^ßcjv xofuo&evia • %a yag
ig %ov ßavarov JSoyoxAei nenoiri^eva top Olötnoöog, 'OfitjQog
övx ha f.wi Öo$ai mga, ög iq)t] Mtjxigea, reXevx^oavtog Olöt-
noöog, imiCKpiov iA&ovra ig Srjßag dycovtoao&ai : de quo quum
sedulo quaererem, ejus ossa Thebis eo deportata comperi. quae 25
enim de Oedipi morte Sophocles finxit, Homerus* facit, quo minus
vera fuisse credam, ab eo enim traditum seimus, Mecisteum The-
bas profectum, iis ludis qui ad Oedipi tumulum facti sunt, decertasse.
* Homerus Iliacle.
$ic anbere Stelle be$ ^aufauia* oom 8opl)of(e$ ift in bem nefynt* 30
lidjen SBntfje p. 48. s $aufamn3 rebet uon bem Stjeater ju 9ltf)en. (rr
fagt bafj üerfdjicbner fd)lecf)ter befonberS fomifrfjer ^octett il)re Silbfäuleu
bafclbft aufgefteltet Wären unb fäfjrt fort : Tqayojötag öe xeivxat top
<pavEQb)v 'Evqimörig xai 2ofoxhjg. Aeyeicu öe Socpoxfaovg xe-
264
AeviqoavTog, iaßaleiv ig ir\v 'Atuxtjv Aaxeöaifioviovg, xai oycov
tov fjyovftevov ideiv imgavxa öi Aiqvvoov, xeXtveiv tiftaig, öaai
xa&egqxaoip im xoig xe&veüxji, ttjv 2eiQi]va ttjv Neap xifiav.
xai öi xo övclq Sotpoxtea xai xijv Soyoxkeovg nottjoiv iyaivexo
5 i%eiv. (ftutytiu* foQt man müfle ig Sotpoxkea ixeiv lefen. Unb beim
fjeifet cä fotriel afö i%tiv uvog, pertinerc. (53 fdjetne auf bat So»
nfjoffeS unb [eine ®cbtd>te 511 flehen.) 'Etüj&aai öe xai vvv in noi-
rjfianüv xai koywv 10 iitaytoyov 2eiQt]vi iixa^eiv. Ex Tragicis
vero nobiles positi sunt, Euripides et Sophocles. Fama est sub
10 idem tempus, 1 in Atticam irrupisse Lacedaemonios : corumque
ducem sibi visum Liberum patrem videre, mandantem ut novam
Sirenem omnibus, qui mortuis haberi consuevorunt, honoribus pro-
sequerentur. 2 Id vero in quietc visum, Sophoclem et ejus
habuit poesin. Obtinuit certe consuetudo ut nunc etiam poo-
15 mata et orationum quodvis genus, in quo insit suaviloquentia,
cum Sirenis cantu conferatur.
(Skid) barauf er^It er, ba& 2lefd)t)luä üon fid) fetbft fcfjrctbc,
$ad)u$ fen ifyn in feiner 3ugatb, als er bei- Trauben gefnttet (yvkao-
oo)v gayvXag) crfdjtenen, unb tjabe ifmt befohlen, Sragöbiat 31t fetyretbat.
20 daignige b& Cicero.
3n feinem Orator gfeiet) 51t Anfange, fcjjt er xijn 31t bat
Ttcfjtern ber erften (Haffe: Nam in poctis, non Homero soli locus
est (ut de Graecis loquar) aut Archilocho, aut Sophocli, aut Pin-
daro, sed horum vel secundis, vel etiam infra secundos.
25 dcDivinatione lib. I. tuo er uon bau lualjrfagai ber träume
rebet, roetdje audj ^fjjitofopfjcn gehabt Ijabeu: Adjungamus philosophis
doctissimum hominem, poetam quidem divinum, Sophoclem: qui
cum ex aede Herculis patera aurea gravis surrepta esset, in som-
nis vidit ipsum Deum dicentem, qui id fecisset. Quod semel illc
30 iterumque neglexit: ubi idem saepius, ascendit in Areopagum:
detulit rem. Areopagitae comprehendi jubent eum, qui a Sopbocle
erat nominatu9. Is, quaestione adhibita, confessus est, pateramque
retulit. Quo facto fanum illud Indicis Herculis nominatum est.
' tempus, quo supreimim dicin clauserit Sophocles, li<oufotiia*] * prosequeretur. [$au=
fanta*]
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205
3u Anfange bcä fünften SöudjeS de finibus, ift ein Bcugnifi
für ben (Geburtsort beS <Sobf>ofteS. $>tc unterrebenben ^erfonen gefyu
in ber habende föajjiren nnb erinnern ftdj ber berühmten Männer, bte
bafetbft geteert fyaben: Tanta vis admonitionis inest in locis, ut non
sine causa ex his menioriae dueta sit diseiplina. Tum Quintus, 5
est plane Piso, ut dicis, inquit: nam me ipsum huc modo veni-
entem convertebat ad aose Coloncus ille locus, cujus incola So-
phocles ob oculos versabatur: quem scis quam admirer, quamque
co delecter: me quidem ad altiorem memoriam Oedipodis huc ve-
uientis, et illo mollissimo carmine, quaenam essent ipsa haec loca, 10
requirentis, species quaedam commovit, inanis scilicet, sed com-
movit tarnen.
3n feinem Cato Major, ober Dom 2Uter, wo er untcrfudjt ob
bie Seetcnfräfte im 9(tter abnehmen: Manent ingenia senibus, modo
permaneat Studium et industria: nec ea solum in claris et hono- 15
ratis viris, sed in vita otiam privata et quieta. Sophoclcs ad
suramam senectutem tragoediaa fecit: quod propter Studium cum
rem familiärem negligere videretur, a filiis in judicium vocatus
ost: ut, quemadmodum nostro more male rem gerentibus patribus
boni8 interdici solet: sie illum, quasi desipiontem, a rc familiari 20
removerent judices. Tum senex dicitur eam fabulam, quam in
manibus habebat, et proxime scripserat, Oedipum Coloneum re-
citasse judieibus, quaesisseque, num illud Carmen desipientis vi-
deretur: quo recitato sententiis judicum est liberatus.
Sie lange Stelle, luetdjc (Sicero auS ben Trachiniis überfefct 25
f)ctt, ftetjet lib. II. Tusculanarum Quaestionura.
tfjar.
Grfter ^tuf jitg. (Srfter Auftritt.
ÜÖcineroa. ÜTtfie irf) bid) fdjon oft, Sofyn beS SacrtcS, bem
geinbe b:n Öortfyeit abzujagen fd;tau frcmüfjt erbütfet : fo erbtide tri) bid) :J0
and) ifct, r)icr unter ben Srfjif^etteu be» Wjar, am äuSerfteu ujm anüer-
trauten Gnbc bes Sagers. Xu fpäfyeft, unb fpüreft, unb ^iljlcft, unb
mifceft af(e feine frifajeu Iritte, um 31t uu&en, ob er brinnen ober nidjt
brinnen ift. N 21>ie mof)t leitet bid) gtcidjfam ber untrügliche ©erud) bcS
lafoiufdjen ^mbfpietS! Gr ift roieber brinnen, ber »tonn! Sdnueift 35
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266
Sopljofilw.
rinnt ihm oou bcm 3(ntli£e unb SHut Don bett mörbrifchen |>änben. 28a3
ficheft bu nod) fo frf)arf nad) biefcr Jfjürc? Xu barfft mir nur fagen,
warum bu bir biefc 9)iül)c giebft, unb bu fannft uon mir atte£ erfahren.
Ultjffeä. D Stimme Üöfmerocn*, mir mertl)efte unter beu ®ot=
5 teru! ©eun nur altjumohl, ob bu gleid) uufichtbar bift, fcimc icf) beine
Stimme, unb mein (Seift ift befaimtcr mit ihr, a(3 mit bcm ehernen
SHangc ber Jtirrfjcnifcfien Drommete! Sie follteft bu eä nicfjt wifeen,
bafc id) biefeä feinbfeligen 9Rannc3, beö 3(jaj megen, midfj hier herum-
treibe? 3tf)m, " nD feinem anbern, fudje ich, auf bie Spur ^u fommen.
10 Gr hat un3 biefc 9^act)t eine %\)at berübet, beren fid) fein 9J2eufct) Der*
mutzet ^ättc; menn er fic anberä beritbet tmt. Xenu nodt) toiften mir
nid)ts gennfies; mir bernmttjen e3 nur; unb freljroillig fyabc ich mich
felbft ber meitern 9cad)forfd)img unterzogen. ©3 finbet fid) alte unfer
Jtfeutcineh fd)änblid) zugerichtet, unb mit fnmt ben Ämtern ermürget. 3-eber*
15 man glaubt ilmt bie Sdmlb fcemneffen ^u bürfen; unb eine SSadje hat
au^gefagt, fic habe if)n gan^ atiein mit bluttrieffenbem Sdm,'erbc über
ba§ gelb lauffen fefjen. [nrjödco salio. tieöov, %b. terra solum, bar)er
tö Jieöhv plaoities.] 1 Sogleid) machte id) mid) auf; [dtooio erumpo.
prosilio.] 1 unb bie ftujjtapfen, bie ich erblide, beftärfen mich aum
20 3:r)ctt f sunt $hcü bermirren fie mich ; id) fan nid)t begreiffen, mefeen ftufe-
tapfen c£ fiitb*. SJber bufömmft! [iqrfxa advonio. bon f(xo) venio.] 1
Unb mic erwünfdjt ! Seiner leitenben #anb, ber ich mich immer übertiefe,
überfafc ich mich noch-
SDciner ba. $aS mete ich, UttjffeS. $ch hielt bein Spähen gc*
25 nehm, unb ging bir fogteid) entgegen.
Utrjff e£. (Mtigfte (Göttin! @o ift fie nicht bergcbenS, meine 9#ühe?
SKinerba. Qx ift ber $hä* er ' ® r W
Uli) ff e^. Unb ma§ (ja* tyn fo SSiberfimtigen bermögen
fönneu ?
30 Seiner oa. $er müthenbc gorn über bie it)m abgefprod)enen
SBaffen be$ Stdutte^.
* öia tijv ftaviav, fagt ber Sdjoliafte )ef)r woljf, dvaixvevtos xcu im-
TetaQayf*£VTj /; ßaat$ yeyove tov 'Atavtog. %n ®ang eineS 9tafenben ift fo
oerwirrt, baß man au§ feinen dritten nicht flug werben tan. [ra^onw. com-
35 moveo. turbo. imxaQtttxto perturbo.] 1
■ [Sie in cdiQC flfammcrit einßeldjtoncnen Söorte fte^en auf bem «ante ber
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2«7
UlnffcS. 2Ibcr bic £eerbe, mavum fiel er über bic tycr?
Sftinerua. @r glaubte feine £änbe mit eurem ©tot $u färben.
Uh)ffe£. Unb alfo galt e$ ben ®riecf)en?
SRinerüa. <Sie mürben e3 autf) empfunben fjaben, menn td) itirfjt
gemefen märe. 5
Uü)ifc£. SBcfdje SBcvmcgenfjcit ! SBeldic Sottf üfnu)cit !
ättinerua. (£* mar 3lad)t; er mar atiein unb ging aU ein
SÖceudjelmörber auf eud) to§.
UltiffeS. 2Sic roett, mie nafje fam er benn feinem Sick? [Ixve-
opai, venio. dcpinrio/nat, pervenio.] 1 10
SOiiuerba. 3rf)on nafyte er fid) ben Beta beiber 3tettrf)erren.
UlnffcS. Unb road Ijiclt ba feine** rafenbe ftauft?
äßincrua. ftd)! %d) ftörte ifjm biefe graufamc ftreubc. 9Hit
täufdjenben Silbern füllte idj fein Wugc, unb manbte ifjn gegen bic Oer*
mifdjtcn beerben, gegen bie £riiter be* fämmtUdjen $öeuteuiel)3. 2Beld) 15
ein 5Ke&eht ! 2lUe3 fjieb er um fid) in Etüden. SBatb glaubte er, beibc
Vltriben mit eigner |>aub 31t morbeu ; batb gegen einen anberu £cerfül)rcr
$u mittlen. $enn id) reifte ben SMmroifcigeii, unb tiejs bic graufatuftc
ber Grmtnen gegen ben Sobcnbcn to$. [dvtfxegos, ö $ insanabilis Don
dxioftm sano. ädagog. non divisus öon öaio) divido, epulam prac- 20
beo. öaiog per epulas.[?] d^iiqigog quod in partes secari non
potest. öiaiQio) divido t>on äigia). capio. döiaigeiog, individuus.
öiQvvco. incito. instigo.] 1
** Ober lüie aubre Icfeit, „feine bürfteube ftauft."
K. 2 3n ber Staufifaa. 25
Sie ^nfel ber ^bäaeter, mo ber SSater ber 9cnufif aa ftönig
mar, Ijiefc 3d)cria (Homer. Odyss. e. v. 34.) unb fotl ba* Ijcutigc
Gorfu fet)n.
Stuf Zutrieb ber SWinerüa begab fid) 9kufi(aa mit it)ren Wienerin*
neu 8 an ba$ Ufer bc$ 9Jiecre3, if)re SMciber ju maftfjcn. ba3 ge= 30
fd)et)cn, trotfnete fie biefelben auf bem Ufer; unterbefcen babeten, falbten
l"ie fid), unb fyielten s D?af)fycit v. 99.
1 l$ie in erfiflf fttatnmecn eittgef^toTfenett SBorte flehen auf bem 3ianbe ber $f.l • [3>ie fofaenben
«emerfunnen jum „SopboTfcs" flnb auf SinjelMStter flef<firte&en. Ten »egtnu eine* neuen "Platte*
beute idj im Solgenbeu ftet* buref) einen Stritfi an.] ' Itenenn [oerfdjricben $f.}
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268
Avxclq inei attov xaQq&EV öfKocti xe xai dvxrj,
cacterum ö anog frumentum, cibus <fy<tt>i? scrva, 0. dauau), domo.
2(paiQH xai x' (2q' inai£ov, dno xQr { ÖEfiva ßaXovoai.
capitis ligamentum; vitta.
5 Tfioi 1 de Navaixaa AEvxwAEvog fjQ%£to ftoX7irjg.
pulchra ulnos cantus giebt bcr,
Überfe&cr ba$ le&te 28ort, oUet« polnt} üun fteAjua canto, tjeiftt
eben foroofjl and) saltatio ad cantum aU cautus.
Unb v. 115
10 ^(paiQav inen' i$$iif>E fiex' dfMpvioAov ßaaiZeia *
(Jt.Trw proiicio noXe<o verso
AfMpiJioAov fiev äfiagie, ßa&Eifl d* ifineae öivrj
(vortex, gurges)
darüber fangen bic 5D?ägbc an 311 fd)reü:n, unb Utyffcä ertuadjt. Warf)
15 einer furzen Überlegung fartngt er auf bem $efd)retj nadjaugeljeit.
9aftv<t)v vjtEÖvaaeto ötog Oövaasvg
©cbüfdjc, 6, og. arbustura 6va> unb ivv<o, subeo, ingredior. bxo-
6v<a, opai subingredior.
Ex 7ivxivt]g ö' vXqg tixoqSov xXcloe %eiqi nctx £t ll
20 \o öiel at3 nvxvrj raateria, frutices xAata frango naxvs spis-
sns, pinguis
(DvXXoyv, o>g Qvoaixo 2 tieqi XQo'i ftrjösa qxoxog
$v<ü traho, custodio to f*tjöog, cura, ta firjdea,
ta didoia.
25 Bij 6' ifiev, <bge Xeo)p ÖQEOixgoipog, dkxi nEJio&uyg
pro ißt} pro levai. ire.* confisns
Vg' ho' fiofisvog xai dtifievog, iv öe öi öooe
boi plno intus ei oculi
Aatexai • dvxag ö ßovaiv ijiEQxexai, ij öisaaiv
30 Satt» comburo is ovibus
'He fisx' dygoxsQag klayovg • xeIeicu öe £ yagrjQ,
aut agrestioves cervos eum
MrjAa)V nEiQtjaovxa xai ig nvxivov öopov ttöeiv.
xo firjAov ovis tentantem
35 $ie SRägbe erfd)rctfen attc über tyn, unb laufen baoon. $ic einzige
Wauftfaa bleibt ftetjen, unb er rebet fie Don meiten au.
SuibaS fagt unter Waufifaa, bafe ib,r Warne fic^ 511 ityrem SSolfe
' | liefer »er« mit ben baju fleböriflen tttflärungen ift in t>er $f. erfl nadjträßticb, beigefügt]
• $voait<ü [oerfdjtieben $\.} * [$ter folgt ein unlefctlidie» Sttoct]
^oufjohfea.
269
unb Sanbe feljr woljt gefdjicft ; inbem bic Sßfjäacier vavrixcjTaToi övteg
tnexaiov (xaiü) uro, imxaib) aduro) raig vavai maaav (pix) nqog
dofpaXeiav. (securitatem. GqxxAAü), o<paZfia)
Unter 2q>aiga merft er an, bu tijv trjg oqxxigag Ivqeaiv Ava-
yaXXig t) KeQxvqaia (Corcyraea) ygafifianxi], Navaixaa tjj AI- 5
xivoov &vyatQi dvazi&rjoi.
2ftf)enauS Hb. I. p. 14 fjat nodj ben Suiafc, ben ©uibaS unter
Anagallis 1 aud) felbfi t)at, 2 Anagallis f)abe e§ getfym, tOg 7io?uttöi
Xayi^onevrj ; civi suae gratificari cupiens. 3)enn wie ber fjomertfdje
©djoliaft jagt 2x£Qta s ixaXeno f} vr\aog to>v &aiaxü)i>, to öe fie- io
t« tövtö ixAtj&rj KegxvQa (Corcyra).
3$ fage im Sanse; nnb e3 war eigentlich bn# öatlfpiel. 910er
bie S^örifttf mar ein $f)eil ber Drdjeftif, welche ade förperticr)c
Übungen unter fiel) begriff, wo bie ^Bewegungen naef) einer gewinn @u*
rntfjmie, nadj bem Safte, gefeiten mufeten. $te $f)äacier überhaupt, 15
waren in bem ©anfiele fein* getieft. Od. (9 370.
[SJenn an fie (Waufifaa) fotlte fid) UüjffeS] 4 p erft wenben; fie
fotlte ifjm ben Sßeg jur 5 ©unft tf)rc3 SßnterS bahnen. <Sie fommcu nlfo,
waft^en ifyr ©erätf) unb troefnen eä auf bem Ufer; unb inbem e3 troef*
net, baben unb falben fie fiefj, unb lagern fidj ju cf?en, unb ftefjen auf 20
ju fpielen. Unb wn3 fpielten 6 fie?
JZcpaiQfj zai t' dg* inat^op, dno xgfjÖEfwa ßaXovaai,
Ttjui öe Navaixaa XevxoyXevog fjQX €T0 tio2.7ii]g(ft).
(ff) 7 ®ie $rau $)acier überfe&t biefe Stelle: Le repas fini, elles quit-
tent toutes leurs voiles et commencent a joner toutes ensemble a la paume. 25
Nausicaa se met ensuite a cbantcr. (Sie f)örct otfo bie SRaufifaa
fingen, wo td) fie nur ton5en fefye. (Sie fyat au3 ber 9ldjt gelaßen, baß ftoAnq
niajt bloß cantus, fonbern eben fo oft tripudinm, saltatio tjeijjt; wegen bei beibeu
gemeinfajaftlichen %aHi. Hqx^o poXmis t>ei§t baber fjier Wetter nid)t$, att fw
f i n g b a 8 6 p i e 1 a n. 3d) finbe bafc Bürette, in feiner «bbanbumg oon ber 30
<3l>f}äriftit ber Sllteit, (Meraoires de Litterature des Inscriptions et b. 1. T. I.
• Agallls [oerfa)rieben |>f.; nidjt ©uibo«, fonbern ttt&enäu« (treibt ben Tanten fo] * ben Suh
ba« . . . felbjl bat. [nad)traßli(6, in ber $f. binjuaeföfli] * E%eQta l»erfä)rieben * [Her
folgenbe 6(^(ug be* «bf(^nittea K ift in jwei ^anbfe^riften erbauen, einem nur 6,alb befrfiriebetteii
Hoppelbtatt unb einem etroaä fnäteren (Jiitjclblatt, bas bem foljenben «bbrud gu ©runbc liegt,
luie e8 aud) ficjfing felbft bei bem Don iljm jum Srud beförberien Süften ald Vorlage benü^te.
Slie in ediae »lammeni eiitflef^lofieuen Mitfanfl<m>orte fehlen in belben ©anbfe^riften.] ' ju ber
[^oppelbiaitj • ipielen [Soppelblatt] ' l^ieje «nmerrunfl feljlt im XoppelblaU
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270
&upIjonlcs.
Sie fc&Jagcn S3oH, unb 91 q ufif aa fclbft madjt ben Anfang. Sftun toitl
9Jcinerrja, bafs XI ( t) f f e ö erwache. X)ie $rin$cffin roirft; bcr $8aß
mint einen fatfcf)cn Slug; er fällt in einen tiefen (Kraben; 1 bie ÜDcagbc
fd-reuen; unb Ultjffe» erroacht. (£r entfchlieftt fid) fur^, auf ba£ GJe*
5 fahret) $u p gehen. 2 5lbcr er ift naefet, f^tittcriiacfet ; unb e3 tuar ein
iuciblicr)c$ Öefdjretj! 2Sa£ tfjut ber -Dcann, bem nie in bei* 9iorf) ein
roeifer Statt) gebradj?
i?x nvxvr\g* ö" IXrig moQ&ov xXaas #«£t naxEifl
0vXX(dv, <bg Qvoaixo tieqi %qoi firjöea (pcotog.
10 Ify (5* d>££ ^fCtM' ÖQEÜlTQOCpOg, dlxi 7l£7lOt&Ct)g,
Og' ha' vofisvog xai dtjfiEvog, iv öe öi öoas
AatEtat ' dviccQ ö ßovaiv inEQXExat, // öieoaiv
He ftEt y dyqoTEQag Ikayovg * xeAerai öe £ yagrjg,
Mt]Xo)v 7i£iQf]aovTa xai ig nvxivov dopov iA&Eiv.
15 m\d) ein ®emäf>lbe! Söeftf) eine $ergleid)ung (gg)! So fömmt ber
nadte, fürchterliche 9flanu auf fic p. 4 S)ie Stäbchen fdjrcrjen unb fliegen.
$ie einzige 9Za ufif aa bleibt ftel)en unb erwartet it)n. u. f. ro. — Aber
maS finb ba* für Auftritte für ein Xraucrfpicl ? „©opI-oHcS, fagt
„bie $r. 35acier, fyaltt au§ biefem ho^rifc^en ©toffe eine Xragöbie
20 „gemacht. 5 münfduje, baft nn* bie biefeS Stütf aufbehalten
„hätte, bamit wir fehen tonnten, luie tueit e» bie $unft mit einem folgen
„Stoffe bringen fann."(hh) ^d; roünfdjtc c$ gleichfalls. Aber mürbe
p. 155) ben nehmlidjen fytycx maajt. 2)enn er fiberfefct : pendant que la Prin-
cesse de son cot6 les anitnoit par son chant.
25 (gg) vid. NB.'
(hh)' $n ben Anmerfungen p ihrer Iteberfe^mtg : Sophocle avoit fait
une Tragedie sur ce sujet d'Homere, qu' il appclloit JIAvvtQias, et ou il
representoit Nausicaa a ce jeu. Cette piece reussit fort. Je voudrois bien
que le tems nous Tcut conscrvf'C, afin que nous vissions ce que l'art pouvoit
30 tirer d ? un tel sujet. $ie JIÄvvtquxi, ober SBäfcherinncu begSophoHeö,
werben Don bem ^ollur. angeführt; unb c$ ift nüerbtngS aus biefem Xitel su
f djliefeen, bafc ber Inhalt bie ©cfd)id)te ber 9? a u f i f a a geiucfen, unb e3 biellcid)t
9taufifaa ober bie SSöfrfjertunen gct)cifjcn fjabc, bergleidjen Doppelte Xitel
bei) ben Gilten nier)tö feltcueS finb. $cm ohngeadjtet würbe bie %x. Dacicr
35 bcjjer gettjan haben, e3 l;ier unter {einem fleiüölmlidjcn Xitel, 9iaujifaa, anp-
' in eine tiefe <»rube [Doypelblatt) * lurj, unb ge^et auf ba* ©eft^te^ 3U. [J)op}jflbIatt]
TTVKivrß [2)oppeIbInlt] « [Miif bem Staube be* 2?oppeIt»fattt*-s ift Tgier t»on üttfm mit SHot.
flift benterrt :1 fo weit bao (Sebrucfte. • Qcmodjt, bie |efjr wotjf oiifgeitoinmen warb, [toppelblatl]
* [Jie(e flitmrriunfl fet>lt im 3)oppeIbIatt]
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271
e$ mofjl aud) eine mirflidjc Sragöbie fct>n? %d) glaube fc^iuerticf» ;
fonbern c§ mürbe, allem ttnfefjen nad), ein fattjrifdje£ Jromo fetju.
34 fann $max nidjt fagen, bafc c» ate ein foldjcS oon ben alten (Schrift-
ftcHern, bie feiner gebenfen, angeführt tüerbe; aber ber fomifaytragifdjc
3n^aU ift attjuferjr für meine SRutfjmafeung, Don meld)er trfi finbe, bafj 5
e3 aueb, bie Sffiutfjmafjuug be3 (Safaubonu*? gemefen feu (ii). $>ie
Dbtoffee toar überhaupt eine reidje SBorratrjSfammer für bie fatnrifdjcn
©djaufpiele. $a3 einzige ©türf, meld)e£ un$ oon biefer (Gattung übrig
gebfieben ift, beö ©uripibeS (Suflopg, ift, mic befannt, gleichfalls
baranä entlehnet. $er (£f>arafter be3 Ulnffeä felbft madjte ifm 511 einer 10
fohjriföen *jkrfon fet)r bequem, 3d) fefcc baS SScfcu biefeS Drama aU
befannt borau*, 1 uon meiern mol)l *u münden märe, bafe e3 ein (Scnie
aud) unter 2 und mieberrjerftellen motlc. 2>ie Sragifomöbie mar in
biefer 9tbfidjt ein fcljr mißlungner $crfud).
füfjren. SBoljer fie übrigens ben Umftanb l)at, baß eS Diel Sei) fall gefun- 15
beit, fann id) nidjt fagen. %a) fürchte, c3 ift ein bloßer 3ufa& ifirer gütigen ^3cr»
nmtbung ; ben id) unterbefe eben jo wenig 51t beftreiten, als jn beftätigeu finft ljabe.
(ii) Fabricias: (Bibl. Gracc. T. I. p. 629)' Navamaa tota fuit
Horaerica et satyrieis draniatibus annnmeranda judice Casaubono. d)ite
Zweifel in ben Wnmerfungen über ben 9ltl)enäii§; 4 beim in feinem 53ud)e De 20
Poesi Satyrica ertvälmt er ber 5ianfifaa unter Den fattiriföcn Stürfen beö
SopfjofleS nicht.
NB. 5
(gg)., Man erlaube mir über biefc§ ©leicfjnifj, baS id) für einc§
ber fd)önften im Horner Ijalte, eine fleine SluSfdjmeif ung. Ijat feine 2f>
Gabler gefunben ; aber feine Skrtfjeibiger fdjeinen mir ben regten ^unft
nid)t getroffen $u fmben. 9#an lefe nur, ma£ (Slarfe in feiner 9lu*=
gäbe barüber anmerft. „Fuerunt qui Ulyssem hoc loco, viribus de-
fectum, procellaque pene enecatum, leoni fero parum apto com-
parari credideriüt. Eustathius vim similitudinis in eo consistere 30
existimat, quod Ulysses puellis Nausicaae comitibus, haud minus
1 3<f) fege tiorau«, bafj meinen £efetn ba« ffiefen biefeS $rama befannt ift, lJ)op»clbtott] 1 unter
[fdjeint tm ttinjelblatt au*ncftrirf}cn )it leinl 1 p. 8ß0) [Cinjelblatt] (Fabrlcius ... p. 629)
(feljlt im toppelblott] * Casaubono, fagt ffabriciuStn feinem SBerjeirfjni&e ber öerlobrnen
Stüde be* S o p f) o f I e i. Iii muß fid) btefe* auf eine Stelle be* 6 a f a u b o n u » in feinen %n-
merfunoen über ben SCtl>enäu<s; [£owelütatt ; ba* #citwort „bejie&en" fet»ltl 1 |IoS 3ei(brn
NB öerroeift auf baS unmittelbar uorauiflefienbe 5J[att, ogt. oben @. 270, 3. 25]
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272
quam leo, terribilis apparucrit. Chi xov Oövaaea yvftvov övxa
xai dvoTiQoaixov öia tovto (favt}i*ai fteza ßXoavQOTipog fieX-
Xovia taig xoqaig, Xfovti TiaQaßaXXei, lincov ,,Bt] <T Ijtev, <bge äe-
(ov etc. u Ena öeixvvg &g öv ngog ty\v 'OdvaaEcog dvögiav 1)
5 7iaQaßo/.i], dXXa ngog z?;»' 1 ixjiXrj^iv, i]v j-f dviov äi yvvaixtg
iiia&ov, inayei (vor. 137.) n 22fi£QÖctX.£og ö' dvifloi (pan] etc." D na .
Dacier leoni oum ideo comparari arbitratur, quia audito puel-
larum strepitu, hominibusne mitibus an crudelibus occursurus esset
ignarus, ex arbusto nudus animoque intrepido egrederetur. Mihi
10 in co potius consistere videtur comparationis vis, tum quod Ulysses
mari humidus, totusque spuma foedatus, leoni agresti procellisquc
afflicto „Vg' ha' io/ievog xai drjfievog," similis dicatur; tum quod
necessitate coactus (v. 136) ex arbusto puellis timidis sese nec opi-
nato ostenderit, ipsisque (uti observat Eustathius) fugam et ter-
15 rorem haud minorem, quam leo ferus ovibus aut hionulis imbe-
cillibus, ineusserit." 9icc^t gut; atte bic t>crfd)iebnen 9lcl)nlicf)fcitcn,
bie (£ u ft a t f) i u * , dacier, 6 i a r f c angeben, fiub augcnfdjeintidj : mirb
ober baburd) jene Unär)u(id)fcit gerettet, meldjc bie Sabler jmifdjen einem
abgematteten, iucljr. unb maffenlofen tarnte, unb einem Sömcn finben,
20 ber fid) auf feine (Starte üerläfjt, dXxi 7i£7ioi&ü)g? 6$ ift mafyr, Mo-
nier üerlicbt fid) oft ein wenig in feine OtfeUfutijse, unb mal)tt fic mdjt
feiten mit 3 u 9 en aü *t bie fid) auf baS $crgüdjene nid)t antuenben taften,
unb nur ba* iöilb lebhafter unb inbiuibuefter 51t marfjcn bienen. Sfann
baS aber ber tfatt Ijier fetyu? StRit nirfjten; benn hmljre Uuäfnu'idjfeiten
25 müften bergteidjen bentäufftge Büge nie erroetfen. 3d) erinnere mid) ba-
fyer mit iBergnügcu einer Stelle bei? Xfjcmiftiud, ber aud) biefem £ertio
ber $ergleirf)ung eine gan^ bortrefftidjc SBcnbung $u geben gcnntfjt lyat
(Sr fagt netyndid): aßerbiugä ift ber abgemattete, lucfyr unb roaffentofe
lUnfjeS, aud) ijjt norf) ein Sftann, ber fid) auf feine Starte üertäftt;
30 nur ift bic ©tärfe eiltet UtnffcS iud)t bie förperUcfye ©tärfc eine*
9td)ine$, fonbern beruhet in feiner Sttugfjeit, in feiner 23erebfamf eit ;
biefe f)attc er in feinem ©djiffbrudjc üerlieren föuucn ; unb auf biefe Oer*
Ue3 er fid). II de dXxt] i)v uqcl ö Xoyog, öv dfeAeo&ai fiovov
to öaifiovtov övx i^iaxvae • xaitoi ra XQW aTa 7 E dcpeXofurov,
35 xai rag vavg, xcu rovg oiQfaimag, xai vi] Aia ys tov %no)va
« xr t v [fe!)lt £j ]
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273
to tsXsvtaiov • dig <5vx övvaftig fj OSvaasayg • x// yow
dAx# inenoi&ei, xai ixeivoyv dnoXoyXotüiv. @3 ftet)et bicfc (Stelle
ju (£nbe feinet nootQEntixov hg <I>Uooo(piav, (Edit. Hardu. p. 309)
unb Oerbienet bet) biefem SDrte beS £omer3 oor allen anbem angezogen
ZU werben. 5
L. @r machte in feiner ®unft Oerfd). Steuerungen,
beren jum ?lriftotele£ gebenft.) noXXa ixaivovQyrjasv
iv toig äywoi. (Ste ift r)icr nicr)t öon ben SBerbefcerungen bie Siebe,
burd) bie ©opt)- bie £ragöbie felbft ihrem SSefen unb it)rer SBoIlfommen«»
heit nät)er brachte, fonbern bloS t>on ben Neuerungen unb ,3ufäfoen, bie 10
er in ber Äunft fie aufzuführen machte. Unb bie <&efd)idjte biefer filtnft
fa&t WriftoteleS, in bem 4 ^apit. f. $id)tfunft, folgenber SÄafjen fürzlich
Zu fammen. Kai noXXag fiEtaßoXag fistaßaXovoa ^ toayyöia
inavoato, ijiEi io%e tr\v iavtrjg qpvoiv. xai tots t(ov vnoxQitcov
7zXrj&og it- kvog iig övo nqoitog Aiö%vXog rfyaye, xai ta tov 15
%oqov JjXatTüXJe, xai tov Xoyov 7iQO)tay(ovigt]v nageaxevaae •
iQeig de xai oxqvoyoayiav SoyoxXyg. $en beften Kommentar über
biefe Söorte beS SlriftoteleS giebt eine ©teile beä 2>iogene3 SaertiuS, too er
bie ®efd)id)te ber SBeltmeiSheit mit ber ©cfdncfte ber Sragöbie öergteidjt :
(boneo öe to naXaiov Iv trj toayqdia tiqoteqov fiev fiovog ö %ooog 20
öiEÖQafiari^ev, ögeoov öe Ssanig kva tTtoxgitrjv it-evosv vjieq tov
diavanavEO&ai tov X°Q 0V > xai öevxeqov Aio%vXog, tov öe tqitov
SoqpoxXrjg xai awEJiXtjQoyoav tr\v toayydiav ' . Övtwg xai trjg
(piAooo(piag x. t. X. S)er SBerftanb Don beiben Steden ift biefer: 5ln*
fangS mar bie Sragöbie nichts als ber ©efang berfdnebner ßoblieber ju 25
(Stiren beS ©acdjuS. $)amit ber (Stjor, roelc^er biefe Sieber fang, manch*
mal ruhen unb Wtfjem f köpfen fönnte, fiel $t) e fpi3 barauf eine inter-
effante 33egebent)eit ba$n)ifcf)en ton einem aus ber 93anbe erje^ten ober
öorftellen zu tafjen. MefchtoluS öertuanbette biefe (Srzehtung unb Söorftel*
lung bie öon einer einzigen Sßerfon gefchafj, in ein orbentlidjeS ®efpräch, 30
inbem er eine zroeöte Sßerfon hinzufügte, unter bie ftdj nunmehr bie <$e*
fdjic^te öert^eilte, obglei(h nothnienbig bie eine meljr $lntr)eU an ber $anb*
lung ^ben mufte, als bie anbre. 3)er ©a^aufpieler, welcher bie ?RoHe ber
^auptperfon fpielte, t)ie^ IlQtütaymugijg ; fo Wie ber anbre ÖEvtEqayoivi-
grig. @s mar aber barum nicht nothmenbig, bafe baS ganze 5)rama nicht 36
fl e \ f t n , f dmt«*e <B«rtften. XIV. 18
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274
mefjr al« jweft ißerfonen tyben fonnte; benn bcr Eeuteragontfte tonnte
berfelben gor wof)l meljr a\$ eine Oorftctlen, wenn fie nur nidjt mit
einanber erfdjeinen mußten. SIber mit etnonber jufammen fpradjen in
bem ganzen Xrama beren uic^t mefjr als gweti. @nblid) fanb ©opf)of(e3,
5 bafe aud) biefeä nodj $u einförmig mar; (Sr fügte alfo bie brittc ^erfon
f)inju, wcld>e TQitaycjvigrjg Ijief}.
SDiefer Tqitay. ift alfo bie erfte Neuerung, bie bem ©opfjofteä in
ber obigen ©teile be3 Äriftotetcö augefdjricben wirb. (S& äußern
fid) fyier oerfdnebene ©djwicrigfeiten unb SBiberfprüdje. 2öir wollen $a
10 erft ben 93 a r n e f i u 3 (im fieben be3 (Suripibe« oor f. WuSgabe p. XXXVI.)
fjören: Nam licet Aeschylus io prineipio Promethei aui Ro-
bur et Vira et Prometheum et Yulcanum simul inducat,
non ibi nisi duo tantum Peraonae loquuntur, hoc est Robur et
Vulcanua, nec enim Promet heua loqui priua ineipit, quam
15 caeteri Uli, opere absoluto, abierint, et priori scenae finem fece-
rint. (£3 märe gut, Wenn eä feinen anbern Auftritt öon breo Sßerfonen
beb bem SlefdwlnS gäbe ate biefen. SlHein, man f)öre ben $acier (in
feiner Wnmerfung über ba3 4. ®ap. bcr Wrift. 3)id)tf.) melier ofme
Zweifel ben ?lefd)Utu3 befecr gelcfen f)atte.
20 Ce qu' Ariatote dit icy, que Sophocle etc. 1
läfjt fid> f)ören. (f. bie Änrnerfung, morauf fid) biefe Söereay
nung grünbet.) 3)cm ofjngeadjtet wollte id) lieber feinen erften ©runb
annehmen, netmitid}, bafe ©opfjofleS beSroegen ber Grfinber be3 britten
©djaufpielerS genannt werbe, weit er fidj befecn in aßen ©tüden bebienet,
25 waö beu bem 9lefd)Ulu$ nur ein feltcner ftaU war.
Senn e$ mti§ fdjon ben ben Sitten felbft ftreitig gewefen fetin, ob
man biefe Grrfinbung bem 9lefd)tilu3 ober @opf)ofle$ ^ufdjreiben foQe.
(Sin atte§ Scben beg erftern, Wetdjeä StoborteHuS feiner Ausgabe öorge»
fefct f|at, fagt au3brütflic§ : tov tqixov tnoxQ. it. $a wjdj mefjr, Hri*
30 ftoteleS felbft, mufj ftd) an einer anbern ©teile für ben Stefd|titu3 tjierinn
erflärt fjaben, wcIdjeS au3 ber ©teile be$ Jljemiftiuss 2 ju erfeljen ift.
3a er Ijat fdwn einen SBegrif oon einem britten ©djaufoieler gc*
fjabt, fiefjc bie ©teile be3 ^otlur. p. 414.
' [tai weitere (Sitat (»gl. oben «b. VIII, ©. 852 f.) feljlt in ber $f.; bodj ift etwa« «aum frei
gelaffen, um ti nod)ju^olen] * [fton frember $anb ifl fneju unter bem lejte beigefügt:] * ©.
«eil. ff (Diefe* lebte Seiten ift benn aud) ben «Sorten be* folgenben Wnjelblatte» »orgefett]
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275
Themi8tius in feiner Siebe vtieq tov Xeyeiv, i\ no)g t<$> <pi-
Xooocpy Xexteov. (£r hriH bctücifen, boft nidjt äße Steuerungen ju üer=
toerffen finb, toetf öde Slünfte unb SBifienjicfyaften nad) unb naa) erfunben
Würben ; unb nimt unter anbern aud> ein Söetifüiet üon ber Xragöbie
(Edit. Ilarduin. p. 316.) 5
'AXXa xai ^ crefivr] Toaycpöia fieia naarig bfiov Ttjg oxevqg,
xai tov x°Q 0V ? xai %0) v vJioxQinov, 7iaQeXt]Xv&ev iig to SeaTQOv '
xai öv naoexofiev 1 AoigoxeXei öri to fiev jiqcjtov 6 x°Q°S itouov
flÖev iig tovg &eovg • ßeomg öe nooXoyov te xai fäaiv i^evoev •
AiaxvXog öe tqitov vnoxqiTr\v xai öxQtßavtag . ia öe nXetcj tov- 10
to)v 2otpoxXeog dnrjXavoafUv xai Evoimöov.
Bürette in f. «rnnerfungen üuer ben «ßtutor^ üon ber SRufif (Me-
moires 9 de Litt, de l'Acad. des Insc. et b. L. T. X. p. 222) rebet
üon ben Dtumüifdjen ©üieten. Quant ä ces jeux, ou Ton proposoit
des prix de Poesie et de Musique, l'une n'allant gueres sans l'autre ; 15
il y en avoit chez les Grecs un assez grand nombre. Premiere-
ment, les quatre grands 8 jeux de la Grece y estoient compris.
Cleomene, le Rhapsode, selon Athenee, chanta aux jeux Olym-
piques, le Poeme d'Empedocle, intitule les E x p i a t i o n s , et le
chanta par memoire. Neron y disputa le prix de Musique et de 20
Poesie, et fut declare vainqueur, comme le temoignent Philostrate
et Suetone, lequel s'en explique en ces termes : Olympiae quoque
praeter consuetudinem Musicum Agona commisit. Cet Historien
ubserva, comme Ton voit, que ce fut contre la coutume. Mais
le passage d'Athenee fait foi que ce n'est pas la seule occaaion, 25
ou Ton y ait deroge: outre que, suivant la remarque de Pau-
sanias, il y avoit pres d'Olympie un Gymnase appele La-
iich mion, ouvert a tous ceux qui vouloient s'exercer a Ten-
vi dans les combats d'esprit ou litteraires de toute espece, et
d'ou apparemment* ceux de la Poesie musicale n 'estoient point 30
exclus.
• nagexoi^ev [»erfdjrieben ty.] * Memoire [$(.] ' grand [$|.] * apparement
(wrfdjrieben $f.]
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M. 1 5Öon bcn Tetralogien.
Ttaft nad) bcm ©opfjofleS mit Tetralogien gegen Tetralogien ge-
ftrttten loorben.
©obalb al3 man meine ^Reinting annimt, (aßen fidj Diel T)iuge
5 oergleidjen, bie man fonft rool)l nnoerglidjcn laften mufj. 3. @. (Suripibeä
fotl nadj bem SBarro fünfmal, nadj bem $(. <£JeUiu3 funf&maf ben Sßreiä
gewonnen Ijaben. Ta ift fein SBiberfprudj. SSarro meint fünf Trilogien,
unb«. GJeHiuä $ef)lt bie Stüde bicfer Trilogien. @. ©ante ©uriöibeS(l).
55er ©djoüaft über bie Sröfdje be3 2lriftopI). 3« 67. Vvto de
10 xai äi AtöaaxaXtai <p£Qovoi, reXevttjaavjog Evqiniöov, xov tiov
ävrov öeöiöaxwai öfi(t)vvfio)g iv dgei I<piy£veiav ttjv iv AvZiöi,
AAxftauova, Baxxctg. T)a3 mar ofjne «S^iftf e i nf Trilogie, ober t>iet=
meljr eine Tetralogie, unb baä Satyrifdjc ©tüd ift nur f)icr meggelafjeu.
^ßfjilofleS, Oon meiern ©uibaS fagt, bafc er nad; bem (Juri*
15 pibeS* gelebt fjabe, Oon biefem citirt ber ©djoliaft be3 9triftoj>f)ane3 eine
Tetralogie iv tjj Ilavdiovidi ry xerQaXoyiy.
* xoig x^ofotj fteta EvQim&rp>. 9Bte ftimmt aber biefcS bamit ein, toaS
SlrifHbeS fagt, bafj er ben $rei$ gegen ben ©optjoflcS gewonnen. Siad^ufeljen.
ferner bie Tetralogien be3 XenofleS unb (SuripibeS Aelianus
20 lib. IL 8.
T)ie Tetralogien be3 $(ato. Aelianus lib. II. 30.
9iun bie Tetralogien, bie roiber meine Meinung finb.
1. 3)ie Tetralogia Orestia. beren §Criftopl)ane3 3röfd)e 1155 ge-
benft. Mein ber SlnontimuS in ber Descript. Olymp, fagt bafj biefe
25 Tetralogie in bem 2ten $al)re ber 80 DlömpiaS ben erften ^ßretö er*
Ratten, damals aber mar StefdjtotuS fd)on tob unb e» mar eines oon
ben Stütfen, bie nad) feinem Tobe auf ba3 Theater gebracht roerben
burften. $er ©djoliaft fagt oon bem Agamemnon, meldjeä ba$ erfte
©tüd in biefer Tetralogie ift ba3 nef>müd)e. Wber nrie fann ftabriciuä
30 fagen: atque inde Scaliger in Deacriptione graeca Olymp. #at
benn ©caliger biefe Tefcriptton gemadjt?
$iefe Tetralogie ift mir alfo nid)t su toieber moljl aber bie atoeote.
1 tfjn bei $f. au« L berbeffert] ' [fo abaetütjt fätj fünf je^nmal
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277
2. SSon welker ber Slnontymi* unter ber 76 Dtymp. 4. fagt:
Aio%vAog iQayyÖog ivixa Qivei, llegoaig, Thivxy üoxviei, 1
Ilgofifj^Ei.
0.
öon SCnäa, toiber toelcfje ber ftriegSaug geiuefen. 5
Avaia — igi 6e Kagiag, dvtixgv Safiov. xsxXtjxai dno
Avaiag Afia£ovog, ixei wyeioijg. — %o i&vixov, Avaiog.
Abr. Berkelius: Nisi Stephani verba essent clariora quam
Thucydidis, fluetuandum nobis foret, an Cariae an vero Samo
haec oivitas esset attribuenda: ejus verba libr. IV. ita sunt con- 10
stituenda, ut sensum ex iis elicias : Kai iöoxei dvxoig öeivov iivai,
fiij tbojisg %a iv Avaia im tjj 2a[iq> yevr\%ai t iv&a öi (pevyovxeg
%o)v 2a[iiü)v xaxagavtEg. Valla haec transtulit, quasi 'Avaia in
Samo esset sita, cum debuisset yertere: apud vel juxta Samum:
nam sie Graeci dicunt im xq> noxafiq) et im xaig &vgaig. 15
2apog, fagt ®tepf)anu3: imqxxvrjg ngog tjj Kagia vrjoog.
@trabo, roo er in feinem 14tn ©uaje bon ber jQfnfet (Santo 3
rebet; p. 946 ber $ttmefot>cenfcf|en StuSgobe:
A&rjvaioi de ngoxsgov fiEv m-ptpavxEg ggaxrjyov ÜEgixAEa,
xai avv dvxq SoyoxZsa xov noirjxtjv, nohogxia xaxa>g öis&tjxav 20
dnEi&ovvxag xovg Safitovg (rebellantes Samius obsidione gravi
adflixerunt.) tgsgov ös xai xArigov%ovg insfiipav xgio%iAiovg*
ij- iavxav, &v i\v xai NsoxX^g ö 'Emxovgov xov (piXoooyov naxrjg.
yid. Diod. Siculum in actis anni tertii Olymp. 84. et Thu-
cyd. üb. I. cap. 8. 25
Diod. lib. XVII. 8
(P.)
2)er @cf)oliaft beä Slriftopfjaneä Eiq. 696.
'Chi im fiio&q) iygatpe %a fieArj. xai yag 2i(i(oviörjg öoxei
ngayxog a/iixgoAoyiav iioevsyxEiv iig %a $3[iaxa f xai ygatftai $a- 30
fxa fiia&ov. xovxo de xai ITtvöaQog tpr\aiv divixxofievog (divia-
oofiai obscure significo bon divog apologus). iftun folgt bie ©teile
aus bem {ßinbarud Isth. ß. p Anfange, bte aber jum Steile ganj anberS
' üotvei, [$f.] * ataxUtovs, l$f.] ■ [Sal Citat f$flnt unttftttg ju fein]
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278
gclefcn nrirb als beijm tßinbar. To ftev xoi tzsqi xa>v xißioxav (xi-
ßaxog, fj, ov. arca, cista, bic grüne [?] SHepe) xov 2i/io)vtöov Xe-
yopevov ic.
AXX<og. *0 JSifMOPiörjg SießeßXrjxo im (piXaoyvoia * xai xov
5 2oq>oxXea öw öia fiXagyvoiav ioixevai xcp SifKoviöfl. Aeyexai
de öxi ix xyg gQaxrjyiag xtjg iv Hafity fiQyv Qioaio .
%aoievx<t>g (Iepide, festive) de naw dvxcp Xoyq öieovge (ovq<o
traho öiaavoa lacero) xovg ß' lafißonoiovg ' xai fiepvrjxai bxi
OfuxQoXoyoi • öder 1 ö ZevQ<pavr\g xifißixa dvxov nQoaayoqevei •
10 ftrjnoxe de idoxei* SotpoxXrjg neQi %ovg tuo&ovg xai tag vefieaeig
(foflte eS ntd>t üietmeljr Ijeifeen vefitjaeig t>on veft<o tribuo ?) öxpe note
yiXoxifioxegog yeyovevai.
Florens Christianus in f. Stnmerfungen über biefe ftomöbie:
De Sophoclis avaritia non adeo res certa, cum postulatus olim a
15 suis fuerit male administratae rei familiaris. Tarnen ferunt ex
Praetura, quam cum imperio in Samo gessit, grandem eum pe-
cuniam conflasse. Unde Xenophanes voeavit eum xifißixa. Est
enim xifißi£ ö Xiav fiixqoXoyog aeoi xa %qri(iaxa. Origo dno
x(üv xifißia)v, quae sunt oqyqxiai* vel fieXiaaia ab apibus, quas
20 parcas recte Yirgilius vocat. — Apud Athenaeum quoque Cha-
maoleon Simonidcm voeavit xifißixa et dtoxqoxeqöt]. Miror autem
Aristophanis inconstantiam, qui maximum et prüden tissimum poe-
tam et Theatri Scenici prineipem ita perstringat et vellicet, quem
opere maximo laudavit in Nebulis. Sane temperare sibi debuit
25 ab hac scabie, praesertim cum tantus olim fuerit ei honos habitus
vel ab hostibus, ut cum bello Siculo multi captivi essent Atheni-
enses, plerisque tarnen parsum fuerit propter communicatas ipsis
Sophocieas fabulas. Sed prisca Comoedia Satyra fuit tota, et
quod diximus antea, xax(og Xeyeiv Axxixov igt fieXi. Nec amicis
30 quidem parcebant comici.
28tber biefe ©teile ift öer|cf)tebne§ su erinnern. ©rfitid) in Ne-
bulis. 5)a£ glaube icf> nid)t. 3tt>et)ten3, toaren es bie SSerfc be§
©urtyibeS, tneldje ben gefangnen Wtljenicnfern fo gute $ienfte leiteten.
' diev [»einrieben $f.] • Motte [Mrf*tirteu Gf.J • oipixiai [$f.]
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X. 2)afe ottcrbtngö ^fato ben 93er8 2o(poi xvqavvoi beSWegen
bem ©uripibeä beigelegt, weit er geglaubt Ijat atte fajöne <Sprüd)e(djen
müßten in tf)m ftetjen, werbe icf> unten in KR waljrfdjeinlic^ genug geigen.
$ie Stelle oon ber ©inljeit (Sottet fteljt niety allein betont (SufebiuS,
fonbern audj 6etom Clemens Alexandrinua Aoyy nQoxQenxixtp 5
Tigog EXXrjvag p. m. 26. «Hein etwas öerönbert:
'Eig xaig dXti&eiaioiv hg igiv Seog
Vg övQavov i* ixevge, xai yaiav fiaxgtjv,
IIovxov xe xaQonov öiöfia, x#vefi(ov ßiag •
Svijxoi öe, novXvxeQÖia nXavcjpevoi 10
'IÖQvoatieo&a nrjfmxoyv nagatyvxriv
8e(i)v dyaXfiax' ix Xi&iv(üp fj %vX(ov ij %aXxeo)v
'H xQvooxevxxav, ij iXe(pavxtvo)v xvnovg •
Svaiag xs xovxoig xai xevag Jiavtiyvgeig
Nefiovxsg • övx<og ivaeßeiv vofii^ofiev. 16
(Seemens fagt bagu : dvxoyai fiev, Jjör] xai naQaxexivdwevfievoyg im
xqg axfjvtjg, xrjv dZfj&eiav xoig deaxaig naQEiar\yayev.
a Juatino quoque citatur p. 19. sed verbia aliquantum vari-
antibua. Syllburgua.
AA. loerffc Oon o^ngefe^r ben gmebten ©anb oon $mingerd 20
Theatro Yitae humanae auf, unb auf einmal werbe id) meinen @o-
tofjoMeS unter ben ©elbftmörbern gewähr*; unb flWar unter benen, bie
eS aus Surt^t bor ber @d>anbe geworben. 3$ erftaunte ; benn id> f)atle
mir gefcfjmeidjeft, bajj nid)t teid^t ein SebenSumftanb öon biefem $irf)ter
fenn müfte, bem id) nicr)t nadjgefpfirt, ben idj nidjt erwogen $ättc. $ie 25
2frt feinet SobeS wirb öerföteben ergebt; baä ift wafyr. «ber fo, Wer
in ber SBelt f)at fie jemals fo ergebt? SSaleriu« SRajimuS, ber-
fidjert «Swinger. Valerius SRajimuS? Unb waS fagt benn biefer?
Sophocles ultimae jara senectutia, cum in certamen tragoediam di-
miaiaaet — ßtonj rerf)t, baS finb beS Valerius SBorte; idj erinnere 30
miaj ityrer an bem dimiaisaet, wofür bie neuern etenben StuSgaben de-
diaaet tefen** — 2(ber Weiter — aneipiti aontentiarum eventu diu
8ollicitu8, aliquando tarnen una aententia victor, cau8am mortia
* Vol. II. libr. 7 p. 459.
** bie SNineHif^e $. (5. 35
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280
gladium habuit — Qladiumhabuit? Sftimmermehr; gaudium
habuit ^ci^t e* beö bem öateriu«. (£r ftarb üor greube, bafj
et enbltch bemtoch, obfdjon nur burdj @ine übermiegenbe ©timme, bic
Jerone baoon getragen. 9hm fefje man, roaS für Sügen aus einem
5 $rutffe!>Icr entfpringen !önnen ! Unb au« einem gteict)rooht fo $anb=
greif flicken ! Xoct) mufj id> auch biefeä $u «SrotngerS (Sntfdmtbignng
anfuhren, ba& if>n biefer fcrueffehter fehmerltct) fo meit irre geführt t>abeit
mürbe, menn tf>n nicht ein onbrer öorhergehenber fdjon Don bem SBege
abgebracht ^ätte. Slnftatt aliquando tarnen una sententia victor,
10 liefet er nehmtich aliquanto tarnen ic. ; unb fjat allem Änfehen nach ali-
quante ju victor gesogen, aU menn fidj @opf)of (eS barüber gefränft
^ättc, ba er nur aliquanto victor, nur ein Mein menig ©ieger, nehm*
lieh nur burd) ben SBetifall einer einzigen ©timme, gemefen märe.
Sollte übrigens fjier nicr)t anftatt aliquando tarnen lieber $u lefen fettn,
15 aliquando tandem?
FF. SSon ben (Göttern nor^üglicr) geliebt.
3n ber ©d)ufcrebe be3 WüottoniuS an ben $aUfer £omitianu3.
©nblicr) fömmt ber P)i(ofopf) auch au f 0Ctt Stonft, baj? man e8 ^u einem
©tücfe feiner Auflage gemadjt, bafj er bie ©tabt Qpf)?\u$ öon ber $eft
20 befretiet fyabe. @r leugnet eä nicht, ©r fagt nur, bafj ©ph e f u $ eine
©tabt feb, bie bergleidjen 2Bof)fthat gar tvoty üerbienet habe. Tig dv
aoepog, fährt er fort, ixZuieiv aoi doxei zov üneQ noAeag toiav-
trjg dywva; iv&vfui&eig fiev ArjfioxQttov iAev&e(><t>oavta Xoipov
Tioze AßÖTjQnag • ivvotjuag de 2o<poxXsa %ov 'A&rjvaiov, 6g te-
25 yetai xai dvefiovg deAt-ai zrjg &qag hntqnvEvaavxag. (&eAy(o
muleeo, SeXyiveg, praestigiatores, veneficij
©ollte man nicht glauben, er fyibt SBunber gethan? 3$ Wt* Dc ^
StypotloniuS ©rftärung baoon mifcen mögen. $cnn fo gut er e£ natür*
licher SSeife ju erHären gcroufjt fyat, mie er bie Sßeft 511 (5^h c f uä vorher
30 mijsen fönnen, ohne ein yoqg, rjtog incantator, 3U feUn, eben fo mürbe
er auch oielteicht bie Söefänftigung ber SBtnbe 3U erflären gemufjt haben.
Unb (3cfwbe, bafe ba$ ®unft)tücf, ba3 $(pononiuä gehabt §at, bie $eft
öorher ju enujfiubcn, oerioren gegangen ift.
©opfmffe* (Philostr. de Vita Apollonii lib. VIII. c. 7. § 8.)
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281
gehört nadj bem StyottoniuS mit unter bic Sßtjtfofopljen, 2Bunbertt)äter,
weif er bie ftürmenben SBinbe ju befänftigen gettmft: ög Xeyetai xai
dvspovg &eA£cu, irjg &Qag bnEQTivevoavxag 1 qui ultra tempua con-
vonien8 saeviebant, ober roie Olearius nritt gclcfen nuffen 9 trjg zvQctg,
illa regione saevientes. 5
SBer füllte fote^c SBunber einem $idjter zutrauen? 3cf> lann baS
SRätfjfel löfen. ÜRan erinnere fidj nelmtlicf), ba& ©opljofleS ^äane Der*
fertigt, unb erinnere fid) nur, ttne biefeS bie ©cfänge, einer biefer oter
ÖJefängc, tnobon Eustathius in libr. a Iliad. v. 473 fagt igt öe Ilai-
iüv z öpvog ng hg AnoXXiova, öv fiovov im navaei Xoifiov, <bg 10
dg%i, ftdofievog, dXXa xai im navaei noXefiOv &g iv xoig tigegov
(pavqoeiat nag' dviq) rq) noirjTj}, noXXaxig de xai nQOGÖoxco/nevov
tivog öeivov tföonevog. Est autem Paeeon hymnus quidam in lau-
dem Apolliaia qui non solum sedandae pestilentiae causa, vt nunc,
caneretur; verum etiam ad restinguendum bellum, vt infra apud 15
ipsum Poetam videbitur, saepe etiam imminente aliquo malo
caneretur.
%a olfo ber $äan ben allem einbredjenbcu gemeinen (Slenbe ge-
lungen tuarb, mag läfct fid) leidster annehmen, als bafc er bet) bem ba-
mal3 nriitenben 4 roirb femt gefungen morben ; bafc ©o&fjoHeä biefen $äan 20
gemalt, bafj bie ©türme borauf nacfygelaffcn, unb man bem $idjter alfo
biefe fdjleinigc SBirfung unb (Störung beögemeffcn.
JJ. JBon feinen (Söhnen.
1. 3ofcf)on. ©ielje ben Slrtifel be3 ©toibaä.
Clemens Alexandrien Stromatum üb. 1 * mo er geigen mitt, 25
bafe aurf) bie ©rieben lovg negi ötiovv noXvngayfiovag, aotpovg
äfia xai 2ocpigag 7iago>vvfio)g xexXrjxaai • fütjrt unter onbern aud)
bie Autorität be$ Iophon on:
Io<po)v ie öfioiwg ö xwfiixog iv 'AvXcpöoig aatvgoig, im
^aipc^Scov xai dXXwv itvav Xeyei • — xai yag iioeXriXv&ev noX- 30
Xo)v ao(pigb)v dxXog it-rjgttjfievog.
* Ed. Danielis Heinsii Lugd. Bat. 1616. p. 205.'
• bnenvsvaopias [t>erfd)riebeit $f.] ■ »in gelefeii wollen (t>erfd)rieben $f.J • Jlcufov
[duftatljiul] « [DaS $au|>tmort „Sturme" ober „Sturmtoinbe" feb.lt in bei $f. ; bod> ifft bafär
ein leeret Staunt gelaffen] * [Die anmerfung i|t auf bem fflanb ber $f. beigefügt]
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282
^opljohlrs.
3)iefe3 ©atnrifdje ©cfyaufpiel nennt ©oibaS nid)t mit. Gr toirb
aber offenbar fa(fd) ljier xojfuxog genennt. Die ftomobienfd)reiber machten
feine fattoriföen (Stüde. @. lophon beb bera ftabriciuS unter ben Not.
Comicorum deperd.
5 2. @opf)of(e$ ber jüngere.
liefen citirt Clemens Alexandrinus, Xoyy jiqotqbtit. p. m. 14.
Unb fagt bon i$m baß er unb $atrofle$ Sfroriuä, ben Saftor unb $ol-
tu? für Staffen unb für fterblidj ausgegeben JIaTQoxXr]g ö QovQiog, xai
2o(poxXrjg 6 vEWTSQog ip tqioi TQayydiaig it. $)iefc SBorte über*
10 fefct Gratia nu$ $eröctu« (p. 30. bie Überfefcung ift $u $ari« 1590
fjerauSgefommen) blofj: Patrocles Thurius et junior Sophocles scri-
bunt. Slud) biefe, bon bem £einfiu$ berbefeerte unb burd)gefeljene Über-
fefcung läfct bie SBorte iv tqioi TQayyöiaig aus.
gfaube e* bebeutet bjer fo biet ate SrUogie.
15 KK. 3Rag oictteidft triftigere Urfadjen gehabt Ijaben.
Gr mag totettcictjt in f. Sttter nodj ein toenig lieberlicfj getuefen
fetm. ©iefje fltyenäu«.
Unb bocf), toic reimt fidj bie ^robefteflung be§ ©optjoffeS beb, bem
Waio baju? $iefe tjnt auü) $ f) U o ft r a t in bem Seben be$ MboKoniuS
20 mieberf)of)tt. lib. I. cap. X. Gr fagt bon bem SBeftmeifen, bafc er fid)
bcr Siebe ganj unb gor ju enthalten borgenommen, vjiEQßaXXofiEvog
xai TO tov 2o(poxXeovg ' ö fiev yao tov Xvttcjvta i<pt], xai dygi-
ov öeanozrjv dnoyvyEiv iX&ayv iig yrjoag. (Xvooa. rabies. Xvr-
zctü) in rabiem actus fero).
25 LL. 2tuä) anbre ©djriften.
tßäane.
1. $luf ben SteScutaptuS. Philost. in vita Apollonia lib. III cap. 5.
flbofloniuä ift bet? bem ©ottcSbtenfte ber SBeifen in Snbicn gegenwärtig.
Öi de, fjöov C$6r\v } bnoiog 6 naiav ö tov 2o<poxXeovg, bv 'A&t]-
30 vfloi t(ü AaxXqjiKj) fydovoiv.
©ollte man atfo nidjt fagen, bafe er nod) 51t ben Reiten be8 Sßfji*
foftratuä unb MboHoniuS gefungen morben.
3n bem ®emäf)Ibe, metdjeä ber jüngere $f)U oftrat bon bem
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£opfjohl£a.
288
©ontyofleS gemocht Ijat, nnrb oud) barauf ollubiret, beSgleidjen barouf,
bafe 9le3culobiu3 beb if)m eingeteilt.
(MM.) »on ben Urteilen ber Elften.
1. ^ic boraüglidje ©rtoeljnung bom Virgil,
fei) belegen geföeljen, fagt ©ab inuS unb 93arneftu3, 5
tnetl ber Spante Euripides niajt fo gut in ben £eramcter gegongen. 9tber
biefe Seute müfeen nidjt Ijabcn feanbiren fönnen. (53 fonmten in ber
Stnt^otogie nte^r al« fec^ö ©bigrammata bor, in £ernmetern unb $en*
tantetem, in h>eld)en allen ber «Warne ©uribibeS ift. Unb worum nidjt?
Coelius Rhodiginus libr. XXIV. cap. 10. 10
Postremo adnotatu non indignum, Euripidem penultima pro-
nuntiari producta Sidonio Apollinari illo phalaetio
Orcheetram quatit alter Euripidis. 1
Apud Ionem quoque id ipsum invenias,
XatQE ftfZafin£7iAoig Evgimöt] kv yvaXoiaiv. 15
Sunt qui corripiant tum Oraece tum Latine, ut in eo:
Nulla aetate tua Euripides monumenta peribunt.
NB. $n bem S3crfc beä $on§ ift penultima fur$. Unb antepenultima
ift lang. Unb fo in ollen übrigen ©innfdjriften ber 2lntf)ologie.
©ogar ber SBcrS Sola Sophocleo fönnte eben fogut fyctjjen Sola 20
Euripidco.
©ie finb olle bor beut SBerfe bes 8iboniu3 StbottinoriS berfertiget
tnorben ; benn nadj biefem fjeijjt es Eünpides, ruetcfjc^ freilief) in feinen
£>erometer ger)t.
(NN.) SBiber ben Zunamen ber ©üffe. 25
Muretus Lect. Var. lib. I. cap. XV.
Inter ea quae duram atquo insuavem orationis compositio-
nem efficiunt vix quiequam est, quod magis reprebendatur ä di-
cendi magistris quam crebra et continuata ejusdem literae repe-
titio. Itaque in Virgilio, casus Cassandra canebat: in Te- 30
rentio, tantam, tarn improvisam, et consilia consequi
consimtlia: in Cicerone, statua tua st a bat et invisae
yisae, et in Coeliana uuquam quanquam, ejusdemque modi
1 Euripides. [$f.]
284
alia in aliis primae dasei s auctoribus notantur. Sed enim quae
duo ejus rei exempla in duobus optimis ac praestantissimis poetis
reperi, ea (ita insignia visa sunt) hoc loco proponenda esse duxi.
Eorum unum Euripidis est, apud quem Modea cum Jasoni ex-
5 probraret, illum sua opera eervatum esse, ita loquitur
Eo(ooa o' cZ>s loaoiv Ellr\vtov öaot
Tavxov avveiaeßrjaav ÄQyyov 1 oxaqtog.
Quorum versuum in priore, crebra illa repetitio üterae a, locum
etiam comicis jocis ac salibus dedit. Siquidem Plato comicus, et
10 Eubulus ejusdem homo artificii, Euripidem ea de causa urbanis-
sime tetigisse traduntur. Altcrum Sophoclis, et quidem ea in
fabula, quae quasi regnum possidero inter tragoedias dicitur. Ibi
enim Oedipus cum Tiresia jurgans, eique et aurium et mentis et
oculorum caecitatem objiciens, hoc eum versu indignabundus
15 incessit
TvtpXog %a %' (bra, %ov %e vovv, ta % öfifiat' h 2
ubi cum saepius etiam iuculcaverit literam t, quam ille alter lit-
te ram a } tarnen Euripides dicacium aculeos expertus est: Sopho-
cles a nemine, quod sciam, notatus. Sophoclei non dissimilis est
20 Eonianu8 ille, me puero, decantatus in scholis
0 Tite tute Tati tibi tanta tyranne tulisti.
Neque valde ab eo abludit Homericum illud,
Mqöe ysgovta xaxov xexaxconevov. (neque senem vexes
vexatum)
25 *ßf)rt)nidju3 21 r ab tu£ in feinen Südjern Soipigixrjg naoa-
axevrjg (toooon betj bem Photius ein Vu^ug p. 324. Ed. Andr.
Schotti 1653.) nennet bett Slefdjljtuä tov fieyaXoqxiivotatov, ben ©o*
tröffe* tov yXvxvv, 9 unb ben ©urtyibeS tov navaoyov.
00. JBon ben 55)ie6ftäf)Ien be3 ©opljotteS, oon melden ^itoftratu«
30 SUeranbrinuä ein aanaeS $udj getrieben fjaben fo«.
toete nidjt, wo« id) üon bem Sn^alte btcfcä 93ud)3 benfen fott.
Dfmc 3tt>eifel aber toirb er if>n niefct befcer beriefen f>aben, als
■ Apyojv (»erfarteben $f.] • ta t dpftaia t ii tt»erf*ricbr n £f] • tov yXv-
xtjv, [&.)
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jSopfjohlü».
285
(Siemens Stleranbrinu* un* äfjnlidje 5)iebftäf)le, beren ficf) bic ©rieben
gegen einanber fcfjulbig gemalt Ijaben f ollen.
©lernend will in bem festen 93ucf)e feiner ©tromaton 1 bemeifen;
bafj bie ©rieben üiete SBaljrfjeiten au* ben iöüdjern ber Offenbarung
geflößten fyiben. 5
3n biefer Slbfidjt fudjt er bortäuffig ju bemeifen, bafe bie ©rieben
überhaupt gu geteerten 2)iebftäl)len fef)r geneigt geroefen, unb fic§ unter
einanber felbft beftot)len traben.
0eQ€ ftaQtvqag trjg xAontjg dviovg xa&' tawtov naqagt\-
GOJfiev tovg 'EZArjvag. 10
33a* lounber alfo, fctjrt er fort, ba fie ficf) felbft beftetjlen bafc audj
mir bon Unten niajt unbeftoljlen geblieben finb?
@r führet hierauf oerfcf)iebenc Dichter unb Sdjriftfteller an, bie gu
»erfcf)iebenen Reiten gelebt Ijaben, unb bringt (Stetten au« if)nen bei), bie
fo aiemlidj einerlei) Oebanfen ober einerlei) ®leicf)nife, jutn $f)eil mit 15
einerlei) SBorten enthalten. 9(1* au* bem Drpljeuä, 9ttufäu*, §omeru*;
au* bem Horner, 9lrcf)ilocf)u* unb ©urtyibe*; au* bem «efdjl)lu*, (Juri-
pibe* unb 2ttenanber.
Unb enblid) fogt er, bafj ba* nefynlidje audj Don folgen SBerfafcern
ju bemeifen fe^e, meiere 511 einer Bett gelebt f)ätten, unb Nebenbuhler 20
um einerlei) föuljm getuefen mären. Aaßotg d* dv ix naqaXXt\Xov
rrjg xXonrjg ta %o)qta x$x rwv avvaxfutaavtb)v (dx/irj. cuspis,
vigor aetatis. hinc dxfia£<o, et ovvaxfia£(o vigeo et simul vigeo)
xat dvTay<t>vioanev<i)v oyioi, ja rotavta.
Unb nun füfjrt er toerfdjiebne öt)nlicr)e (Stellen au* bem ©opfjofle* 25
unb Suripibe* an, um gu bemeifen, baft biefe einanber beftof)len Ijaben.
Wllein e* finb alle* ©teilen, meiere folc$e ©ebanfen enthalten, bie
gang genriB roeber ber eine nod) ber anbre bamal* guerft gehabt f)aben.
G* finb allgemeine 2Baljrf)eiten, auf bie $roeti $idjter, bie nie oon ein-
anber etma* gefjört fyaben, notljroenbig fallen müfjen. $. @. 30
©urimbe* fagt im Oreft:
'Q <ptXov tnvov deZyrjTQOv, imxovQog voaov.
&eAytii. mulceo.
ijttxovQog aaxiliator. Don xovqog juvenis, quem decet joig
noAepovoi ßotj&eiv. 35
1 feine« Sttomaton» lonfflelnenb $f.J
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286
Unb ©otfjofteä; in ber (Srtylnte:
'4.7ieZ&' ixstvrjg tnvov Irjtqov vooov.
©ie fagen beibe, bafe bcr ©d)taf ein toof)ttf)ätiger Slr^t für metjrertety
Übet fetj; ergo fjaben fie einanber auSgefdjrieben. Sroter.
5 ©uripibcS fagt ^ Krifievqn
Tq) yaQ novovvu xai &eog ovZAaftßavei.
Unb ©opf)ofte3 Mivy
Vvx igt %oig fit] öqcogi ovfi/iaxog %v%ij.
SSenn einer üon bem anbern biefe (Stetten f)ätte entfernen müfjen, fo fyätte
10 man, bem ber fie enttetjnt, ftitruffen fönnen, h>a8 man bem attemnnMfjen*
ften zurief Ne Aesopum quidem le&isti. 3)enn Wefoöuä f)at fd)on ein
9Jf äljrd)en, toetajeS biefe 2cf)re einfa^ärft.
©nripibeS im Slteranber:
Xqovoq de deit-ei • (p rexfii]Qi(p (la&w
15 'fT XQVSOv övra yvwoonai oe, ^ xaxov.
Unb ©opfjofteä im $ioponu3
Ilgog %av%a XQvme fitjöev ' <bg ö nav&' Öqcov
Kai nav%' dxovo)v, 1 navi* dvamvaaei XQ OVO S-
nxvQOü}. plico, in rngas et sinus contextu.
20 ävanivooa) expando.
Söetbe jagen, bie Beit bringt atteä an ba3 üiajt. Ergo §at einer
ben anbern an£gefd)rieben.
Unterbeut fann man anS biefen ©teilen, bie fciefleidjt Sternen 8 bem
©opfnften ^pippiaS, ben er batb barauf, als einen 2 ber Oon ätjntidjer ÜÄa=
25 terie getrieben, abgeborget f)at, fo biet fd&Hcfkn, bafc bie befannte «Seite
Sotpoi ivqavvoi nov ooqxav avvovaia
fd&merltd) bei) bem ©nribibeS fotuoljt at* beb bem ©o&f>ofte3 geftanben.
£)iefe f)ätte einer bem anbern notfjmenbig ntüfcen geftoftfen Ijabcn. Unb
mürbe bag ftippiaä ober Sternen^ tuo^t a»3iimerfen oergefcen tmben?
30 (PP.) I. SSon beä ©optjofteS ©djanfoiefern.
1. ® Übe mibe a, be&cn Urifto^anejl (in ben ftröfrfjen 803) ge*
benft, fott, nnc ber ©djotiaft fagt, nad) bem St&ottoniuä be§ ©opt)o»
fteS ©djaufpteter , nad) bem Sfatliftratu« aber, oietteia^t ein ©otjn be3
©opfyofteS gemefen femt.
1 navxa Axovtov, l$U • [9ai äelttoort WB in bet «f.]
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287
2. $fej>olemu3, befeen gleidjfattä Siriftopljaneg (Soffen 1269) ge=
benft. SBobet) ber ©cfjotiaft dXXoi de TQayixov {moxQitrjv iivai top
TXrjnoXsfiov, awcpg imoxQivofisvov 2og>oxXei.
3. SBieHeicfyt aud) Polus, bon meinem Gellius lib. VII. cap. 5.
Gyraldus (moljer er e3 fyaben mag?) Dial. VI. p. ra. 692. 5
II. 1 33on anbern, meldje bcn Kamen ©opfyoHeg geführt l)abeu.
a. Xnfanber f) fl * in feinem Indice scriptorum qui in Stephano
cirantur einen Sophocles Larissaeus, aU einen befcen ©tepf). unter
Kyaveia gebenfe. Allein 2Rauffacu$ l)at e$ in feinen Koten übet ben
£>arpocration bereite angemerft, ba& bett bem ©tepljamts nicf)t 2o<poxXi]g 10
Aagiaoaiog fonbern Aaqiaaatoig au lefen, unb barunter ba3 Urania
AaQiaaaioi $u berfteben fet). (Söcrfeliu^ in feinen Slnmerfungen über
ben ©te^anu« p. 476.)
2. 2 9(ucf) f)k§ einer üon ben ©djotiaften, me(d)e über be« StyoOV
niu§ Argonautica commentirt fjaben: ©opf)0Me3. ©tetof>anu3 gebenft 15
biefe$ (Scr)otiaften unter 'AßctQvog. Unb unter Kavagqov mo e$ au3 s
briidlidj fjeifjt 2ocpoxZt]g tnoiivr^iaTi^oiv %a dqyovavxtxa. $ie
nodj ifct efiftirenben ©tfjoücn über ben 9tpoIIontu3 fcfjeinen nur ein $lu8»
311g aus ben ©djotten biefeS <&op1)otkä t be3 Suciduö $arrljeu$, unb beä
$ljeon ju femt. Gyraldus de Poetarum Historia Dial. V. 8 20
3. 4 S3on bem ©opf)ofte3 mdeber bie 9$f)i(ofotoIjen aus 9(tf)en ner-
trieb Pollux in lib. IX.
(PP.) III. SBon ben ©ürüdjtnörtern, $u toeldjen ©otofjoHcS
Gelegenheit gegeben.
1. EquusSophocleus. 25
^fjifoftrat fagt in f. Seben ber ©opfjiften, bafe er ben S) a mi-
au u§ $u berfdjiebeneu maten in (Srpfjefua, in feinem Hilter befugt l>abe;
unb fagt: xai höov dvöqa naganArjoiov %($ 2o<poxX£t<j> Inny.
Na&Qog (idem quod vü)&r}g tardus. segnis) yaq üqf fjXixiag öo-
xü)v, vea^ovaav ögfit]v (impetua) iv tatg onovöaig dvextaxo. {dva- 30
xzaofiai recupero, reconcilio, recreo üon xtaofiai acquiro)
1 III. [hiobl »erfdjrieben $f.) * [öerfärieben für] b. * [Da» tfitot ifl unrl^tig ; gemeint tft
Di»L III, p. 841] • [»ergeben für] c.
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Caelius Rhodiginua Lect. Antiq. Lib. 21. cap. 20.
Quod autem de equo dictum Sophocleo est, arbitror in eo
alluaum ad tragici cothurni majeatatem, qui ait veluti equestris,
comicae humilitatia ratione, unde in arte poetica Horatius
5 Et tragicus plerumque dolet aermone pedestri.
Vel quia poetae furoris divini afflatu perciti vicem equi impleat,
equitis vero insidens numon, sive is Apollo sit, sive Musa, sive
quivis alius. Nam et in Sibylla hoc ipaum servavit pocta nobilia :
et 1 frena furenti
10 Concutit, et atimuloa aub pectore vcrtit Apollo.
3n bem fotgenben Äopttef ober befinnt er fiefj eineä befeem. (£r
gebenft nefymltdj bed xoXoyvog Inneiog unb fagt: ad quod forte pro-
verbium reapectet, quod de equo Sophocleo praetexuimus, eo qui-
dem proeliviua, ai inibi quoque habitavit Sophocles, quod in quinto
15 de finibus Cicero aigniiieat.
$od) beibe3 taugt nidjtS. 3)a3 5ßferb getyet f)icr roeber auf ba3
eine nodj auf ba3 anbere, auä) niä)t barauf, bafc €>oöfjotte3 in feinem
Hilter fclbft fo ein $ferb getoefen; fonbern auf baä ®feidjni& jum An-
fange ber etectra.
20 (QQ.) ^etiler ber neuen IMtteratoreS.
1. SBarneftu« öerftefjet bie SBortc be3 (sdjoliaften gan$ falfdj,
»o gefagt ttnrb, ba| ifjn bie ftomöbienfdjreiber unangetaftet geladen,
p. IV. Yitae Euripidis.
• ea l«trflll unb «äliu« JRbobiginu«]
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Xuftgabe ber ©et>irf;t8 oon Jlnbrua« Qfdjerning. Ätar JöufatDB. 289
1 [<5djon am 31. Stärj 1759 mrlbrte fifffing an ®(eim feine Hbfidjt, nad) ber tBoHenbuiig be* «Co*
gau" fogteid) gemeinfam mit Stornier „über beu Xfcberning ber angeben". $af» et fid) mit beffen
(Sebiditen bereit« vertraut gemalt Ijatte, jeigten mehrere $in)oeife auf fie im SBörterbucb jum
ßogau (Vgl. oben ©b. VII, ®. 352, 379, 382). Sltefei Stubium fefcte er in ©re*lau fort; befonber*
oerglidj er b»« mebrere SJrude von Ifdjerning* <Bebid)ten, bie ibm in bie j&anb fielen. 9tad) »tofeä
»eridjt («arl fieffing, ffl. C. fieffing» fieben, SJb. I, <S. 242) febeinen biefe Arbeiten jur fiitterarur»
gefdjidjte be* ficbjebnten 3abrbunberi* bem Anfang feine* fdjlefifcben Hufentbaltee, vornefjmlidj bem
3abre 1761, anjugebören. Seine SSergleidjung veridjiebener fie*arten überliefe er am 27. «Rovern»
ber 1777 au Crfdjenburg, ber fie 1778 für feine Aufgabe Zfdjerning* im britten ©anbe ber „Au*er»
lefenen Stüde ber beften beutfdjen Xidjter" bantbar bcnüfcte. Unmittelbar erhalten ift nidjt» t»on
biefen Aufjeidjnungen fieffing* ober von anbern Arbeiten jur älteren beutfdjen ßitteraturgefdjidjte,
bie er etwa in 9re«lau begonnen baben fönnte]
* [Am 22. Crtober 1762 erbat fid) fieffing von Nicolai beffen Ausgabe be* SRufaio* mit ben grie,
d)ifd)en Scbolien : „ftd) babe über biefe* ®ebid)t einige ©rillen gefangen ; aber id) mufj Vorijer, Ivo
ntöglid), aue Ausgaben &u Satbe jieben, ebe id) fie roieber fliegen laffe." Nicolai fanbte ibm, toie
er nod) 17U4 uttb 1809 verfidjerte, ba* <Bewflufd)te ; bod) ifi von fieffingifdfen Arbeiten über ba*
tleine fpätgrieebifebe Hpo* nur eine turje Aumertung ju einem einjelnen ©erfe besfelben erhalten,
ffüdeborn bat fie in „fieffutgd vl)i(ologifcbem 3ta$la&" mitgeteilt, unb aud> id) wage nidjt, fie au«
bem Bufammcubange, in ben er fie bradite, ju reiften (vgl. SBanb XVI biefer Aufgabe). 3brer
(f utftebung nad) fdHt übrigen* nurf) biefe Anmertiing in ba* gabt 1762 ober fpäteften« 1763 ; ba*
beioeift unter anberm aud) bie Anfpielung auf ba* SBort £ermäa]
umi
fieffing, fdmttidjc Sdjriften. XIV.
19
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I
290 • ? irmäa.
(Erpta: Bank"
Bomb*.
#ermäa gießen bei ben ©rieben alles, ma3 man sufälligcr SBeifc
5 auf bem SBege fanb. $cnn #ermeS mar if>ncn unter anbem ourf) ber
©Ott ber SBcgc unb bc3 ßufaH^. 2
3ttan benfe fidj einen 9Wcnfcfjen Don unbegrenzter SReugierbe, ofjnc
#ang $u einer befttmmten SBiffenfdjaft. Unfähig, feinem (Seifte eine
fefte Stiftung ju geben, wirb er, jene ju föttigen, burefy alle gelber ber
10 ©eleljrfamfeit fjcrumfdjtocifen, alles anftaunen, alled erfennen motten, unb
atleS überbrüfcig toerben. 3ft er nidjt gan$ ofnic Oenie, fo toirb er oie(
bemerfen, aber toenig ergrünben; auf mancfyerfet) Spuren geraten, aber
feine oerfolgen; ntcfjr fettfame als nüfcltdje ©ntbeefungen machen; 5lu3*
fiepten aeigen, aber in ©egenben, bie oft be$ 8nbftcfö faum tt>ert§ finb.
• [fta$ JtlofeS JBeriebt (Sari fleffing, ®. <S. Sefftng» fieben, »b. I, S. 243 ff.) befebdftigte fldj Sef*
fing in feinen etften iBreftlauer 3abren befonberS „mit fritifdjen, antiquartfcfjen, btamoHfdjen unb
(ttterarifdjen (Begenftdnben*. So oerfafjte et nadj unb nad) „oerfdjiebene Tritifdje unb anttquartfdyr
Huffftfce", für bie et einen gemeinfainen Ittel futfte. „Hnfang» glaubte et nimt, fie in ein 0an*ee
oerweben ju rönnen ; baber wollte et fie unter ber «uff d)rift (ctmia bruefen (äffen." 8on biefer
«bfidjt (enlte iljn iebo# bie Arbeit am „£aofoon M ob, bie iljn immer tnätrjtiger feffe(te. Do«
bflrfte f»dteften& 1764 gefdjeben fein; ber emfte OJebonte an bie Verausgabe jener „fcermäen" unb
ber tfntwutf einer Sorrebe baju fällt bab>r wobl in ba« 3abr 1763, »iedetdjt fdjon in bie legten
SRonate 1762. Mufjer biefer ©orrebe, bie gfldeborn („Webenftunben. (Eine ßettfcbrtft beratiägegeben
Don ®f org ©iifta» Sudeborn, gmebteft Stütf. SSre*tau, 1800. bes. «rnß (Sottlieb Weber." S. 84—36)
na et) ber nunmehr »erfdjodenen ©anbfdjrtft Verausgab, ifl unter ber Huffdjrift „$ermda" nidjtt be<
fannt geworben. JBerfd>iebene*, wa* juerft in biefer Sammlung $(aft finben fönte, würbe beruacb
in ben „ßaotoon" »erarbeitet; manage* würbe wobt audj unter anbern Überfcbrtften erft auf bem
»adjlafle fieffing« beröffentlidjt.] ' ($aju bemertt SflBeborn 1800 :] ttinen »ewei« »on fieffing«
Sorgfalt in iRunbung ber $erioben geben folgenbe Hbdnberungen. bie er firti nebenbeb angemerrt bat :
Ufte« was bie (Brieden jufädiger Seife auf ibrem ©ege fanben, nannten fie $ermäa.
$ermda nannten bie (Brieden aOe«, wa* fie jufädiger ©etfe auf ibren ©egen fanben
benn $erme* war ber <8ott ber ©ege, unb Ibm berbantten fic ade«, wa* Urnen ein glütflldfe« C&n*
gefaxt in bie $dnbe fflbtte.
ober : ntdjt blofj, weil $erme9 bie (Sottljeit ber ©ege war, fonbern aueb, weil fie bem
Bermel überhaupt ade& berbanrten, wo* ibnen burd) ein glüctlicbfS Cbngefäbr ju tbeil warb.
$ermda nannten bie (Stiegen alle«, wa« fie beiber auf bem SBege fanben: tbeil« weil
ibnen ©erme» ber Sott ber ©ege war, tbeil«, weil fi< bem fcerme« äberbaupt einen jeben glüd«
liefjcn Sufad «u öerbanten pflegten.
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291
Unb bicfc feine 93emerfungen, feine ©puren, feine ©ntbecfungen,
feine 5(u3ftdjten, feine ©ritten ; toenn er fic ber SBelt gteicf>n>or)t üorlegen
mollte, toie fönnte er fic beffer nennen, ate #emtäa? GS finb SRetaV
tljümer, bie iijn ein glücflidjer gufatt öuf bem SBege, öfter auf bem
©djteicfmjege, aU auf ber #eerftrajje finbcn (äffen. $enn auf ben £eer- 5
ftrafecn finb ber Qfiubcr 5u öiet, unb toa& man auf biefen finbet, Ratten
gcmeinigUdj jet)n anbre bor un$ fd)on gefunben, unb fdjon toieber au§
ben Rauben geroorfen.
©o Diel üon ber Slbfidjt biefeS SBerfS, tum feinem Serfaffer unb
bem rätyfclljaften Zittl, ber einen verliebten Vornan öerfpridit unb mit 10
ben S3anberfc$aften eine« gelehrten ßanbftör^er« 1 Söort f)äU
• «anbpötie* [1800]
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292
Weber bie BMrfcUtfjheU ber Binar außer ©oif.
WDicftß^ftett tor IMnge außer (Soff. 1
Set) mog mir bie SBirftidjfeit ber $inge aufjer (Bott erflären, tute
i<t) min, fo mufc id) befenncn, bafc ia) mir feinen ©egriff baoon machen
5 fann.
Man nenne fie ba3 Komplement ber 2ttögticf|feit; fo
frage \$: ift öon biefem (Sointolemente ber SHöglicfjfeit in ©ort ein 93c*
griff, ober feiner? SSer roirb ba3 Severe behaupten motten? 3ft ober
ein «Begriff babon in ü)m; fo ift bie ©adje felbft in ib>; fo finb olle
10 $inge in ü)m fefbft njirftict).
Hber, mirb man fogen, ber «Begriff, melden ÖJott bon ber SSirf*
tidjfeit eines 2>inge3 b>t, t)ebt bie SBirfüdjfeit btcfeS Siugeö aufcer ü)m
nidjt auf. ffify? <So mufc bie aBirfüdjfeit außer ir)m etmaS fjaben,
loaS ftc bon ber 28irffict)feit in feinem «Begriffe unterfdjeibet. £aS ift:
15 in ber 3Birfücf)feit aufcer ib,m mufj erroa3 fetm, roobon Öott feinen be-
griff t)at. (Sine Ungereimtheit! 3ft aber nid)t3 bergteidjeu, ift in bem
«Begriffe, ben Otott bon ber SSirfticbJfeit eines Tinge« r)at, alte§ $u finben,
toaä in beffen SBirftidjfeit aufjer il)m anzutreffen : fo finb beibe Sßirfttdj*
feiten @in§, unb alles, toa3 oufeer Öott erifttren fott, erjftirt in Ötott.
20 Ober man fage: bie SBirf lidjf eit cineä $>ingc3 fetj ber
Inbegriff alter möglichen 93eftimmungen, bie iljm ju*
1 [Ser Huffafe über bie SBirtlidjleit ber Singe aufjer (Statt würbe gufammen mit beut folgenben
(Entwurf Aber bo« Cerbdttni* fieibnijen* ju Sp inojo nod& ber nunmrbr Derfäollenen #anbfdjrift
jjuerft 1795 t»on ftart Cef fing unter ber gemetnfamen Uberfdjrtft „Spinojifterei" mitgeteilt (<8. «.
ßeffing* Seben, SBb. IT, S. 164—167). UBte ber Herausgeber ju mirberfioften 9Ralrn (S. 93 unb 94)
bemertt, finb beibe ftuffäfte an WofeS SRenbel£fobn gerietet. Sie ftammen öermutltrf) audj beibe
jiemlidj aul berfelben &tit, au« bem fjrfibjing 1768, wenn nicr)t etwa bie (Erörterungen über bie
fBirfü^teit ber Singe außer ®ott fäon für ben langen, jefct oerloreneu »rief an 9Renbet4fo$n
beftimmt waren, ber bereits am 22. ßftober 1762 angefangen t>or(ag. Sa ßefflng in bem Sfaffa&e
and) an Sefinitionen ©olff* unb Caitmgarten* antnüpft, todre bie Hnnabme, bafj ber (Entwurf in
eine merflieb, fpätere 8eit au fe&en fri, minbrften« fefcr unwafjrfoVinlid», obgleia} tt fi4 in gewiffem
Sinne mit % 73 ber „(Erhebung bei 8Renfdjengef<ftled)t4" beruftet. Sagegen bat ®. Spiderö 8er*
mutung (Cefflng? 9Beltanf$auung. £eip$ig 1888. S. 165 ff.) oiel fflr fid), bafj fieffing» Uuffafe burd)
«ÜlenbeMfobn« $reidfd)rtft über bie Cbibenj in metapbbftfrfien ffiiffenfdjaften beratilafjt würbe. Sie
erften Qbfa^nitte biefer ^Jreisfcfjrift, bie ibm ber JJreunb jur Prüfung mitgeteilt botte, fanbte lief-
fing mit einem jefct oerlorenen ©riefe, beffen ^nb.a(t fia> mit bem unfer» Buffaftc* betfen bürfte,
norf) toor bem 17. H&ril 1763 jurärf ; »gl. SWenbeHfobtt-? unbatierten ©rief bom S?ai 1763.)
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Helicr bie HDirRltdjnetf ber #inge außer ©ott.
293
fo muten fönnen. 9)?uß nid)t biefer Inbegriff auef) in ber 3bee ©ot-
te3 feun ? 2BeIcf)e «eftimmung f>at ba3 SBirf ticf>e außer ifjm, toerni nidjt
auc$ bog Urbilb in ©ott $u finben mare? 5otgIi($ ift btcfcS Urbitb
bo« S)ing felbft, uttb fagen, baß bog 2)ing audf) außer biefem Urbitb
ejtftire, Ijeißt, beffen Urbilb auf eine eben fo unnötige aU ungereimte 5
SBeife berboppetn.
3% glaube jioar, bie Sßljüofopfjen jagen, oon einem $inge bie
SBirflidjfeit außer ©ott bejahen, tyeiße Weiter nichts, at£ biefcö $ing
bloß oon ©ott unterfdfjeiben, unb beffen 2ßirf(icf)feit üon einer anbern
Hrt ju feun erflären, ate bie notljtoenbige SBirfliajfeit ©otteS ift. 10
SBenn fie aber bloß biefcS tooflen, toarum fotten nidjt bie ^Begriffe,
bte ©ott oon ben loirflidfjen fingen f)at, biefe nrirflicfjen ®inge felbft
femt? @ie finb oon ©ott nodj immer genugfam utiterfct)ieben, unb ifjre
2Birf(icf)feit toirb barum noefj nicfjtä weniger als notf)toenbig, weit fie in
ifwi loirffid) finb. Xeon müßte nidfjt ber ^ufotligteit, bie fie außer iljm 15
^aben füllte, auef) in feiner ^te ein 93ilb entfpredjen ? Unb biefcS 93iü>
ift nur if)re 3ufättigfeit felbft. 2Ba3 außer ©ott sufättig ift, toirb audj
in ©ott jufäHig fetju, ober ©ott müßte oon bem 3ufättigen au | cr ^ m
feinen begriff fjaben. — brause biefe« außer iljm, fo h)ie man
e$ gemetnigtief) 31t brauchen pflegt, um au« ber Slntoenbung $u aeigen, 20
baß man e3 nicf)t brausen follte.
Slber, toirb man fdjreien: ^ufäHigfetten in bem unOeränberliajen
SBefen ©otteS annehmen! — 9hm? 93in ictj eä aHein, ber biefe« tfjut?
Styr felbft, bie ifjr ©ott begriffe Oon jufäfligen fingen beilegen müßt,
ift euaj nie beigefallcn, baß begriffe Oon gufättigen fingen aufättige 8e- 25
griffe ftnb?
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294
&piriDja unb leibntl?.
l&uxä) ^pinoja i(! Xrifmi^ nur
auf biß J§jmr ter Mrfjßrfaßimmfim Harmonie
gekommen. 1
(2tn Ittofes ittenbelsfoljn.)
6 3fd> fange bei bem erften (Sfcfprädje an. Starin bin icf) nod) 3f)rer
Meinung, bafc e$ ©pinoja ift, wetcfier fieibnifcen auf bie borfjerbe*
ftimmte Harmonie gebraut fjat. DennSpinogn mar ber erfte, toeldjen
fein ©ttftcm auf bie 9tfögticf>feit leitete, bafc alle SBeränberungcn be$ $ör«
per» b(ofe unb allein aus beffelben eigenen me^anif^en Gräften erfolgen
10 fönnten. $urd) biefe SJiögticfyfcit fam Seibnifc auf bie «Spur jeiner
§ijpottyefe. %bn Mofe auf bie ©pur; bie fernere 5fa8fpinnung war ein
SBerf feiner eigenen ©agacität.
3)enn bajj ©pino^a bie bortyerbeftimmte Harmonie felbft, gefegt
auefy nur fo, tote fie in bem göttlichen SSerftanbe antecedenter ad de-
15 cretura ejiftirt, fönne geglaubt, ober fie bodj wenigflenS bon weitem im
«Stimmer fönne erblirft tjaben : baran ^ci^t mid) altc$ gtoeifefn, wa§ id|
nur füralid) bon feinem ©tjfteme gefafct 31t Ijabcn bermctjne.
©agen ©ie mir, wenn ©pinoja auSbrücflirf) behauptet, bafj Seib
unb ©eele ein unb eben baffelbe cinaelne $>ing finb, meiere* man fu$
20 nur balb unter ber (Sigenfdjaft be3 $enfen3, balb unter ber @igenfd)aft
ber SfoSbelmung borftette, (©ittenteljre, £f>. IL §. 126.) mag für eine
Harmonie fmt ifjm babei einfatlen fönnen? $ic größte, wirb man fagen,
mefd&e nur feton fann ; neljmKdj bie, weldje baä $ing mit ftdj fctbft f>at.
«ber, Reifet baö itic^t mit Korten fpielen? $ie Harmonie, meiere baä
• [JJtefer (fntnmrf mürbe jufammen mit bem eorau&ge&enben fluffafce nad> ber j«|t öerf*ou"enen
$anbfct>rift juerft 1795 uon Iforl Srffing unter bet gemeinfamen Überfifirift „Spinojiflerei" mitge«
teilt (®. «. Seffing« Seben, 8b. II, 8. 167—170). ftarl £effing bringt i$n (6. 94) mit ber nenen
Hulgabe ber p$Uofobbifd>en ©Triften 3WenbeI«fob,n* bon 1771 in fiufammenljang ; bom begießt ft$
ber (tnttourf feine« ©ruber« auf bie ttudgabe öon 1761 unb flammt bereite au« bem fjrflbjing 1763.
Sr lag ndmlitft bem Brief an 9Renbel*fobn vom 17. «tyril 1763 ju GSrunbe, in »tldjem £effing bie
5ier erhobenen ttinmfinbe gegen bie „$bitofoj>btfa)en OWprädje" be* ffreunbe» jum grölten IeH
wörttia) mieber$otte. WenbelSfo^n ermiberte auÄfütjrlic^ in einem unbatierten Briefe, wobt au«
bem Kai 1763.]
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^piitoja unb ItiBnt^.
295
$ing mit ficf) fefbft Imt! Seibnife to\U burd> feine Harmonie baS 9to«tfet
ber SSereinigung ameier fo berfd)iebener SBefen, als ßeib unb (Seele finb,
auflöfen. Opino 50 hingegen fief)t f)icr nichts SBerföiebeneS, fiety alfo
feine Bereinigung, fieljt fein töätftfcf, baS aufeulöfen nmre.
2)ie «Seele, fagt ©pinoaa an einem anbern Drte II. §. 163.), 5
ift mit bem Seite auf eben bie Strt bereiniget, als ber ©egriff ber (Seele
bon fidj felbft mit ber (Seele bereiniget ift. 9hm gehöret ber 93egriff,
ben bie (Seele bon ftd) felbft fjat, mit $u bem SBefen ber (Seele, unb
feines läfct fidj of)ne baS onbere gebenfen. 9((fo audj ber ßeib läfct fiaj
nidjt oljne bie «Seele gebenfen, unb nur babura), bajj fidj feines ofjne baS 10
nnbere gebenfen läfct, baburd), bafe beibe eben baffelbe einzelne $ing finb,
ftnb fie nad) «Sptnoja'S Meinung mit einanber bereiniget.
(53 ift mnljr, & p i n 0 5 a leljrt : „bie Orbnung unb bie Serfnüpfung
„ber begriffe feto mit ber Orbnung unb SSerfnüpfung ber $inge ei-
nerlei." Unb maS er in biefen SBorteu blojj bon bem einzigen felbft- 15
ftänbigen SBefen behauptet, bejafjet er anberroärts unb nod) auSbrütflidjer
inSbefonbere bon ber «Seele ($1). V. §. 581.): „(So Wie bie ©ebonfen
„unb Segriffe ber $inge in ber Seele georbnet unb unter einanber ber-
„fnüpft finb: eben fo finb aud) aufs genauefte bie Sefdjaffenljetten beS
„ßeibeS ober bie Silber ber ^iuge, in bem ßeibe georbnet unb unter 20
„einanber berfnüpft." ©S ift maf>r, fo brütft fidj Spinoja au«, unb
ooflfommen fo fann fidj aud) ßeibnifc auSbrüden. 91ber wenn beibe
fobann einerlei SSBorte braudjen, toerben fie auc§ einerlei begriffe bamit
berbinben? Unmöglich! (Spinoza benft babei meiter nidjtS, als bafc
aHeS, maS aus ber Sßatur ÖtotteS, unb ber $u Solge, «uS ber 9tatur 25
eines einzelnen Tinges, formaliter folge, in fclbiger audj objective,
nadj eben ber Orbnung unb Serbiubung, erfolgen muffe. Wad) \\)m ftim-
met bie Solge unb Serbinbung ber Segriffe in ber (Seele, blofr beSmegen
mit ber golge unb Serbinbting ber Seränberungen beS Körpers überein,
roeil ber Körper ber Öegcnftanb ber Seele ift ; tueil bie Seele nidjtS als 30
ber fid) benfenbe Körper, unb ber Körper nichts als bie fidj auSbetynenbe
Seele ift. 9lber ßeibnifc — SSoflen (Sie mir ein (&leidjnif3 erlauben?
3»oei SBilbe, meiere beibe baS erftemal iljr Silbnif} in einem Spiegel er*
bliden. £ie Serttmnbernng ift oorbei, unb nunmehr fangen fie an, über
biefe ©rfdjeinung 51t pfjilofopfjiren. $aS Silb in bem Spiegel, fagen 35
beibe, madjt eben biefelben Setoegungen, meiere ein Körper madjt, unb
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296 Sytnoia unb Ieibnif|. Jlpölogicn. HQenanbera ©enhfprüdje.
mafy fie in bcr nc^mli^cn Drbnung. ftotgücf), fcf>ttefjen beibe, mufj bie
ftofge bcr Bewegungen be$ 83ilbeS, unb bic 3o(ge ber Bewegungen be«
Mtptxä ftcf> aus einem unb eben bemfetben ©runbe erftären (offen.
1 [3n bet (Erinnerung an bie nodi unbollenbeten ober unberöffentliditen ©erle, mit benen fid) Cef-
fing in Schlau getragen Jatte, fragte ftlofe im ©riefe Dom 18. Hpril 1774 (Orenjboten 1881, 8b. I,
6. 562) : „©erben mir niemat« ben £r. Sauft feljen ? 3^re öermerte Apologien, 3^re «rjälungen,
3l}ren fortgefefcten Saotoon, fttjeen Sopboele« lefen?" <fridj <5rfjmibt (Ceffing 9b. 1, S. 452) beutet
auf bie TOöglidjteit bin, bog unter biefen netten Apologien, bie fieffing in 8re«Iau plante, eine
Rettung Spinoja«, namentltd) gegen 53a»le, gemefen fei, nebenher pietleidjt au* eine Kettung be«
»ielgefdratätjten Sotjann ftonrab Xippel, bei bem 8c f fing juerft ein tieferes ©erftänbni« Spinoza«
entbedte. Xann märe ber $(an btefer neuen Äpofogien, oon benen mir fonft nidjt« miffen, moljl
aud) am erften bem 3at)re 1763 jujutpeifen.]
• [3fn einem fogleid) nad) Ceffing« lob angefertigten „SBerjeidjnifc bcr fie&ingifdjen SRanufcripte",
ba« Oft. Cbrnfanber in braunfdjmetgifdjen Sitten auffanb unb 1856 in ©eftermann* iHuftrierten
beutfdjen WonatSljeften (8b. I, 6. 258 f.) mitteilte, mirb unter 9ir. 18 aud) ein iefct tterfdjollene*
„9Bannfcri*t *u SRenanber« Xentfprüdjen" ermabttt. ©aljrfdjelnlld) flammte e* au« bem 3abr 1763,
fpäteften« woty aus bem Anfang bei folgenbeu ftaljre«. Senn am 17. Januar 1763 erbat fid) fief*
fing öon Nicolai unter anberu 8üd)ern, um bereit Srfteigerung er ibn am 22. Ottober 1762 erfud)t
trotte, mit nidjfter $oft „Menandrt Fragmenta", ba er fie fjödjft nötig braudje. Sag er fid) aud)
in ber unmittelbar folgenben Seit mit bem gtiedjifdjeii iJuftfptelbidjter unb befonber« mit ben „Sent<
fptüdjeit" in feinen ©erten befdjäftigte, bemeift bie «nffl^rung eine« folgen Sprudje« im »rief an
Wfiie bom 6. SRoi 1764.]
5
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Heber Mb (Elpiflilttr.
297
Ornari res ipsa neqoit, contenta doceri.
HORAT.
Äbrig bßr Äbfjanblmtg von hm QHjrißtfarn.
<ß(ittard) ift ber einzige &<et>rntann biefer Slncfbotc, bie man ftd) 5
lange 3eit blojj 51t tuiffen begnügt, bis enbltd) tljre SJhitfjmafjungen bar*
über geäußert a) £>eumamt, b) ©ruefer, c) Qödjer. Einiger geringem 2
Sidjter nid)t gebenfen.
I. SlntfjitycfiS.
1. SS3iber £eumann, bafe bic (Styiftifer feine (Sfyriften geiuefen. 10
a) 93rncfer£ ©rünbe, aus bem Tanten ber ^f)i(ofopf)en, ber ifjnen
bom Flittard) beigelegt toirb.
Un3ntäng(td)feit biefeS ®runbe§.
1 IDet uiiDoflenbcte Serfudj übet btc Clpiftitet würbe nad) bec jefct üerfcboDenen $anbfdjrtft juerft
170 j bon ffarl fieffing (®. Ceffmg« fieben, SBb. II, @. 119-147) mitgeteilt. Angeregt war bie
Mtbfit burd) Ceufcbner« 9lb&anblung bon 1755 übet betreiben «egenftanb, bie üeffutg am 5. «pril 1755
angejagt batte («gl. oben 9b. VII, 3. 20 ff.), ffarl Anfing (a. a. C. ®. 92 f.) faub auef) im 9Jad>Iofj
feine* SBrubcr« biefe Sdjrift ßeufdjner* „mit weijjem kopier burdjfcftoffen, unb mit bielen Sinmer«
lungen bon fiefftngen begleitet, roeldje et ade ju feinet «bbanbliing nufcen wollte". (Sbenfo fanb
er bett Anfang einer jum g(ei(f)en §mttt unternommenen Überfe&ung bon Sultan« „Alejanber" unb
oon biefeit anbern SteDen SuTian«, bie ficti auf $feubomanten belogen, Alle biefe Vorarbeiten
fiejfing* ftiib feitbem verloren gegangen. Sie iBruchfrücTe ber Abbanblung, bie er brtöffentlidjte,
» riegle ftail fiefftng in bie »reölauer 3af>re feine* ©ruber* mit bem auabrflef lieben $inwei* auf
beu 1764 erfolgten Job ttljriftopb Auguft fceumami«, ben t'efftng (bgl. unten 6. 307) nodj einen
„würbigen Veteran unter unfern jeftt lebenben ©elebrten" nenne, fnrbler unb anbete fjorfebet
wollten bagegen biefe »rucfjftücfe bis in ba« 3a$r 1755 borrüden. lern wiberfpridjt jebodj ba«
ftitat au« ben „Pof eies diverses" Jriebrid)« II. (ogl. unten <S 809), bie erft im ftrüljling 17«0
bei £tj. g. 806 in Berlin erfdjienen, ferner ber $iuwei« auf 3ob,ann gFricbrict) Stiebrifc (bgl. unten
6. 303), beffen Vemertungcn über bie ttlpiftifer gfeid)fall« erft 1760 veröffentlicht würben (in feinem
Sammelioert „Au«erlefene SBahrfjeiten ber Vernunft unb ber geoffenbarten Sieligion erlläret, er«
wiefen unb »ertbeibiflt", QaUt 1760, <S. 336 ff.). lemnacb febeiut fiefftng in ber Xbat erft ju ©res«
lau, at« er Seufdjnet perfSnlich Tennen lernte unb beffen Anficht über bie ©Ipiftiler aud) münblidj
ju befämpfen Gelegenheit fanb (ogl. tfarl teffing, a. a. O. 8b. I, S. 280 f.), bie 1755 bereit* an-
geregte Arbeit ernftlidj aufgenommen unb beu un« erhaltenen Entwurf feiner Schrift nebft bem An-
fang ber Ausführung etwa im Sah« 1763 berfafit ju b^aben. ÜRad) ben mannigfachen Zitaten au«
fftrehenbätern tonn bie Schrift nur in einet #eit entftanben fein, al« fieffing fid) eingefjenb mit ber
»atrifiifdjen fittteratur befdjäftigte ; ba« war nad) ftlofe« Bericht (ftarl fieffing a. a. D. »b. I,
6. 24«) befonber« in feinen lebten 9re«(auet fahren ber 5ad. (gingeine JBemerfungen in unferm
Entwürfe weifen flubem biefe SKrbett in bie nädjfte Slä^e ber beiben folgenben Äuffäße über bie ©nt-
ftebung ber geoffenbarten »eligion unb übet bie Ausbreitung bes (£b.riftentum«.] • geringen [1795]
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298
Heber bie (Sijüflitor.
b) Steine ©ebanfen.
a) %\i Hoffnung beö sufüuftigen Sebent mar fein unterfdjei-
benbeS ftcnnaeidjen be3 (Sfjriftentfuimä.
1 . Dfute biefe Hoffnung fann feine Religion gebaut werben.
5 SBarburton mürbe hiwefcen, oljne biefe Hoffnung fann
nict)t einmal ein ©taat menfajlicfjer (Einrichtung befte^cn.
2. Slufjer bafj biefe Hoffnung in ber gemeinen Religion ber
Reiben niajt fefjlen fonnte, mar fie ba3 #auptmerf ifjrer
gefjeimen. Sitte ifjre 9Wr>fterien Hefen auf fie IjinauS.
10 (@. Diog. Laert. lib. VI. p. m. 319. $ie Slntmort be3
9lntiftfjenc$, conf. in vita Diogenis, p. m. 334.)
3. |>ätte fie aber aurf) fdjon ber ^eibnifc^en ^Religion ge=
mangelt, fo mar fie boef) in ben ©djulen ber ^ßf)ilofopljen
öiel $u befannt unb angenommen, als bafe fie ben Reiben
15 an ben ßfjriften etmaS Unerhörtes ober £ädt)erlicr)e§ hätte
fetm fönnen.
b) SSitt man aber unter biefer Hoffnung gar unge^meifelte ©e-
miftheit berftefm, in ber nur ein (£f)rift bon feiner fünftigen
©eligfeit ferm fann : fo fage ict), bafc biefe unter bie geheimen
20 ßefyren be3 ©hnftcnihumS gehörte, unb auö biefem (Srunbe
ber Mntafc ju einer allgemeinen Benennung ber (Sfjriften un«
möglich fetyn fonnte.
2. SBiber 93rucfern, bafe bie (Slpiftifer nicht bie ©toifer femt fönnen.
£cnn
25 1) bie Stoifer maren nicht bie einigen <ßhifof°tf) cn r welche bie
Hoffnung eines fünftigen Sebent annahmen, $iefc8 befeunt
Srucfer fetbft; aber er fagt, fie mären biejenigen, meiere baS
meifte Öerebe babon machten.
2) $)oct) auch ba3 maren fie nicht, unb blo|e Stetten au3 bem
30 Seneca fönnen biefeS nid)t bemeijen. 3Me übrigen ©toifer atte
reben meit fcltner babon unb (Süiftet ^um (Sjempel faft gar nicht.
@. Lipsii Physiol. Stoicorum, lib. III. p. 170. 2tud) Sln-
toninuS rebet niemals anberS ats ^meifelfjaft babon. «Siehe
lib. IV. p. 107. mo ©atafer auch ben SSanfelmuth be§ Seneca
35 hierin 5eigt, unb fefjr richtig anmerft, bafj alle bie ©teilen, mo
©eneca pofitib babon rebet, nict)t au§ feiner Ueberjeugung, fon*
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JRbriß ber JUbljanblung von ben Cluifltfwrn.
209
bern aus bcn toeranlaffcnben Umftänbcn ju beurteilen. Conf.
Anton, lib. XII. p. 350.
3) (£ä fjätte aus if)rem 8tofteme fcfbft bemiefen merben fönitcn,
narf) meinem aber bie Hoffnung jene3 CebenS einen fcl;r jmei*
beutigen Sfnblicf erhält. $enn fie glaubten, ^ <g ce f c Uon B
langer $>auer, unfterbfic^ aber borum nid)t fen. ©. Lips. 1. c.
(Sie toerbe mit ber SPelt untergeht, unb ob fic fdfjon nadj biefer
allgemeinen Verbrennung mieber Ijergeftetlt werben mürbe, fo
mürbe c3 bennoef) gefcr)ct»cn, oljne fidj if)re3 borigen .ßuftanbcS
$u erinnern. Veniet iterum qui vo8 in lucem reponat dies, 10
quem multi recusarent nisi oblitos reduceret. Epist. 36.
SBefdje Unfterbltd)feit !
4) Unb menu auefj biefe Hoffnung, naef) bem ftoifd)en 6i)ftem, fo
jmeibeutig nid)t märe, fo mürbe fie bodj fc^on at3 Hoffnung mit
ber 2fyatljte ber ©toifer ftreiten. 15
5) $a it>r nachzuhängen, mürbe auch auä bem ©runbe feinem ftoi*
fd)en SBeifen ge$iemet haben, ba fie bodfj immer noch feine apo*
biftifrf)e SBarjr^ett ift, fonbern nur eine ^ahrfcheinlichfeit, eine
SSermutfjung, bon melier ber ftoifche SScife feinen ©eifotl jurücf-
Ratten mu&te. 8, Lipsii Manuduct. p. 161. 20
Unb aus biefem ®efiri)t3bunfte mufj bie Ungemi^eit betrachtet
merben, mit melier fid) ©eueca barüber auSbrücft. ©r glaubte
meber baä eine, nod) ba3 anbere, meil feinet ©emifeheit, bcibeS
nur Skrmutfjung mar. ^tbcr er hält fidj auf beibeä gefaxt.
G$ fet>, bafj bie Seele untergeht, eä fet), bafc fie fortbauert: 25
unb mo er ftet) für ba§ erfte mehr, als für ba§. anbere erffärt,
als Epist. 54., ba ift er fo menig mit fict) in SBiberfbruch,
mie 93rutfer glaubt, ober fpricht feine magren ©efinnungen bor
Slngft über bcn annaljenben Job, mie ©atafer 1 mebnt, (p. 108.)
aufrichtiger ; bafj er atöbann nur ftetnmüt^iger mürbe gefbroc^cn 30
^aben, menn er in bem Xone jener Stoftfdjriften geblieben möre,
unb bafe er eben t)ier ber (Stoifer in feiner ©rö&e ift, menn er
$eigt, bafc er auch auf ba8 SWerfchlimmfte, auf ben gän$licf)en
Untergang, gefaxt fei).
Xiefeö mußten bie ©bifureer miffen, unb fonnten bafjer ben 35
• [». t I^oma* (Satoret* Hu«flat>e De« TOarcu* «ureliu« «ntoninuS (Utrcflt 1697))
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300
Weber b« <El}nptker.
Stottern aus biefem anfdjeinenben SBiberfprudje feinen Vorwurf
matten. 93Me lonnten fie, wie burften fie I)icrnäcf)ft ben Sfep*
tifern etwa« ßädjerftdje* anheften, weW&e« auf bie Ijerrftfjenbe
^Religion jurüefgefatten märe?
5 3. SBiber £eumann unb ©ruefern augfeidj.
SBcibc nehmen ofme ÖJrunb an, bafc bie Hoffnung beS Fünftigen
fiebenä barunter $u oerftefyen fett. GS erfjefft aber au3 bem S ü "
fammenfyange unb aus bem ovvex%ix(oiazov tov ßiov atfyubeut*
ti(§, ba| bfofe bie Hoffnung biefeS £eben$ gemeint fett. 2)enn jene
10 ift bietmefjr eine 3 er ftö r crin biefeS Sebent, wetdjeS gezeigt n>irb
u) an ben erften Sfjriften, bereit SBeracfjtung be3 $obe3 auä jener
Hoffnung bornefymftd) entfprang. Sie Hefe nicr)t allein bie
maljrcn s -8ef cnner, wenn ber $eibe i^re ©ewiffcnÄfreiljeit tränten
unb fie jur Verleugnung ber erfannten SBatjrljcit jroingen Wollte,
15 ade Martern bulben unb t>crad)ten, fonbem fie war c3 auef),
weldjc fo biet falfdje Sflärtnrer machte, bie für nichts beffer aU
für Selbftmörber 311 galten finb. Unb bie Reiben felbft fc^rieben
biefe SBereitwitligfeit au bem ft^mer^ic^ften $obe nidjt bto§ bem
©fjrgeifce 51t, fo Wie 9(3ftepiabe3 bei bem ^rubentiuS in Ro-
20 mano s. Hymno neqi ge<p. XIV. 1 Populäre quiddani aub
colore gloriae illiterata credidit frequentia, ut se per aevum
consecrandos autument, 9 weldjeä muf> bie SDteinung be3 ^uti*
anu* war (v. Greg. Nazianzeni 8 invect. I. in Jul. apud
Kortholtum, p. 175.), audj nidjt btofe einer anfteefenben unb
25 aur Ötewofmtjeit geworbenen 9iafcrei, wie WrrtanuS ad Epict.
lib. IV. cap. 7. nidjt einer bfofjen £>af3ftarrigfeit, wie Wnto-
ninu$*), fonbem oornefjmlicf) ber Hoffnung cineä ewigen unb
*) Lib. XI. §. 3. p. m. 319. SBemt anberS naf>axa%is bafelb|t, Woran
id) aber zweifle, JpatSftarrigfeit bebeutet. $enn c8 fann gar roofjt feine gewöhn«
30 lid)e ©ebeutung behalten unb burd) vitae institutum erttärt werben, fo bog e3
fo biel ol8 bai hno i&ovg beim STrriau bebeutet. $5enn wirflid) war ei aud)
ber «orttmrf ber Reiben, bafc fid) bie (Sfjriften burd) i^re ftrenge fiebenSart $u
biefer SSeradjtung be3 $obe§ angewöhnten. Tertull. de spectaculis c. 1. sunt
qni existiment, Chriftianos expeditum morti genns ad hanc obstinationem
35 abdicatione voluptatum erudiri etc. SIm beften würbe taiig burd) diseiplina
• [ri^tifltt:] X. • autumnat, [1795, im 2!tu<!fe$lert>erjei<$ni§ »er&tfiert in] autumat, » Na-
zianzeni! 11795]
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JSbrifc bir Äblranblung von btn (Elpiptketn.
301
belfern fiebenS, v. Lucianus in Peregrino, Tom. III. p. 337.
Euseb. lib. V. cap. 1. roo baS Mehmtidje üon ber Hoffnung,
befonberS ber Huferftehnng ber Körper, gefugt mirb.
b) Wn ben SßhHofopljen. 1) $o$ (Sremüel be3 (£IeombrotuS beim
ßattimadmä, 2) ba3 (Stempel be8 $egefta8 unb bie ©teilen im 5
Somnio Scipionis unb Senec. Epist. 102. Unb ttrie natürlich
bicfe SIrt ju benfen fen, erfennet man aus ber oben angeführten
Antwort beä HntiftheneS.
c) %n gangen Wörtern, worunter bie alten Xeutfdjen üornehmlich
gehören, ©iehe bie ©teile be« Slüüianuä in Lipsii Physiol. 10
Stoic. p. 173.
4. SBiber Södjern: bafe bie ©lüiftifer tiic^t bie Smtifer fetin tonnen.
$ie einige ©enteng be3 $iogene$ berocifct nichts. 2Ba3 er barin
bon ber Hoffnung fagt, fann jeber SBeltmeife fngen. Söärc fie aber
eine befonbere ©tüfce ber ctmifcfjen üraftifrfjeu SBettiueU^eit geroefcn, 15
fo Ij&tte bicfe« au$ ihrem ©uftem felbft gezeigt werben muffen. 9hm
ober fann gerabc ba3 (SJcgentheil baxanä gezeigt merben. SöemeiS
a) au« ben fiefjrfäfecn ber ©toifer, welche bie Gontfer burdjauS an-
nahmen. $enn bie (Stmifer maren nur eine SJrt üon ©toifern.
b) Slu« ber gangen ©djüberung be3 Gnmferä beim Hrrtanu3, 20
lib. III. 1 cap. 5.
II. Ucbergang gu meiner ©rflärung.
(S^c ich biefc Dortrage, luirb e3 bienüd) feun
1) derjenigen gu gebenfen, bie fidj für eine ber angeführten Meinungen
erflären, unb befonberä für bie £eumannifd)e. 2 2ö
(i) Seufdjner.
1. $ie üon ifjin gehäuften ©teilen bcS 9J. mo ber Hoffnung
gebaut wirb, beroeifen nichts. £ie bamalige Sortpftangung ber
d)riftlicf)en Sieligion mar gang anberS, als bie erfteit Sßrcbigten
bcrfelben. Sie mir fdjon oben gefetjn. 30
gu überfielt fetnt, welches Scrtutlian felbft in bem ftolgenbcn braucht. Cber e$
ftnb überhaupt ihre fird)lidjen tiaxayai* ober diaiageig barunter gu üerftetjen,
oermöge welcher bie SJcrleugnung be$ SRamenS ßbrifti unb bie Steigerung, feinet-
wegen fid) allen Verfolgungen unb bem $obe felbft an$gufe|jeu, für ba8 gräftfidjfte,
abjdjeutid)ftc, unuergeif)Ucbfte ^erbredjen erführet wirb. 6. Const. Apost. lib. V. c.4. 85
' (9H$tifl« fdiifnc:] lib. II. • aöct)frif^e. [1795] • Siarayoi [1795J
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302
Heber ine (Slptßiker.
2. gr hätte bie $eumannifche Meinung auf bie Mofee Sluferftehung
ber Selber einfchticfcen fotten. 9lber auch baS h°* er untertaffen,
unb überhaupt nicfjtö hinzugefügt, moburd) bie $eumannifcf)e
Stteinung mahrfdjeiulitfjer roürbc.
5 NB. 2Ba3 er Don bcr SBafyrfcfjcmftcfjfeit fagt, bafc e3 ju ber*
mutfjcn, ^ßautuS tuerbe fidj näher um bie ©Triften befümmert
haben, ift fchimärifdj. 93ei biefcr (Gelegenheit
1) $on bem Vorgeben be3 Xh c ob° r Victor, melcher ben *ßlu»
tarcr) mit einem uiel ffcätern biefeS tarnen?, ben Drigencä
10 jum G^riftenthum befehrte, oermengt. Conf.
2) Xie gute HReinung be3 3ran$. ©olbuinu* (Comment. ad
Edicta principum Roman, de Christ. 1 ), roetdjer fcfireibt:
scripsit eo tempore Plutarchus librum Jiegi öetaiöaifio-
viag: impietatem et superstitionem recte notat. Sed
15 religionem quam in medio collocet, 2 non videt. For-
tasse ad Christianos accessisset, sed principem suumTra-
janura reformidabat. 8
3) $ie SKo^eimifc^e Slumerfung bon bcm ©ebroudje be$ SBor-
te$ öatfi(ov beim $fatard). ©ie ift falfd), roeit biefeS ba*
20 felbft oon einem roeit ältera Seifen gebraucht lüirb ; meif
bic 9lnmerfung, bie %1)aXe$ in bem Solgenben borüber madjt,
bamit ftrcitet. «Stehe SBarburtonS göttliche ©enbung 9Koft8,
1 ®. ©. 179—223.
4) Sßon ben SSiffcnf haften unb ben (Gcfinnungen gegen ba3
25 (S^riftenthum überhaupt 311 urteilen.
a) (5in 3Kann, ber fo unrichtige begriffe öon ber jübifchen
SRcligion fyit, founte unmöglich richtige toon ber djriftlichen
haben, bic fich auf jene grünbet, v. Sympos. lib. IV. quaest. 5.
(£3 ift inbefc boch merftoürbig, bafc biefeS Söucf) juft ba Oer»
30 ftümmclt ift, Wo man ba« 93efte Don bem Ötotte ber Suben
$u erfahren oermuthen mufcte; benn bie 6te ftrage 4 follte
hanbeln: quis apud Judaeos deus? SBeil 5 man $inge barin
gefunben, meldte ben erften Triften nicht anftanben.
b) ©in 2Kann, ber luiber alle barbarifdje GtotteSbienfite
«~de Christianis [©albuinuS] de Christo (1795] • eoiloeat, [1795] • reformldat. [1795]
4 [t>aju ift 1796, fld^rlid) t»on ffatl Ofling, bemertl: „%n ber 9teiMif<f|fn «uSgabe be* $lutatd>l
flrtbe icf) fie ni$t."] » ©ie [179.S]
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3&briß ber Jlbljanblunc; oon ben (Elpiflikern. 303
unb (Gebräuche, bog ift, roiber otlc auSlänbifche erflärt; bcr
in bcr SReligion auf tiidjtä mehr bringt, als zo &eiov xai
naxQiov d^HOfia vqg Ivueßiag beizubehalten, ((Siebte fein
Söudj tieqi Ö£ioiöaifiovia$. Edit. Henr. Steph. pag. 288.):
ift e3 mahrfdjeinlich, bafj ber bon ber djriftlichen anberS fottte 5
gebaut, unb nur bie chriftlidje heimlich feiner heibnifdjen folltc
borge$ogen b>ben?
c) (Sin 9Rann, ber alles für Aberglauben fyalt, toa£ und
bie ©ottljeit al$ einen 9tid)ter, als einen Stocher, als etma3
anber£, als ba3 aflemenfchenfreunblichfte Söefen betrachten läfjt 10
(1. a), mufcte ber aud) nicht bie chriftlidje Sieligion ju bem
Aberglauben sohlen, fie, bie einen Ötott brebigt, ber feinen
eignen ©ot)n hinrichten laffen, um feiner GJerechtigfeit genug
3U tfnm? SRon berfudje e3, ob bie djriftliche Religion in bie
3Witte ber Putarchifdjen D^ngötterei unb $eifibaimonic oafet ; 15
unb ich roill e« fobann glauben, ba§ er bon ber cr)riflticf)en
ein heimlicher Anhänger geroefen.
5) $on bem ßeugniffe be8 Julians in Misopog. pag. 58. ber
Sransöfifcfjen Ueberfefcung.
b) ©tiebrifc. 20
2) 3« zeigen, mefcfje SBenbung man ber $eumannifcheu SReinung, noch
außer ihrer blofeen Gstnfdiränrung auf bie Auferftchung ber ßeiber,
geben fönne, um fie soutenable ju machen.
1. Auf ba3 SSorurtheU ber alten ©haften, Da fc ©hriftuS nochmals
im $teifcr)e erfcheinen merbe. Conf. Origenes b. Ue. p. 37 1. 1 25
Lucianus in philopatris.
2. Auf einige $e|jer, bie ihren Anhängern ein nnrflidjcä etoigca
Seben auf biefer S&elt berfbradjen, als ben SRenanber unb feineu
Anhang. Euaeb. Hist. Eccl. lib. III. c. 26. ober auf ben 6c-
rintfjud unb beffen fiefjre bom taufenbiährigen deiche. 30
3 ) 8" jciflcit, auf meldic Religion ober pl;itofo^^i[c^c ©eftc man fonft
bie (Slbiftifer beuten fönne.
1. $er ©tiebrifcifchc Ginfall bon ben Rubelt.
a) $ic bon ihm angeführte ©teile bcS AuguftinuS mürbe wenig
fagen. 35
• t. Ut. p. 351. (17951
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304
Weber bte (Slpiflifcer.
b) Slber bic 83efd)affenf|eit ber jübifdjen Religion fetbft, bie i^re
Hoffnung auf fein fünftigcS Seben, fonberu auf ÖHücffeligfeit
biefe« Sebent grünbet, auf bie Stnfunft eine« irbtfdjcn HKeffia«.
c) Unb oiele (Stellen au« bem ^ß^ilo roürben biefen Einfalt
5 jicmlid) ttJQ^rfcfjcinlic^ madjen fömten.
<l) 3a man würbe bietteidjt feine $()eraj>cbfie ba$u brauchen fönnen.
e) SBenn biefe 93ermutb,ung ftd) nur fonft mit ber #cit bc« ^(u-
tardj« unb anberu Umftänben reimen roollte.
f) ©etracf)tungen über bie Hoffnungen ber Suben überfjautot.
10 Ob e« roaf)rfd)einad>, bafe fie burcb, fie (nefjmticf) bie £off*
nung) roieber bie Dberfjanb geroinnen roerben.
2. $ie «ßotyagorifer. 9todj SBeranlaffung ber ©tcftc be« ©lernen«
SUcranbrinu«, roo bie Hoffnung au«brütflid) 311 bcm festen 3roetfe
it)rcr Wtofobfjie gemaajt rotrb.
jä 3. $ie ©febtifer, beren (Srroartung, bafi geroiffe (Srfdjeinungen,
fo roic fie ein* unb mefjrmat auf cinanber gefolgt, audj roieber*
um auf einanber folgen roerben, in roeitfäuftigem Söcrftanbe gar
roobj Hoffnung genannt roerben fönnte.
4. ^orneljmUrf) bie (£bifurccr, roctdjc« fiefj au« ben jroei Haupt*
20 leljrcn i^rcS @nftem« geigen (äjjt.
a) 9lu« ber öeugnung einer göttlichen 38orfid)t. $)a fie fid)
auf biefe ntcr)t berlaffen fonnten, loa« fonnte fie anber« im
Ungtüde aufregt ermatten, a(« bic Hoffnung, bafe ber Bufatt
bielleitf>t nod) ein gute« (551ücf für fie im SBorratt) fjabe.
25 h) 9(u« ifyrer ©eringfdjätjung bc« Xobc«, an ben fie fo roenig af«
möglid) ju benfen fid) bemühten. Sic merfroürbige Stelle
in bem ^romettjeu« bc« $tefd)t)hi«, unb roa« ber Sdrolioft
barüber anmerft.
4) SBcrroerfung aller biefer SBcrmutljungen, fo roaljrfdjeinlidj aud) bic
30 eine ober bie anbere gemacht roerben fönnte.
III. Xf)cfi§. Steine Meinung, bafe bic @(piftifer ^feubomanten geroefen,
bie fid) ben tarnen ber <ßb,iIofotob>n angemaßt. 2)iefe Meinung
roilt id) in ber Drbnung bortragen, fo roic idj felbft nad) unb nad>
Darauf gefommen bin.
35 1.(5« ift au§ bem Vorigen flar, bafe bie ©foiftifer feine bon ben be-
fanden Seften feton fönnen.
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JRbrifj ber JäbljanMung von ben Qrlinfükern.
305
2. ©ollen fic ober beffen ungeachtet «ßf)Uo[opfien fetin, fo muffen fie
eine eigne ©efte, bie it)re eigne befonbere Sefjrfäfce gehabt, au3ge=
macht ^oben.
Unmahrfdjeinttchfett biefer SSermuthung au3 bem ©tillfchmeigen
aller ©cribenten, unb befonberä beä 3)iogene3 ßaerttu«. 5
(Sinfourf, ben man miber ba§ ©tillfchmeigen be$ 5)iogene3 ba*
her nehmen fönnen, bafe er mehrerer ©eften gar nicht gebadjt,
3. @. ber ©ejtiner.
©eantmortung bicfeS ©inmurfeä. S)ie ©eEttner maren eine blojs
föömifche, bie aufcer 9tom vielleicht menig ober gar nicht befannt 10
mar. 3ubem macht fic ©eneca öielleicht nur gu einer blofcen
(Seite ; benn fie felbft gaben fich für $ßtitt)agoräer aus.
28a3 ba3 ©tillfchmeigen be8 3)iogene3 Don noch größerem ©emicfjte
macht, ift biefeg, bafi man aeigen fann, ba& Diogenes ben $lu*
taret) gelcfen. ®r citirt ihn ju tierfchiebenenmalen ; bie ©ftiifti- 15
fer, menn fie <ßhtf°fot>h cn getoefen mären, mürben ihm alfo nicht
unbefannt gemefen fetin.
3. SBaS fönnen fie alfo gemefen fetin, als ßeute, bie fich &en tarnen
ber Sßhifofophen anmafeten. hierin beftärfen mich bie SBorte be3
^lutarchä felbft, in metchen ich glaube, bafe man ba$ nQooayo- 20
qbvo) nicht in feiner üötligen ©tärfe üerftanben hat.
$enn dyoQeveiv, nqooayoQEveiv heijjt nicht blojj nennen,
fonbem aus #öftichfeit nennen, eingeführter SBeife
nennen, fätfehlich nennen.
1) (Siehe bie ©teile in bem Sfülmfchen Indice $u bem Sleltan unter 25
TiQoaayoQtva).
2) ©ine ^arattelftelle beim Drigeneä, Hb. V. contra Celsum,
§. 61. p. m. 624. obfdjon bafetbft dvayogev<o ftetjt.
4. SBaren e3 alfo ßeute, meldte fich & cn tarnen ber ^ßt)ilofop^en nur
anmaßten, fo ift bie ffcage: ma§ maren fie eigentlich? 33emei3, 30
bafe bie 3Bat)rfager unb Sßfeubomanten fich ben Kamen ber $fnfo s
fopt)en angemaßt.
a) 9lu$ bem auäbrücflidjen Seugniffe Dc ^ ?ßhifo(lratu8 Oom ÜRero.
b) 2tu3 ben bamaligen Verfolgungen ber ^Uofo^hen.
5. Zugegeben, baß fich bie Sßfeubomanten tß^ifofop^en genennet; aber 35
marum ©Imftifche Sßfn'fofoP^n?
15 e f f i n 0 , ffimKWe S«riften. XIV. 20
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306
lächer bi* (Elptjtiker.
935eU bic Hoffnung unb bcr allen ättenfdjen natürliche £ang $u
berfelben ber ganje ©runb ift, auf meinem t^rc fünfte berufen.
Erläuterungen biefeS ©afceä aus bem Seben be3 ^feubomanten
SlleranberS, mic 1 ihn fiueian felbft vorträgt.
5 6. Slber öieHetcht ift biefe^ ein bloßer Einfall be3 ßucianS. fOlan
müßte seigen, baß biefc ^feubomanten roirfUdj felbft bie Hoffnung
außerorbentlidj erhoben, um baburd) ihren Äünften ben ©ingang
in bie &crjen offen gu galten.
$ie merfmürbige ©teile au3 bem $>io (£hrt)foftomu3.
10 7. Grinnwrf, melier batjer genommen, baß fiel) bie 2Bat}rfagerei nicht
auf bie bloße Hoffnung, fonbern eben fott>ot)l auf bie 3urcfjt ftüfce.
^Beantwortung beffelben : iXmg bebeutet beibeä, unb heißt über-
haupt bloß bie Ertoartung beS .ßufünfttgen.
.Su jeigen, in mie toeit auch bie ftutifyt owexuxaimov %ov
15 ßtov feg.
8. Enblidj bie ©teile beä SlriftoteleS : bie 28af)rfagnng ^ieß nrirflich
bei ben ©rieben bie ©Ipiftif. SBill man atfo noch zweifeln, ma«
(SIpifttfcr tuaren?
3\t ftbfranMuttö JHbJt
20 Putarc^ gebenfet, im SBorbeigetjn, getoiffer $httofop$en, bie man
oon bem gricc^tfcr)en tarnen ber Hoffnung (Slöiftifer genennet ^abe;
meit fie bie Hoffnung für ba3 feftefte S3anb be8 menfc^lic^en Sebent unb
biefeä ot)ne jene für burdjauS unerträglich erflärt hätten.
SJceljr fagt und Sßlutarch öon it)nen itict)t ; unb ba bie belefenften
25 ®elet)rten, StyfiuS, SKenage, fifabriciuS, ihrer auch fonft bei feinem anbern
5llten ermähnt fanben : fo ging e8 mit biefer $nefbote ber f»^Uofof>^ifc^eit
Ök)~chichte, mie mit allen Nachrichten, bie fich bloß auf ba$ 3eu9mß eines
©innigen grünben. SJton begnügt fid), fie $u toiffen, fie ju mieberholen,
unb toenn fie taufenbmal miebcrholt merben, fo fyahtn fie gleich noch
30 eben fo »iel Sicht, als ihnen ihr erfter SSäfirmann ertheilcn fönnen ober
motten, ©nblich aber finbet fich benn tt>ot)l ein ®oöf, in bem fich f°^ c
oermeinte Snfetn an irgenb ein fefteä ßanb fchließen. ©r weiß nicht
* [oießeidjt nur «tiefen ober toetbrudt fflrl too
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3« Mjanbhmg felbfl.
307
mehr als feine Söorgängcr, ober er ücrawtfjet mehr, ©eine SBermutfmng
erzeugt eine anbere; biefe eine britte; unb ift bie ©acf)e nur einiger*
mafcen roichtig genug, um ÜRadjeiferung 51t ermecfen, fo finb in furjent
ber SBermutfjungen fo oiele, bafj it)rc SSerfchiebenfjeit unb Sßenge einen
treufjeraigen Sefer meit verlegener macht, als er nimmermehr bei bem 5
gänjlichen Sftanget berfelben gemefen märe, fieiber merbcn auf biefe
SEBcifc bie ÖJegenftänbe ber ©elehrfamfeit unenblich berme^rt. Sebe SDco*
nobe üon 2Baf)rheit manbert aus einem ungeftalteten Körper öon 3Jcei-
nungen in ben anbern, betebt ben einen mehr, ben anbern weniger; ben
fürjer, ben länger; unb roer bie ganje ©efd)td)tc aller biefer fjinfäßigen 10
(Srfcheinungen rtictjt inne fycit, nicht an ben Ringern 311 ersähen meife,
mirb öon ber ©acfje felbft fo öiel als gar nichts ju roiffen geachtet.
9Kuthmafmngen unb Sßaljrfdjeinltdjfeiten erfüllen ba$ ®ef)im be§ Sitte-
ratorS; mo foU ber $lafc barin für bie SBafjrfjeit f>erfommen?
©tücflich genug, roenn biefe Slugfcfjmeifungen beS SBifceS unb ber 15
(Sitelfeit, bie uns öon bem geraben $fabe ablenfen, ein blofjer ©tfjnecfen'
jug ftnb, ber, nachbem er uns um alle (Segenben herumgeführt, mieber
in bie 9tid(jtung3üme ber SBa^r^cit hineinfällt, wenn aus allen ben SJcuth-
mafmngen enbtich eine (Sntbecfung entföringt. SIBbann hat bocf) roenig-
ftcnö unfre mahre 2öiffenf(f>aft (Sinen ©abritt roeiter get^an; bie nach 20
un3 fommen, fehen ben labtyrtnthifchen 5lu3meg, laffen ihn fcitab liegen
unb gehen gerabe^u.
3)er erftc, ber feine SBermuthung über bie ©löiftifer äußerte, mar
D. ^euinann, ein mürbiger SBcteran unter unfern jefct lebenben (Mehrten.
(£r glaubte, Sßtutarch fönne mohl bie ©hriften gemeint fyahtn. ©eine 25
©rünbe fdjienen einem Spanne nicht erheblich genug, ber öon folgen
©achen 5U urtheilen ba3 erfte Siecht rjatte. Sörucfer miberlegte ihn, unb
behauptete, bafj bie ©toifer barunter 311 öcrftcfjen mären, darauf trat
ein dritter (e8 mar D. ^djer) inä SKittel, miberföradj beiben, unb
brachte bie (£tjnifer in SBorfdjlag. 30
Unter biefe $böothefen hoben fich bie belehrten getheilt. ^dj metfj
aber nicht, mie e3 gefommen, bafe bie £cumannifche noch immer bie meiften
Anhänger erhalten, ob fie fchon gleich Die fonberbarfte ift. 2)och vielleicht
hat eben biefe« ©onberbare fie empfohlen.
SBer blofe beitritt, fann bie öffentliche (Srtheilung feiner ©tirnrne 35
erföaren. 9cur eine un3 eigne Meinung berechtigt, bafj mir auch gehört
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308
Heber b« (SIpipihcr.
ju »erben verlangen fönnen ; befonber« ba in Unterfuchungen bon biefer
$lrt nicht immer ber ©elefirtefte ben regten $unft trifft, fonbern oft ba£
gute ÖHücf *) bie ßmtbeefung ber 2Baf>t^eit einem aufgebt, ber feinem 9ftit=
bemerber um biefen $rei3 an SBetcfcnr)eit unb ©charffinn ttjeit nadjftehet.
5 $)iefeä ju meiner ©ntfdjulbigung ; iubem ich e$ magen mitt, 9Kän-
nern bon unftreitigen SSerbienften ju miberfprecf>en, unb mich, bermeffe,
eine SHeinigfeit beffer gu toiffen, al3 fie, bie mich fo oft in mistigem
fingen unterrichtet ^aben.
3)ie ©Imftifer, miH idt) ertoeifen, nwren meber Gbriftcn, noch @to-
10 ifer, noc^ Stmifer; man hat bie SBorte be£ $(utard)3 nicht gehörig er*
mögen ; man hat bie geitbermanbten Schriftftetler $u mentg um SRatfj ge-
fragt; man hätte fföj erinnern follcn, ma3 ßlüiftif bei ben SUten mar;
unb ma£ märe natürlicher gemefen, als ju bermutfjen, bafj bie (SlpifHfer
fieute fegn mußten, melct)e bie (Slmftif trieben. — (Sing nach bem anbem !
15 Oirjte» Ifaupfßüifc.
IDioer D. ^eumann, bag bie (Elpiftifer feine Cfyriften gemefen.
SJietne ©rünbe miber Jeumann finb bon ameierlei (Gattung, ©inige
fann ich nur gegen ilm allein, anbere gegen ihn unb 93rucfern zugleich
brauchen. 3>iefe3 JaiUJtftücf ift ben erften beftimmt.
20 3ch »iß aubörberft bie 9fleinung be3 $octor$, fo biet möglich, mit
feinen eignen SBorten bortragen**), ©r fchtiefct fo: „SSeit meber Sicero
„noch @encca, noch $iogene3 Öaertiuä, noch fonft ein Hilter aujjer bem
„*ß(utarct), ber ©fyiftifer gebenft, fo fönnen fie fchmerlich eine p^ifofo*
„p^ifdje 6efte gemefen fc^n. 2lber eine befonbere Slrt bon Seuten mu§
25 „e£ boch gegeben tyibcn, bie biefen Kamen geführt, unb ba bie (Sljriften,
„fagt er, bon ben bamafä florirenben Reiben auch fyetin unterfchieben
„roaren, bafj, ba bie Reiben nach tiefem Sehen feine Joffnung hatten,
„fie hingegen burdj ben £ob in baS emige Sehen einzugehen t)offtcn, unb
„burdj biefc Joffnung, 511m größten ©rftaunen ihrer Verfolger, alle Stfiar*
30 „tern glüeftich übermanben: fo muthmafjc ich, bafc ^tutareb, niemanb
„anberä aU fie unter ben (Styiftifero berftanben habe."
*) Evtv%ia, ip> (niftnaaijs iyta iv äi'&Q(onoig öeivovijxog *ai croytag
ÖQta xQtnovoav. Demostb.
**) Act. Philosoph. XVIII. ©tfief p. 911 u. f.
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2&tc JUbrjanblung felbft.
309
«Dton fieljt leicht, bafc e« tjier auf jmei ©tfide anfommt: einmal,
ob mirflidj bic Reiben ofme Hoffnung eine« Seben« nad) bem $obe ge-
locfen; jmeiten«, ob bie (Sljriften fidj burdj biefc Hoffnung fo auSgc*
jeidjnet, bafj fte einen befonbern Kamen babon tragen fönnen. $a«
Sefcte fud)t burtf) ücrfajiebene ©teilen au« bem «JOKinutiu« &elij, au« 5
bem Stjeopfjilu«, au« bem $ertutlianu« ju beftätigen; ba« @rfte aber? —
(£« wirb fremb fdjeinen, menn idj fagc, bafj er ba« (Srfte gleitfjfam al«
unftreitig borauSfejjt «nb faum ber 3Äü§e mertlj aaltet, in einer Keinen
«Kote fief) be«ljalb auf eine ©teile be« Sfyoftet« «ßaulu« an bie S^effa»
lonid&er*), unb auf ben 9lu«fbrud) be« Suliu« Säfar beim ©attuft**) 10
ju begießen.
$)er ©teile be« «Äboftel« merbe ia) meiter unten gebenfen. Stbcr
ber 9lu«fbrud) be« Sutiu« (Säfar, ma« fort biefer bemeifen? 3$ ^
nit^t fagen, bafj e« $unftrid)ter giebt, bie für gaudio barin gladio
ober cladi lefen motten, tuetaje« einen weit unfdjulbigern ©inn geben 15
würbe, gebe e« ju, ba& bic Unfterblidjfeit ber ©ecle bem $uliu«
(Säfar ein unglaublidje« #irngcfm'nft getoefen***); eine £enfung«art, bic
mefjrern gelben gemein tft. Allein mie Gäfar fjierbon backte, fo bauten
nidu" alle SRömer, fo bauten nid)t alle Reiben. Slu« ber Srcibenferei
eine« einzeln «Wanne« folgt auf bie «Jleajtgläubigfeit be« gan$en %olH 20
nid)t«. Ober ma« meint man, menn nad) fedföeljnljunbert ^afjrcn aus
ber äfmtidjen ©teile eine« neuen ©äfar« ber nctjmUdje ©djlufc gemadjt
werben follte? SBeit biefer geföriebenf):
Ne voyons dans la mort qu'un tranquille sommeil
A l'abri des malheurs sans songe sans reveil. 25
Hclas! tout est 6gal pour notre cendre eteinte,
II n'est aueun objet ni d'espoir ni de crainte.
#aben mir alle feine 3citbermanbten mit üjm eingeftimmt? SBar er ber
SKunb feine« ganjen SBotf«? — Sfodj liefe 2R. «ßoräu« (Sato in feiner
*) I 4, 13. 30
**) In Bello Catilinar. cap. 50.' mortem cuneta mortalium mala dis-
solvere, ultra neque curae neque gaudio locum esse.
***) <5r fagt öon ben 25rmben (lib. VI. B. g. c. 14.^: Imprimis hoc volant
persuadere, non interire animas.
t) Poesies diverses. Epit. XVIII. 35
* [genau« :] cap. 5t. • lib. IV. B. g. c. [1795]
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310
Hcbßr Me CSIptflifor.
©egenrebe bcm (Säfar bicfen feinen Unglauben nicht fo hingehen; unb
menn er iljn fdjon nicht mit bem ©ifer etneä Drtljobofen mibertegte, fo
gab er bodj beutlidj genug gu berftchen, baß er bie SBefennung beffelben
im öffentlichen SRatlje für fefjr ungegiemcnb hafte.
5 3Ran hänfe aber oudj, ftott biefer einen ©teile, taufenb auf taufenb,
unb man mirb barum nidjt mehr geminnen. $enn entmeber man muß
ben Reiben alle Religion abfpredjen, ober man muß gugeben, baß fie ein
fünftige« Seben, eine !ünftige Söelofjnung unb ©träfe geglaubt §aben.
D^ne biefen Glauben fann feine Religion beftehn; SBarburton mürbe
10 Innaufefeen : felbft feine bürgerliche (Sefetlfdjaft, fein ©taat fann ohne ib>
beftehn. tiefer ©elefjrte ^at mir bie SJcufje erfpart, eine fdt)on an fidj
fo unmiberfprechliche ©ache buref) 3eugniffc i u bemeifen. Sflan lefe ba3
gmeite SBuct) bc$ erften feiner göttlichen ©enbung ÜKofiS; man
blättere in ben erften ben beften alten <Sdt)rtfrftctIern, unb überall merben
15 bie beutlidjften ©puren öon ber Unfterblicfjfeit ber ©eele, oon ihrer
(Stfüdfetigfeit ober Unglücffeligfeit nach bem $obe auch in baS flüdjtigfte
Sluge fallen.
SSem aber biefe ©puren, mit fo abgefchmaeften pöbeln bermifdjt,
baß ^uüenal*) fie gu feiner 3eit nur noch faum bon ffnaben, qui non-
20 dum aere lavantur, geglaubt faf)e, gu unmertt), gu ctenb fdjeinen, als
baß fich ben Reiben eine Hoffnung ber Bufunft barauä gufdjreiben ließe,
bie ben tarnen einer gegrünbeten Hoffnung nur einigermaßen berbtene:
ber erinnere fich, baß außer ber öffentlichen Religion fie auch noch ihre
geheimere hotten, beren houptfächlichfter ©egenftanb ein ^ö^erer unb gu=
25 berläffiger ®rab biefer Hoffnung mar. Nihil melius illis mysteriis,
fagt Cicero **), quibu9 ex agresti immanique vita, exculti ad huma-
*) Sat. II. 148.«
**) De Legibus, lib. II. cap. 14. SBtc id) biefe Stelle anfülle, fo nrirb fie
in ollen ftuSgaben gelefen, bie id) gn SRathe gießen fönnen. 2>effcmmgead)tet fdjeinen
30 mir bie ©orte : Initiaqne nt appellantar, ita re vera prineipia vitae cognovi-
mus eine berborgene SBunbe gn haben, unb id) bermntfje, ba| e§ eigentlicher ge-
heißen: initia, ut appellantar itaque verae* prineipia vitae, cognovinras. SBenig*
ftenS ift biefe ScSart bem ©inne gemäßer. SDenn (Stcero will nidjt foroofjt fagen,
baß bie ©eljeimmffe ber tt)irflid)e Anfang be3 £eben3, fonbern oielmehr, baß fie
35 ber Wnfang be$ wahren Sebent gemefen, n>etd)e3 er bem »ilben rohen fieben beä
ungefitteten SEBeltalterS entgegenfejjt.
' [richtiger :] ^ *»• " vera [1795]
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«Rbljanblung feto ff.
311
nitatem et mitigati sumus: Initiaque, ut appellantur, ita re vera
principia vitae cognovimus, neque solum cum laetitia vivendi ra-
tionem accepimus, sed etiam cum spe meliore moriendi. SKan felje
ba, worauf biefe (SJe^eimniffc abaieten ; auf ntd)ts geringer« a(8 auf ein
fröpdjcS Seben unb auf einen f)offnung3öolIen $ob. $tcfer beffem #off- 5
nung rühmten fidj bie ©ingeweiljten aua) ungeföeut unb fo auoerftrf)tftcf>,
bafc fie bie fdjwadjen (Seelen ber Uneingeweihten mit &ngft unb ©ajrecfen
erfüllten.
(b 1 TQlCfoXßlOl
Keivoi ßqoxtav, öi %av%a ÖEQ%&Ev%Eg teXtj^ 10
MoXoxf ig $Öov ' xoigös yag fiovoig ixEi
Zr\v igt, toig ö* dXXoiat navi' ixsi xaxa.
D breimal glürflidje ©terbttdjc, bie biefer <&el}eimniffe
funbig Ijerabfaljren! 35enn fie allein werben bort leben,
ba bie anbern iüd)t£ alä ßlenb erwartet. @o ^atte fict) <5o- 15
totjofleS barüber auägebrüdt, unb ^lutardj, ber un£ biefe ©teile aufbe*
Ratten*), merft auäbrütflid) an, baß biete taufenb 9J?enfcf|en baburd) un=
ruljig unb fajwermütljig gemalt Werben. 8 (noXXag dv&Qwntov fivQiaöag
ifiJiEJiXrjxEv d&vfiiag tieqi xcjv fivgtjQMOV tavxa yQaipag.) (£r
Ijält baljer audj für nötfng, fie ber Suöenb nie ofjnt einen Öegenfafc, ber 20
ba3 Uebertriebene berfetben mtlbere, boraulefen, unb fd)lägt jene Antwort
bei Diogenes baju bor. 933 ie? fagt ber ßönifer**), als er eine (ü)n-
tict)c Stnöreifung ber ©ef)etmntffe Ijörte, fo füllte e§ ber biebifdje
^atäcion, weit er eingeweiht ift, bort beffer treffen, als
epaminonbaä? $cr $$Uofoto$, fo ein (Spötter er fonft war, läßt 25
bie Hoffnung einer fünftigen QHüdfeligfeit in itjrem SSert^e, unb behauptet
nur, baß fie fid) meljr auf ein tugenbljafteS Seben, als auf ben Hntyetf,
ben man an ben ®e()etmmffen fjabe, grünben müffe.
*) 3 n bem Sraftatc: 3Bte bie ^oeten mit ber ^ugeitb fl u lefen.
@r fagt ntcf)t, au8 toeldjem Stüde bic Stelle genommen; oljne 3weifcl aber fiat 30
fie fidHmSttptoIemuS befunben, wo biejen SereS, ber bie QEIeufinifdjen @Je*
ijeimntffe ^eilig waren, in iljren ©rfinbungen unterrid>tete.
**) Tt Aeyeig; xgettvova potgav i£et Haxamuav ö *Aenti]$ Ano&avtav
% Efiaftivavöas dtt pe/tvijiai;
1 <bg [flutatdj] <os [1795, im Xrudfe^Iftöerjet^ni« «rbffiert in] o> * Lülelletdjt nur toerbrudt
für] worben.
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312 Mclitr bie ffintflcfjunß ber geöffcnbarien Hdiglon.
Heber bie
(Enf|ie^ung ber ^offenbarten Kclißinn. 1
§.
©inen Gtott erfennen, fich bic mürbigften ©egrtffe oon U)m jju
5 machen fuchen, auf biefe mürbigften ^Begriffe beb, allen unfern #anbtungen
unb ©ebanfen SRücfficht nehmen : ift ber bonftänbigfte Snbegrif aller natür*
tichen SRetigion.
§•
3u biefer natürlichen Religion ift ein jeber äRenfch, nach bem äftaaße
10 feiner Sftäfte, aufgefegt unb berbunben.
§•
$)a aber biefeS SttaaS bfy jebem SWenfajen berfdjieben, unb fonadj
auc^ eines jeben 9Jcenfchen natürliche Religion berfchieben fetm mürbe:
fo hat man bem 9cachtc)eUe, metchen biefe SBerfchtebenheit, nicht in bem
15 ©tanbe ber natürlichen 5ret)hcit be3 Üttenfchen, fonbem in bem @tanbe
feiner bürgertichen SBerbinbung mit anbern, tyxüoxbxinQtn fonnte, bor*
bauen $u müffen geglaubt.
§.
$a£ ift : fo baft) man auch Religion gemeinfehaftfich $u machen,
20 für gut erfannte ; mufcte man fich über gemiffc 3)inge unb ^Begriffe ber-
einigen, unb biefen conbentionetten fingen unb Gegriffen eben bie SBich'
tigfeit unb Sfothmenbigfeit beti legen, metche bie natürlich erfannten
9tetigion3-2öahrheiten burch fich fclber hatten.
§•
25 $a$ ift: man mufjte au$ ber Stetigion ber «Ratur, metche einer
1 [Der Quffafe über bie Sntftefjung ber geoffenbarten Religion tourbe juerft 1784 t>on Äarl ßefffng
im „Ifjeologffdjen 92acf}Iais M feine* »ruber«, <S. 849—854 na$ ber je^t berfdjoDenen $anbf<b,rift,
bie nur aus einem Cuartblatte beftanb, mitgeteilt unb barnaä) 1793 im ftebjebnten Zeil bec fämt.
lidjen Sdjriften, @. 898 -301 mlebet abgebrui t Sag biefe elf Säfte niajt ber legten tfjeologif $en
$eriobe ßefffng« angehören, pe&t aufier allem Stoeifet; wie meit ff« ab>r in frühere Sfalirjeljnte
Ijinaufjurücfen finb, ift bei bem 2RangeI iebe« äußeren $tnweife« auf eine beftimmte ßeit !aum
fidler au entfdjeiben. fBegen ber fdjroffen «blebnung jeber geoffenbarten Religion berlege idj ben
«uffafe in bie 8re«fauer Seit, etwa in ba« 3a$t 17«3 ober 1764, b. fc. in bie unmitterbarfh; «Rä>
bc« folgenben Entwürfe« über bie Mu«breitung ber djriftlidjen Religion, beffen Änfang überble«
au4 äußerlich, an eine $aubtfrage unfer« «uffafte«, an bie {frage na« ber 8Ba$r$ett ber geoffen-
borten Religionen, anknüpfen fäctnt.]
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Weber bie (SntJIeljung. ber gtofTenb arten Beltgion.
313
allgemeinen gteid^artigeit Ausübung nnter SRenfchen nic^t fähig mar, eine
pofitioe Religion bauen: fo mie man au3 bem SRedjte ber Statur, au3
ber nemtidjen Urfache, ein pofttiöeS SRec^t gebauet fjatte.
§.
2)iefe pofitioe {Religion erfnelt ihre (Sanftion burdj ba$ Slnfehen 5
ilj>re3 ©tifterä, toeldjer Oorgab, bafj baä (Eonüentionette berfelben eben fo
gehnfj oon ©ort fomme, nur mittelbar burch ifjn, alä ba§ SBefentliche
berfelben unmittelbar burch eine* ieben Vernunft.
§-
$ie Unentbehrlichfeit einer pofitioen ^Religion, oermöge melier bic 10
natürliche Religion in jebem (Staate nach beffen natürlicher unb jufäffiger
33 e f ct)off cnr)ei t mobifteirt toirb, nenne ich D * c innere 3Ba^rl)eit berfelben,
unb btefe innere SBahrfjeit berfelben ift ben einer fo grofc aU bett ber
anbern.
Sttle pofttioen unb geoffenbarten ^Religionen finb folglich gleich wahr
unb gleich falfcf}.
§•
bleich mahr: in fofern e3 überaß gleich notl>menbig getoefen ift,
fich über oerfchiebene $inge ju oergleichen, um Uebereinftimmung unb 20
©nigfeit in ber öffentlichen Religion f)«üor$ubringen.
§.
bleich falfch : inbem nicht fomol ba$, worüber man fich oerglichen,
neben bem SBefentlichen befteht, fonbern ba3 SBefentliche fdjmächt unb
öerbrängt. 25
§•
$ie befte geoffenbarte ober pofitioc ^Religion ift bie, toelcfje bie
toenigften conoentioneüen 3 u f^^e $ur natürlichen SReligion enthält, bie
guten SStrfungen ber natürlichen SReligion am toenigften einfehränft. —
_____________ 30
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314 lortpfLinjung unb Äuebretfung ber t!;rtplitfjen Religion.
Bon b*r Jlrf unb M)eifc
ber
ter rffri{IRtff*n IMigton, 1
5 Unter bcn ©rünben für bic Söaljrfjeit ber c^rifttic^cn Re-
ligion ift bcrjenige feiner bon ben geringen, bcr bon ber Slrt unb SBeifc
iljrer Sortbf langung unb Ausbreitung hergenommen wirb.
#ierinn fotf fitf) bie unmittelbare $anb GtotteS geigen.
3cf) leugne niajtS; aber um mid) babon gu übergeugen, barf idj
10 boa) mob,! ben natürlichen Sauf ber $inge etmaS genauer betrauten, um
gu fefjcn, toie meit eS burd) biefen attein mit einer Sieligion blatte gebeten
fönnen, beren anbermeits ermiefene ?Ricf)tigtett idj fo lange beb, «Seite fefce.
9Kan b>t breb Stüde beb Gtnfüb>ung einer jeben SReuigfeit gu
ermägen. 1) 3Bie bortb,eüi)aft bie äuffern Umftänbe, 2) mie fräftig bie
15 SKittet, 3) mie ftarf bie £inberniffe ftnb.
$)ie$ feb aucfj.f)ier mein Seitfaben. Anfang« miß idj bie äuffern
• [Der Auffafc würbe 1784 »oit »art Seffing im „Db>ologifdjen Madjlafj" feinet ©ruber*, <5. 101—218
mitgeteilt unb botna* 1798 in ben fämtltdjen Schriften, teilXVH, 6.884-865 »lebet abgebrudr.
Übet bie jefct oerfdjotlene fcanbfdjrtft bemerft ber erfte Herausgeber a. a. O. 6. 85: „(f S ift ein
SRanufcript »on funfje^n Sogen in Cuart, unb freljlid) metter ntdjts als ein giemlidj ausführlicher
Entwurf gu einem grofjen «Berte, «lud ber $anb fielet man, bog er es bor langen Seiten mufi
aufgefegt baben." Später, 6. 207 unb 210 (in unferer Ausgabe 6. 824 unb 826 Anm.), ermahnt
ßatl fieffiug nodj brei balbe unb einen gangen Sogen, „bie in bem SRanufcripte befonberS lagen"
unb teil* Don ben &briftenoerfolgungen, teils t>on ber Ausrottung ber Qacdjanalien in {Rom banbeln.
Den 3nb,ait biefer Sogen b>t er unlösbar mit unferem Auffa&e oerbunben, in ber mobl richtigen
Meinung, baß nad) bem SB i Den feines SrubcrS beibeS gufammen gehöre. Dodj $at aOem Anfdjeine
nad) Äarl fiefftng bie eingelnen ©emertungen ber $anbfd)rift nad) eignem ©utbünten neu georbnet
unb babei bie öerfdjiebenen (fntftel}ungSpb>fen be* Auffa&eS, bie fte unfreies, oerwirrt. Die $anb«
fdjrift fdjeint einen erften, furjen (Sntwurf, bann aber mehrere Aufgeidjnungen aus etwas fpäterer
Seit, als fieffing bereits an bie Ausführung biefes Entwurfes gefdjrftten war, enthalten gu b.aben,
Aufgeidjnungen, bie lelbft »ieHeidit wieber »erfdjiebenen Verloben ber Ausarbeitung angehörten.
Diefe Unterfdjtebe hob Äarl Seffing auf. 3eftt laffen fie fidj bei bem TOangcl ber $anbfrf)rtft nic^t
mit Boller ®tdjerf}eit wieberberfteBe n ; ber folgenbe Abbrud bä(t fidj beSbolb genau an ben Dejt
oon 1784, ba aud) bie Ausgabe von 1793 Iritifa) wertlos ift. Grntftanben ift unfer (Entwurf giem»
lid) gteidigeitig mit ben beiben »orausgebenben Auffdfcen 1763 ober 1764. hinter baS 3<>&r 1760
rüdt ibn ber $inmeiS auf ben „Sopbofle*" (ogl. unten 5. 821); in bie le|ten SreSlauer 3abre
»erlegt aber fd)on jrtofe, unter beffen Augen bie Arbeit reifte, ben „(Entwurf gu einer grofjen Ab*
banblung bon ben Verfolgungen unb SMrtbrem ber G^riften" (Äarl fiefflng, 48. (f. Sefrtng« Seben,
SBb. I, ©. 246).]
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JörtpjTanimtg unb Jauabmlunn. tier rffrißltrfjeu REligton. 315
Umftänbe überfein, unter »eichen bic djriftti($e Religion eingeführt toarb.
9?cmtü$
1) bie Umftänbe, in meldjen ftd) bie anbern bamat* ljerrfd)enben
Religionen,
a) bie jübiföe, (1. fcaufctftücf.) 5
b) bie §eibnifd)e, (2. $auptftüo\)
2) bie Umftänbe, in metdjen fid) bamate bie gefunbe menfe^ti^e
Vernunft, ober bie ^fjtfofopljie, befanben. (3. $auptftüa\)
hierauf miH id) bie 2Ritte( fct)ä^en, beren fid) bie erften ßfjriften jur
Ausbreitung if)rcr neuen ßefjre bebienten. Unb jroar 10
1) in Stnfeljung it)rer Sefjrart, (4. $aubtftüd.)
2) in Änfefjung ifjrer gefeflfdjaftftdjen SSerbinbung. (5. #auytftücf.)
(Snblid) roiH idj bie $inberniffe beurteilen, bie ber neuen Religion ent-
gegen gefegt mürben,
1) bon ber Dbrigfeit (6. $auptftflcf.) 15
2) oon ben SMtmeifen (7. #auptftücf.)
Unb biefer Unterfudmng, fage id) $u mir felbft, unter$iefje bid) aU ein
ef>rücf>er SRann. ©ief) überall mit beinen eigenen Stugcn. Serunftatte
nichts : befdjönige ntdt>t^. SBie bie ftotgerungen flicken, fo (a& fie fliegen.
§emme üjren ©trom nid^t ; tenfe tf)n ntdjt. 20
I. ]|aupfßü&.
Don ber jüoifcrjen Helikon.
|>ier motten mir 1) bie Umftänbe ber Religion felbft, 2) bie Um-
ftänbe beS SSottS, meines fie befannte, ermägen.
I. «bfdjnitt. 25
2)ie jübifdje Religion Iwtte fid) 1) meit bon it)rcr Sauterfeit, 2) oon
iljrer (Sinigfeit entfernt.(*)
l.
2.
SSon ben Trennungen unb Scften ber iübifdjen Religion. 30
(*) Sterbet) nadföulefen Ph. Jacobi Hartmanni 1 Commentarins de rebus
gesiis Chri8tianoram sub Apostolis. Berolini in 4. 1699.
v. Act. Erudit. anno 1700. p. 398.
conf. les Nonveaux Memoires d'Artigny T. I. p. 201.
' Hartmanni [f<W 1784]
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316 JortpJUnjuna unb Ausbreitung btr djriJHitfien Religion.
II. «(f^nitt.
SSon ben Politiken Umftänben beS jübifchen öolfä.
II. IfaupipüA.
Von 6er Ijeibntfdjen Heltgton.
5 Unb ituar l) bon bcr Religion beS Röbels, 2) ber älügern.
1.
Sie Religion be3 Röbels hotte lauter Sofal-Qföfcen, toeldje bie
Börner in ihrem SBerthe Itefjen ober gar abobtirten.
2.
10 5)te Religion ber ®lügem.
III. ^aupißüdt.
Don 6er ptn'lofopljie.
1) Von bem Untergänge bcr bornehmften alten Selten.
2) Von ber @ntftet)ung ber neuern,
15 1) ber (Jcfectifdjen,
2) ber $ijthagortfch-*ßlatomfchen.
I.
$ie bornehmften t)on ben alten berühmten @eften toaren ofme
$äubter. Siehe bie ©teile be3 Seneca in ben quaestionibus naturalibus.
20 Unb biejemgen, melche bieje Seften noch lehrten, lehrten fie mit
bielcn Verfälfdjungen. $iefe$ fann nicht beffer erläutert merben, als aus
ber ©r^tung be$ ^uftinuä bon feinem studio philosophico. SBa3
für einen Vegrif macht er bon ben Stoifern! 93c^ ben ^t^agoräern
fdjrecften ihn bie mathemattfehen Vorübungen ab, bie ihn eben fo motjl
25 Don ber ^(atonifd^en ©djule Ratten abgalten müffen, menn bie neuen
Patomfer fidj nicht oudj in biefem Stüde bon ben ©runbfäfcen if>re$
SehrerS relachirt gehabt Ratten.
5lHe bhilofobt)lfche Vorübungen überbringen, befonberS bie mathe*
matifdje, toetche, i^re eignen 2Bar)rheiten betj Seite gefeit, fdjon baburd}
30 unentbehrlich wirb, bafc fie unfern ®eift an Drbnung unb beutltche ge-
naue Vegriffe gewöhnt, unb ihn lehrt, toaS 2)emonftration ift ; biefe über*
fbringen, fage ich, un & & el ) ocm anfangen, toa3 bie Sbefutation fühneS
unb tounberbareä §at: Reifet ben geraben SBeg jur Sdjtbärmereb, nehmen.
3$ mufe befennen, bafc mir auch 8"ftinu8 biefen Vorttwrf ju ber*
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JorfpfIan|ung unb Jauabritiunfl ber djrifHidjen Keligton. 317
bicncn fcfjcint. ©eine ©egierbc, ©ott ju fennen, mar rÜf>mUcf>. 9(ber
mie fic$ ©ott nur burdj feine Söerfe ben äTCenfcficn geoffenbaret, fo ift
eS notfjmenbig, audj biefe SBerfe ju ftubieren, unb auf ber Seiter ber
2Baf)rl)eiten, bie man au§ biefen SBerfen abftraljirt, $u ben großen SBa^r*
Reiten Oon bem $afeun unb ben ©igenfdjnften Rottes fjinaufeufteigen. 5
II.
1.
2.
IV. $aup!|Iütft.
Von ber Cefjrart ber erften Cfyriften. 10
Sie mar nadt) aller mögUdjen bibaftifdjen SMugtjeit eingerichtet. Denn
1.
(Sie begnügte fict) größtenteils nur mit ©eftreitung ber übrigen
Religionen.
2. 15
<§ie jeigte oon auffen nur ben großen unb fajönen fiefjrfafc ber
natürlichen Religion.
#ier ift Oon ber doctrina arcani gu Ijanbefa. *5)ie meiften unfrei*
(Stotte§ge(e!jrten galten mit ®ortt)oIt(*) bafür, baß bicfe doctriua ar-
cani nur bie ®ebräud)e unb (Stimbola ber ©aframente, feineStoeg« aber 20
bie ßetjrfäfce betroffen, unb erft gegen ba3 @nbe be3 smetiten SafjrfmnbertS
aufgefommcn fett.
3dj fann biefer 9Ke^nung nic^t feon, bod) bin idj eben fo menig
mit ber $rt, mit toeldjer bie giften, befonberS @d)etftrat,(**) baä
ÖtegentfjeU ju erhärten fud>en, am atterroenigftcn aber mit ben Folgerungen, 25
bie fie barau8 sieben, aufrieben.
Snbeß fäeint e«, baß b(o3 biefe Solgerungen unb bie Surdjt oor
feibigen, unfere ©otte3getet>rten auf jenes anbere ©stremum getrieben.
*) D.ssert. de diseiplina arcani, habita Wittebergae 1683. Unb 1 Epistola
ad amicum, qua Responsio ad Schelstrati* Dissert. Apologet, continetur. 30
Gothae 4to 1687. vid. Act. Erudit. T. I. Suppl. p. 15.
(**) De aacro Antiocheno Concilio unb Dissert. apologetica de Disei-
plina arcani contra Tenzelium, Roraae in 4to 1685. v. Act. Erndit. anno 1685.
p. 541.
* [»ieDeicftt nur burd) ein «erffljen ifl 1784 bor Warne be* 8f rfafler« ausgefallen :] Wilhelm! Er-
neeti Tentaelil • [ritfjHart :] Scbelitratta
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318 lurfpflaniuna unb JHusbriüimg t>n rfjriplitfjBn Beligion.
%<f) tüitt mid) in biefe ©treitigfeit nic^t etnlaffen; fonbem tebifittc^
bic STnmerfungen mitreiten, bie id) ben meiner eignen Seftüre ber erften
SHrcfjentoäter über biefen «ßunft gemalt fjabe.
1) S)afe bie doctrina arcani meit früher aufgefommen, al3 erft
6 gegen ba$ @nbe be3 jroenten ©eculi, betueife id)
a) aud ber SKatur ber ©adje felbft,
b) aus #eugmffen, unb jnjor au£ (Spuren berfeften
1) in ben SBormürfen ber Reiben, unb befonberä
2) be3 ©etfu«
10 3) betim ^ßliniud.
2) $ie doctrina arcani mar leine 9Zad)af)mung ber fjeibnifdjen
2Jtofterien, fonbern tjietmefjr eine fet)r fyiilfame Äfugtyeit, menn bie Reiben
rttc^t bie nemüdjen SBaffen, mit melden fie bie CSljrtften angriffen, gegen
fic umfeljren füllten. SRufeten fie nierjt fdjon, nur in bem Ärttfcl ton
15 ber Qtortfjeit C£r)rifti , bie fo oft Derfpottete 2Rötf>ologie ber Reiben au
i^rer (Sdju|mel)r machen? 3Kon fef>e bie Apologie be3 SuftinuS.
3) Man mufe einen Unterfdjieb unter ben fie^rfä^en madjen, meldje
fie Derbargen, einige öerbargen fte nur Reiben überhaupt, anbere ben
Scatedjumenen. Sie auSbrürftidje Stelle beS <£örillu§ bc^alb. Sßetdje« bie
20 Seljrfci&e ber erftern ; weites bie Seljrfäfee ber atoetoten Gattung gemefen.
4) $ie doctrina arcani Ijörte auf, fo batb ba$ (£fjriftentfmm bie
f)errfc$enbe SHrdje marb ; unb fie bie Spöttereien ber Reiben nidr)t me^r
$u befürdjten rjatte. ©ab es fdjon nod) bt$ in ba§ 7te ^aljrfjunbert nod)
ftatedjumenen, fo waren fie bod) Oon einer ganj anbem §lrt.
25 3.
Sttit ü)ren eigentlichen Seljrfäfcen fetten fie surücf, unb retaten ba*
burd) bie Sfteugierbe.
5) er ©jempet finb in ber alten unb neuen (Sefdjidjte unartige,
tote triel Anhänger bie btofje SReubegierbe nerfdjaffen fann.
30 Cyrillus felbft fagt e3 an einem Drte, bafj beb Dielen bie SReube-
gierbe bie erfte Xriebfeber gemefen, marum fie au ben Sfjriften getreten.
äRut$ma£ung über Diejenigen, ioeldje il)rc Saufe oerfajoben. (S3
waren ßeute, bie ir)re SRcubegicrbe ofme 3metfel gefattigt Ratten, unb bie
ben oerlaffenen Aberglauben nur mit einem anbem a" Dertaufdjen füra>
35 teten. Conf. Tob. Pfanneri de Catechumenis antiquae Eccles. über.
Qothae in 12. v. Act. Erudit. anno 1688. p. 334.
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IorfyfIan|ung unb Ausbreitung ber rfjrtßlia>n Helikon. 319
4.
Unb mußten burdf) bic #eitigfeit ihre« Sebent ein grofeeS SBorurt^cU
für bic Sauterfeit if)rer Sefjrfäfce ju ertoetfen.
5.
Unb enblid) hntfjtcn fie, toenn fie biefe geheimen SeJjrfäfce entbetften, 5
fofdje 1) buraj eine 9Ifterpf)Uofopf)ie, bie bnmafs SWobe War, gu bemän-
teln ; 2) buref) untergefdjobene unb erbicf)tete ^rortejenungen unb 93äd^er
gu erwarten.
V. $aupf|lü&.
Don ben gefellfdjaftlidjen Derbinbungen 6er erften Cljriften. 10
1) JBon ifjrer Sttlengef aden^eit.
2) SBon ifjrer ÖJemeinjcfioft ber ®üter unb ber aufferorbent(ic$en
Unterftüfcung, merdje bie gleiten bie ©ebürftigen genießen
(iefeen.
$er ®eifc mar beb ben erften Triften ba§ abfdjeutidrfte Safter, 15
metd&eä alte in fief) begrif; bic 9Rilbe hingegen unb bie ©ereittnitligfeit
fein Vermögen mttgutf>eiten, bie erfte Sugenb.
©efonber« mar biefe Unterftüfcung berer, metcfje in Serforgungen
be3 Konten» Sfjrifti wegen gerieten, ganj ungtaubttd). SSer md&tg im
Vermögen r)atte r tfmen $u Riefen, mar uerbunben 511 faften, unb üjnen 20
baS SIntijeU öon (Steife auf biefen Sag ju fenben.
3) SBon ifjrer 9tocf|ftd}t gegen alle Hrten Don ®e|jer.
3Ran fann biefe SRadnldjt atö einen SBemeiä ber 93efd)eibentjeit unb
Siebe ber erften G£f)dften betrauten; aber fjört fie barum auf, bie Sßir*
fungen ber feinften unb ftubierteften Sßotttif gehabt gu tjaben? 26
3t>r (Sinflufc auf bie Ausbreitung ber djriftlicfjen Religion aber be*
jtanb barinn, bafj
a) $>ie Trennung öon ber Ijeibnifdjen Religion um fo trief gröfeer
warb. Xenn jeber ©eftenftifter arbeitete nunmehr für feine eigene SRcc^-
nung, unb fdjafte fidt> bie Anhänger unter ben Reiben, bie er unter ben 30
CHjriftcn nia^t finben fonnte.
b) diejenigen, bie fiel) t»on ben Sänften öerfütjren tieften, maren
oieOeia}t Seute, bie ofmebieS nrieber ju ber f»eibnifcr)cn Religion ^urüdge-
fprungen mären, menn man ifmen bie gren^eit, tyren befonbern HKeü-
nungen $u folgen, Ijätte ftreitig machen motten. 55a man ifjnen aber 85
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320 Iorlp}la«|un0 unb Jtuabrttfung ber tfjrijnidjtn Religion.
nachfaf), fo famcn fic ober tyre Äinber roieber nach unb nach in ben
©djoo3 ber gemeinen Srtrdje jurüd, melche bie Klugheit gelobt t)«tte, fic
nie gang $u berfto&en.
c) Stete »on biefen ©eften mufeten fich ben Verfolgungen 5U ent*
5 Riehen, unb muchfen um fo biet ruhiger ju einer fünftigen Verftärfung
beS großen Raufen«, aU bicfer auf bie (Einheit in ber Sefjre fcf>ärfer ju
bringen anfieng.
3. G. ©elbft bie Anhänger beä Simon mürben bon ben Reiben
mit unter bem $itel ber (£t)riften begriffen. Origenes contra Cels.
10 lib. V. S)a fie aber bie Verehrung ber ®öfcen für eine gleichgültige
©adt)e erflärten, fo tonnten fie ftcf> ben Verfolgungen leitet entstehen,
idem lib. VI. unb ^uftinuä Apol. 2. 1 fagt auSbrücf lief) , bog fie in
Stühe getaffen morben, als man bie (Sänften offenbar berfotgte. ©0 5ar)t«
reidj aber SlnfangS biefe ©efte mar, fo fef)r mar fie boefj gegen bie $ä(fte
15 be$ britten 5a^rt)unbert§ gefchmoljen, ba DrigeneS menige ober gar feine
mef)r fannte. @ie bertoren fich: unb mo anberä b^n, als in ben ©djoo§
ber rechtgläubigen ftirche?
@o ift ber ©chnee, ber auf ben Vergen fällt, beftimmt, ju feiner
,3eit ben ©trom ber Später ju fchroeHen.
20 4) Von ihrer ®elinbigfeit gegen bie ©Haben.
Paeudo-Clemens Constüut. Apost. lib. Vlll. c. 33. Ego Petrus
et ego Paulus oonstituimus, ut sem quinque diebus operentur,
Sabbato vero et Dominica quiescant vel ferientur in ecclesia propter
doctrinam pietatis. Sabbatum enim diximus creationis habere ra-
25 tionem, Dominicain resurrectionis. Unb ferner heifet e3 : magna heb-
domade tota et ea, quae illam sequitur, servi otientur, begleichen
noch biete gefte.
Veto, ben ©riechen, beb, metct)en bie ®nec$tföaft noch fonft am leib-
tieften mar, marS ein au3brücf(icb>3 ©efefc, /irj i&ivat dqyov tqe-
30 (peiv öixetrjv.
NB. 2)iefe3 ©efefr fpt un8 Utbianua aufbehalten, (v. Petiti Com-
ment. in leges atticas Lib. II. Tit. VI. Edit. Heinec. p. 265.) unb
er fefet h' n 5 u: öiotisq öi fitv dvZonoiovg, bi de fiaxcciQonotovg
it%ov tovg öovXovg. Slber marum mar eS gteichmol eine ©chanbe,
35 menn bie ©riechen nicht allein fetbft ein $anbmerf trieben, fonbern
• Itoieltneljt I, 26]
lortyflanunig unb JluBbrEifuna; ber öjrtJIIitfjtn Bcliaton. 321
nudj nur burdj ifjre ftnedjte treiben tieften ? 3d) fyabe in meinem (So-
Rottes 1 eine «Stelle auä bem Sßlutarcfc angeführt.
$ie erften ©Triften feierten nemlidj beJjbe Sage, ob fie fa>n bie
Seberung be« ©abbatä nid&t für notljroenbig Stetten. SBarum fottten
©Haben nid)t gern eine Religion angenommen twben, bie tfjnen $wfy 5
@ie6ent$e«e if)rer 2Rüf)fetigfeiten erliefe?
8d) roiK inbejj nicfjt behaupten, bafj roirfHdj $etru8 unb $autu3
biefeS (SJefefc gegeben, bie bielmeljr in biefem fünfte böllige 3tebf)eit
gelaffen. ©enug bafe man barauS fiefjt, roaS gu ben erften Reiten üblicf>
geroefen. 10
3$ tueife aucf|, bafj bie getjerung bon aller Arbeit an foldjen
Sagen in ben nacfjfolgenben $eiten unterlagt roarb; allein ba$ gefajat)
erft bann, al3 ba$ (£f)riftentfmm fdjon ctablirt, unb e3 nunmetjro Qeit
mar, bajj bie ©fjrtften aud) eublidt) einmal bem ©taate nüjjlidje Bürger
mürben. $. ®« * n oem Goncilio Laod. roeldjeS gegen bie SJUtte be3 15
bierten 3at)rfmnbert3 gefeiert marb. Cap. 29. Quod non oporteat
Christianos judaizare et in Sabbato ociari ; diem autem dominicum
praeferentes ociari, si modo possint, 8 ut Christiani. Quod si in-
venti fuerint judaizare, Anathema sint a Christo.
VI. ^auptplürR. 20
Don ben t}inberniffen, roelcr/e bie (Dbrigfeit 6er d)riftlicr)en Helikon
entgegen feste.
$ier mirb e3 auf einen richtigen SBegrif oon ben Verfolgungen an-
fommen, $u roetdjem folgenbe ©emerfungen etroa« bentragen roerben.
©rft bon ben Verfolgungen ber ^uben. 25
SMcfe fonuten nia^t meit geljen, meit bie $ubtn nad) it)rer ba-
matigen «StaatSberfaffung ifjnen nic^t an baS Seben fommen fonnten.
SBenn ja Sänften burdj fie umgebracht mürben, fo Ijatten fie fiel) biefer
©eroalt nic§t ot)ne ®efor)r angemaßt. $iefeä jeigt ber Xob be3 Ijetf.
SacobuS. $er #ol)epriefter 21 nanu 3 macfjte fitf) bie 3eit $u Stufcc, ba 30
ber Sanbbflegcr &eftu3 geftorben, unb ber neue, SttbinuS 8 , nod) unter*
roegenä mar. 2)iefe Vermeffenljeit befam üjm aud) feljr übet; SllbinuS 8
: [$ieju wie« ßart Sefflng 1784 auf bie «bfttf>t feine« »tuber« „ben Sopf>octe« beutfrf» b>rou«ju.
geben" unb auf S- 24 f. bet 1760 gebrudten Sogen über ben grierf)if$en Xragilet f)in ; »gl. oben
8b. VIII, S. 804.] » pos«ent, [1784] * «tibi u« [1784]
«effing, (dmtlidje Stiften. XIV. 21
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322 Jortynannwg unb JluBbretnmn ber rfjrifllicfjEu Religion.
fojrieb i§m beäfjalb einen fefyr jornigen 93rief, nnb nad) bret) SWonaten
marb et toon bem Slgrippa feines ^ßrieftert^umg entfe^t.
#ernadj bon ben SBcrfoIgungen ber Börner.
I. Unter bem 9iero.
5 Sie luor meber öHgemein, noef) eine eigentliche 9>ieligion3tterfolgung.
Xcnn er ticS fic niajt als (Stuften umbringen, fonbern, mie befannt,
als borgebliaje SRorbbrenner ; atS (Slenbe, auf bie er ben ,$afj, ben
Hjm feine neugierige ober fto^e Öiraufninfeit pgejogen tjatte, mäljen 311
fönnen glaubte. Ergo (Taciti Annal. XV. cap. 44. *) abolendo ru-
10 mori Nero subdidit reos, et quaesitissimis poenis adfecit, quos per
flagitia invisos, vulgua Chriatianoa appellabat. Auetor nominia ejus
Christus, qui Tiberio imperitante per Procuratorem Pontium Pila-
tum supplicio affectua erat. Repressaquo in praesens exitiabilis
8uper8titio rursus erumpebat, non modo per Judaeam, originem
15 ejus mali, sed per urbem etiam, quo cuneta uudique atrocia aut
pudenda coofluunt celebranturque. Igitur primo correpti qui fate-
bantur, deinde indicio eorum multitudo ingena, baud perinde in
crimine incendii, quam odio humani generis convicti sunt. Et pe-
reuntibus addita ludibria, ut ferarum tergis contecti, laniatu canum
20 interirent, aut crueibus affixi, aut flammandi, atque ubi defecisset
dies, in usum nocturni luminis urerentur. llortos suos ei specta-
culo Nero obtulerat et Circense ludicrum edebat, habitu aurigae
permixtus plebi vel curriculo insistens. Unde quanquam adversus
sontes et novissima exempla meritos miseratio oriebatur, tanquam
25 non utilitatc publica, sed in saevitiam unius absumerentur. SBenn
bie legten SBortc gehörig genommen merben, fo liegt fogar ein SBcrtoeifj
unb ein Säbel bariun, bajj 5ttero bie (£f)riften 5iuar unübernriefener 33er*
brechen roegeu, nidjt aber iljreS Aberglaubens tuegeu fjinridjten (äffen.
SDrofiuS, toeldjer (üb. VII. c. VII.) f)injufe$t, ac per omnes provincias
30 pari persecutione Christianos exeruciari imperavit, berbient feinen
©lauben. SDtau fennet ir)n als einen (Sdjriftftcncr, ber immer auS feinen
Duellen mein; fdjöpfte, als» brinnen ift. $lud) SutyiciuS ©cberuS ift bcr=
bädjtig, toenn er fagt: latis legibus religio vetabatur, palamque edic-
tis propositis, Chriatianum esse non licebat. 3)enn befanben fid)
1 cap. 84. [I7S4]
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lortyflanprtts unb JluabrBttung Der t^ripittJjen Eeligtott. 323
nidjt ©giften fetBft unter bem £au3gejtnbe be3 ftero? Unb toaS fragte
9lero bornad)? er, bem alle ©ötter unb Religionen gleichgültig maren,
bi£ auf feine Dea Syria,(*) bis er aucf> biefe gegen eine noch elenbere
9lrmfeligfeit bertaufcf)te.
Unb man lefe nur in ber Slpoftelgeldnchte, nrie $aulu£ in Rom 6
gehalten toarb, ob biefe* einer Verfolgung fehr ähnlich fiefjt ? Unb marum
er cnbtich too^l gar freu, gegeben? SSaS oon feinem nachherigen SWärtur-
tobe 5U Rom nebft Sßetro erzählt mirb, ift ootter SBiberfpruc^e unb gabeln,
unb er fann hingerietet febn morben, ohne bajj bie (Sänften überhaupt
belegen oerfolgt werben, mie benn SRicep^oruä felbft unb anbere 10
feine (Streitigfeiten mit bem (Simon jur #aupturfadje machen.
II. Unter bem Domitian.
2tuch bieje hat nidjt ba$ geriugfte Slufeljen einer allgemeinen Ver-
folgung. @ie ift auch bietteic^t ntc^t oiel fdjretflidjer gemefeu, al$ bie,
melche eben biefer ^aifer gegen bie ^ßf)ilofooljen ergeben laffen. Unb 15
oielleidjt gar, bajj bort ba3 (£ljriftentljum btoS ber Vormanb, unb f)ier
ein tr»irflict)er $afj gegen bie 2Beltmei3fjeit ber ÖJrunb mar.
Viele, fagt Dio Domit. cap. 14. ig %a rwv 'Iovdcuoiv tf&t]
i^oxeXXovteg, qui ad mores Judaeorum aberraverant, mürben ber
D^ngöttereO megen oerbammt, unb einige oerloren ba8 Seben, anbere nur 20
U)r Vermögen.
Von ber Verfolgung ber Pjilofopfjen, fagt hingegen eben biefer
©ef^ietfdn-cibcr, nad)bem er eraähtt, bajj er ben RufticuS 2lurule-
nu3, ört iyiXoaocpei, au3 bem SBege räumen laffen: dXXoi ie ix
ttjg dvtyg tav%7]g vr\g xaxa jqv (piXoooyiav dixtag ov%voi öio)- 25
^ovto • xai öi Xotnoi navxeg igrjXa&rjoav dv&ig ix tfjg P(üfii]g.
(Sie mürben häufig umgebracht, unb bie übrigen alle auö ber (Stabt
gejagt.
©äug fonberbar ift e3, menn ®ortfjolt unb anbere bie Verfolgung,
toeldje Domitian gegen bie üRadjfommen £>aüib3 ergeben liefe, mit ju ben 30
Verfolgungen gegen bie Stjriftcn rechnet. @3 ift toahr, fie traf einige
©Triften mit, aU bie @nfet beS ^uba, meldjer ein Vruber be3 faexxn
nach bem gleifche Reifst ; fie ift aber bem olmgeacf)tet für eine Verfolgung
be§ ©hriftenthumS fo menig $u rennen, ba& bem ©hriftentlnime nid;td
(*) Suetonius Nerone cap. 56.
35
324 Jortyflanjung unb Ausbreitung ber djrijlltcfjen Religion.
bortheittjaftere« 1 hätte fetyn fönnen, als wenn bem Domitian fein Sorfafc,
alle ftadjfommen beä $aoib# ausrotten, gelungen wäre.
3n bet ©teile be3 DrofiuS, bie hieröon ljanbelt,(*) mu& Wohl offen-
bar ftatt invidetur, diffiditur 8 getefen werben.
6 Tertia persecutio, fcr)rcit»t @ufptciu8 <SeoeruS,(**) per Trajanum
fuit : qui cum tormentis et quaestionibus nihil in Christianis morte
aut poena dignum reperisset, saeviri in eos ultra vetuit.
@3 ift falfcf), bafe $rajanu8 eine Verfolgung gegen bie (Stiften
befohlen. (S$ errjeltt foldjeS feineäwegS au3 bem Briefe, beu SßliniuS
10 beSfjatb an ihn fdjrieb, unb ba8 3eugnife bc§ ©ufebiuö (Histor. Eccl.
lib. III. c. 32.) Wiberfpridjt ifmt böllig. Meta NeQcjva xai Aofie-
uavov, xaxa iovtov öv vvv tovg xqovovq, i^era^ofiev (bc8 Xra-
jamtö nemlich) /iUQixcog xai xaxa jioXeig i$ £jiavagao£(og öf]fi<ov,
tov xa&' i}[ia)v xarexst Xoyoc, dvaxiviförjvai öuoypov. $te -8er*
15 folgung war nur jum $f)cil; in biefer unb jener Stabt; unb warb nicf)t
burd) öffentliche ©ebote, fonbern burd) ben Stufftanb be3 $öbel8 Oer-
anlaßt. 8
1.
S)ie Verfolgungen waren faft nie allgemein. Ueberhaupt famen fie
20 auc^ 5« fpät. £ie erfte Verfolgung beä ftero fäat in ba$ 30. 3aljr
nach ßhrifti Himmelfahrt. SBo waren feine jünger bamals nicht fchon
hingefommen?
2.
Söaren faft nie burd) förmliche ©efefcc befohlen.
25 3.
Ratten faft immer eine anbere Urfadje, aU bie Religion.
£ic Reiben beftvaften bie erften Sänften niajt fowol wegen ihrer
Religion, al3 wegen ber Uebertretung ber ©efefce. Xie ^eihtn Ratten
feine ©efefce, welche bie ©ewiffen bunben, unb biefe* unb jeneä ju gtau*
30 ben befahlen. 216er fie hatten ©efefce, welche alle ^ufammenfünfte, unb
(*) »etim ffoitholt p. 58.*
(**) Sacrae Histor. lib. II. §. 45. Edit. Horn.
' [BleDeicftt nur öerbrudt für] oort^eit^after ' diffidotur [1784] 1 [£teju bemerfte ftarl Cef«
finfl 1784 : „3)a8 ift aüeä, waö id) über bie cbrtfilicfte SJerfolgung auf 3 falben «Bönen, bie in bem
SRanufcripte befonber« tagen, tton ibm gefuuben. 9iun foigen feine generellen Qemerlungen ba»
ruber."] • [$a» ttttat bejie^t fid) auf Chriitiani Kortholtl de persecutionibus ecclesiae prl-
maevae sub lmperatorlbus ethnicis Uber («iet 1689).]
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Jorfyflanjunfl unb JÄusbrettang ber tfjrijflirfjen Beltgton. 325
befonberä alle nädjtftdje 3ufammenfünfte,(*) beö, fdjmerer ©träfe unter-
fagten. Heber biefe titelten fie, unb menn bie Sänften biefe übertraten,
fo mürben fie nidjt aU (Sljriften, fonbern als Uebertreter ber ®efe$e ver*
folgt unb beftraft. %a, icf) fejje freü binju: fie verbienten beftraft ju
Werben, unb 3tt>ar um fo viel mefn*, ba ihre Religion bergteidjen 3" 5 5
fammenfflnfte im gertngften nidjt erforbertc. 2So 5m ev ober breti
in meinem tarnen Verfammlet fiub ic.
fage biefe SSerfammlungen gehörten nid>t $u bem SBefen ber
Sieligion. «Sie fonnte ofjne fie befielen, oljne fie ausgebreitet merben.
®efe$t aber, biefe $erfamm(ungen mären ein mefentlidjeS ©tüd ber 9te* 10
ligion gemefen, ober von ben erften ©fjriften bafür gehalten morben: fo
mar ibnen bodj nodj ein anberer 28eg übrig, eb,e fie, ben Oefefeen ju-
miber, fjeimfidje unb näd^tttct)e 3ufammenf ünfte anfteHten ; biefer nemtidj,
bafj fie fid) beö ber Dbrigfeit beäfalB melbeten, unb fic§ bie @r(aubnifj
baju auämirften. $iefc$ Ratten audj bie ftuben tbun müffen, unb ihre 15
©vnagogen maren fonad) von ben verbotenen $etärien auggenommen.
28051t alfo ba$ 3ufammenlaufen? moju bie näd&tttdjen SBerfamm*
hingen ganzer ©paaren von alterten Sllter unb ©cfdj(ed)t? $iefe muß-
ten notfymenbig einer guten ^oliceti verbäajtig fetm.
2(u3 biefen geheimen verbotenen 3ufammenfünften natjm Selfu* 20
feinen erften ®runb miber bic ßljriften. ftafc DrigeneS fcr)r fd)Iedjt ba*
rauf geantmortet Ijabe, fjat auch, 3Jco Steint erfannt. (©. 16.) $lHein
bafj bie 9(ntmort, mcldje Sttoätyeim barauf giebt, bjnlänglidjer feü, ob
fie g(eta) meniger anftöjjig ift, glaube idj fdjmer(id). $enn
1) ift e3 falfdj, bafc bie 3ufammenfnnftc ber Triften nidjt mit 25
unter ben verbotenen begriffen, unb bajj biefeS SSerbot nur bie mottüfti-
gen, aufrüljrifdjcn unb ärgcrlidjen 3ufammenfunfte verboten, ©ie maren
e3 alle of)ne 2luSnafjme. ©ielje ma8 ber ßonful bet) bem SiviuS cap. XV.
lib. 39. fagt, atä bie SBacdjanaUen abgefdjaft mürben.
(*) 9tad) ben ©efefcen be£ Siomutug : Nocturnas in templo vigilias ne ha- 30
bento. Conf. Balduinus ad leges Rom. in Heineccii Jurisprud. R, et Att. T.
I. p. 34.
Wach ben ©efefcen ber jtoölf Safetn: Si quis in urbe coitus noctur-
nos agitaverit, capite luito. Tab. IX. lex VI. Edit Funcc. p. 401. 1 Baldu-
inus in leges XII. Tab. c. 4. 1. c. p. 74. 35
' [tidjtiger: p. 100.]
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326 lorlpflaniuna unb Jtiwbrrifuno. ber tfjriplfdjen Kelfaton.
2) Unb tooljer mußten benn bic Reiben, baß bte ßufammenfünfte
ber Triften nnrtltdj fo unföutbtg maren? ©ejt f)ter 9Jco3f>eim nid)t
eben fomo( als Ortgene« als betoiefen unb ausgemalt borauS, roaS
atotfd^en ttmt unb bem ßelfuS ftreitig ift?
5 £aß aber bic SRömer überhaupt nie eine Religion a(S Religion
oerfolgt, fonbern nur in fofern fic mit gemiffen Anorbnungen berfnübft
mar, tuefdje ben guten ©Uten ober iljrer ©taatSberfaffung jutmber maren,
erfennet man beuttic^ auS ber Ausrottung ber Bacchanalien, unter 1 bem
(Sonfirfate ©b. SßoftumiuS AtbinuS unb D. äKarciuS ^fjilibbuS (anno
10 u. c. 568. a. C. 186.) roeldje SibiuS 1. c. roeitläuftig betreibt. $enn
nacfybem fie fotdje nun mit ber aufferften ©trenge berfotgt, fo ftettten fie
fic bodj nodj bemjenigen freb, roetdjer ftcf) ®ennffenS falber ba$u ber*
bunbeu achten toürbe, unb berorbneten nur, baß fte nia)t ofme Sortoiffen
bcS SßrätorS unb (Srlaubniß beS ©enotS gehalten toerben füllten. Si
15 quis tale sacrum solenne et necessarium duceret, nec sine religi-
one et piaculo 2 so id omittere posse, apud praetorem profiteretur 8
etc. c. 18. s. f.
Anmerfungen über bie (£r$äf}(ung beS SibiuS bon Aus-
rottung ber s «8accf>aualien 311 fliom. 4
20 1) <s^r Urheber in (Strurien tuar ein gemeiner, unnuffenber ©rieche.
Qraecu9 igaobilis in Etruriam primum 6 venit nulla cum arte earum,
qua9 multas ad animorum corporumque cultum nobis eruditissima
omnium gens invexit, 6 sacrificulus et vates etc.
(Sine neue ©efte au ftiften, eine neue ^Religion $u brebigen, ift
25 ein Ungeteilter auc$ immer cjefd)icfter, als ein ©etc^rter. ®efe$t auaj
ein (Mcfjrter blatte fief) ein noct) fo btenbcubeS ©bftem ausgebaut; gefegt
er befäße noef) fo biet ©fjrgeia, biefeS ©üftem su einer Ijerrfdjenben SReli'
gion, unb ftd> 51t bem Raubte berfelben 51t macfjen : njenn er nicf)t bie 9Kact>t
befi$t, lt»cfcr)c SRofeS befaß; menn er nicr>t fdjon £eerfnf)rcr unb ©efefc*
30 geber eines ganzen SBolfS ift; ober toenn er nid)t TOnner, bie biefe
©teile begleiten, fogletdj in fein ^ntereffe gießen fann ; wenn er fieb, feine
erften Anhänger unter ber SKenge fucfjcn muß ; fo mirb er roatjrUcf} feinen
• unb unter [1784] • poriculo [1784] • profiteatur (1784] « [fcieju bemertte «ort £ej<
fing 1784: „Sludj biefe ttnmcrfungeu befinben fid) auf einem befonbern Sogen. Cb fie gt««ft eine
Tigrefjion in bem SBerfe fiub, fo Hat mein Stuber fie bort) beu biefer Gelegenheit gemaebt, unb
weil er ben Bogen mit bobeti gelegt, fie eermutljli$ babel) laffen moBen."] • prlmus [1784J
• invenit, [1784]
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Iorfoflan|una. unb Jluebreifung ber rfjrtpli^en BElißton. 327
flauten (S^nrnftcr berleugnen, feine gan$e jE>enfung?art beränbern muffen,
itm nur einigermaßen gtücftich 51t feton. 2Bahrf)eit unb ^ßfjirofop^ie merben
ifjn beb bem Sßöbet nicht meit bringen; bie fünfttidje SSerebfamfett ber
<3cf)ute ift ein ju biet feines 1 SRüftjeug, fo plumpe 2Jlaffen in SJemegung
3u fefcen: er muß aufhören, ^irofop^ unb Siebner ju femt; er muß 5
sacrificuftis et vates merben, ober eS fid) ju fetjn ftellen.
2) Nec is, fährt 2ibiu3 fort, qui aperta religione propalam et 8
quaestum et disciplinara profitendo 8 animos horrore irabueret, 4 sed
occultorum et nocturnorum antistes sacrorum.
2)a8 ift baS mahre Shmftftücf eine« neuen SRcligionSftifterS. (Sr 10
muß nicht fagen: fomm, ich min bid^ eine neue Religion teuren. @o
ein Vortrag ermecft beb ber Sftenge ©Räuber. (Sr fängt mit ©crupetn
an, bie er gegen bie gewöhnliche Religion beibringt, unb im Vertrauen
beibringt, ats ein SRann, bcm ba3 SBoht eine« grcunbeS am Serben
Hegt. 2tu§ biefem ©crupet 5 merben 9lfferttone3. 2lu3 biefen Stffertionen 15
entftef>en freimütige Mbfonberungcn, erft nur in SHcinigfeiten, enbtich im
©anaen. %<f) t»eracf)tc, mirb ber griedjtfäjc SBacdjuSpriefter gefagt tiaben,
eure ©ötter nicht ; fie mären mächtig genug, euch biet ©utcS au ermeifen,
menn fie nicht btetletrfjt bon einer mächtigern ©ottfjett eingefdjränft mür*
ben. Unb mer fönnte mofjl biefe femi? fragte bie fromme üfteubegierbe. 20
— 3dj bermut^e nur. $enn bie (Götter, mic bu moht meißt, finb immer
einer mächtiger al3 ber anberc. $te ©öttcr be£ meifen unb berühmten
©riechentanbs jum ©jernpet. $och auch unter biefen giebt e§ einige
bon ganj befonberer ©ematt unb 33ereitmitttgfeit, ben SHenfdjen, bie in
gemiffen ihnen gefälligen ©ebräudjen unterrichtet finb, $u Ijetfen. — ÜJtenne 25
mir boef) biefe. — ©ie merben in ®riedjentanb fctbft feljr geheim ber*
etn*t. — 9lber bu fennft fie bodj? — %d) fenne fie; unb fennc fie aU
fefjr eifersüchtige SBefen, bie nicht bon ^cbermann gefannt fetjn motten,
bie ifjre ©eheimniffe nicht unter ben 'ißöbet gebraut miffen motten, Weit
fie mit ber ftenntniß biefer ©eheimniffe ein für attemat ihren unauSbteib- 30
ticken ©ebftanb berbunben t)aben. ©in ©ajauber überfällt mich, taß un3
bon etma« anberS fprechen — 3$ Ijictt bich für meinen greunb — Unb
hättft rnic^ nic^t metjr bafür? — Sann idj? ffreunbe f 0 nten äffe« ge-
mein haben; unb bu betjättft mir ba§ bor, ma3 nicht attein greunben,
1 lbo# woljl »erbrmft für] ein Diel ju feine* • ob [1784] « profltondl (1784] 4 imbue-
rat, [1784] • [öielleidjt nur berbrueft flott] biefen Scrupetn
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328 Jorlpflanjuno. unb Ausbreitung ber djriplhinm Belgiern.
toa& allen HKenfdjen gemein febn füllte. — Sege mir e« ittc^t fo naf).
Hit meinem SSittcn fe^lt e3 nttfjt ; aber prüfe bicit) felbjt, ob bu im Stanbe
bift, ganj neue fonberbare $5inge &u Ijören, $u glauben, ju tfjun. — $u
toareft 1 e$ bodj im Stanbe? — Slber roeldje Ueberroinbung fjat e3 mic$
5 geloftet. 3d) jittre nod); genug e$ ift überftanben — Hitcf) id) werbe
e« überftefjen —
9ta ift bie 92eubegierbe aufs f)ödjfte; nun ift bie SBereittoittigfeit
ba; nun nimmt ba3 Spiel feinen Anfang.
3) Initia erant quae primo paucis tradita sunt: deiode vul-
10 gari coepta per viros mulieresque.
$ie erften $ufcenb ^Infjänger fid) ju fdjaffen, redjt blinbe, geljor*
fame, cntljuftaftifdje Hnffänger, ift für ben neuen 9teligion8ftifter ba3
Sdjtoerfte. #at er aber nur erft bie, fo geljt baä SBerf toeit beffer bon
Statten. SSeldjer Genfer) Ijat nid>t anbre ÜWenfdjen, über roetcfje iljm
16 Statur ober ®lüd eine Strt bon Superiorität erteilen. 38er lotH, menn
er erleuchtet ju fetin glaubt, nidjt gern ttrieber erleuchten? $er Unge*
leljrtefte, ber (Sinfältigfte ift barinn immer am geföäftigften. 2ftan fieljt
bie« alle Jage. <£3 befomme ein etngefdjränfter ®opf gemiffe Ijalbe Äennt-
niffe bon biejer ober jener 9ßiffenfcf)aft unb Shmft. 93eo aller belegen*
20 Ijeit mirb er babon plaubern. :c.
SBefonberS bie SBeibercfcen! ($3 ift 511 belannt, tuie bortrefli($ fic a
fid) alle Häupter neuerer Religionen unb Seften, gtetc^ bem Stifter ber
erften im Sßarabiefe, $u SJcufce au machen geroufct Ijaben.
4) additae(*) voluptates religioni vini et epularum, quo plu-
25 rium animi illicerentur.
3)iejc3 erinnert midj an bie SiebeSntäljler ber erften (Sfjriften. SB05U
biefe Zeitigen Scfmtaufereuen ? glaube im geringften nidjt, bafe berj
ifjren Stiftungen bie ©ejefoe ber Gfjrbarfeit unb ÜRäfeigfeit übertreten
roorbeu. Slber biefe Uebertretung folgte gar balb, unb man fefje nur,
30 toie fet)r fdjon ber Wpoftel $uba3 in feiner (Epiftct b. 12. luiber bie 90<i3*
bräune, bie babeti borgiengen, eifert. 5Iuct) ber Hpoftel SßetruS II.
Epist. 2, 13! 3n loetdjer Stelle e3 tooljl feine Srage ift, ob für
(*) additac, fagt Storni ©ie toaren alfo mdjt baS #aupta>er!. £er Be-
trüger bebttirte aud) nidjt bamit.
35 v. le Misopogon de Julien, de la traduet. franc. p. 53. u. 124.
• »arefi [1784J • fie [fe&It 1784]
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3TorfpJian|ung unb Ausbreitung bei- djrijtlttf>«n Btltaion. 329
dnawig, dyanaig gelefen »erben müffe, ba e8 au3 bem tyaxaUeltä*
mu« mit ber (Sptftel ^ubä beutlid) genug errettet. $iefe äRi&bräucf>e
mucfjfen auef) mit ber Stit fo fefjr, bafj man für nötfjig t)telt, "fic auf
ben SHrdjenoerfammlungen erft einaufdjränfen, unb enblid) gana unb gar
jit ©erbieten. (*) 5
$liniu3(**) fagt Oon biefen StebcSmafjten, bafe fie aufammen ge-
fommen mären ad capiendum eibum, promiseuum tarnen et inno-
xium. ftnbc feinen Sluäleger, ber biefed promiaeuus erfiären motte ;
bajj idj alfo atueifte, ob e3 üiele gehörig oerftanben. ©artoriuS tyat es
menigftcnS nicf>t oerftanben, menn er e3 überfe^t : fie mären jufammen 10
gefommen, unter fid>, bodj naefj gemeiner 5lrt, unb fonber ^emanbs Sßac^*
tfjeil, 5U fpetfen. 3)ic Ungemifcfjeit in melier aud) bie Herausgeber finb,
ob fic ba£ tarnen au promiseuus ober £U innoxius gießen foHen, aeigt
fdwn, bafc fie nidjt beutlid) genug gefeljen. 3<f> glaube, bafj nidjt fotoot
ade ©peifen unter einanber bamit gemetinet merben, als bic SBermifdmng 15
ber ®äfte fclbft oon attcrleti Stanb, SWter unb ©efd)fed)t. $>iefe SSer*
mifd)ung mar ben s 2llten beti if)ren (Maftereuen etmaS gana ungemöfjnlidjcS
unb anftöfeigeS. Unb barum min ^liniuS fagen, ob fdjon oon biefer
Seite iljrc ©aftereoen anftöfjig, fo mären fie bodj fouft oon allem ftre
Oel fret). 20
2)afc bie 93efd)ulbigungen be8 GäcUiuö betont äJcmutiuS gelir. maljr
finb, ob fic fdjon nur 1 oon ben Garpocratianem(***) galten, unb e§ firf)
bie erften Gfjriftcn burdj it)rc allaugrofie ©elinbigfeit unb SKadjfidjt gegen
alle «rten oon ®c|ern juauföreiben Ratten, menn bie Reiben, ma3 fie
oon ben #efcern in (Srfatjrung brauten, ben ©Triften überhaupt auftrieben. 25
5) Hujus mali labea ex Etruria Romain, velut contagione
morbi, penetravit. Primo urbis magnitudo capacior patientiorque
talium malorum, ea celavit.
$er (SntljufiaSmug ift eine ma^re anfteefenbe #ranfljett ber ©eele,
bie mit einer unglaublichen ®efdjminbigfcit um fid> greift. SfyaftSburü. 80
(*) 3" bem 4ten ^laljrtjunberte v. P. I. Tileraanni Coraraentariam in
Epistolam Judae in Appendice de Agapis. Marbnrgi in 8vo 169B. et Act.
Erudit. anno 1694. p. 368.
(**) Epist. 97. Lib. X.
(***) Clemens Alexandr. Stromat. lib. in. §. 2. p. 514. Edit Potteri. 85
• nur [fetft 1784, öon fio^mann eingefflgt]
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330 Iortpflnrt|un0 unb Jlusbreifunfl ber njrifllidjen Religion.
©einen erften ©chauplafc mufj ber neue SteligionSfttfter auf bent
Sanbe, in Meinen Orten mähten. .£>at er ober ba bie erften Anhänger
fid) berfdjaft, fo fudjt er ein größeres Sweater, unb bie gröfete ©tabt
ift für tt)n immer bie befte. ©in 3ö«9« fängt auf biefer, ber anbere
5 auf jener (£de an ; bie berfchiebenen gfammen f reffen in ber ©title fort ;
enbUcf) treffen fie jufammen, unb bie tjalbe ©tabt ftetjt in ber fd)retftid)ften
fteuerSbrunft, nod) ehe bie v #oUcen 9taud) gemerft hat- — — — —
4.
10 3Me Sßerfofgungen fonnten fid) auf ^met) anfetynUdje Pfaffen bon
ficuten faft gar ntcf)t erftrerfeu:
1) auf bie römifcfyen Bürger,
2) auf bie ©Haben.
5.
15 Stete Äaifer traten iljr 9Jcögtid)fte3, fie einjufd>ränfcn, ja fogar
ben ®runb babon meg^ufc^affen.
9luf£ erftere besiegen fid) it)rc Serbote gegen bie Angeber unb bie
ihnen gebrof)ten ©trafen, vid. Eusebius.
Sluf baS anbere ift ba§ ©emütjeii ber Sfaifer, Ghriftum für einen
20 ®ott öffenttid) erfennen 51t taffen, ^u sieben. $ie$ ift ber mahre eigent-
liche ©cfidjtajmnf't, au* meldjem man ba«, luaS SertuttianuS bom $i-
beriuä, £ampribiu3 bon bem ©eberuS besfaHs erzählt, betrachten mufj.
v. Mosheim de studio Ethnicorum Christianos imitandi. 1 Diss.
Eccl. Vol. I. p. 357.
25 SonberSRcngeberSJcärtnrer.
Um ba« begreiflich unb berftgnbUd) 311 machen, n?a§ bie ©efd)id)t*
fcf)reiber ber Stirdje bon ber unhaltbaren SDcenge ber SKärtnrer fagen,
fann öieHeicr)t aud) biefe Slnmerfung nid)t unbientid) fetjn, ba& nemlid)
in ben erften Reiten nicht aaein Diejenigen für 9ftärtbrer gerechnet mürben,
30 metttje Serfotgungen megen be3 Kamen* (5t)rifti erlitten, ober gar iljr
3eugnifj mit ihrem ©tute berfiegeften, fonbern aud) biejenigen, roetdje
jenen in ihrem ©efäugniffe bei) ihren Salbungen nach «tten Gräften beb-
ftanben, ihnen ben nötigen Unterhalt reichten, fie mit ©clbe berfahen,
um fich baburd) ihren S93äd)tcrn gefällig machen 511 fönnen. Tovxo yaq
• lnitiandt 11784]
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lorfpflanjung unb ÄuabrBtfuna ber tfjripHtrfjEu Religion. 331
noitjaavt(t)v öfiav, naotvoiov tfiiv Xoyio&tjoetai. Constit. Apost.
Hb. V. c. 1.
$n8 aJcartyrttjum gieng bet> ifjnen über ntlcS. SBcnn ein (£ated)u-
menug 3ttärtnrer marb, fo burfte er fid) im Qkringften ittcr)t beunruhigen,
bajj er noch getauft fett. To yag na&og to üjieq Xqi^ov igai 5
äv%ip yvqoiOTSQOv ßantiufm. Constit. Apost. lib. 5. c. 6.
SRan erfenut t)icr beutlid) eine menfcfiitcfje 93ioi|irung. üfciemalg
haben bie erften (£t)riften bie Saufe, mot)f aber bog 9tadjtmahl für un-
entbehrlich gehalten, obgleich bie augbrücflidjen $lu6fprttdje ber ©djrtft
für bie Unentbehrlichfeit ber erften oorhanben. 28er nicht glaubt unb 10
getauft mirb: ©o oft ihr bicfegtt)ut. Unb marum biefeg? SBeil
bie Shriftcn, befonberg bie angehenben, ^u>ar in Umftänbc fommen fonnten,
bie Saufe nicht erhalten $u fönnen, aber niemals in Umftänbe, bag Nacht-
mahl nicht ju genießen; inbem fic öon ihren ®laubenggenoffen in ben
Ötefängniffen befucht Werben burften, bie auch ba mit ihnen effen unb 15
trinfen, unb fonndj mährenb bemfelben bag ©aframent genießen fonnten.
VII. ^aupfflürh.
Von ben gegenfeitigen Bemühungen ber pfn'lofopfyen.
©ic festen ber chriftlichen Sieligion entgegen
1. 20
(Slenbe Serthcibigungen unb (Sntfchulbigungen ber r)eibnifcrjcn.
2.
(Sine eben fo unbegreifliche, abgefdjmacfte ^ßr)Uofo^te.
Richer gehört bie abgefchmarfte $hüofophie Seifug, unb bie
noch toett tollere beg ^orph^i"*- Conf. Aleiphron DiaL VI. p. 25
m. 95. u. f. 1
SBenn au» allem, mag bisher angeführt morben, folgen foHte, bafi
bie chriftlicbe ^Religion burch gan^ natürliche Nüttel fortgepflanzt unb
auggebreitet morben: fo l^üte man fid) su glauben, bafj miber bie 9teti* 30
giou fetbft etmag uad)theiligeg baraug folgen fönne.
1 (Das 6Uat bcjiefjt fitf) auf „Alclphron, oa le petit philosophe; on sept dialogues: Conte-
nant une Apologie do la Religion Chretienne contra ceux qu'on nomine Esprits-forts'
($aag 1734), $b. II, 6. 95 ff.]
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332
Tabeln In Brrfen.
(£3 ift gar feine frembe Slffertion unter unfern ®otte«gete$rten, bafe
(Sf>riftug felbft $u feiner bequemem Seit in bie SBett fjätte fommen
fönnen.(*)
#at nun (£l>riftu3 felbft bie bequemfte 3cit ertoartet, $at er ba$
6 gro&e- ffiunber fetner @rfcbeinung nu$t bloS burdj lauter anbre SBunber
unterftüfcen, fonbern bem natürlichen Saufe ber $>inge unterwerfen »ollen ;
warum motten wir biefen natürlichen Sauf ber $)inge betj ber weitem
Ausbreitung au£ ben Slugen fefcen?
(*) Mosheimii Comraent. de rebus Christ, cap. I. §. 3. — Qnibus ex
10 rebus rectissime statuunt, qai commodiore 1 tempore filiara Dei ad homines
descendere potuisse negant. conf. Origenes contra Celsum libr. IL
JTaMn in Bcrjen."
' commodlori [3Ro<beim]
' [fBif ftlofe beridjtet (ftarl «effing, ». <S. fieffing« fieben, ©b. I, 6. 244), oerfa&te fielfing in »rc«=
lau, nadjbem er öon einem triftigen fttebfr genrfen »or, a(fo im Äuguft 1764 ober in ben unmittel*
bar folgenben Monaten, mehrere !omif<$e Crjäljlungen .in »erfen ; „ingleigen »erfifijtrte er »er«
fdHebene grabein." SBon jenen finb un« uier erhalten (»gl oben Cb. I, 6. 177 ff. unb 189 ff.) ; fjin°
gegen ift oon ben 3rabe(oid)tungen au« biefer Seit nidjt« auf un* getommen, aud» nidjt eine weitere
Mitteilung, bureb, bie »lofe* ©orte beftätiflt würben. Somit ragt fi$ nidjt einmal mit »eflitnmt»
bei» fagen, ob fieffing bamalä eigne ober frembe fabeln oerfificierte ; roaljrfdjeinlidjer ift freiließ bad
Sefetere. 9?od) jwetfel^aftec bleibt aber, ob biefen ftabeln au$ bie Sdjroant« unb KneTbotenfamm*
lungen be« Mittelalter* fotoie be« feduebnten unb fieb^e^nten 3a(jrl)unbertä $u Oute tarnen, bie
Seffing nad) ftlofe« Sert*t (a. a. 0. ®. 244 f.) in ©re»lau burdjfab, „um ©olbförner barin aufou»
pnben, toeldjen er ba« fdjönfie ©epräge ju geben hmSte".]
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laokooit.
333
Xauftoon. 1
1 [Zie Sararbeiten jum „fiaofoon" reiben bis in bie erften ©re«(auer Sabre, etwa 1762 ober 1763,
jurfltf, ol« Seffing berfdiiebene tritifdje unb antiquarifdje Huffäfce berfafjtr, bie er juerft unter ber
«luffcbrift „fcermaa" jufammen bruden lafien wollte (ogl. oben 6. 290). Sie ©lebrjahl ber un* er»
baltenen Cntwürfe unb 9?otijenfammlungen gehört ben fahren 1763—1766 an, in benen ba« SBerf
allmählich, reifte unb ber erfte Zeil für ben Zrud abgefdjloffen würbe; bie eine ober bie anbere Wuf<
jeidjnung fäOt auch erft in bie nädjften 3ab" nad) bem Crfcbetnen biefe« erften Zeil«. Zie gort»
fefcung f)&t Sefflng betanntlid) nicht ausgeführt, obwohl er fie nod) geraume 3eit (ang plante ; eben
fo wenig fam er ju einer Umarbeitung be« 1766 gebrudten ©anbe«, bon ber er 1769 im 38. anti«
quarifdjen ©riefe unb fpäter aud) fein ©ruber Ifarl mehrmal* fpradj (in ben Briefen Dom 10. tfu<
guft 1769 unb 7. 3amiar 1776). «udj bie au« feinem ttadtfaft erhaltenen ©apiere besiegen fid) nur
juin Heineren Zeil auf bie Sortfeßung be« Oerie«; in ber $aubtfad)e finb e« ©orarbeiten jum
erften ©anbe. ©on ibnen würbe nad) fieffing« lobe junäcbft nur eine bflrftige 9u«mabl in ber
bon Äarl &. fieffing herausgegebenen jwetten Auflage be« „fiaotoon" (Berlin 1788), <S. 299—880
unter ber Überfdjrift beröffentlidjt „Anhang jum fiaotoon beftebenb in -bem, Wa« fid) nod) unter
be« ©erfafferd nadjgetaffenen Qanbfcbriften jut Sfortfegung beffelben borgefunben". 3n einer Sor<
bemertung betonte ber Herausgeber, bag ju feiner ©ermunberung alle biefe iKufjetchnungen fcöcljft'
wabrfdjeinlid) bor fieffing« Weife nad) 3talien fielen, unb geftanb, ba| ber „tfnbang jum fiaoloon"
nur „ba* ©orjüg(id)fle" enthalte, wa« er an bicber gehörigen ©apieren im 9fadjlafj feine« ©ruber«
gefunben. HI« aber ttfcbenburg 1792 im jefjnten teil ber fdmtlidjen Schriften, ©. 3—102 bie näm*
liehen «ufjeldjnungen unbermeljrt wieber abbrudte, bemerlte er in ber ©orrebe (®. III) irrtümlich,
ba« fei aü>9, wa« ber OTachlaft enthalte. SBiebcr berglid) bann fiadjmann bie fytnbfdjriften für
ben elften ©anb feiner Hu«gabe («erlin 1839). (St berbefferte barnad) ba« bon »ort fieffing
Mitgeteilte mannigfach, orbnete es anber« unb oermehrte e« um einige »lütter. Sinen bodftdnbi;
gen Äbbrud aller auf ben fiaotoon bejüglicben Rapiere bradite aber erft 1869 bie Hempel'fche Äu8»
gäbe bon fieffing* «Berten Zeil VI, ©. 192 - 327), bann wieber mit einzelnen ©erid»tigungen, jebod)
in wiMürlidj berdnberter Unorbnung bie zweite Auflage uon $ugo ©lümner* bortreffUdjer $lu«gabe
be« „fiaotoon" (©erlin 1880), S. 351-478, fdjlie&lid) ber ebenfalls bon ©lümner herausgegebene
neunte Zeil ber fieffingifdjen Serie in Äflrfdjner« „Zeutfcber Wationallitteratur", S. 175—256,
Wieberum in anbetet Crbnung. Zie £>anbfdjriften, bie tiefen Ausgaben ju ©runbe lagen, geborten
einft ber &ami(ie {Jrieblaenber unb befinben fid) feit 1876 im ©efifce be« Geheimen 3uftljrats Herrn
Stöbert fielfing in ©erlin. Sie befteben au« 26, in ber {»auptfadje nod) bon fiad)mann georbneten
Wummern (<Rr. I— XII unb XIV-XXVU, SRr. XIII feblt); bod) begeben fid) einzelne babei lie-
genbe ©Idtter nid)t auf ben „fiaofoon", fonbern auf fpdtere ®d)riften fieffmg«. 3d) burfte fxt au
wieberbolten Walen neu bergleid)en unb Tann beäfjalb in tem folgenben «bbrutf mebrere Keine ©er«
feb^en berichtigen, bie aud) ©lümiter« Zejct nod) aufweift; ferner teile id) jum erften Wale bie ftor«
rclturen mit, bie Seffing felbft in ben H an bfd)riften boruabm. Die einzelnen ©apiere orbne id)
fo, wie fie bermutlid) ibrer Qntftebung nad) auf einanber folgen bürften. gum Zeil ift bie« fdjon
bon ben frübcrn QtxaaiQtbetn, befonber« aber bou ttmil (Stoffe (Sdjnorr« Vrd)ib füt fiitteratur^
gefd)id)te, 8b. IX, S. 166 f.) unb im »inllang mit ibm oon ©lümner in ftilrfdjner« Sammlung gc
fdje^en. i)od) berfudje id). bie aeitltdje Orbnung nod) einheitlicher burcbjufübren. Zie fett gebrud^
ten Labien, bie bie 8tetb,enfolge ber berfd)iebnen ©apiete bejeiebnen, finb bou mir beigefilgt. Zie
erhaltenen Hanbfcbriften werben einzeln Stummer für Kummer befdjrieben ; bgt. barüber aud) Qtm'
pel« «uägabe, ©b. VI, (5. 178 f. unb «roffe a. a. O. 6. 168 f. Zie fie«arten bon 1788 unb 1792
finb obne tritifdjen ©ert, barum im goigenben nid)t angemerlt.J
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334
laohoon.
iJ
$tc 3te^nlid)feit unb Übereinftimmung bcr <ßoefie unb Wafykrfy
ift oft genug berührt unb ou^gefü^rt foorben ; aber nidjt immer mit ber*
- jenigen ©enauigfeit, bie allen Übeln Ginflüfjen auf bie eine ober auf bie
5 anbere 2 hatte oorbaucn fönnen. 3Mefe Übeln (Stnflüfje höben fich in ber
^oefie burd) bie @d)i Iber ungSfu cht; in ber 9}cahlerct) burch bie 9Ule*
goriftcret) 8 geäußert; inbem man jene $u einem rebenben ®emählbe
machen motten, olme eigentlich ju mifeen, toaS fte matten fönne unb foHe;
unb biefe 511 einem ftummen ©ebichte machen Mollen, ofme eigentlich
10 311 mifeeu, ob unb ma« für ©ebaufen fte mahlen müfce.
$iefc Segler mürbe man oermieben haben, menn man auch Wc Un*
ähnlichfeit unb fflbmeichung be^ber in bie gehörige ©rmägung gebogen hatte.
©3 ift mahr, betjbe« finb nachahmenbc fünfte; unb fte f)abm äße
bie Siegeln gemein, welche au« bem begriffe ber Nachahmung $u folgern.
15 9lflein fie brauchen gan^ öerfdjiebne ÜDctttel $u ihrer Nachahmung, unb
au« biefer SSerfchiebenheit fliegen bie befonbern Regeln für eine jebe.
$ic Rechteren brauchet Sigurcu unb Sarben in bem Saume.
5)ie $>idjt fünft artifulirte Xönc in ber 3eit.
Sener 3eidjcn finb natürlich, biefer ihre finb roinfüfjrtich.
20 Unb biefe« finb bie benben üuetten au« melden bie befonbern Regeln 4
für eine jebe herleiten.
Nachahmenbe »3eicr)cn neben cinanber fönnen auch nur ©egenftänbe
au«brücfen, bie neben einanber, ober beren Xfytilt neben cinanber ejiftiren.
Solche ©egenftänbe ^eifeen Körper. ftofgttch ftnb Körper, unb ihre
25 finnlichen Gigenfehaftcu bcr eigentliche ©egenftanb ber ÜDcahfereti.
Nachahmenbe Reichen auf einanber fönnen auch « lir ©egenftänbe
' [*r. XXV ber ßanbfcbriften, r/t Sogen grofj 2», im ©anjen 6 Seiten, bon benen 2 gang leer,
bie übrigen meift t)a(&brfl#ig mit febr Keinen, bisweilen re^t unbeutlidjen But&ftaben betrieben
ftnb. tiai ffiafferjetdjen meift neben einer Sfigur bie ©orte „Breslau 1760" auf. See ftalbe Bogen
enthält ben erften Wbfdjniit biö ©. 83«, 3> 19 im Solgenben unb auf bem 9ianbe bie nädrften bie:
feilen ; ber gaitje Bogen bringt auf ber erfien Seite bie grörterungen über bie StorfteHung bon
ScWnbeit unb £ä&li<bteit bei J&omer (S. 336, 3. 24 — S. 337, fi. 29 im Solgenben), auf ber le&ten
Seite bic Sinjelbemertungeii jur 3lia*. $er ßutttmrf würbe juerft bei $embel, S. 268—272 gebruefr,
fjter ali v JJr. 5 gejähjt. Cr bilbet ameifello« bie «Hefte ber unö erhaltenen Borarbeiten jum „ßao«
!oon", biente fkllenroeife ali unmittelbare, roörllicf) benü&te Borlage für ben ausfü^rlidjen ttntmurf
Vir. 3 (»gl unten S. 340 ff.), beut gegenüber er mit feinen Dielen Jtorrefturen aua> Au&erltd) ben
(Sinbrutf eine* »on^epte« macf)t, unb geljbrt bedr^alb fpatefien« bem 3frübling 17G8, bielleid)t aber
f$on bem 3abre 1762 an.] • [in ber &f. berbeffert au«] ttinflufe in ber unb ber anbern • [bie
legten uier «Sorte berbeffert aue] «ßoefic buref) bie EDrgorie 4 fberbeffert aus] Stüde
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laofcoon. 335
auSbrüden, bie auf einanber, ober 1 bereit Steile auf einanber folgen,
©otöje ®egenftänbe fjeifjen überhaupt $anbtungen. ftolglid) finb £atu>
fangen ber eigentliche ©egenftanb ber *ßoefie.
$odj alle Körper ejiftircn ntd)t allein in bem Slaume, 2 fonbern audj
in ber fleit. @ie bauern fort unb fönnen in 8 jebem Hugcnblicfe ifyrer 5
$auer, felbft anberS erfdjeinen unb in anbrer Skrbinbung fteljen. Sebe
biefer augenblicflic^en (Srfdjeimmgen unb SSetbinbungen ift bie SSirfung
einer uorljergefjcnbeit, unb fann bie Urfaa> 4 einer fotgenben 5 unb fo nad)
gleidjfam ba3 Sentrum einer ftanbtung femt. gofgfic§ fann bie Sflalj'
tereu audj £anblungen nahmen, ober nur 6 anbeutungSroeife 10
burdj Körper.
Sluf ber anbern (Seite fönnen $anb(ungcn nic^t an iidj fetbft be*
ftefjen, 7 fonbern müfjen gelui&en SBefen anhängen. $n fo fern nun biefe
SSefen ftörper feöen, fdjilbert bie $oefie aud) Sörper, aber nur an*
beutungämeif e burd) Jpanbhtngen. 8 15
£ie 9 SJtafjleret) fann in ifjren coejtfttrcnben CSoiupofitionen nur einen
einzigen Mugenblid ber £>anblung nujjen, unb ntuft bafjer ben prägnant*
ften n)ef>ten, aus toetdjem ba3 uorf)ergel}enbe unb oergangne am begreif*
lidjften toirb.
Gben fo fann aud) bie Sßoefie in if)ren fortfdjreitenben Stacfyafj* 20
mungen 10 nur eine einzige (Sigenfdmft ber Körper nufcen, unb mufc bo^er
biejenige roäfjfen, roeldje ba§ finnlidjfte S3ilb be3 ftörperS oon ber ©eite
eriuecft, oon tueldjer fic üjn 11 braudjt.
.£>ierait3 fliegt bie Siegel Don ber @inf)eit ber maf)lerifd>en $eu-
tuörter, 12 unb ber ©parfamfeit in ben ©djilberungen förperüdjcr ©egen- 25
ftänbc. 3n biefer beftefyt bie grofje Spanier beä |>omer3, unb ber ent-
gegengefefcte fictytz 1 * ift bie ©d)madu>it ber meiften neuem $id)ter, bie
in einem ©tüde mit bem 5J(a()(cr metteifern wollen, in toetdjcm fie notf)-
menbig oon if>m überrounben merbeu müfjen.
©er 14 $id)ter ber einen ©egenftanb fo fdntbcrt, bafe if)tn ber SDcafjter 30
' bie auf einanber, ober [freite urfprünaH* $f.J * Iberbrffere au«] ber ßeit 1 [Börner] 41101
Zueile in (burdjftridjen] * (otrbeffcrt au*] ©irfung ' ibaljiuter] feün, bcinfrlben [V, bur$ftrid»en]
• [babjnter] Bermtttelft [burdjftridjen] * [bafiinter] fonbern mii&en au Äörpern unb burd) Äörper
mit [nodj eintae unlfferlidje «Borte, alle« burdjftridjen] • [bafjinter stori burdtftridjcne tfctlen :]
Sowie bic SRatjlereb [biefc« 88ort berbeffert au* : Waller] nur einen einjig/n «ugenblW ber $anb>
Iung nufcen fann, unb bafpr * [Borger nodj einmal] Sowie [bur4tftrid^en] 10 [verbeffert au*]
©emä^Iben " er Ilm (^f-, oerbeffert au*] er fie [oerbeffert au*] ber »ortifdten öe^wörter,
[biefe* oerbeffert au*] ber Beiwörter, " [Aber ben jwei legten (Borten fle^t] San bon biefer
«rgel [bur*ftri<ften] u [uot&er] (Sa* t?J »>«r J5i*ter mafclen foD [burc^flri^rnj
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laokotm.
mit bem Sßinfet folgen fann, oerteugnet bic eigentümlichen SSorredjte feiner
ftunft, unb unterwirft fie ©djranfen, in meld>en fte if>rem 2Ritbul)lenben
unenblid) nad)ftef>et.
$)a Figuren unb Farben natürliche Seidjen finb, bie 28orte f>in-
5 gegen, burefc mefdje mir ftiguren unb Sorben auSbrüden nidjt, fo müfeen
bie SBirfungen ber Shmft, meldje jene brauet unenblicf gefdjminber unb
lebhafter fetm, aU bie einer, bic fid) mit btefen begnügen mufj.
SBemegungen fönneu burd) Sorte lebhafter auggebrüdt »erben, ate
Sarben unb Signren ; fofglid) mirb ber $id&ter feine förderlichen ©egen«
10 ftänbe 1 mef)r burd> jene als burdj btefe finnlid) ju machen fudjen.
Tisiphone canoa, ut erat, turbata capilloa
Movit: et obatantea rejecit ab ore colubraa.
Ovid. Metam. IV. 474.
Carceria anto fore8 clausaa adamante aedebant
15 Deque auia atroa pectebant crinibua aoguea.
ibid. 452, 53.
Cum aubito juvenia, pedibu8 tellure repulaa,
Arduua in nubes abiit. —
ibid. 710.
20 #omerifdje 93enmörter, bie er faft immer braucht
bie ^o^ten @d)iffe — xoifys naqa vrpai,
ben Seester oxrjmQov xqvoeioi$ ^Xoiai nenaQfiEvov.
a. 244.
I." Horner f>at bie £>äfjlid}feit in bem £f>erfite3, aber nirgenbä bie
25 ©tfjönfjeit gemalt; er fagt blo3, SftrcuS mar fd)ön, 2lct)itfe3 noc$ fdjoner;
#elena befaß eine göttliche Schönheit; aber nirgenbs läßt er fid> in bie
nähere ©djtlberung btefer ©djönfjeiten ein. ($3 t>erlof)net ftcf) ber SDcülje
bie Urfad)en 8 tymon su unterfudjen. 3d) glaube fie finb bie:
1. 2)er Söegrif ber (Sdjönfjeit ift unbeftimmter ate ber begriff
30 ber #äß(idjfeit. S3on jener mad)t ftc§ ein jeber ein eignes ^beal,
maS oon bem hödjften magren ^beale tneljr ober meniger entfernt
ift. $ie einzeln 3üge olfo bie ber fciajter t>on il)r anbringen
mürbe, fönnten unmöglid) auf atte 2efer einerlei SBirfung fwben;
• [ocr&effert au&] feine ©eflenftdnbe [tiefe« »erbeffert aus] feine fförpet • [$icr beginnt in ber
£f. ber flanje Bogen] • Urfaäe [$M
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Xaofiocm.
837
unb bennod) luilX er bei) allen einertet) ^Begriff ermeden. (Sr läjst
atfo bic Cfcmbilbung eineä jeben fein eigen Spiel fyaben, nnb be-
gnügt fid) bfofe au$ ben SSirfungen auf bie ©ematt ber llrfadje
fdjliefcen su lafcen. Site bei) ber £elena, beven Srfjönljeit mir nid)t fo-
mofjt fefjn, als in ber SBirfung meiere fte auf bie Sllten t)at, empfinben. 5
2. (Skicfct andj baft alle 2Renfdjen einerlei) #ügc nnb (Sben-
maafce für gleich fc^ön gelten; fo ift c3 bod) gaii3 etmaS anberä
biefe 3üge mit einmal neben einanber überfeljen, unb gan$ etmaS
anbcrS fie nad) einanber jnge5el)lct befommen. 3ene3 fann ber
9ttaf)ler tfjun, nnb bie ©cfyönfjeit ift baljer fein eigeutl)iuntid)er io
©egenftanb. SHuf biefeS aber allein ift ber $)id)ter eingefdjränft,
nnb bie üoH^ät^figftc (Sr^cljlnng ber ftfjönften $üge nnb ©benmaaf,e
Ijat nid)t tjalb bie SSirfnng, metdjc baS mittelmäfeigfte ©emälribe
fyat. Seine befdjrcibung mirb fid) gegen 1 ba£ ©emäfjlbe nidjt anberä
öerljalten, at3 bie SabeHe, 2 in meldjer 3 alle ©lieber einer 4 prächtigen 15
Seute nad) if)rer $öf)e unb 5lu3lanf oer^eidmet finb, gegen biefe
Seitie in ber Üftatur, ober in ben nad>al)menben $ügen be3 3eidmer3. B
3. ^n bem begriffe 6 ber £äf3lid)feit hingegen fommen bie 9Jfen=
fdjen mel)r überein, unb 7 burd) bie 9tuflö3nng ber partialen be-
griffe aus meld)en er befteljet, geminnt er mefyr als er üerltert. 20
II. SBenn Horner ja einen fd)önen ober erhabnen ©egenftanb burd)
bie 53efd)reibnng feiner einaetn Sfjeilc neben einanber fd)itbert, fo bebienet
er fid) babet) eine« fefjr merfmürbigen «unftgriffeö ; neljmlidj er füget fo
fort ein ®leid>mfj bei), in metdjem mir ben ^ergtteberten ©egenftaub mieber
bekommen erbliden, melier ben erlangten beuttidjeu begriff mieber oer< 25
tuifd)t 8 unb bem ©cgenftanbe nidjtS aB eine finnlidje SHarfjeit läfjt.
93ei)fpiet bie Sdjilberung beä Agamemnon, ß, v. 478-81, meiere
<ßope gana unb gar oerborben Ijat, inbem er biefen Äunftgriff ntd)t ge-
füllt, unb ba£ Gtteidntif? öorannimmt.
Iliad. 9 X. 750, mo Neptun ein <ßaar in bitfen 9iebcl fjüHet. 30
— 7i. 789. 90, mo $l)oebuä unfidjtbar bem ^atrocluS entgegen-
' flfflen Ifefjlte itrfpriingltcfi] * [berbeffert aus] Zafet * (»erbeffert au«] in ber * [oerbeffert
au»] ber * [üerbeffert ausj TOa [= Wähler»] * bem »cortfie (nadjträal'd) eitiae fügt] 'Iba
hinter] er [burd)ftriü)cn] • (oerbefiert aue| ücrbunfelt • folqenben ttnmertungen jur
3Ha» unb ju Caplud, von einanber burd} einen langen Cuerflrld) gefdjieben, flehen auf ber te&ten
Seite bed ganjen Sogen«.]
fl e | f i n g , famtlidje Sdjriften. XIV. 22
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Xaohoon.
fömmt, wo ber $id)ter gleichfalls fagt, bafj er in tuclcn Siebet berborgen
gewefen. ftann biefer «ReDct fic^tbar gewefen fetm?
Iliad. 19. Cayl. p. 104.' Stjetiä bringt bic SSoffcn. ©ie famt
fic nidjt allein gebracht fyabeu, irjrc SJtympljen mitten fic tragen.
5 v. 38. 39. (Sabina glaubt, bafe bie $efd)äftigung ber
$t)ett£, ben ftörper beS ^atrottuS auf eine $eit unbermeSUd) ju machen,
fo auSgebriicft werben fönne, wie fie ber $oet betreibt. $er $oet betj ber
$)acier, bie ben 9?eftar unb 9tmbrofia in bie SSunbeu gießen (äfjt. Ko-
nter hingegen läfjt bet)be3 burdj bie 9?nfeulöd)er be» 2eid)nam3 eintröpfeln :
10 IlaTQOxkip d'ävx' dpßgoottjp xai vextccq £qv&qov
Sta^e xaia Qivojv, Iva öi ZQ^S i/tnedog inj.
®od) lefen t)ier einige Codices xara qivov, per cutem omnem.
$iefeS burd) bie s Jiafe fd)cinet mir inbefc bod) bci)^ubetjalten 2 511 fetjn;
um bie geiufjeit biefer göttlidjen SHaljruiig ausbeuten. %n eben biefem
15 93ua)e v. 353. treuffett SKinerba e3 ifjm in bie ©ruft in grfteooi, ba-
mit er in ber @djlad)t nidjt ermüben möge.
2.«
SBcrf. Skrmutfjung, bafc SBirgtf mit ben 3cilen Felix qui
20 potuit ben Sucres gemeinet, p. 14. n. 48.
(5:3 Reifet ben SSirgU bon feiner bid)terifd)en SBürbe gewaltig f)er-
unterfefcen, wenn mau ifjm mit bem SBerfafjer p. 19. 20. bolitifdje 5lb*
fidjteu ben feiner SIcneiS bebmifit. %ti) gebe e3 bafj er gelegentlich
25 auf bie bamalige s Jteue StaatSberfafjuna, einen gefälligen Setienblicf ge*
morffen, um fid) burd) fd)tncid)eif)afte 2lnfpiclungen be3 SBebfattS beS
WußuftuS fo me^r gu berfidjern. Sfllein bergleichen Bufäßigfeiten ju
feinem £auptcub$werf machen, ift fcfjr feltfam, unb f>eifjt einen SBaumcifter
einen brädjtigen foftbareu Sljurm auffuhren lajjen, b!of3 in ber 2lbfid)t,
» 104. [fcblt $f.] • beibehalten (£{.]
* [2ie folgcnbenSlnmerhiriflen ju Speuce« „Polymelie" (Öonbon 1747), 5ir. XXII] ber $anbfdjriften,
fteljen auf einem flehten ftoltobogen, t>on beften 4 Seiten aber nur bie erften 3 mit flüd}tiger r bod)
meift gut lesbarer ßanb betrieben fitib, unb mürben juerft bei $empcl <5. 272—276 ale Sir. 6 Der*
öffentlidjt. $a einige biefer tttimerfungen b>rnad) in bem grofjen Entwürfe 9Jr. 3 perwertet wur-
ben, faat ibre tKuf4eid)nung fpateftenä in ben 2früb.ting 1763, bielleidjt nod) in bai 3a1jr 1762.]
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Xaokumt
339
um 1 in ben ©runbftein befeelben td) tuciS nidjt tueldje geheime Sladjridjtcn
berfdjliefjen 2 ju fönneu, bie nirf)t efjer alä mit bem gönjfic^cn Umftüraen
be3 $f)urme3 nneber $ur Söifeenfdjaft ber SBctt gelangen fönnen.
t
SBcrf. nidjt ungegrünbetc SBcrmutlmng, bnf} fid) §oraa felbft 5
bog Seben Derfürget. p. 21. n. 22.
3)c3 SSerf. SRangorbnung unter ben SBerfen bc3 Ovidius. p. 23.
$ie er aber me^r nad) feinem ®ebraud)e, at* nad) bem innern poetifdjen
SSerttje gemocht gn r)aben fdjeinet, inbem er bie libros fastorum allen 10
anberu toor^ietjet, lueldjeS bodj gemifi bie unpoctifebften ftitb.
t
3Ba* ber Sßerf . Don ber Juno sospita p. 56 fagt, ift ein menig
gezwungen, unb idj fe^e nidjt, luarum Virgil bet) feiner Beitreibung
nid)t auf biefe if)re Slbbilbung fönnte ein Singe gehabt fjaben. CSrr Imt 15
ben Servius über bie Stelle be£ £id)ter3 nid)t gu Statte gebogen (lib. I.
Aen. v. 21) mcldjer fagt: Habere Junonem currua certum est. Sic
autem esse etiam in sacris Tiburtibus constat, ubi sie precatur:
Juno curulis, tuo curru clypeoquo tuore meos curiao vernulas sane.
Dljuc gmcifel mar biefe Juno curulis mit ber Sospita einerlei): aber 20
roaS toaren ba3 für Sacra Tiburtia?
$ic ©ragie mit breu Sßaar Rauben, rooranS ber SBerfafter nidjt
metS ma$ er machen foü\ ift Uiettcidjt ein blofka SWifeücrftänbnifi. 3ta*
tiu« braurfjt ben Singularem für ben duralem, p. 72. n. 51. 25
p. 74.
$cr S8crf. giebt feine 9)iif3biHigung gu berfteljen, bafe <5tatiu£ unb
Slaccu* bie fct)recfnd;c 5öenu8 gefd)ilbert fjaben, unb glaubt baf? man
fajroerlid) berglcidjen ben Xidjtern au* einem befjern Zeitalter fiuben
bürfte, mie benn aud) bie tünftlcr fid) roeiSlid) enthalten litten, eine 30
fötale SiebeSgöttin, 3 bie man für eine SUefto mürbe gehalten Iwben 31t
fdjilberu.
Mein fein (Stiftern l;at iljn ucrfüfprr, menn er ba§, tuad bie bil=
benben Siunftc aus Uuöermügen unterlagen, 4 and) tion bem $id)ter miß
• um [fehlte uifprünafid)] • [öerbeffett ou*] »erbergen * [tterbefiert au«] eine fold)e SBenu«
* unUrta&en mü&en, [urfprfitiglld) $f.]
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lao&oon.
unterfafjen mißeu. gretjtid) eine aornige mütfjenbe SSenuS, in fdjmarjcm
Öemanbc, mit ber breuneuben Partei in ber £anb, ift in ber 9tarf)a$immg
beö ftünftler£ feine SBcnuS, fonbern eine fturie; tueit er fic un3 nur in
einem unb eben bemfetben Wugcubtidc geigen faun, of;ne uuö an bie tmtbc
5 33enuö in ruhigen Slugenbtidcn auoor ober tyernad) angteidr) mit erinnern
p Wimen. 3>er Xirf)ter hingegen faun unb 1 barf biefe überlnngefjenbe
^Sutt) ber fiiebc^göttin gar mol)t fdntbcrn, meil er un3 in feiner üftaa>
atunung auef) bie bcjjere SJeiiuS sugfcic^ mit geigen faim : fo tuie e£ Flac-
cus Uortrcfflidj tf)ut.
10 — neque enim alma videri
Jam turnet, aut tcreti crinc-m subnectitur nuro
Sidereos diffusa sinus. Eadem effera et ingens ?c.
$)er $orn ber ißcnitä mar $ufätlig ; bie ftunft aber fann feine 3u*
fättigfeiten jetgen, bie mit bem einmal angenommenen (praeter ftreiten.
15 £ p. 95.
$er Söerf- fdjeiut mit bem bestraften ÜDfarftya? aU Sujet &nx
9)Jat)feren nidjt aufrieben ,m fetjn. $)iefc Wcfd)icf)te übrigens, mie fic Duib
befdjretbt (Meta. lib. VI. v. 383 u. f.), bemeift, 2 bafe ette ßüge fid) mit
beut ®räf3Ud)en unb ©dnredtidjen gar mof)( vertragen, unb fotdie» bermcf)ren.
20 *
Ob ba$, maö ber Sßerf. p. 94. Not. 67, 8 Don bem fettfamen 2tyott
Tagt, nidjt trielleidjt $u Erläuterung berjenigeu Figuren bienen bürfte, in
meldten bie SKteu breu öerfdjicbne ©ottfyciten jufammen festen; unb ob
biefer StyoK nid)t fo eine brenfadje Öott^eit ift?
25 Jf p. 102, n. 99.
SBegeu meiner iÖcrbcfjrung be3 Sacrificantium in ber ©tette beS
$ß(imu3. {sd) möcfjte aber nur fragen, ju tnefjen Gbren tanjte beim £i*
ana? 31t ifjreu eignen? Unb mie ungemöfjntid) mürbe biefcö SBort in ber
eigentlichen Söcbeutung fenn.
30 Jj p. 115. n. 10.
^ie (SrfTäruug ber ©teile bc3 ^pora^ invicti Glycouis ift fjödjft
unmatjrfdjcmttdj. SBar biefe ©tatue beS Glyco fd;on 51t bc3 $ oxa h 8 e i^n
fo berühmt, fo märe e£ fet)r feltfam, ba jj Pinto« 4 biefeä TOeifterö nid)t
fotltc gebaut fwben.
• fann unb [fetyte utfprün fl li4] • bemeift, tfebjt $f.) • Not. 64, [$f.J * iwrfeflett au*] ba&
Glyco $lutard) l?j t>a [fe^r unbeutltA]
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laokoon.
341
$ie ben ^eripatetifer Glyco ober otetmef)r Lyco barunter ücr-
ftc^cn, fteit btefer jutefct am ^obagra geworben, Ijaben eben fo Wenig ©runb
üor fidj. Ober uie(mcf)r eben ber Umftanb, bafj biefer Glyco am ^obagra
geftorben, nri'trbe $u einem gau$ anbern <Scr)tu^c ©efegenfjett geben : ncfjm*
\\d) „ftaS fjclfen mir bic ftarfen ©lieber be3 Glyco, ftenn id) bodj bem 5
^Sobogm nidjt ausweichen faun."
#'p. 116.
$)a§ (Stempel öom ^erfnleS ber ben Soften greifet ober erbrüeft,
ift fet)r bienftrfj ben So^iig ber poctif d)en Sttaljfeiet) üor ber ftürttidjen
51t geigen, $ene braucht einen einzigen 3ug unD töfct bte anbern unbe- 10
stimmt; biefe miifj ftc alle bestimmen, unb ftirb bafjer aud) oft ju ftet*
a)en genötljiget, ftcldje ben ^aupt^ug fdjftädjen, ja ifmt gar ftiberfpredjen.
2£enn irf> lefc
— rabidi cum colla minantia monstri
Angeret: et tumidos an im am angustaret in artus 15
fo felje idj Mof? bie ©tnrfe be§ $>erfute$ unb ba3 ©rftirfen be3 Soften.
3(6er felje id) eben biefeS üon bem btfbenben ftünftter ausgeführt, fo fer)e
icf) sugleitt), ftic ber Softe ifnn bie ^üfte 1 aerfletfdjt, nnb bie SHauen in
bie Sänbc fdjlägt. 3d> fe^e affo iUßlei^ ben leibenben §erfu(e3 unb
foftte nur ben unüberfttnb(id)en feljen. 20
p. 126. n. 71.
$er Sßerf. mad)t e$ fef)r ftahrfeffeiutirf), bafi ber Hercules Bibax
belmt ©tofdj, ber ffeine £erfule$ be3 SnfippnS, 8 Epitrapezios, ift, auf
ben ©tatiu» ba* öebidjt gemacht zc.
K 25
p. 137.
$ic 3'gur auf bem alten Sarge im ßapitolio, fto aufjer ben neun
ÜDhtfen, fidj .'pomer mit feiner eigenen Üftufe unterhält ; fann jur (Srtäu-
terung befjcn bienen, ftaä id) in ber fogenannten 2(potyco3 be§ fcomer,
oon ben 9)cufcn bc$ Stntimodji^ unb §omer$ fage. 30
p. 311.
2öo 6pence auSbrüdüd) fagt, scarce ony thing can be good
in a poetical description; which would appear absurd, if repre-
sented in a statue, or picture.
* Iberbeffert aus] fianbe 1 bei fitjftolJU» ift, [«f.]
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342
laoftoon.
p. 80.
(Sin Basrelief öom Sßulcan, ein t>erbäd)tige£ ©tütf auS bem ^Soli-
gnaefdjen Sabinet.
5 L
$tc Sleljnlidjfeit unb Übereinftimmung ber ^oefte unb $Jcaf)lerett
ift oft genug berührt unb ausgeführt »orben ; aber, tote mid) bünfet, nie
mit berjenigen ©enauigfeit, bie allen Übeln ©infliifeen auf bie eine ober
auf bic anbere Ijätte öorbauen tonnen.
10 Xicfe Übeln Ginflüfje fjaben fid) in ber ^ßoefie burd) bie (Sc^tlbe-
rungsfudjt, unb in ber 5Hal)lerci) burd) bie 51 (leg or ift er et) geäußert;
inbem man jene ju einem rebenben GJemäfjtbe madjen Wollen, oljnc
eigent(irf) 51t wifjen, loa* fie matten fönue, unb foüe ; unb biefe 31t einem
ftummen (tlcbtdjtc, ofme überlegt 3U baben, in weldjem SSftaafje fie
15 beutlid)c 2 *) begriffe erregen fönne, oljne fid) öon i^rcr eigentlidjen 93c-
ftiiumung ju entfernen unb ,yi einer millfüljrlidjeu Schriftart 5U merben.
Stüter biefen Verleitungen ber 35id)ter unb ®unftler fclbft, tjaben
bie feidjtcn parallelen ber ^oefic unb 9Jiof)lerct) audj ben SriticuS öftere
*) allgemeine, beim bentlid) finb alle SBegriffc ber 9NaIerctj. [ s JJlen*
20 belsfofju.]
• [Tiefer ausfübrlidje Cntrourf, 9lr. V bet $anbfdjriften, umfo&t 10'/» angeheftete SJogen imbc-
fdjnittcnen <ßoftpapicrS tu TIeiitetn Sotioformat, '.bereu SMfitter Bon 1 bis 21, lualjrfdjeuilid) burd)
fieffing felbft, numeriert finb, ferner ein Cuartblatt meifjen Süttenttapierä unb einen balben Soßen
in 4° tum blauem Rapier, beibeä unpagintert. Sdmtlirf>e Seiten fi»b befdjrieben, bie goliofeiten
meiflenä fjülbbrüdjig, fo bafi nur bann unb mann Heine 9iarf)trdge ober Serbefferungen, befonber*
ober bie umfangreichen Cemerrungen fRenbelafobn* unb Nicolai« auf ben freien fmlbfeiten fte&en.
2>ie ftanbfdjrift ift jiemlicb, grojj unb bcutlidj; »on einer aeroiffen Sorgfalt beim Schreiben jengen
aud) bie ecrljä'.tuiämä&ig feltenen ßorrefturen. OJfbrurft erfdjicnen bie erften brei 2lbfd)nilte biefe«
ßntrourfe« unb ber Anfang be3 inerten abfdjuitt* 183» bei fiadjmann, S. 1 40 - 143; ber »ollftäii-
bige ©ntmurf mürbe erft bei J&empet 3. 102-241 aU iWr. 1 oeröffeutlidit. Cef fing arbeitete iljn »ermut»
ltd) im Srüfjling 1703, uieHeidjt fdjon einige Ttonate früfjer au« unb bradjtc ibn im Sommer 1763,
alS er mit lauen&ien rodbrenb bti 3uli unb fluguft mebrere Söocfjen in ^Jotebam oermeilte, ben
berliner fjreunben, bie mobl bamal« fogleidj feine StUAC mit mannigfachen töanbbciuerfungeu t>er=
faben. Slud) fdjeint fie fdjon in jenen lagen ben <&egeuftaub bes Q)efprärfj3 bei feinen berjonlicben
3ufammcntünfien mit ihnen gebilbet ju haben (ogl. unten ben Änfang oon Dir. 5). 3m gofgenben
fefce id) bie SBemeriungen ber berliner greunbe, bie in ber fcanbfdjrift ftet* obne ein genaueres
3eirf)eu neben ober aud) unter ben fieffingifdjen SBorten flehen, regelmäßig mit einem Sterneben
unter ben legt unb füge in erfigen Älammeru ben in ber fcanbfdjriit feblenben Hainen be8 ©loffa«
torö bei.] * beutlidje [oon SWenbel*foh,n unterftiidjen]
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Xaokoon.
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$u ungcgrünbcten Urzeiten berfütjret, 1 wenn er in ben SSerfen be§ 2)ia>
terS unb 9)cal)ter3 über einerlei Sßorrourf, bie barinn bemerften Stbroei-
jungen oon einanber 511 ge^ern madjen motten, bie er bem einen ober
bem anbern, nad) bem er entmeber mef}r (Sefdjmaf an ber ©idjtfunft ober
Unb biefen ungegrünbeten Urteilen toenigfteng abaufjelffen, bürftc
e£ fid) 8 toolji ber SKü^e uerlofjnen, bie SRcbaiHe aud) einmal umjufeljren,
unb bie *8erfd)icbenf)eit ermägen, bie fid) gtoiidjen ber $idjtfunft nnb
EWa^feren finbet, um 51t fefjen, ob au3 biefer $erfd)tebenfjeit nidjt ©efefce
folgen, bie ber einen unb ber anbern eigentf)üm(td) finb, unb bie eine 10
öftere nötigen, einen gaua anbern 2Beg 51t betreten, als ifyre ©djroefter
betritt, toenn fie ttrirflid) ben $ite( einer (Sdjmefter behaupten, unb nict)t
in eine erjferfüdjtige nadjäffenbe 5Kebenbuf)lerin ausarten miff.
Ob ber Sßirtuofe fetbft aus biefen Unterfudmngen einigen Dlufcen
aieljen fann, bie ifm baS nur beuttirf) benfen teuren, worauf it)n fein 15
blofeeS ®efüf)l ben 8 ber Arbeit unberoufjt fuhren mufj:* biefeS min id)
nidjt entfcfjeiben *) Sßtr finb barinn einig, bnfj bie Gritif für fid) eine
SBifjenfcfjaft ift, bie alte Kultur »erbienet ; gefegt, bafe fie bem ©enie aud)
3u gar nid)t3 ^elften follte.
^oefie unb 2Ra§(erett, beube finb nadjafnnenbe fünfte, benber ©nb*
aroeef ift, oon 5 ifyren «orroürffen bie (ebbafteften fiunlicrjften Sßorftetlungen
in un§ 6 ju erroetfen. Sic fyabcn folgtitf) nttc bie Regeln gemein, bie auS
bem begriffe ber üttadjalwmng, au3 biefem Gnb$mecie entfpringen.
*) 5)ie ©renjen ber Äünftc fönnen, oljnc bem ^eucr be3 ©enieS (Sintrag 25
ju tpun, tion ber bcutliefjften (Srfentnt* abgetljcilet toerben, bemt fie aeigen bem
Sirtuofen nur 7 rooüon er au abfiralnren fjat. (£3 finb alfo Mos negattoe Regeln,
bie gar mofjl ein SBert ber ftunft fetin fönnen. [9Jlenbel§fof)n.]
9ted)t. möchte bie ftritif wie* bie ^födjologie in rationalem et ein-
pyricam abketten; uub gerabe bei biefer SJiaterie bie ©reuaen an>eier itünfte ab» 30
^ntr)et(en r mirb bie Srfafyrung, bie SRütficfjt auf ba3 toaS alle ßünftler getfyan
tjabeu, unumgänglid) nötf)ig fein. $n 9iotbamerifa fjatten bie ftranaofen nnb
©nglänber unter ber $anb it)re Örenaen erweitert; 9fun erinnern ©ie ftdt) toaS
für Unorbnungen i6t barau« entftanben finb/ meil bie 3Rinifter au Utrecfjt feine
redjte Sanbcfjarten fjatten, at§ fie abteilten. [Nicolai.] 35
• reerbfffert aut] wlettet * [babinter) ba [burdjftri($en] • [»erbeffert au8] unter * [ber«
beffert auä) follte : ' [t>orb,cr) unS [burdjftrirfjcn] 1 in und [fehlte urfptüngltcf)] ' [ba^interj
ba« [bur^ftrit^en] • [oor^er] bie tburtf)1trid)en] 1 [uerbefiert au«] Ijaben, lbttb,inter wteber]
nun erinn [bur#flri<$en]
yjlal)hxty t)at, aur Saft geteget.
5
II.
20
344
laonoon.
Slllein fie bcbienen fid) ganj öerfcf)iebner SWittel $u itjrer Sfcadjaf)*
mung; unb 1 au3 ber SBerfdjiebent)eit biefcr SJattel müfeen bie befonbern
Regeln für eine jcbe hergeleitet werben.
$>ie 3Ji alleren brauet fticjnren unb färben in bem SRaume.
f> $ie SM d)t fünft artifulirte Söne in ber Seit.
3encr Seiten f m b natürlich- tiefer ifjre finb toillfüljrlich.*)
1IL
Watfjaljmenbe**) Beiden neben einanber fönnen and) nur ©egen=
ftänbe auäbrüden, bie neben einanber, ober beren SfjeUc neben cinanber
10 ejiftircn. Sotrfje (Segenftänbc Reiften S örper. tfotglirf) finb Körper, mit
if)rcn fidjtbaren ©igenfefjaften bie eigentlichen ©cgenftänbe ber 9Ka^ere^.
9?ad)af)menbe Beidjen auf einanber fönnen aud) nur <$egcnftänbc
auSbrütfeu, bie auf cinanber, ober beren Sljeife auf einanber folgen.***)
<2o(d)c (Uegcnftänbc ^ei^en überhaupt ^anbhmgcn.****) Solglicf) finb
15 $anblungen ber eigentliche ©egenftanb ber *ßocfie.
*) Eiefe Cppofttiou $eigt fieb, beutlicfjer in Slnfefjung ber 3Wufif unb Wa*
leret). $;euc bebieuet fid) gleichfalls natürlicher Richen, ahmet aber nur burd) bie
iöeroeguug nach- Sic ^oefie tyat einige ©igenfdjaften mit ber läRufif, unb einige
mit ber Waleret) gemein. 3h re * Reichen finb bon rot1irür)rlicr)er 33ebeutung, ba»
20 ber brüfen fte aurf) jiitucilen neben einanber ejiftircnbe 3)ingc au$, ofyne beämegen
einen (Stngrif in ba3 ÖJebictbc ber Sttaleren 31t tfmn, jeboef) t)ierüon in ber ftolge
ein mehrere«. [3Renbel3f ofcn.]
**) natürliche [TOenbeUfo^n.]
***) 9fein! fie brüten aud) neben einanber ejnftirenbe" SJinge auS, menn fie
25 bon roilltü^rlicljer Skbeutung finb. [SftcnbcUfotyn.]
***♦) ^Bewegungen Reißen fie cigentlid), beim e3 giebt $anblungen, bie
aus nebeneinauber ejriftirenben Xfjcilen befteljen, unb biefe finb malerifd). 9lber
bie Sktoegung beftetjet bloß aus Ifjeilen, bie auf einanber folgen. 2öir haben
alfo übe »begnügen* unb «'paublungcn. $ie s Jftuftf brüeft $aublung burd)
30 bie 93eioegung unb bie 9ttalereb $etoegung burd) bie foanblung au$. %:ne ber-
mittelft 6 natürlidjer Jone, biefe bermittelft ber 9ftäume. ®ie ^oefte t>at 93eme»
guugen unb .Staublungen öermittelft ber roiüfübjlid)en Reichen. $ic «JJoeftc fi,at
aber aud) unbctueglidje ^anblungen, biefe ftnb bollfommen malerifd). 3. 93- ba8
homerifche ©leichmS,' ba bie .s^irtenfnaben bor' ber ipeerbe fielen, unb bem
35 grimmigen Sömen brennenbe Radeln entgegen galten. $er* ftcrbenbe SlbontS,*
' [bafjiitter] nut Iburrftftcit&enl [oerbefiert aus] Seine * [berbefiert ou«) fetjeube * [bot«
Der] fötpetlicfje »Räume, [burdrflridjeit] » [oerbefiert ani] burd» • (»erbeffert aus] Okmälbe
' [eortjer] fiel» [burdjBrirtK»] ' [oerbrffeet aus] £a ba« • ibabinter] ift ein ber [= ber«
gleiten, bur^ftricfjen]
laofcoon.
345
$>ocf) aftc Körper erjfriren nüfit allem in bem Raunte, fonbern
audj in ber ßcit. (Sie bauern fort, nnb fönnen in jebem Slugenblidc
iljrer £auer anberS erfdjeinen nnb in anbrer SBcrbinbung fielen, ^ebe
biefer aitgenblicf(icf)en (Srfdjeinungcn unb Serbinbungen ift bie SSMrfuug
einer öorfjergefjcnben, nnb fann bie Urfadje einer fotgenben, nnb fo nad) 5
gteid^fam ba$ (£ entmin einer £>an btung femi. ftotgtidj fann bie
9Jcalj(erer) and) £>anbtungcn nacfiafimen, aber nur aubeutnngs«
weife burd) Körper.
Stuf ber anbern ©eite fönnen $ a tibi un gen nidjt bor fid) felbft
beftefyen, fonbern nutzen ßewifjen 2Be)en anhängen, $n fo fem nun biefc 10
SBefen Körper finb, fdntbert bie s ^oefic and) ftörper, aber nur an»
beutungäwctfc burdj #anblungen.*)
IV.
Xie 9}iar)teret) fann in ifjren coeyiftirenben 6ompofttionen nur
einen einzigen 1 Stugenblitf ber £anbtnng mtfeen, unb muß ba- 15
t)er ben prägnanteren »uär)(cu, aus metdjem ba$ uorfjergefyenbc unb
folgenbc am begreiflichen wirb.
(Sben fo fann and) bie ^oefie in ifyren 2 fortfdjreiteuben 9?ad)-
a^mungen nur eine einzige (Sigenfd)aft ber tiörper unweit, unb
muß bafjer biejenige Wägten, wetdje ba3 finultd)fte Söilb be§ ftörper* uou 20
ber Seite ermetft, Don wetdjer fic 8 itjn braud)t.**)
bie ©ntfütjrung ber ©uropa ftnb Alflen Don 3d)ilberuugeu, ba fteljenbe unb be*
roeglidje Jpanblnugen mit ciuauber alm>cd)felu. [3)tenbefdf ofjn.]
*) Tie ^Soefie fan gar rool)I Mörper fdjilbern, aber fic fjat fofgenbe (yrenjen
nid)t 311 überfd)ictten. 33?eun mir ein im Siatimc befinblidic« Oian^e un$ beutlid) 25
borfteflen toofleu; fo betrauten mir 1)* bie 2f)eile einzeln, 2) ifjre SJerbinbnng,
3) ba« ©an^e. Unfere 5inne oerridjtcn biefc« mit einer fo erftauntidjen ©c*
fdnoiubigfeit, bafi mir aüe biefe Operationen 51t fltcidjer $cit öerridjten glauben.
SBeun un« baljec alle einzelne Steile eine* im 9iaume fic^ bcfiubenbeii ©egenftanbe«
buref) miUfuljrlirijc 3eid)en angebeutet merben ; fo mirb un« bie britte Operation, 30
ba« gufammeufjaltcn oUcr Jtjcile, all^u bcjdjmebrlid). SSir muffen unjere ©in*
bitbungäfraft aU^ufetjr anftreugen, menn fic fo zertrennte ©tücfe in ein raumer*
füflenbe« ©an je juiammenfaffen foll. [®l en bei 8f ob, n.]
**) $er $id)ter fudjet aü^cit .franblimg unb ^Bewegung 311 öerbiuben, bab,er
er fid) feiten beb einem «ugenblidc ber fleit lange oerrocilet. $a if>m eine gröffere 35
SJcannigfaltigfctt 51t Xicnften ift; fo fcfjränft er 6 fid) nid)t gern auf eine Heinere
' ctniiflcn [niiftt unlcrfirufcn $f.] • tljr [oerft^riebfn $f.] ■ ft [$[.] * 1) (fr^fte urfptünfl<
lift] • er [feilt m
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346 Xaoftoon.
hieraus ftiefct bic föeget oon bcr <$inf)eit bcr mal)(erifdjen S8ct>-
tuörter, unb bcr Sparfamfett in bcn Säuberungen förperlidjer (Segen-
ftänbc. 3" biefcr befteljt bic gro&e Spanier beä Horner 3; unb bcr ent-
gegcngefc^te ftef)(er ift bic Sajmadfheit oieler neuern, befonberS ber X f) o m p *
5 f o n f dj c n 2)id)ter, bie in einem Stüde mit bem HRafyfer toetteifern motten,
in meinem fie notfnuenbig oon ihm übermunben merben müjjen.
$omei t)at für ßin 3)ing nur ßinen 3ug. ®m Sdnff ift ümt
batb ba§ fdjmarac Schiff, balb ba3 h°h* e Schiff, balb 1 ba3 f c^nette
©c^iff, t)öd)ftenä ba$ tuotytberiiberte fdjmar$e Sdnff. SBeiter täfct
10 er fid) in bic Sd)Uberung be«s Sdjiffe$ nicht ein. $lber toofy ba§
Schiffen, ba» Abfahren, ba$ Stnlanben be$ Sd)iffeS 2 madjt er
511 einem au3fuf}r(irf}en $emäf)lbe ; $u einem ©ematjlbe, au$ meinem ber
3Jlat)(er fünf, fed^ befonbere ÖJemä^be machen müfjte, Wenn er e3 ganä
auf feine Setnemanb bringen mottte.
15 3roingen bcn ^omer ja befonbere Umftänbe, nnferc SMidc auf
einen einzeln förderlichen 8 ®egcnftanb länger $u heften : fo mirb bem olju*
geachtet fein (Semählbc barau*, bem bcr 9tfaf)(er mit bem pnfel folgen
fönnte ; fonbern 4 er toeiS burd) unzählige ftunftgriffc biefen et^eln (Segen-
ftanb in eine 5 golge oon Hugenbltden 51t fefcen, in beren jebem er anber§
20 erfdjeinet, unb in beren le&tent it)n ber SDcatjter ermarten mu&, um un§
©ntftanben ( }u geigen, ma§ mir bcn bem $id)ter entftefjen fchen.
3. SBift Horner un3 ben SSngcn bcr %m\o fchen fafeen, fo mufe it)n
$cbe Oor unfern Otogen Stütf oor Stüd jufammen fc§en. (Iliad. E. 720.)
Sßitt er und geigen, tuie Agamemnon befleibet gemefen, fo mufj fidj ber
2* $önig oor unfern 9lugen Stüd oor Stüd feine oöflige SHeibung anlegen.
(Iliad. B. 41 — 46) Sein Scepter ift XQ vaei0l< s fäoiai ne naqiuvov ;
aber mir motten oon fl biefem mistigen Scepter eine umftänblid)ere (eb*
öftere $bec ^aben: mag tfjut alfo $omer? SDia^tt er uns, au&er bcn
golbenen Nägeln, nun autf) ba3 £0(5, bcn gefdjni&tcn ftnopf ? ^a, menn
30 ein. $al)er oermeibet er ftefjenbe .^aublungen, wenn er fie in bewegliche Oer*
wanbeln fan. $)te folgenben tuofjl aufgesuchten Seofptete paffen auf biefe Sefjre
öoflfommen. Sie betoeifen aber feine gän^tic^e ^udfdjliefjung aller ftehenben .ftanb*
lungen. [SRenbeUf ohu.]
1 talb [iiotfttranlieft eingefügt] * basÄbfafjren, ba8«nIonben be« 64tffe* [nac^träg«
li$ auf bem töanbe binjugefügt] 1 tarperlicften (fehlte utfprflnflll^] * fonbet f^f.) » eine
[nadjträglicfj eingefilät] • oon [na<f|trägltd) eingefügt]
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laohoon.
347
bic Söejc^rcibung in eine fteratbif foHte, bamit einmal in bcn folgenben
fetten ein anbrer genau barnad) gemalt merben fönnte. Unb bod) bin
idj gemiß, baß monier öon unfern neuern 2)id)tern eine folcfye SBaöpen»
fönigäbefdjreibung barauS mürbe gemalt haben, in ber treuher-jigften 5tteb-
nung, baß er mirflia) fclber gemalt höbe, weil ber Wlatytt ifmt nadj* 5
mal)len fann. 2Ba3 belümmert fid) aber Horner, mie weit er bcn SJJahler
hinter fid) laßt? Statt einer Slbbilbung giebt er uns bie Öefa)id)te be£
©cepter^ ; erft 1 ift er unter ber Arbeit be3 SBuIfanS; nun glänzt er in
ben öänben be3 Jupiter» ; nun bemevft er bie SSürbe SERerfurS ; nun ift
er ber ßommanboftab be£ friegerifdien ^ßeloöS; nun ber £>irtenftab be£ 10
frieblid)en 31treu£* 2c. Unb fo fenne id) enblid) bcn ©cepter beßer, alä
mir if)n ber SDtatyer cor ttugen legen, ober ber $)rech§Ier in 2 bie f>änbe
geben fann.
hierher gehören ucrfdjiebnc Betrachtungen über baä $omerifd)e
©djilb be3 ftchtftcf?. Sßeit gefehlt, baß fid) dorn er beb 8 93efd)rcibung 15
ber borauf uorgeftellten §aublungcn, an bcn einzigen Slugenblif, in mei-
nem fie ber göttliche ftünftler genommen, gehalten; er hat oielmef)r biefen
Mugenblid unter allen am menigften berühret, unb 4 (ich über oorfjergcljenbe
ober folgenbe ausgebreitet, bie ber Mnftlcr bloß mußte erraten laßen,
©r unterwarf fid) nid)t ben engen 3d)ranfen einer materiellen Stunft; 20
er bcmäd)tigtc fid) ber ©ebanfen bcS ftünftlerä, ol)ne fid) baran gu fet)ren,
mie meit if)m bie Bebürfniße feiner ftunft fötale an^ubrüden ertauben
motten; er brudte fie aus, mie fie SBulfan auSbrüden ju fönnen ge=
münfdjt ^ättc.
©eichte #unfrrid)ter haben U}n beämegen getabclt; unb tua$ Oer- 25
leitete ftc ^u biefem Säbel anberS, ate ihre unrichtigen begriffe Oon ber
poetifdien 9JZal)fcrei) ?
V.
körperliche ©djüntjeit entfpringt au$ ber übeveinftimmenben 2Bir*
fung mannigfaltiger $t)eite, bic fid) auf einmal übcrfeljen laßen. Sic er* 30
fobert atfo, baß biefe Xt)cile neben cinanber liegen müßen, unb ba 2)inge,
beren $l)ci(c neben einanber liegen, ber eigentliche ÖJegenftanb ber 9ftat)*
lerei) finb, fo fann fie, unb nur fie allein, förderliche ©d)önl)cit nachahmen.
* Iliad. B. 101.
' lurr&fffert cm«] i&t « [»orffer] mir tQn [burdjftrttfjen] • [boljtntet] beßelben [burcfjftticfrn]
4 loorljerl unb ft$ unb fie fonbtrn [burd)ftricfjen|
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348
Xaonoon.
$er $ic$ter, ber bic (Hemente ber ©c^önljeit nur nadj etnanber
geigen fönnte, enthält fid) babcr bcr ©djilberung förperlidjer Schönheiten
gänjlid).*) (£r füt)lt e£, ba& biefc (Elemente nad) cinanber georbnet, un»
mOglid) bie Söirfung fjaben fönnen, bic fte neben einanbcr georbnet fjaben ;
5 unb bafj ber concentvircnbe 93lid, ben id) nad) it)rer Enumeration auf
fie sugleidj jurudfeiiben will, mir bod) fein übcreinftimmenbeS ^ilb ge-
währet, unb cv über bie menfdjlidje (Siubilbung gef)et, fidj uoraufteffen 1
maö biefer ÜDiunb, unb biefc s Jtafe, unb biefe Singen $ufammen für einen
(Effect tmben, menn man fid} nidjt aus ber Statur ober $unft einer ät)n*
10 lidjcn ßompofition foldjer Xfyeile erinnern fann.
$)te ^ßrajte be£ .fromerS ftimmet fjiermit ttöflig überein. (£r faflt
9tireu3 mar fdjön; 91d)ille3 mar nod) fd)öncr, .freien a befafe eine
göttlidje @d)önf)eit; aber nirgenbä läßt er ftd) in eine 2 umftänbticfjere
<Sd)ilberung biefer ©djönfjeiten ein. Unb bod) ift ba3 ganje (Sebidjte
15 auf bie ©djönfjeit ber .«pelcna 8 gebauet. 2Bie fet)r mürbe ein neurer
Sinter barüber lururiret fjaben!**)
bleibet aber barum Horner in biefem Stüde fnnter bem 9Kaf)lcr?
Steine*mege3. (5r mei$ einen boppclten 35kg ifm aud) fjier roieber ein-
^ur)ot)ten.
20 (Sin mal, burd) bie SSermanblung ber ©diönfjeit in s Jieifc.
flteifc ift bie <8d)önfjeit in Skmegung, unb eben barum bem 9)caf)ler
*) SBenn wir bie SERaleret) üöllig au§ ber $oeftc üerbannen ; fo üerbammen
mir mondje treflidje Stelle aus alten $id)tern. %ai i'icb «nafreons an feine»
SRaler ift eine mttoreSfc Ü8cfd)reibung ber Schönheit, «ßiitbar fogar bat SJcale»
25 reuen im eigentlichen Skrftanbe. Sein Soge! SupiterS, ber auf bem 3 c *> tcr beä
SBeltbcljerrfcberö fc^läft, ift eine ausführliche Maleret). Horner fdjeint bergleidjen
3cf)ilberungen nidjt geliebt ju fjaben, bas ift mabr. 9lttein* mie b,at er bie £äfj-
lid)feit beä SEt)erfite3 malen fönnen, ofjne nebenetnauber fehenbe Üfjeile fet)en
Iafien, bie nidjt übercinftimmen? ftonte biefc^ in Sffnfebung ber £>äfclid)feit gc*
30 fdjefjen, marum nid>t aud) in Wnfcfjung ber Srfjönfjeit? [SOlenbelöf o fjn.]
**) 9lu3 gait* anbern ©rünbeu fönte ftcf» begreifen laßen, marum Horner
berglcid)en ausführliche Scrjüberungen 5 tjier nicht madjen mufte (ob fie gleich, aud)
ben ihm unb anbern Richtern ju finben finb). $a$ ©cbtdjt mar auf bic ©cfiön-
f>ett ber Helena gebauet, be&roegcn folte man ben ©runb nicht feben.*
35 3d) bin ^ier mit oiclem einzelnen nicht aufrieben, aber meil ich mich niebt
beutlicb ausbrüten fau, fo fd)reibe id) nur ma8 feid)te§ nieber. [Nicolai.]
1 ftd) »orjufleüen [uadjträflltd) eingefügtl * [oerbefiert au8] beren [?] ■ ber $ e I e n a [noiträß'
üdt eingefügt] 4 [$ie folGenben ©orte ber Mnmerfung f«nb von TOenbelflfo^n fclbfl bur^frridjenj
• [oerbeffert ou«J <5d)öu&. • l3«coIai* «nmertung ift bi* b,teb,er »on ibm felbft burdjftridjen]
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laokoon.
349
toeniger bequem, ai$ bent $icf)ter. £cr Wlofykx fann bie ©emegung nur
erratfjen lafecn; in ber £t)at finb feine 1 3»8uren otme Sßcrcegung. gotg*
lid) wirb bev dl eifc bei) if>m ( ytr ©rimaffe. Unb ba$ i[t bie toaljre
llrfadjc, Warum bie Elften 2 für ifjre fünften ©tatiten beu ©taub ber
Stuljc mähten. Styre £icfjtcr, ober nid)t ifjrc SHbfjaucr, fnfjcn bie $e* 5
nu8 tädjefn.*) Sine marmorne $euu£, bie ba lärfjett, ladjeft immer;
unb tua* ift anftöfeiger, al§ ba« Xranfitorifdjc ber 8 9iatur in ein gort*
bauernbeS ber $unft 51t uertuanbetn?
BtuctotenS, er fd)i(bert bie ©c^önt)cit burdj iljre SBirfung.
$Ran erinnere fid} ber üortrefftidien ©tette bemn $omer, wo fyetena in 10
bie Sßerfammlung ber Stltcn tritt. 28a* empfanben bie efjrmürbigen ©reife !
Unb wa3 fann eine lebhaftere 3bee Don ©djönfjeit gewähren, al3 ba$ falte
Alfter fie be» ÜtriegcS mofjl wertt) erfenneu tafjcn, ber fo oiet SJIut unb
fo uie( Sfjräneu foftet.
\I. 15
(Sin einziger unfd)itf(id)er $f)eil fann bie übereiuftimmenbe SBirfung
»iefer ^nr ©djönljcit, ftoren. $od) wirb ber OJegenftanb barum uod) titcf>t
f)äfj(id). 2(udj bie £>ä§lid)feit erfobert mehrere unfd)itfttd)e 4 $f)eife, bie
id) eben falte 5 auf einmal inujj 6 überfefjen fönnen, Wenn mir baö Otogeu-
tfjcil babet) uon beut 7 emofinben fotten, was un$ bie (Sdjöutieit empfiu' 20
ben läftt.
gotgttcf) fönntc 8 bie ,fräf$lid)feit mo()(, in $lnfcfmng tfjreä 2Befen3,
unter bie Wegenftäube ber 9J?al;tcrctj gehören; 9 ba aber ifjrc SEBtrfung
*) 3ftre 2)id)tcr Iaffen bie SSenu*, fo oict idj mid) erinnere, nid)t lädjeln,
fonbern ba$ i'äcfjeln lieben, ba$ fjetfjt, freunblid) ferjn, unb biefeö tf)im aud) 25
bie SEalcr unb Silbljauer. Söenn fie aber bie s -l*cmiS maleteit, roie 10 fie au« bem
Stteer fDmt, rjabcu fic fie uidjt bic Singen fdjambaft uieberfdjlagcn Iaffen ? SBar"
benn bicfe$ aud) ©rimaffe? ©0 tootjl Sidjter ol3 9JZater fdjeinen fid) üietmebr
biefc bieget öorgcfcfjrieben ju fyaben; eine ^ßerfon allein unb' 4 in Stulje mufj einen
fortbauernben Wnftanb, in ^erbinbung ober £anblung aber, eine tranfitorifdje 30
Slttitubc tjabeu. $te SJenuS in SRufje liebt ba^ £äd)eln; toeutt fie aber iljren
")imox liebfofct, ober bie SBilbfeule beö $ngmaliou3 belebt; fo lädjelt fie toürf«
lid). ISRenbeUfofjn.J
' feine [nanjtraflliefj eingefügt] • (»erbeffert aui\ alte« trünftler * (oerbefjert am] in ber
4 loerbeffert au«] unfrftftfliaVn ' [oerbeffett auä] eben fon>ot)I • mufj |feb,lte utfprüiifllifb.1
1 toon bem [nai*träalitft eingefflgtl ' loerbeffert au*] wäre • (wrbenett au«] ein »eaenftanb
ber »lafjlereö, fepn ; [uerbefiert aus] wenn " foor^er] unb [burctjflricfjen] »• anein unb
[fehlte urfprüngtid&l
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350
laohoon.
eine unangenehme (Smpfinbung ift, nnb ba3 Sßergnügen ber erfte Stuecf aller
frönen fünfte fernt Jon, 1 fo mufc fie gänjlidj baüon auSgefehlofjen bleiben.*)
hingegen tuürbe bie §äf}lid)fcit, in ttnfcfnmg ifjreS 9®efen3, fein
eigentlicher ©egenftanb ber *ßoefie fetw, toenn bie unangenehme 6m*
5 pfinbung, welche ftc erregt, ihr (Sub^mecf fct)n fönnte ober foHte. 2)a
aber bind) bie auf einanber folgenbe Enumeration ber Elemente ber £m&-
lidjfeit, ihre Söirfnng eben fo toohl gel)inbert toirb, als bie SBirfung ber
(Schönheit burch bie ähnliche Enumeration ihrer Elemente oereitett mtrb ;
ba alfo bie ^äjjüchfeit in ber (Sdnlberung be$ XichterS ."päfjlichfeit 511
10 fetin aufhöret: fo Dürfte leidet eben baburd) bie ^äfelichfeit bem Sttdjter
bennod) mißlich tuerben tonnen.
Unb mirb e$ mirflich — SBann er fie uehmUd) Don ber ©ette ihrer
folgen geiget.
Uiifcfjäblidje ftäfelichfeit ift a lädjerlich. Erflärung be3
15 HriftoteleS.
©chäblidje £äfelichfeit ift fchrcdlidj, folglid) erf)aben. 8 **)
Söet)bc 2)cittel, baS $äfjüd)e fonad) gleidjfam 31t adouciren, fehlen
bem 2Jiahter. 55;^evfiteö ift auf ber Seinemanb nur f)&%[\$; ben bem
."pomer ift er lächerlich. EonluS fyat folglid) 9ted)t, ihn au3 ber Sorge
20 feiner £omerifcf)en ©cmählbe heran* p lafjen. ®lofc aber l)ot Unrecht,
menn er ihn aud) au3 bem Horner megmünfeht ***)
*) abermals nidjt allgemein, Sie fan burch* & cn Gontraft bie Schönheit
erhöben. $ie Satttrn, Silcnen Jaunen 6 bie ben IBagen be8 99acct)u3 nnb ber
Striabite jiehen. $tuto ber bie ^roferpina entführt. $er ®mnb, ben Sie au-
25 führen, berotifet nid)t$. 3>a3 Vergnügen ift ber fjöchftc 3mcf ber fdjönen Stäupte,
aber nid)t bie reinen augenehmen Srnpfinbungcn. Sie öcrmifdjtcn ftnb baöon nicht
auSgefdjlo&en. e u b e 1 8 f 0 h n.]
**) fd)reHid)e Sefyönljeit ift erhaben. Sftebufa ift erhabener als MIccto, ja
biefe üerbienet ben SWamen bc3 Grljabencn bielleidjt fo wenig al$ ber Xob unb
30 bie Süube beä SDtiltonS. Sßidjt afle$ 3ctjrefficr)c erregt bie (Smpfinbung ber Sr*
haben^eit. $er ©Ianj, ber au§ ben klugen ber ©Otter leuchtet, ift* nid)t fo fdjref*
lieh, aber toeit erhabener als bie brennenbe gafcl ber gurien. [SJienbeBjohn.]
***) Unfd;äblid)e $äfelid)feit ift aud) für ben «Kaier eine üuefle beS £äd)er*
iidjeu. erinnern Sie fief) be§ §ogartf)id)cn Sanges. Stile tyä&tidje Figuren in
36 bemfelben ftnb lächertieb,. Er. Slop, Sancho, $on Ouirote u. f. ». Ztyxfitt*
1 (»erbefiert aus] mufo, • [uerbeffert au*] mirb * loerbeficrt aus] Scf)äblid)e$aBlidjteit
wirb ergaben. * |Mtl»er] aur Sr&ebuna iburd)ftrid)en] * Stlenen Saunen [nad)trafllic$ ein»
flefüatj • [wbeffert au4] [traget, ift
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laonoon.
351
2fudj ba3 ^mfeliche als <Scf)recflich fann bcr Wlafjtcv nid)t brausen,
wenn er uns nicht ^mci) unangenehme (Smpfinbungcn für eine erregen
null ; inbem beubeS un3 in feiner (Sompofition biet ju lebhaft rühret, als
bafc c3 ergaben fet)n fönnte.
VII. 5
®feicf)tt)of)f, nrirb man einmenben, ^aben eS feine t>on ben gering*
ften $tcf)tern gesagt, förderliche Schönheiten nach ihren feilen 511
fd)ilbern. ©(eict)wot)[ finben ftd) 9Kat)Ier f bic mibrige ^ä&(tcr)e ©egen*
ftänbe unter ihren «ßinfel genommen. Unb betobe t)flbcn 93erjfall unb $e-
munberung ermorben. 10
3ct) gebe e$ $u. SBenn ober begleichen Sßerfe gefallen, fo gefällt
btofe ba§ ©ente, bie ©efchitflichfeit bes $id)ter* unb 2Roljter3 in ifmen;
bie glüdtidje Nachahmung gefällt, 1 aber nic^t ba3 Nachgeahmte. 2
Unb biefcä ift bie allgemeine SBeränberung, welche bie frönen fünfte
unb SBifeenfchaftcn inägefamt, mit bem Fortgänge ber Seit, erlitten : Nach 15
ihrem Urfprunge roaren fie beftimmt, ben (Schönheiten ber förderlichen
unb geiftigen Natur eine neue (Schöpfung ^u geben, burch bie fie un3
beftänbig 5ur #anb blieben, um uu3 nach öetieben an ihnen $u ergöfcen ;
it)r größter Nulmt mar, biefe Schönheiten erreicht gu hoben.
93alb aber marb ber 3 SSirtuofe mübe, nur immer einerlei) 51t er* 20
reichen; unb gleichfam nur burd) bic Schönheit feines S3orhmrff£ ju ge=
fallen. @r glaubte eö müfje ihm rühmlicher feun, Mo3 burch bie (Sr*
reiajung 31t gefallen, ol)ne bajs bie Schönheit be§ SBorrourfS babeu in
Rechnung fämc. 3)aljer bie mahltofen Nachahmungen ber erften ber beften
Öiegeuftänbe ; fchön ober ^ä^(tdt), ebel 4 ober niebrig; alles ift gleich t>icf, 25
mann ber gufchauer nur ißubiret mirb.
VIII.
3>ie Seitfolge ift baä GJebicte be3 Richters ; bcr Kaum baS ©e=
biete be£ ÜWahlerS.
mürbe auch in ber 9Katcreö lächerlich femt. $a er aber mit bem ©rufifjaften ber 30
übrigeu Sßerfonen beftänbig contrafttren mürbe, inbem ber 9Walcr bie bctoeglidje
$anblung beffclben in eine fteheube oermanbeln müßte; fo fan* ihn ber SJtaler
in feinem ernßhaften Sujet anbringen, ot)nc einen Söiberfprucfj bcr Smpfinbungen
ju erregen, unb bie Einheit ber SBirfung gu unterbrechen. 3n bem tranfitori*
fchen ©cmälbc ber $id)tfunft thut er feine fo fdjlimme SBirfung. [9)tenbel3jobn.] 35
' flefdüt, (nadjträgHef) einflffüßt] • [tierbeffert au8] nadjaealjmte ' [«xrbefferr au8] «nbltd)
rourbe ber * loetbeffert au»] eblet« • [»erbeflert au*] »ütbe
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352
Iaonoon.
3roci) notfuocnbig entfernte 3"tyunfte in ein unb eben bafjefbc ©e*
mäfjlbe bringen, fo tute bev ^nrmtfnno ben 9taub ber ©abinifdjen
Jungfrauen uttb bie s <Niteföt)nung berfclbcn ^tvifdjcn ifyren Wnoermanbten
nttb ttcueti Männern: Reifet ein (Singriff be8 3)2 a I) t c r ö in ba£
5 ÖJebiete be$ £id)ter*, ben ber gute ©efdjmaf nie bitligcit wirb.
9)iet)rere 5Jr)ci(e ober $>inge, bie id) notfytuenbig in ber ütfatur auf
einmal überfielt mufi, menn fie ein genrifjeS fdjöned Gtenjc fyeroorbrtngen
fotleti, bent £efer nad) unb nad) ju^len; fjeitft ein (Singriff be3 £id)-
terä in ba$ Gebiete be3 3Raf)ter$, tooben ber $id)ter biet i^ma-
10 ginatiou ofjne nflen 9cu£en öerfcfymenbct.
$orf) fo toie jtoet) binige, freiutbfd)oftüd)c s )cad)barn, $tuar nid)t
oerftatten, bafj fid) einer in M anbern innerftem SReidje unge^iemenbc
Aietjfjeiten fjerauSnefjmc ; motjt aber auf ben äufeerften ©renken eine
medjfelfeitige 9cad)fid)t ^errfdjcn tafjen, meldte bie Weinen Eingriffe, bie
15 ber eine in be3 anbern (*kred)tfame in ber ®cfdnuinbigfeit fid> burdj feine
Umftänbc 511 tljun genötyiget fielet, friebtirf) uon benben Reiten contyen*
firet: fo audj bie 9ttaf)tereto unb $id)tfunft.
3wct), bret) Steile, ober fidjtbare ©igenfdwften eiltet 3)ingeä, burdj
93et)toörter, 9(boerbia, *ßarticipia, fo gefdntft aufammenprefjen, 1 bafc man
20 fie faft eben fo auf einmal ju fyören gtaubt, aU man fie in ber 9catur
auf einmal fiefyt: ift ein bergteidjen Heiner oergönnter 2 Eingriff
be3 Xidjtery in bie Üftabtcren , bcjjen* öftrer ©ebrattdj if)tt eben baju
macf>t, toaö mau g e m e i n i g l i d) einen 3)c a f) I e r i f dj e n 2) i dj t e r nennet,
unb in toetcfyem SBerftanbe X 1) 0 nt p f 0 n mef)r 4 3)?atjter ift, als Horner. 5
25 $)afür ift bent 9)?aljler bergönnt, in großen tjiftorifcfjen ($emät)lben
feinen einzigen 3lugenb(icf nucf| um etwas ju ertoeitern; eine ^rct)I)eit
bereu fi^t bie größten 9)teifter bebienet Ijabcn .*) 3a,° idj glaube nid)t,
*) %k SJlalcret) unb Tidjtfunft befinben fid) nid)t üöflig in eben ben Um-
ftänbcn. ©et) bem Sföatcr ift bie geringfte Setänberung beS MugcnblifS eine Uebcr*
30 teetung bet ©renken, bie man fid) nid)t ot)ne Stfotb, ertauben barf. hingegen fjat
ber 5)id)ter and) einiges SReäjt auf ba3 92cbuteinauberegiftirenbe, wenn nur bie
ßcidjen, bereu er fid) bebienet, nid)t uou gröfiernt Umfange fiub, als bie begriffe,
bie aum ftdjtbareu ©an^en gefjöceu, in »ueldjem ftafle bie Imagination an fefyr
arbeiten mufi, auö ben $!)eiteu ein ©au3e8 $ufamen 51t fe^en. 3)ie 9Kufif ift
' ibaljtHicv] unb Iburdjftrirfien] ' cergönnter [naAträglitf) eingefügt) • bereu [£f 1 ' foep
beffett au?] etn größter * [babjittcr] «ber biefe» ift nic^t ber iva^xt SBerftonb biefer aeneunung,
[bur^ftrtcftcnl • [wbeffert ou«] 2enn
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353
bafj fidj ein einziges an 5t<wren fc^r reidjeS ©tücf ftnbet, in roeldjem
jebe Sigur öotlfommcn 1 bie Söeroegung unb (Stellung t)at, bie fic in bem
tlugenblicfc ber ^auptljaublung fyaben füllte; ber eine tjat eine etma8
frühere, ber anbere eine etmaS foätere. 9 Unb biefcS (äfft man fo miflig
gelten, bafe oielmet)r eben 8 baburrf) öfters ein ®emäl)lbe fo uict rebenber 5
fo oiel b i cf) t c r i f cf > c r Reifet.*)
SSic aber ber tu eifere 9M)ter bcrgleidjen eingriffe in bie be-
nachbarten Slugenblitfe, wenn fie ettoaS merflid) entfernt fiub, burd) einen
Slunftgriff Oor allem Slnftöfcigen ju retten weis, melier barinn beftebet,
bafe er biejemgen Figuren, & ®- btc eine fpätere ^etoegung machen, 10
al3 ber Vlugenblirf ber ftauptfyanblung erforbert, t>on ber #au»tt)nnblung
megmenbet, ober fie fo ftellet, bafe fie bie ifcige >>auptl)anbfung nidf)t fcfjen
fann, 4 folglich fie in ber 9tü()rung täfjt, roeldje 5 ber öorbergefjenbe 5lugen=
blitf, ben fie mit angcfefjen, auf fic getfjan: fo mufi aud) ber to eifere
5)id)ter einen äljnlidjen Äunftgriff bot) feinen (Eingriffen in bie benadjbarten 15
coejiftirenben (Srfdjnmmgen, anmenben. Hub toeldjcr ift biefea?
$5er 90?af)(er bet) feinem S'unftgriffe nimt gleicfyfam mehrere 6 SRaumc,
mehrere 6 gläc^en an ; mir feljen feine Figuren $mar alle auf einer fjtäcfjc,
aber fie ftcljen nid)t alle auf einer 5läd;c; mit einem SBortc fein ftunft*
griff liegt in ber ^erfpectio .**) 20
Ijtcrin ber Sßalereb, tote oben erinert toorben, fd)nurftraf$ entgegengefefct. Allein
fie erlaubet nid)t ben gcriugften ©ingrif in ba§ ©ebiete be$ SRaumeS, man mfi&te
benn bic Harmonie einen folgen Singrif nennen. [9Reubel«foljn |
9litrf) bie Harmonie aielje id) ntd)t f>ie^cr I [Nicolai.]
*) fefyr ridjttg unb ein fetjr frud)tbarer Safe 7 in ber Malerei, toeldjeS 8 (im 25
SJorbeigefjen) burd) ba$ $atteujfd)e Söftem ntajt tan erflärt toerben. (fötcotat.]
**) Ter SJialcr fan ben Äunftgriff bafj* oerfd)iebene ftiguren $)etoegungen
madien, bic fid) auf ben oortgen unb folgenben Mugenblif belieben, aud)" otme
99etf)filfe ber «ßerfpectio brauchen — @3 fönnen auf ber attbern Seite ^erfonen
bie in ^erfpectiü ftefjen, Seioegungen mad)en bie in eben ben «ugenblif gehören. 30
?lud) ^erfonen bic auf eben bemfelbcn ©runbc ftcfjeu fönnen einer bie Sjauptfjanbl.
fet)eit unb bie aubern nid)t — in fofern fic aber auf einem ©runbe ftefjcn, fteljcn
fic nid)t in ^ßerfpectio — 3 S. auf einem anttquen StoSreltef — * 1 ftlfo fef)lt mir
an ber Wntoenbung immer ctroaS. [Nicolai.]
1 [oerbeffert au«] iuerft aerobe [?) • [baljinter] Unb eben baburdj wirb ba« aerobe [?i wo« ber
SRoljler mobtet um fo biet [burdjflrtdjen] ' [»orber ein burd)firiä>ne* unlrferlid>e* Kort]
4 [roobl »erfdjriebcn für] fönnen, 1 welchen [$\.] ' [öerbeffert aud] jwei» * [oerbeffert au«]
0runbfa| ' [oor&er] burdj [ausgetrieben | * [uerbeffert au4] ben folgenbe '* aud) [notf)'
trfialid) eingefügtl " 8 *• «uf ein<m anttquen Bafireltef — [nadjträfllid) eingefflgtl
ß e f f i n a , fämtliflje Schriften. XIV. 23
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354
Xauhoott.
SBaS ift alfo bie «ßerfpcc ttö be$ fctdjter«? Sic befielt
barinn, bafc er bie 1 Beitfolge, in roelct)er feine 5Ra<$aljmung fortfd&reitet
bann unb wann unterbricht, unb in anbere 3eitfoIgen 8 übergehet, in
melden fiel) bie ©egenftänbe, bie er frffilbern null, 8 e^cbem befunben, bi«
5 er ben gaben feiner eignen Zeitfolge toieber ergreift.
Unb in biefetn ftunftgriffe ift $omer 2Keifter. «Hc feine ©in*
f Haltungen finb perfoecttotfdj, unb befonberä finb feine Qtteidjnifee
ade pcrfpecttoifct) au§gefüf>ret, tüelcf)e3 tf)nen eben ba8 Sieben giebet, ba3
fo fetjr rühret, unb ben § tmftric$tern fo fdjroer ju erftären ift.*)
10 IX.
$)a jebe nar^a^menbe Shmft bomehmtict) buret) bie eigene ^refftic^-
feit be3 nachgeahmten Ötegenftanbeä gefallen unb rühren fott; ba Körper
ber eigentliche 93ommrf ber SRahleret) finb, unb ber mahteriferje SBertt)
ber Körper in ihrer (Schönheit beftefjet:**) fo ift e3 offenbar bafc bie
15 9ftal)tereü if)re Körper nidt)t fdt)ön genug mahlen !ann. $)at)er ba§ ^be*
atif cr)e (Schöne. Unb ba 4 ba§ ibealifcf>e ©cr)öne ficf> mit feinem ge-
*) Siefe ganje Betrachtung über bie «ßetfoefttoe toia mir nicht fo reajt in
ben ©tun. $ie Sßerfaefttoe ift eine 9cad)aljmung ber Statut in Sfafefyntg ber $i*
ftattjen. $)ie SRatur brüft bie $)iftanaen aus burch bie relattoe 1) ©rö&e, 2) $eut-
20 üchfeit unb fiauterfeit ber eJ^ben. %ti SWaler matet feine ©egenftanbe fleiner,
unbeutltcher unb mit gefchtoädjten färben, unb mir glauben fie fegen entfernter.
(Snbltd) bebienet er ftet) biefer Entfernungen um feine ftehenbe Silber ettoaS be-
weglicher p machen. Xtcfc0 ift ein 9h»|jen, ben ber SBirtuofe öon ber ^erfpeftiöe
Stehet, fie* machet aber feine3mege§ bai SBefen ber «ßerfpefrtoe au«, Slueh in
25 ber SMcrjtfunft giebt e« einen Snbegrif finnlicher SSorfteHungen, bie oermöge ihrer
Situation ben ftärfften Ginbrut machen fotten, biefe machen, wenn ich wich
brüfen fan, ben Jjpamrtgrunb au§. Wnberc Begriffe finb mit biefen tt)eild mittel-
bar, ttjcilS unmittelbar üerbunben, unb mflffen baher nach s ^a§gebung ihrer <£nt«
femungen auch befto fcfrtoächer würfen. 5)iefeS entfpröche alfo ber* ^erfpeftiöe
30 ber SKalcr. Ob aber biefeS febwächere Sicht nach SJiaSgebung ber Entfernung, bem
dichter fo nfifclid) feün mag, als bem Sttater feine ^erföefttoe, toage ich nicht ju
entfeheiben. [SRenbeUf oljn.]
3$ auch nicht, aber ich «eifle ftarf $um negativen. [Nicolai.]
**) tiefer ©cr>ritt ift mir ju ffilm. Die Schönheit ber formen macht biel-
35 leicht nirbt ben ganzen materifct)cn 7 SBertr) ber ftöroer aus, benn, wie e$ fcheinet,
gehöret bie Führung mit bagu. [SRenbeHf ohn.]
' [öerbeflert aus] bag et bjnter bie bet [unleferlldj] ■ [wbeffert au«] in eine anbere
• [oorb>r ein burdjjiricftene* unlefer(i$e£ ©ort] * [»erbeffett autj Unb biefe • [woljl »er»
fdjrieben für] er * [ba&inter] ma (= malerifcften, burd)|trtd)en) ' malerifdjen [fehlte urfprünaltcf)]
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Xaokorm. 355
toaltfomen ©tanbe be3 Effects berträgt : fo muß bcr 9J?af)fer biefen ©tanb
oemteiben. $af)er bie SRufje, bie fülle ©röße, in ©tettung unb
?lu§brurf. $ie rofje unbcrftänbigc Übertragung biefeS mafjfcrifdjen ©runb-
fo^c^ in bie $id)tfunft, oermutfje idj, Ijat bie fatfc^c Siegel Don ben öo(I*
fommnen moralif d)en Gtyaraf tcren, tt>o ntd)t ücronlaßet, borf) be- 5
ftärft. Qtoax gefyct aud) ber $itf;ter einem ibcati)cr)en ©gölten nad>;
ober fein ibcafifd)e§ ©djöne erforbert feine 9tuf>e; fonbern grobe ba$
(Segentfjeil bon föulje. 2)enn er mafjtt £>anblungen nnb nidjt Körper ;
unb #anbfungen finb um fo biet 1 borifommnerr je mehrere, je berfdjicb*
nere, unb miber einanber felbft arbeitenbe Xricbfebern barinn mirffom finb. 10
$er bollfommnc morottfcfje Sfjorafter fann baljer §öd)ftcn3 nur eine
ameöte atolte in biefen $anbtungen fbicten; fo baß ttjenn üjn bcr Eidjter
ungtüdlidjer SScife oud) jur erften beftimmt 2 f)at, ber flimmere (Sbaraf-
ter, toeldjer mefjr 9fntt)cit an ber £anblung nimt, als bem bonfommnen
feine ©cclenrutye unb feften 8 Örunbfäfce gu nehmen ertauben, tyn allezeit 15
auSftedjen hurb. $a!jer ber SBorttntrf, ben man bem äRilton gemadjt
Ijnt, baß ber teufet fein #elb fet).*) Unb ba# fömmt nicr)t bafjer, tueit
er ben Jeufei gu groß, $u mädjtig, $u bertnegen gefdjilbcrt; ber fjcljter
liegt tiefer. Q$ fömmt baljer, toeil ber 2lflmäd)tige bie ftnftrengung 4
nid)t braudjt, bie ber teufet 311 ©rreidjung feiner Mbfidjt onmenben muß, 20
unb er mitten unter ben geumltigften 6 Söemcgungen unb Sfaftalten feinet
fteinbeä ruljig bleibet, meldjc 9luf)e gmar feiner #of)eit gemäß, ober feines«
megeS boetifdj ift.
X.
$ie Sßoefie geiget uns bie Äörber nur öon einer ©eite, nur in 25
einer ©tetfung, nur nad) einer ©igcnfdjaft, unb (aßt otteS übrige ber-
felbcn unbeftimmt.
$ie SKa^tereu fann btefeS nidjt. 93eto iljr jie^ct ein £f>cil ben
onbern, eine ßigenfdjoft bie anbere nad>; fie muß alles beftimmen.
Xafjer fann bei) bem SMdjter ein ^ug fct)r fimilidj, fef)r maf)terifd) 3ö
fetm; in ber SWaljlereb, felbft ober e3 git fet)it aufhören, toeil er burd)
bie übrigen baju fommenben ©eftimmungen gefdnoäd)t, ober n>of)I gar in
SBiebcrfbrudj gefefct nrirb.
*) fo tuie im <£anut Ulfo bec ^>e(b ift. [9Jlenbel3f oljn.]
1 [borljer ein bur^ftriefcened unlefer(i$eä ©ort] ' [tot&er] ein [bur<5ftti#eii] • [üerbeffert au*]
fejte * [tter&efjert au*] bie Äcdfte * aetoaltigßen [fehlte urfprünglidH
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356
faciftoott.
8- @. ©et) bem 2>it$ter ift #erfufe3
— rabidi cum colla minantia monstri
Angeret, et tumidos animam angustaret in artus,
ein üortrcffIirf)c« 93Ub. %d> fetje bic gan^c Stärfe beS gelben; id) fe^e
f> ben rafenben ßöroen in feiner ©cäugftigung, mie ber öerfd)(oßne Ätzern 1
itm auffdnoetlt. Slbcr nun tage man bem 9ttaf)(er ober ©Ubfjauer biefeS
ausführen. $er Sötoe Ijat einen 9tacf)en, er fjat stauen, bic er too ein*
fdjtagen fann, bie er naef) bem SBieberftanbe, ben er feinem (Sieger ent«
gegen fcfcet, mo einklagen muß; unb #erfule3 ift unübcrminblid), aber
10 ntcfjt unoertounbftdj. 6o fefye id) itm nunmetyro jugteid) leiben, mo ict)
ir)n nur fiegen fetjen fotl. (Siefje ben gefdmittenen (Stein berjm (Soence
Tab. XVII. 3.)*)
$)ie Siegel bebarf atfo einer großen (Sinfdjränfung, baß nur ba£
beu bem$)id)ter mafjlertfdj fet), toaS aud) rotrflid) 2 auf ber
15 öeinemanb ober in SKormor einen guten @ffect tyaben fönne.
@3 ift mnfjr, ber 3ug $id)ter3 muß fid) jeidjnen, muß fid) fiäjtbar
barftellen laßen fönnen; aber ber $tcf)ter brauet für bie SBirfnng nidjt
gut $u femt, bie er in ber materiellen 9lu3bilbung be3 ftünftlcrS tfjut,
ber notfnoenbig anbere 3ügc bamit berbinben mußte, oon meieren ba3
20 Äuge ni(§t abftraf)iren fann, oon roeldjen aber rootjl bie ©inbilbungSfraft
ben bem $id)ter abftraljtren fonnte.
XI.
Unb eben batyer, roeil ber 5)id)ter feine SBefen nur mit einem 3uge
fdjilbert, fann er Söefcn fdjilbern, bie nidjt beftimmt ftnb, bloße Sefen
25 ber (Sinbilbung. $urd) biefen einigen $ug fönnen fie uns finnlid)
werben ; aber 8 ber SRafjler brauefit mef)r 3üge fte un§ finnlid) ju machen.
Solgtid) ift c3 aud) fein (Simourf toiber ba§ 9ßaf)(erifd)e eines
*) 3$ getraue mtd) nidjt l)ier einen ShtSfprueb, magen, aber mtd) bünft,
id) mürbe bem Sünftler ®anf miffen, baß er mir nid)t ben ftegenben, fonbern ben
30 fdm^fenben fterfuleS jeigt. märe itjm ütelleid)t utd)t fd)mer)r geworben, einen
fpätern 9lugenbtif $u mäljlen, in tuefdjcm ber nunmehr erftiefenbe £ömc fid) frflm»
met unb minbet, unb bie ftlauen conoulftoifd) an fid) aiefyct ; allem mir füllten ben
fiömen Söiberftanb tfym 4 fefjen, unb auS biefem fBiberjtanbe auf bie ©tarte beS
fcerfuIeS fdjließen. 6 $ie Sfnmerfung ift meine« ©rad)ten«, gar toof)l gegrttnbet,
35 aber baS (5jempct nidjt glüfl. gemalt. [9Kenbei3fofjn.]
1 [betbeilert aus] Dbem ' [nttbtfott ou*J nai loirtli* mahlen lafte • (oerbeffett au«]
unb * tb.un Ifeblte urlprünfllid)] » [Kerbeffert au«] be* HnfaKe« f^Iiefeeu.
lauhoon.
357
fttchterS, bafe feine SBefen (auter unförperttcfie geifttge SBefen finb; unb
SRitton ift feinen geiftigen SSefcn ungeachtet 1 einet ber gröfjten SJca^er
nac^ htm Horner.*)
$afj aber ber 9Jcaf)ter bei) bem Horner ungleich mec)r *u thun finbet,
ate beti bem 9Ki(ton, rühret nicht aud bem minber mahtetifchen ©enie be$ 5
©nglänberS, fonbern aus ben engen Schranfen ber 2 materiellen ftunft her.
Sie Berechnung be$ (Satytud ber ©emählbe in ben epifc^cn Su-
tern, ift ber SDcaafcftab ber Brauchbarfeit eineä jeben für ben SJcahter,
aber fein ÜHaajjftab bc3 Bor^ugeS ber Shcfjter felbft.
SBenigftenS nicht ihres SJorjuge« in bem ÜWahlerifchen tynk. 10
©onbern toenn ja biefe größere SRüfcttchfeit für ben aJcaljfer ein Boraug
fetm foff, fo entfpringt biefer Bor$ug btofj aus bem Steichtfjume unb ber
HJcanigfattigfett ber $anbümg, bie ber 3nf>a(t beS ©ebicr)te§ ift; welchen
Boraug ber dichter aber fet)r oft mit bem elenbeften ©efehichtfehretber
gemein 8 höben fan.**) 15
Q. (5. $)ie 2eiben3gefchichte ©hrifti ift in bem leiten Xcftamentc
fehr armfefig unb etenb fcefdhrieben. 2)em ofmgeachtct h a * fie* ©toff
*) gut! aber ber Dichter ift befto bottfornener, ic beftimter feine Silber
flnb, je leichter e« ber Imagination hiirb, bie auSgelaffene $üge ljinau au benfen,
unb fich öon ben erbichteten SBefen nette unb ausführliche begriffe an machen. 20
Horner unb Sirgil haben ft<h nur wenige fotehe Silber ertaubt, bie fid) ber ^ma*
gination nicht ausführlich* barjteflen. Stber ade erbichtete SBefen be§ SRüton finb
Don biefer $efd)affenheit. Die (SJemalt, bie mir anroenbeu, fie un$ in ihrer Sott*
ftänbigfeit öoraufteflen, fcheinet unferc ©inbilbungSfraft ju ermüben. 3h* erfter
Slnblif fraöpirt ungemein, unb erregt eine 9(rt oon (Siftaunen, bie bem ©rhabe- 25
nen eigen ift. 9tber ihre föirfung ift jo auhaltenb nicht; benn fo balb mir un3
erholen, unb mit unferer @inbitbung$fraft gefchüftig an feön anfangen; fo fühlen
mir baS Unoermögen fie auöjubitben nur gar an" beutlict), unb fie fanden an un-
angenehm ju merben. SMton mirb ba3 erfte SJcat mehr frappiren, Horner ober
befto öfter getefen merben. [3JcenbeI$ f ot}n.] 30
**) Der ©a& läßt fidj freutict) nicht umfehren. (Sine iebe ©raehütng, bie
bem TOater reichen Stof barbietet, ift nicht beSmegen öoetifd) fd)ön. Slber fo biet
ift richtig. «Jebe Begebenheit bie fruchtbaren @tof für ben «jsinfel enthält, mirb
auch für ben Dichter fein unglüfticheä ©ujet feön, mirb bem Dichter meit be-
quehmer feön, als eine Gegebenheit, öon melajer ber 9Jtaler T gar feinen ©ebrauch 35
machen fan. [HR enbeJSf ohn.]
1 [oerbeffert aus] unbefdjabet * [oerbeffert au«] feiner ' semein [nadjträgtig eingefügt] * [>>er«
beffert auftj l)at fie eine * [berbeffert au»] anf$auenb [?J * a« [UW* nrfprflngli^J ' l»er^
beffert ou*J bie ber Maler
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358
laDkoon.
genug ju ben oortrefflidjften ®emäf)tben gehabt. $a$ madjt fte ift fef)r
mannigfaltig, 3f>re Scrtbenten aber roarcn barum nid)t3 meniger al3
$ial)lcr. ®ic er$el)len bie fimpeln 3acta, unb bicfe 3facta toctö ber
9Jfat)ler p nufcen, ot)nc baß fte ifjreS $f)cUe$ bcn gcringften #unfen üon
5 matrterifdjem 1 ©enie bnbeti ge^ciget fjaben. $enn biefe ftacta finb ent-
roeber xoafyv, ober öon if)ttcu erfunben. <5inb fte roaljr, fo fjaben fic
gar fein Scrbieuft barum; finb fte aber erfunben, fo ift ftacta $u er-
finben, ein gang anbereS latent, nl£ ftacta matten.
?lber £omcr, loirb man fagen, Ijat feine Racia nidjt allein erfunben,
10 er fjat fie aud) fclbft gefdjilbert, unb in feiner fortfdjreitcnben ©djilberung
merben immer ein ober mehrere 3"flc fetm, roeldje für bie materielle
9ttaf)(eret) auSbrürflidj gemadjt -$u fet)tt f feinen.
SSenn* e£ fo ift: befto beßer. 9lber e£ ift nur zufälliger 3öeife
fo; unb Diejenigen oon feinen Sdnlberungen in toeldjen fidj berglettfyen
15 für bie materielle 9J?af)lereü brauchbare 3ügc gar nidjt befinben, finb
barum ntd)t fdjledjter, fonbern 8 nid)t feiten in ifnrer Slrt aud) too^l nodj
öoü*fommner.
3. ®. ba$ bierte 93ud> ber SliaS liefert bem ftraf (Sa^luä nur
ein einiges ©emäljtbe. Unb nodj ba$u, toaS für eines ! $ie Serfamm*
20 tung ber ratl)fd)(agenbcn unb gedjenben ©ötter; bie ber 5)id)tcr in ben
erften feilen bicfeS SBudje« betreibt:
Vi de &eoi nag Zr\vi xadytieroi fjyogooyvro
Xgvoeoj iv danedip, fiera de o<pioi notvia 'Hßq
Nexxag tfpvo%OEi ' toi de %Qvoeoig denaeaai
25 Aeiöexat' dXltjXovg, Tgaxov noXiv iioogoowjeg.
(£in gülbener ^allaft, h>illfüf)rlid)e (tappen fd)öner unb majeftätifdjer
®ötter, toon £ebc bebienet unb ftd> junt $runfc ermuuternb : lauter (Segen-
ftänbe, bie auf ber Seinetuanb eine feljr oortrefflidjc SBirfung Ijabcn fön-
nen; ob idj gteid) gern loißen mödjte, roie ber 9Jial)ler bie Ötöttcr, toie
30 fie einanber gutrinfen, unb Sroja bod) nid)t aus ben 9lugen oerlieren,
auSbrüden mollte. $enn laßt er fte bloß trinfen; fo beratschlagen fie
ftdj nidjt; läßt er fic ftd) bloß bcratf>fdjlagcn, fo trinfen fie ni<$t: ben
bem Horner aber tfjun fie benbes. SStK er aud) einen $l)ett trinfen,
einen $l)eit fid) berat^f ablagen laßen: fo ift e3 mieber 4 nidjt, toa$
* mo^frif^em [ntt^tröglicft eingefügt] « [oerbefiett au«] ®ut, »enn • [»erftefiert ou«J unb in
ifcter «tt « [öot^t] boefc |bur4f»ri(ften]
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Jtaokoon.
359
^omcr jagt, nadji bem fie alle augleicf) ratljfälagen unb trinfen follen. *ß i c-
cart, ber biefe« ©emäfjtbe ge$eid)net, nod& e§e e« (Sanlu« oorgefctjlagen,
geiget bic (Götter alle in ber tiefften unb teb^afteften 93eratf)fcf)lagung ; unb
£ebe fttieet blofj auf ber ©eite unb giefct ben 9ieftar au« einer Urne in
ein Xrinfgefdjirr. Uber grabe fo üiel Ijätte <ßiccart tf)un ntüfeen, menn 5
e« blojj barauf angelegen getoefen märe, bie $ebe 5U djarafterifiren ic.
Xodj alles biefe« ben «Seite gefegt unb angenommen, ber 3Rat)ler
tonne ben ganjen ©hin be« SMdjter« auSbrücfen, unb ein SKeifterftärf
feiner Äunft au« biefem ©ujet machen: ift e« barum audj ein üoetifd>e«
©emäljlbe? 3f* & ciue«, fo ift es gerotfc eine« bon ben fotyften, unb 10
ein toeit fc^tcc^tercr $tdjter fjätte eS eben fo gut maajen tonnen.
SJton Ijatte Dagegen bie ©teile*, mo ^anbaruS, auf Wnreifeen
ber SWineroa ben Söaffenfttlleftanb bricht, unb feinen $fetl auf ben 9ttenc=
lau« loSbrütft. <5d)toextiä) ttrirb man bet) einem $>id)ter in ber SBelt
ein bortrefflidjereS auSgefüljrtereS 1 ©emäf)lbe ftnbcn. 93on bem ©rgreiffen 15
beS SöogenS bis $u bem ^(uge beS Pfeiles ift jeber Stugenblitf gemattet,
unb alle biefe Slugenblicfe finb fo nalje unb bod) fo unterfdjieben ange-
nommen, bafj menn man nidjt müfjte toie mit bem Sogen umjugetyen
märe, man eS au« biefem 2 ©cmäljlbe allein lernen fönnte.
Unb biefe« ®emäf>lbe — maS foH man Ijierju fagen? — ift in 20
bem nefnnlicfjen 93ucf)e, meldte« SatttuS 8 an allen ©emäljlben fo unfrudjt*
bar ftnbet. 4 Überfein 5 fjat er eS fdjmerlid) ; aber of)nc ßtocifcl ben 93e=
bürfnifjen ber heutigen $unft nid)t angemejjen genug gefunben. ©ort
roeife, roaS für ©djmierigfeiten in ber £)rbonnan$, in ber S8ertf)eitung
SidjtS unb ©chatten«, tfm bewogen fjaben, baS ma fjterif d)fte ©tütf 25
beS $)id)ter$ für unmaljlbar ju galten.*)
3ft bem fo : fo, bünft mid), ift unfere gütige 2Ka$(ercn grabe auf
* Iliad. 4. 105-126.
*) ein |)oettföe8 ©emalbe, beffeu <5d)ön$eit Mo3* in einer ftolge oon «et-
änberungen befielet, tan nur getanjt, nid)t gemalt werben. ®te alte 2Ralcret) 30
fan Ijtertn feinen Sorjug cor ber Pleuren gehabt tyaben. $enn jobatb in biefer
Orolge oon Seränberungen fein wichtiger Äugeubltt ju finben, ber ba3 SJor^er-
gefjenbe unb ftotgenbe erraten la&t; fo ift ba3 (Sujet an unb für fid) felbft 11 n-
malbor. [9KenbeUfo^n.]
* auägefübttereft [fehlte urfpcüngltcf)) * biefen [anfaeinenb $[.] * Salylu* [fehlte uru»rflngli<f)l
4 Itierbeftert aus] ift. ■ |»orI>er] $at er ei fiberfefjen, ober ift lbur<$|iri<fjeti] ' blo« [nadjtTdfllid)
eingefuatj
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360
I.tohoon.
bem fünfte, auf meldjem unfere heutige 5ttufif ift, unb e$ geht bem
s JUifll)(crifd)en be$ S)idt)terä, wie feinem SBohlflange. (£r feu nur redjt
mahtcrifch, fo nrirb mau feine (Gcmählbe genrifj ungemnbft Infjcn; er feu
nur 1 redjt too^lfliiigenb, unb man nrirb it)n getuift itid^t componiren.
& $a£ SOZeiftcrftüd beä bid)terif$en SBohlflangcö, ber £>eraincter, bie ltiri=
fdjen ©nlbcnmaafjc bc3 £>orag, finb uiet gu muftfaiifd), um bem (£om-
poniften 2 braud)bar gu femt; er null ntdjtS, ntä ohne Slnftoft fliefjcnbe
Orolgen lieblicher SBorte, tue! a unb e; mnä brüber ift, ift öom übet.
@o and) ber 9J(Q^(er; ergel)te roa$ bu nullit, ergef)le roie bu toittft; gieb
10 tf)nt aber nur (Gelegenheit gu reiben Verzierungen, 51t geteerten SSert^ei-
Tungen be£ SdjattenS, gu Contraften, gu öerfürgungen ; gieb ifmt Gelegen-
heit nur feine Siunft recht gu geigen, unb je mehr bu beine Shmft,
aß poetifcher Zahler, fpareft, befto mehr mirft bu fein Sflann ferjn.*)
XII.
15 3n biefem ®efd)mafe, nach liefen Wbfichten hat GanlnS offenbar
feine ®emäf)fbe be$ £omer3 geroählet. 2Ba3 Horner felbft mahlet ift
faft immer übergangen; unb er mahlet blofi bie Stugenblitfe, in bie ber
Zahler bie meiften fichtbaren ©egenftänbe gufammenbringen, über bie er
*) liefen ^Junft gu entfcfjetben, Motten mir und bie fünfte in ihrer 58er*
20 binbung borftetten. $>ie 3Kufif fan gerabegu mit ber $oefte öerbunben »erben,
ja ihrer erften SBeftimung nach fott fic eigentlich nur ber s #oefte gur Unterftttfeung
bieuen. Xaher mufe bie Äunft ber SJJcufif niemal« fo jefjr übertrieben werben, ba&
fie ber ^Joefie Wadjtheil gereiche, «nb wir tabeln bie neuere 9Hufif mit »echt,
baft il)rc ilünfielcncn ftd) mit feiner wohlflingeuben ^oefie bertragen. 2Mc 2Ka*
25 leret) aber fan mit ber $oefte nicht unmittelbar öerbunben werben, n?oh( aber
öermittelft ber Üangfunft, benn biefe öerbinbet bie Schönheit ber formen unb"
ber Slnorbnung mit ber Sctjönrjcit ber Bewegungen nub ftaublungen. 3ebe ^ßoefie
fan getangt werben. ftinbet fich nun in biefer ftolge öon Bewegungen eine 5ln-
orbnuug unb Stellung, bie eingeht genommen, fd)ön unb bebeuteub ift ; fo fan fie
30 gemalt werben. 9Ule Bewegungen beS s 4$anbaru3 Tonnen nach ber Angabe be8
2)ichterS getaugt werben; ba aber fein einziger Wugeublif in ber gangen &olge
einzeln* betrachtet, wichtig unb bebeuteub genug ift; fo enthält ber gange Üang
feitie malerifche Situation. $er ©ötterfchmattS mufj auch getaugt werben fönnen,
unb er enthält üerfrfnebene Slugenblife, bie and) eingeht betrachtet, fd)ön finb, aber
35 feinen ber ba8 ÜJtannichfaltige be3 5 3ed)en3 unb BerathfcblageuS üerbinbet, benn
biefe müffen in oerfchiebeuen Sfugenblifen auf etnanber folgen, ba3 h ei fft getaugt
werben. [9Kenbel§f ofjn.]
' l»orber] au$ {burc$frctd}en] • [»erbeflert ou8] 2)i<f|ter • [cerbeffert au»] bet »ötper mit
4 [berbejfert au«] mistig » [t>ori)er] üerbinbet, [burd>ftri<f>en]
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laokoon. 361
bie meifte medjanifdjc Shtnft berbreitcn fann ; ob fic fdjon bet) beut S)id)ter
gcrabe bie tcereften, bie unmar)lerifd)ften finb, in metdjen er bfofc Gte-
frf)id)tfdjreibcr ift, unb bergteidjen, tüte gefngt aud) beti bettt efenbeften
(^efdndjtfdjreiber in Spenge 311 finben.
Unb tuie öiet (bemalt ttyut er öfter« bem Dichter an, bem 3M)(er 5
biefe MugenMide auSjufaaren ! (Snbfid), toenn er fte ifyn nun auSgefanret
f)at, fo trift c3 fid) nidjt feiten, bafi bie, tuetdje ben $omer nidjt getefen
fjaben, au« bem ©emäfjtbe ettoa« 1 fct>(iefeen, baä ber SWeinung be§ $id>
ter£ fdjnnrftrafS jutuicber ift.
3. (£. SBenn ein öor$üglidjer #elb im ©etümmet ber @d)Ia(f)t in 10
(Skfafjr gerät!), au* ber U> feine anbcre a(* göttliche SKarfjt retten fann :
fo täfjt ber $idjtcr if)n öon ber fd)üfcenben ©ottfjeit in einen bütfen
Webet, i)eqi noXXfi ober in Stacht vvxti 2 oerpHen, unb baöon führen.
©0 SBcnuS ben <ßarB Iliad. y. 381.; fo Neptun ben Sbäuä Iliad.
e. 23.; fo Hpotfo ben #eftor v. 444. 3n allen biefen Stetten ift 8 15
biefeS ©inljüllcn in Webet unb Wadjt nidjts als eine poetifdje
9tebcn3art für unfidjtbar madjen. Slffetn biefen poetifd)en 5(uebrud
reatifiren, unb auf bem ©cmäljlbe eine mirflidje SBolfe anbringen, Ijinter
toeldjer nunmehr ber #etb, toic hinter einer fpaniföen SBanb, oor feinem
Seinbe oerborgen ftefjet, ift totber bie 9Jceinung be£ $id)terv, unb fjctfjt 20
au£ ben ©renken ber 9flaf)(eret) Ijerauöfdjreiten, inbem biefe SBolfe eine
nwf)re $teroglnpf)e, ein fnmboüjdjeä ßeidjen ift, unb ben befreiten §clb
nic^t unfidjtbor ma^t, fonbern ben 3ufc$auern ^uruft, i fj r müftt
iljn end) alä unftd)tbar oorftellen.*) ®ura biefe SBolfe ift Ijier
*) SBenn öom förderlichen 3cf)cn bie SRcbc ift, fan bic SBolfe, wo id) nidjt 25
irre, gar Wot)l ein natürliches 3 e »4)eu fegn- 3)er $id)ter oermanbelt ba$ meta*
öfyjfifdje unfid)tbar mad)en, in eine pb,t)fifd)e $>anbtnng. 3a, cSfdjeinet, als
wenn bie Untergöttcr niemals bie s 2ftad)t gehabt Ijätten, förpertidje ftinge, oljne
jjljtiftfdje 9Jtittel, unfid)tbar $u mad)cn. Sief) felbft hingegen fönten fic gar Woljl
biejem fidjtbar jenem unfidjtbar madjen. Ealjer läfjt £omcr bie 9fiinerün, wenn 30
fte nur bem 9td)iffe8 allein erfd)einen will, ftd) in feine SSolfe einhüllen. SBäre
biefe SBolfe ein blo$ fömboliidjcS 3«d)en ; fo b,fttte eS §omer aud) bett biefer ©c-
legenljeit gebraucht. 3)a& ber SRaler bie eingefüllte ^erfon bent 3ufd)auer aeigen
muf;, t^ut jur @ad)e ntcfjtä. 5)er 3ufd)auer befinbet fid) auffer ber Scene, unb
man fan ifjm gar toot)I jeigen, loaö bie fpietenbe ^erfonen nid)t feb,en fotten; 35
fo wie etwa bie $erfonen auf ber 33üf)ne allein fe^n fönnen, ob fie gleid) oon*
1 Iba^intetJ gang onber« [bur^ri^enj * ober in 91 a dj t vvhu [na^ttigliife riitgef üßt] 1 Iba»
hinter] $it]ti [fo] 9teb(l, biefe «aeftt nic^ti aU eine boetifdje «ebeniort [buc4ftri(^enj
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362
laonoon.
nichts beßer, a(S bie bcjdjriebnen fytkifyen bie auf alten gotfufchen Ge*
mäfylbcn ben Figuren aus bcm ÜDhmbe get)en. Gleichmofjl Dürften 1 fidj
bie 3Jcahler bicfc SBolfe fe^r ungern nehmen laßen, ©ie giebt ju fo
fdjönen 99red)ungen bcS Stents Gelegenheit, ju fo fe^r gelehrten SBeleud)-
5 hingen ber um fie gestellten ©nippen, fie fann mit ben angebrachten
großen Stoffen bon ©chatten fo trefflieh contraftiren.
GS ift mahr $omer läßt ben Ad)illeS inbem ihm Aboll ben $cftor
entrüeft, noch brcbmal nach bem büefen SRebel mit ber £au$e ftoßen x(»tg
<5'ijf tvj^c ßa&eiav* ; allein auc^ baS Reifet in ber ©brache beS Dieh-
lo terS meiter nichts, als baß Act}iHeS fo roütf)enb gemefen, baß er nod) breto*
mal geftoßen, che er es gemerft, baß er feinen Ofeinb nid)t mehr bor fich
^abe. 9cid)tS 2 ift mahlerifeher als biefe «Stelle berj bem $)idjter; aber
fie toirb finbifch unb mieberfprechenb in ber Ausführung beS aftahlerS.
Auch beb bem 3orne beS Achilles** rätt) (SabluS eine Dergleichen
15 SBotfe an, um bie SRinerba, melcf)e allein bon bem Achilles gefcf>en mürbe,
bor ber übrigen SBerfammlung unfichtbar $u machen. Aber h«ßt MefeS
mahlen? Unb ift es erlaubt unter 8 bie natürlichen .Seichen ber Shmft
ein fo lüiUführlicheS $u mifd)en, baS bem, roeldier baS Geheimniß nicht
babon meis, unb es gleichfalls für ein natürliches fttityn h fl lt, baS ganje
20 Gemählbe 511 einem föäthfel machen muß? — Aber menn man nun bie
Unfidjtbarfeit in ber SJtahleret) nicht anberS anbeuten fann, als burch
eine SBolfe? — ©0 foH man, maS man nicht fehen foll, auch nkt)t
mahlen. Unb menn, mie Nablus felbft anführt, ein neuer franjöfifcher
SHinftler in ber einzeln Söilbfeule beS Achilles, ben 3orn beS gelben
25 als bon einer Göttin gemäßiget, ohne 33et)hülfe ber 3igur biefer Göttin,
ouSbrüefen fonnte; marum ratf) er nicht lieber bem SWahler auch
feiner ©ompofttion bie Göttin gan$ megjutaßen ? SBarum nicht ? SBetl
bie (SompofiHon atSbann fo reich nicht febn mürbe. $er SJcahler muf]
mehr ftunft geigen fönnen; menn auch föon baS ganje ©ujet barüber
30 berftümmelt mürbe.
* Iliad. r. v. 446.
** Tabl. V. Iliad. 1.
einem ganzen Solle Don 3 u fA) auecn beobachtet toerben.* 9hir muß ber ftünftler
bie SEBolfe fo anbringen, baß eS begreifl. wirb, wie bie eingehüllten Äörper auf ber
85 Scene unfidjtbar, öom' 3ufd)auer aber bennod) betnerft werben. [SR e n b e l S f 0 h n.]
1 [utrbeffert au*J »er [= »erben] • [berbefferi aus] »eb bem ■ unter Ifebjte urfprüntft*)
* l»erbeRert au»l »erben, ober Wie fl$ • |berbeffert au«] bem
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lauhoon.
$cr Einfall überhaupt, aus bcn SBerfen be3 §omtx$ eine jufammen*
Ijangenbe ftolgc öon ©emäfjlben madjeu ju wollen, war ber feltfamfte bon
ber SSett. (Sahlis überlegte nidfjt, baß ber $icf,ter eine boppelte Wartung
uon SBefen unb #anbtungen bearbeitet ; fidjtbare unb unfidjtbare. liefen
Untcrfct)icb fann bie 2ftaljlcrel) nic^t angeben; beb if>r ift alle» ficfjtbar 5
unb auf eincrlcb 9lrt fidjtbar. 1 GS muß aber 2 notljwcnbig bic äußerfte
Verwirrung entfpringen, wenn biefer Unterfdjjieb aufgetpben wirb, burd)
beßen Aufhebung äuglciclj 8 alle bie ct)arafteriftijcr)en ßüge ocrloren geljen,
burd) weldje fiel) jene ^öt^ere Gattung über bie niebrige ergebt.
SBenn enbtidf) bic Öötter felbft mit einanber ^anbgemein werben* 10
fo gcfjet bei) bem $id)tcr bieder gange ®ampf unfidjtbar bor, unb biefe
Unfidfjtbarfeit ertaubt ber ßinbitbungäfraft bie Scene ju crmeitern, unb
läßt iljr frctocS (Spiet, fid) bie ^ßerfonen ber (Sfötter unb tf)re £>anbtung
fo groß, unb über baS gemeine 3Kcn)"cf)lic^e fo meit ergaben 511 benfen,
al§ fie nur immer toitl. Xie 2Ral)Iercto aber muß eine ftd)tbare Scenc 15
annehmen, bereu bcrfcljiebnc nottjrocnbige Xr)eite ber 2Kaaßftab für bie
barauf Ijonbelnben *ßerfonen werben; ein 9Jiaaßftab bcn ba3 Slugc gleidfj
barneben fyat, unb bereit Unproportion gegen bic fjöfjern SBefcn, btefc
fjöfjcre SBefcn, bie bet) bem $icf)tcr groß waren, auf ber Städte be£
$ünftter3 ungeheuer madjt. 20
Q. <$. 2Rincrba fdjleibert einen großen (Stein gegen ben 3Jcar«:
Tov Q y ävÖQeg tiqoxsqol &eoav ififtevai övqov dgovQfjg.
Um fid) bic <&röße biefe§ 6teine3 redjt ju benfen, erinnere man fiefj,
baß #omer bie Erojanifdjen heften noclj einmal fo ftarf madjt, als bic
ftärfften Männer feiner ,8eit**, unb baß ftefior mefyr als einmal gu 25
berfteljen giebt, baß bie gelben bor feiner 3eit nod) ftärfer gemefen, als
ftc. Unb ein 9tfann, nicr)t* (Sin ÜKnnn, Männer aus biefer Seit,
waren e3, bic biefen «Stein ju einem ©renafteine aufgerichtet Ratten.
9hm frage id), Wenn 9ttinerba biefen (Stein fdjteibert, bon wetdjer
(Statur foIT bie Göttin feton? <5oU it)re (Statur ber ®röße biefe« (Steines 30
proportioniret febn; fo fällt baS SBunberbarc weg. ©in SWann ber brett»
mal größer ift, als i#, muß natürlicher SKeife audj einen brebmat größern
* Hiad. <p. v. 385 u. f.
** Iliad. e. 303.
' IberbeRert au«] fldftbar, unb » aber [nad)träfllid) eingefügt] * [Mtbeffert au*] eben * [ber*
beflett aus] ein
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364
lauhoon.
«Stein fdjteibcrn fönnen, als ich- (Soff ober bie (Statur ber (Göttin ber
®röfcc be3 Steinet nicht angemefcen fetjn : fo entfteljet eine anbaut iche 1
Untoahrfchctnlichfeit in bem ®emät)lbe, bereit Slnftöfjigfeit buref) beit fnm*
boftfdjctt <Sd)lu$, bafc eine (Göttin übermeitfd)(idje ©tärfe ^oben müfce,
5 nicht gehoben mirb. 2öo ich eine größere SBirftmg felje, mill ich auch
größere SBerfycuge malnehmen.
$ura, loa« bie materielle ftunft hieroon mahlen fann, mirb öietteic^t
ein fdjöneä ©emählbe werben fönnen, aber borf) nie ben ®eift be« $>ich*
terS ^abett ; unb man ift fc^r gutherzig, bem ofjngeadjtet begleichen ®e«
10 mäfjtbe für #omerifehe Gtemählbe gelten $u tafeen.
XIII.
£ie alten «Wähler, finbe ich, brausten unb ftubierten ben #omer
gans anberS, al« SaüluS e8 unfern ÜJcahleru $u u)un anrätf).
Sie brauchten ihn ; nicht bafe fic bie £>aublungen auä ihm gemahlet
15 hätten, bie eine reiche ©ontpofitton, fcor$üg(tdje (Sontrafte, fttnftliche 99e=
feicf>tungen barbieten; fte nnfcten bloä feinen ^inger^eig auf befonbere
förderliche Schönheiten ; biefe matten fic; unb in btefen Ötegenftänben,
fügten fie toohl, fear es ihnen allein vergönnet, mit bem dichter mett-
eifern au motten.
20 @o mahlte 3- @- ^P? He3, nach ocm $tfntu£*, Dianam sacri-
ficantium virginuin choro mistaal, 2 quibus Weisse Homeri versus**
videtur, id ipsum describentis. — (3tnftatt sacrifican tium muftman
hier lefen saltantium, ober venantium ober sylvis vagantium; benn
Horner läfet bie (SefpieUnncn ber ©iana nicht opfern, fonbern SBerge
25 unb SBelber mit ihr burcfjftreiffen, jagen, fpielen unb hüpfen.)
<Bo mahlte $euji3 bie Helena, unb mar füf)n genug bie berühmten
feilen beä Horner 3 Iliad. y. v. 156 baruuter ju fefeen.*** Saßt ihn
aber auch °°3 ^öc^fte 3beat ber meibtichen Schönheit gemalt h fl0en : fo
ift es boefj getoif?, bafc fein GJemähtbe bie affgemeine SSirfung nicht fan
30 gehabt haben, bie man ber 93efcf)retbung be§ Sichters sugeftchen mufe.
m «RicoftratuSf ooffer (Srftaunen bor btefem 93Ube beS ^euriö
* libr. 35 sect. 36.
** Odyss. £. v. 102.
*** Valerius Maximus lib. III. cap. 7.
35 f Aelianus lib. 14. 47.
■ [toetfcfiert au»] anfcfteinlicfte • [»ereifert aus] mlxUm
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laoftorm.
365
ftanb, ftanb neben ihm ein anberer, ber gan$ faft blieb, unb gar nicht
begreiffen tonnte, roaS beim SßicoftratuS eigentlich fo munberbareS barinn
entbeeftc. SSann bn meine Wugcn ^atteft! fagte biefer. Wber 9?i*
coftratuS mar felbft ein Sftahler; unb ift benn bie Schönheit nur für
bie Slunfroermanbten? £)odj cS lag 1 nicht an berSlunft; beim bie Shmft 5
fann nirf)t mehr tfmn, als bie 9totur felbft, unb bas fdjönfte ©efid&t in
ber Sftntur felbft, ttrirb nicht aller 2J?enfchen 93eufall in einerlei) (Srabe
^oben. #omerS £e(ena ift unb bleibet bie einzige, an ber niemanb
etroaS auSjufefcen fiubct, bie 2 ade 9Kenfd)en gteid) ftarf entlüdet.
Unb mie bie atten ®ünftler ben #omer ftubieret, täfet fid) 10
unter anbern aus bem ©jempet beS ^r)ibiaö lernen. 6ie nährten
fiel mit bem Reifte beS EtchterS, fie füllten ihre (SinbilbungSfraft mit
feinen ert)abenften 3ügen, baS Seuer feinet GnthuftaSmuS entflammte ben
irrigen, fie faljen unb empfanben nne er, unb fo mürben ihre SBerfe 5lb=
brüefe ber #omerifchen, nicht in bem SBerljaltnifec eine* Portrait« ju feinem 15
Originale, fonbern in bem Sterhälrmfje eines ©ohne« ju feinem Sater;
ähnlich aber t>erf Rieben. £ic 9te^ntic^Fcit liegt öfters nur in einem ein-
$igen Buge; bie übrigen alle fy)ben unter fid) nichts gleiches, als 8 bafj
fie mit bem ähnlichen Buge, in bem einen fomohl, als in bem anbern,
harmoniren 4 ^ßr)ib t a d geftanb, bafj er burch bie geilen*: 20
*H xcu xvctverjoiv in 3 öfgvoi vevae Kqovixov.
'Afißgooiai ö* dqa %ai%ai ijiegQoyaavto dvaxtog,
KQCtxog dn d&avaxoio • fieyav 6* iXeXi^ev 6Xvfi7iov.
ben $Mlbung feines Dlumpifcfjen Jupiters begeiftert morben, unb baß nur
burch ihre §ülfe er feinem ©itbe ein ©eficht gegeben propemodum ex 25
ipso coelo petitum. (SauluS fagt Don biefen Beilen: cette grande
idee est impossible ä rendre en peioture; mais un Artiste ne peut
Tavoir trop presente a l'esprit; c'est un moyen de croitre son
ouvrage ic. <£r fchrenft ben Wufcen, ben fie bem Stünftter gcleiftet, unb
noch teiften fönneu, auf bie fnmpathetifche Erhöhung unfrer (SiubilbungSfraft 30
ein. Snbefj, glaube ich, ift *) icr etnm * fpecieOereS 511 fagen. Wehmlich :
ftlopftocfs feilen**: mo er ©ott fagen läjjt:
* Iliad. a. 528. Valerius Maximus lib. III. cap. 7.
** (Srfter ©ejang 141.
1 (»erbtfiert an*] liegt • [üorbtr] unb (?, bur(fj|hidjen] • al* [fehlte utJbrüngU^I 4 [t*r*
befiert aus] Ab [= flb«rein|Hmmen]
366
laohoon.
„ $cf} breite mein faaupt burcfj bie Gimmel,
„Keinen Sinn burdj bie Unenbfidjfcit au§, unb jag: 3$ bin etoig!
w 6ag unb fdjmöre bir, 6ol)n: 3d) miß bie ©ünbe oergeben !"
ftnb unftreitig eben fo ergaben, aU jene 3eifen be$ $ o m e r # , unb bem
& f)öcf)ften 28efen getoifj anftänbiger. ®tetdjJoof)( glaube idj fdjrocrncfj, bafe
fie auf einen SHmftfcr einen großen ©inbrurf madjen merbcn, menigftenä
feinen, ber 1 it)n beu feiner Arbeit leiten unb unterftüfcen fönnte. Unb
warum nid)t? <Ste finb au3 feinem mafjlerifdjen (SefidjtSpunfte genom*
tuen; e§ ift nidjt ber gertngfte 3 U 9 barinn, ben ber 9#af)(er eben fo
10 toof)( brausen fönnte, a(3 ifjn ber $idjter gebraust fjat. 3)ergteiä)en
3ug aber ift in be3 §omer3 ©emätybe ;*) unb oljne Steifet 2 lernte $f>i-
biaS juerft au3 iljm, baß bie 8 Stugenbraunen Derjenige Xljeit be$ ®cftd)te3
ftnb, in metdjem ftd) ber ftärffte 9lu3brutf ber SRajeftät äufeert. (Sin*
Rettung, toetdie bie 4 nacf)ljerigen ®unft(ef)rer oon 5 bem tnenfcftfidjcn ®e«
15 fiepte gegeben Ijaben.
*) $er llitterfdbteb ift tn'er offenbar biefer. §omer Ijat ein nettes SBtlb,
ein auSfütjrttdjeS ©emälbc in ©ebanfen gehabt, als er btefe 3eilen gebietet. SBie
er aber, ofjne ben (Sinbruf $u fdjtoädjen, nid)t otte einzelne 3ßge befd)reiben fönte ;
fo toäfjlte er bteienigen, bie auf (einen ©egenftattb baä erb/tbenftc 2id)t toerfen.
20 Ter Sttaler fan, burd) biefe fdjöpfcrijdje Süge begeiftert, fid) baS nebmlidje nette
unb oottftäubige QJemaTbe oorjteflen, ba3 bem 5>id)ter öor Slugen gefdjtoebt, unb
e8 nad) bem SJebürfniffe feiner Äunft ausführen. Ätopftot b,at beo fetner ©e*
fd)reibung gar fein nettes ©emälbe oor Äugen gehabt. 5>ie 2^ette be8 93tlbe8,
bie er ntd)t befdjreibet, ftnb fo vague, fo bunfet, bog fie gor nidjt ljutju gebadjt
25 werben fönnen. Unb fo öerljält e3 fid) faft mit allen mtttonifdjen unb ffloppjtofi*
fd)en HRaleretjen. SBaS fie nid)t fdjtlbern, muß faft allezeit in ber (5tnbilbung3=
fraft be§ SeferS fo unbeftimt bleiben, als c3 ber S)id)ter in jetner 83efd)reibung
gelaffen, bat)er finb fie nid)t materifd). SBenn aber ber* fiefer in ben Stanb ge-
fegt toorben, ba8 7 ©entätbc in ber (SinbtlbmtgSfraft ju ooflenben; fo tß&t e$ fid)
30 aud) maten.
$ie gigur be« ftlopöft. beileget 8 fid) auf bie Stelle im 5 ». SWofe. 3d)
Ijebe meine §anb in bie #immcl unb fage td) lebe etoiglid) ober
fo roafjr idj emtg(id) lebe, wenn id) mein (Sdjtucrbt roe&e etc.* $)a£ Aufbeben
ber ^>anb ift ein ,3eid)en bei 6obe§. ftloppftofä 3ufa^ mifl mir nidjt fonbertid)
35 gefallen; @r fd)einet bie 3 DCC etroa§ giganteSfe gu mad)en. Qd) breite mein
1 [oerbeffert aud] ben [o^cj brm * [Die folgenben ©orte fiefftnfl* ftetjen auf betn Äonb ber^f.;
e« fc^etnt, otd ob ber gonje e*tu& bon „unb ob,ne Bioeifel" an nadjtrftflltdj beißefüflt tedre] • [»er»
beifert aui] an ben [ober] er ben 4 tnelcfje bie [»erbeffert au*] ber * [öetbefiert aus] be«
* [oerbeffert au«] fflenn er ben * (oerbtffert au«] ber • (oerbefiert au«] ift • ober f o tp a t) r
.... wefre eto. [naajtraalia) biniugefägt]
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JLODRDOtU
367
$ au tot burd> bie ^ im mcl. SBir müffen biefe« 93ifl> ja nidjt näljer betrauten,
fonft berliert e« feinen 2Bertfj. ©in fcaubt, ba« burd) bie Gimmel ausgebreitet
werben lau, ift fein ftaupt, unb wo$u wirb e« ausgebreitet? S98a« fjat biefe«
Seiten ju bebeutert? — aber »er wirb fo jergliebern? ©ut! id> jergliebere nid)t«,
unb fage bie ©tefle ift ergaben. Sergleüfjen ©ie mir nur nid)t biefe wübe unb 5
unbeftimte mit ber toofylgebacfjten, unb ber gefunben Vernunft gemäßen ^bee
be« Römers, ©ie Jagen jene Sorftettung ift ber Sftajeftät ®otte« angemeffener.
6« !an fetin. $iettei$t be«megen, weil fie aßeä ftörberlidje foglrid) burd) einen
SBiberforud) aufgebt, unb gleidtfam öerfa^winben läßt.' @in fcautit, ba« burd)
bie Gimmel; ein «rm, ber bura) bie Unenblicfjfeit gefct. ©innliier fönte ber 10
fcidjter ba« ungereimte $ing, eine unenblidje ftigur, nidjt befdjreiben, al« wenn
er bie SRertmate felbft fid^ einanber wiberfpre$en lögt. SB ollen Wir aber biefe
begriffe malerifdj nennen? Sachen ©ie md>t, id) ftnbe r)ier nid)t« al« eine Sinti-
ttyefe, fo wie wenn* fiovmq Dom SRenfdjen fagt, (Sin SBurm, ein ®ott u. f. w.,
ober wie $ope ben ©tier bef djreibet, ber l)ter mit* ©taub unb ©d>mei« bebeft, 15
mflfjfame grnrdjen $iel)t, unb bort mit ©lumen betränkt, Söller bor ftcr) fnien
läßt. «He« biefe« fmb $lntitl>efen, unb* Wntityefen fönnen nidjt malerifd) fetin.
3d> berufe mü$ abermal« auf bie San^funft. Xie «efdjreibung be« $o*
mer« fan getankt werben. $ie 9ttine, bie ber majeftätifd)e Saltator annimt, in*
bem er ber fetjönen Jfjett« ba« göttliche $eid|en gtebt, muß malerifdj fetin, unb 20
tan burdj ba« 3beal erfyöfjet, ba« ertmbenfte S3ilb werben, ba« bie Shtnft tyertior»
gebracht, «ber bie 6 Söefdjreibung be« Älotitift. muß bom 2)eclamator notfjwenbtg
gelefen werben, wie eine ©entenj,* ba« Ijeißt, fie läßt fid> fo wenig tanken, al«
malen.
üaffen ©ie mid) Ijier eine JReflejion fjerfefcen, bie tiielleidjt nirgenb anber« 25
$lafc finben wirb. $>ie orientaiifd|e $oefie unterfdjeibet fi(f) öoruefmtlid), wo id>
nitfjt irre, burd) folgenbe ßennjcidjen, 1) fie ift unregelmäßig im (Hangen, unb
2) fütyn aber unmaterifcf) in ber 9lu«bilbung. (Sine äljnlidje ^3efd>affcnl)cit b,at
e« mit ben SBerfen aller groffen ©eipter, ' bie in ungebilbeten unb mufenlofen Betten
gelebt. $d) ftctlc mir öor, baß bie SRegelmäßigfeit unb ©djöntjeit be« Gtonacn 30
3been finb, auf meld)e man in ber <(5oefte nic^t geraten fan, wenn wir fie nid)t 6
oon ber 9Halereti unb ©itbljauerfunft entlefmcn, unb auf bie S)td)tfunjt anwenben ;
benn ba bie begriffe in ber Xid)tfunft auf einanber folgen; fo feljen wir fo'leidjt
bie Siotfjwenbigfcit nid)t ein, biefe mannigfaltigen Steile gufamen al« ein fdjöne«
QJan$e ju betrauten, unb in ifjrer JBerbinbung <ju fiberfet)en. hingegen ift beti ber 35
3ftalereti unb Silbljauertunft, bie bie Segriffe jufamen al« ein ©an$e« barfteflen,
ba« (Bange aud) immer ba« erfte, worauf wir feljen. SHIfjier tjaben alfo bie Sie-
geln toon ber <Sd)önr)eit be« (Banken gar leicht" erfunben, unb Ijeruad) per Prin-
eipium reduetionis auf $oefie unb fflerebfamfeit angewanbt werben fönnen. @3
1 [t>ec6enett au*] m [= mo4t) * wenn [nagtrdgHdj eingrf Qgt] 1 [t)etbfn«rt au»] ber feilte im
• [oeibeffert au«) bie 1 [oetbeffert aus] bei) ber • Senden», [öerfajrieben ^f ] ' (oerbeffert
au«] mit allen groffen «kiffern, ' [au« einem unteferli<$en »ort uerbeffert] • [borb,erl niajt
[burd^ftriaienl " gar (eiefit [nad^trägli^ eingefügt]
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368
laofcoon.
folget hieraus, bafc «ölfcr unb Reiten, bet) unb in welken bic SMaleret) unb ^ilb-
hauerfunft nid)t in ttufttame ift, auch in bet ^ßoeHe unb «erebfamfeit oou bet
Schönheit beS ©an^en fc^r fchmachc Begriffe haben inäffen. 2?ie Hebräer fönten,
oermöge ihrer SReligion, roeber Waleren norf) Silbhanerfunft hoben. Mud) twben
5 ihre Poeten unb Siebner feine richtigen begriffe oon *ßlan, Wnorbnung, SScrtfjeilung
beS LMdjtS unb ©d)attcnS, u. f. w. aber bie ©riechen — ?
(Eine ähnlid)e ©efdjaffenhcit h fl t es mit bem 9Walcrifd|en in ber Ausführung,
©er an feine »erbinbung ber ftünfte benft, unb bie ^oefie ganj allein »or Äugen
l)at, wirb in einet Sd)ilberung Büge bereinigen, bie fid) eiuanbcr febr frembe finb.
10 ßr wirb ben $feil trunfen Dom' «lute fenn laffen, er wirb baS Sdbwerbt öwtteS
anreben, ffehrc in bic ©d)eibe jurflt! rafte adba! @r mirb baburd) füfju, aber
unmalerifch werben, ©eine Seele fjat bie ^ertigfeit nicht, ihre Grbicbtungen fid)
in netten unb ausführlichen Silbern ttor $u ft eilen, benn biefe ^ertigTeit erlangt
man nur burd) bie ©efantfehaft mit ben SJieifterftflden ber SMlbfjauerfunft unb
15 SRateren, mo jebe (Srbidjtung oon allen Seiten beftimt fenn mufj. SWid) bünft,
bie neuren Didjter haben baS Srfihne unb Unbeftimte in ihren ©rbiebtungen oon
ben Crientaliem entlehnt.» Unfere länaer, SJilbbauer unb Did)tcr behanbeln Oer*
fchiebene Sujets. (£S ift fein Wetteifer unter ifmeu, bie nemliche $anblung burd)
ocrfdjiebene SRittct nadjjuabmen. Daher bie Münfte fid) einanber feiu 2id)t mit*
20 theilen. ©üblich Oerlieren fid) unfere Dichter ganj unb gar in baS Unfidjtbare,
in baS SReid) ber Spefulation, mol)in ihnen feine anbere Sfunft folgen fan, mo
nur Sdjattenbilber oor unfern ftugen fchc^cn, unb berfd)Winbcu, beoor mir ihre
mahre ÖJeftalt erfennen, mo mir uns alfo begnügen müffen nur einige 8öflc
ju berühren, unb alles übrige wie in einen Wctber verfließen, unb unfentbar
25 merben su laffen: — SBoUen mir eine foldjc ^oefie malerifd) nennen? [Wen*
belSfohn.]'
I.
(Sutern ieben enblid)en Dinge fflmt eine breöfache frorm ju. (Sine in bem
©eifte beS ffünftlerS, ber eS herüorbriugen will, bie smote* in ber Statur ber
30 Dinge, alwo fte mit ber Materie Oerbunben ift, unb bie i? e & t e' in bem ©eifte
beS 33etrad)tenbcn. — Die erfte ftorm ift allezeit bie* ootlfommenfte, unb fte
macht baS 3beal beS ftünftlerS, ober baS fubjectioe ftbcal aus.
Das objectioe 3beat ift baS maximum ber Schönheit. Die 9?atur hat eS
im ganzen SBcltafl erreichet, unb eben bcSwegcn in allen ihren feilen nicht er*
35 reichen fönnen. 9lud) war bie Sdjöuheit nicht ihre £muptabftd)t, unb fie hat
fehr oft ber SJollfommenheit, ober bem Outen unb 9?üfclichen weichen müffen.
DeS ftfinftlerS Slbfidjt gehet blo* auf bie Schönheit, unb 3mar nid)t meiter
alö auf bie Sd)önl)eit eines ifolirten JheilS. Daher mu§ er bem 3beat näher
fommen, als felbft bic Watur. (5r muß @. bie gigur einer jugenblid)en ^erfon
' (oottifr) ffljrt [bur^ftti(f)(nj ' [bafjinierl %f)tt $oe{ie ift tfifrier iburdiftri^en) 1 [5>ie fol«
genben SSemcrfungfii 9RenbfUfo^nS flehen auf einem beigelegten faalben Soaen blauen tßapieri]
4 lanfcfjeinenb oerbeffert aai) jioeite • [oerbeffert au«] britte • (oerbeffert au4J ba«
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laoftoon.
,169
fo öorfteHen, 1 wie fic bon ber Statur* herborgcbracfjt worben wäre, wenn btc Schön-
heit biefer einzelnen $erfon ihre #auptabficht gewefen wäre.
9f« sufammengefefoter eine Schönheit ift, befto weniger fan iebeS bon ihren
Reiten ba3 ^beat erreichen, ba$ ihnen jufommen würbe, wenn fic B ifolirt wären.
(Sine einzige Sinie erreichet 4 baS Sfbeal, wenn fic bie SBtnbung ber 9Bcflenlinic hat; 5
Sn $ufammcngefe$ten friguren hingegen mufe bie Wnorbnung beö ©anjen eine
fotcfje SBeflenlinie ausmachen, aber jebe einjclne Sinie entweber mehr, ober weniger
gewunben fean. $aä $beal fömt, Wie bie Schönheit überhaupt, Dorjüglid) nur
ben formen törperlicher 5)inge ju, transcendentaliter hingegen haben auch ©e-
banfen, färben, £öne, Bewegung unb ieber SluSbruf innerlicher ©mpfinbungen 10
it)re Schönheit, unb folglich, ihr Qbeat.
II.
(SS fömt in ben frönen fünften nicht wenig baranf an, ob bie lefete
Sorm folcbe «Uber finb, bie leicht in baS ©ebäthtntS prüf fornmen. $ie ^b,an-
toSmota f deinen in folgenber Orbnung an Deutlidjfeit abzunehmen. 1) Umriffe 15
ber Figuren unb ßörper, ober überhaupt förperl. ftorme. 5 2) ©ebanfen. 3) ©e-
wegung. 4) t$axbc. 5) SchaH.* 6) (Energie unjerer innern Strafte. (Schmer^, SBol-
luft, »egierbe, Seibenfehaft u. f. w.) 7) finlictjea ©efüfjl. 8) ©emd). 9) ©efchmaf.
%k <Scb,önb,eit fömt, ber erflen unb urfpriingtichen Eebcutung nach, nur
ben förperlichen gönnen p. $a bie ©emegung ber Äörper bureb, Linien gef<^iet|ft; 20
fo war e3 natürlich auch °" ^Bewegung Schönheit p auftreiben. SJiau läßt in*
beffen auch ben ©ebanfen, beu Farben unb enblich auch ocm Schalle, wenn er
einen ü&on augiebt, Schönheit p fommen. hingegen 7 ift bie Schönheit 8 bc§ $one8
fchon etwas ungewöhnliches. SJon ber (Energie unferer innern Kräfte fagen wir
nur, baft* fie moratifch fd)5n ober häßlich finb; 7. 8. 9 aber fönnen 7 fanft unb 25
rauh, 8. 9 aber angenehm unb mibrig/ 0 aber nicht fchön unb häßlich fetm.
SRit bem Steide ift man fo berfehwenberifet) nicht gewefen. Steifcenb ift nur
bie S et) ö n h e i t ber^otme in93emegung, benn btefe erregt in und baS Ser-
langen fte wieberholt p fehen, reifct unS pr Wufmerffamfcit. ©S giebt auch
einen f in liehen Sieifc, ber nicht au$ ber Schönheit entfpringt, unb biefer fömt 30
fo gar bem ©efchmaf p.
III.
2>ic Schönheit, in fo weit fie tranfeenbenial ift, b,at allgemeine Siegeln,
in welchen" ftormc, ©ebanren, Bewegung, £öne unb Sorben übcreinfommen. ,,
Xiefe finb SJiannigf., Ginhcit, SBohlgereimtheit, Orbnung," Neuheit, fiebtjafHgTcit 35
u. f. w. Xicfe allgemeine Siegeln laffen fich auf alle frönen' * ftunfte unb SB.
auwenben, unb fönnen au$ einer in bie anbere übertragen werben.
hingegen finb fie unterfchieben 1) bermittelft ber bezeichneten Sachen, 2) Oer»
1 (oec&efiert au4) barfteüeii, * (uetbeffert aus] fie [?| btc Watur • baftinter] fte [buttfiftridjen]
4 [»etbeffetl au*] Cfinjelue fiinien erreidjen * [fo rfflcluiäfjifl $M • [anfdjetnenb oerbeffett au*]
Ion. ' [uctbefictt au*] 3«beffen ' (babjnterl frfjon (burt^ftridienl • [oorljer] in (burd)f»tirf)eii]
* [betbeffett aus] 7. 8. 9 aber fönnen angenehm nnb mibeig, '' in roelrfjen [oerbeRert aui) bie
[betbeffett ou*] gemein b,aben. " ßtbnuno, (na(b,ttäflli(ft eingefflgt] M ibotjintetl unb (burd)*
Prisen]
ß e f f i n i . fÄmtlidie ©Stiften. XIV. 24
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370
laoftoon.
mittelft Der 3eid)en. bezeichnete Sachen finb enttoeber dornte, bte leicht tn§
dJebflchtniä jurüf fomnten, al$ fflebanfen* &igur unb ©etoegung, ober ntd^t leicht,
ald Orarbe unb 340(1/ fte finb entroeber ftagleichfencnb ober aufeinanberfolgenb.
Die fleidjen f ino natürlich, ober ttntlführl. aagleichfenenb ober aufeinanberfolgenb,
5 taufebeub (inbem fic un$ ben ©d)etn als eine fBirflicfjfeit oorficflen) ober nidjt
täufebenb, brilfen auef) fcanblungen, Witten unb ©eberben, ober nur CmpfinDungen
aus, unb biefe Gmpfiubungen ftnb enttoeber Neigungen unb Setbenfdjaften, ober
bloS finlirfie SJorfteflttngen, enblid) finb bie $eicben aiitr) mehr ober weniger lebhaft.
3Me Xidjtfunft bebienet fid) auf einanber fotgenber Seiden.* Xo fie aber
10 toiflfübrlid) 4 unb mit ®ebanfeu oeibunben finb; fo fomnten it)rc grorme leicht in
bas (WebächtniS $urüf, unb fic oerbinbet ade gute (Sigenfcfyafteu be$ Sdjöncn. ©ie
fan förderliche ^orote unb 93eioegung ausbrüfen, ift ber Sllufton fähig, brüft*
fcanblungctt, SRinen* ®eberben unb äße Hrten bon (£mpf. auS. $ie ßebhaftigfeit
ber giubrüfe erhält fie buret) SKufif unb Janafunft.
15 $ie SRalercn b,at förderliche ftorme, unb 1 einen getoiffen Slnfdjein ber 83e*
Regung $u ihrem ÜJegenftanbe. 3h** 3eichen finb augleicbfenenb natürlich,
fcfjenb, brüten aud) fcanblungcn, SRinen unb ©eberben, 8 uub öcrmtttelft biefer
Seibenfdiaften aus.
%\t ©aufunft r)at nur* förpert. ftorme jum ©egenftanbe. 5)ie Qtid)tn
20 ftnb natürlich, augleicbfcnenb, nid)t tättfehenb, brüfen nur fmttche ©egrife, ohne
Neigung unb Gmpfinbuitg au«.
SJhtfif. ücr ©cgenftanb ift oorübergehenb unb läfjt leine beutlidje $hon-
taSmata $urüf. Die 3?i<hcn f»nb natürlich, aufeinanber fotgenb, feiner Jäufdnmg
fähig, fötinen aber bie ^Kufion ber ^Dirrjtfunft unb ÜJanafunft, burd) bie bermehrte
25 fiebhaftigfeit ber Smpf. unterftüfeen; brüfen toeber $anbtungen noch SRinen unb
GJeberbcn, fonbern blos ©mpfinbungen, unb jmar fo roohl finnliche ^Begriffe, als
Neigungen uub Üeibcnfchaften aus, befi&en ben höchften ®rab ber Sebhaftigfett. 10
$ie Sanjfnnft hat bie ftorme in ^Bewegung junt ©egenftanbe. 3h" «Seichen
ftnb natürlich, augletchfeneub unb aufeinanber folgenb, toie ilir Oegenftanb, fönen
30 täufd)cn, brüfen .^anblungen, TO inen, ÖJeberben unb oermittelft biefer Neigungen
unb Sei benfehaften aus. ®a ihre ftormc aber oorübergehenb unb ihre 3*'<h en
natürlich finb; fo lägt fte feine fo beutlidje $h<"tta8iuata &urüf, als Maleren
unb $id)tfunfr, ftehet auch an fiebljaftigfcit ber GSntpftnbung ber SRuftf nad), unb
bebient fid) ihrer .£>ülfc."
35 $ie ^arbenfuuft fömt mit ber SRuftf überein, nur baß ihr (Segenftanb fort*
bauernb ift, unb fie feine'* (Sin pfinbungen, fonbern nur ftnlidje begriffe erregen."
Ob fte gleid) felbft nicht täufd)en; fo unterftüfcen fie bie Süufion ber analeren.
1 (Bebauten (nadjträalid) eingefügt) 1 [batjinter] bie 3ei(f)m finb natürlid) obet tointfltjrliä [burc^-
ftrirf»eiij 1 [oetbeffert aui) M ioiHtü^tIi*er ^t\d)tn 4 [baftinter] finb (burtftftriöjenl 1 beutet
[$f.] ' [bahntet] unb (burdjftri^cn] 1 (oerbeffert aud] ju 1 ibabjnler] au«, Ibur^firi^en]
• nur [nadjträftlttb, eingefügt] '* befttjen . . . üeb!)aftifl!eit. [nadjträfltitft eingefügt] " fteb>t
aud) . . . ^fitfe. [narf)irdglid) eingefügt] [berbeffert au*] feine : * liuo^I örrfdjrieben für] er»
reget [Dodj fteM aud? im folgenben ©afee bie SRefjrfcit]
laohoon.
371
5>ie $M(bt>auerhinft ^ot mit bcr SKatercij trieteS gemein, nur mu§ fte ohne
$ütfe ber färben täuben, unb ben 1 geringen Sd>ein oon SJetoegung öcrmei-
ben. 1 [9Kenbelöfo^n.]
4, 8
(5ine8 öon ben perfpectibifchften ©fcirfjnifecn ift ba§, roo ,§o» 5
mer* ba£ @d)Ub beä Wchittcä, ober bietmehr bereit &lan^ mit bem ©fan^e
eines 5cuer£ vergleicht, 4 baä 5 Don einfamen bergen im ©türm behafteten
Seefahrern leistet. $od) finb ^ier mehr bie Derter aU bie Zeitfolgen
hinter cinanber gefteffet.
dviag ineua aaxog fieya xe, gißagov xe, 10
'EUexo, xov ö* dnavev&e aeXag yevex', faxe fiyvrjg.
'Qg ö' bxav ix novxoio aeXag vavxyoi faveirj
Kaiofievoio nvQog, xo de xaierai bxpoS' ögeoipi,
2xa&fi(i> iv ötonoAtp • xovg (T 6 övx i^eXovxag deXXai
ITovxov in ix^voEvxa (piXcjv änavev&e (pegovaiv. 15
$er ©lana be3 SchilbeS, ber 93orgrunb ; bcr OMan j ben bic Schiffer er*
btiefett, ber ^mehte; ba$ fteuer auf ben Berßen, luetrfjeg biefeit ÖMaitä ber-
urfarfjt bcr britte ; bic greunbe oon welchen fic fern auf bem SWeerc herum
getrieben werben, ber biertc.
* Iliad. x. v. 373 u. f. 20
5. 7
ÜRach bem, tvnS wir in unfern münbftchen Untcrrebungen auSge*
macht h«oen, berbeftere ich meine (SintheUung ber Gtegenftänbe ber po-
etifchen unb bcr eigentlichen 9ftahteret) fotgenbergeftalt.
1 [uerbeffert au«| allen ' [berbeffert au*] entbehren.
* [9ir. XI ber $anbf<briften, ein Blatt flein 2«, Don bem nur eine bolbe Seite mit grofsen, beut*
lidien Buä)ftaben befefjrieben ift; iu«ft gebrutft 1788 in bec jroeiten «uflage be« „Cartoon", S. 36»;
bei Tempel (@. si4) a(« «r. 20 gejäblt. f)a« Blatt enthält nur ein Beifpiel ju bem odjten «b»
frfjnitt Don 9Jr. 8 (ogf. oben €. 354) unb ift Wobl jiemlidi gleidjjteittg mit ober balb itaef) biefem
«bfdjnitt gefefirieben, noch beuor bie Berliner Sreunbe ibre Siebenten gegen fieffing* ^Inftdit au««
gef»rod>en hatten, alfo wobl noeb im Srühting 1768.] * »ergleitbt [febft £f.] • baß (oerfchrieben
* [Kr. VI ber $anb{<6riften. ein Bogen Kein 2", alle 4 Seiten balbbrüdjig mit groften, beut(id)en
Budrftaben betrieben; juerft gebrutft 1788 in ber aweiten Hiiftage be« „Caoloon", S. 315-319;
bei t>empel (@. 295-297) ata «r. 18 gejdbtt. Sier Cfntmurf tnütoft unmittelbar au S?etibel«fo$nS
Bemertungen jum britten «bfänitt oon Sir. 3 (»gl. oben <S. 844 f.) an, weift aber jugleid) mit ben
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372
laohoon.
$ie SJcaljlereg fc^tlbcrt Sörper, unb anbeutungSmeife burd) Äör*
per, ^Bewegungen.
$ie ^oefie fdjilbcrt ©etoegungen, unb anbcutungä SBeife burdj
©emegungen, Äörper.
5 (Sine Steide oon SJemegungen, bie 1 auf einen ©nbjmccf abfielen,
fjei&et eine §anblung.
$iefe föeifje uon Eetoegungen, ift entmeber in eben bemfetben Kör-
per, ober in oerfäiebene Störper oert^eitet. 3ft fte in eben bemfelben
ftörper, fo mill id) cä eine einfache .ftanbtung nennen; unb* eine
10 collectiüe §anbluug, wenn fie in mehrere Äörper oerttyeilet ift.
Xa eine SReifyc oon ^Bewegungen in eben bemfetben Körper, ftd)
in ber $eit eräugneu muft; fo ift eS flar, bafc bie 2J<af)fcrcn ouf bie
einfachen £>anblungcn gar feinen 9lnfprud) madjen fann. <Sie Oer*
bleiben ber tßoefie einzig unb allein.
15 $a hingegen bie oerfcfyiebnen Äörper, in roeldje bie SReilje oon *8e-
toegungen oertljetlet ift, neben cinanber in bem Staunte erjftiren müfjen;
ber 9taum aber ba3 eigentliche (Gebiete ber SOcatjlerety ift ; fo gehören bie
collcctiuen #anblungen 8 notfjtocnbig $u iljren Sßortoürffen.
9lber werben biefe collectiüe ftanblungen, beäwegen weil
20 fic in bem 9taumc erfolgen, aus ben SBorWürffen ber poetifd)en
Watymt) au^ufdjttc&eu fetyn?
Stein. $enn obfdjon biefe collectiöen #anblungeu im 91a um e
gefdjefjen; fo erfolget bod) bie SBtrfung auf ben ßufdjauer in ber Qe'xt.
Ta8 ift; ba ber föaum, ben tuir auf einmal ju überfein fäljtg finb,
25 feine ©djranfen f)at ; ba mir unter mannigfaltigen Reiten neben einanber
uns nur ber mentgften auf einmal lebhaft bcwufjt fetm fönnen: fo nrirb
3eit baju erforbert, biefen gröfjern föaum burefouge^en unb uns biefer
reidjern 9Jcannigfaltigfeit naef) unb nadj bewufjt ju toerben.
ffotgtid) fann ber $id)ter ebenfowof)! ba3 nad) unb nad) be»
30 fdjrciben, wa$ idj ben bem Wlafyex nur nad) unb na d) f ef)en fann;
fo bafi bic collect! uen $anb(ungen D0 * eigentliche gcmeinfc^aftlic^e
(Gebiete ber 3Walj(cm) unb ^oefie finb.
erften Söorten auf milnblictie Unterrrbunflen £effingd mit ben SBerliner ftreunben bin, bie Wir n>ol)(
Moeifrllo« in bie 3eit feine* ^otsbamer SCufentbaltee, in ben 3uli unb «uauft 1763, ju »erlegen
hoben. Xemnadj bilrfte unfet tSittnmrf enttveber nodj in bie $ot9bamer Somtnerwodjen ober in
bie ndcbftfolgenbe fleit, ben fcerbft 176» ober fpdtrftenft ben fBinter 176SM, faden.] 1 (babinteri
unter fi<& lbiir4>ftrid>en] • [öorber] ift fie ober [burcfcfrridjen] • [babinierl bod) [burdjfirtdjenj
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Xaohtmn.
373
<3ie ftnb, 1 fage id), U)r gcmcinfc^ofttic^eö (Gebiete, baä fic aber nic^t
auf einerlei 5trt bebauen fönnen.
($efefct aud), bafj bic Betrachtung ber einzeln Xfytilt in ber ^ßoefte
eben fo gefchtoinb gefcheljen fönnte, als in ber STla^ereti: fo faßt bod)
ihre SSerbinbung in Jener toeit jdt)tt»erer als in biefer, unb ba§ (^an^c 5
fann folglich in ber $oefie öon ber SBirfung nicht feön, aU e$ in ber
fahleren ift.
2Ba3 fie baljer am ©an^en oerlteret, mufj fte an ben Stetten p
gewinnen fud)en, unb nicht leicht eine coltcctioc #anblung fdjübern, in
ber nid)t jeber Sfjeü für fid) betrautet fct)ön ift. 10
$iefe Sieget brauet bie Sffca^Ieret) nicht, ©onbern ba bet) ihr bie
SSerbinbung ber erft einzeln betrachteten 2 XtyiU fo gefdjtoiub gefd)et)en
fann, bafe mir nrirflich ba3 ©an^e auf einmal 31t übcrfefjen gtauben: fo
mufc fie oietmet)r fid) et)er in ben feilen als in bem ©anjen oeruad)*
längen; 8 unb e3 ift ihr eben fo erlaubt als guträglid), unter biefe Streite 15
auch ntinber fdjöne unb gleichgültige Steile $u mengen, fobalb fie $u ber
SBirfung be$ ganzen etroaS beitragen fönnen.
$iefe boppelte Siegel, nehmtich, bafj ber ÜJla^ter bei) SSorftellung
collectibcr ^anblungen mehr auf bie Schönheit be§ ©anjen; ber dichter
hingegen mehr barauf fct)cn muß, bafj fo oiel möglich jeber einzelne Xtyit 20
fdjön fet), föricht ba£ Urtheil über eine Spenge ©emählbe beS $ünftler3
unb be8 Richters, unb fann bet)be in ber 2Baf)l ihrer SSornntrffe ficher
leiten.
3. @. Singe lo hätte ihr ju Solge fein jüngfteä (Bericht mahlen
fotlcn. Seicht 3U gebenfen, nrieöiel biefeä ©emählbe, burch bie öerjüngten 25
$imenfioncn bon ber (Seite beä Erhabenen 4 bcrlieren mufj ; ba ba3 aller-
größte bod) notf) immer ein ^üngfteSgcricht en mignature ift : fo ift e$
gar feiner frönen 3lnorbnung fähig, bic auf einmal ins Äuge fallen
fönnte; unb bie attjubielen Figuren, fo gelehrt unb funftreid) auch eine
jebe für fid) felbft ift, berhrirren, unb ermüben ba3 Sluge. 30
$>cr ft e r b c n b e 91 b 0 11 i $ ift bei) bem © i 0 n ein bortrefflidjeä Öle*
mählbe. Mein idj äiueifle, baß e§ einer fehöuen 9lnorbnung unter ber
§anb be$ 2Jcaf)ler3 fähig ift, ioenn er, ich »Pill nidjt fagen alle, fonbern
1 |oecbef|ert aud] <&i ift * erft eingeht betradjieten (feitfte urfprünglifl] 1 (toerbeffert au»] fie
| triebet Mrbeffert au8: ec(?)J öielmelje eijec einen I$eil, al« ba« gaiije Mtnac$ld6iflen * (tt-
b^abenenen |wrf<$rieben $f., batyntexl erhabenen [burdjfttidjen]
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374
laoRuon.
nur bic meiftcn 3iige be3 3)id>ter3 bebbeljalten Witt. $ie um il)n Ijeulen-
bcn £mnbc, ein fo rü^reuber £ug bet» bem $id)ter, würben unter ben
Siebeägöttern unb SRnmpljen, bünft midj, einen frfu'ccfyten ©ffect ttjun.
6. 1
5 SSon ber Scfjönljett ofme ©emürtjSgabcn. p. 127. CVII.
yegag bei) Rettung bei* 93eute, wa3 ben Königen beü (Seite ge-
fcfct War p. 146. CXXX.
SBom ©cfjmung be3 #aar3 beti ben ÖJriedjen, $u Erläuterung ber
Stetle bet) ben ©rieben p. 314. VI. 2
10 S3on ben Sehern beä Gf)oeri(u3 in 2lnfef)uttg ber (SHeidmifee. p. 334.
XXXVII. 8
Sßon bem unpafjenbcn ber $omcrifc$cn QHeidjnifje. p. 336. XL.
$Bon einem 3unaljmcn ber Sofratifer. p. 391. CXI.
Antwort beS Meranbera p. 479. CXCVII.
15 Jßon bem anbern Dictionario Oratorio p. 496. CCXI.
T. II.
SSon ber 33finbf)eit beä Thainyris. p. 633.
Sßon bem 9tireu* in Anfefmng ber 2lbinaf)lung [?] oon ifnn unb
bem SfjerfiteS. 678.
20 SBon ber ©rbidjtung mit bem $rote|Hau3 unb 9lcfnlle$. p. 695.
SSon bem ÖJefcfjret) be3 tßfntoftete. p. 706.
$8on ben Sßugmäen mit ben Sifliputern be£ <Sct)toift ju öergfei*
cf)en p. 811.
' [fit. XXI ber $anbf Triften, ein Heiner Settel, nur auf einer Seite mit fliidjtigen. unbeutlidien
»udiftaben betrieben ; juerft bei £cmpel S. 320 gebrueft, t)ier als SRr. 27 flfjöblt. Die elften ad)t
Seilen ber $f. (im Solgenben r»— 15) finb einjeln burdjftridjen. 2>ie Stufjfidjnungen fieffina,«
bejie^en fief) auf ben Äommentar beä 8uftatf)io3 gur ^lia* in ber breibänbigen, mit einer laleini»
fd)en Überfc&ung »erfe&cnen 9lu«gabe bon «[ejanber «olitu« (Slorcna 1780-1735). Unb jmar er«
ftretfen fie fidj nur auf b-.e erften brei SBüajer ber $lia$. %tuf baä erfte Sud) getyen bie beiben
erften SBemcriutigcn, auf baö sroeite mit bem Sdjiffötatalog ade folgenben, nur bie legte auf ben
«nfono be« britten Sudjä. £a ber folgenbe ßntrourf 'dir. 7 gleid) in ben erften ©orten (»flL unten
S. 375 3. 5 ff.) auf bic oorie&ie SJemerlung untere« fettet« bjnweift, mu§ biefer bor 9ir. 7, alfo
foäteftena im «Sinter 1763/4 gcfAricben fein. SSicl früber aber wirb er eben wegen biefer <Srtoä>
nung be« „^biloftet" taum entftanben fein Tönnen. Sie übrigen bier JBIfitter, bie unter ben £ao»
toonpapifreii mit unferem Settel 311 SRr. XXI aufaminrngelegt finb, [feinen einer etwa« späteren
Seit anjugeljöreii ; togl. unten Mr. 9—12.] ' [Sie ©orte bejiet)en ftd) auf Hiad. II, 11 xaQT]X0fi6-
<avta$ 'ÄxaiotJg] ' XXVII. i£f., bei guftatbjo« ift ei aber «abitel XXXVII.]
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laonoun.
37 fi
7. 1
1. «bfänttt.
2Sinf elmannS Xejct. p. 22.
Slnmerfung über be* ©otofjotteS ^fjUoftet. —
1) $iefe$ ©efdjren ift eine l)tftorifd)e 2Bal)rf)cit. Sagen bafe 5
clamor Philocteteua* ju einem fprtdrtoörtttdjen 9lu3brurfe ge=
toorben. v. Eust. T. II. p. 706.
2) @opl)otte£ (äfjt if>n aud) in feinet Sragöbie fo fdjretien.
2Inmerfnng über bie $ür$e be£ britten StftS.
3) @d)ret)en war bett ben 2Uten ber WuSbrucf ber teibenben 9ta- 10
tur, unb fein 3eidjen einer tveibtfd^en Uttfeibtic^fcit. Betjm
Horner fdjreöen bie größten gelben, BenuS unb fetbft Wlaxä
jdjretyen.
(Sin gleiajeS öom SBeinen. SKcine Sßermutljung toavurn ?ßrt-
amuS ben feinigen beti bem ©egräbnifje 51t meinen verbietet. 15
4) 3)tcfe Unterbrüdung ber 9totur ift ein ftenngeu^en ber Bar-
baren; ein 3eidjen beS $elbenmutfj« ber norbifdjen Sötfer;
©jempcl aus bem BorridjiuS.
Rettung beS Virgils.
Solglidj t)otte Birgit bie 9?atur unb ben Horner bor fidj, 20
menn er feinen Saocoon jenes erfdjrcflidjc (Mefdjien ergeben läßt.
$er Bitbfjauer inbefc läßt iljn feinS ergeben; baS 8 ift maf)r. Unb
nun entfielet bie %t(iQc f tueldjer I)at bie fernere 9*atur gewidmet?
Betobe; unb man fjat nid)t aus ber Beobachtung beS Büb-
t)auerS ben $id)ter, ober aus ber Beobachtung beS $)idjter3 ben 25
BUbtjauer ju üerbammen.
1 (9lc. XVII ber $anbf Triften, 3 glättet Kein 4*, batton 5 Seiten meift balbbriicftig mit Tteinen,
flüchtigen unb ntcijt leiten unbeutlicfjen Qudjftaben betrieben ; auerft bei $empet S. 244-250 ge«
brudt, fiter ali «r. 2 gejäblt. Die beiben erfteu Hbfcbnitte be* (Entwürfe* fmb, wie S. 376, 8. 33
im ^olgenben beweift, ju einer 8f»t gefdjrieben, al>3 üeffing bon ber beoorflebenbett iBeröffentlicbung
ber ffiinctelmann'fcften „«efebitftte ber ftunft be* Altertum*" bereits gebart, baä SBerr felbft ober
nodö ntc&t &u Oeficfjt belominen fjatte, alfo wobj im SBinter 1763/4. Denn SBinctelmaimä Söerf ift
int SJlefjoerjetcfjni« oon 9Rirf)aelid 176 J jwar unter ben erfcbieneiieu tBürfjern genannt, würbe aber
in SBirtlicfjleit erft gegen UBei&nacftten ausgegeben unb fer/eint noch etwas fpäter in fieffiug* fcänbe
gelangt ju fein. Die legten vier Hbfdjnttie unfers (Entwurf* fi»b mit anbrer lintc unb fteber al*
bie beiben erften, bodj cbenfo fluchtig gefdjrieben unb fegen bie Äenntni« ber „®efd)«djte ber ftunft"
öorau* ; ibre (Eiitficbung fällt baber wa&rfdjeinlid) jwar nidjt Diel fpäter als bie ber oorausge&enben
Sage, aber boa) roobl erft etwa in ben Srübling 1761.] • Philoctous jöetf eftrieben $f.] ■ |oer»
beffert au«] ba&
376
(£3 ift roaljr betjbe unb benbcr fünfte haben biet MefytUcfjfeit.
$tbcr auch oiet UnäfjnUcfjeS ; unb roett man biefe^ nicht gehörig
crroägt I)ot, weit man jene allgemein machen tooflen, finb biet
lingefunbc Gritifen entftanben. Scber fyat feine befonbern ^ö^ern
5 9tegetn, bie er nie au8 ben Äugen fc^en mufe, unb bie ihm in bem
befonbern gang oerfdjicbnc SBegc treten lafjen. 1
SHegeln be3 SöitbhauerS:
1. £ie (Erreichung be3 Sichtbar ©gölten unb (Erhabnen. —
(Erläuterung burd) bie Opferung ber Stytygcma be8
10 SimantDcS.*
. 2. $ie Beobachtung eines fünftes über metchen bie (Ein-
bilbung noch ^inauSge^en fann.
(Erläuterung btefe£ fünftes au8 ben ®emirt)lben be£
SimomachuS.
15 SBermutfjung in meiern fünfte Eaocoon genommen toorben.
$a Jßirgil biefen *ßunft niebt beobachten bürffen, ba er auf
feine (Erreichung bc3 fidjtbaren ©chönen mit fefjen bürffen, fo
burfte er unb mufjte er jene clamores horrendos mit au«-
brüefen.
20 2. Slbfchnitt. 8
SBon ben SWciftern biefcö SSerfS.
2>ie Beit in roctct)cr fic gelebt ift unbefannt.
2/ceine Sßermuthung, bajj fic ben SSirgil nachgeahmt hoben tonnen,
unb alfo unter ben erften Käufern gearbeitet.
25 1. *ßliniu3 fcfcet fie mit fotct)cn neuem Äünftlern in eine
Glaffc.
2. ©ic ftcllen ben Saocoon bor anber3 als ihn bie ©rie*
chifchen dichter fchilbern; anbcrS als i'neotohron, anberS
als Ouintug (Ealaber.
30 3. (Sie folgen einem Umftanbe, meiner eine eigne (Erfinbung
be£ SBirgUd 51t fetm feheinet.
3$ abftrahire oon ber ^iftorifc^en 935ar)rr)cit biefer SBermuthung,
btc SB. in f. &. b. Sftuift oerntuthlich aufflären toirb. 4 3$
• lagen [febU $f.J » erläuterung . . . Simantbe*. [nachträglich eingefügt] • [«irr beginnt
bo« a»eite 8(att ber $f.] « bie «8. In f. ®. b. «unft . . wirb, [nadjträglid) am «anbe beigefügt,
boeb mit berfelben gfeber unb Jinte gefdjrieben]
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Xaofcoon.
377
tritt fte bfofe aus einer 9$orau3fefoung beleuchten, um 1 ben Ticfjter
unb SBilbfjaucr in einerlei ©egenftanbe Dergleichen $u fönnen.
1. SBorin ber SBilbfjauer bem SBirgtf gefolgt.
2. SBorinn er tum ifun abgegangen.
3. Erläuterung aus neuen Tupfern, bie ben bem Virgil ge* 5
nau geblieben.
4. ©ebanfen tote überhaupt bergteic^en Äupfer einzurichten.
3. Slbfcfmitt. 2
I. #err 23inf. felbft ^at eS in fr. <8e. ber ®unft eingefehen, bajj
ber 33ifl>haucr ju biefer 9tufje megen ber beti$ubelja(tenben ©ajön- 10
fjeit üerbunben gemefen, unb bafj biefe fein ©efefc für ben $id)ter
p. 167. befonberS 169.
93en Gelegenheit feine S3ermutf>ung toorn ^Hottet p. 170. meine
93erbefjrung be3 $Üniu3.
II. hierin finb mir einig, aber befto meniger megen ber 3eit ber 15
ffünftfer be$ Saocoon. Erörterung meiner Meinung, Sie ©eine
grünbet fia) meitcr auf nichts a(§ auf bie Sortrefliajfeit be3
28erf§.
SSermut^ung au* bem inoitjoe.
4. 5. ttftfcftnitt. 20
SBeiterc Erörterung bafe bem ®icf)ter meit mef)t erlaubt feto ate
bem 2Raf)fer: 8
4. in Stnfefmng ber £>efeUcf>feit unb be3 Säuerlichen. Ejempef be§
$t)erfite«.
5. in Slnfetjung bc8 Edel« ; Ejempel be$ ^Hottet , nebft* ber 25
@ceue ber hungrigen betont Söeaumont.
Xabet ber $artotoen beS Birgits.
6. 5tbfct). 5
SSöffige ÖVcrcc^tigfcit fdjeint SB. inbe§ bodj ittct)t bem Eidjtcr ttriber»
fahren ju lafjen. SBenn er 5. E. 170. fagt, fie merben ihn met)r nact) 30
ben ©runbfäfecn ber SeiSfjeit, aU nact) bem Söitbe ber $ict)ter borge*
ftetlet fm&en —
SluSleg: e3 mufj fjier roenigftenS nur bie 93itbr)auertfc^c 2Bei$f)ett
ju uerfte^n feton.
' [»orfcrl u. [burftPricfcn] • [ftter beginnt bir «üeffeite be< jiBdten Blatte*] • bem listet
fwfärieben $[.J * (»erbeffett aus] banebfl • [$ier beginnt ba« btitte »latt bet $f.J
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378
laohoon.
p. 25. 28 fd&eint er auf bcr «Seite be§ (SatyluS gu fenn, bafc ber
SBertlj ber $td)ter nad) ber 3a*)t tyrer ®emäf)lbe $u bestimmen.
SBibertegung biefer Sföeinung;
5)afe $inge in ber ^ßljantafie einen uortrefflidjcn (Effect machen,
5 bie auf ber Seintuanb ober im (Stein einen miebrigen Ijaben.
3n tnelcfjem SBcrftanbe Horner ber größte 3R<u)ler jen; unb bafi 1
TOton nadj itym ber gröjjte.
(Srfter Slbfdjnitt.
10 L
Saocoon; SBiberfegung bcr 28infelmannifcf|en Wnmerfung. 2Baf)re
Urfad>e, au« bem (Sefefce bcr ©a)önf)ett. *8en>ei3, bafj bie @cf)önf)eit baä
fjödffte (Sefefc ber alten ®unft gemefen.
IL
15 Brachte Urfacfye; au$ ber SBerroanblung be8 Xranfitorifcfjen, in ba3
S3eftänbige. $er aufcerfte Hugenblid ift bcr unfrucf)t&ar[te.
III.
$ie ©tatuc tnirb nüt bem ©emäfylbe be§ $id)ter$ tueitcr ber*
glichen. SBorinn unb toarum toeitcr betobe bon einanber abgeben.
20 IV.
SBenber Übereinftimmung. SBa^rfcr)euttic^e SBermuttmng aus biefer
Übereinftimmung, bnft bcr eine ben anbern bor 9tugen gehabt, $ie
©rieben ersten biefe Gegebenheit ganj anber3; morauS tüafyrfdjcinlicf)
wirb, bajs ber SVünftler ben SSirgit 8 narfjgca^met.
» ba* [öerfärieben $f]
* [!Ht. 1 ber $anbf driften, ein balöer unb ein ganjer Sogen nein 2*, im ganzen 6 Sritrn, von
benen aber nur bie oier erflen unb ber Anfang ber fünften mit tleinen, aber meift Icferlidjcn Sdjrift*
«iigen gefüllt finb. Die fämtlidjen «bfäfte be« erften «bfdjnitt«, fomie Hbfafc I, II, V unb VI be«
ftmeiten Hbjdjnittes Hub einzeln fdjrfig burrfjfttid)en, toobl jum Beiden, bafj fie bei ber »eiteren 9u<<
füljrung bewertet morben feien, ©tbmrft erfdjien ber (Sntnjurf juerft 1889 in £ad>mann* Stu«gabe,
33b. XI, <B. 125-12'J; bei (empel ift er alt «Kr. 8 gejäblt. Die 6rfjeibung jtelfdjen bem erften
unb jmeiten ttbfdjnitt mit {Rücffidjt auf fiMwtetmonns ftunftgefd)id>te mad)t l)ier burdwu» ben Sin«
bruet einer lunftooH beabfidjiigten GHteberung, ber jufolge felfing ffiindelmann» ffierf ebeit erft bom
jjroeiten Äbfdjnitt feiner eignen Wrbeit an beaditen mollte, loäbrenb bie öemerrungen in 9tr. 7 Biel«
mebr aCem Wnfrfreiue narf) lr)atfdrf|ficl) bor unb naeft. ber 5BeröffcnUiä)img ber „®efd)id|te ber ffunft"
niebernefrfjriebeu ivurben. ^ene fünftlirtjere ®lieberung fefct eine gereifte Seit Oer Überlegung oor«
au»; unfer Cntrourf wirb bemgentäfi erft einige 3eit nadj Ufr. 7 entftanben fein, im Sommer 1764
ober oleQeidjt fogar erft im $erbft biefe* 3abje«, al« fieffinfl fi<&, nad) feiner flranH)eit wiebet an
bie «rbeit madjte.] 1 [oerbeffert au*] ben ©rieben
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laohoon.
379
V.
©in ©pcnce bürfte fcfjmcrltc^ meiner 2J?einung feün. 8ein fettfameS
Softem, bet) roeld)em alles Sßerbienft beS 2>id)ter3 Oertoren gefyt. SBemeife
roie wenig er fcon bem befonbern (Gebiete ber ättafyleret) unb 2)ict)tfunft
toerftanben 1. an ber roütf>enben SBcnuS 2. an ben aßegorifdjen EBcfen. 5
VI.
Gin GatjtuS Ijat ben $idjtern meljr ©eredjtigfcit nrieberfatyren lafcen.
Gr befennt e$, bafj bie $ünftter ben 3)id)tern oiet p banfen fjaben, unb
nod) meljr $u banfen fyaben fönnen. Seine ©emäfjtbe beS #omer3. Gin=
rourff roiber bie aufammenljangenbe Sofge berfelben, aus ben unfidjtboren 10
6cenen be3 5)ict)tcr3.
VII.
SRi&bcutung, roeldjer bie SRangorbnung untermorffen, bie GattluS
unter ben 2)tcf)tem narf) ber Spenge iljrcr ®emäf)lbe madjen toitt. Gr
Ijat nid)t nnterfd)ieben, roaS bei) bem Sttdjter ein ©emäljlbe, unb ma« 15
für ben WlcfyUx brauchbar ift. Gr nimt nur immer biefeS; unb jenes
bleibt immer meg tuornadj bie föangorbnung bodj nur einzig gefdjeljen
müfcte. ©emeife aus bem bierten ©urfje ber ^liabe.
VIII.
Urfad&e, roarum baS (&emä(jlbe beS 3)idjter3 nur feiten ein ®e* 20
mäljtbe beS 3Jcar)tcr3 merben fann. 3 cncr mahlet fortfdjreitenbe £>anb*
hingen, unb biefer für fid) beftebenbc SBefen. Gfembet mie Horner biefe
SBefen in $anblungen $u bermanbeln roeiS.
IX.
99eantroortung ber Ginmürfe miber baS ^omerifdje @djilb, aus 25
biefem ÖJefidjtSfcunfte. $er 2)id)ter maltet ba3 au$, maS ber ftünftler
intenbiret Ijat, unb lä&t fidj nitfit in bie ©dfranfen ber materiellen ®unft
einfdjtiefjen.
3meöter Slbfdjnttt.
I. 30
SBinfelmannS ®efdn'd)tc ber ®unft ift inbefj erfdjienen. 2ob ber-
fetben. 2ßie er baS Hilter beS Öaocoon angegeben. Gr Ijat nidjt ben
geringften l)iftorifd)en ©runb für fid>; er urteilet blofe au3 ber Äunft.
^lintii* fdjeinet ba, mo er beS Saocoon gebenft, öon lauter neuern Sünft-
lern gu reben. SBiberlcgung ber 9ttaffeifdjen Meinung, bie SBinfelmann 35
nur nic^t gana 31t ©d>anben machen motten; unb marum.
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380
Eaonoon.
II.
©emeiä au$ bem Inoiei unb inoirjoe, ba& bcr Saocoon fein fo
alte« SBcrf ift. llmftänblicfie (Srflärung biefer ©teile be3 <ßliniuS.
III.
5 $ft er inbefj nietyt au$ ber $eit, in meldje ifjn SBinfelmann fefct;
fo üerbient er e3 bod) baraua ju fetin, unb bad ift genug für eine Shtnft«
gefc^id^te, bie unfern CMcfdfjmof bifben fotl. Übrigens tjat fid) SEBinfct-
mann megen ber 9tulje beä Saocoon nät)er erflärt, unb er ift meiner
SJceinung, bajj bie ©dfönfjeit biefe 9tuf)e oeranlafet fjabe.
10 iv.
©ein 2lu$fprud}, bajs bie Beuern Siebter jenfeit ben Mfyen 1 metyr
Silber fyaben, unb weniger Silber geben. Kommentar über biefe Söorte
$u münfdjen. Sßoljer bcr Unterfdneb ber öoetifajen unb materiellen Sil-
ber entfaringe. Sluä bcr 2krfd)iebcnljeit bcr Briden, beren ftcf> bie
15 9Kaljlereto unb Sßoefte bebienen. Sene im Sftaume unb natürlich; biefe
in ber £eit U nb mittf umlief). 9
V.
3n bem SRaume unb in ber 3ctt. Solgtid) jene Körper, unb biefe
Seroegungen. Sene Seroegungen anbeutungäroeife burd) Körper. $icfe
20 Körper anbeutuugSroeife buref) Semegungen. $Iu3brüdluf)e ©d>ilbcrungen
oon Körpern finb bafjer ber ^oefie oerfagt. Unb mann fie e3 tt)ut fo tyut
fic es nid^t als nadjalnnenbc Shmft, fonbern als SJcittel ber ©rflärung.
©o mie bie SWaljlereb nierjt nad)af)menbe Shmft, fonbern ein MofeeS Littel
ber (Srflärung ift, mann fie oerfdnebne Beiten auf einem SRaume öorftetlet.
25 VI.
©djönljeit inSbefonbere ift fein Sorrourf bcr $oefie, fonbern ber
eigentliche aller bilbenben fünfte, $omer t>at bie £elena nietjt gefdjilbert.
9lber bie alten 2flal)lcr fjaben ftd) jeben feiner ftingerjeige auf bie ©djön*
Ijeit 3U üftujje gcntacfjt. S)e3 &tttj:\$ Helena.
30 VII.
Son ber £>äf$lid&fcit. Sertfjeibigung be§ $f)erfite3; in einem ®e=
bid)te. Sermerffung bcfeelben in ber 2Jcaf)lereto. (SattluS Ijatte SRedjt
ityn au§$ulaj$cn ; la SQlotte nic^t. (Sinfüljrung bc3 SfjerftteS in bie &pi*
goniabe. 9cireu3 mar nid)t ber fdjönfte unter ben ©rieben. Stafjer ift
35 ßlarfs Slnmerfung falfdj, in ben ©riefen ber Sitteratur.
' «Iten [&.] • Seite im . . . wtMü$rli$. [nadjtrÄatidi ^njuaefügt]
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laofuum.
381
N.B. SBom ©del. $ie fctScorbta beljm ^etron. 1
VIII.
@djönl)eit ber mafjterifdje SBertfj ber Körper. Sotgtid) fommen
mir f>ier bon felbft auf bic Siegel ber Sttten, bajj ber StuSbrutf ber ©djän*
^eit untergeorbnet feton tntifee. $beat ber ©djönljeit in ber 9ttäf)(ereö f>at 5
bietteidjt ba3 Sbcal ber moralifdjen SBotlfommenljeit in ber Sßoefie oer*
anlaßt. £a man bofür auf ein Sbeat in ben §anblungen benfen fotten.
5)a8 3fbeat ber #anbtungen befielet 1) in ber SSerfür^ung ber Bett
2) in ber @rf)öf)ung ber Sriebfebern, unb 3*uSfcf)lie&ung beä Sufaltö.
3) in ber Erregung ber Seibeufdjaften. 10
IX.
Sebfofe ©djönljeiten um fo mcljr bem $)tdjter öerfagt ju fdjttbern.
SBerbammung ber Xfjomfonfdjen SMjtereti. SBon ben Sanbfcf>aft3mal)(ern;
ob e3 ein i^beaf " l °e r ©djön^eit ber Sanbfdjaften gebe. SBirb Oer«
neinet. 5)af>er ber geringere Sßertf) ber ßanbfdjaft3maf)(er. $>ie ©rieben 15
unb ^t^tiäncr fjaben feine. SBeroeis aus bem umgef ehrten Sßferbe be3
*ßaufania$, bnfe fie aurf) nid)t einmal untergcorbitete ßanbfdjaften gemalt.
SSermutfiung bafi bie gan$e perfpecttoifcfje 3Raf)leret), au3 ber 2 ©cenen*
mageren entftanben.
X. 20
£ie ^ßoefie 8 fdiilbert Körper nur anbeutungSmeife burc§ Setoegungen.
ftunftftücf ber $id)ter ftcfytüdje (Sigenfdjaften in ^Bewegungen aufgulöfen.
©jempel bon ber #ö!)e cineä Raumes. 4 SBon ber ©röfee 5 einer ©djlange.
Sßon ber 93cu>egung in ber 9J£al)feret). SBarum fie SRenfdjen unb feine
$f)tere barinn empfinben. 25
JBon ber ©djneüigf eit. 6
XI.
Ofofg(icf) fcfjUbert bie ^oefte bie Körper aud) nur mit einem ober
5roet) Bügen. ©cfjnrierigfeit in ber fidj oft bie SRafjlereb befiubet biefe
Büge auszumästen. Unterfdjieb ber poetifcfjen ©emäljtbc, mo fief) biefe 30
Büge feiert unb gut ausmalen faften, unb roo nidjt. 3ene3 finb bie
#omerifd)en (Semätytbe, biefe« bie 3)M(tonfd)en unb SHopftocffcfjen.
XII.
SBermutljung ba& bic ©(inb^eit be3 äKifton auf feine Strt au
' [3>ie aanje Seite ift iia^trJflli* Jjinjugefüflt] • [toerbefiert au«] itjrer ■ [öerbeflert ou«]
Watyexct) * [»erbeffert au«] bem weiten ®rfiu&e einet $ifto \— SJlftoIel • Ibetbeffett au«]
®d»Ia [= Solange] «Bon berSdjnelltflteit [nadjtrdgtid} hinzugefügt]
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382
laohoon.
fdjilbern einen ©influfc gehabt, SetoeiS & Q. au« bcr fichtbaren
$nnfelheit.
XIII.
2>ie erfte Serantafeung mar inbefe ber DrientaUföc ©tut. SHofeS
5 Sermuthung; au« bem Langel ber 9Jcar)leren. $)a& ba3 nicht fctjön fetin
rnufc, maS biblifdj ift. SBenn ber ®rammntifer eine fc^tecr)tc Sprache in
bcr SBibel finben fann; fo barf ber ®imftrid)ter auch frfjlechte Silber
barinn finben. 2>er t)- ©cift t)nt fid) in betiben fallen nad) bem 1 Tei-
benben ©ubjecte gerietet; unb wann bie Offenbarung in ben norbifdjcn
10 ßänbern gcfdjehen märe, fo mürbe fie in einem ganj anbern ©ttile unb
unter gan$ anbern Silbern gefdjehn fetin.
XIV.
Horner fjot nur wenige TOittonfc^e Silber. @ie frappiren aber fie
attacfiiren nicht. Unb eben beSmegen bleibt §omer ber gröfete SJcahler.
15 (Sr t>at fid) jebeö Silb gana unb nett gebadet. Unb felbft auch in ber
Drbnung ein maf>lerifche$ Sluge gezeigt, 2lnmcrfung über bie (Gruppen
bie fid) ben ic)m nie über breti tßerfonen erftreden.
XV.
Sßon ben c o 1 1 e c t i 0 e n $> a n b l u n g e n , a(3 welche ber ^ßoefte unb
20 2Jcac)lereti gemein finb. 8
dritter «Bfdjnitt
I.
9(u§ bem Unterfdjiebe ber natürlichen unb miHführlichen Reichen.
$ie 3eidjen bcr SDcahtereti finb nicht alle natürlich; 8 unb bie natürlichen
25 Äennjeichen mitlführlicher 3)inge fönneu nicht fo natürlich fetin, als bie
natürlichen Kennzeichen natürlicher $inge. (£3 ift auch n0£ *) fonft tiiel
(Sonticntion barunter, (Sjempcl üon ber SBolfe.
II.
«Sie hören auf natürliche $u fetin, burdj Seränbrung ber $)imen*
30 ftonen. 9cott)menbigfeit be3 3Jcahlcr3, fid) ber fiebenSgröfee gu bebienen.
^Ibfatt ber ftunft in ben erhabnen 2anbfd)aften. ©djminbel fan bie $ocfte
aber nicht bie fahleren ermetfen.
III.
$ie Reichen ber ^oefie nicht lebigtich iuiHfü^rtidt). $hre 4 ©orte
• ben [anfdjeiitenb §1] * [$er ganje «bfa| XV fcfjcint iio^trdßHdj {jinjugefügt ju fein] • foet»
befjert au«J nafürlidjen ; * [berbeflert auäl *b [ober] Cb
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Jaokoon.
383
atä Xöne betrachtet föniten ^ötbare 1 ®et]enftänbe natürlich nachahmen.
SScldjcS bcfannt. Slber i^reiSöorte ate unter fid) berfchiebner (Stellen
fäl»g, tonnen bnburef) bic berfdjiebne ?Ret^e ber $ingc auf einanber unb
neben einanber fdfilbern. ©fempel fnerbon. 9lud) fogar bic ©emegung
ber Organen fann bie Bewegung ber $tnge auSbrücfen. ©ycmtoel babon. 5
IV.
(Smfüfjrung mehrerer roillführHchen £eid)en burd) bie «ttegorie. 93HH-
gung ber Allegorie in fo fern bie ftunft baburdj auf ben ©efdjmaf ber Schön-
heit äurücfgeführet, unb bon bem roilben 9lu3brutfe abgehalten roerben fann.
V. 10
ÜRifcbinigung aü> meittäuftiger SMegorieen, metche attseit bunfel
finb. (Erläuterung auS $lapf)atU ©d}ute bon Althen ; unb befonberS auS
ber Vergötterung $omer$. 2
VI.
SRüfclichfeit ber roillführlichen Reichen in ber ^an^hinft. $afc eben 15
baburef) bie 8 ^anjfuuft ber Gilten bie teuere fo roeit übertroffen.
VII.
£er ©ebrauch ber tviUfü^rtidhen Reichen in ber 9J?ufif. SScrfuch
baä SBunberbarc unb ben SSetttj ber alten SRufif barauS gu erftären.
Von ber SJtacht bie ftch baher ber Otefefegeber baräber anmaa&te. 20
VIII.
9?othroenbigfeit alle fd)öne fünfte ein$ufchrenfen, unb ihnen nicht
alle mögliche ©riociterungen unb SSerbefeerungen ju berftatten. SBeil
burch biefe ©rtoeiterungen fie bon ihrem ftxoth abgelenft merbeu, unb
ihren (Sinbrucf berlieren. ©ulerS ßntbeefung in ber Sftufif. 25
IX.
SSon ber ©rmeiterung in ber äRahlerctt ber neuern 3eiten. SSo*
burch bie ftunft unenblid) fdnoer geroorben; unb e3 fct)r nmhrfdieinlich
roirb, bajj alle unfere ftünftter mittelmäßig bleiben mitten, ©influfj ben
gehler in Siebentheilen, j. (S. in üityt unb ©chatten unb ^erfbeettb, auf 30
bng gan^e haben. $a uns hingegen bie gän^iche SSeglajjung aller btefer
%ty\k nicht anftölig fenn mürbe.
X.
Ermunterung bie bilbeuben ftünftlcr au$ ben alten Reiten guriief-
' hörbare f$f., fehlte urfprüngli$| » [ba^inter] tabelnbe «eemerfung b« aaeflorifd^en $oeti!.
SBaljre ©efen [?, burd|ftrt<$en] » [oerbtflert au*] i^re
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384
Xaohoon.
juruffen, unb fte mit ©egebenljeiten untrer ifoigen 3^t* 311 beschäftigen.
SlriftoteteS 9tatf>, bie $t)aten MleranberS matten.
91 nljang. 2
L
5 3erftreute Slnmerfungen über einige ©teilen in SSinfelmannS ®e-
fcf)icf)te; roo er nidjt genau genug getuefen. 2lntigone be8 (SopljottcS
$ie Seiler be3 ^artljeniuS. Xer SHeifter be8 ©dnlbcS üom Wjar. ?c.
IL
93on bem 93orgl)efifcf)en gelter.
10 in.
SSon bem (Eu&ibo be8 ^rartteles.
IV.
Son ber Äunft in ©r^t au giefeen. fcafe fie a« ben 3eiten beS
9?ero nict)t öcrloren gemefen.
15 V.
SBermutfmng über ba$ «Refce p. 203.
VI.
Son ben ©cfmlen ber alten 3Ral>leret), unb »on ben Stfiatiföen
Shinftlern.
Polycletu9 — hic etiam primua exeogitavit ut uno crure
signa insisterent. Lud. Demontiosius de Caelatura üb. I. cap. 1.
9fa<$ftufe$n im ^liniuS.
@ben biefer Demontiosius ]. c. wenn er Don bem 3amefif(^en
25 Ddtfen gefprocf)en, fc^ct f)inau Ejusdem etiam Apollonii exstat in
1 [au« einem unleferlidjen Wort t>erbeffert| * [berbeffert ouäl Vierter V b f o) n i 1 1.
1 [fit. XXI ber Canbfdtriften, ein Keine« Cuactblott, nur auf einer Seite mit ftüd&tiger, unbeut*
lieber $anb betrieben; juerft bei tfempel S. 31Ö-320 at* SRr. 26 gebrutft. $a« »latt entbält
ftuajüge aus bem neunten öanbe oon 3a tob «ronoo« „Thesaurus Graccarum aotiquitatum"
(i'eoben 170t), junädjfi au« ben bafelbft abgebrudten Scbriften öon $emontiofm* unb $otn|>oniu«
«aurieud, bann au« Oronoo« «orrebe. Sie aus festerer angeführte ©emertung be* (Bubiu» au
^ijäbru« beliebt fid) auf ben oon fBircfelmann betonten Unterfdjieb oon inolei unb inottjae
be« ben Muffcbriften antifer «unftroerfe i&gl oben »b. IX, 6. 163 f.), fann aI|o erft gefdjrieben fein,
nadjbem £c|fing bie „»efdjitbte ber ftunft be« «Mertum«" geiefen botte. flweiffllo* aber gingen
biefe Sudjflge ber Kuifübrung bei fiebenunbawanjigften ffat>itel« be« 1766 gebntdten „Saofoon"
oorau?. <5ie bärften Airmlid) gleidMeitig mit bem tioraufcgeljeuben ßntrourf 9ir. 8, auf beflen oor*
leftte SBemertung audj bie legten Seilen unferer Vufj)eid)nungen biujubeuten fdjetnen, alfo etnxi im
$erbft ober ju Anfang be* ©inier« 1764 enlftanben fein.]
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Eaokoon.
Vaticano corpus, capite, brachiis, et tibiis truncatum, ex marmore:
quod fragmentuin nulli cedit operum Antiquorum, quae extant
hodie Romae. Basi nomen Autoria inscriptum est.
SBenn biefeä ber %ox\o bc£ $erfu(c3 ift, fo irrt fidj D., beim
biefeS SRetfter nmr ans 3ltr)cn, jener ^fyoHoniuä ober cm3 £ral(e3. 5
Pomponius Gauricus (cap. II. de Sculptura) tfjctfet bie 90113c
£äno,c bc0 Körpers in nenn Sljetfe, jebc oon einer ®cfirf)t$ Soiigc. $ic
®efid>t3fängc fclbft tfjeüt er ttriebernm in 3 Steife: constat autem ipsa
tribua pariter dimensionibus. Una erit ab summa fronte qua ca-
pilli nascuntur, heic ad intercilia. Altera heinc ad imas nares. 10
Ultima ab naribus heic ad mentum. Prima sapientiae, secunda
pulchritudinis, tertia bonitatis sedes.
Gudius ad Phaedri fab. 1. lib. V.
Zenobius Centur. V. n. 82. 15
^n 1 bem SKofoifdjcn SScrfe bety SHrdjer, (Monumentum vetustis-
simum in Praenestinis Primigeniae Fortunae templi ruderibus
adhuc superst.) finbe idj fein (Sonopeum luie ®ro»on> nutt. 3d) t;offc
botf) nimmermcln* 2 bafj er bic Saitbcn ober Sogen am ÖJtttertucrf bofitr 20
anocfefjen.
10. 8
Laocoonti8 signum e marmore mira arte factum in Pontificis
viridario Romae, non quäle a Virgilio ac Plinio, sed cujusmodi
a graecis describitur. 25
1 [berbeffert aus] Huf • nimef>r [$f]
* [ v JJr. XXI ber öanbfdjriften, ein Ileineö Cuartbtatt, nur auf einer Seite mit fliid)tiger $anb be =
fdjrieben ; jnerft bei #embel S. 319 al* Mr. 24 gebrueft. liefe «Borte, beren £iuefle id> trob mannig^
fadjem <Sud)cn nirt)t finben tonnte, fdjeint fiefftng fid) al3 einen jn tviberlegenben Stmnanb argen
feine eigne 9Ctificf)t Bon ber Caofoougruppe (t>gl. oben «b. IX, S. 34 ff.) aufgezeichnet, tjernadj aber
bei ber %u«fufyrung feine« ffierfe* oergeffen ober mit 2tbfid)t übergangen su tiaben. demnach, roflr'
ben fie ber Mieberfdjrift be3 fünften ftapitelä bei „Saofoon" ooraitägefjen, im erften Salle motu fo-
gar beträ$tlirf) früher alt biefe fallen. So mögen fie rtma g(eid)}etlig mit ben uorau$gct)cnbeu
Hiujflgen auä (Bronoo* „Thesaurus* gegen Silbe be« 3at)reö 17t>4 gefdjricben fein ]
Cef f i rtfl, fämtlid-e Schriften. XIV. 25
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386
laohoon.
Ii. 1
3m ©narbinn üon einem ©emäf)lbe bc3 WapfyadZ.
5 frii 3iiftf)auer bon bem Vergnügen an* mtfrer ©inbilbungSfroft-
Dom 411. Stüde an.
12/
SSon ben prügeln.
$a{$ ftc feiner menfdjtidjen ftorm jufommcn fönnen, unb mit bem
10 goit3cn $ane bcS 9Jienfd)en flreiten : Arist. de incessu animal. cap. XI.
2Bo ber $l)i(ofo})l) jnr Erläuterung anführt, bafe bie ßicbeSgötter geflü-
gelt gemault werben. 9ttan Würbe borau« nid)t unrcdjt fditiefcen, bafc
bie ©riedjen )onft feinen onberu Göttern ginget bengelegt. 8
13/
15 $
©er orb* glaubt, luiber meine ätteinung, bafe bie 9)iat)leret) aud)
* On Taste. London. 1759. p. 24.
• [Nr. XXI ber $onbfrf)riften, ein Xoppclblatt Hein 4«, nur auf ber erften Seite mit fhldjtlger $anb
brfd)rieben ; juerfi bei §empel 6. 310 al* Nr. 25 gebrudt. Tie bjer angeführten Äbfdjnttte be*
r Guardian" (Stüd 21 über ein ©etnälbe, ba« eine Srfdjrinung (£r)rifti bor feinen 3üngern bar?
flelle unb fo ciubringlirf) wirre wie oiele Sänbe, bie über ben glcidien »organg gefefirieben würben)
unb be* „Spectator" bieten feinen 9lnt)alt3punft jttr Datierung be* Statte*. S)er „Spcctator*
entbdlt bon ben grunblegenben «cbanfen fieffingä faum eine Spur, ermäljnt aud) ben ßaofoon nidjt,
führt ober einige ourfj uon Seffing befprorfjene Cittjelbeiteu au, fo bie 5<erfe ber 3Iio« 1, 528 ff.,
ber HeneT* I, 105, Allegorien bei Dbib, Virgil, awilton u. f. w. Tod) ift l'effing fcbwerlid) erft burd)
bie eiig[i}d)c äBotnenfdjrtft auf biefe famt unb fonber* ifjm Iängft bertrauteu SJeifpiele oufmerlfam
geworben. «Dem tttnfcteine nart) fanen unfere «ufjeidinungcii in bie etfte ^eit ber Arbeit out
„l'aoloon", bebor i'effinfl bie SluSfüfjrung be« SBerfe* begann, 3d) »erlege fte in bie Näfje ber
uorauägeljeuben MuSjüge, mit benen fie audj in ber gorm be* Rapier* äufaminenftimmeti, olfo etwa
gegen Snbe be* 3nbje* 17(U.]
* [Nr. XXF, ein flrofje« Quartblott, nur auf einer Seite mt flüd)tiger #anb betrieben; juerft bei
Tempel ©. 321 al« Nr. 28 gebrueft. Ter ^itftolt jeigt eine gewiffe Berwanbtfdjaft mit bem fünften
Slbfdmitt bon Nr. 17; biefer, rooljl 17Ö5 gefdirieben, fällt bermutfid) etwa* fpäter al* unfer Statt,
ba« ntd)t biel fpater al* bie übrigen in ber flanbfdjriftenfammfung mit ifmt jufuminenoeftelllen
SlÄtter, etwa im SBinter 1704/5, entftanben fein bürfte ] 1 [Son frember, fpftterer $anb ift auf
bem Naitbe bemerft: „fiebe De alatis imapinibus apud Veteres. Couient. M. Fr. Onil. Doerlng.
Oothae 1786.'*)
4 [Nr. II ber fcanbfdjriften, n äufammengeb.eftete Sogen Hein 2», »on benen ober nur ll Seiten (mit
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Eoohoon.
baf (Srljabene ousbrütfen tonne, melcheS mit bcr ©röfcc ber $imenfionen
fcerbunben ift. ®enn fagt er, ob fie gicid) biefc Timenfioncn nid)t felbft
beibehalten fann, fo täf3t fie ihnen bod) ihre comparatioe ©röfjc, unb
biefe ift f)in(änattrf) bog Grljabenc {jeroorjubriiigcn. Gr irrt ftdj: bicfe
ift hiulänglich, um mir 51t erfennen 311 geben, bofj bergteidjcn comporatittc 5
grojje Öegcnftänbc in bcr Statur ergaben fcnn müjjen, ober nidjt fcer-
mögcnb, bie Gmfcfinbung felbft ^erbor^nbringcn , bie fie in ber Statur
evtoeden mürben. Gin großer majeftatifdjer Tempel, ben id) unmöglich
mit einem Söticfc überfein fann, mirb eben baburd) erhaben, bafe td)
meinen Sölicf barauf Ijerunt reifen lafeen fonn, bofj idj überall, Wo id) 10
bamit ftittc ftcf}e, ähnliche <tyt\k oon ber nehmndjen ©röfce, Seftigfeit
unb Ginfalt bemerk * 2Iber eben biefer Semtocl, auf ben Keinen 9toum
einer Shi^f erstatte gebracht, $ört auf ergaben ju fetnt, bog ift, meine
Söemunbernng ^u erregen, eben belegen, mcU id) itni auf einmal über*
fef)en fonn. SBenn id) mir it)n fd)on nad) oneu brei gehörigen Timen- 15
fionen ausgeführt benfe, fo enttoftnee id) nur, ba& id; mich atebonu Her*
ttmnbcrn mürbe, üjn fo aufgeführt ju fcf)it, ober noch uermunbere id;
mich nicht. .ßtoar fan id) mich über feine gigur, über feine ebte Gin«
fatt üerrounberu, aber bicfeS ift eine iöermunberung tuelche auf bem 9(n-
fchouen ber ©efehieftichfeit bcS ftünftlerö, nid)t ober aus bem Stnfcbauen 20
ber Ximeufionen entftehet.
* Slbct in ben menfd)Itd)cn 5'gnren fann ber töüuftler eine 9(rt ber ©rftaben*
hett erreidjen, wenn er geroifje ©lieber über bie Proportion üergröjjert. 8. ttaö
Jpogartf) 1 öon bem Wpollo 93etöebcrc jagt, unb Geranl p. 147 tont ^armigiono. 0
breitem, freiem Naube) von i^cffiitg felbft mit flücbtiger, ober meiften« gut Ic&barer #anb befdjrieben
fttib. liefe Wuheid)nungen beginnen erft auf bem britten »(alte; auf ber Sorberfeite bc* siucüeu
ftebt eine 3uf)alt*augabe öon fpäterer $anb, bon bcr aud) baö $eft mit beut $ud)ftaben A bejeidjnet
ift. S)ie (frinträge SejfiugS fdjeiiten ju üerfdjiebencr fleit gemalt ju fein, bod), wie man au« ber
Sdjrift unb littte fd)liefjen mödjte, in jiemlidj rafrfjcr ftolge nad) ciuanber. Cinige uon i^neii be-
Sieben fid) auf bie „Kouveaux memoire«, 011 Observation* sur l'ltalie et sur les Italiens,
par deux gcntilähonimes Saedois. Traduits du Su6dois a , bie 17K4 ju £onbon erfebienen ; baljer
fann unfer §eft, »oeninften« öon ber fünften Semertuug an, nidjt tuobi öor ber ,\ti>riten ^älfte be*
3af>re« 176t fleiebrieben fein. SBa^rfdjeinhd) entftanb e« im hinter 1764'5 nad» ber »ranibeit l'effiitß*,
ba ba« au*ldnbifd)e ©ud) bon Üonbon ber fauin uiel frütjer nad) 4<reilau tu feine C>äube grlargt
fein bflrfte. S8iel fpdter fann e* aud) nirftt fallen ; beim feit ber Siiirtfebr nad» Berlin (im ffrübiing
17<tfi) fammelte ftd» üeiftna. woI)l nid>t mebr »tele SluiAüfle ouö fremben SBerfen für ben „Saofoon" f
fonbern feftritt balb jur Muffübruitfl feine« >Biid)c«. 3m t rud erfdjieneu biefe Tluf^eicbiiungru jum
2eil fdion 1788 in ber jmeiteit WufiaflC bei „yaofoon", 5.370 unb 372-3SO, beträdjtüd) uermebrt
1839 bei Stahmann S. iso-isr», »oUftättbifl erft bei öempel S. 27U-286, bier aU 9fr. 7 flejdrjlt.]
1 Jpageborn [1788 ; uunottflc 8eränbcrung : t'effing fpielt auf .t>ogartb« „Hfrglieberung ber Sdjön-
beit", überfej)t oon G. Wntiuo iSionbon 1754, 6. «») an| • Jlie 9lnmer!ung ift nad)träqliri) auf bem
«anbe ber $f. beigefilgt]
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388
Ianlmon.
©. #agcborn p. 335. $ou bem (Erhabenen ber £anbfd)aften. SBaS
er Don bem fiaireffe anführet, fdjeinet nidjtS 311 fenn, unb gerade gegen
ben SPertI) ber Sanbfdjaften. 1 @bcn toeil mefjr mee$auifc$c3 babeto ift,
fonnte er mefyr babon fdjreibcn.
5 1
$ope Ucrlcingt Don einem roafyren Sidjter*
That not in Fancy's maze he wander'd long
But stoop'd to truth, and moraliz'd his song.
9lud) ST. führte feine (Smfcftnbung Inerauf, aber nur fpäter. @r
10 luotttc f. ftrübting, tvetdjer iti^t^s aß eine ftette öon ^tyantafien nnb
Silbern ift, barnad) umorbeiten.
<$opt bat überhaupt oon ber befdjrcibenben ober mafjtenben ^ßoefie
tuenig gehalten, lueldjeä SBarburton bei) aller (Gelegenheit nerfidjert. <3.
feine Slnmcrfung über bie Seilt in eben bemfclben *ßrofogo
15 who could take offence
While pure description held the place of sence.
pure fagt er fann t)ier armfefig unb rein Reißen. 2)od> ieneS fei) ber
HKcimutg be$ $id)ter3 gemäßer, aU meldjer ein bloß mafyteube« ©ebidjte
ein ©aftgeboilj Don lauter 93rüf)en genannt fyabe.
20 9(n einem anbern Orte** fagt SBarburton : Descriptive Poetry is
the lowest work of a Qeniua.
(Sibberä Gritif einer ©teile beS 9iat. See, bie er für 9Jonfen3
erflärt, roctl fie fein Wcmäljlbe geben föune. Unb tua$ SSarburtou ba*
25 gegen erinnert. ©. bie ange^ogne (Spiftel v. 121. %d) Ijalte mit Söar»
burtou bie Stelle g(eid)fatl3 für fd)ön. 9lber Gibber r)at and) 9ted)t, baß
fie fid) nidjt mabten läßt. 2Ba» folgt a(jo barauä? £aß bie $robe
unrecht ift ; unb baß e£ atterbing* tooetifdic $emäf)tbe giebt, bie fidj nur
fd)tedjt matten laßen.
30 |
$cr ftunftridjter muß nidjt bloß ba3 Vermögen, er muß üovnefym*
Ud) bie SBeftimmung ber ®unft öor Hugeu f>abcn. 9*id)t altc^, tnn$ bie
* Prologae to the satires v. 340.
** Über beu 31U 3?er§ bcr SJtechafjtmtng bc§ £>orajifd)en ^Briefes an ben
35 9tunuft.
' t'cibrnf^aften. [berfdjrif&oii tff ]
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lauhnon.
389
®unft ucrmng, fott fic vermögen. Mur boher, loci! mir biefcn ÖJrunb-
fa£ bergefscn, finb unfcrc fünfte wcitlänftiger imb fdjwcrcr, ober andt)
öon befto weniger SBirfung geworben.
if
ff
Observation sur l'Italie. Tom. II. p. 30. 1 2ln bem Sage bc§ 5
f). Rochus höben bic SJtahter 311 SBenebig bie öffentliche ftuftfefeung ihrer
©emä^Ibe dans la Scuola de S. Roch. Cette Scuola, l'une des
premieres de Venise, est remplie de sujets du N. T. de la maiu
de Tintoret, de la plus grande force de ce Maitre. Je fus sin-
gulierement frappe de celui qui represente PAnnouciation. Le io
mur qui ferme la chambre de la Vierge du cote de la campagne,
s'ecroule et Tange entre de plein vol par la breche.
Siefer (SinfaH ift öortrcfflidj. Sa ber 9M)ler bn§ GJeiftige Sefen 8
be$ (SngelS nidjt au$brütfen fomttc, mclrfjeS olle Äörpcr ohne fie 31t 3er»
ftören bnrdjbringeit fann, fo brüeft er feine 9Jcndjt aitö. Slm (Sube er- 15
werft c3 auch bic nel)iu(icf)e £bec, bafe nehmtidj ein folrfjc* Söefcu Don
nicht* auägcfdjlofteu, üon nid^tö abgehalten wirb ; e* mag nun burrf) feine
©eiftigfeit ober burd) feine äflacht fct)n.
i
ibid. p. 71 a . Sie antiquen Sötucn uor bem ßcugfjaufe in Seitebig. 20
Son bem einen, bem foloffafifdjen , Weldjer auf ben Hinterfüßen fifcet,
fagt ber SB. il a presque la secheresse et la roideur de cos Lions
du vieux Japon, quo l'on conservo dans quelques cabinets: non
est in toto corpore mica salis. En lui comparant Ic
moindre petit Lion moderne, on voit avec etonnement a qucl 25
point nos Artistes se sont eloignes de l'antique simplicite, et
combien ils prodiguent l'esprit, ou les Grecs croyoient le devoir
economiser.
I
Plinius Hb. 35. cap. 10. Dom ftrcltiitä : Flagitio insigni cor- 30
rupit artem, Deas pingens, sub 4 Dilectarum imagine. (Sr portrai-
tirtc fie, a\\\t(itt fic nadj bem ^beate 311 mahlen. Sag ncfjmttdje Imben
ocrfdjiebne neuere ÜM)ler mit ber h- Jungfrau gctf)an, 3. @. (Sari 9fla*
ratti, welcher ba$ SBorbilb bn^u non f. frrau nahm.
1 Observation» ... p. 30. [auf bem Wanbe ber $f.] ■ [batjinter] uiefft an*briiden (burc6ftri(faH|
1 ibid. p. 71. (auf bem Banbe bet $f.) « sed («ßliniu*]
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390
laofcoon.
ibid. p. 462 Le fameux diatique du Cardinal Bembe sur
Raphael
Hic ille est Raphael, timuit quo sospite vinci
5 Herum magna parens, et moriente mori.
J'ignore si Mr. Rollin ou le Pore Bouhours ont mis au creuset ce
diatique sonore : je doute qu'il sortit avec avantage de cette epreuve.
$er jüngere <ß(imu£ üb. 3. au ben ©euer: Do illis judico quan-
10 tum ego sapio, qui fortassis in omni re, in hac certe perquam
exiguum sapio.
%.
3(urf) bnS ift betjm Birgit ein ecflcr 3ug. Aeneid. Üb. II. v. 277.
Sßo £eftor beut Hencaä im ©tfjlafe erfreutet:
15 Squallentem barbam et concretos sanguinc crincs.
Spence* Bmcifcf, ob bic «Statuen toc(cf)e bic SSeftn borfterten Soften,
fic \\m\M) oorftetlcn, ift nirf)tig. 2)ie £tctte bc$ Döibä, baß biefe (Göttin
fein $ulbniß geljabt, be.veljt fiel) bloß auf ifjrcn $empc( in SRom, loo fie
20 unter feinem befonbern $ilbe, fonbern bloß unter ber CMcftalt be3 ftcucrö
oercfjrt nntrbe. $nß fie aber, außer biefem geheimen ©otte&bienfte öon
ben föünftlcrn 2 nirfjt ttcrfön(icf) uorgcfteHt morben, ift barauS gar nid)t
%\\ fdjließcn. 9iunta ift nid;t ber (Srfinbcr bc£ Sßeftafifdjcn $otte£bienftc$,
fonbern nur ber Sßcrbcßrcr. llnb öietletdjt baß feine Sßerbeßrung 8 eben
25 barinn beftanb, baß er ba* 33ilbniß ber Skfta au3 bem Sempef fc^affte,
uub fie bloß unter bem fteuer oercljrcn ließ. Xcun frfjon bic Trojaner
ucrefjrtcn bie 33efta, uub s ?lcuca3 braute ifjrcn ©otte^bienft nadj Statten
unb auf bie Stömer. Xaß aber bie Trojaner außer bem geuer tuirf(i$
ein SWbniß oon if)r gehabt Ijaben, bejeigt bie Stelle be3 SBirgifS Aeneid.
30 üb. II. v. 296.
et 4 manibus vittas, Vestamque potentem,
Aeternumque adytis affert penetralibus ignem.
* P . 81.
' ibid. p. 462. [auf bem fflanbe ; btv $inn>ei§ bcjifljt fid» hneber auf beit »weiten ©anb ber oorb,et
mehrmals Genannten „Observation» sur l'Italio*) * [wrbeffert au«] Xi<fitern ■ [»erbeffert
au«] <£t L= ttrftnbun«. V] 1 [voxi)tt] Sic ait : iburdrftrtcfjeii]
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Xaoftoon.
1591
.frier nrirb bag SJiRmift ber $efta tum ban Seucr roeldje* fic borftelltc,
aulbrüdtidj unterfdjiebcn. 1 $or (Srbnuung Storni luarb fte in SRom gteidj»
falte nodj unter einem Üöilbnifje Uercljrt, tuetc^c^ Düib bezeigt (Fast,
lib. III. v. 45. a ) wenn er jagt, ba& all bic Sbtoia «Kutter geworben,
Vestae simulacra feruntur 5
Virgineas oculis opposuisse manus.
Spcuce tuilt biefe Stelle fo erftären, all ob burdj bal feruntur bic
simulacra uugenrifj gemctdjt mürben, ba cl bod) auf bic Sadje fclbft gcljt.
Sturj, Spcnce bebenft nict)t, bafc fidj bal (Gebiete ber alten $ünftler
lueiter erftredt f)abe, all bic SReligiöfen (SJebräudje. So gut bic £id)tcr 10
auS ber Sßofta ein unrflidjel Söcfcu machten, bie bie £od)ter bei Sa-
turnul unb ber Dpi mar, bie einmal in Otefafyr fam, burclj beu ^ßriap
iljrc Juugfraufcfiaft 51t oerlicrcn, unb mal fie fonft oon itjr crjefylen: 8
eben fo gut fonnten* itjr aud) bic Söilbljauer nad| ihrer Slrt bie perfön*
lidjc (frjfteul crtfjcilen, ob fte fdpn unter feinem üöilbe in ifjren Sein* 15
peln uereljrct mürbe.
$af$ aud) bic ©riedjen 5 Söifbnifjc oon ber SSeftn gehabt, bezeigt
bic Statue bei Scopol benm s }>liuiul. £cun bafc biefel feine Scftalinn
fcün fmui, ift bafjer flar, meil bie iöefta beu ben ©riedjen nicf;t° Jung-
frauen 511 «ßriefterhmcn fjattc jc. 20
%
5knm jüngern SSurmann in ber Mntfjologie* ftnbct fid> ein ©pi*
grnmma auf ben Saocoon, in meldjem it)iu bie äcite
Hinc tolerasso ferunt saeva veneua virum
megen bei tolerasse ücrbädjtig ift. SBeun biefel (Epigramm, roic el 25
fdjeinet auf bic Statue gemadjt ift, fo Ijat er nidjt nötfug bal tolerasse
ju oerünbern; fonbern ber ©id)tcr fönntc bamit jugleirf) mit auf bie
©ebutb gefeljeu fjaben, mit tuclcr)er Öaocoou in felbiger fein Reiben erträgt.
%
Augustinus de Musica libri sex. lib. I. cap. 2. 7 Nam quasi 30
serviunt omnia, quae non sibi sunt, sed ad aliquid aliud referuntur.
* p. 90.«
• [bafiiitterl 3« ben erfteu 3abwn bc« römtfcbni Heic$e$ ift inbefjcn [?, burdjftrirten] • 45. |fft>tt
$f) * [Xoju ifl auf bem 9ianbe bemerft:] Metamorph, lib. VI. v. 886- 90. [niefct bjetjer
oe^rtfll 4 Tonute [§f.] • [»orfcer ein biirdifhriAenc« unlcferlfcbcä ©ort] • (ba^irtterl folcfje
[burdiftric&en] ' Augustinus . . . cap. 2. [auf bem iHanbe] • [ba$u oon fpätcrer $anb bemertt :]
$eter «urmonn be« jn>CQteu Anthologia latina.
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392
Iauhoon.
ü
cap. 4. 1 Omnes pene artes periclitari videntur, imitatione
sublata.
5 Richardson Traite do la Pcinture T. I. p. 9. a Apres avoir
Iü Milton, on decouvre la Nature avec des yeux plus clairroians
qu'auparavant; on y remarquc des beautes auxquelles on n'auroit
point fait attention.
Uitb bicfc-5 ift aud) ber cin^u^e \va\)xc 9?ufoen, bcn bic ftünftlcr aug
10 bcn Xidjtern 3tef)n fotlteu. Wcbidjte foflen für fie a gteidjfam unenblid)c
klugen meljr, unb eine Slrt »on 2?crgröf3erung$gfiifcrn fenn, burdj lueldje
fic Tinge bewerten lernen, bie [\t mit ihren eigenen blofjen klugen nietjt
mürben unterfd)teben haben.
I
15 p. 12. 4 ^ctrodjtet föicharbfon bie bilbcnben fünfte uon bcr (Sam-
werat Seite, in wie ferne fie bic «Rcidjthüwcr eine* 2anbc$ vermehren.
GS ift wahr bcr iKmftlcr verarbeitet 5 fc(;r wenig, nnb eben nid)t f oftbare
SRatcriatteii, unb macf>t ctwaS borauS wn3 uncnblidj mcf)r Werth tuirb.
Sinei» wenn fid) babnrd) bie (Sammcrotifteu wollten verleiten faftcu,
20 bic äM)leren tfabrifen mäfjig ju unterfingen unb betreiben 31t lafjcn, fo
wäre ber iöerfatl bcr ftunft unb bie Scrbcrbnifc be$ ©efthmatS nicht
aflciu unvermetblid), fonbern am (Snbe mürbe and) bie 3lrbcit nid)t ein*
mal fo t>ieC Werth fenn, als bie verarbeiteten Üflateriatien.
25 p. 38.° Grempcf, wo fid) 9iapf)acl fo Wobt t>on bcr natürlichen, 7
als r)iftorifcl)eii ÜBafjrfjcit entfernt hat. SÖ011 jener in einem von f. (Snr*
touö in .£>amvtoncour, wo er bcn wunberbareu 5i[d)5ug vorftellt, unb bie
^arfe für bic Spenge bcr barauf bcfinblidjcn s $erfonen biet p Hein madjt.
$011 biefer 8 gteid)fatt$ in einem Gnrtou Von bem 9 von ^etro unb Sofjanne
30 enrirten ®id)tbrüchigen vor ber $h»re beä Sempefä, genannt bie Sdjönc,
wo er figurirte Seiden angebracht h at -
Allein c8 ift äWijdjcn bei)bcn Stbmeidningcn ein großer Unterfd)ieb;
• cap. 4. (auf bem 9taitbr| • Richardson . . . p. 9. [auf bem ManU] * iött [berf{f>riebeii $f.]
4 p. 12. (auf bem JRanbeJ » [»erbeffert au«; arbeitet • p. 8». [auf bem Haube] ' [terbefiert
au«| fii |= biftortfrfien] • [öerbeffert au«l jen f= jenerl * Ibatynterl geseilten (»erbeffert in]
curirteu ©icJjt [= @t(b,tbrüd»ifleit, alle« burci)flri<f>en]
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Zaonoon.
393
bicfc Ocrmchrt bic gute SBirfung, jene oerringert fie. Wcfnulicf} in einem
btofe naturalen 2Iuge. 3ene ift allen SKenjc^cn anftöjjig, biefe nur ben
©etetjrten.
*
p. 43. 1 (53 fjat, fogar grofce, 9Ka^et gegeben, me(d}c in ein 5
ein^igeö Ökmnhlbe bie gan^e ^olge einer ©efdjichte ju bringen gcfudjt
^abeu. Sßie Titian felbft, bic gan^e <&efd)ichte be3 oertornen ®oh 5
nc$, oon ber SBerlafjung feinet bäuerlichen $aufe3, biö ju [einem (Slcnbc.
SRidjarbfon fagt, biefe Ungereimtheit feto bem 5e()(er gtetd), melchcn fdjledjte
brnmatifct)c 3)icf)tcr begeben, wenn fie bic (Sinfyeit ber $eit übertreten, unb 10
gau^e ^ahre ein 2 ewiges ©tüd baueren fafeen.
Mein ber g^ter beS WlatjUxä ift unenbtxdj ungereimter als ber
Setter be3 35id)ter3. $>enn
1. fjat ber aWa^ter bie SOJittct nicht, metdje ber dichter hat, unfrer
(SinbilbungSfraft in Slnfefjung ber 8 befeibigten (5inr)cit ber Beit 15
unb be§ Orte« ju $ülfe ^u fommen. ®aä SRittcl ber $cr*
fpectib ift ^»aju nidjt t)inreicf>eub. 4
2. 2)er geiler bc$ Richters bet)äft noch immer eine gennfje $ro=
Portion mit ber 28af>rf)eit. Söenn mir in bem erften 9lctc 5 in
9*om unb in bem Renten in 2(cgt)bten finb, fo finb mir boch 20
au biefen berjbcn Drten nur nach unb nadj: Sßenn ber £etb im
erften 2(cte fjetyratfjet, unb im smeütcn fd>on ertoadjfene SHnber
^at, fo bteibt boch noch immer amifchen beöbcn eine gmifchenaeit :
anftatt bafj ben bem Wlatytx nothmenbig äße oerfchiebne Drte
in einen Drt, unb atte ocrfd)iebue Reiten in einen Beitpunft 311= 25
fnmmen fttefeen, meil mir atle^ in iljm auf einmal überfehen.
3. SBetdjea bn$ öornehmfte ift: metf in bem ©cmäljtbe 6 bie (Sin=
heit be» gelben berühren geht. $)enu ba id) atte3 auf einmal
barinn überfetje, fo fel)e id) ben gelben jugteich mehr mie ein-
mn(, metdje» einen hödjft umtatürtidjeu (Sinbrurf macht. 30
p. 3 7. 7 Raphael h°* m einem bon f. ©emäfjlberu im Sßatican,
meldjeä bic tuunberbare Söefremmg be3 tj. ^etruä auS bem ©efängnifee
■ p. 43. [auf bem 9lonbe] • [üerteOctt au8| iljre • Iberbeflert au«] beä 4 [In lefcte Saft
Ift nadjtraqlirf) binjufjefflflt] » [uerbeffert au*] ber erften Scene • [»erbeffert ouS] »eil ba»
burd) ' p. 37. [auf bem 9ianbe]
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394
laohoon.
borftcHet, ein bretofadfcS 2id)t angebracht. $aä eine ift cht Muäftufj Don
bem ®ngel, ba3 jmetitc ift bic SBirfung einer ftadet, unb ba$ brittc ift
ber ©ehein bc* 9Jconbe3. Sitte 1 biefe a breu dichter haben 8 jebeS feine il;m
eigenthürnttd) aufommenbe Scheine unb SBieberfdjcine, unb machen jufantmen
5 einen munberbaren (Effect.
$iefe ©djönheit ift bermuthlich eine bon beneu, auf bie 9tapt)oe(
uon ungefeejr gefommen ift. eine fötale berbient fie alles £ob. ©eine
bornetmtfte 5lbfic§t mar fie mof)I ttic^t ; 4 unb fie wirb auch botjer mcber
bie erfte, noch bie einige ©chönheit in feinem ©tütfe fetm.
10
p. 46. 5 SRidjarbfon erfeutert bie SRegct, bafj in einem ÖJcmäfjtbc
bic Wufmcrffamfeit 6 bc3 ^Betrachters burdj nichts, eS möge audj nod> fo
bortreffttd) fetyn, bon ber Hauptfigur abgezogen merben müfee, burd) ein
SBerf be£ ^rotogeneS. „fotogenes , fagt er, in feinem 7 berühmten
15 „®emähtbe, 3algfu3, W tin fltebljmt mit fo bicter ftunft gemault,
„bafj es 3U leben fdn'en unb bon gan$ ©ricchentanb berounbert marb;
„roeit es aber bie SOifmerffamfeit attp fcljr an fid) 50g, fo löfd£>tc er
w eS ganj au£."
9cicr)arbfon irrt fid). $iefc$ föebhufjn mar nid)t in bem
20 beS ^rotogeneS, fonbem in einem anbern QJemä^Ibe, meldjeS ber rufycnbe
©attjr fu<$- 3cf> mürbe biefen 8ef)(er, melier aus einer mifeberftan*
benen <Stctfe beS ^(iniuS* entfbrungen, nic^t anwerfen, menn ich nicht
fanbc, bafj iljn aud> Sof). SJceurfiuS f>at. 8 Rhodi libr. I. cap. 14. p. 38.
In eadem (tabula sc. in qua Jalysus) Satyrus erat, quem dicebant
25 Anapavomenon, tibiaa tenens.
©trabo ift ber eigentliche äBäfjrmann biefc^ $tftörd)en3 mit bem
SRcbfjuhne. Libr. XIV. p. 652. 9 Unb biefer nnterfdjeibet ben Sanjfuä,
unb baS ©emahlbe mit bem an eine ©eute fid) antchnenben ©ator, auf
meldjer (Seide baS 9tebf)ulm mar, auSbrürfüd).
30 $ie ©teile beS *ßttniu3 fyäbm SDceurftuS unb 9tid;arbfon beSmcgcn
nicht berftanben, roetf fie nicht Wd)t gegeben, bafj bon ^met) berfdjiebenen
©emählbcn bafetbft bic $ebe ift. Sern einen, meSroegcn Demetrius bie
* libr. 35. sect. 36. p. 700.
* [öerbefiert au«) tKDen • [toerbefiert au«) t^iteu 1 fbabjnter] bie einen [?, burdjfhrii&enl
* nl<$l [fe^lt $U • p. 46. [auf bem JHanbe] ' WufmerTfam [oerförieben $f.) ' [öerbefiert auf]
bem • Ijat [feljlt $f.) • ibotiinter] wo er baö ®erüd)t l?, burdjflritien]
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laonoun.
395
©tnbt nicfjt einbefam, meil 1 er ben Ort tüc^t angreiften wollte, wo e3
ftanb. Unb ba3 anbere, roeldjeä <ßrotogene8, mäljrcnb biefer ©ctagerung
mahlte. 3enc$ mar ber Salnfuä, unb biefeS ber ©atnr.
p. 49. 2 <f?annibaI(£araccio mollte in einem ®emäf)lbe nidjt 5
über ätuötf Figuren üerftatten.
p. 50. 8 9iicf)arbfon fjat eine geidjnung t»on ^ßotnboro gefeljen,
oon bem fterbenben 4 (£ato, wo ifmt ber 3Jcaf)(er bie ©ingeroeibe auä bem
Scibe Rängen laßen. Jpödjft edel. 10
i
p. 69. 5 (£tne $ieta (Pietfc) Ijeißt eine ÜRutter SDtoria mit bem
tobten ftörper bc3 $cilanbe3.
p. 74. 5 tßarbenone 6 l)at in einem (Memäljlbe bon bem 93egräbniße 15
Gfjrifti einen von ben Vntoefenben bie 9tafe fid) galten laßen. SRidjarbfon
mißbilliget bfefeS belegen, meil er nodj nidjt fo lange tobt getoefen, baß
er Ijättc ricajen fönnen. ©et) ber Sluferftelntng be3 Sajaru« hingegen
glaubt er, baß c3 bem SWafjter erlaubt feu, Oon ben Umftefjenben meldje
fo p seigen, tocil e3 bie ©efdjidjte auSbritrflidj fage, baß f. ftörfcer fdjon 20
gcrodfjen l)abe *
Slßetn biefe SBorftellung ift meber in bem einen nod) in bem anbern
gälte $u bulben, toeil fie fiel) auf etroaS edclfjafte* grünbet, meines ber
2Jcaf)ter burdjauä oermeiben muß.
Rubens in f. Sluferftefuiug be£ SajaruS in ©an3 ©ouci f)at ben 25
Slugenblirf genommen, ba SajaruS fd)cm lebenbig au$ bem ©rnbc Ijerauä*
fömmt. 3$ glaube audj baß biefeS ber eigentliche ift, unb fällt 7 babett
bie Stottjmenbigfcit, fid) bie 9Jafe aushalten, tocg: benn mit bem, baß
£a ( }aw£ lebenbig nrirb, muß aud) ber ©eftanl nidjt metyr üorljanben fenn.
ft 30
p. 89. 8 ßjempel, baß fetbft föaöljael unb #annibat (Jaraccio ber
* Nubes v. 170-74.
* [bahntet] e« . . . I?, bunftftridjen) * p. 49. [auf bem SRanbe] • p. 50. [auf bem Haube ;
ritf»Uaer rodre : p. 51.) * ftetbeit [öerfdjrieben $f.] • p. 69. [auf bem Wanbe, ebenfo] p. 74.
• [fo ©f. ftatt be* rtrfjHfleren, a tieft bei Stdjarbfon befinbH<f)en ^orbenone] * [öerbeffert au«] unb
In biefem • p. 8'.». [auf bem ftanbe]
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396
lADllODtl.
Schrift in if>rcn (Memctyften nicht gau^ entbehren fönuen. Sunt 93erocifc
nrie fc^r fidj bic ©k^erci) öor 1 alten 3ufammcnfekungen, bic ftc nicht
burd) fid) fctbft öcrftänbü^ machen fann, 3« fa&c- Snbeji ift c§
ohne 3tucifcl nodj immer ein feljr großer Unterzieh, tueun Waptjati ober
5 ßaraecto 2 fdn;eibt, nnb wenn e3 ein anbrer tljnt. Cfjne bic @d)rift roirb
man sroar bie eigentliche ©efdjiehte be* SRaptjaete nicht uerftchen, aber
fein ©emäljlbe wirb bod) noct) immer aU ®emcrt>lbe eine vortreffliche
SBirfung tljun. Mnftatt bafj bie meiften anbern ®efchid)tmaf)(cr Mofe bog
SBerbtcnft fytben, bie ^cfcr)ict)te auSgebrüdt 51t f)abcn.
10 $
p. 93. 8 SDHdjaet 9lngeto joH* feinen Sharon au£ einer ©teile
be3 $anteä genommen ^aben
Caron, Demonion 5 con occhi di bragia,
15 Batto col remo qualcunquo 6 s'adagia.
$n bem $upfer Oom iüngften ©crtcr)tc löfjt fid) nur bie Lotion, meldjc
in bem legten Söerfe anSgebrudt ift, erfennen, ob 9lngeIo aber auch bie
5lugen uon glühenben Stoßen auSgebrüdt hat?
20 p. 95. 7 SBon ber SBirfung roctdje ein töemählbe auf ba£ Singe oon
ferne 8 machen fott, nod) ehe bicfcS bie Okgcnftänbc bewerben unterfdjeiben
!ann. $)icfeS ift es, h>a3 (Sottet mit bem ßjorbio einer 9iebe oerg(eid)t.
p. 97.» ftcf) fan in ber Notte del Corregio, in meiner fid)
25 atteS ßidjt üon bem gebotenen .ftetytaubc ausbreitet, nid)t mit SRidjarbfon
eincrleto ajeeinung feun, bafj ber Zahler belegen ben ootten SPconb
^ätte megtafjen fotten, roert er uidt)t leuchtet. (Sben biefcS nid)t teuften
ift tyex ein fiureidjer ©ebanfe be3 ÜKaf)(er3, ber fidj barauf grünbet,
ba& ba3 grofjc 2id)t ba3 fteiure oerbunfeln müfee. Sttefer ©ebanfe ift
30 mel)r loerth, aU ber Keine 9(nfto§ ben ba§ Stuge babet) fyat, loefdjer
9(nftofe noch ba^u un§ eben auf bie <2ad)e aufmerffam macht.
«
p. 120. 10 SM Mcharbfon p. 120 u. f. oon 11 ber «ortrcflidjfctt
' (oerbeffert au«] für * ob« (Saraccio [nadjträglid> eiitflefügt] * p. 93. [auf bem SJanbc] * [»et»
befiert au*] fjat » Demouio [$ante uiib «idjarbionj • qualanque [Xante unb SRidjarbfon]
' p. 95. [ouf bem Saiibcl ■ oon ferne [nacftlrägfit^ eiitßefüorj • p. 97. (auf bem «anbei "p.120.
[auf bem 3?anbe] " [berbeffert aus] übet
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laokoon.
397
ber §anb5cid)nungen jagt, ift fefjr bienlicfj, bcn SBcrtl) ber (Sotoriften 511
bcftimmen. Söcnn c8 mafjr ift, bajj ber Sünftter, roemt if>n bic ©djtoiertg-
feiten ber Färbung nid)t jerftreucn, mit attcr Srentyeit ber ©ebanfen •
gcrabe auf feinen .ßmeef fleljen tonn ; wenn eä toaljr ift, bafj man in beu
Zeichnungen ber beften 2Jcaf)(er einen ©eift, ein Sebeu, eine Sreoljeit, 5
eine 3ärttidjfeit finbet, bie mau in ifjreu äRaftferenen üermifjt; roenn e3
roaf)r ift, 1 bajj bie Scber 9 unb ber ©tift $)inge machen fönnen, meldje
beut ^Sinfel 311 madjen uumögtidj finb ; roenn e§ roafjr ift, bafj ber ^infet
mit einem einigen Siquibo $inge ausführen fann, bie ber, roctajer 8
mehrere Serben, befonberä in £)ef, 311 menagiren fyat, nidjt erreichen fau : 10
©0 frage id), ob roofjt ber bcrounbern^roürbigfte ©olortfte 4 und für allen
biefeu Skrbift fdjabtoä galten fann? ^a 5 icl) mödjte fragen, ob c3 nidjt
511 roüufdjen märe, bie Shmft mit Detfarben 511 matten, mödjte gar nidjt
fcim erfunbeu roorben.
I 15
p. 212. 6 3ft c3 roofjt roafjrfdjeinUdj, baf» bie Hoffnung, meiere
föidjarbfon fjwr äußert, bürfte erfuttet werben? bafe ein 9KafjIer aufftefjeu
toerbe, melier ben SRaptjnel überträffc, inbem er beu ßontour ber Otiten
mit bem befteu ISotorite ber Beuern ücrbnnbe? ©3 ift toaljr, id) fe^c
feine Unmögftdjfcit, marmu fidj biefe beijben ©tüdc nidjt fottteu öerbin* 20
ben (ajjen, unb mantm eines ba3 anbere auSfdjUejjen müßte. Q$ ift aber
eine anbere 5rage, ob ein menfd)tid)e$ bitter, ein menfdjttdjer ftleiß, r)irt-
reidjenb finb, biefe Söerbinbuug ^ur SBoHfommenljeit 511 bringen. 2Ba3
Don 7 ben .ftaubicidjuungeu angemerft roorben, fdjeinet biefe Sragc $u Oer"
neinen. 3ft fie aber nidjt anberS, al» 311 oerneinen, toirb 8 jeber SRciftcr 25
je roeiter er e$ in bem einen SljcUe gebradjt fjnt, befto roeiter in bem
anbem notfjiucubig ^ururfbletben : fo fragt fidj nur nod), in roetdjem mir
it)u öortreffüdjer $u fetju roünfdjcn merben? ic. Söegcn SortreffUdjfcit
ber äcicfjmtngcn fömt p. 26 Sur l'Art de critiquer en fait de Pein-
ture, noc^ c i" c frf)öne ©teile oor. 30
wenn e« tuabr ift ; tofnn ti tuoljr ift, [$f.] [berbefjert au») SU (= Stift] ber, loeltfcer
fau3 einifirn imtefeclldj burd)ftrid(enen SBorten berbeffert] 4 Kolorite foerf cfjrie brn §f.J * foer«
befielt au«) SNau f?] • p. 212. [auf bem fttanbej * [auft einem unleferUd) burrfjftridjenen $$orte
betbeffertl • [oorljerj fo [burd)ftria>n]
398
faohoon.
14. 1
Montfaucon Antiquite Expliquee. Premiere partie. Seconde
Edit. de Paris 1722.
p. 50.
5 £>ätt eine« $opf mit einem $arte, unb weit geöfnetem SJhtnbe, ben er
in feinem eignen Sabinetc gehabt, für einen Jupiter qui rend des oracles.
#örf)ft abgefdjmaft. 55er Stopf ift offenbar eine ßaroe. $ic Weite Deff*
nung be$ ÜJhinbeS für einen rebenben Oott mürbe nidjts meniger, als
nadj bem alten ©efdjmafe fetin.
10 p. 52.
Stuf bem gefrfjnittnen ©teine au« bem 9tfaffei n. 5. Tab. XIX,
meldjer bic ©ntfüfjrung ber (Suropa oorfteflet, läfjt ber Äünftfer ben 6tier
nidjt fdjmimmen, fonbern auf ber 3(ädje be3 Sönffcrä, 8 nric auf bem CHfe
tauffen. @o fcrjön bicfeS 33itb in ber ^ßoefie ift, mo man fidj bic äujjerfte
15 ©efdjminbigfeit bap beuten fann; fo anftöfjig ift e§ auf einem ftunftmerfe,
weit ber begriff ben bie materielle Äunft oon ber ©efdjminbigfeit geben
fann, nur fef>r fdjroarfj, bie ©dnoere be§ StiereS bagegen ^u fid)ttid) ift. 8
p. 64.
$ie Succia SSeftatiö mit bem Siebe, eine Keine ©tatue bernn SRont*
20 faueon Tab. XXVIII. 1. f)at feinen Sdtfetier; and) nidjt einmal infulani;
fie ift in ifyren frcvjen natürüdjen paaren: ein SBemeiä, bafe bie bitten*
audj ba£ (Softume ber ©cr)önt)cit uadrfejjten.
p. 76.
$er 9)ttnotauruS mar nad) ber gäbet ein orbcntli^er 2Renfd), nur
25 mit einem Drfjfenfopfc. £odj man mirb menig alte 9J?onumcnte finben,
mo er fo abgebilbet. 3)ic Sigur ift nicf)t frfjöu ; unb bie Süuftfer machten
eine 9Irt oon £entauru3 barauS, metajeS smar eine fdjönre, aber eine meit
1 [)lt. XVI ber $anbfdjriften, ein Xopbelblatt in 8°, »on beffen 4 Seiten 3 mit fef)t ileinen, oft
unbcutlldjen Jöuifjftaben betrieben finb, unb ein Heine« Guartblatt, mit etwa« grö&eren unb beut
tigeren 8»>flen auf beiben Seiten betrieben, Wuf ber legten, leeren Seite bed SJoppelblatte« in 8*
ftef)t bon frember $anb bemrrtt „Uebcr ben Wontfaucon." (Sbenfo b.at eine frembe $anb ba* Quart'
blatt mit ber Muffd>rift oerfeben „lieber eine Stelle an« bem Dotter." 3u«ft gebrudt erfdjienen
biete «usjüge 1788, @. 862—368; bei $empet (S. 32I-S24) finb fie al* 9fr. 29 gejault. Sie würben
teiliueife im gleiten ttapitel be« „flaoroon" oernjertet, baljer jebenfan« bor beffeu Stuäfüljriing ge=
mad)t. SBabrfdjeinlid) fallen fie etwa in biefelbe ßeit Wie Mir. 13, alfo in ben Sinter 1764;5.]
• be3 «Baffer, fäf.] * (fcabuiter bermeift einl v NB. [auf folgenbe, mebrfacb, tuieber burdjftridjene
&nmer!ung :] NB. finbet firt» beom 5Beger ein Stein mit einem «Neptun, ber jroett geflügelte $ferbe
bor (einem ÜBaaen bat, unter weitem gleicfjfafl« feine ©eilen, fonbern eine blofje ebne bemerlt ift,
ali ob er auf Gtfe baljinfütjre. * fuerbefiert au*J fie aurtj
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lanhoon.
399
abgcfämaftere 1 gicjur ift, inbcm fie nunmehr stnen 53äu^c, amen SBerfftäbt
bcr animatifdjen Defonomic f)at, meiere« eine offenbare 21bfurbität ift.
p. 96.
$on bem $tnfen be$ Sßuttanä; in ben nod) übrigen ©ilbfauten
bou if)m, bie SJiontfaucon gefeljen, erfdjeinet er ntdjt f)tnfcnb. £ic atten 5
föünftfer inbefj bie i()n fyinfenb machten, traten e£ ofyne 9iad)ttjeit ber
<Sd)önI)cit : Cicero de Natura Deorum I. fagt: Athenis laudamus
Vulcanum quem fecit Alcamenes, in quo stante atque vestito
apparet claudicatio non deformis.
p. 125. 10
Sftontfaucon l)nlt bie Figuren, bie benm ©tofdj für $)iomcbe3 getten,
für Bellonarios, melrfje» mir fefyr ioa^rfct)cintic^ ift. $>od) giebt 2 er p. 145.
Tab. LXXXVI. 1. eine bergfeirfjen fttgur fetbft für einen $iomebe§ nuä.
p. 194.
•äflontfaueon bringt einen gefdmittnen ©lein ben, auf bem ein £cr- 15
fuled mit bcr föenle, nnb ber auf ben dürfen getnorffnen £ön>enf)aut,
mit ber ümfdjrift Anteros. Gr nimt Anteros für ©egenfiebe. Une
autre image d'Anteros 8 est si extraordinaire, qu'on oe la prendroit
jamais pour teile si l'inscription Anteros n'en faisoit foi. Cette
image ressemble parfaitement a un Hercule barbu, qui porte la 20
ma8sue sur Tepaule. La peau de bete qui pend derriere, paroit
d'etre 4 non pas d'un Hon, comme on la voit dans Hercule, mais
d'un sanglier. La petitesse de la pierre qui est une cornaline,
certainement antique, ne permet pas de la bien distinguer. Cette
figure est si eloiguee de l'idee qu'on a ordinairement d'Anteros, 25
que plusieurs aimeront mieux croire que c'est le nora d'ouvrier, 5
et que la figure representee est un Hercule. Unb fo ift e3 audj;
beim <Sto)"tf) 6 füfjrt einen anbern gefdmittnen '8tein, mit biefem SSortc an.
$cr üftafyme beä ©tycon finbct fidj autfj auf einem 3ta8re(icf betym 30
Soiffarb, tnoranä c£ SWontfancon, PI. CXXXV. anfütjrt. (Sä fteflt ben
£>erfu(e3 mit ber ®cule uor, an ber fid) ein (Sn&ibo f)ä(t, nnb Innter ber
er öor einem Uorftefycnbcn 9(bler mit bem SÖUfce in ben flauen, ©cf)tif3
fudjet. &EQT AAEZIKAKQI rATKQN.
' [wbefiert am] abfurbere (?) * [oerbeffett au»] tjält ' |baqinter| donn£e [burdjftnd)fn ; bfi
TOoiitfüiicon fofarn auf Anteros bif SBorie donn^o ei devantj * paroit 6tre [Wontfaucon]
• de l'oavrier, (TOoittfaucon] * [bütuntcr) u. [burd)flrid)rn]
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I
400 laokoon.
Sie $üfte beä $acdni$ PI. CXLVIIT, au3 beä SöegerS 93rnnbcnb.
(Sabinete öfnet bcn 3JJunb, bafj bic unterftc Steide $&i)ne $u fetycn. Um
bic Srunfcnfjeit au^ubriicfcn.
5 9(ud) eine gröjjre Deffmmg 1 be^ 2ttnnbe$ fjaben bic Bacchantinnen,
al* bic Nr. 4. PI. CLXI.
Se$gfeid)en ber fadjenbe Sann, au3 bem Söcgcr PI. CLXXIII. 4.
£ p. 293.
Sie Weine (Statue mit einem ftufje auf einer Shigcl, in ber einen
10 £anb einen jerbrod)nen Segen, bie ÜRontfaucon für bic ©öttin 9iom
auSgiebt, ift öiellcid)t ein Spfjäromadjuä.
p. 359.
28a$ Tab. CCXII. Sttaffei für bic Pudicitiam auSgiebt, frfjeint
mir «riabne $u fetw. Sic anbem betiben Figuren fd)cincn SBadjnS unb
15 einer bon feinem befolge $u fenn, wdrfjcr festere ben ©ott abfliegen 2
Will, beb ber Sfriabne länger 311 berweiten; fo Wie auf bem gcfcfynitt.
Steine am bem Röntgt. (Sabinete Tab. CL. 1.
i? 8
Sternen* SHeranbrinu*, wenn er bon ben 93itbfcnlen ber fjcbbni*
20 fdjen (Götter unb ifyren djaraftcriftifdjen ^enn^eic^en fbridjt (Cohort. ad
Gentes p. 50 Edit. Potteri) fagt unter anbem bafj (£cre£, fo tüte $ulfanu*
aus ben SBerf^eugen feiner Sunft, Sftebtnn an* bem Srctföad, dno vqg
ovfi(poQa$ erfannt werben müfce. Siefen giebt 0 1 1 e r , in feiner neuen
Überlegung Desjenigen Stüdes, worinn cd fidj befinbet, burd) calainitatis
25 deacriptione. 2Ba* tycifjt ba*? 2Ba$ ift ba* für eine Stonobtage, au«
bereu Schreibung (£eve* 31t erfennen f et) ? GS müfete bic Unfrudjtfar*
feit fetjn. ?tber wie fann bie Unfntdjtbarfeit an einer ©tatue fo beut»
lid) 4 angebentet 6 werben, bafe fie ju einem S?ennseirf)cn ber (Söttin wer«
bcn fon? ^ottcr fjot ein unberftänblitfjcS s Bort, eben fo unbcrftänMidj
30 überfefct. Senn e* ift 0 wirfüd) nidjt einjufetjen, wa* Steinen* mit
feiner avfKpoga will. @S Wäre beim bafj ovfupoQa, at* ein vocabulum
fieoov, eben fo moljl bie 5nid)tbarfcit at* Unfrudjtbarfeit bebeuten fönnc,
unb bafj er atfo baS Scicirfjncte für ba* geidjen, bie grud)tbarfcit für
' Crffnungrn |t>erfd»rirtfit $\.) ' [üerbeffrrt au«] abroenben • |$ier beginnt ba« Ouortblott]
4 fo beutlid» [fehlte urfptünalicbj » [»erbefiert aud] ottflffleben • ift InadjträaHft rinflffüfltl
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Xaohoon.
401
bic ftorneljren, mit roefc^en SereS gebitbet wirb, gefegt (jätte. Ober
cvfMpoga, ba es" audj für avfißoXrj gebraust wirb, unb überhaupt
ctma§ äufammcngcbrac^tc« anzeiget, mü&te ben ©traufj öon Oer-
fdjiebnen tornefjren unb SO?of)nf öpfen 1 , 'ben tf)r ber ®ünftter in bic
£>anb su geben pflegt bebeuten fönnen, mooon fidj aber fd)merli<$ eine 6
äljnUdje ©teile bürfte anführen lafeen. £at feine öon beöben Ver-
mutungen (Statt, fo bleibt nidjtä übrig, at3 baS ovfKpoga für Oer*
fätfdjt au fjatten; unb öteßeicfjt fyat man oitoyogiag, ober roenn man
öon bem .ßuge ber Söudjftaben bod) roeiter abgeben barf, Xixvog>ogiag
ober xavrjtpoQiag bafür $u lefen. 3)enn ber $orb, Xixvov, xavrjg, 10
mar aKerbings" ba$ ^ennaeidjen ber ©ereä 2 ; fetbft ifn* Äoöföufc mar öfters
ein Heiner $orb, roie ©öanfjeim (ad Callimachi Hym. in Cerer.
p. 735 Edit. Ern.) au8 SDiünjcn aeiget. SBetim HWontfoucon fott 8 bie
eine (£ere3 aus ben £anbaeidmungen be3 Se SBrun (Tab. XLIII. 4.)
öermurtjttdj* einen bergleidjen ®orb auf bem Stopfe fjaben. SBeü er aber 15
otme ßmeifet nit^t beuttidj genug gejeiefmet mar, fo mu&te SDtontfaucon
fetbft nidjt, maS er barem»" machen foKte ; Quarta 6 galorum aingularem
capite gestat; la quatrieme a un bonnet extraordiaaire. Unb in
bem beutfdjen SRontfaucon ift aus biefem galero gar ein fonberbarer
£elm gemorben. £)b ba8, maS neben ber £ere» au» bem Soiffarb 20
(Tab. XLII. 2.) ftefjet, eben ein SBienenforö ift, mofür eS SWontfaucon
auSgiebt, mei» td) nidjt; e$ fann ber blo&e ®orb fenn, ber ben fetjer*
liefen 2(ufaügen ber Göttin öorgetragen mürbe (Callimachus in Cerer.
v. 1. 3.) benn idj finbe ntdjt, bafc ber (SereS bie ©rfinbung ber Lienen-
audjt, fo mie be3 Sltferbaue» augefdjrieben merbe. 25
15. 6
II.
$er lörpcrlict)e ©djmcra öerfteftet 7 am meiften. 2)a3 ©djreöen
1 [ba^inter] bebeuten fönnen, [burcfjftridjen] * [berbeffert au«] Beim« ' [oerbeffert au«] fyat
* [öerbeffert au*J oljne Sroeifel • Quarta Inatftträgltd) eingefügt]
• («Rr. XXIV ber $anbfd)riften, ein Heiner Bettel, nur auf einer Seite $albbrüd)ig mit flüchtiger,
aber leferlidjer £anb befdjriebe» ; juerft bei ^empel S. 289 ali tfir. 9 gebrueft. 3>en 3nfya(t bilbet
eine SBorftubie jum jtpeiteit ffapitel beä „ßaofoon", worauf febou bie von Reifing felbft barüber ge=
fcfcte 3ab.[ 11. Ijinbeutet. Dlefe ßaljl ftitnmt aber nur au ber (Einteilung beä gebrueften «Berte«, uidjt
ju ber ©lieberung ber (Entwürfe 9lr. 8, 7 unb 8. Saljer fann audj unfer Settel erft f urj bor ober n>a>
renb ber Bu8füb,rung ber Hrbeit für ben SJrurf, alfo jebenfaD* erft 1765 gefdjrieben fein.) * [ba«
fi e ff i n g, fftmtltfte ©Triften. XIV. 26
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402
laokoon.
allem gerftöret alle ©nmmetrie beS ®efid)t*. ein fdjöne« ©efidjt ift am
fdjönften in feiner SRu^e, mit berfötofeenem äRunbe. ^olügnotu« mar
ber erfte, ber ben 2Runb feiner Figuren ein Kein menig öfnete, um eine
©djönfjcit meljr, bie 3äf)ne fid)tbar p machen. 1 instituit os adaperire,
6 dentes osteudere. Pliuius lib. XXXV. sect. 35.
16. 8
SBicttcic^t mar e3 ^ollio SIfiniuä 8 ber ben ßaoeoon beS SBirgite
burdj einen ©ricct)ifcr)cn ßünftler nad>af)tnen tiefe, $ou*io mar ein be*
fonbrer* Sreunb be« $id>ter3, überlebte ben Siebter unb feinet 6 fogar
10 ein eigne« SBcrf über bie 9lenei3 getrieben ju Ijaben. ($enn 6 mo fonft
at« in einem eignen SBerfe über biefeä ®ebu$te fönnten bie ei^eln 2In-
merfungen geftanben Imben, bie ©erüiu* au« ifjm anführt, ad vers. 7.
Libr. II. unb befonberS ad vers. 183. lib. XI. EKan bürfte atfo mof)l
nietyt unrecht tfjun, baS SSerjeicfjnife ber berfofjrnen S^riften biefeS 9lö«
15 mer8 mit einem folgen SBerfe ^u öermefjren.) 3uglcid; mar ^ßollio 7 ein
Stebfyaber unb Kenner ber Sfrwft, befafe eine reiche Sammlung ber treff*
tieften alten 8 ®unftmerfe, liefe üon $ünfttern feiner $eit neue fertigen,
unb bem (SJefdmtacfe 9 ben er in feiner 2Baf)t jeigte, mar ein fo fütjneS
©tücf als Saocoon üotlfommen angemefeen: ut fuit acris veliementiae,
20 sie quoque spectari monumenta sua voluit. (Plinius 1. 36, sect. 4. 10 )
(£ben 11 ifct finbe id> mit triclem Vergnügen, bafe id& in meiner
hinter] ba# ®efidjt [burcbftrldjen] 1 [$a# golgcnbe ift auf bem Sanbe bei $f. beigefügt]
• [9?r. XXVI ber $anbfd)riften, ein falber (Bogen Hein 4», auf Seite 1, 3 unb 4 mit flüchtigen unb
oft feljr unbeutlidjen SBudtftaben betrieben. Con frember, fpftterer $anb ift übet bie erfte Seite
„Com Laocoon. ad V.", über bie brüte 6eite „ad Laoc. V S. 50." gefebrieben. (Bebrudt erfdjienen
biete öemerfungen erft bei fcempel 6. 287 —289, bier al* 9fr. 8b unb 8c gejault. Sie bilbrn mehr-
fach, bie unmittelbare Vorarbeit für ba* fünfte, jum Seit aud) für ba* fed>4unbjmanjigfte Kapitel
be» „fiaotoon" unb finb mobl rurj cor ober toäbrenb ber Hbfaffung jene* fünften «apitel* etwa
im Sommer 1765 aufgezeichnet. Sin metterei, in ber $anbfcbriftenfammlung mit ihnen ftufammen«
«efteHte« Statt flammt au* fpäterer .Seit ; »gl. unten 9*r. 28.1 ' Iberbeffert au*] «finiu* $oDio
* befonbrer [fehlte urfprünglii] • [oerbeffert au*] b«t • [toorber] (3d) fdjliefje biefe* au* jmep
Stetten bei Seroiu*, mo tiefet OJrammatifet ein $aar eigene ülumerlungen be« $oOio [bura>
ftridjen] » [Derbeffert aus) $oDio mar jugleicb • alten (nacbtrdglicb eingefügt] • [oerbeffert
au*] ben ©efdjmad '• [oon anberer $anb ift binsugefügtl cap. V. p. 729. " [$irr beginnt bie
britte Seite. Sorber brei burebftriebene Sailen:] ffienn meine SHeinung. oon bem [oerbeffert au»:
mein Urtbeil über ba*] tllter unb ben SWeiftern be* üaoeoon, unb oon bem Sorbilbe meldje* ftdj
bie Weifter befjelben babeo. getofibltt feinen CenfaD finben foDte, fo
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XaukoDit.
403
Meinung non bem Stfter beä Saocoon, unb ben SSorbilbern loetdje ftdj
bic SReifter be&elben babeu geweitet, einen Vorgänger Ijabe, befecn Spu-
ren id) unmifjenber SBeife betreten. (S§ tft bte|"e§ «artljol. 9ttar-
Uani; ein (Seteljrter tt>e(d)cr «m bie B^it, bo Saocoon um ben Anfang
be3 fed^efniten Safjrfjunbert« 1 entbedt warb, lebte; 2 unb id) barf Oer* 5
mutfjen, bafc mehrere bamatige (Mehrten mit if)tn übereingeftimt fjaben
werben, ©o 8 treibt er : Et quainquam hi, netjmlidj Slgef. *ßofy. unb
9ttlja., ex Virgilti descriptione statuam hanc formavisse videntur,
non tarnen illam in omnibus sunt imitati, quod viderent multa
auribus, non item oculis convenire et placere.* ^dj fottte faft felbft 10
glauben/ idj fyätte über biefe Sßorte einen Kommentar fdjrciben motten.
** Ober 5 öiefateljr, bie ©djlange ; benn Styfopfiron fd)einet nur eine
angenommen ju fjaben.
Kai ncuöoßQCJTog nogxecog vijoovg ömAag.
$cf) erinnere mtd), bafc man bog @emäf)Ibe ljiernnber anführen 15
fönte, roetdjeS (£umofy 6 bet) bem ^ßctron auätegt. ©3 ftettt bie $erftö*
rung uon £roja, unb bie ®e|d)id)te beS Saocoon uollfommen fo cor, aU
SSirgit erbtet; 7 unb ba in ber nefmtlidjen Ötollerie 511 Neapel, in ber
e3 ftanb, anbere atte ©emäf)lbe non BeujiS, ^ßrotogeneS, 8 Spelles maren,
fo tte&c fid) 9 oermutfyen, bajj e3 10 gtcicfjfcittd ein a(te3 griedjifdjeS ©e- 20
mäljtbc gemefen fet). 11 Allein man ertaube mir einen Stomanbidjtcr für
feinen JpiftoricuS fjalten ju bürffen. £iefe (Meric, unb bicfeS ©emä^be
unb biefer ©umofy tjaben allem 9lnfefjen nad) nirgenb af$ in ber ^Ijan*
tafie be3 $etron3 efiftiret. TOd^tö oerrätt) üjre 18 <Srbic§twtg beutUdjer,
* Topographia ürbis Romae lib. IV. cap. 14. SBenn aber 9Rarliani 25
ljm$ufefct: Haec statua in Vaticano nunc est collocata: qnam diligenter ex-
pressam hic subjeeimus: fo muß id) erinnern, baß fid) biefc3 93ilb, fo 1 * tt)ie
©r a eto iu 3 ba3 23erf bei 2Karltani (Th. Antiq. Rom. T. III.) nadjbrudcn tafjcn,
nidjt ba6en befinbet. Siefleirfjt baß tfjn M bie erfte ÄuSga&e fjat.
1 3aljre* [oeridjrieben $f.] * lebten ; foerfdjrieben $f.] 1 [Derbeffert au«J Et * [öerbeffert
au#J meinen 1 [$ier beginnt bie legte Seite be8 balben Cogens. 3)ie beiben Sterne roetfen auf
bie ©orte be* fünften ffapitett be# „ßaofoon" (oben 8b. IX, S. 35, 3. 30), ju benen nnfet Saft
öl» bertditigenbe Slnmertung tommen foUte.) • [öerbeffert aus] Detroit ' unb bie @efd)idjre . . .
erjebjet ; fnadjträglid» eingefügt; urforüiiylicb, Jjatle e* gebeifeen] Iroja bor, • [oorber] unb [bitrdj»
ftrtcf)en] • [»erbefiert aud] t5nnte man '• [berbeffett au«) ouef) " |bab,intetj fflenn man
aber biefelbige ndbet Iburcb.ftti^en] *• fbetbeffett au*] bie " [oetbeffett au«] Äupfer batiunen
" foerft^tieben füt] th
404
laohoon.
aU bie offenbare ©puren einer betwalje fdnilermäfcigen SRadjatymung ber
93irgilifcf>en ©efdjreibung. @3 wirb fi$ ber 2ftü!je »erlognen bh 83er-
gteid)ung anjuftellen. <Bo SßirgiC.
17. 1
5 Allegorie.
©ine bon ben f^önftcn furagefafcten attegoriföen ftictionen, ift betjm
SRilton, (Paradise lost Book III. 685 2 ) wo ©otan ben Uriel !untergel)t
— oft though wisdom wake, suspicion aleeps
At wisdom's gate, and to aimplicity
10 Resigna her cbarge, while goodneas thinks no ill
Where no ill seems
„Oft, wenn gleich bie SBeiö^eit Wadjt, fdjtäft ber «rgwoljn an ifjrer
„Sfjüre, unb giebt fein 2lmt ber (SinfaU, ma&en bie ®üte nit$t£ SöfeS
„bermutfjet, wo nict)t3 SöfeS f)erborbtitft. M
16 Unb fo gefallen mir bie attegorifcfjcn ftictionen ; ober fie weittäuftig
au$bUben, bie erbtdjtcten SSefen nadj allen if)ren Attributen ber 3flaf)(eretj
betreiben, unb auf biefe eine gan^e %o\Qt bon mandjerfeb JBorffitlen
grünben, bünft micr) ein finbifdjer, 8 gotf)ifcf)er, möitct)ifcr)cr SBtfc.
2)te einzige SBcife inbefe, wie eine weittäuftigere aßegorifcfje Siction
20 nod) erträgtief) 511 ntadjen ift, ift bon bem 6ebe8 gebraust Würben: er
er$et>lt nidjt bie bfo&e Aktion, fonbem fo wie fie bon einem SJcaljler
beljanbelt worben.
93tinbf)eit be$ Litton.
3$ bin ber Meinung, bafj bie SHinbfjeit be3 SDWtonä auf feine
1 [9ir. III ber $anb| griffen, 8 in einanber geftedte Gatte Bogen in 4* bie nidjt geljeftet finb, aber
nadj Schrift unb kopier jufammengeljören, im gaitjen 12 Seiten, Don benen aber nur 8 Jjalbbrüdng
mit roinjigen, meift aber feljr beuttidjen ®ud)ftaben befdjrieben Unb. 3n>ifdKn ben einteilten Äb-
fdmitten, bie icf) burdj einen tleinen $urdjfd>u& trenne, finb in ber $anbfd>rift Ijalbe ober ganje,
biöiveUen audj mehrere €eiten leer gelaffen. (Sebrudt erf Lienen biefe JBemerfungen juerft 178«.
308-310, 811— 313, 3W-358; bei äempel (S. 290-805) finb fie oi**r.il gejault. Weber-
gefdjrieben mürben fie gewiß nad> 97 r. 8, roie befonber« S. 405, 3. 3—4 im fjolgenben bemeifen
(»gl. baju oben <S. 388, 3. 1—2), unb üermutlirf) bor 9ir. 19, beren «bfdjnitte XXXiX unb XL ben
gmeiten unb britten Zeil unferö ttntroutfe« oorauftjufefcen fdjeineu. SBieHeicIjt ift biefer giemlid)
gleichzeitig mit bem öierjebjiten ftapitel be» 1760 gebrudten „ßaoloon", mit bem er inljoltlicb, ju«
fammenfcangt, etwa im Sommer 1765 entftanben.] ' [nötiger: III. 686.] ' !flnbi[a)er [«f.]
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laohoon.
405
Strt au fc^itbern unb fichtliche (Segenftänbe $u betreiben einen ©inftufc
gehabt fyat.
SÄufier bem (^cmpel, toelcbeS id) bereits öon ben flammen, tt>etct)e
ginfternifs öon 1 fich ftrahlen, angemerft Ijabe, 2 finbe ich eines, (Paradise
lost B. III. 722) welches oielleicht gleichfalls fyktyx gebogen werben 5
fann. — Uriel mill bem in einen ©ngel beS SidjtS berfteHten ©atan,
ben 8 ©rbball bie SBofmung beS 2Kenfcf)en geigen, unb fagt:
Look downward on that globe, whose hither aide
With light from hence, though but reflected, shines.
„©iefje ouf jenen SBctH nieber, beffen ©eite, bie nadt) uns geroanbt ift, 10
„mit Sickte feinet, baS oon f)ier entlehnet ift." — 9ttan merfe, bafe
beüber ©eftdjtSpunft in ber ©onne mar, uon ba aus fie nidt)t mehr oon
bem (Srbballe fehen fonnten, als eben bie Seite, roelcfje ber ©onne gu*
gcfefjret mar. 9(uS ben SSorten beS Richters ober fottte eS feinen,
als ob fie auch oon baljer bie anbere unerleuchtete Reifte Rotten erblicfen 15
fönnen, melcfjeS unmöglich ift. 2ln bem äRonbe fönnen mir gmar öfter«
bie eine erleuchtete 4 unb bie anbere unerleuchtete Reifte erblicfen; aber
baS macht roeit mir unS an einem britten Orte befinben, unb nicht in
bem fünfte, oon roelchem bie Erleuchtung ausgeht.
$ie allgemeine SBirfung feiner SBlinbljeit aber fcf>einet bie geflifjent- 20
liehe Ausmahlung fichtbarer ®egcnftänbe gu fenn. Horner mahlt ber-
gleichen feiten mehr, als burcf> ein eingigeS ©cnmort; meit eine einige
(Eigenfcfjaft eines fichtbarn (SegenftanbeS hi«^"9^^ ift u«8 bie anbern
auf einmal erinnerlich gu machen, inbem mir fie alle Sage bekommen
»or Slugen §aUn. ©in 93linber hingegen, betj bem bie ©tnbrücfe ber 25
fichtbaren ©egenftänbe mit ber 3eit immer f^mäetjer unb fchmächer toerben
müfjen, ben bem eine einzige ©igenfehaft eines 3)ingeS bie Silber ber
übrigen nicht fo gefchroinb unb lebhaft heimbringen fan, meil er fie
öfters benfaminen gu fct)cn bie Gelegenheit Oerloren : ©in Sölinber, mujj 6
natürlicher SBeife auf ben Einfall fommen, bie (Sigenfdjaften gu ^äuffen, 30
um fich burch bie (Erinnerung mehrerer ®enngeicfjen, baS S3ilb beS (Sangen
lebhafter gu machen. SBenn 9ftofcS g. @. Gott fagen läfet: eS toerbe
Sicht, unb eS marb Sicht: fo brüeft ftch SftofeS mie ein ©efjenber gegen
©ehenbe aus. üftur einem 93linben fann eS einfommen, biefeS Sicht gu
• löfrbefiert ou8] um [?1 • baben, [oerfätieben $\.) • [öetbeffert au«] bie • etteutfte [»ff
trieben $f.J • (bahntet] ben [burebftriflen]
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Xaohoon.
betreiben; bcnn ba bic 1 (Srinnerung beS SinbrutfS, meld>en baS Sicf>t
auf ifm gemalt fjat, feljr fd)n>ad> geworben, fo fudjt er es burc§ alles
ju berftärfen, maS er beb bem 8 Sickte fo gebaut ober embfunben bat.
(P. L. Book VII. v. 243. 44):
5 Let there be light, eaid God, and forthwith light
Ethereal, first of things, quintessence pure,
Spruüg from the deep, and from her native east
To journey tbrough the airy gloom began.
(SJemäfjlbe betont aftüton.
10 I. SSon brogrefiibifdjeu ÖJemäfjlben, bon meldjen uns #omer fo
üortrefftietje 99eto)bic(e giebt, finbeu fidj aud) fetjr fdjöne betont 2Jtilton.
a) baS ©rieben beS ©atanS aus bem bremtenben $fule. P. L. B. I.
v. 221—228.
ß) bie erftc (Eröffnung ber #öHcnbforten burd) bie ©ünbe. B. IL
15 v. 871—883.
y) bie @ntftcf)ung ber SBett. B. III. v. 708—718.
ö) ber ©pruug beS ©atanS in baS ^arabteS. B. IV. 3 v. 181—183.
s) ber fthig be« 9labf)aefS jur (Srbe. B. V. v. 246.-277.
£) ber erfte Slufbrudj beS IjimmUföen £eereS mieber bie rebetttfdjen
20 Sngel. B. VI. v. 56.-78.
y) bie 2Tnuäf)erung ber ©dränge pr @oa. IX. 509— 4
&) bie ©rbauung ber 23rütfe bon ber ^ötfe jur @rbe, bon ber ©ünbe
unb bem $obe. X. 285.
t) SatanS ßurürffunft sur #öHe unb unftdjtbare ©efteigung feines
25 SrofjneS. X. 414 — 5
x) bie Sermanblung bes ©atanS in eine Solange. X. 510.
5(ud) bie ©djönfycit ber $orm fjat Sftilton, nadj beS Römers Spanier,
nierjt fomof)( nadj if)ren 93eftanbttjeiten, als nach, tljrer SBirfung gefdjif-
bert. Wlan fcfje bie ©teile bon ber SBirfung, melrfje bie ©cfjönljeit ber
30 @ba auf ben ©atan felbft tjat. Book IX. 455—66.
II. $ud) an folgen ©etnäfjlben, bie roirfttdj bon ber 2Jlal)lereb be-
jubelt merben fönnen, ift WiÜon meit reifer, als ilm SanluS unb
• rbfrieffett au*J bet • [tterieffert au«] bie [= biefem] * B. III. [Detfdjrieben $(.] * [ri$.
ttgec : 4M-528] » [ju ergäben toixt : 462]
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laokoon.
407
SBinfefmann glaubt ; ob ftfjon 1 9tidwrbfon, bcr fie auSbrütflich auszeichnen
motten, in it)rer SBaljl oft fc^r unglücflich unb unoerftänbig geroefen ift. 3. @.
1. 9lic$arbfon ^ä(t ben 9tapt)ael mit feinen breg $aar glügefa (B.
V. 277.) für einen frönen ®egenftaub ber SWa^teren; unb es ift
offenbar, bafj er eben biefer fedjS Slüget megen ein fef)r untauglicher 5
ift. Ob fdjon baS 93itb aus bem ^efaiaS genommen ift, fo ift eS bodj
barum nichts mahferifdjer. $>ie ©eftalt ber dljerubinS ift eben fo
unmaftferifd). XI. 129.
2. desgleichen baS 99i(b ber aufredjtS eint)ergehenben «Schlange. B. IX.
496. mclcheS roiber alle ^ßonberation in ber SRahteret) feun mürbe; 10
ob eS fdjon bei} bem dichter fet)r gefällt.
SJon ben notfjtoenbigen 5ef>fern.
XiefeS Kapitel ber Mriftotelifchen dicfjtfunft ift bisher noch am
menigften commentiret morben.
$ch nenne notljmenbige tfrfyUx fotehe, ot)ne meldte üor$ügltche @dt)ön* 15
fjeiten nicht feun mürben ; benen man nicht anbcrS atS mit SBerluft biefer
«Schönheiten abljelffen fann.
So ift im SDHlton ein notf>»oenbiger %tf)kv, ber ©ebrauef) ber
@öradje in oflem bem weiten Umfange, toeldjer ftenntnifce öorausfefct,
bie Stbam noch nicht fyahtn fonnte. (SS ift mat)r, 9lbam fonnte fo unb 20
fo nic^t reben, man fonnte mit ihm fo unb fo nicfjt reben: aber laßt
it)n reben, mie er ^ättc reben müfeen, fo fällt sugleid) baS grofce üor-
trefflicf)c 2 Söitb meg, meiere« ber dichter feinen Sefern macht. Unb eS
ift ofjnftreitig bie ^ö^cre Slbficht beS Tidjter^, bie ^ontafie feiner Öefer
mit frönen unb großen Silbern $u füllen, als überall abäquat 31t fettn. 25
3. @. B. V. 588. oon ben ftafjnen unb ©tanbarten ber (Sngel
desgleichen gehören feine tljeologifchen ftel^er hierher; ober baS*
jenige maS mit ben genauem Gegriffen, bie mir uns oon ben Neheim-
ntfjen ber Religion ju machen f)aben, $u ftreiten fcheinet, ohne meldte«
er aber baS in feiner uns finnlich ju machenben 3ettfo(ge hätte erjehfen 30
fönnen, maS oor ber 3eit gefchahe. 3- wenn er ben Allmächtigen
(B. V. 604 3 ) 31t feinen @ngefn fagen läfjt
This day I have begot whom I declare
My only son, and on this holy hill
lt*r&eff<rt au«] fle * große bortreffliefte [na<$trdoUc$ eingefügt] • [tätiget : 603J
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408
laokoort.
Hira have anointed, whom ye dow behold
At my right hand; your head I him appoint
|>eute mag fjier immer Reißen oon (Sroigfeit; ©ott fjatte ben ©ofjn t>on
©loigfeit gezeugt ; gut : ober biefer ©of)n mar bodj nid)t Oon (Sroigfeit ba3
6 »aä er fetin foHte, ober er ttmrb menigftenS nidjt bafür erfannt. (£3
gab eine 3eit, ba 1 bie CSngel nidjtö tion itjm mußten, ba fic ifm nidjt
$ur SRedjten be$ SBaterS faf)en, ba er nod) nid)t für ifyren §errn erflärt
mar. Unb ba£ ift nadj unferer Drtfjoboyie falfrf). S33iH man fagen,
©ott Ijatte big baf)in bie ©ngel in ber Unmißenfyeit* tion bem <&efyeim-
10 niße feiner ^retieinigfeit geladen: fo würben eine SKenge abgefdjmafte
unb unoerbautidje ^inge barauS folgen, $ie roafjre Sntfdjufbigiing be£
ERilton ift biefe, baß er nottnoenbig biefen fyf)Ux begeben mußte, bafj
biefer i$et)Uv auf feine SBcife au^umeid^en ift, menn er ba3 nad) 8 einer
uns tierftänbticfjen 3eitfofgc ersten miß, ma§ in feiner fotdjen Zeitfolge
15 gefdiefjen ift. (Soll bie Urfarf>e bc$ fiafltä ber böfen @ngel ilnre SBenei-
bung ber f)öf)ern SSürbe be$ <3olme$ fetin, fo muß man fidj öorftetten,
baß biefe Sencibung eben fo oon ©migfeit erfolgt,* als bie Geburt beS
@of)ne3 2c. »Hein itf) benfe überhaupt, baß SRifton eine beßre Urfadjc
Ijätte erbenfen follen, als biefe, metrfie nicr)t in ber ©djrift, fonbern nur
20 bloß in ben Sorftellungen einiger ®ircf)enoäter gegrünbet ift.
18/
p. 396.
„<ßltniu3, fagt §. SB. beruhtet, baß man unter bem ÜJicro itic^t
„mefyr tierftanben in (Sr^t 311 gießen, unb er beruft fidt) auf bie Solof»
» Iberbeffert au*] als • [berfieffert au«] in Ungeiuifj^rtt • [ttrrbeffert au*] mit [?] « [oer*
&effert au«] ge f= gefolgt?]
* |9tr. XII ber £anbf Reiften, ein Ijafber Sogen Rein 4*, oon beffen 4 Seiten 8 mit fef>r Rüstiger
unb oft unbeutlirt)er $anb befdjrieben finb; auf ber birrten, Ircren Seite ift oon ftember $anb bt*
mertt : „lieber eine Stelle au« SBinfelmannd fflefcbjdjte ber ftunft." $er Snttourf macf)t mit feinen
bieten Jlorrelturrn ganj unb gar ben Sinbrud eines ffonjepte«. ©ebrutft nmrbe er juerft 1788,
S. 358— 301; bei Ocmpel (S. 814-816) ift er als 9lr. 21 gejault. <£r fann ui.t,t bor bem »intet
1764/5 entftanben fein, weil er ftö) fdjon auf ffiincfelmannS „Wadjridjten Don ben neueften §ercu*
tanifaVii Gnlbednngen" bejteljt, bie erft in ber 9Dticf)ae(i6meffe 1764 erfdjienen. Gbenfo bürftc er
nad) s Jfr. 8 fallen, ba er offenbar ben erften SUerfud) barfieUt, eine im ttnljang ju biefer Kummer
turs angebeutete iöeriditigung SBindelmann« breiter au*jufüb.ren. SSSaljrfdjeinlid) wollte Seffing
urfprünglid) auo) biefe SBemertung gleiaj ben anbern über bie „<Befd>id)te ber »unft beS «Itertum«"
Xaoftoon.
409
„fatiföe ©tntuc biefes ®at)fer§ bom 3enoboru8, bcm e8 beu aller
„feiner ftunft in biefer Arbeit nict)t gelingen motten. @8 ift aber Ijieraua,
„feie S)onati unb ^arbini motten, nic^t 31t fdjftefjen, bafe bicfc ©tntue
„Don Sttarmor getoefcn."
(SS ift genrifj, bafe ^onati 1 unb 9tarbini bie ©tette be3 SJMi* 5
niuS, auf bie e$ fner anfömmt, titelt öerftanben fyaben 8 unb eine Un*
hwfyrfjeit barau3 gefcf>fofjen fjaben. Slber and) §err SS. mufc fie mit ber
gehörigen Mufmerfjamfeit nid)t ernwgen fjaben, ober er f)ätte ftdj anberS
auSgebrücft. @3 fott bem 3enoboru3 mit biefer (Statue nidn* gegftuft
femt? 2Bo fagt biefer $Hniu$? @r rütjmt otetmefjr öon if)m, ba& er 10
in feiner $unft feinem Sitten nacfyutfefccn getoefen, bafs fein 8 SBerf eine
ungemeine 5lcr)nticf>fcit gefjabt, bafe er fcf)on Dörfer feine ©efdjicflidjfeit
burd) ©iefeung eines (£otoffatifcf)en SKerfurS bewehrt. Unb bie 93emett-
eiferung ber fofgenben $abfer, bem SKero feinen §tntt)cil ber (Sfnre* an
biefer ©tatue ju tafjen, fie ber ©onne ju meitjen, 5 ben <fteronifrf)en #oöf 15
mit köpfen ifnrer 53i(bung 311 uertaufcfien, fie mit unerme&ticfjer 9ftüf)e 6
öon ilnrem 7 Orte wegbringen unb onbermo aufrichten p tafjen: ma$
fann man 8 anbera barauS ftfjlie&en, at§ bafc e3 ein SBerf oon gana be=
fonberm SBerttje gemefen fetjn müfce? piniuS fagt jmar: Ea statua
indieavit interiisse fundendi aeris scientiam. Allein biefe SBorte 20
finb e3 eben, bie man mifcbeutet. 9 «Dton fiubet barinn 10 ben SBertwft ber
ftunft in 11 9Ketatt ju gießen, ba nidjts 12 barinn liegt 18 att ber Serluft
ber $unft, biefem 2fletatte eine genrifee SRifcfiung (temperaturam aeria)
ju geben, meldte 14 man in ben alten ^unfnoerfen biefer 5(rt $u f c ty"
glaubte. (5# fetjtte bem 3 e n 0 b 0 r u 3 an einem cfmmifd)en ©efjeimnifje ; 25
nicfjt an ber ptaftifäcn ©efe^iefti^feit. 16 Unb gmar beftanb biefeS dft*
mifcfye (Beljeimnifi barinn, bajj bie 9ttten ba3 Sfripfer 18 au8 roetdjem fie
it)rc ©itbfäulcn gofecn mit ©olb unb ©Uber fotten gemifd&et §aben:
in ben ©d^Iufetapiteltt brä 1760 veröffentlichten 2Berte8 anbringen; bann mürbe ityre 92teberf cf>rift
etwa bem $erbft 1765, beoor er ba» aunäcffft jum Srud befrimmte OTanuftttot be« erften Zeil« bei
„Saofoon" abftftlofi, angehören.] 1 [oerbeffert au«J Starbint 4 [bie folgenben feefj» ©orte
finb nadjträglidj eingefügtl • [au« einem unlefedidjen ©ort Derbeffert] * (»erbeffert
aus] bei SRufjtnd 1 [babinterl iljre Äöpfe barauf (eben ju lagen, mit unermeBticber Wüb«
[bureftftrietjen] * [oerbeffert auSJ unermeßlictjen fioften 1 [eerbeffert au*] einem • [»er«
beffert au3] loa* ift * [oerbeffert auö] gemigbeutet imieber »erbeffert aus: miSgebeutet] bat
10 barinn [nacbträglicb, eingefügt] " [oorber] Jo fcfi,ön [burrfjflridjen] '» [oor^er] man
boc^ [burdtftrtijenl " barinn liegt [nadjträglicb eingefügt] '* (oerbeffert au*] bie [ba»
Ijinter] 3n ber ®ef$ic&te be8 ^ ©• «f» bie ganje SteDe [burdjftrl^en] » [oerbeffert au»]
9)ietatt
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410
laohoon.
quondam aes confusum auro argentoque miacebatur. 1 (1) SMefeS
©efyeimnifj mar uerforen gegangen, unb jur 2 2Rifdmng be3 ftupferS, 8
bercn fitf) bie Damaligen 4 tfünftler bebienten, fam nidjt« nrieSMeö; 5 feie
$liniu$ felbft biefc SRifdmng beutlidj erjef)tet. (2) 9tunmeljr lefe man
5 bie obige Stetlc gan$: Ea statua indieavit inte risse fuudendi aeris
seien tiam, cum et Nero largiri aurum argentumque para-
tus esset, et Zenodorus scieotia fingendi caelandique nulli veterum
postponeretur. (3) Umfonft Wollte ber oerfcfjroenbrifdje Slero ©Uber
unb (Soft ba^u geben ; ber föinftler fonnte e$ nietjt brauchen ; er üerftanb
10 nur eine toeit geringere Xemperatur; aber ber 6 geringere SBertfj be3
9RetaHc£, loorinn er arbeitete fjatte feinen (Sinflufc auf feine Shmft; in
biefer ioid> er (einem $Uten; $Üniu3 fagt c3; $Uniu8 fjatte fein SBerf;
it)m müfecn mir glauben.
„$er fdjöne ©eneca in (£r5t, fagt SB. in einer neuem ©djrift*
15 „ben man erft für^tict) 7 im #erfu(ano entbedt, 8 fönnte allein ein 3eug-
„nife miber ben ^(iniiiä geben, meiner uorgiebt, bafj man unter beut
„ftero nid)t mefir berftanben Ijabe, in ©r^t gu gieften" — 2Bem !önnen
Wir, roegen ber <Sct)ön^cit bicfeS SBerfS fidjrer trauen als tf)m? 5tber,
mie id) gejeigt fjabe, er ftreitet mit einem ©chatten; piniu« fagt ba$
20 nid)t, loa* er ifjn fagen fäfjt. meiS ben Ort jmar rooljf, auf ben
fidj 28. nod> beruffen !önnte; wo neljmlid) *ßüntu3 öon ber foftbaren
9Wifrf)ung beä alten ©r^teS rebet unb fyinjufe&t, et tarnen ars pretiosior
erat: nunc iueertutn est pejor haec sit, an materia. &ber er forid>t
oergteidmngStueife, unb man mufe i$n üon ben meiften, nid)t oon allen
25 SSerfen feiner 3cit öerftefjen; rneit er felbft 9 bem Senoboruä 10 ein
bcfereS -3eugnij3 erteilet, unb ber SReifter be3 ertuefjnten ©enefa gleich-
falls ein befjereS berbienet.
(1) Plin. Üb. 34. sect. 3. Ed. Hard.
(2) 1. c. sect. 20.
30 (3) 1. c. sect. 18.
* 9iad)ricf>ten üon ben neueften $crculamfcf)en Sntbednngen 8. 35.
• [babjnter], et tarnen ars pretiosior erat [burdjflridjen] * löerbeffert auftj bie • [oerbeffert
audl OTeiaQ«, 4 bomaligen [fehlte urfprünglitf)] » [baf)interl au&et biefem ein brittc» [burefr
(triften] • [oerbeffert au$] biefer ' fürjlitfj [nafttrttglift eingefügt J • löerbeffert ou*l gefu
[= oefunben] • felbft fnaftiräglift eingefügt] *• |batyntcr] felbft [butftflriften]
laofcoon.
411
19/
IL £f)eü.
XXX.
SBinfetmonn fyat fic^ in ber Gteföidjte ber Sunft näljer erftärt.
Sludf) er befennet, bafe bic 9hif)e eine 3ofö c t>w ©djönljeit ift. 5
Üflotfmjenbigfeit fidj übet Dergleichen $inge fo pvädä auS^ubrücfen
aU möglid). (Sin fatfcfjer ©runb ift fd&Ummer a(3 gor fein ©runb.
XXXI.
£>. SBinfefmann fdjeint biefeS fjödjfte (Sefefc ber ©cfjönljett b(o3 au8
ben alten ®unftroerfen abftrarjirt 51t fjaben. 3Jtan fann aber eben fo un* 10
fcfjtbar buref} blo&c ©djtüfje barauf fommen. 2)enn ba bie bilbenben
fünfte allein oermögenb finb, bie ©cfjönfycit ber Sonn f)eroorsubringen,
ba fie f)ier$u ber pfiffe feiner anbem #unft bebürfen, 2 ba anbere fünfte
gänsHcf) barauf 93er3idjt tt)un mü^en: fo ift e3 loofjt unftreitig, 8 bafe
biefe ©cfjönfjeit nict)t anberS alä itjre SBeftimmung feton fann. 15
XXXII.
Sttlein ^ur förderlichen Scbön^eit gehöret mef>r, al§ Sdjöiujeit ber
gorm. @3 gehört auef) ba^u bie @d)önt>eit ber Sorben, unb bie ©rf)ön-
fjeit beS 2lu§brucf3.
Unterfdjieb in 2(nfel)ung ber 3df)önf)eit ber färben aurifdjen (Sarnation 20
unb ©olorirang. (Sarnatiou ift bie Sotorirung foMjer (Segenftänbe, roeldjc
eine beftimmte (Sdjönfjcit ber $orm f>aben, alfo oornefjmlicf) beS menfef)*
ticken ftörperä. ©otorirung ift ber ©ebraud) ber Socal färben überhaupt.
Unterfdfjieb in Hnfelmng ber ©cfjönfjeit beä 9lu3brucf$, anufcfjcn
tranfitorifdjen unb permanenten. %tim ift gctoaltfam unb folglidj nie 25
fcfjön. S)iefer ift bie 3oIge oon ber öftern 2Bieberf)ol)Iung bc3 erftern,
oerträgt ftd) nicfjt allein mit ber ©djönljeit* fonbem bringt audj mef)r
23erfd)tebenljeit in bie @ct)önr)eit felbft.
« [Sit. XIV bei £anbf<f|riften, ein Sogen gro& 2» alle 4 Seiten öolbbrfldjifl mit fe$r Heinen, ober
foubetn unb faft immer gut lesbaren Sud&ftaben befdjrieben, unb jwar fo, bafj awifdjen je *wei
Hbfffcnitten Ret« ein Haum bon mehreren Seilen frei gelaffen ift ; oon frember $anb finb jur Über-
fc&rift bte SBorte „jum Lacoon" (fo) beigefügt. flueTft würbe ber Entwurf 1788, S. 801, 804 -308,
810—311, 813-315, 319, 820 -sai gebrudt, bei $em»>el (®. 264-26«) als 9?r. 4 bejeio^net. Da bie
Bähung ber ftabitel batin unmittelbar an ben Scbjufj be« 1766 oeröffentlio^ten 5Berfe8 anlnütoft,
fo fann ber (Entwurf erft eutfianben fein, na<f)bem ber Umfang unb bie (Slieberung beä jum Xruct
beftimmten erften leilä genau feftgefe&t, b. !}. narfjbem biefer erfte 2eil naljeju boDenbet war, alfo
!aum bor bem 3a&re 1766 ; oieDeidjt fällt er f ogar etft na<b, bem Srfdjetiten be« „fiaotoon" in ben
3rü|Iing 1766.] • bebarf, [betrieben $f.] • fberbefiert au«] gewift, * [babjnter] felbft
Ibunfcftrtdjen]
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412
Xaoftoon.
XXXIII.
3beat bcr förderlichen Schönheit. SBaS es ift? GS beftefjet in
bem ^beale ber gönn borneljmüdj, bodj auch mit in bem Sfoeale ber
(larnaticm unb beS permanenten WuSbrucfS.
5 $ic bfofje (Soforirnng unb ber tranfitorifdje 9(uSbrucf hoben fein
3benl : weit bie Statur felbft fich nickte beftimmteS barinn oorgefefct r)at.
XXXIV.
Öalfchc Übertragung beS mahlerifchen ^beals in bie Sßoefte. 3)ort
ift eS ein Qbeal ber ftörtier, r)ier mufc eS ein ^beat ber ^anblungen
10 jetin. $rtiben in f. JBorrebe aum ftreänoti. ©aco betim Sofort).
XXXV.
SRoch übertriebner n>ftrbe es fetin, wenn man nicht bfofj üon bem
Xic^ter oollfommene moralifche SBefen, fonbern wot|f gar tioKfommene
fcfiöne förderliche SBefen erwarten unb tierfangen wollte, (^teic^kn ttjut
15 biefeS .£>. Söinfelmann in feinem Urteile tiom SKilton. Pag. 28. ®.b.8.
SBinf elmann fct)etnet ben SJctlton wenig gelefen ju haben ; fonft mürbe
er wiften, bafc man fct)on langft angemerft, nur er t)abe Seufel ju feint*
bern gemußt, ohne ju ber $äft(idjfeit ber gorm feine 3"^«^* nehmen,
©in fotd&eS verfeinerte 93ilb ber teuftifchen §ä&licf)feit hatte öieffeicht
20 Guido Reni im ftotife (v. Dryden's Preface to the Art of Painting
p. IX.) 2lbcr meber er noch fonft einer hat eS ausgeführt.
9flUtonS hä&ti^e ©Uber aber, als bie Sünbe unb ber Job gehören
gar nicht jur ^anbtung fonbern fußen bfofj (Jtiifoben.
ÜJciltonS ftunftgriff auf biefe 5Irt in ber Sßerfon beS Teufels ben
25 Reiniger unb ben (Gepeinigten $u trennen, welche nach bem gemeinen
begriffe in ihm tierbunben werben.
XXXVI.
5lber auch oon ben £autitf)anblungen beS SHtfton lajjen fich bie
wenigften matten. SBofjI ; aber barauS folgt nirf>t, bafe fie beb bem 9Jci(«
30 ton nicht gemahlet finb.
$ie ^ßoefic mahlt burch einen einzigen 3 U 9 : D * c -äKahlereti muf?
äffe übrige hinäutt)un. %n jener alfo fann etwas fehr mahlertfch fetin,
was fich *> urc *j biefe gar nicht ausführen täfct.
XXXVII.
35 folglich liegt eS nicht an bem tiorjüglichen (Genie beS ^omerS, 1
' [oerbeffert au»] be* SRÜton
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413
bafc beö ityn alles ju matten ift; fonbern (ebiglicf) an bcr SBafjl ber
SKaterie. Söctucifc fjieröon. ©rfter SBetoetS, au3 öerfdjiebnen un=
fidjtbaren ©egcnftänben, toelcf)e #omer eben fo unmaljlerifcf} befyanbelt
f)at, al8 9KiIton, 3. @. bie Btoierradjt 2c.
XXXVIII. 5
3toettter ©eroeU; au8 ben fidjtbaren ©egenftänben, toetcfje
SRilton öortrefflidj beljanbclt f>at. S)ie Siebe int ^ßarabiefe. 2)ie ©in»
fältigfeit unb Wrmutfj ber SKa^ler über btefeS ©nbject. 2)er gegenfeitige
«eu^um beä SRitton.
XXXIX. 10
©tärfe bcS SKilton in fuccefftoen ©emctf}tben. (Stempel bat>on au§
allen ©üd)ern beä Verlornen $arabiefe8.
XL.
SWittonS SWa^leret) einzelner finnlidjer ©egenftänbe. %n biefer
mürbe er bem #omer überlegen feint, roenn mir nidjt fdjon ermiefen 15
Ratten, bafe fic nidjt für bie <ßoefie gehöret.
9Keinc SReinung, baß biefe 2TCaf>lereö eine ftolge feiner »linbljeit mar.
©puren biefer f. 93linbl)eit in öcrfcfjiebncn einzeln ©teilen.
(Sntgegengefefctcr ^8e»üci^ # bafj £omer nicr)t blinb gemefen.
XLI. 20
9?eue ©eftärfung, bafc fid) Horner nur auf fucceffiöe ©emäfjfbe ein*
geladen, burd) bie SBiberlegung einiger ©inmürffe, al8 bon ber ©efcfyrei-
bung be§ ^attafteS in ber ^liabe. @r moHte Hofe ben Segriff ber
©röfce baburd) ermeden. 93efd)reibung ber ©arten be« SllcinouS;* aud)
biefe betreibt er ntct)t al3 fd)öne ©egenftänbe, bie auf einmal al$ fct)ön 25
in bie Wugen fallen, meldjeä fic in ber 9totur felbft ntdjt finb.
XLn.
©elbft beö bem Dbib finb bie fucceffiöen ©emäljtbe bie l)äuffigften
unb fünften; unb grabe baSjentge ma3 nie 1 gemattet morben, unb nie
gemafjlet werben fann. 30
* Odyss. VII. tüfld)e SBefajretbung *ßope ftd| auSfudjte, unb in ben ©uat-
bian überfcfet einrücfte, e$e er norf) ba« übrige fiberfefcte.
(Sben fo berühmt toic bei) beii Sitten bie Gtärten be« SlboniS ; bereu* SBefrfirct»
bung beö bem aßarino Santo VI. SJergleidjung biejer ©ejdjretbung mit be3 $omer3.
Sie Beitreibung be$ «JSarabiefe* benm Mton: Book IX. v. 439. beS- 35
gleiten IV. 268-*
1 [oor^ec] no$ l?, bur$|tri<$en] • befrn [$f.] • lau etainjen »dre : 884]
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414
laohoon.
XLIII.
Unter ben ©emofjlben 1 bcr ^onbfunfl giebt c3 eine (Gattung, too
bie $anb(ung nicht in einem einzigen Körper fid) nach unb nach äußert,
fonbern mo fie in toerfrhiebne Körper neben einanber* öertheift ift: biefe
5 nenne ich coHectioe ^anblungen, unb ftitb Diejenige, welche bcr 9Ka^(eretj
unb <ßoefie gemein ftnb. 35odj mit t)erfd)icbnen ©infa^ränfungen.
XLIV.
ÜEBie ber ^Dichter Sörper nur anbeutungStueifc burd) SBetoegungen
fchifbert: fo fuct)t er auch fidjtliche (Sigenfdjaften be3 #Örper3 in 93c-
10 megungen aufaulöfen. bic Oköjje. Söctifpict toon ber #öfje
eines 93aumc*. 93on bcr ©reite ber <pt)ramiben. ißon ber ®röfje ber
©erlange.
XLV.
SBon ber 93eroegung in ber 2tfatjfereti; marum fic nur ajfenfdjen
15 unb feine Spiere borinn empfinben.
XLV1.
Sßon ber SchneUigfeit ; unb bcn öerfchtebnen Mitteln be8 $tcf)terä
fte auä$ubrüden.
35ie ©teile beüm 3JtUton B. X. v. 90. $ie allgemeine töeflerton
20 über bie ©chnelligfeit ber ©ötter, ift beb weiten öon ber SBirfung nidjt,
ate baä 93ilb mürbe gemefen feun, metchcS un$ #omer auf eine ober bie
onbere &rt baüon gemndjt hätte. SBiefleidjt mürbe er, anftatt „er ftieg
fogleidj tyxab" gefagt haben: ©r mar herabgeftiegen.
20, 8
25 #
$ie eigentliche SBeftimmung einer fd)önen Äunft fann nur baSjenige
fetjn, roa£ fie ofmc 93cn^ütfe einer anbern hervorzubringen im ©tanbe ift.
2)icfe3 ift bety ber ÜKahlcret) bie förderliche ©ct)örtr)eit.
Um förderliche Schönheiten oon mehr als einer 2trt aufammen-
30 bringen ju fönnen, fiel man auf baS £>iftorienmaIcn.
1 [borljet] fucceff [burdjftridjen] ' (öerbeffert aut] nadj unb naß
* |9lt. IV bet $anbf<f)riften, ein ©ofltn Hein 2«, uon bem ober nur bie 2 etften Seiten mit beut«
tidjen, fauberen Säflnt ftalbbrüdiig. unb jum Xeil betrieben fmb; «uerft 1788, S. 302-303 gebruift,
bei gentpel (€.289-290) alt 9?t. to gejault. See (tnttourf füljrt (Bebauten aai, bie in 9hr.8 (Ob*
I$nttt H, ftopitel VIII f.) unb in *r. 19 (ftapitel XXXI f.) tutj angebeutet finb, unb ftfetnt balb
nad) »r. 1» rt»a im Sfrü^lino 1766 entftanben ju fein.]
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$er 2(u3brucf, bic SBorftettung bcr $iftorie, mar nicht bie tefete
abfielt be3 3KahIer3. 3>ie £iftorie mar btofe ein «Wittel feine Tefete
Slbficht, mannigfaltige ©djönfjeit, ju erreichen.
$ie neuen 9#af)ter machen offenbar bog SÄittet $ur Slbficht. Sie
matten $iftorie, um ^iftorie $u matten, unb bebenfen nict)t, bafj fic ba» 5
burd) it)re ftunft nur ju einer |m(fe anbrer fünfte unb SBifjenfdjaften
machen, ober toenigftenä fidj bie ^>ütfe ber anbern fünfte unb SBifjen*
fchaften fo 1 unentbehrlich machen, bafj ihre ®unft ben SBerth einer prt-
mitiüen ®unft gän^ich baburch oertteret.
** 10
$er Sfaäbrucf förperlidjer (Schönheit ift bie iöeftimmung ber 9Jcaf)Ieret}.
$ie fjöchfte förperliche @d^önt)cit atfo, ifjre hoffte 93eftimmung.
$)te ^öc^ftc förperliche Schönheit ejiftiret nur in bem SKcnfcfjen,
unb auch ta biefem üermöge beä SbcatS.
$tefe3 $bea( finbet ben ben Zfyexen fdt)on weniger, in ber Oege* 15
tabUifcfjen unb febtofen Statur aber gar nicht Statt.
$)iefe§ ift e3, loa« bem Sötumen* unb £anbfchaft3*9ttahl'er feinen
föang amoeifet.
(Sr ahmet Schönheiten nach, bie feines ^beals fähig finb ; er arbeitet
alfo Mo& mit bem 2luge unb mit bcr £anb; unb ba$ ©enic f)at an 20
feinem SBerfe toenig ober gar feinen Slntheit.
$oct) jiehe ich « oc *j immer ben Sanbfchaft3maf)Ier bemjenigen §tfto-
rtenmahter uor, ber ohne feine #auptabficht auf bie Schönheit $u richten, nur
Stumpen ^erjonen mahft, um feine dtefdjicftichfeit in bem btofcen $fu3=
bruefe, unb nicht in bem ber Schönheit untergeorbneten Shtäbrucfe, ju geigen. 25
2L 8
Sen Sdjranfcn ber bilbenben fünfte 51t 5olge, finb atfe ihre Fi-
guren unbeweglich. $)a$ Sebeu ber Söetoegung welche fic 5U haben fdjei-
nen, ift ber unfrer (Sinbilbung ; bie Sunft t^ut nicht« als bafe fie
unsere ©iubübung in Setuegung fefct. — Seurtö, cr^c^tt man, mahlte 30
• iberbefiert au«l fi$ 1 [£ier beainnt bie jroeite Seite bcr $f.]
' (<Rr. Vir ber $anbf$riftett, ein jiemlicb, großem üuartblatt, bon bem nur eine Seite mit ffüdjtiger,
aber lefertidjer $anb jum Seil betrieben ift ; juerft 1788, <3. 319—320 gebrudt, bei $empel (6. 297)
ol« 9ir. 13 gejdbjt. $a« ©fott erläutert (Bebauten au9 9lv. 8 («bfänttt IT, ftabitel X) unb Hr. 19
(HaDiletXLV) an einem »elfpiel unb ift mo$l ba(b naQtov l» is « 3t"W»fl 1766 entftanben.]
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416
lauhoon.
einen #naben, meldet Srauben trug, imb 1 in biefen mar bie ftunft ber
Statur fo nal>e gefommen, bafe bie Sfögel barnadj flogen. Slber biefeS
machte ben #euji« auf fic^ fctbft unwillig. 2 3d) 8 fjabe, fagte er, bie
Xrauben befccr gemalt als ben Knaben; benn fjätt id> aud) biefen ge-
5 f)örig üoHenbet, fo Ratten fidj bie Söget öor* tljm freuen mü&en. —
SBie 6 ftd) bod) 6 ein beföeibner 33?an 6 oft fetbft d)iquaniret! 3$ mu&
mid> bcS ßeurjs miber ben BeujiS annehmen. Unb r)ätteft bu, lieber
SJieifter, ben Änaben aud) nodj fo öoHenbet, er mürbe bie Söget bod)
niajt abgefcfjrefet fjaben, nad) feinen Trauben ju fliegen. $f)ierifd)e Slugen
10 finb 7 fernerer $u täufdjen als menfd)lid)e; fie feint nidjts, als maS fie
feben ; uns hingegen oerfü^ret bie (Sinbilbung bafj mir aud) baS ju fet)en
glauben, maS mir nidjt feljen.
22. 8
Sie gdjnetligfeit ift eine (£rfd)etnung sugleid) int föaume, als in
15 ber 3eit- @te ift baS *ßrobuct öon ber Sänge beS erftern, unb ber
®ür$e ber ledern.
©ie 9 felbft alfo fann fein SSormurf ber 9ttaf)leret) fetut; unb menn
(£at)luS* bem ftünftler bei) 10 allen (Gelegenheiten, mo fc^netler ^ferbe
gebaut nrirb, forgfältig empfiehlt, alle feine ftunft anjumenben, bieje
20 @djneHigfeit auSjubrütfen : fo fan man fiel) leitet cinbilben, baft man
bloß bie Urfacfje berfelben, baS s 21nftrengen ber ^ferbe, unb ben Anfang
berfetben, ben erften @afc ber Sßferbe, $u fcr)cn befommen mürbe.**
* Tabl. YII. et XII. Lib. V de l'Iliade.
** 3$" erinnere mi$ inbejj bier einer Slnmerfung, bie id) Ben GJelegenljeit
25 eines ber alten ©emäljlbe au§ bem Stfafonifdjcn ®rabmaf)le gemalt ijabe. (vid.
Bellorius Tab. XII.) @3 fteflet ben 9taub ber $rof erpine öor. ^tuto" führet fie
1 [oerbeffert aus] Die 1 [$*t gange Saft »erbeffert au«] Seujie warb bjerüber unwillig. * (»et»
beflert au«] $itt * [cerbeffert au«] für • [öerbeffert auöj So wirb • bodj [nadb,trägli<$ ein*
gefügt, ebenfo] 2Ran * [öerbeffert auf] fi<$
[92c. VIII bec $anbfcf}rtften, ein ganger unb jwei balbe Sogen Hein 2*. alle 8 Seiten mit beut«
Heften, grofjen 8ügen meift b«lbbrüa)ig betrieben ; nut auf ben jroei legten Seiten wirb bie Schrift
Heiner unb unbeutlicfier. 2er gntrourf würbe juerft 1788, £.321-382 gebrwft; bei gempel
(S. 297 - 303) ift er als 91t. 14 gejagt, ffir fü^rt einen in 9ir. 8 («bfeftnitt II, ftapitel X) flau»
furj angebeuteten, in 9ir. 19 (ftapitel XLVI) etn wenig genauer befjanbelten ©ebanfen in gebühren«
ber ©reite aus unb ift wobl nad) 9tr. 19 etwa im fjrräb,ling 1766 entftanben.] * (uerbeffert au*]
Scf|n [= ScftnelligTeit] [»erbeffert au«] allemal L?J " [Sie gange Wnmcrfuug ift nadjtrdglicb,
auf bem Sanbe beigefügt] •• [oorb,er] ©ie Iburdjftriajenj
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laohoon.
417
hingegen fönncn bic $)id)tcr biefe ©djneUigfcit, auf mcf)r at3 eine
S33eifc r ungemein finnlid) auSbrucfen, nad)bem fte 1)' entmeber, menn bie
Sange bc§ StaumS befannt ift, oorneljmlid) auf bie ®ür ( }c ber $eit unferc
@inbttbung»fraft fjeften; 2) 1 ober einen fonberbaren ungeheuren 9Jtoa§*
ftab bc$ 9taumc3 annehmen; 3) 1 ober aud), toeber ber Qtit nod) be3 5
Staunte* ermähnen, fonbern bloß bie <Sd)netltgfeit aud ben ©puren
festlegen laßen, bie ber bewegte Körper auf feinem Sßege gurfttf läßt.
1) SBenn bie oermunbete SBenuS* auf bent SBagen bcS SJtarS oon
bem ©djladjtfelbe in ben Dlmup jurücffätjrt : fo ergreift ftris ben 3üget,
treibet bic $ferbe an, bic $ferbe fliegen willig unb fogleid) finb fie ba. 10
Ilag öe Öt Igig ißaive, xat §via Act^eio x £ Q at
Magt&v ö' iAaav, to> ö' övx üxovxe nereo&rjv,
Aiiftct d* £nei&' Ixovxo &e(op töoe, ämvv OXv^nov.
©ie Beit, in toeld)er bic ^ferbe Don bem Sdjlacfjtfclbe in bem Dltomp
anlangen, erfdjeinet Ijier nidjt größer al3 bie 3cit jwifrfjen bem Stuffteigen 15
ber ftris unb bem Grrgreiffen ber SiiQti, jmifdjcu bem ©rgreiffeu ber
Bügel unb bem Zutreiben; ätoifdjen beut eintreiben unb ber 35>illigfeit
ber ^ferbe. — Sin anbrer griedjifdjer £ia)ter läßt bic ^cit, fo 311 reben,
nod) fid&tbarcr üerferjtoinbcn. Sintipater fagt oon bem Sßettlänffer
SlrtaS:** 20
H yctQ £(p* i)anX7]yy(i)v } fj tegfiatog iide 11g dxQOv
'Hifreov, [isooty 6* övnoi' ivt caöioj.
SWan fafyc ben Jüngling entmeber nod; in ben 8djranfen, ober fdjon am
Biete; in ber 9Jiittc ber Saufbnfm 2 faf)e man il)ii nie.
auf feinem üicrfpäniitgen 2Bagen baüon, unb ift bereit* au bem Eingänge be3 25
StocrnuS. 9Rcrfur leitet bie SRoffe, bereu egale ©dmefligfeit fet)r wol)t anögebrüdt
ift. Vlber buref) einen ganj befonbern Äitnftgriff, ^at ber ftünftter felbft in ben
Sagen etwas flu legen gewußt, wctd)c8 unö feine Bewegung, aud) oljne auf bie
v #ferbe 31t fefjen, ferjr finnlid) maefjt. ©r jeigt bie SRäbcr neljmlid) etwas oon ber
Seite unb 2 üerfrtjoben, burrfi mcldje SBerfcbiebung ifyrc (Sirfelmäßigc 3rigur in ein r!0
Deal öerwaubelt wirb; unb iubent er btefes Cnnl ein wenig* außer feiner <ßer-
penbiful Siuie gegen ben Drt $u t wotjiu bic Bewegung gefdjeben fall, fteflet, fo
erregt er baburd) ben begriff bc§ Umfallen«, mit meldiem Umfallen beS 9iabe§
bic Bewegung notbwenbig öcrbuuben ift.
* Iliad. e. 365. 85
** Anthol. lib. I.
1 [Hit 3abl ift erft nadjlrdglid» eingefügt] * (uerbeffert au«] be§ Stabion * tum ber Seile
Mitb [febjte urfDtüngHdj] * ein wenig { fehlte utiptünglitf)]
fi f f f i n 9 . f dmUitfe ©Triften. XIV. 27
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418
Xaohoon.
2) SSenn 3uno mit SRineroen fjerabfäfjret um bem SBlutbergießen
be8 2War$ $u fteucrn:*
'Oaaov ö' 'fjEQoeiöeg dvi]Q iösv 6q>^aX^oiaiv
'Hfievog kv oxomt}, Xtvaao>v im divomx 7iovxov,
5 Toaaov ini&Q(ooxovoi üeoyv viprjx££$ tnnoi.
Sföcfc^ ein 9taum; unb bieder SRaum ift nur ein ©prung! Unb ift nur
bic (Hie be3 ganzen SBcgc»; an beßen Gnbc bic (Göttinnen fdjon gfe;c^
in ber folgenben 3eile finb. — <Sci£io ©entili in feinen Slnmerfungen
über beu X a f f o ,** jagt baß ein großer bamalä lebeuber Sunftridjter ben
10 SSirgtl getobeft Imbe, baß er 1 ben SWerfur,*** inbem er öon 2 bem
Oltjmpe nad) ßartfyago flieget, unter SBegen» auf bem 93erge SltlaS rufjen
laße; quasi che non si convenga ad uno Dio lo btancarsi. 91tleiu,
fäbrt er fort, id) uerftefye biefen ©iniourf nidjt; unb oljne Bmeifel, baß
ifm $affo eben fo Wenig oerftanb, meldjer fiaj fein SBebenfen mad;t,
15 ben Söirgil in biefem Stüde nacfoualunen. Senn $affo (aßt ben ©a*
briet, ate er oon ©ott ^um ®ottfrieb f)erabgcfd)itft toirb, auf beut
Sibanue' rutyen.f — 2Bic £affo ben Virgil l)ier 8 nadjgcatjmet, fo
ift SBirgil bem £omere gefolgt; roeldjer ben ÜJierfur, a(£ er Don bem
Jupiter jur Galnpfo gefenbet toirb, auf bem Sßieriu3 ©tatton Ratten
20 läßt.ft deiner Meinung nad) fjätte ©entilt bem £unftrid)ter fagen
follen: „3f>r müßt biefe» Hnljaltcn auf bem&tlaS nu$t als ein 3eid)en
„ber (£rmübung be3 ©otte» betrauten; als* ein foldjeä mürbe es" aller-
dings unanftänbig fetjn. ©onbern bic 21bfid)t be» $id)ter3 babeu ift
„biefe : er mUl eudj eine lebhaftere $bee uon ber Söeite be» SS.ege» madjen,
25 „unb ^erlegt if)n atfo in 3met) Reiften, unb läßt eud) au3 ber befannten
„©röße ber einen Keinem Reifte, auf bie unbefaunte ©röße ber anbern
„Reifte fd)ließen." 93on bem innerften Dhrntp big auf ben ^Sicriuö,
ober 9ÜIa3; unb oon biefen Sergen, big in bie Qnfel Dgtigia ober
big nad) (Sartfyago; unb fo toirb mir bie SBeite be3 SBegeg fiunlidjer,
30 als wenn e3 bloß Ijicße, au» bem Dlnmp nad; Dgtigia ober (£ar-
tf)ago. — $affo bleibt getoißer SKaaßeu nur barinn hinter ben alten
* lliad. e. 770.
** p. 7.
*** Acneid. lib. IV. 252.
35 f Canto I. st. 14.
ft Odyss. e. 50.
1 et [fcfjüc utfprüngtid)] ' l»erbejim au«] nad} ' biet [nadjträalid) eingefügt]
laohoon.
419
$>idjtern jurücf, bafj er einen 93erg nimt, metdjer bem Orte, tr»of)tn ber
(Sngct gefcfntft hrirb, 31t naheliegt. S3on Sortofa bis jum SibanuS
ift ein 3U fleiner SSeg, als bafj er mid), ben SSeg oou bem ßibanuS bis
in ben $immc( mir befonberS roeit DorjufteHen, üeranfafjcn fönnte.
3) SSon biefer britten STrt ift bie 93efd)reibung £onter3 t>on ben 5
©tutten be3 ©ridjtljoniuS*
*Ai d* öte fiev oxtQtqjev im ^eiöagov 1 dqovoav
Axqov kn y dv&egixiov xagjtov &£Ov, övöe xatexXcjv
AXX öte örj oxiQttpev in* kvgea va>ta &alaoor]s,
Axqov km Qtjyfiivog &Xog 710X1010 dseaxov. 10
,,©ic tieffen über bie ©pifcen ber 9Iefn*en, ofjne fie 5U beugen, unb tieften
„auf ber fd&äumenben gfärfje beS SWeereS einher." — (£3 ift j)f>tfofopf)ifd)
richtig, bajj bie äufeerfte ©efdjtuinbigfeit, ben Körpern über meldje fie ge-
fdneljt, feine Beit läfet, irgenb einen ©inbrtuf anaunefmten ; in bem Slugen-
bUtfe in meinem ber $rutf auf bic 2(ef)re gcfdnefjet, r)örct er audj fcr)on 15
mieber auf; unb bie Stefyrc mu& fiel) a(fo 2 in eben bcmfelbcn Mugenbtide
beugen unb mieber aufrichten ; baS ift, fie muß fid) gar nidjt beugen. —
Xie $acier metdje baS erfte &eov bind) marchoient überfefct, ob,nc
3tt>eifel au§ ber Kenten nidjtSroürbigen Urfac^e, nittjt jtoe^mal couroient
fagen $u bürffen, oerbirbt bie ganjc ©djönfjeit ber ©teile. Stenn biefeS 20
marchoient inootöiret eine gemifje Sangfamfeit, mit melier jene @r*
fdjeinung unmöglich 6cftcr)cn !ann.
Subefe, fan man fagen, muft biefeS audj nod) fo fct)netlc ttuffefeen
auf bie unterliegenben ftörper, bennodj bic ^Bewegung in ettuaS langfnmcr
machen, nric 8 biefeS ettnaS auch, fdjon nodb, fo unenblid;, nod) fo unmerflid) 25
ift. Unb bafjer läjjt Horner feine Götter, tuenn er iljnen 4 bie attermög-
(idjftc ©djnelligfeit geben nritt, 5 gar nid)t auffegen, ben $oben gar nidjt
berühren, fonbern über ben 33 oben baljin ftreidjen ; unb jmar ofjne Boxt*
fejjung ber 3rüfje, 6 mit an cinanber gefdjlofjcuen ©einen, meit fdjon bie
tued)fcl3rocifc 93etocgung bcrfelben SSerjügerung unb $(ufentr)a(t 511 erfobern 30
fdjeinet .** $iefe feinen ÖJöttern cigentljümttdie Söetuegung üergleidjt ber
* Iliad. XX. v. 226.
** NB. de gressu Deornm v. Comment. in Virgil, v. 405.' lib. I. Aeneid.
Et vera inecssu patuit Dea. et Woverius cap. I de Urabra.
' £eiö(0(>av [$f.] ' oI{o [febtte utfprünflltd}] • [»ielleid»t nur oerfdjtieben für] wenn 4 [öet«
beffett ou8] föntet bie »äefen, benen et • (bobintetl feine «öfter, [burd>f»ricf)enl • [oerbef|ett
au«] eine« &u§e* »or ben onbern, ' 405. [feb.it ^f ]
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420
o o n «
Xidjter mit bcm gluge bct Sauben: al$ toenn er t>on ber 3uno unb
2Hinert)a fagt:*
*4t (Je 0art/j> zQT]Q(ooi neXeiaaiv ISpaS' öpotcu.
$>enn alsbenn ift bcr ftlug ber Sauben am fdjneflften, toenn fic mit im*
5 betoeglidjen Öföflefa 1 bafjin fdjiefjen, Wie Virgil fagt:
Kadit iter liquidum, celerea neque commovet alas.
©uftatfn'uS ätoar meint, baft fte l)ier ben Sauben oergtidjen werben, meit
bie Gilten geglaubt, baj? bie Sufttapfen ber Sauben nidjt ju fefycn mären.
2lu$ ber ©emegung mit gefdjlofjcncn ftüften tuirb aud) Neptun üom Sljar.
10 erfannt, Iliad. XIII. 3 71. nad) ber Auslegung be£ £>elioboru3; Aeth.
lib. III. p. 147. 8 Edit. Comracl.
Unb biefen ©tanb mit gcfdjto&enen Seinen, locil er ein SBilb ber
©djnelligfeit feij, jagt £>clioboru£, f)ätten bie Siegtiptier bafyer aud) ben
Söilbfeulen ityrer ®ütter gegeben.
15 ÜDcir fiel f)ierbeti ein, bafc man aud) ben fenfredjtcn £>ang ber 9trme*
in ben 9legtiptifd)en formen, auf biefe Sdmelligfeit ^ie^eu fönute; benn
denrissis manibus fugere, fagten bie Eliten, 5 für fo gcfdjnnnb als mög«
lidj fliegen, unb tttiftotelc^ merft auäbrütflid) an,** ön öi &Eovt£g
daxTOv &eovoi nagaaeiovreg tag %£iqag zc.
20 So# biefer fenfrcdjtc #ang bcr 9lrme, biefer gefdjtofeene ©taub ber
Seine mar niajt ben Slcgtiptifdjen ®ottfjeiten befonberS, fonbern if)ren
menfd>lid)en Figuren überfympt gemein.
SBofjer biefeS? Sie natürliche (Stellung ift e* gettrife nidjt; fcenn
ob eä fd)on bie cinfältigfte 51t fetin fdjeint, fo ift e$ borf) gcroiB, bafe fiel)
25 ber aJicnfd) am fcltenften barinn befinbet: 6 mfyaib idj nierjt begreiffen
fann, mie, nad) $. SB. (p. 8) ber Anfang ber ftunft felbft auf bie Siegtip-
tifdjen formen füfjren fönnen.
Sßietteidjt bürfte man fagen: e§ ift ber Stanb bcr oölligen 9tulje,
unb nur biefen gelten bie 9legtiptifd)en ftünftler ifjrcn unbemeglidjen
30 9toa)at)mungen für anftänbig unb ftuträgftdj.
* Uiad. E. 778.
** Aristot. de incessu animalium, et Erasra. Adagia p. 600. Edit.
Francof. 1646.
* (öerbeflert ou»] SFügen ' IV. |#f.] * fbielmef)t p. 152 in bet Aufgabe be« Gotiintfltiiu« Don
1611, obec p. 157 in ber bon 1640; bod) ftimmt bie3<rf|[ 147 ju 3ot>. SourbelotS ausgäbe bon 1619]
* [oerbeRett au«] Stanb bet $inbe * [oerbefiert au«] nannten ['(} bie Vitra, • (35er folgenbe
©d>Iu& bea ©afce* ift nadjlräßlüft auf bem SRanbe beiflefilflt]
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laonoon.
421
$odj fo früfj refonniret man in bet ßunft nidjt, unb bie crften
Skftimmungen ertjätt bic ^unft mcf>r burdj äufjerlid)e SBeranlafcungen,
aU burd) Überlegungen.
2Keine Stteinung ift alfo biefe: bie crften 2legl)ptifd}en ftiönren
ftanbcn mit fenfredjten $lrmen, unb mit aufammengefdjlofiencn Sfüfecn. 5
9Wan tfme nodj ba3 brittc Scnti^eic^en ^inju „mit jugefctyloftencn Slugen"
unb man fjat offenbar btc Stellung eineä fieidmameS. SRun erinnere
man fid), roeldje Sorgfalt bic alten SIcgnptier auf bic Setdmame manbten, 1
roie oiel ®unft unb Soften fie anroanbteu, felbige unöerroefjlidj 2 au er-
halten, unb 8 e§ ift natürlich, bafe fic aud) ba<3 9lnfef)en be3 SScrftorbcnen 10
werben 3U erhalten gcfudjt fjaben. 3Mefc3 bradjte fie auf bie SRaljlereb
unb bitbenben fünfte überhaupt. 4 €>ie matten über baä ®efid)t be3
Seicfjnamä eine %xt oon Sarue, auf metdje fic bte ©efiajt^ugc be3 93er-
ftorbenen nad) ber 9lel)nfid)fcit auSbrüdten. (Sine folc^e Sarbe, ift bie
Persona Aegyptiaca beb bem SBeger T. III. p. 402. meldje SBinfel* 15
mann unridjtig eine ättumic nennt (@. 32. n. 2.) $odj nidjt allein baS
©efidjt ber 6 ganjc ftörper toarb in eine 9lrt üon I)öl$ern 9tta£fc cinge
fafct, meiere bie ©eftalt beweiben nuSbrütftc, bafycr fie #crobotti3* au3*
brüflid; %vXtvov ivnov dv&QWJioeiÖEa nennet.
«£err SSinfelmann mill e$ atuar leugnen, bafj bic ältefteu menfdj* 20
lidjen Figuren mit äugefdjlofjnen Slugen gemefen ; unb erf läret ba$ fiefiv-
xota betjm 2!ioboru3 burdj nictantia (@. 8. 9lnm. 3).** Sllletn bie oor-
nefjmfte Urjadje, toarum er biefc Stillegung madjt, fällt meg, tuenn man
ben $ioboru3 fclbft nad)fiel)et. $toboru3 fagt nirf)t bo& bie «tlbfäuten
be3 $äbatu$ mit äiigefdjlofmen Singen gemefen, mie SB. oorgiebt ; fon* 25
bern er fagt grabe baä Okgentfjetl : bic Söilbfeulen Oor bem $)äbalu$ Ratten
jugefc^lofjue Stugen, aber £äbalu$ öfnete fie ifmen ; fo mic er bie Seine
ifjneu au£ einauber fefcte, unb bic 5lrme lüftete.
9lu8 meiner (Srflärung öou bem Urfprungc ber Slcgnptifdjen $unft,
läfet fidj aud) nod) erflären, marum bie ältefteu Slegöpttfdjen Figuren mit 30
bem dürfen au einer ©ättte anliegen. Gs£ mar ber ©ebraudj ber 2legt#tier
bie nad) ber ftigur beS fieidjnamS 6 gearbeiteten (Särge an bie 9Kaucr ju
* Hb. II. p. 143. Edit. Wesseling.
** So l)at e3 aud) jdjon SKarSfjam überfefct Can. Chron. p. 292. Edit. Lips.
' roanbftf, [»erft&rieben $f.] • [oor^er] niiftt nut (bur^ftri^tn] • |t»orfier] fonbrrn oueft [burdj«
flrid)fn| * unb btlbenbfn ffftnftc überhaupt [no^träfltitb, fjngffflflt) ' l»orI)«l aud) [bur^»
firidjen] • löerbe ffert ous] be« 9»fn((f)rn
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422
laohoon.
lehnen: unb ba8 erfte fjöljerne ober fteinernc SBifb mar nidjtS aU bie
grobe 9iad)af)mung eines folgen ©arge«.
2BaS uor bem 2)äbalu3 atfo in 91egt)pten nicöt^ at3 ein religiöfer
Giebraucf) War, ein b(ofce3 #ülf3mittel be$ Oebädjtnijj, erljob 5)äbalu£ ^ur
5 jituuft, inbcm er bie Üftacfyifjmungen tobter Körper 511 üftadjaljmungen te-
benbiger Körper madjtc; unb bafjer alle baä Sabelljafte, tuaä man oon
f. Herfen erbidjtete.
$)od) bie Wegtjptifdjen Äünftler felbft müjjen biefen Stritt beä $ö>
balu$ ba(b nadjgetfjau fyabcn. 5)enn nad) bem $)ioboru£ (üb. I.) ift $)ä-
10 balu3 felbft in Sfegtypten gemefen, unb fjflt 1 fid) aud) ba bnrdj feine $unft
einen unfterblidjcn SRufjm erworben. 2 „^araflef bidjt $ufammcuftefjenbe
»5üfce, tuie fie einige alte ©cribenten ausbeuten fdjeineit, jagt Jp. SB.,
„Ijat feine einzige übrig gebliebene acgt)ptifd)e $igur." (©. 39.) $d| 3
mödjte ba$ Sorgeben bicfer alten ©cribenten, roeldjeS 51t einmfitfjig unb
15 5U auSbrüdtid) ift, nic^t öcrbäcfftig madjen. SWan barf* nur ertuägen,
baft bie ältcften SBerfe ber ©culptur befonberä 5 bet) ben Weguptiern fo-
tuot)I als (9riedjen 0011 $olj maren: (Pausanias Corinth. cap.XIX.
p. 152. Edit. Kuh.) fo fällt bie SSermunberung größtenteils mcg, bofj
fid) fetu^ baoon ermatten. ®enug bafe mir ben 6 parallelen ©tanb ber
2) ftüfcc auf anbern SSerfen ber alten 91egt)ptifd)en Xhtnft, aU auf ber Ta-
bula Isiaca nod) erbliden.
Sie Siegtoptier blieben bet) ben erften SBerbefjerungen beä $äbalu3
ftefjen: bie Öricdjen erhoben fie tueiter bi$ sur Sollfommenfjcit.
23. 7
25 S)ie Sttafjferet), fagt man, bebieuet fid) natürlicher 3eid)en. $)iefe§
ift überhaupt 511 rebeu mat)r. SRur muf$ man fid) nid)t oorftcllen, bafj
' bat [nadjträglirf) eingefügt] * [tDer gan^e Safe] ieittt . . . erworben, [ift narfjträglich, auf bem
5Ranbe beigefügt] * [uorfjer] SHefe« ju einmütige [biircfjftridjen] * [balfiiitetj fagen [buraV
fltiijen) • befonbetä [na$trägli(f) eingefügt] • [oetbeffett au*] biefeit
' [9it. IX bet £anbfd»nften, ein SJogen Kein 3*, beffen 4 Seiten alle mit beuttidjer $anb. meift
Ijalbbrflctiig, betrieben finb ; juerft 1788, S. 345- 349 gebrucft, tei $empet (®. 309-311) alt 9fr. 18
gejault. Xer (gutmuif, ber in ber $anbicbriftenfammlung mit ben girmlidi gleiAjeirigen Wummern
25, 26 unb 27 jufammengeftellt ift, fübrt ®eban!en au«, bie in Mr. 8 (befonber« Hbfdjnitt III, Ka-
pitel II) unb im «ufang non »Jir. 13 angeregt morben waren unb erft im britten leile be« „fiootoon"
genauer beb>nbelt werben foCteit ; er mag etwa in ben ftrütying ober Sommer 1766 fallen, al*
fieffing nocft eifrig an eine Sortfefcung feine« ©erle* bad)te. ©ia)rere «nb,alt#punfte, um feine
(intfteb,ung«jeit ju beftimmen, fehlen leibet.]
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raohoon.
423
fie gar feiner hrifffiiljrUcfjen Reichen bebiene; tooöon an einem an-
bern Drte.
Unb ^ierttäc^ft lafce man fiel) belehren, bafc felbft ihre natürlichen
Reichen unter getoifcen Umftänben, e3 uitflig $u fetjn aufhören fönncn.
3cf) meine nehmlicr) fo: unter bicfcn natürlichen 5cict)en finb bie 5
bomehmften, Linien, unb aus bicfeti jufammengefefcte Figuren. 9cun tft
eä aber nicht genug, bafe bicfc Sinien unter ftdr) eben ba3 SBerhältnifj
^abeii, meiere» 1 fie in ber Statur hofan; eine jebe berfetben muß auef)
bie nefnnUcfje, unb nicht bloß 2 Oer jungte 5)imenfion höben, bie fie in ber
9catur t)at, ober in bemjenigen Oefic^t^unftc haben mürbe, au£ tuelcrjem 10
ba§ ©emahlbe betrachtet werben foH.
derjenige ÜDcafjfer otfo f welcher fich DoHfontmen natürlicher 3eidjen
bebienen will, mufj in SebenSgröfje, ober wenigftenä nicht merflich unter
fiebenägröfie malten, derjenige welcher 511 weit unter biefem SWanjäe
bleibt, ber SSerfertiger Heiner Eabiuetftücfen, ber HJcinaturmahter, fann 15
3War im ®runbc eben berfetbe große ®ünftler fetm; nnr mufj er nicht
oerfangen, bafj feine SBerfc eben bie 23(ifj l 'h cit f> aoeit » eoen oic Söirfung
thun follen, tuefdt)e jene« SEÖerfe f)aben unb thun.
©ine ntcnfcf)(icf)e ftigur 001t einer Spanne, oon einein ßolle, ift
zwar ba3 SBilb eine« 3Ö?enfdt)cn ; aber eS ift boch fdt)oit gewifeermaafceu 20
ein fnmbotifchc« $ilb; ich mir ocr Beiden babety bewußter, als ber
bezeichneten ©ache; ich ,mi & bie oerjüngte gigur in meiner EinbübungS*
fraft erft ioieber 311 ihrer Wahren ©röfte erheben, unb biefc Verrichtung
meiner (Seele, fie mag noch fo gefdjwinb, noch fo leicht ferjn, Oerhinbert
boch immer, baß bie Intuition be3 bezeichneten nicht zugleich mit ber 25
Intuition be3 3cichenS 8 erfolgen fann.
2Kan bürftc üieltetcht einmenben: 4 „$ie $)imenfionen ber fichtbaren 5
$)inge, fofern fie gefehen Werben, finb wanbelbar; fie hängen oon ber
(Entfernung ab, unb e3 giebt Entfernungen, in metchen eine menfcf)tidhe
Sigur nur eine (Spanne, einen 3oll groß z u fetjn fct)einet; melchem nach 3ö
man auch nur anzunehmen braucht, bajs biefe oerjüngte %\Qiit aus biefer
Entfernung genommen, um bie Reichen für ooHfommen natürlich gelten
5U laßen."
tntetit ich antworte : in ber Entfernung, in welcher eine menfehliche
» [oerbeffert au#l wa« ■ [toerbeffert au*] bloße 1 [tterbffiert au»] be« be* [= beaeidjnenben ?)
4 (»erbefjert auft] SWon tann [wieber toerbeffert au* : wirb] tagen • [öerbeffert au«] torperlitfjen
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424
Xanluion.
gigur nur von bcr Öröfje einer ©vanne ober cineä 3otte3 511 fenn fdjei-
net, crfcrjcinct fie andj unbeutlid)er : ba£ ift aber ben ben verjüngten 3i-
guren in bem SSorgrunbe Keiner G)emäf)tbe nid)t, unb bie $eutfidjfcit ifjrcr
Steile nriberfbricfjt ber anncljmfiäjen Entfernung, unb erinnert uns $u
5 lebhaft, baf? bie Öigureu verjüngt unb nid>t entfernt finb.
@8 ift ljicrnädjft befannt, nrie viel bie örö&e ber Simenfionen ju
bem erhabnen beiträgt, SicfeS 1 erhobene verliert fief) burd) bie SSer*
jüngung in ber 9Kal)(eret) gänslid). $l)re größten Xfn'irmc, ifjre färoffeften
raupten ^bftür^e, tl)re nod) fo überl)angenbe Reifen, inerten auaj nietjt
10 einen Statten von bem <Scr>recfen unb beut ©djnriubel erregen, ben fie
in ber Matur erregen, unb ben fie au6) in ber $oefie in einem aicmtidjcn
©rabe erregen fönnen.
SSclrf) ein GJemafjfbe beöm ©fjafefvear, too (Sbgar benÖUofter
auf bie äufeerfte ©vifoe be§ $ügefö fütjrt, von tvettfjcr er fid) f)erabftür-
15 5en roiH!*
— — Come on, Sir,
Here's the place; stand still. How fearful
And dizzy 'tis to cast ones Eyes so low!
The Crows and Choughs, that wing the midway air,
20 Shew scarce so gross as Beetles. Half way down
Hangs one that gathers Samplüre; dreadful trade!
Mcthinks he seeins no bigger than his head.
The Fisher-men that walk upon the beacli
Appear like Mice; and yond tall anchoring bark
25 Diminish'd to her Cook; her Cock, a Buoy
Almost too small for sight. The murmuring Surge,
That on the unnumbred idle Pebbles 2 chafes
Canuot be heard so high. TU look no more.
Lest my brain turn, and the deficient Sight
30 Topple down headlong
Üttit biefer ©teile beS ©fjafefvear 511 vergleichen bie Stelle betont
SRilton. B. VIL v. 210. n>o 8 bcr ©ofin (Sottet in ba$ ftrunblofe Gf)ao$
l)erabfief)t. SMefe Siefe ift beb iveitem bie größere; glcidjmofjt tt)itt bie
Beitreibung berfelben feine Söirfung, luctC fie und burd) nid)t3 anfdjauenb
35 * King Lear Act. IV, Sc. 5. 4
' loorbcrl Unb iburd|flrirf)fii] • Pebble [i>f.) » Jocr&ejTert a\ii\ wenn * [rtditiflcf Sc. 6.]
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Xaohoon.
425
gemacht toirb ; luelcfjeä beto bem Shafefbear fo bortrcffüeh burd) bie all-
malige iBcrfleincrung bcr ©cgeuftänbe gefacht.
24. 1
$ie üerjüngtcn Eimeuftonen fd)tt)ächen bic SBirfung in bcr 9Jcahlereb.
Gin ftf)önc3 SBilb in Signatur fann unmöglich eben bafeetbe Söobtge* 5
fallen erroerfen, toetebeS biefe^ 33ilb in feiner toafjrcn (SJröfje erroetfen mürbe.
8Bo bie Ximenfioncn aber nid)t beibehalten werben fönnen, fo nritt
ber Betrachter fie njenigften-5 aus bcr 8 SBergleidjung mit genri&eu befanuten
unb beftimmten (Shöfjeu fchliefteu unb beurtheifett fönnen.
$ie befanntefte unb beftimmtefte (#röfje ift bie meufdjtidje Ökftatt. 10
3)aher finb and) faft alle Sängenmaafte Don ber menfdjlirhen ®cftalt, ober
eingeht fetten berfetbeu hergenommen morbeu. (Sine ©He, ein ftufe, eine
Klafter, ein Schritt, ein ßoll, SKann^och
So naaj 8 glaube ich, baft bic menfrfjliebcn Figuren bem Öaubfchait*
mahler, auch aufter bem höh p ™ Scbcn, ba3 fie in fein Stüd bringen, 15
nod) ben mistigen Xienft teiften, baft fie ba§ 9J?aafj alter übrigen (Segen*
ftänbe unb ihrer Entfernungen unter einanber, barinn roerben.
Säfet er fie weg, fo muft er biefen fanget eines getotfien 2Jcaaf$eS,
burd) Einbringung anbercr £tngc eiferen, metdjc ber Sftenfeh su feinem
öebrandje ober Bcqueinlirijfcit gcmad)t, unb bnljcr nad; feiner ®röfje ein* 20
gerichtet hat. Gin ."paus, eine #ütte, ein $aun, eine ©rüde, ein Steig,
fönnen biefen 3)icnft oerridjtcu ic.
Unb toill ber ftünftler eine gau^e unbebaute, roüfte, oertafjene ®e-
genb, ohne alle aJccnfdjen unb menfa)lid)e Spuren fd)ilbern, fo mufj er
roemgfteua Ztymc öou befannter ®röfje r)ineinfe^cii, au* bereu SBerfjält- 25
nifee ^u beu übrigen (Megenftänben man auf ihre eigentliche £imenfionen
fdjliefeen fann.
$)er Langel eines beftimmten unb befannten 9)caafee3, fann auch in
hiftorifchen, unb nitfjt blofj in £anbfd)aftftütfcn, oou übler SLUrfnng femi.
' (Wr. X ber $aiibfrf)rifteu, ein Cuartboflen, Don befien 8 ©fiten aber nur 5 ljatbbrürfjia. mit ber»
fjältntemäjjig. grofjen, aber flüchtigen unb oft unbeutlidjen 3 u Ö f|t befdjrieben finb; juerft 1788,
S. 319-3M gebruett. bei $cmpel (3. 3tt— SU) al3 Wr. 19 flc\jät)ft. $er entrourf fnüpft au bie*
felben Säße in »JJr. 8 au wie ber borauSaetjeube (Sutrourf *Hr. 23 unb ift ul'erljaupt nad) feinem
Oanjen 3nl)alte mit biefem fo innig oermanbt, baß er allem Uufcfcine nadj fllei^jeiti« mit iöm,
alfo mobl audj im Srübtinfl ober Sommer 1766, entftanben ift.] * bet [fehlte urfprüna,Ud)]
• fberbeffert aus] Warf) biefem ift c* [?J
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426
Xao&oon
„$ie bidjterifche ©rfinbung, fagt ber ö. £ageborn * fobolb fie ber
„Moßen GinbilbungSfraft nberlaßcn ift, leibet Stoergc imb ^Riefen bct)-
„fammen, aber bie maf>(crtfd)e (Srfinbung ober bic SertljcUung ift nic^t
„fo gutwillig unb biegfam." ©r erleutert f. SReinung burd) ein 1 be-
5 rühmteS ©emählbe be$ s ?lltertf)um3, beit fd)lafenben Goclopen be$ Zimaiu
HjeS. EiefeS liefen ungeheuere (Sröße auSjubrüden, r)at ber ftünftler
beßeu Baumen burd) barneben geftettte 6aturen mit einem StyrfuS au$=
meßen laßen. (Sr finbet ben Ginfall finnreid), aber in einer mahlerifdjen
3ufammenfefeung fotoot)t 2 mit ben erften Gegriffen Oon Gkupöiren unb 3
10 unfern ifcigen ^Ibeeu oom ^ellbunfeln ftreitenb, als aud) bem unge-
jlDungenen ©leid)geuncf)te beS Qfcmäfjlbeft nachteilig. ÜRan fann cS bem
oon $agcboru auf f. SBort glauben, baß biefer ©egenftanb alle bie
bemerken Unbequemlicrjfeiten r)at. Sldein eS finb bicfeS nur Unbequem-
licf|feiten für baS 5tuge beS oeriuöhnten ftcnncrS ; id) füge, aus bem toaS
15 id) Don ben $imenfionen gefagt habe, eine anbere ^inju, bie er für jebeS
Sluge r)at, unb für baS ungeübtere am meiften.
Söenn mir ber 2id)ter ben liefen unb ben «ßmerg nennet, fo meis
id) es ans ben Söorten, baß er bie jtoen, Gjtrcma meinet, 511 melden bie
menfd)lid)e ©cftalt, oon itjrcr gewöhnlichen ©röße abweichen fann. 3HIein
2() wenn ber* 3J?ar)fcr eine große 6 unb eine Heine 5'gur üerbinbet, 0 woher
weis ic^, ^ß «3 jene (Sftrema fenn fotten? ^cr> fann wcchfelswcifc fo-
»Dot)( bie Keine als bie große 7 für bie 3igur oon ber gewöhnlichen töröße
annehmen. 9cef)me 8 ict) bic fleine 9 bafür an, fo ift bie große ein (So-
loffuS; neunte id) bie große bafür an, fo wirb bie Heine ein ßiHiputer.
25 %<S) fann mir in biefem Salle noch eine größere unb in jenem noch «n*
fleinere gebenfen. GS 10 bleibt alfo unentfehieben, ob ber 3Jcaf)ler einen
3toerg ober einen liefen, ober ob er bebbeS uorftellen motten.
Julius SRomanuS ift eS nicht allein, melcher ben ©infall beS $i-
mantljeS nachgeahmt t) at ;** fl u<h Francis 3loriS fyat ihn in feinem
30 £erfulcS unter ben Sßttgmäen, gebraucht.*** ^d) ^roeiflc aber, ob fetjr
* Sott ber 2Ral)leret) S. 169.
** Riohardson Trait. de la Peint. T. I. p. 84.
*** 3n einer Zeichnung, bie ©od 1563 geftorfjen hat.
1 [oerbeffert aus] ben ' fotoofyl fnocfjträflUc^ eingefügt] 1 (wrbeffe rt au«l fotoie * [öorber] mit
[V, butdjftrit&en] * [normet] felji |bur^ftri*en] • (bobintet natbträglttto, brei fBorte eingefügt, bie
«lebet burcbftticfien unb unleferlidj gemocht fi"b] ' (Derbeffert ani\ ben »Hefen als ben 3werg
• [berbeffett au»J annehmen, unb weiui id} • [berbeffett au*l ben gmerg [oerbeffert au*] 60
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laokoott.
427
glücflidj. $a er nefjmlidj bic <pttgmäen nid&t als oerroadtfene unb bar*
tickte Bmerge, fonbem als in allen iljrcn #erl)ältnifcen tooljlgemadjfene
Heine 9ttenfd)ett oorftellet, fo mürbe idj nierjt mifcen, ob e3 nidjt 2ftcn=
fd^en tum orbentlidjer ©röfee, unb ber unter ber @icf)e fc^Cofenbe $erfule3
nidjt ein SRiefe femt follte, menn irf) nid)t ben §erMed an f. $eulc unb 5
Sömenfjaut erfennte, unb e§ fdion müfjte, baft ba§ 2lltertt)um ben föerfuleS
^mar ol§ einen großen aber als feinen ungefjeuern SOiann borgeftettet.
StmantfjeS läfet einen ©atbr ben Baumen beä (Suffopen mit einem Xtjnr*
fu3 mcfjen ; fttori§ einen *ßtjgmäcn bie fSfu^fo^fe bc3 Jperfufed mit einem
©taabe. GS ift toafjr, $erMc£ ift in 93etradjtung ber ^togmäen, fogut 10
9liefe, al§ ber ßuflopc in ber 93ctrad)tung ber ©atüren. £)em ofjnge-
adjtet tr)ut bie fifjntüfje 9lu3mefiung b,ier nidjt aud) bie äljnttdje SBirfung.
$)ie ©atnre maren an ifjrer ®eftalt fenntlidj, unb if)re ©röfee mar bie
geroöf)nli(f)e ÜJicnfc^Ud^e ©rö&e. SEBenn fie atfo ben 2>anm beS Güfloöen
meffen, fo erf ernten mir 1 flar barauS, nue biet* ber (Sbflope gröfjcr als 16
ber ©atbr feb. So auc§ beb bem ^bgmäen ; baä Neffen be$ ^gmäen
ermeeft bie 3bee bon ber ©röfse bc3 $erf u(c8 ; gleidjmoljl ift e3 aber fyier
nicf)t auf bie ®röfee bc$ #erfule§, fonbern auf bie SHeinfjeit ber $bg*
mäen angefe^en, unb bie $bee D0It biefer Ijätte ftforiS am lcbf)afteften
machen fotlcn. $icfc8 ober fonnte nidjt moljl anberS gefdjetjen, atä toenn 20
er ben Broergen autf) aufeer tyrer ftleinfjeit, nodj anbere (Sigenfd&aften,
bic mir bobeb ju benfen gemof)nt finb, gegeben fjätte; bie Ungeftaltfjeit
nefmtlidj, ober ba3 bergröfjerte SBerfiältnife iljrer ©reite gegen il)re Sange.
@r fjätte fte ben fttguren 8 in concaüen ober conberm Spiegeln,* mit
meldjen fie Eriftoteleä bcrgteidjt äf)ntirf)er madjen fotlcn.* 25
* Aristoteles Probl. Sect X. nad) ber SBerbefeerung bc8 SBoffiuS ad Pom-
ponium Melam lib. III. cap. 8. p. 587.
25. 5
Safe bie Sttaljlereb ftd) natürlicher Beiden bebienet, mufj iljr aller*
' [oerbeffert au*] fo feb> idj • Ibabintcr] gröfjer [burd>ftrid)en] * [babinter] ättnlic^ madjen
fo [= follen; burd)ftri(f)en] * Spielen, [t>erfd)riebett $f.|
• [5Rr. IX bet tfanbfcfjrtflen, ein falber Sogen in 4°, nur jum Jeil falbbrüdu'g mit Ileinen, bod)
tneift foubent unb fefertiAen ^ügen befd)tieben ; juerfl 1788, S. 341—344 gebrudt, bei ^emj>el
(®. 307-808) a\i *Hc. 16 flejäblt. I>ec Entwurf fübrt ©ebanten au«, bie in «Kr. 8 («bfdjnitt JN,
Äapitel III unb IV) turj angebeutet r«nb, unb fnuuft sugleidj mit ber ©emertung über bie Onter*
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428
laokoon.
bingä einen großen SBorjug oor ber $oefie gewähren, meiere fid) nur
luitnü^rrid)cr 3eid)en bebienen fann.
3ubeß finb benbe midj gerinn nicht fo tueit au? einanber, a($ e8
bem erften Slnfehen nach feinen follte, itub Mc ^oefic ^at nidjt nur
5 lüirtticf) and) natürliche ,8eid)cu, fonbern aud) 1 bittet, ifjre toittführUchen
5U ber SBürbe unb ftraft ber natürlichen $u erhöhen.
Anfang? ift c8 gewiß, baß bie erften ©pradjen aus ber Dnoma-
topötc 8 entftanben finb, unb baß bie erften erfunbnen SBörter gewiße
Mehntichfeiten mit teu auäjubrüdenben <Sad>en gehabt haben, dergleichen
10 SBörter fiubeu fid) auch noch ifct in aflen (Sprachen, met)r ober weniger,
nad) bem bie ©pradjc fetbft mehr ober weniger oon ir)rem erften Ur-
fprunge entfernt ift. 2tu3 bem fingen OVebraudje biefer SBörter entfielet
ba£ maS man ben mufifalifdjeu $Iu$brud in ber ^ßoefie nennet, Oon 8
welchem öftere unb oietfältig @;rempet angeführt werben.
15 ©o weit inbeß bie oerfdjiebnen Sprachen größtentheite in ihren
einzeln ©orten oon einanber abgeben, fo oiet ähnliche» fjaben fie inbeß
noch in benjenigeu Säßen, in meieren ädern* 9(nfef}en nad) bie erften
SWenfccjcn bie erften Söne oon fid) f>ören ließen, 3d) meime beb 5 bem 6
WuSbrutfe ber Ücibenfdmften. $ie Weinen SBörter, mit welchen mir unfere
20 SSerwunberung, unfere greube, unfern 3($merjj, auSbrürfen, mit einem
SBorte bie ^nteriectioneS finb in ollen Spraken $iemlid) einerleb, unb
oerbieuen bat)er aU natürliche Reichen betrachtet 511 merben. (f in großer
9teid)tf)um au berg(eict)en ^artifeln ift ba^er atlerbingS eine S3olIfommen*
heit einer Sprache, unb ob ich f*on mete, meieren SDcifjbraud) elenbc Köpfe
25 baoon machen fönnen, fo bin ich büch auch gar nidjt mit ber froftigen 91n»
ftänbigfeit aufrieben, weldje fie bebnaf)e gänzlich Oerbannen will. 2ftan fclje,
mit welcher 9)canutd)faltigfeit unb Sftenge oon 3nterjectionen ^?r;iloftet
bet) bem ©opljoWeä feineu Schmer^ au^brüdt. (Sin ilberfefcer in neuere
(Sprachen muß fetjr oerlegen febn, wa$ er bafür fubftituircn fofl.
30 $)ie ^oefie bebient fich ferner nicht bloß einzelner SBörter, fonbern
biefer SBörter in einer gemißen Sfatge. SBenu olfo aud) fcr)on nicht bie
SBörter natürliche Reichen finb, fo fann borf) ihre 5°fge bie #raft eincS
natürlichen £ei($en$ h aDC »- SBenn nehmlich afle bie SBorte üoflfommen 7
icttioiten im „^Oitottct" oh ba« erfte itapilet be$ 1766 üeröffentli<f|ten „Caoloon" an. W* Bot»
arbeit für ben brüten leit be» SBerfeS mag er jiemli* flleic&jettia. mit ben beiben oorau?a,ebenbeit
Hummern etma im JJrübling ober Sommer 1766 entftonben fein.] ' [»erbefiert au«] ein * Cno>
matopdie [öerfdjrieben $f.J * [oorber] unb [burdrftricfjeiij * aQen [anfdjeinenb $f.) 1 [oec<
beffert aus] ben • ben [anfdjeinenb ^f.] 1 üoHtommen [fehlte urfprüna,li<&]
larj&oon. 429
fo auf einanber folgen, al3 bie Eilige 1 fctbft roelche fie auSbrutfen. $iefe3
ift ein nnbrer poetifdjer ftunftgriff, ber nod) nie gehörig berührt morben,
nnb eine eigene Erläuterung burdj Krempel berbienet.*
3)a3 bisherige ertoeifet, baß e§ ber *ßoefte nic^t gonj unb gar an
natürlichen ßeirfjcn mangelt. @ie t)at aber auc^ ein äRittel ir)ve nrift> 5
fitfjrtidjc Reichen 511 bem SBert^c ber natürlichen ergeben, 8 neljmlidj)
bie 2Rctapf)er- ®ö net^mticr) bie ßraft ber natürlichen «Seichen in it)rcr
Hefjnlidjfeit mit ben fingen beftetjt, fo führet fie anftatt biefer Sehnlich*
feit, luelche fie* nidjt §ai, 6 eine anbere 9lcf)nlid)feit ein, mcldje baä bc*
äeidjnete 3>tug mit einem anbem Imt, bcfjen begriff leidjter unb lebhafter io
erneuert roerben fann.
$u biefem (Gebrauche ber 9Jktapt)cnt gehören auch °i c ÖMcidjnijie.
$enn ba3 <$(ei($mf) ift im (Srunbc nichts nt£ eine ausgemalte 2Keta=
pfjer, ober bie SJJetaphcr nidjtö nte ein 6 aufammengeäogenc* ®leichnip\
%k Unmöglichfeit, in ber fid) bie fahleren befinbet, fich biefed 15
SQiittelö 31t bebienen, giebt ber ^oefie einen großen SBorjug, inbem fie
fonad) eine s 2(rt Don Reichen h ai > meldjc 7 bie Straft ber natürlichen haben,
nur bofj fie biefe ßetdjeu fetbft himoieberunt burdj nüllführliche auS-
brüdeu muß.
26. 8 20
9cidjt ieber Gebrauch ber nrillführlidjen auf einanber folgenben hör-
baren Bechen ift $ocfie; SBarum fott jeber gebrauch natürlicher neben
einanber fteheuber fidjtbarer $eid)en fahleren femi, in fo fern ÜJcahleret)
für bie ©djiuefter ber ^Soefie angenommen mirb?
©o gut eS oon 9 jenen einen (Gebrauch giebt, ber nicht eigentlich 25
auf bie Scufdmng gebet, buref) 10 ben man 11 mehr 511 belehren, als ,}u
oergnügen, mehr fid) oerftänblidj 511 machen, als mit fid) fortzureißen
' [oerbefiert aus] ali wie |V] bie Sadje * [fcier ift i" b« fcf. ber Sief! ber Seite leer getafien,
bietleidit ofjne »eitere Mbfidjt, ba nur nod) toenifi freier 9?oum borfiaiiben war, oieDeidjt aber audj,
um jpäter SBeifpiele einfüflen ju tonnen] • [babjnterl torldtti ber TOabJerelj [burdjftridjen] « leer«
befiert ou*l fid) * foerbeffert auflj b,aben fann * eine (oerfdjrieoeu #f] * (»erbefiert au*) bie
• [9Jr. IX ber $anbid)riften, ein jiemlid) große* Cuarlblatt, nur auf einer Seite balb betrieben;
juerft 1788, S. 344-845 ßebrueft, bei $empel (S. 309) als 9ir. 17 Q.ejäbU 1er Entwurf Inupft
eiuigermajjen an äfynlicbe Säfte aus Sir. R (befonberS fflbfdjnitt III, Äapitel IV) an wie 9?r. 25 unb
gehört überhaupt nad) feinem Statte in bie 9W)e ber brei ttorau«ael)enben Entwürfe, mit benen
er iiemltd) flleidueitig etwa im Srü^Iinfl ober Sommer 1766 entftanben fein maa,] • [tterbefjert
au*] ben [öerbefiert au«] ber «' [perbefiert au*] wir
430
lao&oon.
fudjt; baä ift, 1 fo gut bie Sprache if>re $rofa h***, fo gut muf$ auch
bie äRahlereö begleichen haben.
(53 gicbt alfo poetifc^c unb profaifäe Wlatytv.
^rofaifdje 9Rahler ftnb biejenigen, welche bic $inge btc fic nacfj-
5 ahnten wollen, nidjt bem SBefen ihrer Beiden anmefjen.
1- 3^re Seiten finb neben einanber fteljenb ; meW&e folglich $inge,
bie auf einanber folgen baniit öorftellen,
2. ifyre Reichen finb natürlich, tueldje fotgtidj fie mit minfü^rXic^en
öermifdjen. $ic SUkgoriften.
10 3. it)re Reichen finb fidjtbar, meiere folglich ttic^t burd) baö ficht*
bare baö ©id)tbare, fonbern ba§ hörbare ober Oegenftänbe
anberer* Sinne öorftetlen wollen. Erläuterung the enraged
Musician oom #ogartf).
27. 8
15 S8ou ber S8erfehiebenl)eit ber Beiden, bereu fid) bie frönen fünfte
bebienen, fanget auch bie »glichfcit unb £eicf)tigfett ab, mehrere ber-
fetbeu mit einanber ju einer gemeinfchaftlidjm SBirfung $u oerbinben.
$ie 93erfd)iebcnf)eit atoar, nach welcher fid) ein $f)etf ber fdjönen
fünfte toiHfüfyrlidjer unb ber anbere natürlicher Reichen bebienet, !ann
20 beo 4 btefer JBerbinbung nid)t befonberS in ^Betrachtung fommen. $a bie
roitlfü^rlicfjen 3eid)eu, eben be^megen weit fie wilttührtid) finb, alte mög*
liehe $inge in allen if)ren möglichen Jßerbinbungen auSbrütfen fönnen,
fo ift üon biefer Seite it)re Sßerbinbung mit ben natürlichen 3eidjen
ofjue $(u£na1)me möglich-
25 SlKein ba biefe wiflführlidje Reichen jugleid) auf einanber folgenbe
1 Da* ift, Jfefjlte urfprünglid)) 1 anber |$i.]
* [tfr. IX ber $anbfd)tlften, jmei in einanber gelegte balbe Sogen in 4«, im ganjen 8 Seiten, größten«
teils Ijalbbriicftifl mit (leinen, aber metft faubern unb bcutlidjen Sügen befdjrieben ; juerft 1788
S. 333— 341 gebruett, bei fcempel (6.803-307) al« 9ir. 16 gejäbjt. Xer ttntwurf fnflpft an einige
Säfte in 9Jr. 8 (ittbfdiuitt HI, Äapitel VI unb Vll) an unb gehört at« umfangreidje SJorarbeit für
ben britten Zell be* „fiaoToon" »ot)I ungefähr ber gleiten fleit wie bie oorauSgeljenbeu toter 9?um«
mern an. flutb, ber $inn>ei* auf t>erfa>iebene Cpern beutet auf bie 3afjre uadj SBretlau, too fieffing
fänuerlicb, Cpern ju fjören beTommen batte. Hnbrerfeit* jeigen bie 93emcrfungen über bie gegen«
feitige Unterftü&ung von Uicfjtfunft unb SWufir, bie fieffing im 26. unb 27. Stüd ber „Dramaturgie"
3utt 1767) modjt, feine tlnficftten im öinjelnen entrolcfrlter ali unfrr Sntrourf, ben aud) bie SBurte
im 4. Stüd ber „Dramaturgie" (ffllai 1767) über bie antiten Pantomimen borausjtifeften fdjeinen.
Demna<&, bflrfte 9ir. 27 nod) in Berlin, etwa im Sommer 1766, entftanben fein.J * [toerbeffert
au*l auf
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XauRDon.
431
3ridjen finb, bic natürlichen 3«^f" aber nicht alle auf cinonbcr folgen, fon-
bern eine 9lrt berfclben neben einnnber georbnet werben müfeen : fo folget
oon fetbft, bafe bie wiHführlichen Beiden fid) 1 mit biefen beb>n Birten na-
türlicher 3citit)cn nicht gleich teic^t nnb glctdt) intim werben bereinigen lajjcn.
5)afj nrinfüf)rlid)c auf cinanber fotgenbe Qtityn m & natürlichen 5
auf einanber folgenben 3cicr)cn fid) leichter nnb intimer werben oereinigen
tafjen, als mit natürlichen nebeneinanbergeorbneten Reichen, ift War. 3)a
aber auf betiben £h e H e ft not § Dcr Unterfdjicb hiosufommen fann, bajj e3
entWeber Reichen für einertet) ober für t>crfct)icbnc ©inne finb, fo fann
biefe intime SBerbinbmtg toieberum ihre ®rabe hoben. 10
1. ®ie Bereinigung wiflfüf)rlicher, aufeinanber folgenber hörbarer 2
Reichen, mit natürlichen, aufeinanbcrfolgenben hörbaren Reichen ift un*
ftreitig unter allen möglichen bie ooIUommcnfte, befonberS toenn noch
bicfeS fn ,l ä l, fömmt, ba| beuberdt) «Seichen nicht allein für einerlei ©inn
finb, fonbern auch oou eben bemfelben Drgano gu gleicher $eit gefaxt 15
unb hervorgebracht werben fönuen.
Bon biefer 9lrt ift bie Berbinbung ber $oefie unb HWufif, fo bafj
bie 9fatur fetbft fie nidjt fowot)! 5ur 8 SBerbinbung, als uielmehr $u einer
unb eben berfelben fiunft beftimmt 51t haben fcheinet.
(£§ h ftt * aut h toirflich eine 3ctt gegeben, wo fie benbc gufammen 20
nur eine ftunft ausmachten. %ü) Witt inbefe 5 nicht leugnen, bafj bie
Trennung nicht natür(id) erfolgt fet), 6 noch weniger will ich Die 5lu§übung
ber einen ohne bie anbere tabcln, aber ich barf boch betauem, bafj burch
biejc Trennung mau an bie Jßerbinbung faft gar nicht mehr benft, ober
wenn man ja noch baran beult, mau bie eine Sunft nur 5U einer #ilf£* 25
fünft ber anbern macht, unb üon einer gemeinfehafttichen SBirfung, Welche
bctjbe }u gleichen Steilen h ertJorD ringen, gar nichts mehr weis. .£>ernach
ift noch auch biefcS 31t erinnern, bafj man nur eine SSerbinbung ausübet,
in welcher bie SMdjtfunft bie helfenbe Äunft ift, 7 uchmlich in ber Oper,
bie Sßcrbinbung aber, wo bie 9Jiufif bie Ijetfenbe ftunft wäre, noch un» 30
bearbeitet getanen hat * Ober follte id) fagen, bafj man in ber Oper
* Vielleicht 8 ließe fidj IjievauS ein wefentltdjeS Untcrfcheibung^cichcn giüijchen
ber ftranäöfi)djeit unb fttaltenifa^cn Oper feftfcjjen.
• firf) [fehlte urfprüttflltd)! • (oorfjerl mit [burtöftriäen] 1 au [anftbeinenb $M ' (nerbfffert
au«] mufj * inbei [na<f>trägUcti etngffilgt] * fet) [noftttflfllidj eingefügt] ' ift fnacbjrftgltrt
eingefugt, babinter onfrtieinenb] fo [burcbftridjeH] * |$ie ganje «nmerfung ift nachträglich auf
bem ttanbe ber $f. beigefügt]
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Xachoon.
auf benbe Serbinbung gebadjt fwbc ; nefjmlid) auf bie SBerbinbung mo bie
^oefie bie Ijelfenbc Äunft ift, iu ber Wrie ; unb auf bic SBerbtnbung, tvo
bie 2Jhtfif bie fjelfcnbe ®unft ift, int 9tccitatir>e ? ®S feinet fo. ftur
bürftc bic tfrage baben fcvn, ob biefe vermifdjte 33erbinbung, mo um bie
5 9tcif)e bie eine Shtnft ber aubern fubferviret, in einem unb eben bemfetbett
(Banken mitürfic^ fett, unb ob bie ivollüftigere, tvetdjeS ofynftreitig bie ift,
too bie ^oefie ber SJcufit fubferviret, nidjt ber anbern fdjabet, unb unfer
Oljr ^u \ci)x vergnüget, ate bafj e3 ba3 wenigere SBergnugen ben ber
anbern nid)t su matt unb fd)(äfrig finben fottte.
10 $)iefe£ Subferviren unter ben betoben ftünften, befteljet barinn, bafj
bie eine oor ber anbern jum .frauvttuerfc gemadjt wirb, nirf)t aber barinn,
bafj firf) bic eine blofj und) ber anbern richtet, unb toenn ifjre Verfd)iebne
Siegeln in Goflifion fommeu, bafj bie eine ber anbern fo Viel nadjgiebt
ate mögtief). $enn biefe* ift aud) in ber aften ißerbinbung gcfdjefjen.
15 Slber tvoI)cr biefe vcrföicbne Regeln, U)cnn c£ tvaljr ift, bafe bei)ber
Bcidicn einer fo intimen Serbinbung fäfyig finb? $nf)cr, bafj beöbcr
3eid)en aloar in ber Jyofge ber #eit toirfen, aber ba3 9?iaafe ber $cit
tveldjeie ben 3^ic^eit ber einen unb ben Beidjen ber anbern entfuridjt,
nidjt einerler; ift. $)ie einzeln $öne in ber Üttiifif finb feine 3eid)cn,
20 fie bebeuten nichts unb bruden nid)t§ au$ ; fonbern ifjre Beiden finb bie
ftofgen ber $öue, meiere 2eibenfd)aft erregen unb bebeuten tonnen. 2)ie
tvitlfübrttdjcn 3eid)eu ber Sorte fjingegcu bebeuten vor fid) felbft etma§,
unb ein einziger Saut 1 a(3 ltjiafür)rticf)e« Beiden faun fo vict auäbrüden,
aU bie 2)cuuf uicr)t anbcrS ate in einer langen ^olgc von Jonen empfinb-
25 tid) machen fann. hieran» entfpringt bie Siegel, bafj bie Sßoefie tvetdjc
mit Sttuftf uerbunben toerben fotl, nict)t oou ber gebrungenen 2 2lrt fet)n
3n ber gran^öftidjen Cpet ift bie $ocfie weniger bie §ülffunft; unb c§
ift natftrlid), bajj bie Sftufif berfelbeit fo nad) nid)t fo brillant werben fönuen.
$n ber itatiämfd)en hingegen ift atteS ber SDlufif nutergeorbnet. SicfeS
30 fietjt man felbft au3 ber @inrid)tuttg ber Cbern be3 SJtetajtafio ; au3 ber unnötf)i*
gen £>änffung ber ^ßerfoiicn j. 6. in ber fteuobia, wetdje uod) weit öerwirfelter
ift, al3 ßrebtÜtonS; au5 ber Übeln ©ewoljnljeit jebe 8ceue, and) bie aller pafft*
onirtefte mit einer SIrie gu fdjließen. ($er Säuger will benm 9l6geb,en für feine
(Sabencc geflatfdjt fetjn.)
35 9ttan müfete in biefer Wbfidjt bie beften franaöftfdjeu Cpern, aU $Ut)S, unb
Slrmibe gegen bie tieften be$ 2Retaftofio unterfudjen.
' (»erbcfiert au*| Ion * grbrungen [^f.)
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laohoon.
433
mufj, bajj e8 beb, it)r feine Schönheit ift, ben beften ®ebanfen in fo
menig atä mögtidje SBorte au bringen, fonbern bafe fie bietmer)r jebem 1
©cbanfen burd) bie tängften gefdjmeibigften SBorte fo Diel 2 2tu§behnung
geben mufj, at§ bie 9ftufif braucht, etroaä ätmtidjeä hervorbringen 311
Hinten, ättan t)at ben Gomboniften borgetoorffeu, bafj ihnen bie fdjtech* 5
tefte ^oefie bie beftc wäre, unb fie baburef) lächerlich $u matten geglaubt.
2t ber fie ift ihnen md)t beStoegen 8 bie tiebfte, loeit fie fcfjlec^t ift, fonbern
roeif bie fdjtechte nidt)t gebrengt unb gebrefit ift. @S 4 ift aber barum
nid^t jebe ^oefie, metdje nid)t gebrengt unb gebrefct ift, fdjlecht ; fie fonu
bietmehr fet)r gut fetw, ob fie gtcidj frctjtidj, aU blofte ^ßoefie betrachtet, 10
nadjbrüdtidjer unb fd)öner febn fönnte. Allein fie fott auch nid)t ats
btofje $ocfie betrachtet merben.
$)afj eine <Sbract}e bor ber onbern sur ÜWufif gefetjidt feb,, ift toof>t
unftreitig, nur 6 mit! gern fein Sott ba§ menigere auf feine (Sprache fom=
men tafjen. $ie Unfcr)ifCicr)fctt beruht ober nict)t btofc in ber raupen nnb iö
harten ^luSfbradje, fonbern aud), 511 6 Sotge ber geinachten Stntncrfung
in ber ^ur^e ber SSörter, unb stoar btefeä nicht tuet! bie furzen SBörtcr
auch meiftentheil§ t) art 1™° uttD M fehler unter einanber berbinben
tafjen, fonbern auch fcfjon beSroegen, toeil fie furj finb, roeif fie 5U toenig
Seit brauchen, at3 bafj ihnen bie 9Jcufif mit ihren Beidjeit gleiten «Schritte 20
folgen fönnte.
SBötTig fann feine Sprache bou ber Besoffenheit fet)n, bajj ihre
Seichen eben fo biet Bett erfoberten, at3 bie Reichen ber 9Jcuftf, 7 unb
ich gtaube, biefeS ift ber natürliche 2tntafj gemefen, ganje Sßaffagen auf
eine Sbtbe ju legen. 25
2. SJcact) biefer botlfornmenften Bereinigung ber ^oefie unb SKufif
folget bie Bereinigung tüiafür)rtidt)er auf einanber fotgenber hörbarer
Seichen, mit tuillf üblichen 8 auf einanber fotgenben fidt)tbarn 3etd)en, ba3
ift bie Berbinbung ber SJcufif mit ber Sanjfunft, ber $oefte mit ber
San^funft, unb ber bereinigten 3Jcufif unb Sßoefie mit ber Sansfimft. 30
Unter biefen bret) Berbinbungen, bon tuetcrjeit allen wir bei) ben
Sitten ©rempet finben, ift mieberum bie Berbinbung ber 2)cufif mit ber
Xansfunft bie boltfommnere. 5)enn 9 obfehon hörbare mit fichtbaren «Seidjeu
* jeben [anfdjelnenb &\., tterbefiert ou8] iljm * (oerbeffett aud] bie * [tierbefTert au«] nur beS,
toeaen 4 f»orb>t) fflber [burcfjflticfjen] • (»orbet] unb fburdjftrttfjcnj • [ootfjet] in bec Äürje
lbut<Wriayn] f Spradje, [»ecf<Fjrieben $[.] • tDUHÜ&rlidj L$f.] • [tofibefiert au8] «Bit
tanjen [?)
fi e 1 1 i n Q , \imMä)e Stiften. XIV. 28
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434
laohoort.
öerbunben merben, fo fällt bod) bafür 1 t)innüeberum bct Unterschieb beä
3eitraume3 ben biefe Sridjw nöttjig fyaben meg, meldjer in ber SScr-
binbnng ber *ßoefie mit ber Janjfunft, ober ber oereinigten ^oefie unb
2Kufif mit ber Xanafunft bleibet.
5 3. 933ic eS eine SBerbinbung miHfüfjrUd) aufeinauberfolgenber höh*'
barer Seiten mit natürlich anf einanber folgenben Urbaren 2 «Seiten
giebt: füllte eä nicht auch eine SBerlnnbung mitlführtichcr aufeinonber-
folgenber ftdt)tbarcr 3eicf)en, mit natürlichen» aufeinanberfolgenben ficht*
baren Seichen geben? 3er) glaube biefcS mar bie $antomine ber 9llten,
10 meun mir fie aufeer it)rer Scrbinbuug mit ber SJcufif betrauten* $enn
el ift gemi| bafj bie Sßantominc nicht au8 t»to9 natürlichen 4 ©emeguugen
unb Stellungen beftanb, 8 fonbern, bat? fie auch miHfüt)rtiche $u Jpütfe
nahm, bereu ©ebeutung t)on ber (Sonoention abhing.
$tefe$ mufj man annehmen um bie SoOfornmenheit ber alten ^ßan*
15 tomine mahrfcfjeinlich ju finben, $u welcher noch *h rc ^erbinbung mit ber
^oefie Dieter beutrug. $iefe£ mar aber eine SBerbinbung Oon einer be-
fonbern 2lrt, inbem nicht 3ei($en imD Sachen mit einanber öerbunben
mürben, fonbern btofc bie ftolge ber einen nach ber Solge ber anbem
eingerichtet, bei) ber $tu£führung biefe testete aber unterbrüeft marb.
20 II. $iefeä maren bie ootlfoinrnnen SSerbinbungen, bie unooßfomm*
neu finb Diejenigen, ba roißführliche aufeiuanber folgenbe 3 e * cr J cn mit na-
türlichen neben einanber georbneten 3ridjen oerbunben merben, bereu oor=
nehmfte bie iöerbinbung ber SRohferet) mit ber $oefte ferm mürbe. SBegen
beä Unterfdjicbe», bafc bie Reichen ber einen im Sftaume unb bie 3eid)en
25 ber anbern in ber £eit 6 auf einanber folgen fan feine öoßfommne Jöer«
binbung entftehen, morauä eine gemeinschaftliche Sßirfung entfpränge, fon=
bem nur eine SBerbinbung beo melajer bie eine ber anbern untergeorb-
net ift.
(grfttich alfo bie SBerbinbung, mo bie «Kahleren ber Xidt>tfunft uuter-
30 georbnet ift. #iet)er gehört ber ©ebrauch ber SBänfelfänger, ben Inhalt
ihrer ßieber mahlen gu lafeen, unb barauf 311 meifen.
Sie SSerbinbung, melche (SagluS angtebt, ift mehr c-on ber SSLxt,
* $ie einfache tafi, mctcfje ftch roiaftt^rttcf) auf einanber folgenber ficht-
barer Bethen bebient, würbe bie Sprache ber Stummen feön.
• (oerbefiert au«] wtfberum ■ [Derbeffert au*l fid)t [= ftc&t baren] ■ [üerbeffert au«] toiCrtü&rli*
4 Iberbefiert au«] toiatül>rli*eii • bepanb [noc^träfllic^ eingefüßt] • [berbeffert au*] im »au
[= «aume]
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laofioon.
435
nrie 1 bic alte ^antomine mit ber ^oefic tierbunben mar. 5>iefe ift bic
golge ber 3cicf)en ber einen burdt) bie ftolge ber 9 3cict)cn ber anbern
bestimmen.
28. 8
3n ben ®emäl)tben in ber »aticanifchen #anbfärift beS 93trgil3, 5
njclrfjc Sartoli bereite fielen tafcen, nnb Antonio STmbrogi in f.
mehr prächtigen als frönen Hingabe beS SBirgitö (Roma 1764 in 3
fol.) nac§ if)in, erfajeinet Soofoon gleichfalls mit betiben #inbern ^ugteict)
umfd)lungen, 511m 93ett>eife, bajj man auch bamalS 4 ben SSirgil nicht anberS
tierftanben als ich i fl 9 c - 10
Saofoon ift in biefem ®emäf)fbe naefenb, bis auf einen furzen
HRautel, melden ber SBinb über baä (Seftchte mehet. 2luch bie SBinbungen
ber Schlangen finb nicht bie SBirgittfdjen, fie gehn jroar ametimal um ben
fieib, aber freuaroris, unb 11m ben £>al$ gar nicht.
Sludj ber ßatrou in f. Sßirgtl fyäit bafür, baft ber dichter feine 15
93efchreibung nach ocr ®rutitic gemacht h a & e > °' c er lme Sontain 5 für
ein SBerl be£ ^ßr)tbia^ hält. $iefe3 führt 9lmbrogi aus ihm an, ohne
ihn 5U roiberlegen. Unb Wmbrogi lebt bod) in 9tom.
K
Unter ben übrigen Tupfern, metdje Mmbrogi feiner SluSgabe beti- 20
gefüget, finb auch einige Don fogenannten atten Gtemähtben aus bem SHr*
cherfchen TOufäo, beren einS (Tom. IN. p. 23) bie 3uno öorfteUet,
mie fie bie Sllcfto auS ber £ölle ruft. 3uno fifcct auf einer SBotfc an
bem Eingänge einer #öt)le, unb oor ihr ftehen amen Figuren, bie ecfel
nnb abfeheulich fetin. 3$ t)attc biejeS ©emählbe nicht für alt. 25
1 [uerbeffert au*] roeldje * ffolfje bei [na<f»träfllt<f| eingefügt]
* (ißt. XXVI bet $anbfd>rtften, ein große«, nur auf einer Seite Ijalbbrücfjtg mit flüdjtigen 3«9<n
befdjriebene« Cuartblatt, über bo« eine fpitere $anb bie »emerfmtg „F. Ad V. S. 5*. 50" gefefct
t>at ; juerft bei $empel S. 8s7 al« 9ir. 8 a gebrutff. Die «ufaeidjmtngrn begeben fi(6 auf ben
jroetten unb britten SBanb von Stmbrogi« 9lu«gabe bei SBirgU, bie 1764 unb 1765 ju SRom erfä)le<
nen. Unb jmac ift bie SBibmung bes jmeiten *anbe« oom 14. Hpril 1761, bie be* britten oom
20. lejember 1765 baiiert. 3>a* ganje «Ber! Tann alfo früöeften» im fttü&ling 1766 in SBerlin ae<
roefen fein, unb bii ei in Sefflng« §dnbe tarn, mögen fetebt nodj einige Stouate oergangen fein.
So wirb unfer Ölatt n>ob.( ntd)t bor bem Sommer 1766 eutftanben fein. Ser in ber $anbfdjriften'
fammtunfl bamit juf immengeftedte »eitere Bogen ift fclion unter 9tr. 16 mitgeteilt.] * [babinter]
fdjon [burd)ftria)eti] • ifo $f. ftatt 2)e*fontaine«J
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laohoon.
29. 1
Saocoon. 2
9iad) bem ^ßetit mfiftte notfymenbig bog Shmftiuerf foäter jegn aU
bic *8e)'cf)retbung be£ SBirgifä: bcnn et toiff, bafj bie ganje (Spifobe bc3
5 Saofoou eine ©rfinbung be$ SBirgtte fcQ. (Lib. IV. Miscell. Obs.
cap. XIII.) TametBi Servius re vera hoc Laocoonti accidisse ex
EuphorioDe refert : quod piaculum contraxisset, coeundo cum uxore
ante simulacrum numinis, Yerisimilius tarnen est, a Marone hoc
totum fuissc inventura, ac pro machina induetum, qua dignum
10 vindice nodum explicaret, quomodo videlicet ausi sint Trojani tarn
enormem et coneavam simulacri compagem transferre in urbem etc.
Allein biefc Meinung beä $etit ift leicht $u mibertegen ; inbem ber ©puren
ber uef)mlid)en ®efd)itf)tc be$ Saofoon bett früheren, unb stuar grieajifäen
©cribenten, eben fo oietc aU ffare unb beutlidje fiub.
15 Saofoon, fielje borfjcrgcljenbe ©eite. 8
Gin^ctnc ©cbanfen jur ^ortfefcung meinet SBerf«.
3$ behaupte, bajj nur baä bic Söeftimmung einer ftunft fetjn fann,
hioju fic einzig unb atiein gcfd)idt ift, unb nidjt ba3, toaZ anberc fünfte
eben fo gut, too ntajt befter Iciftcn fönnen, aU fie. 3dj finbe belj bem
20 Sßfutardj ein (StfciamiB, ba3 biefed fel;r moljt erläutert. SSer, fogt er
(de Audit. p. 43. edit. Xyl.), mit bem ©djlüfcel £>ofy fpcHcn unb mit
ber Sljt bie schüren öfnen nritt, oerbierbt nidjt fo mol)t beibe SSkrfjeuge,
als ba& er fid) felbft be$ 9iiifceu3 beiber 2Berf$euge beraubt.
30/
25 P r e f a c e.
Celui, qui compara le premier la Peinture et la Poesie, etoit
• [$ie belben 2lbfcf>nitte t>on SRr. 29 beftnben ftd» nid)t unter ben eigentlichen fiaoroonljanbfc&riften
fonbern flammen auä brm flolleftaneenfjeft (jefct in ber SJreatauer gtabtbibliotljei). 2a i'ejfing
fttb btefes §eft erft im Stmtfominer 1768 anlegte, (dunen aiicfj unfre beiben ben „t'aoloon" betreffen«
ben (Eintrage nidjt früber gemadjt fein. $ocf> werben fic aud) nidjt öiel fpäter unb jebenfatl* nodi
in bie Hamburger $eit, alfo fpäteften» ipobl in ben ©tnter 1760/70 faOen. ®ebruc!t erfebienen Tie
iuerft in umge(ebrtcr fteibenfotge 1789, <S. 370-371; bei $empet (316-317) fmb fte ali Sir. 22
gejäb.lt.] * [2)aju bemertte ffarl fieffing: (9R. «. p. 370)] • fjfcaju bemerTte ftarl ßeffing:
(f. SW. «. i». 870 ]
• [9?r. XV ber $anbfrf|riften, ein Sogen in 4*, bon beffen 8 Seiten ntcbJ ganj 7 Ijalbbröflig mit
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437
im homme sensible qui s'appercevoit 1 que les deux arts faisoient
sur lui des impressions semblables. Tout les deux, se disoit-i),
nous representent des choses absentes comme presentes, Tappa-
rence comme realite ; tout les deux font illusion, et cette illusion
plait. (nous fait plaisir) 5
Un second tacha de penetrer dans l'interieur de ce plaisir,
et fit la decouverte, (remarqua, decouvrit,) 2 qu'il decouloit* dans
Tun et dans l'autre de la meme source. La beaute, l'idee de la
quelle s'abstrait (nous vient) 8 originerement d'objets corporels, a
des regles universelles, qui se laissent appliquer ä plusieurs autres 10
choses; ä des actions, ä des pensees, aussi bien qu'ä des formes.
Un troisieme, faisant attention au prix et ä Temploi diffe-
rent de ces regles generales, remarqua, que les unes dominoient
le plus dans la Peinture, et les autres dans la Poesie; par con-
sequent qu'a l'egard de celles-la la Peinture scauroit 4 fournir des 15
explications et des exemples ä la Poesie, comme ä l'egard de
celles-ci la Poesie a la Peinture.
Le premier c'etoit l'Amateur; le second le Philosophe; le
troisieme le Critique.
Les deux premiers ne pouvoient pas aisement faire un mau- 20
vais 5 usage, ni de leurs sensations ni de leur conclusions. Mais
quant aux observations du Critique, le principal oonsiste dans la
justesse de l'application sur tel ou tel cas particulier: et comme
de tout tems le nombre des Critiques ingenieux a surpasse de
beaucoup celui des judicieux, ce seroit un vrai miracle, si cette 25
fauberen unb weift beutüeben 8ügen befdjrieben finb, reidj an Äorrelturen, bie jutn Zeil faum lefer=
Heb fmb. fßon frembec $anb ift barflbet brtnertt : ,6. fjrranj. Uebecf. be* Laocoon." (Bebrucft
würbe bec Sogen juerft 1839 in fiaebmannä HuSgabe, @. 167—169; bei fcemtoel (<3. 325—387) ift
et alt 9h:. 30 ge}äblt. SRadj ben legten Sägen bec frangdfifeben Sortebe ju fcfttiefjen, würbe biefe
Übertragung erft einige Qabre nad) beut Qtf djeinen beä beutfdjen „fiaofoon" oerfut^t, aifo oielleidjt
1770, wie (Sri* ©djmibt (fieffiug, 93b. II, S. 56) annimmt, wobj weil fieffing am 5. 3anuar 1770
feinem SBerleger (Eben, fjftb. Sofj bie Wbfidjt mitteilt, in SBolfenbüttel fogleidj wieber ernftlidt) an
ben „Caotoon" ju geben. Sdjmibts weitere Bermutung, bajj bie franaBfif ct)e Übecfefcung oielleidjt
auf einen älteren $Ian etwa aus bem Sommer 1766 jurütfgebe unb wotjl nur ein bamal« jurüd»
gelegtes ®fatt mit Meinen Sinterungen fei, ift jwar febr anfpreebenb, läßt fid) aber minbeftenS burd)
bie Süßere gorm ber fcanbfdjrift ntrt>t bclrdftigen.) 1 [oerbeffert auSJ Celul, qnl le premier
comparait [oerbeffert in compara le premier, bann auä) biefe« burrfjftric&en] ensemble la Pein-
ture et la Poesie entre elles, [bie jwei leiten SBorte iiadjträgtid) eingefügt] etoit un bomme
(Tun tact subtile, qui sentit * [Sie jwei b^r eingefiammerten Sorte finb in ber $f. obne
Klammern über baS SJorauSgebenbe gefdjrieben] 1 [oerbeffert aus] couloit * [oerbeffert aus]
pourrolt [?] » [anfdjeinenb oerbeffert aus] me [= mSsus?]
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laoRoon.
application s'etoit 1 tousjours faite avec toute la precaution exquise
pour tenir la balance juste entre les deux arts.
Si A pelle 2 et Protogene 8 ont 4 confirme et eclairci 6 dans leurs
ecrits maintenant perdus sur la peinture, les regles de cet art
5 par les regles de la Poesie deja etablies, on peut etre sur, qu'ils
l'auront fait* avec toute la moderation et toute la precision, avec
laquelle nous voyons encore aujourd'hui, qu'Aristote, Cicero, Ho-
race, Quintilien cherchent ä appliquor 7 dans 8 leurs ouvrages les
prineipes et les experiences de la Peinture sur l'Eloquence et la
10 Poesie. Car no 9 faire jamais ni trop, ni trop peu, voila Ie pri-
vilege des Anciens.
Mais nous autres modernes nous sommes 10 flatte, de les de-
vancer 11 c!e bien bin en changeant 12 leurs petites allees en des
grands chemins : dussent meme les grands chemins par la, malgre
15 leur avantage d'etre plus courts et plus surs, devenir des sentiers
tout au8si 13 peu battus que ceux qui 14 menent 16 par les deserts.
Apparement que TAntithese brilliante de Simonide, que la
Peinture ne soit 16 qu'une Poesie 17 muette, et la Poesie une Pein-
ture parlante, no se trouva point dans un ouvrage dogmatique.
20 C'etoit un trait d'esprit, come ce Poete 18 en avoit d'autres, qui
en partie sont d'une verite si frappante, qu'on ne prend pas garde
ä ce que le reste en 19 a de vague 80 et de faux.
Les Anciens pourtant ne s'y abuserent point. 21 Car adinet-
tant pleinemont 82 la sentence de Simonide quant ä l'impression
25 des deux arts, ils n'oublierent point de nous bien imprimer dans
l'esprit, que malgre la parfaite resemblence de cette impression,
ils differoient encore beaueoup tant ä l'egard des objets qu'a l'e-
gard de la maniere de leur Imitation. (iXrj xai TQOTtoig fiiftfjaeoyg)
Ce ne sont que les Critiques 23 modernes, qui, tout comme si
30 uno teile 24 difference etoit absolument imaginaire, ou n'importoit
1 [öerbefiert ou8| s'avoit * [wrbeffert aus) En cas quWpelle • [verbeflert au*] Protogenes
* [ttorberl dans (burcbjttit&en] * lou8 einem unlefetlidjen SBort berbeffert] • [oerlxffett au3]
que cela aura[?] et6 falt * cherchont ä appliquer [üerbeffert au*| appliquent • [oer*
beffert aai] ä ' [bahntet] rien Iburrffftri^ett] [wrbefiert au«) avona " |.t>crbeffert au*]
de ... . [unlefer(id)] " changant [oerfdjriebcu $f.) 11 tont aussl [fpäter eingefägt] w quo
ceux qui löerbefiert aud] tels qui ** menenent [oeifdjriebeit $f.] " [oerbeffrrt auä] n'etoit
" Poesl [oerfAriebeit $].] » [cerbeffert au8] Simonide '• en [nadjträglid) eingefügt]
[tterbejiert au«] faux *• foetbeffert aus] y prirent bien garde plelnement [nadj»
ttdglid) eingefügt] " Crltiqae ßf.] u une teile [uerbrftert au«J cette
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laohoon.
439
point du tout, ont conclü de ce que la Poesie et la Peinture se
resemblent en partie, des choses bien crues. Tantot ils releguent
la Poesie dans les bornes estroits de la Peinture, tantot ils don-
nent ä remplir ä la Peinture toute la vaste sphcre de la Poesie:
tout ce qui n'est pas defendu ä l'une, doit aussi ctre permis ä 5
l'autre : 1 tout ce qui plait ou deplait dans l'une, doit de necesaite 8
aussi plaire ou deplaire dans l'autre: et pleins de cette idee ils
prononcent avec le ton le plus imposant los jugements les plus
superficies, 8 lorsqu'en remarquaut, 4 dans les ouvrages du Poete
et du Peintio sur le meme sujet, do ces points, ou Tun s'est 10
eloignö do l'autre, ils en font un crime ou ä 5 Tun ou ä l'autre,
selon quo leur gout les porte le plus 6 ou yers la poesie ou vers
la peinture.
Cette fausse critique a 7 egare 8 en partie les Virtuosos
meme. Elle a fait naitre dans la Poesie la rage de vouloir 9 15
peindre tout, et dans la Peiuture celle des allegories; le 10 tout
dans la pleine et pure intention, de faire de l'une un tableau par-
lant, sans 11 savoir proprement ce qu'elle peut et doit peindre, et
de l'autre un Poeme muet, sans avoir considere, jusqu'ä quel point
eile peut exprimer des idee generales sans s'egarer de leur de- 20
stination et degenerer en une espece d'ecriture de simple Con-
vention.
D'aller ä l'encontre de ce gout raanque, 12 de combattre les
jugements 18 trop peu approfondis des Critiques, 14 c'est la le des-
sein principale des discours suivants. 25
Iis ne 15 se sont formes qu' 1B occasionellement, et plus selon
la suite de ma lecture, que selon le ,e developpement methodique
de prineipes generaux. Ce sont donc plutot des materiaux sans
ordre pour en faire un livre, qu'un livre.
II y a quelques annees que j'en ai donne le commencement 30
1 Hut ce qui . . . . & l'autre: [na^träglictj eingefügt] * de necesslte [na<f»trägli(&, eingefügt,
berbeffert au8] de toute necessite • [berbeffert au«] fades, 4 en remarquent, (»erfdjrieben
ßf] • a [nacfittägli* eingefügt • le plus [fehlte urf&rünglid)] ' lbob,tntet| meme (burd)*
ftritfjenl • [bahntet ein unlefcrtitb, burd)ftri(b,enc8 SBort] • (berbeffert aus] tout (borget]
. . . . a faire [burd)ftrid)en, ber «nfong unleferlidj] " [babjnter ein gang furje», unlefcrlid)
burcbftridjened ©ort] »• [berbeffert au8] De combattre ce faux gout " [berbeffert au8] et
de a'opposer aus diu Jugements '* des Critiques [nad)ttoglid) eingefügt] w ne [unb]
qu 1 rnodjtragli^ eingefügt] M [berbeffert au8] un
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laoküon.
en Alemand. Je vais le rediger 1 de nouveau et d'en donner la
suite en Francoia, cette langue m'etant dans ces matieres 8 tout
au moinB aussi familiere que l'autre. La langue allemande, quoi-
que eile ne lui cede en rien 8 etant manie comme il faut, est pour-
5 tant encore ä tbrmcr, a creer meme, pour plusieurs genres de com-
positum, dont celui-ci n'est pas le moindre. Mais ä quoi bon se
donner cette peine, au risque meme de n'y reussir pas* au gout
de ses compatriots? Voila la langue francoise deja toute creee, 6
toute formee: risquons donc le paquet. Et qu'y a-t-il ä risquer?
10 Tout delicats que les Francois sont sur le chapitre de leur langue :
je les connois d'assez bonne compositum ä l'egard d'un etranger,
qui n'y pretend a rien, qu'a etre clair et precis.
1 (wrbefiert au*] dlgerer » maticries [ofrfdjriebcn $f.) • [babjnterj aatre den bonnes
mains lburd)ftri*en] 4 pas [na$trag(i4 tittflcfügt] • crfie, [§\ .)
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